Titel: | Ueber die atmosphärische Luft, als Mittel zum Leben; nebst der Untersuchung verschiedener Ursachen ihrer Verunreinigung, wodurch Häuser, Dörfer, Städte und ganze Gegenden ungesund werden, und über einige Mittel zu ihrer Verbesserung, welche vorzüglich Baumeister anwenden können und sollen. Von dem königl. Kreis-Bauinspektor Voit. |
Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XXVII., S. 198 |
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XXVII.
Ueber die atmosphärische Luft, als Mittel zum Leben; nebst der Untersuchung verschiedener Ursachen ihrer Verunreinigung, wodurch
Häuser, Dörfer, Städte und ganze Gegenden ungesund werden, und über einige Mittel zu ihrer Verbesserung, welche vorzüglich
Baumeister anwenden können und sollen. Von dem königl. Kreis-Bauinspektor Voit.
Voit über die atmosphärische Luft, als Mittel zum Leben.
Die atmosphaͤrische Luft, welche unsern
Erdkoͤrper allenthalben umgibt, wirkt auf die Bewohner desselben
wohlthaͤtig oder nachtheilig, je nachdem sie rein, oder mit
schaͤdlichen Duͤnsten angefuͤllt ist.
Die Basis der atmosphaͤrischen Luft besteht aus Sauerstoff- und
Stikstoff-Gas, welche in einem solchen Verhaͤltniße mit einander
verbunden sind, daß 100 Theile atmosphaͤrischer Luft 79 Theile Stikstoffgas
und 21 Theile Sauerstoffgas oder Lebensluft enthalten. Außer diesen Bestandtheilen
befinden sich in der atmosphaͤrischen Luft, bald in groͤßerer bald in
geringerer Menge, noch viele andere Substanzen, welche sie verunreinigen, die sich
aber auch unter gehoͤrigen Umstaͤnden wieder davon abscheiden.
Das Sauerstoffgas ist die einzige respirable Luft. In ihr zeigt sich das Thier noch
viel lebendiger, als in der atmosphaͤrischen Luft, und nur von ihr allein
haͤngt das Brennen der Koͤrper ab. Ueberhaupt hat das Athmen mit dem
Brennen viele Aehnlichkeit. Der brennende, wie der athmende Koͤrper zieht
den Sauerstoff in sich ein; jener erlischt, wenn er keinen Sauerstoff mehr
einzuschluken, und dieser stirbt, sobald er keinen mehr einzuathmen hat; doch vermag
weder ein brennender noch ein athmender Koͤrper, in einem eingeschlossenen
Raume, das Sauerstoffgas in der atmosphaͤrischen Luft ganz zu verzehren, und
die Flamme erlischt und der lebende Koͤrper stirbt ohngeachtet noch
Sauerstoffgas in derselben sich befindet. Um also eine Flamme, oder einen lebenden
Koͤrper zu unterhalten, muß die sie umgebene Luftschichte, aus welcher der
brennende oder athmende Koͤrper den Sauerstoff aufgenommen haben, und die nun
viel Stikstoff enthaͤlt, weggenommen, und durch eine andere ersezt werden,
welche aus atmosphaͤrischer Luft besteht. –
Hieraus kann man einsehen, daß das Brennen ungemein verstaͤrkt und
befoͤrdert wird, wenn durch einen Luftzug oder ein Geblaͤse, dem
brennenden Koͤrper immer frische atmosphaͤrische Luft
zugefuͤhrt wird. Dieß ist auch beim Athmen der Fall.
So wie der Mensch ohne Sauerstoff gar nicht leben kann, so wuͤrde er in reinem
Sauerstoffgas zu schnell leben. In derjenigen Luft, welche Sauerstoffgas und
Stikstoffgas in oben angegebenem Verhaͤltniß enthaͤlt, lebt er wohl am
laͤngsten und am gesuͤndesten.
Obgleich dieses Verhaͤltniß, nach den neuern mit Genauigkeit angestellten
Versuchen in allen Jahren und Jahreszeiten, bei allen Winden und Witterungen in
allen Hoͤhen und Tiefen, in allen Gegenden der Erde auf dem Festlande und
uͤber der Meeresflaͤche, in Spitaͤlern und
Schauspielhaͤusern wie im Freien, immer unveraͤnderlich zu bleiben
scheint, so kann die Luft doch durch andere Stoffe, welche sich damit vermischen,
schaͤdlich und unathembar werden, gleichwie das Wasser, obgleich es in seinen
Bestandtheilen unveraͤnderlich ist, durch aufgeloͤste Dinge zum
Gifttrank werden kann. Diese fremdartigen Stoffe, welche sich mit der
atmosphaͤrischen Luft vermischen, sind theils Wasserdaͤmpfe, theils
Kohlensaͤure durch Ausduͤnstungen aus der Erdoberflaͤche und
vorzuͤglich in Staͤdten durch Verbrennung und
uͤberhaͤuftes Zusammenseyn lebender Geschoͤpfe, durch
Gaͤhrungen, Respirationen u.s.w. theils Ammoniakgas (durch Faͤulniß
thierischer Koͤrper erzeugt), theils Kohlen-Schwefel- und
Phosphor-Wasserstoffgas (Sumpfluft) und theils noch unbekannte animalische
Duͤnste (Miasmen).
Bei einem Spaziergange auf das Land fuͤhlt man den Unterschied der Luft.
Entfernt von der Stadt ist die Luft rein und leicht; druͤkend und unrein in engen,
niedrig liegenden oder stark bevoͤlkerten Staͤdten.
Schon durch das Ausathmen so vieler Menschen, die in
Staͤdten beisamen leben, und einer so großen Menge Thiere, die sich der
Mensch oft nur zum Vergnuͤgen und aus Luxus beigesellt, wird die Luft
verdorben; denn dieser Prozeß absorbirt nicht nur die Lebensluft, und scheidet aus
der athmosphaͤrischen Luft das Stikstoffgas, worin weder ein Geschoͤpf
leben, noch ein Koͤrper brennen kann, sondern er erzeugt uͤberdieß
noch viel kohlensaures Gas, welches ebenfalls irrespirabel ist.
Nach Th. v. Saussures Versuchen ist die Menge dieses Gases
in der atmosphaͤrischen Luft, im Sommer groͤßer, als im Winter; denn
im Winter enthalten 10000 Th. atmosphaͤrischer Luft 4,79 Theile, im Sommer
aber 7,13 TheileDiese Verschiedenheit
laͤßt sich leicht erklaͤren. Im Sommer wird die Menge der
Kohlensaͤure nicht nur durch die Vegetation, sondern auch durch
Gaͤhrungen aller Art, welche die warme Luft beschleuniget, sehr
vermehrt, im Winter hingegen versiegen nicht nur diese Quellen der
Kohlensaͤure großentheils, sondern das kaͤltere Wasser
absorbirt dieß Gas in groͤßerer Menge, und reinigt so die
Luft.. Da sich in der atmosphaͤrischen Luft Sauerstoff,
Kohlensaͤure und Wasserduͤnste befinden, so uͤbt sie auf viele
Stoffe eine nachtheilige Wirkung aus, und bringt Veraͤnderungen an ihnen
hervor. Diese Veraͤnderungen nennt man Anlaufen, Rosten, Verwittern
u.s.w.
Die Luft, welche die lebenden Geschoͤpfe umgibt, soll demnach nicht
eingeschlossen seyn, sondern wenn die untere Luftschichte durch das Ein- und
Ausathmen, durch Verbrennen, Gaͤhrungen, u.s.w. zum Leben untauglich wird,
soll sie fortgeschaft, und durch eine neue Schichte atmosphaͤrischen Luft
ersezt werden koͤnnen.
Zuerst will ich einige Ursachen angeben, wodurch hauptsaͤchlich die uns
umgebende atmosphaͤrische Luft verdorben wird. Man hat die Bemerkung gemacht,
daß nicht alle Staͤdte, nicht alle Landesstreken gleich gesunde Wohnorte
sind. Manche zeichnen sich so nachtheilig aus, daß sie gewisse einheimische
Krankheiten haben, welche bestaͤndig, oder nur zu gewissen Jahrszeiten
herrschen; allein es ist hier der Ort nicht, die geographische Lage solcher Orte
anzugeben, und die oͤrtlichen Ursachen so nachtheiliger Erscheinungen
aufzuzaͤhlen, denn eine solche Untersuchung wuͤrde zu weit von dem
vorgesezten Ziele abfuͤhren. –
Ungesunde Staͤdte, Doͤrfer oder einzelne Wohnungen, sind gewoͤhnlich auf
einen sumpfigen Boden gebaut, oder sie haben in der Naͤhe Moraͤste
oder stehende Gewaͤsser, welche die Luft verderben. Von solchen einzelnen
Plaͤzen will ich hier nicht besonders sprechen, sondern nur im Allgemeinen
die Ursachen angeben, wodurch die Luft verdorben wird, Ursachen, welche wir
taͤglich wahrnehmen koͤnnen, und die beinahe alle Staͤdte und
Gegenden aufzuweisen haben.
Die atmosphaͤrische Luft wird verdorben:
1) Durch stehende Gewaͤsser, durch Moraͤste und
Suͤmpfe, durch Graben, welche nicht hinlaͤngliches Gefaͤlle
haben, und nicht reinlich genug gehalten werden. Dergleichen versumpfte
Graͤben findet man vorzuͤglich auf dem platten Lande, aber auch in
der Naͤhe von Staͤdten, und in Staͤdten selbst.
2) Wenn in einem Dorfe die Dunglager nicht zwekmaͤßig
eingerichtet sind, und wenn bei Regenguͤssen die Mistjauche in
Graͤben und leichte Vertiefungen
gefuͤhrt wird, wo sie verduͤnsten muß.
3) Durch schlecht unterhaltene Wege und Strassen, wenn das
Wasser in den Vertiefungen stehen bleibt, und verduͤnsten muß. Dieses
Uebel trift man nicht nur in Doͤrfern, sondern leider! auch in
Staͤdten an.
4) Wenn Kanaͤle durch Doͤrfer oder Staͤdte
fließen, welche wenig Gefall haben, und im Sommer beinahe austroknen.
5) Werden durch feuchtes Mauerwerk die Wohnungen
aͤußerst ungesund, und zwar um so mehr, wenn, wie es in Staͤdten
oft der Fall ist, die Hofraͤume beschraͤnkt, von hohen
Gebaͤuden eingeschlossen, und die Strassen selbst enge sind.
6) Gebaͤude, welche im Verhaͤltnis zur Breite der
Straffe, in der sie stehen, zu hoch sind, halten den Luftzug ab, welcher zur
Reinigung der untern Luftschichte nothwendig ist.
7) Bewirken hohe Stadtmauern dasselbe Uebel, und wenn, wie dieß
haͤufig der Fall ist, zwischen den Mauern und den Haͤusern sich
nur ein schmaler Raum befindet, der gewoͤhnlich nicht reinlich gehalten
wird, so erzeugen sich ungesunde Duͤnste, welche die Luft zum Einathmen
untauglich machen.
8) Wenn in Staͤdten solche Professionisten
zusammengedraͤngt leben, deren Abfaͤlle leicht in faule
Gaͤhrung gerathen, wie z.B. bei Gerbern, Pergamentern u.s.w., da
entstehen die ungesunden Duͤnste am haͤufigsten, zumal im Sommer und
uͤberhaupt, wenn nicht durchgaͤngig die erwuͤnschte
Reinlichkeit beobachtet wird.
9) Eben so verpesten schlecht angelegte und uͤbel
verwahrte Abtritte die Luft. Sind diese noch uͤberdieß in enge
Hoͤfe eingeschlossen, und ist die Bevoͤlkerung der Haͤuser,
in denen sie angebracht sind, groß, so ist der Gestank um so groͤßer.
Faͤllt in die Kloake oder Abtritte Wasser von der Dachtraufe, oder wird
es dahin geleitet, so vermehrt sich der uͤble Geruch, wenn es
regnet.
10) Je mehr Geschoͤpfe in einem engen Raume beisammen
wohnen, desto mehr wird die Luft verdorben, und zum Leben untauglich gemacht.
Daher sollen in stark bevoͤlkerten Staͤdten, so wenig
Staͤlle als moͤglich geduldet werden, vorzuͤglich keine
Schwein- und Schafstaͤlle. Wenn in einem Gebaͤude, in
welches Staͤlle kommen sollen, kein schiklicher Plaz fuͤr das dazu
erfoderliche Mistlager vorhanden ist, so sollten auch die Staͤlle nicht
erlaubt seyn.
11) Wenn große oͤffentliche Gebaͤude, in welchen
die Mezger feil haben (Fleischbaͤnke) oder oͤffentliche
Schlacht-Haͤuser, (worin das Vieh geschlagen und aufgebrochen
wird) nicht auf freien Plaͤzen stehen, sondern von Haͤusern
eingeschlossen sind, weßhalb die mit Duͤnsten angefuͤllte Luft,
nicht gehoͤrig gereiniget werden kann; so entsteht in ihnen, und um sie
ein unausstehlicher Gestank, zumal im Sommer, und uͤberhaupt, wenn im
Innern solcher Gebaͤude nicht alles reinlich genug gehalten wird, wie es
leider oft der Fall ist. –
12) Sind Lazarete und Krankenhaͤuser in Staͤdten,
und stehen diese nicht frei genug, so, daß sich die sie umgebende Luft nicht
bestaͤndig erneuern kann, so koͤnnen sie fuͤr die Stadt
selbst gefaͤhrlich werden.
13) Kasernen, Arbeitshaͤuser, uͤberhaupt
Gebaͤude, in welchen viele Menschen leben, oder sich zu gewißen Zeiten
darin versammeln, sollen freie Umgebungen haben. Das Innere solcher
Gebaͤude darf durchaus nicht feucht seyn, und man soll vorzuͤglich
darauf sehen, daß die Abtritte und Kloaken verwahrt und zwekmaͤßig
angelegt werden.
14) Selbst Kirchen verdienen in Hinsicht der medizinischen
Polizei eine besondere Aufmerksamkeit. Die Mauern einer Kirche sollen im Innern
nicht schwizen, denn dadurch wird der innere Raum mit ungesunder Luft
angefuͤllt.
15) Begraͤbniß-Plaͤze sind weder in
Staͤdten noch in Doͤrfern zu gestatten, und sie sind außerhalb auf
geeigneten Plaͤzen anzulegen. Aber auch außer den Ortschaften, darf man sie nicht
zu nahe an Landstrassen bringen, weil diese Plaͤze an einer stillen und
ruhigen Lage seyn sollen.
16) In mehreren Staͤdten unsers Koͤnigreichs hat
man die Gewohnheit, sogenannte Versenkgruben anzulegen. Dergleichen Gruben
schließen einen großen Raum ein, und haben eine betraͤchtliche Tiefe,
damit sie nicht so oft gelert werden muͤßen. In diesen Gruben nun sammeln
sich die Excremente aus den Abtritten, Brunnenabfaͤlle, zur Regenzeit das
Wasser aus den Dachrinnen, die Ausguͤsse aus den Kuͤchen u.s.w.
Solche Gruben kann man nur in sandigen oder kiesigen Boden anlegen, weil sich
das Wasser darin versenken muß. In einem lehm- oder thonartigen Boden,
wuͤrde das Wasser nicht durchsikern. Nicht selten hat man in der
Naͤhe solcher Versenkgruben gegrabene Brunnen, und es muß sich nothwendig
das unreine Wasser durch die Kies- oder Sandschichte in die Brunnen
ziehen. Das Wasser dieser Brunnen nimmt dann einen faulenden Geruch und Geschmak
an. Daher sind schon viele Faͤlle vorgekommen, daß wegen neu angelegter
Versenkgruben in der Naͤhe von Brunnen, Streit zwischen den Nachbarn
entstanden ist. Wenn solche Versenkgruben nicht bloß Regenwasser, sondern auch
Kloaken und Abtritte aufnehmen, so muͤßen sie in gewissen
Zeitraͤumen gelert werden, denn nur die Fluͤßigkeit kann in den
Boden sikern; was mehr Konsistenz hat, muß durch Menschenhaͤnde
ausgeraͤumt und weiter geschaft werden. Man weiß, wie nachtheilig eine
solche Arbeit der menschlichen Gesundheit ist, und welcher Gestank die Luft
dabei erfuͤllt.
17) Auf dem platten Lande soll man darauf sehen, daß
Fallhuͤtten und Wasenmeistereien auf entfernte Plaͤze zu liegen
kommen, und nicht, wie man Faͤlle anfuͤhren koͤnnte,
unmittelbar an Landstrassen, wo sie der Gesundheit sehr gefaͤhrlich
sind.
18) Niedere Wohnungen sind ungesund, und solche trift man
gewoͤhnlich auf dem Lande an. Dabei haben die Wohnstuben der Bauern
kleine Fenster, welche nur selten geoͤffnet werdenEin Gluͤk ist es noch, daß die Oefen
dieser Wohnungen gewoͤhnlich in der Stube selbst geheizt werden,
und somit eine bestaͤndige Luft-Erneuerung veranlassen,
indem die mit schaͤdlichen Duͤnsten erfuͤllte
Stubenluft bestaͤndig durch die Ofenthuͤre abgezogen, und
die reine Luft von Außen durch die Rizen der Thuͤren und Fenster
nachzustroͤmmen veranlaßt wird. A. e. L.. Die
Gewohnheit die Stuben-Oefen auch im Sommer zu beizen, um darin zu kochen und zu
braten, ist in jeder Ruͤksicht zu mißbilligen.
19) Die meisten Staͤlle auf dem Lande sind nieder, und
haben nur wenig Licht und Oeffnungen zur Reinigung der Luft. Sie sind daher so
ungesund, wie die Wohnstuben.
Das, was bisher vorgetragen wurde, kann mit Beispielen ohne Zahl aus dem Leben belegt
werden, und wir sehen daraus, wie oft wir in Gefahr sind, unserer Gesundheit zu
schaden. Vorzuͤglich aber haben die fleißigen Arbeiter in vielen
Werkstaͤtten und Fabriken das traurige Loos, in eingeschlossenen
Raͤumen, voll verdorbener Luft, den groͤßten Theil ihres Lebens
zuzubringen, wodurch nothwendig ihre Gesundheit nach und nach zerstoͤrt
werden muß. Zwar gewoͤhnt sich die menschliche Natur an viel, und kann viel
ertragen, so, daß es beinahe unglaublich scheint, was man uns von der
Dauerhaftigkeit unsers Koͤrpers erzaͤhlt. Aber sollen wir darum nichts
zu einer Abhilfe vornehmen, wenn wir in Gefahr sind, unsere Gesundheit zu verlieren?
Gewiß! Jeder trage bei, was er vermag, und daher werde ich hier kuͤrzlich
entwikeln, was in dieser wichtigen Sache der Baumeister leisten kann und soll.
–
Das Meiste und Wichtigste muß freilich Aerzten und Physikern uͤberlassen
bleiben, und wenn der Baumeister mit diesen zusammen zu wirken Gelegenheit hat, so
kann manche gute Anordnung, manche zwekmaͤßige Einrichtung getroffen werden.
Der Gegenstand betrift unser hoͤchstes irdisches Gut, naͤmlich die
Erhaltung unserer Gesundheit, und daher sollen wir kein Mittel unversucht lassen,
und kein Opfer zu groß finden. Wie manche Summe wird zu weit minder wichtigen Zweken
verschwendet, wie manche ganz zweklos vergeudet.
Vor Allem haben wir uns zu bemuͤhen, die Mittel kennen zu lernen, wodurch das
Uebel gehoben, oder vermindert werden kann. Die Ausfuͤhrung manches
Vorschlages wird freilich viele Kosten, Zeit und Kraft erfodern; aber mit Ausdauer
werden wir zum Ziele gelangen, und vielen unsern Mitmenschen eine bessere Lage
verschaffen. So lange das Uebel nicht ganz ergruͤndet und erkennt wird, so
lange ist keine Abhuͤlfe denkbar.
Zur Abwendung der oben angegebenen Ursachen, welche die atmosphaͤrische Luft
verderben, und zum Athmen ungesund machen, kann der Baumeister allenfalls folgende
Verbesserungs-Vorschlaͤge machen.
Zu 1) Um Vorschlaͤge zur Austroknung stehender Gewaͤsser, Moraͤste und
Suͤmpfe machen zu koͤnnen, muß zuerst die oͤrtliche Lage in
Erwaͤgung gezogen werden. Dem Vorhaben koͤnnen sich viele und große
Schwierigkeiten entgegenstellen; aber selten werden sie unuͤberwindlich
seyn.
Im Gebiete der Hydraulik und Mechanik liegen viele zu Gebote stehende Mittel, welche
mit Gewißheit angewendet werden koͤnnen. Wenigstens in unserm Vaterlande, und
bei den hier zusammentreffenden oͤrtlichen Verhaͤltnissen, wird ein
Unternehmen der Art nicht ohne Erfolg bleiben. Wenn es in unserer Gegend auch keine
ausgedehnten Suͤmpfe und Moraͤste gibt, so finden sich doch
Moorgruͤnde, welche selten austroknen, und wenig landwirthschaftlichen Ertrag
gewaͤhren. Schon solche Streken sind hinreichend, die atmosphaͤrische
Luft fuͤr die naͤchsten Umgebungen ungesund zu machen. In deren
Naͤhe liegen oft Doͤrfer und Hoͤfe, und die Bewohner derselben
leiden durch die schaͤdlichen Ausduͤnstungen. Es ist gewiß der
Muͤhe werth, dergleichen Streken in den Zustand der Kultur zu versezen, und
der Ertrag derselben, wuͤrde die darauf verwendeten Kosten bald reichlich
wieder geben. Nur sollte bei solchen Unternehmungen ein gemeinsames Zusammenwirken
aller Besizer so versumpfter Streken statt haben, weil jeder im Verhaͤltnisse
dabei gewinnt, und das Ganze sollte wissenschaftlich, und nach richtigen
Grundsaͤzen behandelt werden, damit keine Fehler entstehen, wodurch die
Vollendung des Ganzen unterbrochen, und das Uebel nur zur Haͤlfte gehoben
wird. –
Die Bewohner flach liegender Landstreken sollten die Abzugsroͤhren in ihren
Wiesgruͤnden nicht versumpfen lassen, sondern sie bestaͤndig rein
halten, damit das Wasser gehoͤrig abziehen kann. Man sollte glauben, daß die
Landleute ihres Nuzens wegen bedacht waͤren, dergleichen Arbeiten rechtzeitig
vorzunehmen; aber man kann sich taͤglich vom Gegentheil uͤberzeugen.
In den meisten Orten fehlen Dorfs- und Fluhr-Ordnungen entweder ganz,
oder sie sind sehr mangelhaft. Billig sollten diese einen Artikel uͤber das
Reinigen der Graͤben, und uͤber die Behandlung nasser Stellen in den
Feldern, enthalten. Eine in mehr als einer Hinsicht so wichtige Arbeit sollte durch
ein Gesez zur unerlaͤßlichen Pflicht gemacht werden.
Auch um und in den Staͤdten hat man Beispiele, daß sich durch
vernachlaͤßigtes Ausraͤumen versumpfter Graͤben unausstehlicher
Gestank verbreitet, wodurch die in der Naͤhe gelegenen, uͤbrigens
angenehmen Spaziergaͤnge, ungenießbar werden.
Ein solcher Graben von dem ich hier spreche, befindet sich wirklich in einem troknen
Fortifikationsgraben, blos in die Erde gestochen, ohne Seitenwand und ohne
gelagertes Beet. Das Gefaͤlle desselben ist gering, und uͤberdieß muß
er noch einige Kloaken aufnehmen. Natuͤrlich ist es, daß dadurch eine
schaͤdliche, den Einwohnern beschwerliche Ausduͤnstung entsteht.
Diesem Uebel koͤnnte auf folgende Art abgeholfen werden: Die Kloaken
koͤnnen von dem Graben durch anzulegende Dunglager, welche von Zeit zu Zeit
ausgelert werden werden muͤßen, und wozu der noͤthige Raum vorhanden
ist, abgehalten werden. Dann hat der Graben blos Regenwasser und einige
Brunnen-Abfaͤlle aufzunehmen. Durch eine Nachhuͤlfe bei der
Ausmuͤndung des Grabens, kann man das Gefaͤll etwas vermehren, und
legt man dann ein hoͤlzernes Gerinne ein, so hat das Wasser schnellen Abzug,
und dann entsteht kein Sumpf und Moder mehr, der die Luft verpestet. Wollte man aber
die Kosten auf eine hoͤlzerne Einwendung des Grabens ersparen, so
koͤnnte man diesen, wo er zu tief ist mit Schutt ausfuͤllen, und dann
eine gewoͤhnliche Flosse herauspflastern. Auf diese Art waͤre
ebenfalls abgeholfen.
Zu 2.) Ich kenne ein Dorf, in welchem der geruͤgte Uebelstand
buchstaͤblich eintraf, und der nun gluͤklich gehoben ist. Es wurden
naͤmlich alle Mistlager des Dorfes zwekmaͤßig eingerichtet, und jedes
mit einer besondern Jauchengrube versehen. Bei Regenguͤssen kann nun das
Wasser keine Unreinigkeit mehr fortschwemmen. Uebrigens wurde ein großer
Abzugsgraben zur schnellen Abfuͤhrung des Regenwasser ausgehoben, und aus der
Vertiefung, in der sonst das Wasser stehen blieb, hat man Seitengraͤben in
den Hauptgraben gezogen. Die Bewohner des Dorfes gewinnen nun dadurch, daß sie mehr
und bessern Duͤnger bereiten, und auf ihre Wiesen Mistjauche bringen
koͤnnen. Die uͤble der Gesundheit nachtheilige Ausduͤnstung,
welche besonders im Sommer fuͤhlbar war, hoͤrt nun gaͤnzlich
auf, und die verwendeten wenigen Kosten, werden sich in kurzer Zeit reichlich
bezahlen.
Zu 3.) In unsern Doͤrfern sind gewoͤhnlich die Wege am schlechtesten,
und man trift Stellen an, welche waͤhrend des ganzen Jahres nicht austroknen.
Nothwendig muß dieß der Gesundheit nachtheilig seyn, und man sollte ernstlich darauf
denken, so stehende Suͤmpfe in den Doͤrfern auszutroknen. Oft ist es
moͤglich, eine solche Arbeit in kurzer Zeit und mit wenigen Kosten
herzustellen. Gewoͤhnlich fehlt es dazu an einer gruͤndlichen
Belehrung der Landleute und an einer richtigen Anweisung zur Arbeit, welche sie sich
immer groͤßer vorstellen, als sie wirklich ist.
Zu 4.) Wenn Baͤche oder Kanaͤle durch Doͤrfer oder
Staͤdte fließen, welche reines Wasser fuͤhren, so sind sie nicht im
Geringsten nachtheilig; vielmehr tragen sie zur Reinigung der Luft bei. Troknen sie
aber im Sommer beinahe ein, so koͤnnen sie schaͤdlich werden.
Kanaͤle werden in Staͤdten hauptsaͤchlich deßwegen gegraben, um
das Wasser aus den Kellern oder in
solche zu leiten, und daß sie die Brunenabfaͤlle aufnehmen.
Gewoͤhnlich sind diese uͤberwoͤlbt, und dann tragen sie zur
Trokenhaltung der Gebaͤude und zur Reinlichkeit des Pflasters viel bei, denn
auch die Flossen und Wasserrinnen, koͤnnen sich in solche ergießen.
Dergleichen Kanaͤle sind daher sehr nuͤzlich. Sind sie aber nicht
bedekt, und haben sie wenig Gefaͤll, so verbreiten sie uͤble
Duͤnste und sind, wie gesagt, schaͤdlich. Dann muß man sie
uͤberwoͤlben oder sonst auf eine Art bedeken. Bei hoͤlzernen
Bedekungen ist Vorsicht anzurathen, weil das Holzwerk bald verfault, und dann leicht
ein Ungluͤk geschehen kann, wenn schweres Fuhrwerk darauf kommt. Ich kenne
Staͤdte, welche durch die Ueberwoͤlbung solcher Kanaͤle sehr
verschoͤnert worden sind, und auch dadurch gewonnen haben, daß der Verpestung
der Luft vorgebeugt wurde.
Zu 5) Durch feuchtes Mauerwerk werden Wohnungen und Staͤlle aͤußerst
ungesund. Auf diesen Umstand werden denkende Baumeister um so aufmerksamer seyn, da
wir noch kein allgemein bewaͤhrtes Mittel gegen feuchte Mauern haben. Es
wuͤrde hier zu weitlaͤufig werden, alle die schon vorgeschlagenen
Mittel und Vorrichtungen, welche dem Uebel theils weniger, theils mehr abgeholfen
haben, anzufuͤhren, und ich begnuͤge mich, das Wichtigste uͤber
diesen Gegenstand kuͤrzlich vorzutragen.
Zuerst wollen wir die vorzuͤglichsten Ursachen kennen lernen, wodurch
Feuchtigkeit in den Gebaͤuden entsteht, und dann einige Mittel dagegen
anfuͤhren.
Feuchtigkeit in den Gebaͤuden entsteht:
a) Wenn Gebaͤude auf einem
sumpfigen Boden stehen, von dem Erdduͤnste aufsteigen.
b) Wenn das Erdreich außen
hoͤher, als der Fußboden des Gemaches im Innern ist.
c) Wenn zwischen zwei
Gebaͤuden ein schmaler Raum von 3–4 Fuß sich befindet, in dem sich
Feuchtigkeit erzeugt.
d) Wenn Gebaͤude
eingeschlossen sind, so, daß sie keine freie Umgebung haben.
e) Wenn das Gemaͤuer aus
solchen Steinen besteht, welche Feuchtigkeit und Kohlensaͤure aus der Luft
anziehen.
f) Wenn ein Gemach eingeschlossen
liegt, und zu wenig Oeffnung hat, so daß nie ein Luftzug erregt werden
kann.
g) Wenn Daͤcher an ein Haus
stoßen, worauf der Schnee liegen bleibt, oder wenn Dachrinnen so angebracht
sind, daß sie dem Mauerwerk oder den Deken Feuchtigkeit mittheilen. Eben so
koͤnnen Abtritt-Roͤhren Feuchtigkeit erzeugen.
Dieß sind die hauptsaͤchlichsten Ursachen der Feuchtigkeit in den
Gebaͤuden, und dagegen habe ich schon folgende Mittel angewendet:
Wenn ein Gebaͤude auf einem Boden steht, von dem Erdduͤnste aufsteigen,
so wird die Feuchtigkeit vermindert, wenn man Keller unter die Gemaͤcher zur
ebenen Erde anbringt. Ist dieß aber nicht moͤglich, so muß der Boden ein
Erdgeschoß 1 bis 1 1/2 Fuß tief ausgegraben, dieser Raum mit troknem Mauerschutt,
und mit einer duͤnnen Schichte Kohlen aufgefuͤllt, dann auf diese Lage
gebrertert werden. Der Mauerschutt und der Kohlenstaub schluken die aufsteigende
Feuchtigkeit ein, so, daß sie sich nicht mehr in's Gemaͤuer ziehen kann. In
Ermanglung des Mauerschutts, soll man sehr troknen Sand nehmen, oder was weit besser
ist, Eisenschlaken dazu anwenden.
Wenn das Erdreich außen hoͤher als der Fußboden im Innern des Gemaches ist, so
kann man außen einen breiten Graben ziehen, damit das Erdreich nicht mehr am
Gemaͤuer liegt, wodurch diesem die Feuchtigkeit mitgetheilt wird. In den
meisten Faͤllen wird aber dieses Mittel nicht anwendbar seyn, und auch dem
Fehler nicht vollkommen abhelfen. Man muß daher der Mauer einen Ueberzug geben,
durch welchen die Feuchtigkeit nicht mehr dringen kann. Davon wird weiter unten
etwas vorkommen.
Durch doppelte Mauern, zwischen denen sich ein leerer Raum befindet, und wenn er auch
nur 3 bis 4 Zoll betragen sollte, wird ein Gemach vollkommen troken gehalten. Dieses
Mittel haben die Alten schon angewendet, und ihren Zwek damit erreicht.
Wenn Gewoͤlbe zu Waarenlagern dienen sollen, und diese nicht vollkommen troken
sind, so kann man sie durch doppelte Mauern gegen alle Feuchtigkeit sichern. Die
innere Mauer kann allenfalls nur 1/2 Stein stark aufgefuͤhrt werden, und dann
darf man keine hartgebrannten Steine zu dieser Arbeit waͤhlen. Zwar geht nach
diesem Vorschlage etwas Raum im Gewoͤlbe verloren; allein ohne diese
Einrichtung waͤre es vielleicht gar nicht brauchbar.
Das Mauerwerk solcher Gebaͤude, welche in engen Raͤumen stehen, ist
meistentheils zum Schwizen geneigt.
Wenn zwei Haͤuser einen Raum von einigen Fuß zwischen sich haben, so stehen
die Giebelseiten gewoͤhnlich gegen die Straffe, und die Dachtraufe
faͤllt in den engen Raum (Winkel, Reihe etc. genannt).
Wenn die Dachtraufe auch durch Rinnen aufgefangen und abgeleitet wird, so verursacht
der Zwischenraum dennoch viele Feuchtigkeit. Nur wenn die beiden Haͤuser,
oder vielleicht auch nur eines davon neu aufgefuͤhrt wird, kann es
moͤglich seyn, den unbenuzten schaͤdlichen Raum zu den
Gebaͤuden zu nehmen, und denselben zu uͤberbauen. Dadurch wird
freilich am beßten geholfen, und der ungesunden Feuchtigkeit am
nachdruͤklichsten vorgebeugt.
Verschiedene Steinarten, worunter diejenigen gehoͤren, welche kalkhaltig sind,
ziehen Feuchtigkeiten aus der Luft und Kohlensaͤure an. Von solchen Steinen
aufgefuͤhrte Mauern schwizen, wenn die Luft feucht wird, also bei jeder
Wetter-Veraͤnderung. Auch hartgebrannte Baksteine haben oͤfters
diese uͤble Eigenschaft. Bei neu aufzufuͤhrenden Wohngebaͤuden
soll man daher sehr sorgfaͤltig in der Auswahl der Steine seyn.
Zur Trokenmachung feuchter Mauern haben mir nachstehende Mittel schon einigemal gute
Dienste geleistet, und ich nehme keinen Anstand, mein Verfahren dabei
mitzutheilen.
So weit sich die Feuchtigkeit erstrekt, lasse ich den Vorwurf abnehmen, und dann die
Mauer mit eitlem stumpfen Besen abkehren, damit sie vom Moͤrtel
moͤglichst gereiniget werde. Hierauf lasse ich Leinoͤl mit
Bleiglaͤtte kochen und seze zu 3 Theilen Oel, 1 Theil Ther, den 20ten Theil
des Ganzen Terpentinoͤl, und ruͤhre alles warm durcheinander. Diese
Mischung wird dann ein - bis zweimal mit dem Pinsel auf das Gemaͤuer
getragen. Es hat nichts zu sagen, wenn die Steine noch ganz feucht sind; aber dann
muß der Anstrich ein paarmal oͤfter wiederholt werden. Auf diesen noch nicht
troknen Anstrich, wird dann der Verwurf auf die gewoͤhliche Art gemacht.
Dabei ist es sehr gut, wenn man unter den Moͤrtel zum Anwurf etwas
Rindviehmist mischt. Wenn ich merke, daß die Feuchtigkeit groͤßtentheils vom
Boden aufsteigt, so lasse ich unten am Fußboden des Gemachs eine Horizontale Rinne
von 6'' hoch und 4'' tief in die Mauer einbauen. Durch das Einhauen einer solchen
Rinne, wird eine sonst gute und noch hinlaͤnglich starke Mauer nicht
beschaͤdiget. Um
aber diese Rinne im Gemache wieder zu bedeken, lasse ich einen Dachziegel anpassen.
Dadurch entsteht in der Mauer ein leerer Raum 6 Zoll hoch, und 2 Zoll tief. Auch die
Rinne wird innen und außen mit oben beschriebener Masse angestrichen, und dann die
ganze Flaͤche verpuzt.
Schon einigemal habe ich feuchte Mauern mit Brettern bekleiden lassen. Um diese
Bretter mit Naͤgeln befestigen zu koͤnnen, muͤßen
hoͤlzerne Riegel in die Mauer eingelassen werden. Es ist gut, wenn man die
Bretter, ehe man sie annagelt, auf der hintern Seite mit Tischlerleim, in welchen
etwas Rindviehmist geruͤhrt wird, anstreichen laͤßt. Es ist nicht
noͤthig, die Bretter zu hobeln, denn wenn die Verschalung fertig ist, so
werden Reife oder Rohre aufgenagelt, und sie so behandelt, wie eine
Stukatordeke.
Ausgemalte Zimmer werden verdorben, wenn die Mauern nur etwas schwizen. Wenn es hier
zu viel Umstaͤnde macht, den Verwurf abzuhauen, die Steine mit oben
beschriebener Mischung zu bestreichen, und den Verwurf wieder antragen zu lassen, so
kann man bloß die Mauer mit einer Farbe, welche aus abgesottenem Oel (Firniß) und
abgeriebener Kreide besteht, ein paarmal anstreichen lassen. Auf den noch feuchten
Anstrich wird fein durchgesiebte Asche angeworfen, und wenn alles vollkommen troken
ist, mit Wasserfarbe darauf gemalt.
Ich habe aus Erfahrung, daß sonst feucht gewesene Zimmer, auf diese Art behandelt und
gemalt, seit 6 Jahren nicht die geringste Feuchtigkeit mehr wahrnehmen ließen.
Kammern und Zimmer, welche verstekt und eingeschlossen liegen, und keine
gehoͤrigen Fensteroͤffnungen haben, sind gewoͤhnlich dumpf und
feucht. Ist es nicht moͤglich, solchen Piecen Fenster gegen die Aussenseite
zu geben, so ist es doch wohl moͤglich, Zugluft in blechernen oder
hoͤlzernen Roͤhren herbei zu schaffen, und so dergleichen Kammern
brauchbar zu machen.
Wenn durch angelehnte Daͤcher, oder durch uͤbel angebrachte Dachrinnen
Feuchtigkeit in Zimmern entsteht, so kann freilich nur durch Beseitigung der
Gegenstaͤnde geholfen werden, welche das Uebel verursachen. Dasselbe gilt
auch von Abtritten und Abtrittroͤhren. Nicht immer, sondern nur manchmal kann
durch eine kluge Anordnung dem Uebel abgeholfen, und der Zerstoͤrung des
Gebaͤudes vorgebeugt werden. Gewoͤhnlich ligt hier eine fehlerhafte
Disposition, bei der ersten Anlage des Gebaͤudes zum Grunde, und daher ist es
so schwer abzuhelfen. Dergleichen Fehler in der Anlage ziehen oft verwikelte
Streitigkeiten zwischen Nachbarn nach sich, und hier kann das strengste Recht, in
technischer Hinsicht nachtheilig werden. –
Viele Stallungen sind dumpf und feucht, und sind es meist deßwegen, weil die sich
darin entwikelnden Duͤnste nicht gehoͤrig abgefuͤhrt werden.
Dergleichen Stallungen muß man daher mit Dampfloͤchern und
Dampfschloͤthen versehen. Die erstern kommen unmittelbar unter der Deke durch
die Mauern, die lezten gehen senkrecht durch die Deke zum Dach hinaus, und
koͤnnen von Holz oder von Baksteinen gemacht werden. Ueberhaupt muß man in
Wohnungen und Staͤllen fuͤr Luftreinigung sorgen.
Zu 6) Die Hoͤhe der Gebaͤude soll zur Breite der Strasse, in welcher
sie stehen, ein Verhaͤltniß haben. Strassen, welche von sehr hohen
Gebaͤuden eingeschlossen werden, sind immer dumpf und feucht; sie
koͤnnen nicht gehoͤrig austroknen, und muͤßen ungesund seyn,
denn es fehlt der Luftzug, welcher die untere Luftschichte reinigen soll.
In suͤdlichen Laͤndern, z.B. in Italien und Spanien, hat man enge
Gassen gerne, weil sie viel Schatten gewaͤhren, und die Wohnungen
kuͤhl halten. Bei uns aber verhaͤlt sich's anders; wir sollen die
Sonnenstrahlen nicht abhalten, unsere Strassen sollen austroknen koͤnnen,
damit sie nicht ungesund werden. In Staͤdten nach alter Art, besonders in
solchen, welche Festungen waren, und heut zu Tag noch so etwas vorstellen sollen,
sind die Wohnhaͤuser sehr nahe aneinander gedraͤngt, weil man in
vorigen Zeiten auch den kleinsten Raum zu einem Bauplaze benuzen wollte. In solchen
Staͤdten ist gewoͤhnlich die Giebelseite der Haͤuser gegen die
Hauptstrasse gerichtet. Werden nun dergleichen Haͤuser modernisirt und
dekorirt, so wollen die spizigen, unverhaͤtnißmaͤßig hohen Giebel
nicht passen, und man sucht sie auf alle Weise zu maskiren. Die Giebelmauern werden
nun auf beiden Seiten, so hoch als es sich immer thun laͤßt
aufgefuͤhrt, um dem Gebaͤude scheinbar noch ein oder zwei Stokwerke zu
geben, und so entstehen Haͤuser, deren Hoͤhe im Mißverhaͤltniß
mit der Strassenbreite ist.
In der Regel baut jeder auf seinen Grund und Boden so hoch er will; da es aber von
großer allgemeiner Wichtigkeit ist, den Luftzug in den Strassen nicht zu versperren,
so sollte eine solche Willkuͤhr gesezlich untersagt werden koͤnnen,
besonders wenn nicht wahres Beduͤrfniß des Bauenden, sondern nur eine
zufaͤllige Dekoration die Veranlassung zur Erhoͤhung des
Gebaͤudes ist. Alle mir bisher zu Gesicht gekommenen Bauordnungen geben
hieruͤber keine
Bestimmung, und doch hat manche Stadt, in dieser Hinsicht bestimmte, und bestimmende
Geseze aͤußerst nothwendig.
Zu 7) Im Mittelalter war es nothwendig, die Staͤdte mit hohen Mauern
einzuschließen. Seitdem sich die Fortifikation geaͤndert hat, sind
dergleichen Mauern meistentheils entbehrlich, und an vielen Orten hat man schon
angefangen, sie abzutragen. Daß dergleichen Mauern sehr schaͤdlich sind, ist
evident, denn sie halten einen wohlthaͤtigen Luftstrom ab, der die mit
ungesunden Duͤnsten angefuͤllte untere Luftschichte reinigen soll. Da
nun solche Mauern heut zu Tag weit mehr schaden als nuͤzen, so ist es
zwekmaͤßig, sie ganz, oder bis auf einen gewissen Theil abzutragen. Das
Abtragen dergleichen Mauern kann aber nicht unbedingt in allen Staͤdten
geschehen, und es koͤnnen Hindernisse eintreten, welche wenigstens Theilweise
den Abbruch unmoͤglich machen. Z.B. Es koͤnnen sich Wohnhaͤuser
und andere oͤffentliche Gebaͤude an die alte Mauer anlehnen, und der
Einsturz jener kann durch den Abbruch dieser herbei gefuͤhrt werden.
Gewoͤhnlich sind die gegen die alten Stadtmauern gekehrten Außenseiten der
Haͤuser von sehr schlechter Beschaffenheit, und werden die Mauern
niedergerissen, so hat die Stadt ein haͤßliches Ansehen. Daher kann man mit
dem Abbruch alter Stadtmauern nicht verfahren, wie man will, sondern man muß sich
nach eintretenden Umstaͤnden richten, und vorher beseitigen, was zu
beseitigen ist. Da aber auf jeden Fall nicht nur die ganze Stadt, sondern auch die
zunaͤchst an der alten Mauer stehenden Haͤuser, durch eine freie
Aussicht und durch frischen Luftzug gewinnen, so soll man nach und nach alle
Schwierigkeiten zu uͤberwinden trachten. Indessen soll man den Abbruch alter
Fortifikations-Mauern damit beginnen, daß man da wo es moͤglich ist,
schikliche Oeffnungen macht, und zwar an solchen Stellen, welche die Richtung auf
Strassen haben, die des Luftzuges am meisten beduͤrfen.
Es koͤnnen aber auch Umstaͤnde vorkommen, unter welchen es wenigstens
fuͤr den Augenblik unmoͤglich ist, die Waͤlle und Mauern einer
Stadt abtragen zu duͤrfen, so wuͤnschenswerth es auch immerhin seyn
moͤchte. Dann bleibt freilich nichts anders uͤbrig, als daß die
Polizei ihre Aufmerksamkeit auf die Strassenreinigung, vorzuͤglich in den
engen Gassen und Winkeln verdoppelt.
Wenn sich zwischen der Stadtmauer und den Haͤusern nur eine enge Gasse hinzieht, so
soll diese vorzuͤglich rein gehalten, und alle in der Stadtmauer angebrachten
Vertiefungen und Einschnitte zu ekelhaften, die Luft verderbenden Mistlagern, auch
andere Unflaͤthreien abgeschaft, und beseitiget werden. Man denke nicht, daß
die Unreinlichkeit in engen Gassen wenig zu bedeuten habe, weil sie nur wenig
begangen werden. Dergleichen Schmuzwinkel sind doch immer der ganzen Stadt
nachtheilig.
Das Pflaster so enger Gassen soll bestaͤndig gut seyn, und keine Vertiefungen
haben, in denen das Wasser stehen bleibt, wodurch Schmuz und Unreinigkeit
entsteht.
Zu 6) In volkreichen, gewerbtreibenden Staͤdten befinden sich viele
Professionisten, z.B. Gerber, Pergamenter u.s.w. deren Abfaͤlle leicht in
faule Gaͤhrung uͤbergehen koͤnnen. Da zu solchen Gewerben
fliessendes Wasser noͤthig ist, so siedeln sie sich auch daselbst an, und
daher wohnen oft viele dergleichen Professionisten auf einer geringen Flaͤche
beieinander. Das Beisammenwohnen ist keineswegs zu tadeln; vielmehr soll die Polizei
dahin wirken, daß es geschehe. Aber wenn die Werkstaͤtten dumpf und feucht,
die Hoͤfe enge und von hohen Mauern, Waͤnden und Gebaͤuden
eingeschlossen sind, dann findet der noͤthige Luftzug nicht statt und es
muͤssen sich uͤble Ausduͤnstungen anhaͤufen. Dabei ist
es dann noch ein Gluͤk, wenn fliessendes Wasser vorhanden ist, denn außer dem
waͤre das Uebel noch aͤrger. Unter solchen Umstaͤnden ist es
sehr schwer, Huͤlfe zu verschaffen. Nur nach und nach, und bei
bestaͤndiger Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand, sind Verbesserungen, ohne
Eingriffe in Eigenthumsrechte thun zu muͤßen, moͤglich. Indessen ist
Reinlichkeit und Ordnung in solchen Haͤusern zu empfehlen.
Zu 9) Ruͤksichtlich der Abtritte ist alles das zu empfehlen, was in diesem
Journal Band 2. Heft 3. S. 306 vorgetragen worden ist. Auch bei uns sollte man
Versuche mit beweglichen Abtritten machen, und ich bin uͤberzeugt, daß sie in
jeder volkreichen Stadt von großem Nuzen sind. So wie man bewegliche Abtritte hat,
das heißt geschlossene Faͤsser in denen die Excremente gesammelt werden, so
koͤnnte man auch bewegliche Miststaͤtte
haben, naͤmlich FaͤsserIn
Lindau, und in den meisten Orten in der Schweiz gibt es deren, und sie
werden Oelfaͤsser genannt. A. e.
L., worin Abfaͤlle und Unrath gesammelt und verschlossen wird, bis man sie
weiter schaffen kann. Wenn dergleichen Abfaͤlle, die bereits in
Gaͤhrung sind, in offenen Karren abgefahren werden, so verbreitet sich ein
haͤßlicher Geruch, was nicht geschehen koͤnnte, wenn sie in
Faͤsser eingeschlossen waͤren.
Hier in Augsburg fließen mehrere Arme des Lechs theils offen, theils bedekt durch
verschiedene Gassen der Stadt. Gewoͤhnlich sind an der einen Seite der
Kanaͤle Fahr- und Fußwege, auf der andern Seite stehen die
Haͤuser dicht am Wasser. Aus diesen gehen nun Abtrittroͤhren, welche
außerhalb der Mauern liegen, in den Kanal, und endigen sich ein paar Fuß ober dem
Wasserspiegel. Diese Abtrittroͤhren beleidigen das Auge derjenigen, die durch
die Gassen gehen, und sind immer Ekel erregend. Dergleichen Roͤhren sollten
in die Gebaͤnde selbst verlegt, und unter dem niedersten Wasserspiegel in den
Kanal gehen.
Zu 10) In stark bevoͤlkerten Staͤdten sollten keine Schwein- und
Schafstaͤlle geduldet werden. Hier z.B. ist die loͤbliche Einrichtung,
daß die Schweine der Baͤker außerhalb der Stadt in großen Staͤllen von
verschiedenen Abtheilungen untergebracht werden. Eine aͤhnliche Einrichtung
koͤnnte auch ruͤksichtlich der Schafe statt finden.
Schweizereien in Staͤdten, deren Besizer ein Gewerbe davon machen, sollten
auch nicht in engen Haͤusern mit kleinen eingeschlossenen Hoͤfen
geduldet werden. Nicht nur, weil sie die Stadt unrein machen, sondern auch deßwegen,
weil sie die engen, oft hoͤlzernen Haͤuser und Staͤlle in
kleinen eingeschlossenen Hoͤfen, mit Heu und Stroh
uͤberfuͤllen, wodurch sie aͤußerst feuergefaͤhrlich
werden.
Zu 11) Unter einem Fleischhause (Mezge, Fleischbank)
verstehe ich ein oͤffentliches Gebaͤude, worin die Mezger feil haben
und Fleisch aushauen. In einem Schlachthaus wird das Vieh
geschlachtet, und dieses kann mit jenem vereiniget, oder auch davon getrennt
seyn.
Wenn ich freie Wahl haͤtte, so wuͤrde ich bei Entwerfung eines Planes
zu einem Fleischhause Folgendes beobachten.
Der Plaz dazu muͤßte von allen, oder wenigstens von drei Seiten frei seyn, und
von dem neuen Gebaͤude, bis zu den uͤbrigen Haͤusern, eine
Gasse von 60 bis 70 Fuß Breite bleiben. Die lange Seite sollte gegen Mitternacht
gehen, und in dieser sollten sich die Eingaͤnge befinden. Die Groͤße
dieses Gebaͤudes richtet sich nach dem Beduͤrfniß der Stadt. Ist es
sehr groß, so kann die Hauptseite drei Eingaͤnge haben; auch koͤnnen
gegen Morgen und Abend Thuͤren angebracht werden.
Unter dem Gebaͤude muͤßten sich kuͤhle Keller befinden, welche
zu verschiedenem Gebrauch fuͤr die Mezger dienen. Ueber diesen ist die
eigentliche Fleischbank, naͤmlich hier sind die Fleischstoͤke und
Tische angebracht, worauf das Fleisch feil gehalten wird. Das ganze Geschoß hat
keine innern Waͤnde, und die Deke wird von eichenen Saͤulen getragen.
Daß die Abtheilungen fuͤr die Tische zwischen den Saͤulen
regelmaͤßig angebracht seyn muͤßen, versteht sich wohl von selbst. Das
Gebaͤude soll weder zu viel noch zu wenig Fenster haben. Hat es zu viel, so
wird es im Sommer zu warm. Daher sollen an der Mittagseite nur wenige, oder keine
Oeffnungen seyn, und die wenigen muͤßen so eingerichtet werden, daß man sie
mit paffenden Laͤden verschließen kann. Sind im Ganzen zu wenig Fenster
vorhanden, so erhaͤlt man nicht genug Luftzug. Um aber die obere
Luftschlichte zu reinigen, wuͤrde ich unmittelbar unter der Deke viele
gegeneinander uͤber liegende Zugoͤffnungen anbringen. Auch
muͤßten sogenannte Dampfschloͤthe, das heißt, senkrechte
Zugoͤffnungen, welche durch das Dach hinaus gefuͤhrt sind, hergestellt
werden.
An den schmalen Seiten muͤßten sich einander gegenuͤber zwei stark
fließende Roͤhrbrunnen befinden, und deren Wasser wuͤrde ich in offenen Gerinnen durch die ganze Laͤnge des
Gebaͤudes fuͤhren, um dadurch die Luft abzukuͤhlen und zu
reinigen. Bei dieser Einrichtung wuͤrde ich von den Mezgern und ihren Leuten,
welche feil haben, den hoͤchst moͤglichsten Grad der Reinlichkeit
beobachten lassen, und in diesem Hause sollte man keine Verrichtungen vornehmen
lassen, die auf das uͤbrige Mezgergewerbe Bezug haben. Alle Arbeiten, welche
Anlaß zur Verunreinigung geben, gehoͤren in's Schlachthaus. –
Das Schlachthaus sollte in der Naͤhe des Fleischhauses auf einem Plaze liegen,
der ein oblonges Vierek bildet. An der schmalen Seite, dem Hauptthor
gegenuͤber, waͤre das eigentliche Schlachthaus, mit verschiedenen
Abtheilungen, worin das Vieh geschlachtet wird, und an den beiden langen Seiten
wuͤrde ich breite bedekte Gaͤnge anbringen, unter denen die Mezger
arbeiten koͤnnen. Auf diese Art entstuͤnde vor dem Schlachthaus ein
oblonger Hof, und es wird noͤthig seyn, demselben eine ansehnliche Breite zu
geben, denn laͤngs durch die Mitte desselben muͤßte ein offener Kanal
mit ziemlich raschem Gefaͤlle fließen. Der Hof und alle Fußboͤden, die
gepflastert seyn muͤßen, haben Neigung gegen diesen Kanal, damit alles
Unreine in denselben geschwemmt werden kann. Der Kanal aber sollte mit einem starken
Gelaͤnder eingefaßt werden. In der Mitte des Hofes waͤre auf dem Kanal
ein kleines, niedliches Gebaͤude mit einer sogenannten Wasserkunst, welches
das Wasser des Kanals treibt, anzubringen. Auf diese Art koͤnnte man mit
Schlaͤuchen, wie
sie an Feuerloͤsch-Maschinen gewoͤhnlich sind, den Hof, die
Fußboͤden und auch die Waͤnde besprizen und abwaschen. Wie viel durch
ein solche Maschine zur Reinigung und Abkuͤhlung der Luft in dem Hofe
beigetragen werden kann, ist leicht einzusehen; uͤbrigens aber wird die
Reinhaltung der Hoͤfe ungemein dadurch befoͤrdet. –
So viel kuͤrzlich von dem Plane zu einem neuen Fleisch- und
Schlachthause.
Wenn aber solche Gebaͤude schon stehen, und ihre Umgebungen nicht erweitert
werden koͤnnen, so kann man nur wenig Mittel anwenden, um den Gestank, der
gewoͤhnlich darin herrscht, zu vermindern. Indessen wuͤrde ich dazu
Folgendes rathen:
Man bringe unmittelbar unter der Deke einander gegen uͤber liegende
Zugoͤffnungen durch die Mauern an. Dadurch wird die obere Luftschichte im
Gebaͤude gereiniget, und wenn die Zugoͤffnungen in gehoͤriger
Menge vorhanden sind, so wird die Absicht gewiß nicht verfehlt. Dergleichen
Oeffnungen aber muͤßen mit Schublaͤden nach Belieben geschlossen und
geoͤffnet werden koͤnnen.
Ferner bringe man sogenannte Dampfschloͤthe an, welche von der Deke durch das
Dach hinaus gehen. Diese koͤnnen entweder nur von Brettern, oder aufgemauert
seyn. Gemauert muͤßen solche Dampfschloͤthe werden, wenn uͤber
dem Fleischhaus noch ein Stokwerk zu einem andern Gebrauch angebracht ist. Ist dieß
der Fall, so verursachen dergleichen Dampfschloͤthe einige Schwierigkeiten
mehr, welche sich jedoch auch heben lassen werden.
Nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter muͤßen Zugloͤcher und
Dampfschloͤthe geoͤffnet werden, denn auch bei kalter Witterung ist in
dergleichen Gebaͤuden ein uͤbler Geruch wahrzunehmen, wenn sie nicht
auf freien Plaͤzen liegen. Waͤhrend der Nacht sollten alle
Schublaͤden offen bleiben. Es ist bekannt, daß ein solches Gebaͤude
durch fließendes Wasser sehr erfrischt werden kann, und wenn man sonst wenig Mittel
zur Erreichung seines Zwekes hat, so sollte man doch dieses in Anwendung zu bringen
suchen. Ein paar laufende Brunnen wird man in einer Stadt, welche ohnehin
Roͤhrenwasser hat, zu einem so gemeinnuͤzigen Zwek wohl noch geben
koͤnnen, und die wenigen Kosten darauf sollte man nicht scheuen.
Zu 12) Lazarete und Krankenhaͤuser sollten außer den Staͤdten
angebracht werden. Sind diese aber schon vorhanden, und ihre Verlegung nicht mehr
moͤglich, so hat man darauf zu sehen, daß wenn die innern Mauern der
Gemaͤcher feucht
sind, solche verbessert, daß die Abtritte wohl verwahrt, und daß die Saͤle
durch vorsichtig angebrachte Zugoͤffnungen und durch anzubringende Apparate
gereiniget werden.
Zu 13) Was eben angefuͤhrt wurde, ist auch bei Kasernen,
Arbeitshaͤusern u. d. gl. zu beobachten.
Zu 14) Unsere Kirchen, vorzuͤglich die im gothischen Styl, haben sehr wenig
Licht. Mehrentheils sind die Mauern derselben von unten auf feucht und ungesund. Oft
ist noch das Innere der Kirche tiefer als der aͤußere Boden, so, daß man
Treppen hinunter, statt hinauf gehen muß. Wenn so viele Uebel zusammentreffen, so
muß man sich auf mehr als eine Art zu helfen suchen. In der Beschreibung der
vorhergehenden Nummern liegt schon viel, was hier in Anwendung gebracht werden kann,
und deßhalb nur noch Einiges. –
Unsere Kirchenfenster koͤnnen gewoͤhnlich nicht geoͤffnet
werden, und haben nur ganz kleine Fluͤgel oder einzelne Scheiben zum
Aufmachen. Man bringe daher mehr dergleichen Fluͤgel an, und lasse sie von
Zeit zu Zeit, vorzuͤglich bei guter Witterung oͤffnen, und die Luft
durch das Gebaͤude streichen.
Wenn es moͤglich ist, so erhoͤhe man den Fußboden einer Kirche, welche
innen niederer als außen ist. In so tiefliegenden alten Kirchen verfault der
hoͤlzerne Rost und die Stuͤhle in kurzer Zeit. Daher wird man viel
ersparen, wenn man auf irgend eine Art Huͤlfe verschafft, und dadurch einen
doppelten Zwek erreichen. Ferner bringe man Dachrinnen an, wenn der Trauffall
Feuchtigkeit verursacht, und endlich lege man außen ein gutes Pflaster an, wodurch
das Wasser vom Gebaͤude abgehalten wird.
Oft sieht man in Doͤrfern und auch in Landstaͤdten Mauern um die
Kirchen, welche sonst Einfassungen der ehemaligen Begraͤbnißplaͤze
waren. Wenn dergleichen Mauern nicht mehr noͤthig sind, so soll man sie
niederreissen, weil sie nur die Kirchengebaͤude feucht und ungesund
machen.
Zu 15) Daß Begraͤbnißplaͤze in Doͤrfern nachtheilig sind, ist
eine bekannte Sache, und man bemuͤht sich allenthalben, sie in's Freie zu
verlegen. An oͤffentlichen Landstrassen sind sie auch nicht schiklich, und
man soll dafuͤr stille, ruhige Plaͤze auswaͤhlen. Man muß, wenn
man einen Plaz fuͤr den Gottesaker eines Ortes außerhalb auswaͤhlen
will, die herrschenden Winde der Gegend beobachten, und dann soll der
Begraͤbnißplaz so gelegt werden, daß die Winde die aufsteigenden
Duͤnste nicht gegen die Stadt oder das Dorf fuͤhren. Wenn man freie Wahl hat, soll
man diese Vorsichtsmaßregel immer beobachten. Uebrigens aber soll man jeden
Begraͤbnißplaz mit Gestraͤuchen und Baͤumen bepflanzen.
Bei herrschenden, anstekenden Krankheiten sind Leichenhaͤuser
Beduͤrfnis fuͤr eine Stadt. Auf gut eingerichteten Kirchhoͤfen
sollen dergleichen Gebaͤude stehen, und alles das enthalten, was die
medezinische Polizei als zwekmaͤßig und nothwendig anordnet.
Wenn Begraͤbnißplaͤze im Verhaͤltniß zur Bevoͤlkerung
eines Ortes zu klein sind, so koͤnnen sie sehr nachtheilig werden,
vorzuͤglich, wenn durch einreißende Krankheiten, eine ungewoͤhnlich
große Sterblichkeit eintritt.
Bei neuanzulegenden Kirchhoͤfen muß man daher die Groͤße derselben nach
der Bevoͤlkerung berechnen, und der gefundenen Flaͤche auf
außerordentliche Faͤlle etwas zugeben. Die Flaͤche muß auf jeden Fall
so groß angenommen werden, daß in einem Zeitraume, der nach Beschaffenheit des
Bodens zur gaͤnzlichen Verwesung eines Koͤrpers noͤthig ist,
kein Grab geoͤffnet werden darf.
Durch eine zwekmaͤßige Umwandlung und Einrichtung eines schon bestehenden
Kirchhofes kann manchmal an Raum gewonnen werden.
Zu 16) Da es erwiesen ist, daß Versenkgruben in der Naͤhe gegrabener Brunnen
schaͤdlich sind, so sollte man, wenn es nicht moͤglich ist, auf
dergleichen Gruben zu verzichten, sie wasserdicht anlegen. Der Boden der Gruben muß
daher 1 1/2 Fuß hoch mit Thon ausgeschlagen, und eben so hinter dem Gemaͤuer
eine Verdammung von diesem Materiale gemacht werden. Wenn eine so wasserdichte Grube
einen Abzugsdohl in einen unterirdischen Kanal hat, so kann man sich ohne Bedenken
anbringen, und sie werden die nahe gelegenen Brunnen nicht verunreinigen. Wenn man
dann Gassenkehrig und von Zeit zu Zeit etwas frischen Kalk in solche Gruben wirft,
so ist das Ausraͤumen derselben auch nicht so ekelhaft und ungesund. Dann
aber wird es raͤthlich, alles Dachwasser, Brunnenabfaͤlle u.s.w. von
der Grube moͤglichst abzuhalten. Je trokner man sie halten kann, desto
leichter sind sie auszuleeren, und die Unreinigkeit weiter zu schaffen.
Zu 17) Fallplaͤze und Wasenmeistereien sollen auf entfernte, wenig besuchte
Plaͤze kommen, und es ist auch schaͤdlich, wenn sie an Viehweiden
anstoßen, vorzuͤglich bei Seuchen, und anstekenden Krankheiten. Man muß sich
daher wundern, wenn man dergleichen Plaͤze unmittelbar an Landstrassen und
von aller Bedekung mit Baͤumen und Gestraͤuchen entbloͤßt
antrifft.
Zu 18) Niedere Wohnungen sind sehr ungesund, und man kann nicht begreifen, wie es
Menschen darin aushalten koͤnnen. Niedere Wohnungen sind gut heizen, sagen
die Landleute; aber man berechnet nicht, wie ungesund sie sind. Baugeseze sollten
die geringste Hoͤhe fuͤr eine Wohnstube festsezen. –
Zu 19) Niedere, schlecht eingerichtete und finstere Staͤlle sind dem Vieh
nachtheilig. Wenn es dem Landmann nicht erlaubt ist, feuergefaͤhrlich zu
bauen, warum soll es ihm nicht untersagt werden, ungesund zu bauen? – Leidet
durch eine einreissende Seuche nicht auch ein ganzes Dorf, wie es durch einen Brand
leidet? – Gewiß! ich kenne nichts Gerechters, als gute Vorschriften zur
Herstellung eines Gebaͤudes zu geben, und daruͤber zu wachen, daß sie
beobachtet werden.
Dieß waͤre dann das Wichtigste, was ein Baumeister zur Reinigung und
Reinhaltung der Luft, welche uns umgibt, beitragen kann, damit wir gesund leben und
mit Heiterkeit das Leben genießen koͤnnen.
Ueber neuanzulegende Staͤdte und Doͤrfer waͤre freilich noch so
manches zu bemerken, was hier nicht in Anregung gebracht werden konnte. Da aber
dergleichen Faͤlle so aͤußerst selten vorkommen, so mag das bisher
Vorgetragene genuͤgen, und es waͤre schon unendlich viel fuͤr
die Menschheit gewonnen, wenn dieß Wenige beherzigt, und in Anwendung gebracht
wuͤrde.