Titel: | Ueber eine tragbare Presse zum Kopiren der Briefe, zu Pflanzen-Abdrüken, zur Stein- und Buchdrukerei. Von Th. Gill. |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XXXI., S. 242 |
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XXXI.
Ueber eine tragbare Presse zum Kopiren der Briefe, zu Pflanzen-Abdrüken, zur Stein- und Buchdrukerei. Von Th. Gill.
In dessen technical Repository. Mai. 1822. S. 359.
Gill über eine tragbare Presse zum Kopiren der Briefe, etc.
Dieses nuͤzliche Instrument, dessen schaͤzbare
Eigenschaften wir unsern Lesern mittheilen wollen, ist nicht mehr und nicht weniger,
als eine gewoͤhnliche Mange-Walze aus hartem Holze: die Art der
Anwendung derselben ist allein das Verdienst dieser Erfindung.
Im vorigen Fruͤhlinge fing der Verfasser an, sein bisheriges Verfahren,
Pflanzen-Abdruͤke zu nehmen, (was sogleich beschrieben werden soll) zu
verbessern: er bediente sich bisher in dieser Hinsicht der Kopir-Presse der
Herren Boulton und Watt mit zilindrischen Walzen, und spaͤter auch Bramah's
hydrostatischer Presse. Er wuͤnschte statt dieser schweren und
voluminoͤsen Maschinen ein leichtes und tragbares Instrument zu erhalten, das
der Botaniker mit sich zu Felde nehmen koͤnnte, und war endlich, nach einer
Reihe verungluͤkter Vorrichtungen so gluͤklich, auf diesen wahrlich
achtbaren Ersazmann zu treffen.
Die ganze Sache besteht darin, daß man irgend einen Mann in den
Stand sezt, seine volle
Schwere auf eine solche Walze wirken zu lassen, und dadurch auf einer
einzelnen Linie in einem einzelnen Augenblike, nach und nach aber auf der ganzen
abzudrukenden Oberflaͤche einen maͤchtigen Druk hervorzubringen. Um
dieß zu thun, darf nur das Papier auf einer reinen glatten Flaͤche (z.B.
einem Brette, das man auf den Boden des Zimmers hinlegt) ausgebreitet, die Walze
quer uͤber das Papier gelegt, und auf die Walze ein anderes flaches Brett
gelegt werden, das breit genug ist, um die Fuͤße desjenigen aufzunehmen, der
pressen will, und der dann, nachdem er auf dieses Brett sich stellt, und mit seinen
beiden Haͤnden sich auf die Lehnen von ein paar Sesseln stuͤzt um sich
zu halten, mit den Fuͤßen (was sich leicht durch Uebung lernen laͤßt,)
die Walze uͤber die abzudrukende Flaͤche in einigen Faͤllen nur
einmal, in anderen so oft es noͤthig ist, hin und her treibt. Will man
nun
Briefe kopiren,
so darf man der gewoͤhnlichen Tinte nur etwas raffinirten Zuker zusezen,
wodurch die mit solcher Tinte geschriebene Schrift sich leichter auf das mit
Maschinen verfertigte Silber- oder Seiden-Papier, wovon das Buch nur 8
Pfennige engl.2/3 Shilling. A. d.
Ueb. kostet, abdrukt. Je baͤlder man, wenn die Schrift
troken geworden ist, eine Kopie davon nimmt, desto besser gelingt diese. Um diese
Kopie zu nehmen, befeuchtet man das vorher gehoͤrig zugeschnittene
Seidenpapier, was am leichtesten auf folgende Weise geschieht. Man legt das
Seiden-Papier auf eine gewoͤhnliche Rechenschiefer-Tafel, oder
auf eine andere dunkelgefaͤrbte Oberflaͤche, und faͤhrt mit
einem feuchten Schwamme, aus welchem man vorlaͤufig das Wasser mittelst eines
maͤßigen Drukes ausgedruͤkt hat, so lang uͤber dasselbe hin,
bis alle weißen Fleken auf dem Papiere verschwunden sind, worauf dieses Papier
zwischen zwei Blaͤtter Loͤschpapier gelegt und leicht gepreßt wird, um
alle uͤberfluͤßige Feuchtigkeit aus demselben einsaugen zu lassen.
Hierauf legt man zwei Blaͤtter Schreibpapier auf das untere flache Brett, das
befeuchtete Seidenpapier auf diese, und auf das Seidenpapier den zu kopierenden
Brief; dann noch zwei Blaͤtter Schreibpapier auf den Brief, und uͤber
lezteres endlich die Walze, und auf diese das Tret-Brett, mit welchem man
sodann den Abdruk auf die oben beschriebene Weise nimmt.
Ein Brief, der auf drei, oder selbst auf vier Seiten beschrieben ist, kann auf diese
Weise, auf einmal kopiert werden: nur muß man hier die Vorsicht brauchen, und
zwischen jedes der zwei befeuchteten Blaͤtter Seiden-Papier, zwischen
welchen sich ein Blatt des zu kopirenden Manuskriptes befindet, ein Stuͤk
wasserdichtes, an beiden Seiten mit Leinoͤl-Firnisse bestrichenes,
Papier legen, wie dieß bei der Kopir-Presse der HHrn. Boulton und Watt
gleichfalls geschehen muß.
Ueber Pflanzen-Abdruͤke.
Die Methode, die Blaͤtter von Pflanzen abzudruken, entweder dadurch, daß man
dieselben mit Ruß anlaufen laͤßt, oder daß man sie mittelst eines
Druker-Ballens mit Druker-Schwaͤrze belegt, und dann einen
Abdruk von denselben auf feuchtem Papiere nimmt, ist laͤngst bekannt. Man
wird, ohne Zweifel, gestehen; daß ein leichtes und bequemes Verfahren, auf dem Felde
selbst genaue Abdruͤke von zaͤrteren Exemplaren zu erhalten, dem
Botaniker sowohl, als den Reisenden uͤberhaupt sehr willkommen seyn
muͤße, und daß selbst Frauenzimmer hieran eine nie versiegende Quelle
angenehmer Unterhaltung finden werden.
Der ganze Apparat, den man mit zu Felde zu nehmen braucht, besteht aus einer Art von
Druker-Ballen, aus einem Buche, und aus einer Walze. Der Druker-Ballen
wird aus einem Stuͤke feinen Kizleder, dessen glatte Seite nach Außen gelehrt
ist, auf folgende Weise verfertigt. Man nimmt ein Stuͤk Karten-Papier,
und schneidet dasselbe rund, auf anderthalb Zoll im Durchmesser, zu; macht mit der
Schere am Rande desselben Einschnitte, damit man es daselbst etwas aufwaͤrts
biegen kann, und sezt es dann in das Leder, nachdem man vorlaͤufig etwas
Baumwolle auf beiden Seiten desselben aufgelegt hat. Das Leder wird dann
ruͤkwaͤrts zusammengefaltet und gefaßt, und mittelst eines
umgeschlungenen Fadens festgebunden, und der Ballen ist fertig.
Das Buch mag ein beliebiges Format vom Duodez bis zum Folio haben, wenn es nur in
glattes Leder gebunden und ungefaͤhr einen Zoll dik ist. In diesem Buche muß
ein Stuͤk glattes Pergament so angebracht und zusammengelegt seyn, daß eine
gehoͤrige Menge von Drukerschwaͤrze zwischen demselbem aufbewahrt
erhalten werden kann. Diese Schwaͤrze kann aus fein zertheiltem
Kohlen- oder Lampen-Ruß bestehen, den man dadurch erhaͤlt, daß
man einen irdenen Teller uͤber den Rauch einer Fakel (die man sich allenfalls
aus Harz, welches man in Papier einwikelt und anzuͤndet, machen kann) so lang haͤlt,
bis er hinlaͤnglich schwarz angelaufen ist, dann einige Tropfen
Baumoͤl darauf sprizt, und das Oel mit dem Lampen-Ruße mittelst des
Druker-Ballens gleichfoͤrmig mengt, und mittelst desselben von dem
Teller auf das Pergament zu fernerem Gebrauche uͤbertragt.
Die Blaͤtter oder die Exemplare von Pflanzen, die man abdruken will, legt man
auf das geschwaͤrzte Pergament, traͤgt auf beide Seiten derselben die
Schwarze mittelst gelinden Schlagens mit dem Druker-Ballen
gleichfoͤrmig auf, und kehrt sie von Zeit zu Zeit um, bis sie eine
hinlaͤngliche Menge von Druker-Schwaͤrze aufgenommen haben. Es
braucht indessen nicht so viel hievon, als man gewoͤhnlich glaubt; denn eine
zu große Menge erzeugt bloß Klekse, und bringt nie jene zarten Abdruͤke von
allen den kleinen Adern, Ribben und anderen hervorspringenden Theilen, hervor, auf
welchen die Schoͤnheit und das Verdienst dieser Art von Abdruͤken
vorzuͤglich beruht, und welche daher auch die Anwendung des glatten Kizleders
und des Pergamentes bei dem Auftragen der Schwaͤrze auf die Exemplare
noͤthig macht.
Nachdem nun die Schwaͤrze auf diese Weise auf die Blaͤtter oder
Pflanzen-Exemplare aufgetragen wurde, muͤßen die Abdruͤke, und
zwar zwei auf einmal, von denselben auf folgende Weise genommen werden. Ein Blatt
Schreib- oder Zeichen-Papier, welches auf die oben angegebene Weise
mittelst eines feuchten Schwammes oder auf irgend eine andere Weise
gleichfoͤrmig befeuchtet wurde, wird zusammengelegt, und die
geschwaͤrzten Blaͤtter oder Exemplare werden zwischen den beiden
Blaͤttern dieses Papiers auf die gehoͤrige Weise, in ihrer
natuͤrlichen Lage und Haltung, eingelegt. Dieses Blatt Papier wird dann in
das Buch gelegt, so, daß zehn Blaͤtter oder mehrere, von dem Dekel
angerechnet, auf dasselbe zu liegen kommen, und das Buch selbst wird an irgend einer
ebenen Stelle auf die Erde gethan, die Walze, oder irgend ein anderer zilindrischer
Koͤrper von hinlaͤnglicher Staͤrke, um den Druk ohne Nachtheil
ertragen zu koͤnnen, auf das Buch gelegt, und, indem man mit den
Fuͤßen auf diese Walze tritt und mit den Haͤnden sich an irgend einem
Gegenstande festhaͤlt, nur ein einziges Mal uͤber den Dekel des Buches
mit den Fuͤßen hingerollt: beide Seiten der eingelegten Exemplare werden auf
diese Weise auf den beiden Blaͤttern des zusammengelegten Papieres mit der
groͤßten Genauigkeit abgedrukt erscheinen.
Um den Apparat tragbar zu machen, hat der Verfasser alle Theile desselben, die nicht
unumgaͤnglich nothwendig sind, bei Anwendung desselben auf dem Felde
weggelassen; wenn man
aber zu Hause abdruken kann, muß man das Tret-Brett, von welchem oben die
Rede war, nicht vernachlaͤßigen, und die Schwaͤrze kann von dem Teller
weggenommen werden, auf welchem man sie aufgesammelt hat. Die Blaͤtter oder
die Pflanzen muͤssen jedoch, waͤhrend des Auftragens der
Schwaͤrze, aus den oben angegebenen Gruͤnden immer auf das Pergament
gelegt werden..
Zehn Minuten sind mehr als hinreichend um zwei Abdruͤke von einer Pflanze auf
einmal zu erhalten, und auf diese Weise machte der Verfasser im vorigen Jahre sich
mehrere Hundert Abdruͤke, von welchen einige so schoͤn und so genau
sind, wie nur wenige Botaniker und Kuͤnstler dieselben sich verschaffen
koͤnnen. Dem reisenden Botaniker moͤchte der Verfasser indessen
empfehlen, sich waͤhrend der Reise nur mit den allgemeinen Umrissen zu
befassen, und die genaueren und feineren Abdruͤke, die er auf diese Weise
erhalten kann, fuͤr jene Zeit aufzusparen, wo er mehr Muße haben wird.
Auch solche Reisende, die keine Botaniker sind, koͤnnen auf diese Weise dem
Botaniker unendlichen Vorschub leisten, wenn sie ihm Abdruͤke von seltenen
Gewaͤchsen fremder Laͤnder nach Hause bringen, wie wir neulich eine
sehr schaͤzbare Sammlung solcher Abdruͤke aus Indien erhalten haben.
[Es wird aber immer dem Botaniker mehr nuͤzen, wenn Reisende, die keine
Botaniker sind, und doch die Wissenschaft foͤrdern wollen, die Pflanzen
gehoͤrig einlegen und troknen lernen, und den Botanikern gut getroknete
Exemplare statt solcher Abdruͤke aus fremden Laͤndern heim bringen.
Hr. Gill hat in diesem Aufsaze zugleich eine Methode
beschrieben, wie man Pflanzen durch Anwendung seiner Walze und des
Tret-Brettes schneller troknen, und denselben, wie er sagt, alle Feuchtigkeit
auspressen kann. Allein, es ist nur zu bekannt, daß zu stark gepreßte Pflanzen ihre
Farben gaͤnzlich verlieren, und hoͤchst bruͤchig und
unscheinbar worden. Die beßte Methode, die Pflanzen schoͤn und schnell zu
troknen, deren sich Hr. Dr. und Prof. Hoppe bei uns
bedient, (wir meinen die Anwendung des heißen Papieres) scheint in England noch
nicht bekannt zu seyn, und da diese bei uns allgemein bekannte und angewendete
Methode ohne Vergleich besser ist, als jene, welche Hr. Gill empfiehlt, so ließen wir die Gill'sche
Methode hier unuͤbersezt. Ueb.]
So viel wir wissen, verfertigt man in Deutschland Pflanzen-Abdruͤke auf
Stein, indem man die Pflanzen mit lithographischer Dinte uͤberstreicht, und
dann auf Stein abgedrukt, wodurch man dann lithographirte Tafeln erhaͤlt, mit welchen man auf die
beim Steindruke gewoͤhnliche Weise eine Menge von Abdruͤken erhalten
kann.
Ueber Steindruk.
Es glang dem Verfasser schon bei dem ersten Versuche auf folgende Weise einen
vollkommenen Abdruk von einem Steine zu erhalten, auf welchem sechs
Theater-Billets die schon sehr oft abgedrukt worden sind, aufgetragen worden
waren. Er legte den gehoͤrig geschwaͤrzten und genezten, und wie bei
der Lithographischen Presse mit einem Blatte feuchten Drukpapiers belegten Stein auf
die Erde, und bedekte das Drukpapier mit glattem Kalbleder, welchem mittelst
Maschinen auf die nun bei Buchbindern gewoͤhnliche Weise gleiche Dike gegeben
wurde, so, daß die glatte Seite des Leders mit dem Drukpapiere in Beruͤhrung
kam, und auf das Leder dann die Walze mit dem Tret-Brette; rollte mittelst
des Tret-Brettes, auf welchem er stand, die Walze zwei bis dreimal hin und
her, und erhielt auf diese Weise einen Abdruk, den der Steindruker selbst, der ihm
die Blatte zum Versuche lieh, fuͤr schoͤner erklaͤrte, als
derselbe diesen mit seiner Presse zu liefern vermochte.
Ueber Buchdrukerei.
Eine Stereotyp-Platte wurde auf das untere Brett gelegt, und mit einem
hoͤlzernen Rande umgeben, um die Oberflaͤche derselben zu
vergroͤßern; die Schwaͤrze wurde mit einem elastischen Drukzilinder,
wie gewoͤhnlich, aufgetragen, und das befeuchtete Drukpapier daruͤber
gelegt; hieruͤber kam dann der Drukersteg, und das Tretbrett mit der Walze.
Der Abdruk ward, durch einmaliges Ueberlaufen der Walze auf die oben beschriebene
Weise, abgezogen, und in kurzer Zeit verschaffte man sich auf diese Weise eine Menge
Exemplare.
Es ist offenbar, daß ein so einfacher Apparat zum Druken zahlloser Anwendungen
faͤhig ist, vorzuͤglich wo man keine vollkommeneren Drukmaschinen
haben kann,Wie z.B. in
denjenigen Laͤndern, wo man keine Handdrukerey haben darf, und die
Censur mit Strenge verfaͤhrt. Ein paar Brettchen und einen
Rudelwalger findet man in jeder Kuche, und diesen Apparat kann keine
Inquisition verwehren. Wo auch den Koͤpfen das Denken verbothen seyn
mag, kann doch den Fuͤßen nimmermehr das Treten verbothen werden. A.
d. Ueb. und wo nur eine Seite des Papiers bedrukt werden
darf.