Titel: | Ueber das Bleichen der vegetabilischen und animalischen Substanzen. Von Wilhelm Heinrich von Kurrer. |
Autor: | Dr. Wilhelm Heinrich Kurrer [GND] |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XLI., S. 315 |
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XLI.
Ueber das Bleichen der vegetabilischen und animalischen Substanzen. Von Wilhelm Heinrich von Kurrer.
(Fortsezung.)
v. Kurrer über das Bleichen der vegetabilischen und animalischen Substanzen.
Von dem Bleichen der leinenen Stoffe.
Fast kein technisches Gewerbe befindet sich in dem suͤdlichen Theil unsers
Vaterlandes noch auf einer so niedern Stufe der Ausbildung, als das Bleichen der
leinenen Stoffe oder Gewebe. Man koͤnnte ein ganzes Buch schreiben
uͤber die fehlerhafte, auf alte Vorurtheile sich gruͤndenden
Verfahrungsarten in unseren Bleichanstalten. Es wird dadurch nicht nur der Prozeß
des Bleichens erschwert, und durch halbjaͤhriges, ja oft noch laͤngeres
Herumziehen der Waare die Faser in ihrer Dauerhaftigkeit geschwaͤcht; sondern
es ist auch bei dem beßten Willen fast unmoͤglich, ein eben so vollkommenes
Bleichprodukt zu liefern, wie man von den irlaͤndischen,
hollaͤndischen, westphaͤlischen, schlesischen und boͤhmischen
Bleichanstalten erhaͤlt.
Haͤtte man in Großbritannien, welches noch bis ins Jahr 1752 alle Leinwand
nach Hartem in Holland zum Bleichen schikte, von den vortreflichen spaͤtern
Entdekungen keinen Gebrauch machen wollen, so wuͤrde es wahrlich mit dem
irlaͤndischen und schottischen Leinwandhaͤndler nicht so gut stehen,
wie jezt, da er daß Manopol aller Erdtheile sich zugeeignet hat, und sein Kapital
durch den schnellen Gang des Bleichens zwei und dreimal umkehrt, ehe der
Suͤddeutsche nur im Stande ist, sein Fabrikat in den Handel zu bringen.
Es muß den Vaterlands-Freund schmerzen, die deutsche Leinwand, die von jeher
in ihrer Beschaffenheit den Vorzug vor der irlaͤndischen und schottischen
behauptete, durch diese bloß wegen der schoͤnen Bleiche und Appretur von den
fremden Maͤrkten verdraͤngt zu sehen. Sehr viel zur Vervollkommnung
der Bleiche und Appretur traͤgt der in Großbritannien aus
sachverstaͤndigen Maͤnnern bestehende geschworene Leinwandrath bei, welcher vermoͤge seiner Verpflichtung
kein schlecht gebleichtes, oder schadhaftes Stuͤk Waare als Kommerzialgut
passiren laͤßt. Gewiß fuͤhlen unsere Leinwandhandlungen bei der
gegenwaͤrtigen Stokung das Unzureichende unseres Bleichwesens in seinem
ganzen Nachtheil! – Es wuͤrde ihnen nicht an
verhaͤltnißmaͤßiger Konkurrenz fehlen, wenn man im
Bleichgeschaͤfte gleiche Schritte mit den auswaͤrtigen Nationen
gemacht haͤtte; aber man blieb leider immer zuruͤk, und achtete Troz
der Bemuͤhungen eines Westrumb und Hermbstaͤdt, so wenig auf die glaͤnzenden
Fortschritte unserer Nachbaren und anderer Voͤlker, daß ich behaupten darf,
die neueren vortheilhaftern Bleichmethoden seyen in
unsern suͤddeutschen Bleichanstalten kaum dem Namen nach bekannt. So haben
wir uns bei der in Wirtenberg, Baiern, Baden, u.s.w. bluͤhenden
Flachs- und Hanf-Kultur eines hoͤchst wichtigen Vortheils
begeben, der in staatsoͤkonomischer Ruͤksicht alle Aufmerksamkeit
verdient, und der selbst jezt noch bei ernstem Willen nachgeholt werden
koͤnnte.
Der Wahn, daß eine schnelle Bleiche der Leinwand schade, ward der Schwanengesang
fuͤr unsere Leinwand-Manufakturen. Unumstoͤßliche Thatsachen
hatten diesen Wahn laͤngst widerlegt, und nur wer sich phlegmatisch im
gewohnten Kreise bewegt, ohne Sinn fuͤr hoͤheres Streben, kann noch
daran festhalten. Es zeigt sich hier auch der große Vortheil, wenn der Manufakturist
zugleich Chemiker ist. – Weder kaustische (reine) Alkalien noch Chlorine und
deren Verbindungen, noch die schwefelsaure Baͤder wirken bei
gehoͤriger Anwendung nachtheilig auf die vegetabilischen Faser im Bleichen;
es wird im Gegentheil die Faser weniger angegriffen, als bei dem uralten
Verfahren.
Das Bleichen mit den milden (kohlengesaͤuerten) Alkalien und der
gewoͤhnlichen Aschenlauge und das Auslegen auf die Wiese erfodern die Zeit
eines halben Jahres, tritt schlechte Witterung ein, so waͤhrt es noch
laͤnger; die zweite Abgabe im Spaͤtherbst liefert der Bleicher
entweder schlecht, oder wohl gar nur halb gebleicht, in welchem lezteren Falle die
Waare im naͤchsten Jahre vollends ausgebleicht werden muß. Erwiesen ist auch,
daß die nach einer solchen Verfahrungsart gebleichte Leinwand 33 bis 35 Prozent an
Gewicht verliert, waͤhrend durch die neuen Bleichmethoden vermittelst
kaustischer Alkalien, Chlorine oder deren Verbindungen, und Anwendung der
schwefelsauren Baͤder, der Verlust nur 26 bis 27 Prozent betraͤgt, wenn die Waare den
hoͤchsten Grad der Weiße durch die Bleiche erreichen soll.
Durch die Anwendung der neuen Verfahrungsarten werden nur die Unreinigkeiten, der
natuͤrliche Firniß, so wie der praͤdominirende Kohlenstoff hinweg
genommen, da hingegen bei der alten Weise durch viele Manipulationen, Strapazen und
wiederholte Operationen ein Theil der Faser angegriffen und dadurch der Faden mehr
geschwaͤcht wird. Folgende Probe sezt dieß außer Zweifel. Einige
Stuͤke Leinwand von gleichem Garn wurden zur Haͤlfte nach der
aͤlteren, zur Haͤlfte nach der neuen Methode gebleicht, und sodann die
ausgezogenen Faͤden, sowohl als die in die Laͤnge und Quere
gleichgeschnittene Bandstreifen in Ansehung ihrer Festigkeit durch
angehaͤngte Gewichte sorgfaͤltig mit einander verglichen. Die neue
Bleichmethode bewaͤhrte sich dabei als vorzuͤglich. Um keine
Taͤuschung statt finden zu lassen, stellte man mehrere dergleichen Versuche
an, und gelangte zu dem naͤmliche Resultat. Es folgt hieraus
unlaͤugbar, daß gaͤnzlich rein gebleichte Leinwand in eben dem Grade
minder dauerhaft sey, in welchem sie an Gewicht verlohren hatDaß der mit Chlorine gebleichte Faden, well er
weniger bruͤchig ist, von der Naͤherin mit mehr Erfolg
gebraucht werden koͤnne, als der auf der Wiese langsam gebleichte
Faden von derselben Qualitaͤt, und daß ihn der Weber auf dem
Webestuhle besser aufzuspannen im Stande sey, hat schon Pajot des Charmes in
seinem Werke „sur le
Blanchiment,“ dargethan. A. d. V..
Die kraͤftigsten Mittel fuͤr das Bleichen der leinenen Stoffe sind bei
sachkenntnißvoller Anwendung die kaustischen Alkalien in Mitwirkung der Chlorine und
der Schwefelsaͤure.
Das Bleichen der Leinenfaser ist schwieriger, und der Prozeß erfodert viel mehr
Operationen, als bei dem Bleichen der Baumwolle. Wenn leztere durch den Bleichprozeß
nur 4 1/2 bis 5 Prozent,
die Leinwand hingegen 26–27 Prozent verliert; so ist leicht einzusehen, daß
diese um so mehr gefaͤrbte Materie enthalte, welche durch die verschiedenen
Bleicharten hinweggeschaft werden muß; und da ihr farbiges Wesen vielen Widerstand
leistet, so macht auch die Vertilgung desselben mehrere Operationen als die
Baumwolle nothwendig.
Indem ich nun zu dem Praktischen dieser Kunst mich wende, werde ich mich bestreben,
die Verfahrungsarten, durch welche Leinenstoffe auf die schoͤnste,
zwekmaͤßigste und dauerhafteste Weise gebleicht werden, den Lesern genau
anzugeben. Hierauf soll die Beschreibung derjenigen Methoden, welche in andern
Laͤndern angewendet werden, begleitet von einer kritischen Beleuchtung und
von sachkundigen Anmerkungen folgen, um diesen Theil des Bleichens in ein
sistematisches Licht zu stellen, wodurch allein die Kunst sich mit der Wissenschaft
freundlich vermaͤhlen kann.
Fermentations-Prozeß (Weichprozeß) der Leinwand.
Eine der wichtigsten Operationen bei dem Bleichen der Leinwand, worauf aber in
vielen Bleichanstalten nur geringe Sorgfalt verwendet wird, besteht in dem
Einweichen und Gaͤhren der Waare. Das alte Sprichwort: „gut geweicht, ist halb gebleicht“ gilt
vollkommen von dem Bleichen der Leinenstoffe, indem durch eine
zwekmaͤßige Fermentation (Weichung) nicht allein das Bleichen
erleichtert, sondern auch weniger Bleichmaterial zur Erzielung der
hoͤchsten Weiße erfodert wird. Es kann dieses Geschaͤft den
Eigenthuͤmern großer Bleichanlagen nicht genug empfohlen werden.
Betrachten wir den Flachs- und Hanf-Bast in seinem
natuͤrlichen Zustande, verunreinigt durch eine farbige Substanz, die in
einer innigen Verbindung von Schleim, Kleber, Extraktivstoff und einer harzigen
Materie zu bestehen scheint, und in den Leinwandbleichen als farbiger Stoff oder
Firniß bekannt ist, und erwaͤgen wir dabei, daß durch das Verarbeiten,
Spinnen und
Weben der Leinwand noch andere fremdartige Theile, Schweiß, Staub, Mehlkleister,
Fette oder oͤlige Zusaͤze u. d. m. ihr zugefuͤhrt werden,
so ergibt sich daraus von selbst, daß die Fermentation einen Theil solcher
Verunreinigungen aufloͤse und hinweg nehme.
Das wirkungsvollste Mittel zur Weichung, um die Fermentation zu bewirken, ist
reines weiches Wasser, wodurch ein Theil der mehligen Weberschlichte
vermoͤge ihrer zukerstoffhaltigen Basis in eine essigartige
Saͤuerung uͤbergeht, und der Leinwand entzogen wird. Da der
natuͤrliche Extraktivstoff durch die Einwirkung der essigartigen
Saͤuren eine Loͤsungs-Geneigtheit erhaͤlt, so
erfolgt durch die Gaͤhrung eine Art Mischungs-Veraͤnderung,
welche macht, daß die Waare in den naͤchstfolgenden alkalischen
Baͤdern, ihren farbigen Stoff leichter an das alkalische Salz abtritt. Es
zeigen sich uͤbrigens bei der Fermentation der leinenen Gewebe fast
dieselben Erscheinungen, die beim Gaͤhren der baumwollenen Fabrikate
vorkommen.
Vor Allem muß in den Leinwand-Bleichen die Waare nach ihrer
Qualitaͤt, Feinheit oder Staͤrke des Fadens gesondert werden, und
so gesondert alle Bleichgaͤnge machen, weil, wenn feine Leinwand aus
Flachs mit groͤberer aus Werg oder Hanf vermischt wird, beim Bleichen
selbst ungleiche Resultate hervorgehen. Die Fermentation wird folgendermassen
bewirkt.
Das Einsezen der aufgefachten mit den Enden umschlagenen Leinwand in die
Einweichgefaͤße (Weichbuͤtten) muß mit aller Sorgfalt geschehen,
damit sich die Waare nicht verwirren, und nach dem Fermentations-Prozeß
ohne Schwierigkeit Stuͤk fuͤr Stuͤk aus der Weichkufe
herausgenommen werden koͤnne.
Weil das warme Wasser in die rohe Leinwand schwer eindringt, so bringe man nach
dem Einlegen jeder einzelnen Schicht-Waare jedesmal Wasser hinzu, das eine
Temperatur von 35–40° Reaum. hat, und fahre damit so lange fort,
bis alle Waare in die Kufe eingeschichtet ist. Das Ganze wird nun durch eine
gewoͤhnliche Vorrichtung beschwert, und noch so viel Wasser von derselben
Temperatur zugegeben, daß die leinenen Stoffe 4–5 Zoll unter der
Fluͤßigkeit stehen. Bei warmer gaͤhrungsfaͤhiger Witterung
verrichtet man das Einsezen in einem vor Regen geschuͤzten Lokal; bei
kalter Witterung und im Winter in geheizten Zimmern bei einer anhaltenden
Temperatur von 12–15° Reaum.
Die eingesezte und beschwerte Waare wird nach 5–6 Stunden anfangen stark
aufzuschwellen; es zeigen sich Symptome einer geistigen Gaͤhrung, die
nach und nach in saure uͤbergehen, wozu einige Tage gehoͤren, um
die gewuͤnschte Weichung zu erreichen. Ist der saure Grad der
Gaͤhrung eingetretten, so darf man nicht saͤumen, die
Fluͤßigkeit durch den am Boden des Weichgefaͤßes angebrachten
Spunt abzulassen, weil sonst leicht die faule Gaͤhrung eintreten
koͤnnte. Nun wird frisches Wasser aufgegossen, um die widerlich riechende
Substanz so gut als moͤglich von der Waare abzuspuͤhlen. Der Spunt
wird aufs Neue geschlossen, und die Operation mit warmen Wasser von
35–40° Reaum. wie das erstemal vorgenommen.
Schon dieses Verfahren nimmt einen betraͤchtlichen Theil der
Unreinigkeiten, womit die Leinwand behaftet ist, hinweg. Sie wird nun aus der
Weichbuͤtte genommen, und durch Waschen und Walken von der
loͤsbaren Materie gereinigt. Sie ist bereits weicher anzufuͤhlen,
und zeigt bei genauer Betrachtung deutliche Spuren einer vorgegangenen
Veraͤnderung.
Da der Fermentations-Prozeß bei dem Bleichen der leinenen Stoffe von der
groͤßten Wichtigkeit ist, so empfehle ich folgende zwei Bemerkungen der
genauen Nachachtung:
1) Durch zu fruͤhes Ablassen der
Weichfluͤßigkeit kann nicht die beabsichtigte Gaͤhrung
erfolgen, weil die Mehlschlichte bei zu kurzer Zeit keine Fermentation
zulaͤßt, leztere aber wesentlich nothwendig ist, um die
zukerstoffhaltige Materie in essigartige. Saͤure umzuaͤndern,
in welcher wieder andere Vehikel durch Mischungs-Veraͤnderung
disponirt werden, im Verfolg des uͤbrigen Bleichprozesses sich
leichter zu loͤsen, so, daß sie schneller entweichen
muͤßen.
2) Bei zu langem Verweilen der Fluͤßigkeit in der
Weichbuͤtte ist eine Art fauler Gaͤhrung zu
befuͤrchten, die der Dauerhaftigkeit der Pflanzenfaser nachtheilig
wird, und den uͤbrigen Bleichprozeß erschwert, weil durch eine
eintrettende Faͤulniß sich alle geloͤste Molekuͤlen
praͤzipitiren, und in die geoͤffnete Poren der Faser
niedergeschlagen werden.
Durch Uebung und mitteltst des Geruchs lernt man bald den gehoͤrigen Grad
der Gaͤhrung erkennen. Man bedient sich hiezu auch des frisch bereiteten
Lakmuspapiers, welches, in die Fluͤßigkeit gehalten, leicht
geroͤthet wird.
Bleichen der leinenen Gespinste oder Gewebe durch kaustische Alkalien und durch Auslegen auf die Bleichwiese.
1te Operation.
Nach Vollendung des sorgfaͤltig angestellten Fermentationsprozesses eignen
sich die Leinen-Fabrikate zu der Behandlung in den alkalischen Badern.
Zum Beuchen dient am beßten der bei der Baumwollen-Bleiche beschriebene
dampfartige Laugen-Apparat, in welchen die Leinen-Stoffe
sorgfaͤltig eingeschichtet werden.
Das Bleichen derselben erfodert Anfangs staͤrkere, hernach aber immer
schwaͤchere alkalische Lauge. Der ersten kaustisch alkalischen Lauge gebe
man 3° nach Beks Areometer. Bei dieser
Laugenstaͤrke bringe man die Waare in die Beuchbuͤtte, und
gieße zwischen jede Schichte beim Einsezen erwaͤrmte Lauge von 5°
Grad Reaum. womit man so lange fortfaͤhrt, bis die Buͤtte
angefuͤllt ist, und nach leichtem Beschweren die Fluͤßigkeit
einige Zoll uͤber die Waare sich erhebt. So lasse man die Waare, damit
sie von der alkalischen Lauge gleichmaͤßig durchzogen werde, uͤber
Nacht stehen, gebe dann am Morgen darauf unter den Kessel Feuer, und erhalte die
Waare 12 Stunden in anhaltendem Kochen. Nachdem sie nun die Nacht hindurch in
der Laugenkufe gelegen, wird morgens die heiße Fluͤßigkeit abgelassen,
die Waare aber nach einiger Abkuͤhlung von Arbeitern die mit
hoͤlzernen Schuhen versehen sind, herausgenommen, verkuͤhlt und
mit der anhaͤngenden Bleichfluͤßigkeit auf die Wiese ausgespannt.
Hier begießt man sie in den ersten zwei Tagen oͤfter oder seltner mit
Wasser, je nachdem die Witterung troken oder feucht ist. Nach drei Tagen wendet
man sie um, so daß die untere Seite zu oberst gekehrt wird, und wiederholt das
Begießen mit Wasser taͤglich einigemal. Das mehr oder weniger
staͤrke Begießen haͤngt jedesmal von der Witterung ab; am
haͤufigsten muß es bei großer Hize und brennendem Sonnenstrahl geschehen;
dann aber erfolgt auch um so schneller die Beendigung des Bleichprozesses. Die
Waare muß jedoch allemal troken seyn, ehe sie auf's Neue bewaͤssert wird.
Das Wasser erleidet hiebei zum Theil eine Zersezung; sein Sauerstoff bindet in
Mitwirkung des Sauerstoffs der Atmosphaͤre und bei Einwirkung des Lichts
den vorwaltenden Kohlenstoff, womit die Waare verunreinigt ist, und
fuͤhrt denselben unter der Gestalt des kohlensauren Gases hinweg. Nach 5
bis 6 taͤgigem Ausliegen hebt man die Waare von der Wiese auf, und
richtet sie zur zweiten Kochung in der alkalischen Fluͤßigkeit vor.
In dieser Periode gewahrt man an der Leinwand schon eine große
Veraͤnderung. Die Rauheit und Steife, welche durch die Schlichte
veranlaßt wurde, so wie die Sproͤde, die von dem natuͤrlichen
Firniß der Pflanzen-Faser entstand, sind zum Theil verschwunden, und die
Farbe der Leinwand ist bereits auffallend anders geworden.
Die nach der ersten Beuche abgelassene Fluͤßigkeit ist mit farbiger
Materie, welche der Leinwand anhaͤngt, gesaͤttigt, hat eine
truͤbe braune Farbe, und ist durch die Verbindung des Farbestoffs mit dem
alkalischen Salze alles alkalischen Geschmaks beraubt. Eine
kaustisch-alkalische Lauge von 3°
Staͤrke nach Beks Areometer besizt die Eigenschaft, die durch
vorangegangene Fermentation loͤsbar gemachte farbige Materie aufzunehmen,
und sich vollkommen damit zu saͤttigen, ohne im geringsten nachtheilig
auf die Struktur der Pflanzen-Faser zu wirken. Je farbenstoffloser, die
vegetabilische Faser durch die nachfolgenden Operationen erscheint, um so
weniger konzentrirt duͤrfen die alkalischen Laugen in Anwendung gebracht
werden.
2te Operation.
Bei der zweiten Laugen-Operation genuͤgt eine kaustischalkalische
Lauge von 2 10/2° Staͤrke nach
Beks Areometer. Die Manipulation, Dauer im Kochen, Auslegen auf die Wiese etc.
verrichtet man wie bei der ersten Operation. Nach 4–5 Tagen wird die
Waare zur naͤchsten Lauge geschaft.
3te Operation.
Die Lauge ist 2° stark; hat man sie auf
die Waare in die Beuchbuͤtte gegossen, so folgt sogleich die 12 Stunden
daurende Auskochung, worauf man die Waare 4 bis 5 Tage auf die Bleichwiese
bringt, wieder aufhebt, und zur
4ten Operation befoͤrdert.
Diese besteht in dem Einlegen in ein kaltes schwefelsaures Bad von eben der
Staͤrke, wie bei der Baumwollen-Bleiche angewendet wird. Man
laͤßt die Waare uͤber einen Haspel in das Bad einwinden, einigemale hin und wieder
treiben, und 24 Stunden gut untergetaucht darin liegen. Nach dem Herausnehmen
schaft man sie schnell an den Bach oder Fluß, und walkt sie so lange, bis man
uͤberzeugt ist, daß alle anhaͤngende Saͤure
weggespuͤhlt sey. Die Farbe der Leinwand ist jezt noch mehr
geaͤndert.
5te Operation.
Die nach dem schwefelsauren Bade sorgfaͤltig gereinigte Waare, wird in
einer kaustisch-alkalischen Lauge von 1 1/2 Graden 10 Stunden lang in der
Bleichkufe gekocht, und wie bei der fruͤhern Operationen
verkuͤhlt, mit der anhaͤngenden Lauge 5 bis 6 Tage auf die
Bleichwiese ausgelegt.
6te und darauf folgende Operationen.
Nach dem Auslegen gibt man noch zwei alkalische Laugen von 1 1/4 Grad
Staͤrke, wiederholt das schwefelsaure Bad noch einmal, walkt die Waare,
und wechselt mit Laugen von einem Grad und mit dem Auslegen auf die Bleichwiese
so lange nach der angegebenen Verfahrungsart ab, bis die Leinwand vollkommen
(absolut) weiß gebleicht erscheint.
Die Zeit, in welcher Leinwand oder leinene Fabrikate nach obiger Methode absolut
gebleicht werden, laͤßt sich nicht genau bestimmen; es haͤngt der
Erfolg von der Witterung, der Qualitaͤt der Waare, der Sorte des
Flachses, Hanfs und Wergs, so wie von der Feinheit oder Staͤrke des
Fadens ab.
Von der 6ten Operation dauert das Kochen in dem Laugen-Apparate
anfaͤnglich 7 bis 8 Stunden, nachher bei einer Laugenstaͤrke von
einem Grad nur 6 bis 7 Stunden, je nachdem die Leinen-Waare noch farbige
Erscheinungen zeigt. Ist eine vollkommene Weiße erreicht, so wird die lezte
Vorrichtung durch das schwefelsaure Bad gegeben, in welches man die Leinwand
20–24 Stunden lang einlegt, und nach dem Herausnehmen sorgfaͤltig
waschen und walken laͤßt, um alle schwefersaure Atome vollkommen daraus zu
entfernen. Die Leinwand wird nun an der Luft getroknet.
Wenn die leinene Fabrikate als Kommerzial-Waare geblaͤut werden
sollen, so blaͤut man sie nach dem Waschen, Walken und Staͤrken
mit derselben Indigo-Tinktur, welche bei der Baumwollen-Bleiche
angezeigt ist. Will man bei dieser Methode zu bleichen, Gebrauch von der
saponifizirten kaustisch-alkalischen Lauge machen, so geschieht die
Anwendung derselben erst nach der lezten alkalischen Lauge, um dadurch eine Art
Seifung zu geben, welche die Leinwand etwas weicher anfuͤhlen
laͤßt. Bei der Leinwand-Bleiche wirkt uͤbrigens die Seife
nur auf die mechanisch anhaͤngende Unreinigkeiten, ohne bleichende
Wirkung auf den Faͤrbestoff derselben auszuuͤben.
Das Bleichen leinener Fabrikate mit der kaustisch-alkalischen Lauge
laͤßt in Hinsicht der Weiße der Waare, und der Dauerhaftigkeit der
Pflanzen-Faser nichts zu wuͤnschen uͤbrig. Man gewinnt auch
bei diesem Verfahren eine betraͤchtliche Quantitaͤt alkalischen
Salzes, nach Verhaͤltniß des durch Kohlensaͤure neutralisirten
Kalis in der Holz- oder Pottasche, welche Verbindung beim Bleichen passiv
bleibt. Es wird an Arbeitslohn und Kapitals-Interessen erspart, weil das
Bleichen schneller, als durch kohlengesaͤuerte Alkalien vor sich
geht.
Die abwechselnde Anwendung der schwefelsauren Baͤder befoͤrdert das
Bleichen, und man kann diesen einen entschiedenen Vorzug gegen die Anwendung der
vegetabilischen Saͤuren, und der sauren Milch einraͤumen. Da die
Handgriffe, als: Auffachen, Waschen, Walken, Einlegen in die Baͤder und
Ausbreiten auf die Wiese, jedem Bleicher bekannt sind, so waͤre es
uͤberfluͤßig, davon zu reden.
Bleichen der leinenen Gespinste oder Gewebe, durch kaustische Alkalien, Chlorine oder deren Verbindungen und Schwefelsaͤure,
mit Auslegen auf die Bleichwiese.
Die nach dem Fermentations-Prozeß gewaschenen und gut gewalkten leinenen
Stoffe erhalten, wie bei dem eben beschriebenen Verfahren eine
kaustisch-alkalische Lauge von derselben Staͤrke in dem
Laugen-Apparate, werden nach dem Herausschaffen aus der Laugenbuͤtte
gut gewaschen, und zum zweiten Male in einer alkalischen Lauge unmittelbar darauf
ausgekocht, sodann 5–6 Tage lang auf die Bleichwiese gelegt, und in einer
dritten kaustisch-alkalischen Lauge von 2° nach Beks Areometer 12 Stunden lang gekocht.
Wenn nach dieser dritten Lauge die Waare 4–5 Tage auf der Bleiche gelegen ist,
haspelt man sie in ein Chlorinbad ein, worin sie 20–24 Stunden bleibt, und in
dieser Zeit einigemal uͤber die Winde hin und wieder gehaspelt wird, damit
die an Wasser gebundene Saͤure alle Theile durchdringen koͤnne. Nach
dem Herausnehmen und Auswaschen kommt sie auf 20–24 Stunden in ein
schwefelsaures Bad, worauf sie, gut gewaschen und gewalkt, in eine kaustische
Kali-Lauge von 2° Staͤrke 8
Stunden lang, gekocht, mit der anhaͤngenden Lauge auf die Bleichwiese
ausgelegt, und da 6 Tage lang liegen gelassen wird. Nun bringt man sie weiter auf
16–20 Stunden in ein Chlorinbad, und legt sie hernach, gut gewaschen, in das
schwefelsaure Bad wie das erste Mal ein. Die aus dem sauren Bade gekommene leinene
Waare laͤßt man einigemal gut waschen, sodann in einer kaustischen Lauge von
1 1/2 Grad 8 Stunden lang kochen, und abermals einige Tage auf die Bleichwiese
auslegen. So faͤhrt man wechselweise mit eingraͤdiger Lauge, Einlegen
in Chlorine und schwefelsaure Baͤder fort, bis die Waare dem Auge vollkommen
weiß erscheint.
Es ist hiebei zu bemerken, daß, wenn die Waare so weiß gebleicht ist, als man sie zu
erhalten wuͤnscht, nach der lezten alkalischen Lauge das Chlorinbad
wegfaͤllt, und statt dessen nur das schwefelsaure Bad angewendet wird, nach
welchem die Leinwand sorgfaͤltig gewaschen, gut gewalkt und im Schatten
abgetroknet werden kann. Zum gelinden Anfuͤhlen kann man der Waare, statt des
kaustischen Kalibades, die lezte Auskochung durch ein saponifizirtes kaustisches
Kali oder auch reines Seifenbad geben.
Die Behandlung der Waare nach dieser Methode ist in allen uͤbrigen
Manipulationen, im Laugen, Waschen, Walken, Auslegen auf die Wiese etc. dem vorigen
Verfahren ganz gleich.
Es koͤnnen bei diesem Verfahren leinene Gespinste jeder Gattung in kurzer Zeit
schoͤn und dauerhaft weiß gebleicht und solche wuͤnschenswerthe
Resultate erzielt werden, die man durch kein anderes Verfahren zu erreichen im
Stande ist.
In den ausgezeichnetsten Bleichanstalten Großbritaniens haͤlt man sich heut zu
Tage beim Bleichen der Leinwand und der leinenen Fabrikate an obige Methode, geringe
Abaͤnderungen abgerechnet, die in jeder einzelnen Bleichanlage
oͤrtlicher Verhaͤltnisse wegen statt finden. So bedient man sich in
Irland jezt fast ausschließlich des Chlorinkalks statt der an Wasser gebundenen
Chlorine, oder der Verbindungen dieser bleichenden Substanz mit andern
Grundlagen.
Ich glaube der Wichtigkeit wegen hier bemerken zu muͤssen, daß in mehreren
Bleichetablissementen Großbritaniens bei Anwendung der Chlorinverbindungen mit
erdigen oder alkalischen Grundlagen die Waaren unmittelbar nach dem Durchnehmen in
dergleichen Baͤdern um die Chlorine zu entwikeln, gleich in ein
schwefelsaures Bad gebracht werden, wodurch die Chlorinverbindung zersezt, die Erde
und das alkalische Salz an die Schwefelsaͤure gebunden, und die Chlorine frei
wird, welche sich theils der Fluͤßigkeit mittheilt, theils den
Faͤrbestoff der Bleichwaare zerstoͤrt, theils aber auch in Gasform
entweicht. Auf diese Weise zeigt sich beim Einbringen der leinenen Stoffe in das
schwefelsaure Bad eine uͤberaus schnelle Bleichwirkung; es ist aber auch
nicht selten der Fall, daß durch den zu raschen Akt der Zersezung und Entwiklung,
welcher fast in einem Momente vor sich geht, die Pflanzen-Faser in ihrer
Dauerhaftigkeit Schaden leidet. Bei der Anwendung des Chlorinkalks tritt dieser
unangenehme Fall am leichtesten einDas
Uebersehen dieser Thatsache mag die Veranlassung gewesen seyn, daß Westrumb in seiner lezten Schrift:
„Ueber das Bleichen mit Saͤure, (Berlin und Stetin in
der Nikola'schen Buchhandlung 1819)“ Zweifel uͤber die
Dauerhaftigkeit leinener Stoffe, welche durch Chlorine oder deren
Verbindungen gebleicht sind, erhob, welche bei Manchen Eingang fanden, die
den Gegenstand in seiner praktischen Ausuͤbung nicht zu
wuͤrdigen vermochten. So sehr ich das Andenken dieses fuͤr die
Bleichwissenschaft zu fruͤh verstorbenen Mannes ehre, so kann ich
doch die Behauptung nicht zuruͤkhalten, daß derselbe durch ein
fehlerhaftes Verfahren bei der Operation zu seinem unguͤnstigen
Urtheil verleitet worden sey. Zugleich bemerke ich, daß Westrumbs gesammelte
Materialien zu obiger, kurz vor seinem Todte erschienenen, Schrift, sich
seit vielen Jahren schon in seinem Port'feuille befanden, und theils
Versuche und Erfahrungen enthielten, die der wuͤrdige Mann 20 Jahre
fruͤher in Westphalen zu machen Gelegenheit hatte. Seit jener Zeit
haben Großbritaniens Manufakturen im Allgemeinen maͤchtige
Fortschritte in der Kunst, mit Chlorine und deren Verbindungen zu bleichen,
gethan. Auch in meinem Wirkungskreise wurde mir durch Unternehmungen im
Großen die Ueberzeugung, daß die Chlorine und deren Verbindungen mit erdigen
oder alkalischen Grundlagen, wenn sie mit Kenntniß und Sorgfalt angewendet
werden, beim Bleichen vegetabilischer Gewebe ganz unschaͤdlich seyen.
A. d. V.. Es ist daher zu rathen, die Chlorinverbindung beim
Bleichen stets in solcher Beschaffenheit anzuwenden, daß die Chlorine immer darin
vorwaltet, wie ich bei der Baumwollen-Bleiche gezeigt habe.
Durch das Einbringen der Bleichwaare und die Einwirkung des Lichts erleidet die
Chlorinverbindung von selbst eine langsame Zersezung, wodurch der Farbestoff der
Waare zerstoͤrt wird. Will man dagegen eine neutrale Verbindung der Chlorine
mit erdiger oder alkalischer Basis zersezen, um dieselbe fuͤr das Bleichen
brauchbar zu machen, so troͤpfle man unter stetem Umruͤhren so lange
Schwefelsaͤure mit 8 Theilen Wasser verduͤnnt hinzu, bis die
Bleichlauge bei der Pruͤfung durch die Indigo-Probe brauchbar
erscheint. Hat man Chlorinkalk auf diesem Wege zerlegt, so bedeke man nachher das
Bleichgefaͤß, lasse den schwefelsauren Kalk (Gips) aus der Fluͤßigkeit
sich niederschlagen, zapfe das helle Fluidum ab, und verwende es fuͤr den
Gebrauch. In solchen Chlorinverbindungen leidet die Leinenfaser nichts, wenn die
Waare nach dem Bleichbade gut ausgewaschen, und dann erst in das schwefelsaure Bad
gebracht wird.
Bei einer solchen Bleiche benimmt das lezte alkalische Bad der Waare allen
Chloringeruch, es moͤgen liquide Chlorine oder Chlorinverbindungen mit
alkalischen oder erdigen Grundlagen dabei in Anwendung gebracht worden seyn, oder
nicht, und sie macht in Mitwirkung des darauf folgenden schwefelsauren Bades, daß
die Leinwand auf dem Lager nie gelb werden kann.
Die liquide Chlorine und deren Verbindungen mit alkalischen und erdigen Substraten
zum Bleichen der leinenen Stoffe werden eben so bereitet, wie bei der
Baumwollen-Bleiche. Um ihre Staͤrke in bleichender Wirkung zu
pruͤfen, kann man sich auch hier mit dem beßten Erfolg des
Indigo-Praͤzipitats bedienenWenn Chlorinverbindungen, naͤmlich Chlorinkali, Chlorinnatron,
Clorinkalk, Chlorinbittererde etc. beim Bleichen leinener Stoffe verwendet
werden, so ist die spezifische Schwere des in Wasser geloͤsten Bleichsalzes unzureichend, die Kraft ihrer bleichenden Wirkung zu
bestimmen. Oefters ist gleiche spezifische Schwere vorhanden, ohne daß das
Fluidum sonderliche Bleichwirkung aͤußert. Die Ursache hievon ligt
darin, ob mehr oder weniger eigentliche Chlorine an die Basis gebunden ist;
oͤfters spielt auch die Unreinigkeit der angewandten Substanzen eine
Rolle. Indig-Prezipitat bleibt stets das bewaͤhrteste
Pruͤfungsmittel. A. d. V..
Das Verfahren, mit liquider Chlorine oder deren Verbindungen nach der eben
beschriebenen Weise zu bleichen, bietet nachstehende Vortheile dar:
1) Leinene Stoffe nach dieser Methode gebleicht, verlieren 6
bis 7 Prozent weniger an Gewicht, als durch das Bleichen mit
kohlengesaͤuerten Alkalien ohne Chlorine oder deren Verbindungen.
2) Sie leiden nicht nur nichts in ihrer Dauerhaftigkeit,
sondern der Faden wird bei einer sorgfaͤltigen Behandlung fester
erhalten, als durch die aͤlteren langsamern Bleichverfahren.
3) Sie gewinnen eine ausgezeichnet schoͤne Weiße, welche
beim Liegen im Magazin unveraͤndert bleibt.
4) Man kann so zu jeder Jahreszeit, selbst bei der
unguͤnstigsten Witterung, schnell und vollkommen bleichen, wodurch viel a) fuͤr den Bleicher
an Brennmaterial, Arbeitslohn etc. undb) fuͤr den
Leinwandhaͤndler an Kapital erspart wird.
5) In einem und demselben Lokal koͤnnen bei dem
geschwinden Abbleichen große Quantitaͤten in einem Jahre gebleicht, und
durch dieselben Arbeiter 10 bis 12 mal mehr Waare als sonst gefoͤrdert
werden, was dem Bleichinhaber einen um so hoͤhern Ertrag seines
Betriebs-Kapitals gewaͤhrt.
In einer großen umfassenden Bleichanstalt sezt dieses Verfahren freilich ein
dirigirendes Subjekt voraus, welches dem wichtigen Gegenstand dieser Kunst
vollkommen gewachsen ist.
Bleichen der leinenen Gespinste oder Gewebe durch kaustische Alkalien, liquide Chlorine und Schwefelsaͤure ohne Auslegen auf
die Bleichwiese.
Um mich von der bleichenden Wirkung der abwechselnden kaustisch-alkalischen
Baͤder, der Chlorin- und schwefelsauren Baͤder ohne Auslegen
auf die Bleichwiese zu uͤberzeugen, machte ich einen Versuch mit vier Stuͤken sogenannter feiner Hausleinwand
fuͤr den eigenen Gebrauch. Die Leinwand wurde alle Bleichgaͤnge
hindurch separat gehalten, und bei Ermanglung eines kleinen dampfartigen
Laugen-Apparats in einem offenen kupfernen Kessel in der
kaustisch-alkalischen Lauge gekocht. Ich verfuhr dabei folgendergestalt:
1te Operation, Fermentiren der Leinwand (Weichung).
Die rohe, vom Weber gekommene Leinwand wurde aufgefacht in einen
geraͤumigen Bottig, der zu 40 Grad nach Reaum. Thermometer
erwaͤrmtes Flußwasser enthielt, eingesezt, beschwert und ruhig stehen
gelassen. Nach 8–10 Stunden schwoll die Leinwand auf; nach zwei Tagen
zeigten sich Erscheinungen, die eine vorgehende Veraͤnderung in der
Fluͤßigkeit andeudeten, indem sich schleimartige Floken auf die
Oberflaͤche des Wassers warfen, welche sich am 4ten Tag der Weichung so
betraͤchtlich anhaͤuften, daß die Oberflaͤche damit ganz
bedekt wurde. Diese Floken hatten eine zaͤhe klebrige Natur, die dem
Pflanzenschleim analog zu seyn schien. Blaues in die Fluͤßigkeit
gehaltenes Lakmuspapier gab eine schwache eingetretene Saͤuerung zu
erkennen. Die Fluͤßigkeit war truͤbe, von grauer in's Gelbe
neigender Farbe. Sie wurde abgelassen, die Leinwand mit lauem Wasser
uͤbergossen, mit solchem abgespuͤhlt, und das Gefaͤß mit
frischen warmen Wasser von 40° angefuͤllt,
beschwert und abermals 4 Tage lang in einem temperirten,
gaͤhrungsfoͤrdernden Orte ruhig stehen gelassen. Nach Verlauf
dieser Zeit reagirte Lakmuspapier auf eingetretene schwache
SaͤuerungDie Fermentation
bei der mit Wasser eingesezten Waare erfolgt um so schneller und der
Prozeß wird um so mehr abgekuͤrzt, je betraͤchtlicher die
Quantitaͤt der Waare ist. Bei einzelnen Stuͤken dauert es
daher immer laͤnger, bis die Saͤurung eintritt. A. d.
V.. Die Fluͤßigkeit erschien ganz truͤbe, ohne
Schleimfloken. Ich ließ nun die Leinwand herausnehmen, gut waschen, walken und
fuͤr die folgende Operation vorrichten.
2te Operation.
Es wurde eine kaustisch-alkalische Lauge aus 8 Theilen Pottasche von
56–58 Prozent Kali und 3 Theilen frisch gebrannten Kalks mit der hiezu
benoͤthigten Menge Wasser gemacht, die helle Lauge mit Flußwasser bis auf
4 1/2 Grad nach Beks Areometer geschwaͤcht, und die Leinwand 6 Stunden
lang in einem offenen kupfernen Kessel gekocht. Der Verlust, der durch
Verdampfung der Fluͤßigkeit entsteht, wird durch Wasserzusaz
waͤhrend der Operation ergaͤnzt. Die herausgenommene Waare wurde
einigemal am Fluß gut gewaschen.
Die in dem Kessel zuruͤkgebliebene Fluͤßigkeit besaß eine
dunkelbraune truͤbe Farbe; sie hatte so viel farbige Materie aufgenommen,
daß das alkalische Salz damit gesaͤttigt, und aller alkalische Geschmak
sich verloren hatte.
3te Operation.
Diese besteht in einem sechsstuͤndigen Auskochen in einer kaustischen
Lauge von 3° nach Beks Areometer. Die
Waare wurde, wie das erstemal, wenn sie aus dem Bade kam, gut gewaschen. In
diesem Zustande ließ die Leinwand bereits eine mit ihr vorgegangene große
Veraͤnderung wahrnehmen, sie war gelinde anzufuͤhlen und die Farbe erschien
roͤthlich gelb, ein Zeichen, daß ein betraͤchtlicher Theil
farbiger Materie aufgeloͤset und hinweggeschafft sey. Die im Kessel
zuruͤkgebliebene Fluͤßigkeit war durch farbige Substanz vollkommen
gesaͤttigt, indem sie nur schwache Spuren eines alkalischen Geschmaks auf
der Zunge andeutete. Die Farbe zeigte sich etwas weniger truͤbe, war aber
fast noch eben so braun, wie bei der ersten Auskochung.
4te Operation.
Bei der vierten Operation wurde die Leinwand 10 Stunden lang in ein schwaches
Chlorinbad, dergleichen man sich bei der Baumwollen-Bleiche bedient,
eingehaspelt, und darin eben so, wie baumwollene Waare, behandelt. Nach dem
Herausnehmen wurde sie gut gewaschen. Das Chlorinbad zersezte einen
betraͤchtlichen Theil Faͤrbestoff. Die Leinwand hatte eine matte
strohgelbe Farbe.
5te Operation.
Einhaspeln in ein schwefelsaures Bad von derselben Staͤrke, wie in der
Baumwollen-Bleiche. Die Leinwand wurde 16 Stunden lang in dem Bade
gelassen, nachher gut gewaschen und gewalkt. Sie stellte sich jezt noch mehr
entfaͤrbt dar; die strohgelbe Farbe war blaͤsser.
6te Operation.
Auskochen in kaustischer Lauge von 1 1/2 Grad Staͤrke. Die Leinwand wurde
6 Stunden lang anhaltend gelocht. Die starke Faͤrbung der
Fluͤßigkeit bewies, daß die vorangegangenen sauren Baͤder den
Farbestoff beweglich und fuͤr die Aufloͤsung in dem alkalischen
Bade faͤhig gemacht hatten. Das alkalische Salz wurde vollkommen an
faͤrbende Materie gebunden; die Fluͤßigkeit besaß die Farbe eines
truͤben braunen Biers, und war sogar dunkler als bei der zweiten
Auskochung, auch ohne allen alkalischen Geschmak. Gut gewaschen erschien die Leinwand
ziemlich weiß von Farbe mit Hinterlassung eines grau roͤthlichen
Schimmers.
7te Operation.
Nach dieser dritten Laugenpassage kam die Leinwand wieder in das Chlorinbad,
blieb 24 Stunden darin liegen, und wurde sodann gewaschen. Sie war nun weiß, mit
Ausnahme einzelner in's Gelbe schielender Agen. Um diese zur voͤlligen
Entfaͤrbung zu disponiren, wurde die
8te Operation vorgenommen,
durch vierstuͤndiges Auskochen der Leinwand in einer
kaustisch-alkalischen 3/4 Grad starken Lauge nach Beks Areometer. Nach
Beendigung der Operation sah die Lauge wie ein helles braunes Bier aus. Die
Waare wurde wieder gut gewaschen.
9te Operation.
Vier und zwanzigstuͤndiges Einlegen in das Chlorinbad. Nach dem Auswaschen
erschien die Waare vollkommen weiß gebleicht.
10te Operation.
Um die Leinwand fuͤr die Dauer als hoͤchst vollstaͤndiges
Reusit zu erhalten, ließ ich sie nochmals 4 Stunden in einer
kaustisch-alkalischen Lauge 1/2°
stark auskochen, nachher waschen, und der
11ten Operation
oder dem lezten Chlorinbade uͤbergeben. Hier blieb sie 20 Stunden
eingeweicht, worauf sie gewaschen, gut gewalkt, und um allen Chloringeruch zu
entfernen, durch ein schwaches heißes Pottaschenwasser genommen wurde. Nun
abermals gut gewaschen erhielt sie die lezte Vorrichtung in der
12ten Operation.
Diese besteht in dem schwefelsauren Bade, in welchem die Leinwand 20 Stunden
liegen bleibt, herausgenommen, gewaschen, gewalkt und an der freien Luft
abgetroknet wird.
Durch dieses schnelle Bleichverfahren gewanen meine vier Stuͤke Leinwand
eine so ausgezeichnet schoͤne Weiße, und so große Dauerhaftigkeit des
Fadens, daß ich, ohne vorgefaßte Meinung fuͤr dieses neue Verfahren,
behaupten kann, nie eine vollstaͤndigere Weiße und groͤßere
Festigkeit der Pflanzenfaser bei Bleichwaaren angetroffen zu haben.
Ich trage mehrere Hemden davon; der Ueberrest wurde in meiner Haushaltung zu
Dingen angewendet, welche ein oͤfteres Waschen erfodern. Diese und jene
erhalten sich so gut, daß ich es nicht besser wuͤnschen kann. Dieses
Bleichverfahren empfiehlt sich durch seine Schnelligkeit besonders da, wo es an
Wiesenraum zum Auslegen der Leinwand gebricht, und es ist fuͤr den Winter
von großer Wichtigkeit.
Ueber saure Baͤder beim Bleichen der leinenen Stoffe.
Die Anwendung der sauren Baͤder beim Bleichen der leinenen Stoffe hat den
wichtigen Zwek, ihnen ein blendendes Weiß zu geben. In den europaͤischen
Leinwand-Bleichen ist es:
A) das schwefelsaure Bad;
B) die saure Milch und Buttermilch;
C) das gesaͤuerte Kleien-
oder gesaͤuerte Roggenmehlbad.
A) Schwefelsaures Bad.
Die wirkungsvollste, unschaͤdlichste und zugleich wohlfeilste
Saͤure beim Bleichen der leinenen Fabrikate ist unstreitig die nicht
rauchende Schwefelsaͤure, welche durch Verbrennen des Schwefels mit einer
angemessenen Menge Salpeter in Bleikammern erzeugt, und nachher durch
Verdunstung als Kaufmannsgut dargestellt wird. Schon vor 60 Jahren wurde die
rauchende Schwefelsaͤure, aus schwefelsauren Eisen bereitet, ihrer
Brauchbarkeit und Unschaͤdlichkeit wegen in den Bleichanstalten durch
Franz Home empfohlen. Gegenwaͤrtig trift man in ganz Großbritanien keine große Bleichanstalt
mehr an, wo nicht ausschließlich diese Saͤure beim Bleichen der
Baumwollen- und Leinenen-Fabrikate angewendet wird.
Das schwefelsaure Bad bietet in den Leinwand-Bleichen wesentliche
Vortheile vor den Pflanzensaͤuren dar, es sind folgende:
1) Es ist uͤberaus wirksam ohne die Dauerhaftigkeit
der Pflanzenfaser im Geringsten zu beeintraͤchtigen, und es kann
mittelst desselben allen leinenen Fabrikaten eine so blendende und
hellglaͤnzende Weiße ertheilt werden, als mit keiner vegetabilischen
Saͤure moͤglich ist.
2) Es bleibt unveraͤnderlich in seiner
Grundmischung, also stets von gleicher Staͤrke und Wirkung, es sey
frisch oder alt.
3) Es kostet weniger, als ein saures Milchbad, weil die
sogenannte englische franzoͤsische oder schweizer
Schwefelsaͤure uͤberaus niedrig im Preise stehtWir haben
Hoffnung, auch in Baiern bald eine
Schwefelsaͤure-Fabrik entstehen zu
sehen..
4) Es kann mehrmal zu einer und derselben Arbeit gebraucht
werden, wenn man den geringen Verlust an Schwefelsaͤure, der durch
das Einlegen der Waare entsteht, in dem alle erdig anhaͤngende Theile
von der Saͤure aufgenommen werden, durch frische Saͤure
ersezt, um stets einen gleichen Grad der Staͤrke desselben zu
haben.
Die Anstellung eines solchen Bades mit der im Handel vorkommenden
franzoͤsischen oder schweizer Schwefelsaͤure, so wie die
Behandlung der Waare in dem kalten sauren Bade, geschieht auf dieselbe Art wie
bei dem Bleichen der baumwollenen Waare. Die Wirkung der Schwefelsaͤure bei
diesem Geschaͤft besteht nicht bloß in dem Aufloͤsen und
Hinwegschaffen der durch das Bleichen der Faser zugekommenen erdigen
Anhaͤufungen, welche mechanisch auf dem Gewebe abgesezt werden; sondern
die Saͤure aͤußert ihrer Natur nach auch bleichende Wirkung auf
die gefaͤrbte Materie der Pflanzenfaser, und diese Wirkung wird um so
groͤßer, wenn die leinene Fabrikate, unter den vorangegangenen
Operationen einen großen Theil ihrer farbigen Materie verlohren, und fuͤr
das schwefelsaure Bad Disposition erhalten haben; es werden dann auch die
uͤbrigen Bleichgaͤnge sehr erleichtert.
B) Saure Milch; Buttermilch.
Die Anwendung der sauren Milch oder Buttermilch gruͤndet sich auf die in
einer solchen Milch voͤllig gebildet enthaltene Essigsaͤure. Man
bediente sich dieses Mittels vor der Kenntniß der neuen Bleicharten fast
ausschließlich in allen Bleichanstalten Europas. Hin und wieder trift man es
noch jezt in Holland, Frankreich, Westphalen, Schlesien, Boͤhmen und
andern Gegenden Deutschlands an; es ist aber sehr zu wuͤnschen, daß es
durch die Schwefelsaͤure ganz verdraͤngt werde, weil diese ein
ganz zuverlaͤßiges Resultat gibt.
Im frischen Zustande wirkt zwar die saure Milch und Buttermilch beim Prozeß des
Bleichens vermoͤge ihrer Essigsaͤure nicht nachtheilig, aber auch
nicht so kraͤftig, als die Schwefelsaͤure auf die Faser der
gefaͤrbten Leinwand; da sie bald, vorzuͤglich im Sommer, von dem
sauren in den faulen Grad der Gaͤhrung uͤbergeht, wo sie
zerstoͤrend auf die Pflanzenfaser einwirkt, so hat der Bleicher, um
großen Schaden abzuwenden, darauf zu sehen, daß er die Milch nie anders als
sauer in Anwendung bringe.
In Holland pflegt man die Milch beim Bleichen der Leinwand folgendergestalt
anzuwenden:
„Man gießt in eine geraͤumige Buͤtte so viel saure Milch
oder Buttermilch, daß die erste Schlicht Leinwand voͤllig darin
eingeweicht werden kann. Die leinenen Stoffe werden nun loker
zusammengelegt, in das Bad gebracht, und durch zwei oder drei Arbeiter mit
den Fuͤßen eingetreten. Ist die Milch sehr dik, so sezt man ihr zuvor
den achten Theil Wasser hinzu. Mit dem Einschichten der Waare und Zugießen
der sauren Milch unter stetem Eintreten nach jeder Schicht wird so lange
fortgefahren, bis das Gefaͤß damit angefuͤllt ist. Man sezt
jezt noch so viel Milch hinzu, daß die Fluͤßigkeit uͤber der
Leinwand steht, und bringt einen durchloͤcherten Dekel und
daruͤber liegenden Riegel von Holz an, um die Waare in der
Fluͤßigkeit niederzudruͤken.“
„Nach einigen Stunden werden Luftblasen in die Hoͤhe steigen,
und sich ein Schaum auf der Oberflaͤche bilden; auch wird sich eine
Spur innerer Bewegung zeigen, welche die Gaͤhrung andeutet, die nach
Verhaͤltniß der waͤrmern oder kaͤltern Temperatur 5, 6,
bis 7 Tage anhaͤlt, waͤhrend welcher Zeit die Leinwand in der
Fluͤßigkeit liegen bleibt. Sobald die Gaͤhrung ihrem Ende nahe
kommt, was man daran erkennt, wenn der gebildete Schaum sich zu senken
anfaͤngt, so wird die Waare herausgenommen, gut gewaschen und
gewalkt.“
Man sieht leicht, wie nachtheilig es sey, faule Milch anzuwenden, indem bei
solcher der faule Grad der Gaͤhrung innerhalb 5 bis 7 Tage in
voͤllige Faͤulniß uͤbergeht, und die Pflanzenfaser in ihrer
Festigkeit unfehlbar Schaden leiden muß.
Es sollte also in mehr als einer Hinsicht der Schwefelsaͤure der Vorzug
vor der sauren Milch eingeraͤumt werden. Jene ist wohlfeiler im Preise,
und dabei viel wirksammer; durch diese wird auch der Landwirthschaft ein
vortreffliches Mastfutter fuͤrs Vieh in großer Menge entzogen; und
fuͤr den Bleicher ist es sehr nachtheilig, wenn er sie nicht in
frischgesaͤuertem Zustande anwenden kann.
C) Sauerwasser aus Kleien und Roggenmehl.
Fuͤr geringe Leinwand verwendet man in Holland das Sauerwasser aus Kleien
und Roggenmehl. Die Wirkung desselben hat gleiche Ursache mit der sauern Milch.
Auch statt dieses Mittels rathe ich die Anwendung eines schwefelsauren Bades,
welches kraͤftiger wirkt, und dergleichen Waare eine vorzuͤglich
schoͤne Weiße ertheilt.
Von den verschiedenen Arten des Bleichens der leinenen Stoffe in einigem Theilen Deutschlands, und in andern europaͤischen
Laͤndern.
A) Von dem Bleichen der leinenen Stoffe in Großbritanien.
Als die hollaͤndische Bleichmethode gegen das Jahr 1753 nach Großbritanien
(England, Schottland und Irland) verpflanzt wurde, bleichte man die Waare in den
verschiedenen Distrikten dieses Inselreichs nach jenem Verfahren mit
abwechselndem Gluͤk vermittelst kohlengesaͤuerter Alkalien,
Auslegen auf die Bleichwiese, Eintauchen in saure Milch, und Einreiben der
Leinwand mit Seife, auf die alte bekannte langsame Weise. Erst spaͤter
wurde dort in vielen Bleichanstalten die Schwefelsaͤure der sauren Milch
substituirt. Das gesammte Bleichwesen blieb in diesem Reiche jedoch so lange
unvollkommen, bis man demselben mit der Anwendung der reinen (kaustischen) Alkalien zu Huͤlfe kam.
Die Entdekung der Chlorine, und die Verbindung derselben mit erdigen- und
alkalischen Grundlagen hob das Bleichwesen in Großbritanien bald auf eine solche
Hoͤhe, daß wir kein Land der Erde kennen, wo im Allgemeinen so schnell alle baumwollene- und leinene Fabrikate
gebleicht werden, als in Großbritanien; denn der Bleichanstalten des Kontinents,
die den beßten britischen nicht nur gleichkommen, sondern diese noch an
Oekonomie und Zwekmaͤßigkeit uͤbertreffen, sind nur wenige,
waͤhrend allenthalben in jenem industrioͤsen Reiche, mit Ausnahme einiger
schottlaͤndischer Bleichen, die neuen Methoden eingefuͤhrt sind.
Wenn wir uͤbrigens den Mittheilungen, die uns der Englaͤnder
ParkesDessen
fruͤher angefuͤhrte Schrift. kuͤrzlich
uͤber den Bleichzustand bei seiner Nation gegeben, unbedingten Glauben
beimessen duͤrfen, so ist es wirklich zu bewundern, daß noch in so
vielen, ja fast in den meisten Bleichaustalten Großbritaniens, troz der
Anwendung der neuen Methoden so aͤußerst kostspielige und mangelhafte
Verfahrungsarten obwalten, um ein vollkommenes Reusit zu erhalten. Demnach
waͤre es noch Zeit, in unserem Vaterlande es jenen gefuͤrchteten
Insulanern in der Kunst zu bleichen zuvorzuthun.
Ich fodere jeden Sachkenner auf, mit pruͤfendem Blike Parkes Schrift zu lesen, um sich von der Wahrheit
meiner Ansicht des großbritanischen Bleichwesens zu uͤberzeugen.
Die verschiedenen Verfahrungsarten, nach welchen in diesem Lande (einzelne
schottlaͤndische Bleich-Anstalten ausgenommen, wo man noch an der
alten hollaͤndischen Weise festhaͤlt,) baumwollene und leinene
Stoffe gebleicht werden, bestehen:
A) in der Anwendung
kohlengesaͤuerter Alkalien zum Laugen der Waare, wie hin und wieder noch
in einzelnen Bleichen geschieht;
B) in der Anwendung
wirkungsvollerer kaustischer Alkalien;
C) – der Chlorine an Wasser
gebunden (oxidirten Salzsaͤure);
D) – des
Chlorin-Kalis (javellsche Lauge);
E) – des
Chlorin-Natrons (chlorsaure Soda);
F) – des
Chlorin-Kalks, dessen man sich vorzugsweise zum Bleichen der Leinwand in
Irland bedient;
G) – der
Chlorinbittererde;
H) – der geschwefelten
Kalkerde;
I) – der
Schwefelsaͤure.
In das Spezielle aller und jeder dieser verschiedenen Verfahrungsarten, welche in
den Bleich-Anstalten Großbritaniens mit mehr oder weniger Gluͤk
und unter manichfaltigen Abweichungen in den Operationen ausgeuͤbt
werden, einzugehen, ist unnoͤthig; da die Darstellung der
kaustisch-alkalischen Lauge, der Chlorine und Verbindung derselben mit
den alkalisch und erdigen Grundlagen, so wie die Anwendung der uͤbrigen
Agentien beim Bleichen der vegetabilischen Stoffe bereits in dieser Abhandlung
bei der Baumwollen-Bleiche auseinander gesezt worden. Ich habe daher nur
noch einiges uͤber das Bleichen mit der geschwefelten Kalkerde zu
sagen.
Bleichen der Leinwand vermittelst der geschwefelten Kalkerde.
Dieses geschieht in Irland nach Higgins Vorschrift
folgender Gestalt:
„Die gut entschlichtete und gereinigte Leinwand wird in eine kalte
Aufloͤsung der geschwefelten Kalkerde 12–18 Stunden lang
gebracht, herausgenommen, gut gewaschen und abgetroknet. Man bringt sie
nun in ein Chlorinbad, von diesem nach dem Auswaschen und Reinigen
wieder 12–14 Stunden lang in das geschwefelte Kalkbad. Wenn diese
Operation in dem geschwefelten Kalk- und Chlorinbade sechsmal
wechselsweise wiederholt worden, soll nach Higgins Versicherung die
Leinwand vollkommen weiß erscheinen.“
Auffallend staͤrker ist die Wirkung im Bleichen der Leinwand, wenn die
Waare in die geschwefelte Kalk-Aufloͤsung eingeweicht und nach
dem Waschen und Reinigen in kaustischer Lauge ausgekocht, von da aber in die
Chlorinfluͤßigkeit eingelegt wird. Dieses sechsmal wiederholt gibt
der Waare ein vollkommenes Weiß. Noch mehr wird dieß erzielt durch
Unterstuͤzung von schwefelsauren Baͤdern.
In denjenigen Bleichanstalten Irlands, wo man sich keiner Chlorine beim
Bleichen der Leinwand bedient, wird die Waare abwechselnd in der
Schwefelkalklauge so oft behandelt, bis sie weiß gebleicht erscheint. Es
versteht sich nun selbst, daß hiezu die Luft- oder die Wiesenbleiche
mitwirken muß.
Die Schwefelkalklauge besizt ein starkes Streben, den Faden der Leinwand zu
lokern, wodurch das Eindringen der alkalischen Substanz in das Innerste der
Faser erleichtert wird, die mit der geschwefelten Kalkerde, gebleichte
Leinwand, zeichnet sich stets durch eine dike, aufgeschwollene
Beschaffenheit aus. Sie behaͤlt diese Eigenschaft auch nach dem
Waschen und Troknen auf der Bleichwiese.
Duͤffy, ein wissenschaftlicher Bleicher zu Balls-Bridge in
Irland, uͤbte Hyggins Verfahren im Großen aus, und die Resultate
entsprachen ganz seiner Erwartung.
Bei dem Bleichen der Leinwand mittelst der geschwefelten Kalkerde ist
uͤbrigens dieselbe Vorschrift, welche bei dem Bleichen der
baumwollenen Waaren nach dieser Methode gegeben wurde, zu beobachten, um die
gelbe Schwefelhaut zu verhindern, welche sich gerne auf der
Oberflaͤche der Lemwand absezt.
Segeltuch zu bleichen.
Das Bleichen des Segeltuchs gruͤndet sich auf die Anwendung des
Schwefels und der Kohle zum alkalischen Salze, um den bei den Seeleuten so
beliebten Stich in's Gelbe zu erhalten. Es ist daher dem Higginsschen
Verfahren der Natur nach analog. Die zum Segeltuch bestimmten Garne werden
vor dem Verweben nach dem alten Verfahren mittelst Waidasche, Ballasche und
Brak gebleicht; sie ertheilen dem Garne Schwefel und Kohle, welche den
gelben Stich verursachen. Um die Garne vermittelst kaustischer Alkalien
geneigt zu machen, den gelblichen Schein anzunehmen, seze man der Lauge auf
jede 100 Pfund Pottasche, welche durch Kalk aͤzend gemacht werden, 6
Loth feingepulverten Schwefel und 6 Loth Kohlenpulver beim Auskochen der
Waare hinzu.
B) Von dem Bleichen der Leinwand in Holland.
In welchem Zustande sich gegenwaͤrtig das Bleichen der leinenen Stoffe in
Holland befindet, ist mir nicht bekannt; fruͤhere oͤffentliche
Anzeigen beschreiben dasselbe, wie folgt:
Entschlichtung (Fermentation).
Die Entschlichtung wird in einer hoͤlzernen Wanne von Kiefernholz
verrichtet, in welche man die in Falten geschlagene Leinwand einlegt und mit
warmem Wasser von 40° Reaum. uͤbergießt, so, daß das Wasser
einige Zoll uͤber der Oberflaͤche der Waare steht. Die Wanne
hat einen durchloͤcherten Dekel von Holz, der mittelst eines starken
Riegels niedergedruͤkt wird, damit nicht die Leinwand sich beim
Aufschwellen aus der Fluͤßsigkeit empor hebe. In solchem Zustade
lassen die Hollaͤnder ihre Waare 36 bis 48 Stunden oder so lange
ruhig stehen, bis der auf die Oberflaͤche geworfene Schaum
anfaͤngt sich zu senken. Ist dieser Umstand eingetreten, so nimmt man
die Leinwand heraus, spielt sie aus, und legt sie der Laͤnge nach
geschlagen zusammen, damit die Saalleiste und der Saum aufeinander zu liegen
kommen. Die so vorgerichtete Leinwand wird nun in den Walkstok gebracht, gut
gewalkt, gewaschen, auf die Bleiche ausgelegt, mit Wasser begossen, und ehe
die erste alkalische Lauge gegeben wird, abgetroknet.
Bei dieser Art der Fermentation ist nur zu tadeln, daß sie nicht zweimal
veranstaltet wird, wodurch ein großer Theil der mehlartigen Weberschlichte
in essigartige Saͤure verwandelt wuͤrde, die wieder andere
verunreinigte Theile aufloͤsen, oder fuͤr die
Aufloͤsung in den kalischen Laugen vorbereiten wuͤrden. Das
zweimalige Fermiren, oder Entschlichten der leinenen Stoffe, hat auch noch
den Nuzen, daß dadurch im Verlaufe des Bleichens viel Bleichmaterial erspart
wird.
Alkalische Lauge (Mutterlauge.)
Die Bereitung der alkalischen Lauge, von den Hollaͤndern Mutterlauge
genannt, wird in ihren Bleichanstalten zusammengesezt:
In einem kupfernen Kessel, der gegen 1500 Pfund Wasser faßt, werden 1000
Pfund Wasser zum Sieben gebracht, und der siedenden Fluͤßigkeit
60 Pfund Blauasche,
300 Pfund Cassubasche, die beide vorher zerstoßen
werden.
300 Pfund Pottasche gegeben.
Dieses Gemenge wird im Kessel mit einer Schaufel oder Kruͤke wohl
durcheinander geruͤhrt, nach viertelstuͤndigem Kochen nimmt
man das Feuer hinweg, und laͤßt die Fluͤßigkeit 5–6
Stunden ruhig stehen, damit sie sich vollkommen abklaͤren kann.
Ist auf diese Art die Mutterlauge gemacht, so geht man an die Bereitung der
Bleichlauge (Beuchlauge).
Es werden hiezu in einem andern gegen 330 Pfund Wasser fassenden Kessel 300
Pf. Wasser, 2 Pf. gruͤne oder weiße Seife mit 18 Pfund Mutterlauge
gegossen, und alles wohl untereinander geruͤhrt. In diesem Zustande
wird die Lauge
zum Bleichen verwendet. – Eine solche Fluͤßigkeit stellt eine
Art saponifizirter Kalilauge dar, welche noch wirksamer und zugleich
oͤkonomisch vortheilhafter gemacht wird, wenn man den Aschensorten
zuvor ihre Kohlensaͤure durch einen verhaͤltnißmaͤßigen
Zusaz von frisch gebranntem Kalk entzieht. Mit einer
kaustisch-alkalischen Lauge kann man nicht nur schneller und
schoͤner bleichen, sondern man erspart auch ein Drittheil alkalischer
Substanz, die an Kohlensaͤure gebunden bei dem hollaͤndischen
Verfahren ganz wirkungslos verloren geht.
Beuchen der Leinwand.
Die von der Bleichwiese aufgehobene Waare, wird schichtweise mit den
Saalleisten nach Oben gekehrt in die Beuchbuͤtte eingelegt, mir der
Beuchlauge, welche bis auf 30° Reaum. erwaͤrmt worden,
uͤbergoͤssen, und von einem Arbeiter mit hoͤlzernen
Schuhen eingetreten, damit die Lauge alle Theile der Leinwand
gleichmaͤßig durchdringen kann. Nach jeder Schicht Waare wird wieder
Lauge von derselben Temperatur aufgegossen und eingetreten. Wenn die
Buͤtte auf diese Weise gefuͤllt ist, laͤßt man die
Lauge eine halbe Stunde lang darauf stehen, zapft sie sodann durch den unten
an der Buͤtte angebrachten Spont ab, waͤrmet sie bis auf
45° Reaum., und gießt sie wieder auf. Diese Operation wiederholt man
sechs bis siebenmal, doch so, daß bei jedem Aufgießen die Lauge stufenweife
um wenige Grade in der Temperatur erhoͤht, und noch vor dem 6ten u.
7ten Aufguß kochend, aufgegossen wird. Nach dem lezten Aufguße laͤßt
man die Waare 3–4 Stunden in der Fluͤßigkeit liegen, zapft die
Lauge ab, nimmt die Waare heraus, und legt sie nach dem Verkuͤhlen,
auf die Bleichwiese aus. Hier begießt man sie in den ersten 36 Stunden
wiederholt mit Wasser, so, daß sie nie ganz troken werden kann, nach dieser
Zeit aber wird sie nicht eher begossen, als bis sich hin und wieder trokne
Stellen zeigen. Das Begießen geschieht nur am Tage, nach 7 Uhr Abends
hoͤrt man damit auf, es sey denn daß man eine sehr trokene Nacht
vermuthe. Ist die Leinwand den anderen Morgen troken, so wird sie sogleich
fruͤh und dann 4 Stunden vor Mittag 2–3 mal begossen, welches
jedoch bei feuchter Witterung unterbleibt. Bei einer solchen Operation, die
Waare der Einwirkung warmer und kochender Lauge auszusezen, dient besonders
der dampfartige Laugenaparat, wenn die Leinwand mit erwaͤrmter
kaustischer Lauge auf dieselbe Weise, wie in Holland, eingesezt, und zulezt
der Laugenkessel in's Kochen gebracht wird, wodurch waͤhrend des
Kochens alle Theile der Leinwand von der kochenden Lauge durchdrungen
werden. Uebrigens erscheint die Waare auf der Bleichwiese um so vorbereiteter,
wenn das Kochen in der kaustisch-alkalischen Lauge laͤngere
Zeit fortgesezt wird, weil dann so viel Farbestoff durch das alkalische Salz
aufgenommen wird, als dieses aufzunehmen faͤhig ist.
Ferneres Beuchen der Leinwand.
Von der Bleichwiese kommt die Waare wieder in die Beuch-Buͤtte,
wird darinen wie zuvor behandelt, und von da abermals auf die Bleichwiese
gebracht. So verfaͤhrt man abwechselnd mit diesen Operationen
10–16 ja – 20 mal, bis die Leinwand vollkommen gebleicht ist.
Bei der ersten Haͤlfte dieser Operation nimmt man die Beuchlauge
jedesmal um einige Grade staͤrker, so, daß sie zulezt um ein
Drittheil mehr alkalisches Salz enthaͤlt, als am Anfange der ersten
Beuche. Bei der zweiten Haͤlfte der Operation wird die Lauge wieder
allmaͤhlig geschwaͤcht, bis sie auf den Grad der ersten
Beuchung zuruͤkgekommen ist. – Kaustische Lauge macht nicht so
viele Operationen nothwendig, um die Waare vollkommen weiß zu bleichen; auch
wirkt die Lauge auf den schnellen Gang des Bleichprozesses kraͤftiger
ein, wenn Anfangs, wo noch viele gefaͤrbte Materie zugegen ist, die
Lauge staͤrker, im Verlaufe des Bleichens aber immer
schwaͤcher an alkalischem Salze ist. Dieß ist der Natur der rohen
Leinwand angemessener; auch kann die Lauge unter solchen
Verhaͤltnissen nie nachtheilig auf die Pflanzenfaser wirken, weil die
Verwandschaft des alkalischen Salzes zur farbigen Materie groͤßer,
als zur Pflanzenfaser ist, und dem Salze hinlaͤngliches
Bindungsmittel dargeboten wird, wodurch die alkalische Kraft aufgehoben, und
die Wirkung gegen die Faser verloren geht.
Behandeln der Waare in der sauren Fluͤßigkeit.
Fuͤr feine Leinwand gebraucht man in Holland einzig und allein saure
Milch und Buttermilch, und fuͤr grobe Leinwand gesaͤuerte
Kleie oder gesaͤuertes Roggenmehl. Das dabei uͤbliche
Verfahren, so wie die vortheilhaftere Anwendung der Schwefelsaͤure,
ist bei den sauren Mitteln bereits vorgekommen.
Einseifen der Leinwand.
Diese Operation der Hollaͤnder beim Bleichen der Leinwand besteht in
folgendem:
„Die gewaschene Leinwand wird von zwei Arbeitern, die an einer
Buͤtte gegeneinander uͤberstehen, eingeseift. In der
Buͤtte befindet sich ein kleines Faß mit warmen Wasser. Hier wird
die vorher zusammengelegte Leinwand zuerst an der
Saalleiste der Laͤnge nach mit warmen Wasser und Seife wohl
eingerieben, und hernach mit den uͤbrigen Theilen der Leinwand
eben so verfahren. Die voͤllig eingeseifte Leinwand kommt nun
wieder in eine alkalische Lauge; sodann abermals auf die Bleichwiese,
hierauf in die saure Milch, und zulezt in die Walke.“
Alle diese Operationen werden wechselsweise so oft wiederholt, bis die
Leinwand den gehoͤrigen Grad von Weiße erlangt. Nun wird sie
fuͤr den Verkauf geblaͤut, gestaͤrkt, getroknet und
appretirt.
Das Einseifen gibt der Leinwand eine Weichheit, und zugleich eine Art Glanz,
der durch die Appretur erhoͤht wird, und den Verkauf
befoͤrdert. Aehnliche Wirkung bringt die saponifizirte
kaustisch-alkalische Lauge hervor, wenn man sich derselben am Schluße
der Bleich-Operation bedient.
Von dem Bleichen der groben (ordinairen) Leinwand in Holland.
Das Bleichen solcher Leinwand ist dort etwas verschieden von dem Bleichen der
feinen Leinwand. Zur Mutterlauge nimmt man:
200 Pfund Kassub-Asche,
100 Pfund weißer russischer Asche,
30 Pfund Blauasche, welche in 1200 Pfund
Wasser aufgeloͤst werden.
Bei dem Kochen der Waare in kupfernen Kesseln wird ein Theil dieser
Mutterlauge mit neun Theilen Wasser gemengt, und der Kessel mit der
Fluͤßigkeit 3/4 voll gefuͤllt. Ist die Waare in dem Kessel
eingeschichtet, so, daß die Lauge die Oberflaͤche derselben ganz
bedekt, so wird der durchloͤcherte Dekel nebst dem hoͤlzernen
Riegel angebracht, damit die Waare im Kochen nicht in die Hoͤhe
steigen koͤnne. Die Waare wird zwei Stunden lang in der kochenden
Lauge gelassen, und dann auf die Bleichwiese ausgelegt.
Man verfaͤhrt wie bei dem Bleichen der feinern Waare, indem man 6 bis
7 mal immer staͤrkere Lauge gibt, und auf die Wiese auslegt, dann
aber stufenweise wieder den kalischen Gehalt vermindert, und die Waare
saͤuert, wenn sie so weiß ist, daß sie die Saͤure
aushaͤlt.
In Ansehung der zwekmaͤßigen Behandlung beim Kochen in dem Kessel gilt
das Verfahren, welches bei dem Bleichen der baumwollenen Gewebe angegeben
wurde.
Die Saͤurung geschieht, indem man in eine dazu bestimmte Buͤtte
Wasser mit Kleien vermengt bringt, so, daß eine duͤnne
Fluͤßigkeit daraus entsteht, worauf man die Waare schichtweise unter
stetem Zugießen von Kleienwasser einlegt und die Fluͤßigkeit
uͤber die Waare gehen laͤßt. Jezt legt man den
durchloͤcherten Dekel mit Riegel an, damit die die gaͤhrende
Leinwand nicht in die Hoͤhe steigen kann, und laͤßt die Waare
gewoͤhnlich 24 Stunden lang darin liegen. Sie wird sodann gewaschen,
gewalkt, geblaͤut, getroknet und appretirt. Bei einer solchen
Operation rechnet man auf 15,000 Ellen Leinwand etwa 6 Schaͤffel
Kleien.
Was uͤber die Saͤuerung bei dem Bleichen der feinen Leinwand
gesagt worden, findet auch hier statte. Man hat fruͤher bei dem
Bleichen der Leinwand in dem Dorfe Bloemendaal
eine Stunde von Harlem einen großen Werth auf das Wasser der Duͤnne
gelegt, und geglaubt, daß man nirgends so weiß bleichen koͤnne, als
in der Naͤhe des Meeres. Diese Meinung verbreitete sich durch ganz
Europa; allein sie beruht, wie so manche andere, auf einem Vorurtheile. Bei
einer strengen Wahl der Bleichmaterialien und bei gehoͤriger Kenntniß
des Geschaͤfts des Bleichens kann man in allen Theilen der Welt, wo
Vegetation gedeiht, bleichen, und da wo leztere fehlt, kann die Kunst
ersezen, was die Natur verweigerte.
C) Bleichen der Leinwand in Westphalen.
Hier wurde in den Bleichanstalten zu Bielefeld, Warendorf u.a. O. die
hollaͤndische Bleichmethode mit einigen Veraͤnderungen so lange
ausgeuͤbt, bis Westrumb durch seine Vorschlaͤge wesentliche
Verbesserungen in die westphaͤlischen Leinwandbleichen brachte. Die jezt
in den vorzuͤglichsten dortigen Einrichtungen dieser Art
eingefuͤhrte Methode wird ziemlich geheim gehalten; sie kann aber der
Hauptsache nach nur in der Anwendung kaustischer Alkalien in einem angemessenen
Grade der Staͤrke, und im Gebrauch der Schwefelsaͤure statt
vegetabilischer Saͤure bestehen.
Nach der alten Weise verfuhr man beim Bleichen der Leinwand also:
„Wenn die Leinwand mit den erfoderlichen Baͤndern zum Anpfloken
auf der Bleichwiese versehen war, wurde sie in die Weichfaͤsser
eingeschichtet, mit lauwarmen Wasser uͤbergossen, und so 2–3
Tage ruhig stehen gelassen. Auf diese Weiche folgte das Waschen, und
Ausbreiten der Waare einige Tage hindurch auf die Wiese.“
Die Buͤtten, deren man sich zum Beuchen (Laugen) bedient, sind 10 Fuß
hohe, und 3 Fuß im Durchschnitt haltende Faͤßer von zilinderischer Form.
Die alkalische Substanz, welche man zum Bleichen anwendet, ist theils russische
Asche, theils Pottasche.
Die in die Buͤtte regelmaͤßig eingeschichtete Leinwand wird troken
mit siedend heißer Lauge uͤbergossen, die Fluͤßigkeit durch den unten angebrachten
Spunt abgezapft, wieder erhizt aufgegossen, und dieses Verfahren einigem al
wiederholt, bis die ablaufende Lauge siedend heiß abfließt. Die
Laugenbuͤtte wird nun zugedekt, und die Waare bleibt so lange in der
Lauge liegen, bis die Temperatur derselben sich bis auf 50° Reaum.
abgekuͤhlt hat, so daß man die Waare mit den Haͤnden herausnehmen
kann. Nun legt man ohne Verzug moͤglichst schnell die Leinwand so warm,
als die Haͤnde es leiden koͤnnen, auf die Bleichwiese aus, begießt
sie sogleich mit Wasser und wiederholt dieses am ersten Tage sorgfaͤltig,
und so oft, daß die Leinwand nie ganz troken werden kann. Am zweiten und dritten
Tage nimmt man das Begießen nur dann vor, wenn die Waare wieder vollkommen
treten geworden ist.
Nach zwei bis dreitaͤgigem Ausliegen auf der Wiese, wird die Leinwand
geklopft, gewaschen, getroknet, und das Behandeln derselben mit alkalischer
Fluͤßigkeit, mit Auslegen auf den Bleichplan und mit Begießen 8 bis 12
mal wiederholt. Es ist hiebei noch zu bemerken, daß bei jeder Beuche diejenigen
Stuͤke, welche am wenigsten gebleicht sind, ausgelesen, und in der
Laugenbuͤtte beim Beuchen obenauf gelegt werden.
Wenn die Leinwand nach diesem Verfahren flekenfrei gebleicht ist, wascht man sie
am Fluß aus, laͤßt sie klopfen und seift sie ein. Nach der ersten
Einseifung nennt man das Produkt Gelbleinen. Zulezt
wird die Leinwand 14 Tage bis 3 Wochen in saure Milch gebracht, von da wieder
einige Tage auf die Bleichwiese gelegt, gewaschen und getroknet.
Sollten sich noch einzelne, nicht ganz entfaͤrbte Flekenstreifen etc.
zeigen, so wiederhole man das Saͤuren in saurer Milch und das Behandeln
in der alkalischen Lauge; vollkommen weiß gebleicht, wird die Leinwand
gestaͤrkt, geblaͤut und gepreßt.
Das Fehlerhafte dieses Bleichwesens laͤßt sich durch die angegebenen
Verbesserungen heben.
D) Bleichen der Leinwand in Schlesien.
In den schlesischen Leinwandbleichen findet man ein verschiedenes Verfahren. Die
mit dem Geist der Zeit vorwaͤrts geschrittenen Bleichinhaber weichen ihre
leinenen Stoffe mit Wasser ein und laugen vermittest der kaustischen Alkalien;
die Zuruͤkgebliebenen weichen mit verschwaͤchter Kali- oder
Aschenlauge, und Beuchen mit kohlengesaͤuerten Alkalien.
EngelmannVollstaͤndig chemisch-praktische Bleichkunst. Glogau
1805. verbindet mit der gewoͤhlichen Rasenbleiche die
Anwendung starker kaustisch-alkalischer Lauge und Chlorine. Er sichert
einen guͤnstigen Erfolg zu, wenn man sich genau an seine Vorschrift
haͤlt.
BruchmannHermbstaͤdt's Magazin fuͤr Faͤrber etc. B. 5.
S. 222. Berlin 1806. zeigte, daß leinene Waare von der heißen
kaustischen Lauge besser durchzogen, und der Faͤrbestoff
kraͤftiger geloͤst werde, wenn man die Leinwand in recht heißer
Lauge weichen, maceriren lasse; da hingegen bei dem aͤltern Verfahren bei
dem Abziehen und Wiederaufgießen in der Laugenbuͤtte, keine gleiche
Temperatur durch alle Theile der Waare Statt finde, und der obere Theil der
Waare in der Beuchbuͤtte, die Lauge stets heißer, als der untere Theil
erhalte, auch die Temperatur abgekuͤhlt werde; daher ungleicher Erfolg.
Diesem Uebelstande kann ganz durch die empfohlenen dampfartigen Laugenapparate
begegnet werden.
Die Bleicher welche das von Hermbstaͤdt beschriebeneHermbstaͤdt's allgemeine
Grundsaͤze der Bleichkunst. S. 267. etc. Berlin 1804.
aͤltere Verfahren beibehalten, schichten 400 Schok mit kalischer Lauge
entschlichtete Leinwand in die Beuchbuͤtte, bedeken die Leinwand mit
einem Laugentuche, breiten 40 Pfund Pottasche und 4 Schaͤffel Holzasche
darauf aus, und geben so lange 50° Reaum. warmes Wasser hinzu, bis alles
alkalische Salz ausgezogen, und durch die ausgebreitete Leinwand in die
Laugenbuͤtte gelaufen ist. Die Waare mit alkalischer Fluͤßigkeit
bleibt nun 12–15 Stunden ruhig darinn liegen.
Nun wird das Laugentuch mit dem auf demselben befindlichen Ruͤkstande
hinweggenommen, ein frisches aufgelegt, die Lauge abgezapft, in einem Kessel bis
auf 50° Reaum. erwaͤrmt, aufgegossen, und die Operation viermal
wiederholt. Man macht hierauf wieder aus 40 Pfund Pottasche und 4
Schaͤffel Asche nach derselben Art eine Lauge, und erneuert das Aufgießen
und Abzapfen bei 50° Reaum. 6–10 mal. Das Beuchen wird noch
viermal mit derselben Quantitaͤt Pottasche und Holzasche wiederholt,
bevor man eine Lauge von derselben Staͤrke mit gruͤner Seife bis
80° Reaum. heiß in Anwendung bringt. Das Aufgießen und Wiederabzapfen,
wird bei der saponifizirten Lauge zwoͤlfmal vorgenommen, die Leinwand
uͤber Nacht in der Fluͤßigkeit weichen maceriren gelassen, und am
andern Tage das Wiederabzapfen und Aufgießen 15 bis 18 mal wiederholt.
Nach dieser Vorrichtung bringt man die Leinwand in die Walke, wascht sie gut am
Fluß, troknet sie ab, und laugt sie dreimal jedesmal mit 40 Pfund Pottasche und
4 Schaͤffel Holzasche.
Von jezt an wird zum Laugen bloß Pottasche und zwar abermals 40 Pfund verwendet.
In einer solchen Lauge beucht man die Leinwand den ersten Tag zwoͤlfmal,
den zweiten sechs- bis achtmal, den dritten drei- bis viermal,
schaft sie wieder zur Walke und wascht sie am Fluß gut aus.
Nach dieser zweiten Walke kommt sie wieder in eine neue Lauge von 40 Pfund
Pottasche mit einem Zusaze von weißer Seife, welche nur bis zu 50° R.
erwaͤrmt und abwechselnd 3 bis 4 mal wiederholt aufgegossen wird; sodann
versezt man sie auf die Bleichwiese, und von da wieder in eine Pottaschenlauge;
und so faͤhrt man abwechselnd so lange fort, bis die Leinwand den
erfoderlichen Grad der Weiße erreicht hat.
Um 400 Schok Leinwand nach dieser Verfahrungart zu bleichen, braucht man in
Schlesien 8 Zentner Pottasche, 24 Schaͤffel Holzasche, 2 Zentner
gruͤne und 48 Pfund weiße Seife, und eine Zeit von 61 bis 91 Tagen.
Diese Bleichmethode wird der Kostspieligkeit wegen wohl nirgends Nachahmung
finden; es findet dabei naͤmlich Statt:
1) Verschwendung an alkalischen Salz, da 800 Pfund
Pottasche an und fuͤr sich in kohlengesaͤuertem Zustande schon
viel zu viel sind, ohne des Verlustes an Holzasche zu gedenken,
waͤhrend bei andern Verfahrungsarten fast mit der Haͤlfte ein
gleicher Erfolg bewirkt werden kann. Nehmen wir an, daß die Pottasche nur
30° kohlensaures Kali enthalte, welches sich beim Bleichen
wirkungslos zeigt, und bei 800 Pfund 240 Pfund betraͤgt, so
faͤllt in die Augen, welche Ersparniß die Anwendung einer kaustischen
Lauge gebe. Gesezt, 191 Theile kohlensaures Kali bestehen aus 100 Theilen
Kali und 91 Theilen Kohlensaͤure, so wird der Verlust an
wirkungslosem Salze ganz offenbar;
2) Verschwendung an Seife;
3) Unnoͤthiger Aufwand an Brennmaterial durch das
oͤftere und lange Beuchen;
4) Auch ist dabei als großer Fehler zu ruͤgen, daß
das Einweichen in alkalischer Fluͤßigkeit geschieht, statt deren
Wasser angewendet werden sollte.
E) Bleichen der Leinwand in Boͤhmen.
Die boͤhmischen Leinwandbleichen wurden zuerst durch schlesische Arbeiter,
welche die schlesische Behandlung zum Vorbilde nahmen, eingerichtet. Es wird
auch hier in den Bleichen ein verschiedenes Verfahren beobachtet. Im
Wesentlichen besteht das Bleichen der Leinwand in Boͤhmen in folgenden Verrichtungen:
a)Weichen. Die rohe Leinwand wird mit lauwarmen
Wasser eingeweicht, und darin so lange, bis die gehoͤrige
Gaͤhrung eingetreten ist, gelassen, um sie vom Schmuz und der
Weberschlichte zu befreien.
b)Einweichen in lauwarmer Lauge, welches dem
eigentlichen Beuchen vorangeht.
c)Wiederholte Vorbeuchung mit schwacher
kohlengesaͤuerter Lauge, die anfaͤnglich nur
20–30° Reaum. zulezt aber 50° Reaum. heiß ist, und
nachheriges Walken. Die Leinwand wird darauf noch einigemal mit warmer Lauge
von derselben Temperatur behandelt.
d)Beuchen mit siedend heißer
kohlengesaͤuerter Lauge. Die Lauge wird bei dieser Operation erst
warm, und dann in steigendem Waͤrmegrade bis zur Kochhize, abgelassen
und wiederaufgegossen. Nach dem Beuchen laͤßt man die heiße
Fluͤßigkeit schnell laufen, und schaft die Leinwand auf die
Bleichwiese. Man wendet die Lauge nie staͤrker als uͤber
5/1000 Gehalt an Kali an.
e) Nach jedesmaligem
Einweichen, Laugen und Beuchen, wird die Leinwand auf der Bleichwiese der
Luft und dem Licht ausgesezt, ohne nach den alkalischen Passagen zuvor
ausgewaschen zu werden.
f) In die Beuchbuͤtten
kommt sie immer troken, sowohl zum Ausweichen und Laugen, als
Beuchen.
Wenn die Waare halb gebleicht ist, wird sie zum zweiten Male gewalkt, nachdem sie
zuvor am Fluß oder Bach gewaschen worden. Die Operation des Laugens mit
schwacher Lauge und des Auslegens auf die Bleichwiese wird bis zum vollkommenen
Weißwerden der Leinwand wechselsweise wiederholt. Den lezten alkalischen Laugen
sezt man auch hin und wieder Seife zu. In weißgebleichtem Zustande wird die
Leinwand zum dritten und lezten Male gewalkt, getroknet, gestaͤrkt und
appretirt.
Auch hier vermißt man, wie bei der schleßischen Leinwandbleiche die sauren
Mittel, welche, zumal die Schwefelsaͤure, das Bleichen so wirkungsvoll
unterstuͤzen.
Auf der großen Leinwandbleiche zu Landskron in Boͤhmen, deren Besizer Herr
Erxleben ist, wird die
boͤhmischschlesische Bleichmethode mit der hollaͤndischen
verbunden. Das Verfahren dabei unterscheidet sich von den andern
boͤhmischen Leinwandbleichen dadurch wesentlich:
a) daß die Waare beim
Einweichen (Fermiren) zweimal der Gaͤhrung im Wasser ausgesezt
wird;
b) daß die Waare, um ihr den
moͤchlichsten Grad von Weiße zu verschaffen, nachdem sie fast
gebleicht ist, durch ein schwefelsaures Bad genommen, dann wieder mit
schwacher alkalischer Lauge behandelt, und durch Auslegen auf die
Bleichwiese vollkommen gebleicht, zulezt aber noch einmal durch ein
schwefelsaures Bad gefuͤhrt wird;
c) daß die Laugen sehr schwach
angewendet werden, zwischen 1/1000 4/1000 bis 5/1000 Kali;
d) daß die mit der
anhaͤngenden alkalischen Lauge auf die Bleichwiese gebrachte Leinwand
gar nicht mit Wasser begossen wird, ehe sie halb gebleicht ist;
F) Bleichen der Leinwand in Frankreich (Flandern).
Es scheint, man habe in Frankreich das Bleichen der leinen Stoffe vermittelst
Wasserdaͤmpfe nach Chaptals Methode ihrer Unzulaͤnglichkeit wegen
ganz aufgehoben, und an deren Stelle das Bleichen mit den Alkalien nach der
fruͤheren Art wieder eingefuͤhrt; auch habe das Bleichen
vermittelst der Chlorine in ihrer Verbindung mit alkalischer Grundlauge
Fortschritte gemacht. In welchem Zustande sich gegenwaͤrtig die
Leinwandbleichen in dem westlich-oͤstlich und suͤdlichen
Theile des Reichs befinden, kann ich aus Mangel glaubwuͤrdiger
Nachrichten nicht bestimmen. In dem noͤrdlichen gegen Holland gelegenen
Theile, wo die hollaͤndische Bleichmethode mit einigen Abweichungen den
ersten Eingang gefunden hatte, unterscheiden sich im Verfahren die Bleichen,
welche zu Beauvais, Valenciennes und in der untern Pikardie angelegt sind.
Bleichen der leinenen Stoffe in Beauvais.
In Beauvais geschieht die Ausweichung mit lauem Flußwasser. Beim Beuchen wird die
Leinwand nicht in einzelnen Schichten mit der alkalischen Lauge uͤbergossen,
sondern, wie bei der boͤhmischen Methode, erst dann auf die Leinwand
geschoͤpft, wenn sie saͤmmtlich troken in die Buͤtte
eingeschichtet, und mit einem Laugentuche, auf welchem sich Soda oder Holzasche
befindet, uͤberlegt ist. Die alkalische Lauge, welche auf die Soda oder Asche
geschoͤpft wird, besteht aus Soda und frisch gebranntem Kalk, welcher man
Tabaksasche beifuͤgt, wahrscheinlich um das Geheimniß der Anwendung des Kalks
nicht zu verrathen. Diese Lauge wird im abgeklaͤrten Zustande
aufgegossen.
Das Begießen der Leinwand auf der Bleichwiese wird nur einen halben Tag, von
fruͤh Morgens bis Mittag vorgenommen. Nach 15 bis 18 mal abwechselnden
Laugen, und Auslegen auf die Bleichwiese, bringt man die Leinwand 24 Stunden lang in
saure Milch, wascht sie darnach in einer Maschine mit Seife, legt sie auf die
Bleiche, und begießt sie mit Wasser. Das Saͤuren, Seifen und Gießen wird 5
bis 6 mal abwechselnd wiederholt, bis die Leinwand den hoͤchsten Grad der
Weiße erreicht hat. Sie wird nun getroknet, mit Staͤrke oder Gummi
gestaͤrkt, und zwischen den Gallandern appretirt.
Bleichen der leinenen Stoffe in Valenciennes.
Die flandersche Leinwand ist von sehr schoͤner Qualitaͤt, weil der
Flachs, der in diesem Lande waͤchst, sehr schoͤn, lang und frei von
Knoten ist. Seine Farbe erscheint nach der Roͤstung silberweiß, und hiedurch
laͤßt er sich leicht von dem aus den Nachbarprovinzen unterscheiden. Zu
Valanciennes wird die beßte Leinwand fabrikmaͤßig verfertigt. Die
allerfeinste kennt man durch ganz Europa unter dem Namen Batist; sie wird am
vorzuͤglichsten zwischen Valenciennes, St. Quentin und Peronne verfertigt,
und gebleicht. Vom Webestuhl aus besizt sie eine graue aber sehr glaͤnzende
Farbe. Beim Bleichen derselben operirt man folgendergestalt:
Entschlichten.
Die Einweichung oder Entschlichtung geschieht mit hellen warmen Flußwasser 2 bis
3 Tage lang.
Alkalische Laugen.
Die fermirte und gereinigte Leinwand schichtet man in eine Buͤtte, spannt
ein grobes leinenes Tuch uͤber die Oberflaͤche derselben, auf
welches verkleinerte Soda gebracht wird. Diese wird nun mit einem zweiten groben
Tuche bedekt, und so lange heißes Wasser aufgegossen, bis alles Natron
ausgelaugt, und die in die Kufe geschichtete Leinwand davon durchdrungen
ist.
Nach Beendigung dieser ersten Natronbeuche wird die Fluͤßigkeit durch den
unten an der Kufe angebrachten Spunt abgelassen, auf's Neue ausgegossen, und
diese Operation einen Tag und eine Nacht uͤber wiederholt. Den
darauffolgenden Morgen nimmt man die Leinwand heraus, legt sie auf die
Bleichwiese, benezt sie mit Wasser, und sezt sie bis gegen Mittag der Einwirkung
der Luft und des Lichts aus. Von da bringt man die Waare wieder in eine
Natronlauge, und wiederholt diese wechselseitige Operation so lange, bis die Leinwand den
gehoͤrigen Grad der Weiße erhalten hat, wozu gewoͤhnlich 40 Tage
erfodert werden.
Saͤuerung.
Man bringt nun die Leinwand auf 24 Stunden in die saure Milch, und wascht sie
sodann in Seife. Wenn sie den erfoderlichen Grad der Weiße erreicht hat, wird
sie in reinem Wasser gewaschen, und an der Luft abgetroknet. Erst jezt ertheilt
man ihr den Glanz und die Steifigkeit durch Staͤrke, und bringt sie halb
troken auf die Gallander.
Bleichen der leinenen Stoffe in der Unter-Pikardie.
Der Flachs in der Unter-Picardie ist nicht so schoͤn, als der in
Flandern gebaute. Selbst nach dem Roͤsten hat er noch braune Farbe, und zeigt
Fleken, und der Schilf laͤßt sich nur schwer von der Faser trennen. Eben so
ist auch die daselbst fabrizirte Leinwand viel groͤber, und nicht so gut, als
die flander'sche. Sie zeichnet sich im rohen Zustande durch eine graubraune Farbe
aus.
Die Leinwandbleichen in der Unter-Picardie haben zwar nicht den Ruf, eine
vorzuͤglich weiße, jedoch eine sehr dauerhafte Waare zu liefern, weßhalb
dorthin viele Waaren aus der Ferne, selbst aus Flandern zum Bleichen kommen. Die
Methode zu bleichen unterscheidet sich von der flander'schen und
hollaͤndischen vorzuͤglich dadurch, daß man keine saure Mittel
anwendet, und nach dem Entschaͤlen, ehe man mit den alkalischen Laugen aus
Natron anfaͤngt, vorher die entschaͤlte Leinwand durch ein Kalkwasser
nimmt. Das Verfahren zu bleichen besteht in folgendem:
Entschlichten.
Die Leinwand wird so, wie sie der Weber vom Stuhle liefert, in den
Gaͤhrungs-Gefaͤßen mit hellen warmen Flußwasser einige Tage
lang der Fermentation uͤberlassen, dann herausgenommen, und fuͤr
das Kalkwasser vorgerichtet.
Kalkwasser.
Nach dem Fermiren wird die Leinwand in eine Buͤtte gebracht, worin klares
Kalkwasser befindlich ist. Man laͤßt sie 2 bis 3 Tage darin liegen, nimmt
sie heraus, und breitet sie auf die Bleichwiese ausHoffentlich wird die Waare vor dem
Auslegen auf die Wiese am Bach ausgewaschen, weil das Kalkwasser an der
Sonne die Dauerhaftigkeit der Pflanzenfaser stark
beeintraͤchtigt. A. d. V.. Hat sie nach dieser
Operation ihre
vorige braune Farbe verloren, so bringt man sie in die Natronlauge; hat sie aber
diese Farbe noch, so gibt man ihr ein zweites Kalkwasserbad.
Fernere Operationen.
Bei dem Laugen mit der Soda verfaͤhrt man eben so, wie zu Beauvais und
Valenciennes, mit dem Unterschied, daß hier gar keine saure Milch angewendet
wird, dagegen die Leinwand nach dem Waschen mit Seife noch einmal in die
Natronlauge gebracht, und am Fluß sauber ausgewaschen wird. In weißgebleichtem
Zustande wird sie getroknet, und durch die Appretur zugerichtet.
Es laͤßt sich gegen die Verfahrungsarten, welche zu Beauvais, Valenciennes
und der Unten-Pikardie beim Bleichen der leinenen Stoffe ausgeuͤbt
werden. Manches einwenden. Wohlfeilere und schoͤnere Reusite
wuͤrden erreicht, und das Bleichen schneller vor sich gehen
a) durch Anwendung kaustischer
Natron (Soda) Lauge,
b) Anwendung schwefelsaurer
Baͤder.
Wirtembergische, baierische und badische Leinwand-Bleichen.
Den Zustand unserer suͤddeutschen Leinwand-Bleichen habe ich in der
Einleitung bezeichnet. Es ist wirklich zu bedauern, daß wir vor allen Andern so weit in der Kunst zu bleichen zuruͤk
sind.
Literatur uͤber das Bleichen der Baumwollen- und Leinenen-Stoffe.
1) Von dem Bleichen des baumwollenen Garns. Hilds Handelszeitung 1786.
– 2) Aus des Hrn. Flachats Abhandlungen, in den Untersuchungen zur
Befoͤrderung der Handlung und Kuͤnste 1768. S. 381. – 3)
Rossig, Lehrbuch der Technologie. 3 Abth. – 4) Cederhielm, Art, den
Flachs fein und weich zu machen, in den Abhandlungen der schwedischen Akademie.
10 Bd. S. 157. – 5) Versuch, Flachs und Leinwand auf eine andere Art als
durch's Bleichen, weiß zu machen. Oek. phys. Abh. 11 Theil. S. 691. – 6)
Von verschiedenen Arten, den Flachs zu bleichen, weich und fein zu machen.
Goͤttinger Polizeinachrichten 1755. S. 177, und in Just's oͤkonom.
Schriften 1 Th. S. 76. – 7) Alterthum (von dem) und der ehemaligen
Verfassung der Chemnizer Bleichen. Sammlung vermischter Nachrichten zur
saͤchs. Geschichte 1 Th. IV. – 8) Anmerkung uͤber die Art,
bunte Kattune und Leinwand an der Sonne zu bleichen. Journ. oͤkon. 1700
Juill. S. 300. Vorrath auserlesener Aufsaͤze. 2 St. S. 401. – 9)
Anweisung Leinengarn und Leinwand zu bleichen, bremisches Magazin. 1 Bd. 3 St. Nr. 66.
– 10) Aufsaz vom Bleichen, in Pfingstens Farbenmaterialien 1789. Nr. 3.
– 11) Beschreibung (umstaͤndliche) des ganzen Verfahrens bei dem
Bleichen, Hamburg'sches Magazin, 17 Theil 369. – 12) Bleichart zu Hartem.
Hilds Handelszeitung, Gotha 1784. 43. Aus dem Journal oͤkon. fev. 1751.
In den Jenaischen Sammlungen, 1 Th. S. 340. Allgemeines Magaz. 3 Th. S. 356.
Leipziger Samml. III. 269. Pfingstens Farbenmaterialien 1789. Nr. 3. –
13) Bleichen (von den) des Leinengarns und der Leinwand. In den oͤkon.
physikal. Abhandl. Tom. III. S. 495. – 14)
Bleichen der Leinwand, insonderheit was die Anwendung des Kalks dabei betrifft.
Hilds Handelszeitung 1790. S. 251. – 15) Chemisches Handbuch, oder
Anleitung mit der dephlogistisirten Salzsaͤure vollkommen weiß,
geschwind, sicher und wohlfeil zu bleichen, nebst einer kurzen Anweisung, wie
man sich dieses Mittels bei dem gewoͤhnlichen Waschen mit Vortheil
bedienen kann, 1793. 8. Leipzig, Voß. – 16) Eversmans Beschreibung der
Harlemer Bleichen, in seinen technologischen Bemerkungen auf einer Reise durch
Holland, 1792. S. 89. – 17) Chemische Untersuchung des Bleichens der
Leinwand in den oͤkon. phys. Abhandl. 4 Th. S. 140. 255. – 18)
Eason (A.) von dem Nuzen der Saͤure beim Leinwandbleichen. Abhandlung der
Gesellschaft zu Manchester, 2 Th. Leipzig 1788. 13. – 19)
Umstaͤndliche Nachricht von dem vortheilhaften Bleichen der Leinwand, des
Garns, des Zwirns in Salisburg in Liefland, vom Hrn. v. Engelhardt. Im dritten
Bande der Auswahl oͤkon. Abhandl. der Gesellschaft zu Petersburg. Neue
Ausgabe, S. 167 bis 176. – 20) Einige Verbesserungen bei der Kunst,
Leinengarn zu bleichen. Schwed. akad. Abhandl. 3 Th. S. 314. – 21)
Entdekung des Betruges, wenn beim Bleichen der Leinwand Kalk angewendet worden.
Leipziger Intelligenzb. 1781. S. 194. – 22) Farbe- und Bleichbuch
(vollstaͤndiges), 4 Bde. Ulm, 1779. – 23) Gruͤndlicher
Unterricht der sogenannten Hausmannischen Bleiche, wie in kurzer Zeit Kattune,
und baumwollenes Garn, Flachs, Leinwand, Zwirn- und Hanfgespinste
gebleicht werden koͤnnen, aus dem Original des Hrn. Scheelens, nebst
einem Kupferstich der dazu erforderlichen Utensilien. Zur allgemeinen
Bekanntmachung und Nuzen des Publikums, von C. G. Weinlich, Berlin 1792. Auszug
und Abhandlung in Hilds Handels-Zeitung, 1793. 5–6 und 7tes
Stuͤk. – 24) Hahn vom Leinenbleichen. Hannoͤverisches
Magazin 1774. S. 418 und 634. – 25) Harlemanns Gedanken vom Bleichen in
Seen und Wasser. Schwed. Abh. 10 Th. S. 55. Schwed. oͤkon. Wochenblatt 2 Thl. S. 484.
– 26) Leinwandbleiche und Appretur von Hrn. Hasenclever in Landshut.
Hilds Handelszeitung 1793. S. 211. – 27) F. Home
Expriments on bleaching. Edinb. 1756. – 28) F. Home, Trad. d'Anglois par Mr. Larcher. tit. Essai sur
le blanchement de Toiles. a Paris 1762.
– 29) F. Home in's Deutsche uͤbersezt.
Leipzig 1777. 8. 1 Alph. 12 gr. A. D. B. XXXI. 522. – 30) Jungs Lehrbuch
der Fabrikwissenschaft, 1 Th. 1. K. 5 Absch. – 31) v. Justi Abh. von der
Waidasche, auf welche es in den hollaͤndischen Bleichen am meisten
ankoͤmmt. Goͤttingensche Polizey-Nachrichten 1756. Nr. 2
und oͤkonomische Schriften, 1. B. S. 81. – 32) Leinwand in 7 oder
8 Tagen zu bleichen. Wittemb. Wochenblatt, 1 Bd. S. 151. – 33) Manier de planchir le fils et les Toiles de Lin. Nonv.
Oec. Tom 23 pag. 70 physik, oͤkonom.
Patriot, 3 Thl. S. 358. – 34) Manier de planchir
les Toiles. Journ. Oec. 1759. Dec. 540. – 35) Manier, das feinste Garn und
Leinenzeug zu bleichen, wie es in England gebraͤuchlich ist. Neues
hamburgisches Magazin 110 Stuͤk. S. 140. – 36) F. A. Milz
Nachricht von der Art, ohne Begießen Leinen zu bleichen. Braunschweigisch
landwirthschaftliche Gesellschaft. Nachr. 1 Samml. S. 102. – 37)
Nachricht von dem Harlemer Bleichen. Journ. oͤkon. 1751. Febr. S. 128.
und im Natur- und Kunst-Kabinet, 1 Bd. S. 340. – 38)
Nachricht wegen des Leinenbleichens in den Staͤdten Bielefeld und
Hervord. In den hanoͤverischen nuͤzlichen Samml. 1757. 3 St.
– 39) C. L. N. (Neuenhahn) Versuch, Flachs und Leinwand auf eine andere
Art, als durch Bleichen weiß zu machen; in oͤkon. physikal. Abhandl. Thl.
XI. S. 69 bis 718. – 40) Chr. Fr. Reuß von den Koͤrpern, welche
zum Weißmachen der Leinwand dienen; in den Beschaͤftigungen der Berliner
naturforschenden Gesellschaft, 2 B. S. 35. – 41) Joh. Roman, Art
Leinenzeug so weiß, als hollaͤndisches, zu bleichen. Schwed. Abhandl. 3
Thl. S. 314. – 42) Roͤssigs Lehrbuch der Technologie, S. 195.
– Schedel uͤber das Bleichen der Leinwand, in seinen Ephem. der
Handlung 1784 Nr. 11. – 44) Anleitung, vermittelst der dephlogistisirten
Salzsaͤure in jeder Jahrszeit vollkommen weiß, geschwind und wohlfeil zu
bleichen; nebst Anweisung, wie man dieses Mittel, bei gewoͤhnlichem
Waschen beim Kattundruk in der Faͤrberei, und beim Papiermachen mit Nuzen
anwenden kann. Von Dr. Joh. Gottlob Tenner. Mit 9
Kpfrn. gr. 8. Leipzig 1893. Neue Auflage mit 11 Kpfrn., Leipzig bei Voß und
Leopold 1800. Hilds Handelszeitung 1793. S. 277. zweite Auflage 1794. –
45) Ueber die dephlogistisirte Salzsaͤure und ihre Anwendung zum Bleichen
der Leinwanden und Garne, zu Wiederherstellung beschmuzter Kupferstiche und
Buͤcher, zu Herausbringung der Dintenfleke und Vernichtung aller Farben,
und zu verschiedenen andern nuͤzlichen Unternehmungen. Zwei Abhandlungen
in den Pariser Annalen der Chemie. Aus dem franz. uͤbersezt. Wien bei
Kurzbeck 1790. 8. 4 Bogen A. D. Bibl. CXIV. 159. – 46) Ueber das
Leinwandbleichen der gemeinen Leute. Leipziger Intelligenzblatt 1783. S. 98
– 47) Ueber das Bleichen der Leinwand. Kaufm. Hefte XII. 1122. –
48) Untersuchung und Nachrichten von den bisherigen manichfaltigen
Leinwandbleichen, nebst genauer Anzeige einer neuen Art, die ungebleichte
Leinwand wohlfeil zu einer lieblichen Weiße zu bringen. Praktische
Beitraͤge fuͤr Freunde etc. Leipzig 1790. Auch in den praktischen
Beitraͤgen fuͤr Freunde 1790 Nr. VII. Auch in den Sammlungen
einiger Abhandlungen. Leipzig 1777. 8. S. 199 bis 234. Auch Leipzig 1790 bei
Hilscher. – 49) Verfahren, Leinwand und dergleichen mit Kastanienwasser
zu bleichen; steht in der Uebersezung Marcardier vom Hanfe 1763, 98 Seiten; auch
hanoͤverisches Magazin 1767. S. 24. – 50) Versuch, Flachs und
Leinwand auf eine andere Art, als durch das Bleichen weiß zu machen. In den
oͤkonom. physikal. Abh. 3 Theil S. 69. – 51) Vom Bleichen der
Leinwand. Leipziger Intelligenzblatt 1786. S. 125. – 52) Von dem Bleichen
des leinenen Garns und der Leinwand. Universal-Magazin Jan. 1756, und
oͤkonom. physikal. Abh. 11 B. S. 495. – 53) Vom Waschen und
Bleichen des Leinenzeugs in Holland. Greifswalder Beitraͤge 2 Thl. S. 52.
Allgem. Magazin 3 Thl. S. 356. – 54) Warnung die Leinwand auf Grasangern
zu bleichen, in den Nachrichten der schleichen patriotischen Gesellschaft 1. B.
S. 95. – 55) Wie die Leinwand in Flandern gebleicht wird. Zinkii
Leipziger Sammlungen, 11 Bd. S. 841. – 56) Beschreibung und Anwendung
einer neuen Methode, Baumwolle und Leinwand mittelst Daͤmpfen zu
bleichen; nebst einer neuen Verfahrungsart, Leinwand und baumwollene Zeuge ohne
Seife weiß zu waschen; von Herrn Chaptal in Paris und O'Reylly.
Hermbstaͤdts Magazin fuͤr Faͤrber. Berlin 1806. 1. Bd. S.
211 bis 231. – 57) Ueber den Gebrauch des Schwefelkalks statt der
Pottasche beim Bleichen mit der oxidirten Salzsaͤure von Hrn. William
Higgins in Dublin. Hermbstaͤdts Magazin fuͤr Faͤrber B. 1.
S. 256 bis 262. – 58) Die Bleichkunst, oder Unterricht zur leichtern und
allgemeinen Anwendung der oxidirten Salzsaͤure beim Bleichen
vegetabilischer Stoffe. Von Pajot des Charmes. Aus dem franz. uͤbersezt.
Herausgegeben von
Alex. Nik. Scherer mit 9 Kupfertafeln. Breslau, Hirschbery und Lisa 1800. 164 S.
8. – 59) Bemerkungen und Vorschlaͤge fuͤr Bleichen. Von J.
F. Westrumb. Hanover bei den Gebruͤdern Hahn 1809. 350 Seiten. –
60) Vollstaͤndige Bleichkunst, nebst des Buͤrger Chaptal
Beschreibung einer neuen Methode, durch Daͤmpfe zu bleichen, und ihre
Anwendung auf Kuͤnste und Manufakturen. Von K. O'Reilly etc. aus dem
franz. uͤbersezt, mit Anmerkungen und Zusaͤzen, nebst einer
Vorrede von Dr. Christian Gotthold Eschenbach.
Leipzig bei J. C. Heinrichs 1802. 248 Seiten, gr. 8. Mit 14 Kupfertafeln.
– 61) Die Kunst, baumwollene Gewebe mit aͤchten und
unaͤchten Farben zu druken, einzumahlen und nach der von Chaptal
beschriebenen Methode durch Daͤmpfe zu bleichen. Aus dem franz. mit
Anmerkungen und Zusaͤzen. Leipzig im Joachimschen literarischen Magazin
1802. 168 S. 8. Mit einem Kpfr. – 62) Erfahrungen und Beobachtungen
uͤber die in Schlesien uͤbliche Methode, die Leinwand zu bleichen;
nebst Bemerkungen uͤber die Verbesserung derselben. Von Hrn. Samuel
Bruchmann zu Liegniz in Schlesien, Hermbstaͤdts Magazin fuͤr
Faͤrber B. 3. S. 3 bis 15. 1804. – 63) Bemerkungen uͤber
die Wirkung der oxidirien Salzsaͤure auf die faͤrbenden Theile
vegetabilisch-animalischer Substanzen; mit Ruͤksicht auf das
Bleichen des Flachses und des Haufes von Hrn. Bertholet in Paris.
Hermbstaͤdts Magazin fuͤr Faͤrber 3 Bd. S. 124 bis 135.
– 64) Bemerkungen uͤber die Methode, den weißen Grund in schon
gedrukten Kattunwaaren, mit oxidirter Salzsaͤure zu bleichen, ohne die
Farbe zu zerstoͤren, von Hrn. Hausmann in Kolmar, in Brifen an Herrn
Bertholet in Paris. Hermbstaͤdts Magazin fuͤr Faͤrber; B.
3. S. 238 bis 249. – 65) Ueber die in Salzburg gebraͤuchliche
Methode, Baumwolle zu bleichen und die Kunst, Baumwollen und Leinwand
aͤcht roth zu faͤrben. Von Hrn. C. Schroͤbing in Stokholm.
Hermbstaͤdts Magazin B. 3. S. 255 bis 265. – 66) Ueber die
Verbesserungsart der Englaͤnder bei der Dampfbleiche; von den H. H.
Curnbull und Crook. Hermbstaͤdts Magazin fuͤr Faͤrber B. 3.
S. 272 bis 281. – 67) Aus einem Schreiben des Hrn. Ambrosius Hardt dem
Juͤngern, technischen Chemiker in Muͤnchen. Hermbstaͤdts
Magazin fuͤr Faͤrber B. 3. S. 318 bis 322. – 68) Versuche
und Beobachtungen, baumwollene Gewebe mit liquider Schwefelkalkerde so zu
entfaͤrben, daß sie sich als Drukwaare gebrauchen lassen; von W. H. v.
Kurrer. Hermbstaͤdts Magazin fuͤr Faͤrber; 4 Bd. S. 25 bis
33 und S. 33 bis 40. 1805. – 69) Beobachtungen uͤber das Bleichen
baumwollener und
leinener Waaren mit Daͤmpfen. Im Auszuge mitgetheilt von Hrn. Bose.
Hermbstaͤdts Magazin fuͤr Faͤrber B. 4. S. 40 bis 53.
– 70) Erfahrungen und Beobachtungen uͤber das Bleichen der
Leinwand, und anderer aus dem Flachs fabrizirter Produkte von
Hermbstaͤdt, in dessen Magazin der Faͤrbekunst B. 4. S. 211 bis
254. – 71) Tabellarische Uebersicht der Theorie des Bleichens, von W. H.
v. Kurrerr. Hermbstaͤdts Magazin fuͤr Faͤrber, 5ter Bd. S.
176. 1806. – 72) Erfahrungen uͤber die Wirkungen der kaustischen
Laugen, in Hinsicht des hoͤhern oder niedern Grades der Hize, beim
Bruchgeschaͤft, und uͤber den Nuzen und Nachtheil der
laͤngern oder kuͤrzern Maceration in derselben, von Samuel
Bruchmann. Hermbstaͤdts Magazin fuͤr Faͤrber B. 5. S. 222
bis 230. – 73) In einem Schreiben von W. H. v. Kurrer an
Hermbstaͤdt, dessen Magazin fuͤr Faͤrber B. 5. S. 283 bis
291. – 74) Beschreibung der Verfahrungart, wie in der Gegend um Beauvois
in Flandern und den untern Theilen der Pikardie das Bleichen der Leinwand
betrieben wird. Nach dem Franzoͤsischen des Herrn Hellancourt mit
Bemerkungen von Hermbstaͤdt. Dessen Magazin fuͤr Faͤrber B.
6. S. 124 bis 139. 1807. – 75) Elements de l'art
de la tencture, avec une description du blanchiment par l'acide muriatique
oxygéné. Seconde Edition, revue corrigée, avec deux
planches; par C. L. et A. B. Bertholet. Tome I et II. 8. Paris chez Firmin
Didot 1804. Auch deutsch uͤbersezt durch Adolph Ferdinand Gehlen
mit Anmerkungen von S. F. Hermbstaͤdt 2 Bde. Berlin Froͤlich 1806.
– 76) Allgemeine Grundsaͤze der Bleichkunst: oder theoretische und
praktische Anleitung zum Bleichen des Flachses, der Baumwolle, Wolle und Seide,
so wie der aus ihnen gesponnenen Garne und gewebten oder gewirkten Zeuge. Nach
den neuesten Erfahrungen der Physik, Chemie und Technologie, bearbeitet von S.
F. Hermbstaͤdt. Mit Kupfern. Berlin Realschulbuchhandlung 1804. –
77) Grundriß der Faͤrbekunst: oder allgemeine theoretische und praktische
Anleitung zur rationellen Ausuͤbung der
Wollen-Seiden-Baumwollen- und Leinenfaͤrberei, so
wie der damit in Verbindung stehenden Kunst, Zeuge zu druken etc. 1ste Auflage,
2te Auflage. Berlin und Stettin, bei Friedrich Nikolai 1807. – 78)
Engelmanns gruͤndlicher Unterricht in der Rasenbleiche. Glogau,
Guͤntherische Buchandlung. – 79) W.
Higgins. Essay on the theory and practice of
bleaching, wherein the sulphuret of lime is recommended as a substute for
potash. Deutsche Übersetzung: Versuch uͤber die Theorie
und Praxis des Bleichens, nebst Erfahrungen uͤber den Schwefelkalk, von W.
Higgins. Halle, Rengersche Buchhandlung 1802. – 80) Leicht
ausfuͤhrbarer Vorschlag, die bei dem Bleichen angewandten Alkalien zu
gewinnen, und dadurch das Bleichgeschaͤft wohlfeiler zu machen. Ein
nothwendiger Nachtrag zu Westrumbs Bemerkungen und Vorschlaͤgen
fuͤr Bleicher, von M. Joh. Christian Hoffmann. Aus den allgemeinen
Annalen der Gewerbskunst besonders abgedrukt. 1803. 38 Seiten. Mit Kupfern.
– 81) Erfahrungen und Beobachtungen uͤber das bisherige
fehlerhafte Verfahren beim Bleichen der Leinwand und anderer aus dem Flachs
fabrizirter Produkte. Beschreibung einer neuen und zuverlaͤßigen Methode,
wodurch ein bedeutender Aufwand an Zeit alkalischen Substanzen, Arbeit und
Brennmaterial erspart, und ein schoͤnes Produkt erzielt wird. Darstellung
der kaustischen oder Aezlauge zum Behufe der Bleichoperaten. Ueber die Anwendung
des Areometers zur Bestimmung der Staͤrke der Laugen in den Bleichereien
und anderer salziger Fluͤßigkeiten. Mit einer Abbildung. Beschreibung und
Abbildung eines Thermometers zum Gebrauche in Bleichereien und
Faͤrbereien. Beschreibung der in einer guteingerichteten Bleichanstalt
unentbehrlichen Reagentien oder gegenwirkenden Mittel, und der Verfahrungsart,
sie anzustellen und anzuwenden. Wohlfeile Reinigung des Wassers von der
kohlensauren Kalkerde, und vom Eisen. Wohlfeile Reinigung des Wassers von Gips
und andern erdigten Mittelsalzen. Dinglers Journal fuͤr die Ziz-
oder Indiennendrukerei B. 2. S. 3 bis 85. – 82) Ueber die Theorie des
Bleichens, Mazin aller neuen Erfindungen. Leipzig Baumgaͤrtner B. 1. S.
1. Ueber Papierbleiche, ebend. S. 279. – 83) Schnells Bleiche mit Seife
und Kalilauge. Magazin aller neuen Erfindungen B. 2. S. 237. – 84) Ueber
die Buntbleiche von Kurrer, allgemeines Journal der Chemie und Physik, von
Schweigger Bd. 8. Beilage 1. und in Dinglers neuem Journal fuͤr die
Druk-Faͤrbe und Bleichkunst B. 1. S. 271. – 85) Kleine
physisch-chemische Abhandlungen von J. F. Westrumb 6ter Band 1stes Heft.
Hanover, Gebruͤder Hahn 1800. – 86) Ueber das Bleichen mit
Saͤuren nach franzoͤsisch und englischen Vorschriften, nebst
Beschreibung des beßten Bleichverfahrens, etc. von J. F. Westrumb. Berlin und
Stettin Nikolaische Buchhandlung 1819. – 87) Verbessertes Verfahren des
Bleichens durch dampffoͤrmige, vollkommene Salzsaͤure und durch
dampffoͤrmige schwefellichte Saͤure, von Jak. Sieber; in Dinglers
neuem Journal der Faͤrbekunst 4ter Bd. – 88) Die boͤhmische
Leinwandbleiche etc. von Christ. Polykarp Fried. Erxleben. Wien 1812 bei Karl
Armbruster und Christian Kaulfuß. – 89) Verfahrungsart, baumwollene
Gewebe, Kattun,
Mouseline, Pique, Rips, Koͤper, Muͤzen, Struͤmpfe, Garn
etc. mittelst der saponifizirten kaustischen Kalilauge zu allen Jahrszeiten,
ohne Auslegen auf den Plan (Wiese, Matte) schnell und schoͤn weiß zu
bleichen, von W. H. Kurrer. Dinglers polytechnisches Journal B. 3. S. 189 bis 208. – 90) Ueber
das Bleichen vegetabilischer Stoffe mittelst der liquiden oxidirten
Salzsaͤure (Chlorine), von W. H. Kurrer nebst Beschreibung eines hiezu
erfoderlichen Apparats zur Entwiklung der Chlorine von Dingler. Ebendaselbst S.
394 bis 407. – 91) Beschreibung und Abbildung eines sehr einfachen
Apparats zum Beuchen der Kattune und Leinwande mit betraͤchtlichen
Gewinne an Zeit, Brennmaterial und Lauge von Dingler. Ebendaselbst S. 1 bis 6.
– 92) Samuel Parkes gemischte Abhandlungen und Versuche fuͤr die
Kuͤnste und Manufakturen in Großbrittanien; aus dem Englischen
uͤbersezt. Erste Abtheilung S. 196 bis 280. – 93) Bleichen.
Bleichkunst, technologisches Lexikon von Poppe B. 1. S. 306 bis 539. Stuttgard,
Cotta'sche Buchhandlung 1816. – 94) Beuchapparat in der Manufaktur
Soͤppler und Hartmann in Augsburg. Dinglers neues Journal fuͤr die
Drukfaͤrbe und Bleichkunst B. 1. S. 407. – 95) Bleiche mit der
oxidirten Salzsaͤure, von Rudolph Schauenburg. Ebendaselbst 4
Stuͤk S. 13. – 96) Journal des arts etc. T.
1. Nr. 2. pag. 192. Nr. 3. pag. 229. – 97) Scherers Journal der
Chemie B. 1. S. 445. B. 2. S. 40. – 98) Annales de
chemie. Tom LIII. pag. 41. – 99) Chaptal
Elements de Chemie T. III. 4 edition, uͤbersezt von Wolf.
– 100) Tomson's Anals of Phil. Nr. 1. pag.
15. – 101) Davy Elements,
uͤbersezt von F. Wolf, B. 1. S. 217. – 102) Salzer im neuen
Journal f. Chemie und Physik B. 9. S. 198. – 103) Doͤbereiner in
Gehlens Journal B. 2. S. 343. – 104) Wagemann in Gilberts Annalen Vol. I.
S. 115. – 105) Ures neues chemisches Woͤrterbuch. – 106)
Samuel Parkes chemischer Katechismus, auch in's Deutsche uͤbersezt.
– 107) Benuͤzung der Wasserdaͤmpfe zum Beuchen der
Leinen- und Baumwollen-Gespinnste und Gewebe, welche gebleicht
werden sollen. In Dingler's Beschreibung und Abbildung mehrerer
Dampf-Apparate. Mit Kpfrn. S. 82. –
Anbei die Tabelle:
„Versuch einer tabellarischen Uebersichtder Theorie des Bleichens der vegetabilischen Stoffe.“
Versuch einer tabellarischen Uebersicht der Theorie des Bleichens der vegetabilischen Stoffe.
Theorie der Fermentation.
Textabbildung Bd. 8, S. 362
Dunstkreis (Atmosphäre); Mischungsverhältnis; Wasser bei einer Temperatur von 35 bis 40° Reaum.; Baumwollenes Gewebe; Leinenes
Gewebe
Theorie der Luft- oder Rasen-Bleiche.
Textabbildung Bd. 8, S. 362
Dunstkreis (Atmosphäre); Mischungsverhältnis; Wasser; Mischungsverhältnisse; Pflanzen dünsten aus; Sonnenlicht; Baumwollen
Gewebe; Leinenes Gewebe
Theorie des Laugens vermittelst alkalischer Salze.
Textabbildung Bd. 8, S. 362
Pottasche; Soda; Kalk (gebrannter, aͤzender); Wasser; Baumwollene Fabrikate; Leinene Fabrikate
Theorie uͤber die Wirkung der Schwefelsaͤure beim Bleichen.
Textabbildung Bd. 8, S. 362
Schwefelsäure; Mischungsverhältnis; Wasser; Baumwollene Fabrikate; Leinene Fabrikate
Vollkommen weiß gebleichte vegetabilische Gewebe (absolute Bleiche).
Textabbildung Bd. 8, S. 362
Potenz; Baumwollene Gespinnste oder Gewebe; Leinene Gespinnste oder Gewebe