Titel: | Ueber Bohr-Maschinen (Alésoirs). |
Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. IV., S. 59 |
Download: | XML |
IV.
Ueber Bohr-Maschinen (Alésoirs).
Aus dem Dictionnaire technologique in Th. Gill's technical Repository. August 1822. S. 108.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
Ueber Bohr-Maschinen.
Die Bohr-Maschine, Alésoir genannt, ist ein Instrument um die innere Hoͤhlung
der Cylinder an Pumpen, Dampfs Maschinen, hydraulischen Pressen,
Feuer-Sprizen, Flinten, und Pistolen-Laͤufen,
Raͤder-Buͤchsen etc., uͤberhaupt alle runden, ihrer
ganzen Lange nach gleich weiten, Loͤcher zu bohren, zu erweitern und zu
polieren. Es gibt auch kegelfoͤrmige Bohr-Maschinen (Alésoirs), um kegelfoͤrmige Loͤcher
zu bohren, wie an der vorderen Muͤndung der Haͤhne.
In einem wie in dem anderen Falle wird der zu bohrende Koͤrper durch Schrauben
oder auf irgend eine andere Weise befestigt, der Bohrer dreht sich um seine Achse, und
ruͤkt zugleich vorwaͤrts, und schneidet und erweitert durch diese
doppelte Bewegung das Loch in dem Metalle, in welchem er arbeitet, so lang, bis die
Weite desselben seinem Durchmesser gleich kommt.
Form und Groͤße dieses Instrumentes ist, nach den verschiedenen Zweken, zu
welchen dasselbe gebraucht wird, verschieden. Man hat kleine Alésoirs oder eiserne Spieße von halbrunder, dreiekiger und
vierekiger oder auch von anderer Form, die etwas kegelfoͤrmig sind, und mit
Griffen, um sie in der linken Hand fest zu halten, oder mit Koͤpfen, wie die
gewoͤhnlichen Bohrer, um sie mittelst derselben zu drehen.
Man wendet diese Werkzeuge vorzuͤglich dazu an, um die Loͤcher, rund zu
machen, und da sie gewoͤhnlich selbst vierekig sind, nennen sie die Franzosen
équarrissoirs. Die beßten sind aus
Guß-Stahl, der in Wasser gehaͤrtet, und dann so lang temperirt wird,
bis er strohfarben erscheint. Wenn sie weniger Schneiden haben, schneiden sie
besser, weil sie scharfer sind, machen aber die Loͤcher nicht so rund. Diese
braucht man zum Rohbohren der Loͤcher. Die anderen, mit 6–8 Schneiden,
von gleichem Durchmesser, bohren die Loͤcher sein aus. Diese Bohrer, sie
moͤgen wieviel immer Schneiden oder Flaͤchen besizen, werden am beßten
so verfertigt, daß man sie zuerst genau in jener Groͤße abdreht, welche sie
erhalten sollen, und dann ihre Oberflaͤche mit der Feile ausfeilt, wobei
vorzuͤglich zu beachten ist, daß ihre Schneiden, wenn sie einmal scharf
geworden sind, genau die urspruͤngliche Oberflaͤche des Cylinders oder
des Kegels, in welchem sie zugedreht wurden, behalten.
Eisen, Stahl, Kupfer, Zinn, Blei etc. werden mit Wasser oder mit Oel gebohrt:
Gußeisen hingegen troken. Das Knirren, das bei dem Bohren des Messinges so
laͤstig ist, wird
durch Wachs vermieden, welches nebenher noch auch auf andere Weist bei dieser
Operation nuͤzlich ist. Die Bohrer zu Flintentaufen werden an dem Ende einer
sich drehenden Achse entweder horizontal oder senkrecht befestigt: die leztere
dieser Lagen, obschon sie nicht allgemein angewendet wird, ist die bequemste, in dem
die Bohrspaͤne durch ihre eigene Schwere leichter aus dem Laufe fallen. Auf
den Lauf selbst laͤßt man, damit er sich nicht erhizt, immer Wasser
troͤpfeln. Der Lauf ist waͤhrend des Bohrens in einem an der Bohrbank
angebrachten Wagen befestigt, und wird zugleich mit demselben durch ein Gegengewicht
gegen die Spize des Bohrers vorgeruͤkt.
Die Bohrer fuͤr Cylinder von kleineren Pumpen werden an dem Drehbaume einer
Drehebank befestigt, und erhalten die oben bemerkte, doppelte Bewegung. Die Cylinder
selbst werden mittelst Drill- oder Trommel-Bohrer gebohrt, oder
vielmehr mittelst Scheiben oder Bloͤke von Gußeisen, die an ihrer
Oberflaͤche mit staͤhlernen Messern versehen sind. Die lezte Politur
erhalten sie durch Alesoirs oder Zapfen von
Buchsbaum- oder Wallnuß-Holz, deren Oberflaͤche mit Schmergel
oder mit Bimsstein belegt ist, und, damit diese mehr oder minder stark reiben
koͤnnen, bringt man eiserne Keile in eine der Laͤnge nach durch den
Mittelpunkt derselben gesaͤgte Furche. Das Stuͤk, welches gebohrt
werden soll, muß, damit die Arbeit vollkommen gelingt, staͤts unwandelbar in
jener Lage erhalten werden, die man demselben einmal gegeben hat.
Da Dampf-Maschinen, cylindrische Blasebaͤlge und hydraulische Pressen,
so wichtig fuͤr unsere Manufakturen sind, und da die Bohrung beinahe das
Wesentlichste an denselben ist, so wollen wir hier die Maschine beschreiben, deren
man sich in England zu diesem Zweke bedient. So viel wir wissen, gibt es deren nur
zwei in Frankreich, eine zu
Chaillot
In Frankreich, und namentlich zu Paris, sind jezt mehrere
Dampf-Maschinen Fabriken. Sie werden alle von einem sehr geschikten
englischen Mechaniker geleitet, und fertigen jaͤhrlich eine große
Menge von Dampf-Maschinen der beßten Art, alle nach dem Systeme des
Doppel-Drukes, wodurch so viel Feuerungs-Materiale erspart
wird. Es sind deren jezt 25 von verschiedener Groͤße und
Staͤrke, von 40–100 Pferden, vorraͤthig, alle so gut
wie die beßten englischen. Frankreich bedarf also keiner
Kampf-Maschinen mehr aus England. A. d. O., und die andere zu St. Quentin, bei den HHn. Cordier und Cazali's. Da diese Bohrmaschinen
sich immer gleichfoͤrmig bewegen, so arbeiten sie schneller und vollkommener,
als die uͤbrigen, wo man von Zeit zu Zeit das Gewicht heben mußte, welches
den Cylinder oder den Bohrer in dem Mittelpunkte der Achse bewegt.
Beschreibung der neuen Maschine zum Ausbohren der Pumpen Cylinder etc.
Tab. II. Fig. 1
und 2 Grundriß
und Aufriß der Maschine. Sie ist mittelst eiserner Bolzen und
Schrauben-Nieten unbeweglich befestigt, und ruht auf drei Steinen oder
Gußeisen-Bloͤken, x, y, z, in vollkommen
horizontaler Lage.
A horizontale Achse, welche die Messer der Maschine
fuͤhrt. Sie ist von Gußeisen, und muß vollkommen cylindrisch abgedreht seyn.
Eine Furche oder Rinne, ab, ein Zoll im Gevierte,
laͤuft durch die Haͤlfte der Lange derselben. Dieser Theil, der
wichtigste an der Maschine, wird waͤhrend der Arbeit vollkommen geradlinig
erhalten, und wird in Halsbaͤnder eingelassen.
B eine Scheibe von Gußeisen, unbeweglich auf der Achse
A befestigt, und an ihrem Umfange mit
staͤhlernen Messern bewaffnet, durch welche die Bohrung geschieht. Diese
Scheibe kann abgenommen, und durch eine andere von dem jedesmal noͤthigen Durchmesser
ersezt werden. Die Messer sind immer in ungerader Zahl, und nie so gestellt, daß sie
einander in der Richtung des Durchmessers gegenuͤber zu stehen kaͤmen:
sie werden durch eiserne Bolzen in ihren lagern erhalten.
C Doken von Gußeisen, welche oben an ihren
Koͤpfen in den mit Messing gefuͤtterten Halsbaͤndern die
horizontale Achse aufnehmen, die sich darin frei bewegen muß. Siehe Fig. 3.
D Lager oder Bett von Gußeisen, an dessen Enden die
beiden Doken CC senkrecht befestigt, und aus einem
Stuͤke mit demselben gegossen sind. Dieses Lager ist mit parallelen
Zapfenloͤchern durchbohrt, um mittelst Bolzen und Schrauben-Nieten die
Stuͤzen stellen und befestigen zu koͤnnen, welsche den Koͤrper
des zu bohrenden Cylinders in einer zum Bohren tauglichen Lage erhalten.
E Stuͤzen fuͤr den Cylinder. Deren sind
vier, und jede besteht aus einer Platte, welche auf dem Bette D ruht, und aus einer anderen Platte, welche unter einem Winkel von
45° auf der vorigen schief geneigt sieht. Da diese Stuͤzen einander
entgegengesezt gestellt sind, die eine rechts, die andere links, so bilden sie
rechte Winkel, in welche beide Enden des Cylinders gelegt werden, der mittelst
Ketten und Schrauben in denselben gehoͤrig befestigt ist. Wenn man die Lage
dieser Stuͤzen aͤndert, so koͤnnen sie Cylinder von
verschiedenem Durchmesser aufnehmen. Siehe Fig. 4.
F ein großes Zahnrad von Gußeisen, durch welches die
Achse A, welche die Messer fuͤhrt, gedreht wird,
und dabei immer sich in der Richtung der Laͤnge ihrer Achse fortbewegen kann.
In dieser Hinsicht ist das Rad in seinem Mittelpunkte mit einem
walzenfoͤrmigen Loche versehen, welches genau den Durchmesser der Achse A hat. Es ist mit einem staͤhlernen
Schluͤssel versehen, welcher in die Furche
a, b, paßt, und sich in derselben hin- und
herschieben laͤßt.
G ist eine Platte von Gußeisen, welche mittelst
Schrauben an der Verlaͤngerung von D befestigt
ist: sie paßt unter rechten Winkeln die rechts von derselben angebrachte Doke H, welche mit CC genau
gleiche Hoͤhe haͤlt, ein.
I ist eine Schraube mit einem vierekigen Kopfe, der in dem Mittelpunkte und an dem
Ende der Achse A befestigt ist.
J ein Rad mit 23 Zaͤhnen, an demselben Ende der
Achse A befestigt, und mit derselben sich drehend.
K ein Rad mit 25 Zaͤhnen, welches von dem vorigen
getrieben wird. An der rechten Hand sieht man einen Ranft, durch welchen es in einer
und derselben Ebene mit dem Rade J erhalten wird.
L eine runde eiserne Achse, vollkommen parallel mit der
Schraube I, uͤber welche das Rad sich frei
hinschiebt: diese Vorrichtung wird mittelst eines Schluͤssels, welcher in
eine der Laͤnge nach an dieser Achse hinlaufende Furche paßt, in umdrehender
Bewegung erhalten.
M ein Rad mit 23 Zaͤhnen an der Achse L, außen an der Doke H.
N ein Rad mit 25 Zaͤhnen, welches von dem vorigen
getrieben wird, und welches die weibliche Schraube von Kanonengut O fuͤhrt, durch welches die Schraube I laͤuft.
Fig. 3 die
Doken C, wie sie auf ihren Bloͤken stehen, von
Vorne.
Fig. 4 Ansicht
der Stuͤzen, zugleich mit den Vorrichtungen, um den Cylinder in einer festen
Lage zu erhalten.
Fig. 5
Grundriß und Seiten-Ansicht der Scheibe, welche die Messer fuͤhrt,
zugleich mit der Weise, wie diese befestigt sind, in einem etwas groͤßern
Maßstabe.
Die Achse A Hellt, wenn sie gedreht wird, ihre Drehung
der Scheibe B, mit, welche die Messer fuͤhrt, und der
Schraube I, welche, da sie in die weibliche Schraube O eingreift, sich wenn diese in Ruhe bliebe, mit einer
den Schraubengaͤngen der Schraube angemessenen Geschwindigkeit bewegen
wuͤrde. Da aber diese weibliche Schraube mittelst der Zahnraͤder I, K, M und N sich in
derselben Richtung bewegt, wie die maͤnnliche, so bewegt sie sich bei jeder
Umdrehung derselben um 16/100 langsamer; folglich dringt die Achse, welche die
Messer fuͤhrt, horizontal im Verhaͤltnisse zu einem 16/100 des
Schraubenganges der Schraube vor. Es muß also vorlaͤufig die Zeit berechnet
werden, die zum Bohren eines Cylinders von bestimmter Laͤnge noͤthig
ist.
M. F. E.
Wir verbinden hiemit einen Aufsaz des Hrn. Thom. Gill in
demselben Hefte des Repository S. 125.
Ueber Bohren,
und zwar zuvoͤrderst
uͤber die Kanonen-Bohrspize,
die in England noch vor wenigen Jahren, in Hinsicht auf
Kanonen aus sogenannten Stuͤkgut, geheim gehalten, und selbst jenen nicht
gezeigt wurde, denen man die Kanonen-Gießerei und Bohrerei zu Woolwich sehen
ließ. Selbst jezt noch, wo dieses Instrument, oder vielmehr eine Modification
desselben (die halbrunde Bohrspize) allgemein gebrauch; wird, ist sie nur wenigen,
wahrscheinlich nur den im Arsenale angestellten Personen bekannt.
Es ist naͤmlich derselbe Bohrer, den Rinmann, der
beruͤhmte Schwede, und Nordwall in seiner Theorie
der Mechanik beschreiben, welcher einen Theil des Apparates der englischen
horizontalen Kanonen-Bohrmaschine bildet, und ein Auslaͤnder hat
dieses kostbare bei uns seit so langer Zeit gebrauchte Instrument zuerst
beschrieben.
Fig. 6 ist der
Grundriß der oberen flachen Seite der Bohrspize in natuͤrlicher Groͤße zum
Vorbohren der 12 und 24 Pfaͤnder.
abcd list die Laͤnge und Breite der
Bohrspize: die untere Seite ist halbzirkelfoͤrmig, es Breite der Stange
welche die Bohrspize fuͤhrt.
fghi das Messer, welches in der Flaͤche der
Bohrspize eingesenkt ist, es ist aus Gußstahl gehaͤrtet und temperirt, und
schneidet von fg bis gi. Es steht uͤber den halbzirkelfoͤrmigen Ruͤken bei
G um 1/16 der Breite der Bohrspize vor, und dieß ist
die Breite seiner Schneide, von fh bis hi ist es in die Flaͤche der Bohrspize
eingelassen, wie die punctirten Linien zeigen.
k ist eine kleine Schraube, deren Kopf in das Messer
eingesenkt ist, um dasselbe in seiner Lage zu befestigen.
m ist eine andere kleine Vertiefung in der Bohrspize, um
noͤthigen Falles das Messer leichter herauszuheben.
Fig. 7 ist ein
Durchschnitt der Bohrspize.
abc ist ein, durch punctirte Linien, angedeuteter
Halbkreis. Bei c zeigt sich das Messer, welches vor dem
massiven halbrunden Theile der Bohrspize bis zu diesen Halbkreis hervorsteht.
de ist das staͤhlerne Messer, eingelassen
in die Bohrspize die bei d untergeschnitten ist.
fghi ist die Groͤße der Stange, welche die
Bohrspize fuͤhrt. Die Winkel fg
beruͤhren die punctirte Linie des Halbkreises abc.
k die Schraube, durch punctirte Linien angezeigt.
l eine Aushoͤhlung an dem Ende der Bohrspize.
Da die Winkel fg der Stange immer das ausgebohrte
walzenfoͤrmige Loch beruͤhren, so leiten sie das Messer bei der
Arbeit, und bilden zwei von den drei Stuͤzpuncten desselben.
Die punctirte Linie von h bis e in dieser Figur scheint anzudeuten, daß das Ende der Bohrspize
spiralfoͤrmig ausgeschnitten ist, wahrscheinlich um den Abgang der
spiralfoͤrmig gebildeten Spaͤne zu erleichtern: hiezu mag vielleicht
auch die Woͤlbung 1 dienen.
Es ist vielleicht nicht uͤberfluͤßig zu bemerken, daß in der Kanone ein
Loch von der Groͤße der Bohrspize vorlaͤufig mit dem Drillbohrer
vorgebohrt werden muß.
Ueber die halbrunde Bohrspize.
Sie ist beinahe wie die obige gebaut, hat aber doch ihre Eigenheiten, die nicht
allgemein bekannt sind. Man weiß aus Erfahrung, daß diese Bohrspize in ihrem
Halbzirkel um den zwei und dreißigsten Theil eines Kreises groͤßer seyn muß,
wenn sie eben schneiden soll. Der gehoͤrige Grad von Abdachung an ihrem Ende
ist gleichfalls ein Gegenstand von hoͤher Wichtigkeit, und vorzuͤglich
muß dafuͤr gesorgt werden, daß die Winkel ihrer Stange das gebohrte Loch
beruͤhren.
Je naͤher sie obiger Figur kommt, desto besser. Nur muß hier bemerkt werden,
daß bei uns die Bohrspizen alle aus einem Stuͤke sind, und nicht lose Messer
haben, wie in dieser Figur, die indessen besser zu seyn scheinen.
Die Eken sind nicht zugerundet, was indessen die Wirkung der Bohrspize um vieles
verbessern wuͤrde.
Bei Anwendung dieser halbrundenhalbrundeu Bohrer muß die Kanone, oder der Cylinder, der gebohrt werden soll, sich
immer um den Mittelpunkt drehen, und der Bohrer unbeweglich fest stehen, außer daß
er durch Schrauben vorwaͤrts geruͤkt wird. Es handelt sich fernerhin
nicht um ein weites, sondern um ein vollkommen gerade Loch, das spaͤter durch
andere Bohrer erweitert wird, die wir naͤchstens beschreiben werden: denn
dieses erste Loch dient nur als Leiter fuͤr die Weitungs-Bohrer.