Titel: | Verbessertes Wasser-Rad, sowohl für Mühlen als für Schiffe, nebst anderen Verbesserungen für Mühlen und Schiffe, worauf Herr Samuel Lambert, Prince-Street, Leicester-Square, Middlessex, dd. 12. Dezember 1819 ein Patent erhielt. |
Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XIII., S. 153 |
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XIII.
Verbessertes Wasser-Rad, sowohl für Mühlen als für Schiffe, nebst anderen Verbesserungen für Mühlen und Schiffe, worauf Herr
Samuel Lambert, Prince-Street, Leicester-Square, Middlessex, dd. 12. Dezember 1819 ein Patent erhielt.
Aus dem Repertory of Arts, Sciences et Agriculture. Septemb. 1822. S. 212.
Mit Abbildungen auf Tab. III.
Lambert's verbessertes Wasser-Rad.
An meinem verbesserten Wasser-Rade stehen, wie Fig. 12, 13 und 14 Tab. III.
zeigt, die Schaufeln senkrecht auf der Oberflaͤche des Wassers, durch welches
sie durch maͤßen, und bleiben, das Rad mag sich in was immer fuͤr einer
Richtung drehen, oder still stehen, immer in dieser senkrechten Lage. Die großen
Vortheile, die ein sogenanntes „unterschlaͤchtiges“ Rad,
dessen Schaufeln senkrecht in das Wasser und aus demselben steigen, gewaͤhrt,
sind laͤngst bekannt: denn nicht bloß wird der Druk des Wassers auf ein
solches Rad kraͤftiger wirken, sondern es wird auch mit weit weniger
Ruͤkwasser bei dem Aufsteigen zu kaͤmpfen haben. Diese Vortheile
gewaͤhrt ein solches Rad nicht bloß als Muͤhlrad, sondern auch als
Schiffs-Rad, wo dasselbe, durch Dampf, Wind, Roß oder Mann bewegt, das Schiff
in Kanaͤlen, Fluͤßen oder Seen vorwaͤrts treiben soll. Denn es
ist offenbar, daß, wenn die Schaufeln in senkrechter Richtung in das Wasser oder aus
demselben steigen, das Rad bei seiner Umdrehung weniger Widerstand finden, und daher
mit groͤßerer Kraft wirken muß, als bei der bisherigen Stellung der Schaufeln
unmoͤglich zu bewirken war. Der Grundsaz, nach welchem ich mein verbessertes
Rad baue, ist, die unteren Schaufeln von dem Mittelpunkte der Achse abweichen, und
gegen die Arme, an welchen sie befestigt sind, sich hinneigen zu lassen,
waͤhrend die oberen Schaufeln gegen den Mittelpunkt der Achse in gleichem
Maße hinziehen, als die anderen sich entfernen. Waͤhrend der Umdrehung des
Rades laͤuft jede Schaufel die verschiedenen Entwikelungen, und Lagen durch,
welche waͤhrend dieser Umdrehung fuͤr sie nothwendig werden. Die
unteren Schaufeln beschreiben einen groͤßeren Kreis als die oberen, und
laufen zugleich mit beschleunigter Bewegung, oder vielmehr sie durchlaufen mit ihren
aͤußersten Punkten einen groͤßeren Raum in derselben Zeit. Hierdurch
wird, durch die excentrische Lage der Schaufeln, und durch den stachen eisernen
Ring, an welchem sie befestigt sind, der untere Theil des Rades schwerer als der
obere, und die Schnelligkeit der Bewegung des Schiffes vermehrt. Man hat fruͤher
schon den Schaufeln eine aͤhnliche Lage gegeben, und aͤhnliche
Resultate erhalten: meine Methode, die Schaufeln in dieser Lage zu befestigen, ist
aber einfacher und kraͤftiger.
Fig. 12, 13 und 14 sind
Ansichten meines verbesserten Rades, an welchem, wie in Fig. 1, eine Schaufel in
ihrer groͤßten Tiefe im Wasser steht. B, B, B, B,
ist einer der eisernen Arme, an welchem das eine Ende der Schaufeln C, C, C, C, C, C, durch die Verbindungs-Stifte
D, D, D, D, D, D, an den Armen B, B, B, B, befestigt ist. EE ist der flache eiserne Ring oder excentrische Kreis, an welchem das
andere Ende der Schaufel durch aͤhnliche Verbindungs-Stifte F, F, F, F, F, F, befestigt wird. G, G, sind die eisernen Waͤchter- oder
Leitungs-Walzen, von welchen eine in Fig. 4 im Durchschnitte
dargestellt ist. Diese Walzen drehen sich entweder um feststehende Achsen, oder sie
koͤnnen, wenn man es bequemer findet, auf beweglichen Achsen befestigt seyn.
Der Zwek dieser Walzen ist, den eisernen Ring EE
in seiner gehoͤrigen Lage zu erhalten, naͤmlich in gleichweiter
Entfernung von dem Mittelpunkte des Wellbaumes in der
Laͤngen-Richtung, und excentrisch in senkrechter Lage auf den Wellbaum
A. Diese Walzen muͤßen genau in der Weite des Durchmessers des eisernen
Ringes EE von einander entfernt, folglich in einer
Linie gelegen seyn, die durch den Mittelpunkt dieses Kreises laͤuft: sie
muͤßen folglich von diesem Ringe gerieben, und in dem Verhaͤltnisse
der Schnelligkeit seiner Umdrehung bewegt werden. Der Ring EE hat, waͤhrend er jeden Theil seines
Umfanges an diesen Walzen GG reibt, eine
excentrische Bewegung. Er kann an seinem aͤußeren Umfange mit Zaͤhnen,
wie ein Zahnrad, versehen, und dann koͤnnen die Walzen, entweder eine oder
beide zugleich, in Triebstoͤke zur Aufnahme dieser Zaͤhne
ausgeschnitten seyn, wodurch dieses verbesserte Rad eine einfache und schnell
wirkende Vorrichtung zum
Treiben der Maschinen wird. Ich bediene mich zuweilen auch zweier stachen
gehaͤrteten Stahlfedern, wie in Fig. 5, statt der Walzen
GG, um den Ring EE in seiner gehoͤrigen Lage zu erhalten, und in gewißen
Faͤllen entsprechen sie ihrem Zweke vollkommen. Man muß genau dafuͤr
sorgen, daß die Loͤcher fuͤr die Verbindungs-Stifte in dem
eisernen Arm-Gestelle B, B, B, B in der
moͤglich gleichsten Entfernung von einander zu stehen kommen, und bei dem
Einsbohren dieser Loͤcher in dem Ringe EE
wohl beachten, daß sie mit den obigen Loͤchern B, B,
B, B genau correspondiren. Es ist immer rathsam die Loͤcher in
beiden Armgestellen B, B, B, B, und in dem Ringe EE zugleich zu bohren, damit diese fuͤr die
Verbindungs-Stifte in allen dreien so genau als moͤglich,
vorzuͤglich im Mittelpunkte, mit einander uͤbereinstimmen. Auch die
Loͤcher der Verbindungs-Stifte in den Schaufeln muͤßen so genau
als moͤglich mit einander uͤbereintreffen; es ist die Entfernung von
D bis F in den Schaufeln
CC, wie Fig. 17 zeigt, welche die
Excentricitaͤt der Bahn des eisernen Ringes EE bestimmt, und es geschieht durch die Verbindung dieser Schaufeln bei
D mit dem Arms gestellt B, B,
B, B, und bei F mit dem Ringe EE, welcher entweder durch die Walzen GG, oder durch die Federn HH, statt der Walzen, in seiner Lage erhalten
wird, daß die Schaufeln immer ihre, auf das Wasser senkrechte Lage behalten, und die
oberen Schaufeln dem Mittelpunkte der Achse sich naͤhern, waͤhrend die
unteren sich davon entfernen.
Fig. 13 gibt
eine Ansicht des Wasser-Rades mit allen Schaufeln an beiden Armgestellen
desselben, mit dem eisernen Ringe EE in der Mitte
derselben und zwischen den Seiten der Schaufeln mit den Verbindungs-Stiften
in ihrer gehoͤrigen Lage, und den beiden unteren Schaufeln in ihrer weitesten
Entfernung von dem Mittelpunkte der Achse A,
waͤhrend die beiden oberen sich in ihrer naͤchsten Lage gegen dieselben befinden. Die
Verbindungs-Stiefte muͤssen entweder maͤnnliche und weibliche
Schrauben oder andere gehoͤrige Befestigung erhalten, um in ihrer Lage
bleiben zu koͤnnen, oder sogenannte gespaltene Schluͤssel (Split keys) welche ich allen anderen vorziehe. Die Achse
A muß auf irgend eine Art, die ein geschikter und
erfahrner Werkmeister tauglich findet, gestellt, und zwischen den eisernen
Arm-Gestellen B, B, B, B, befestiget werden. Die
Zahl der Schaufel-Paare fuͤr irgend ein Rad muß nach der Groͤße
und Wirkung die ein solches Rad hervorbringen soll, bestimmt werden: der Bau des
Rades, nicht die Zahl oder die Groͤße der Schaufeln, ist meine Erfindung.
Indessen wollte ich nie weniger als 6 Paar Schaufeln empfehlen, obschon ich glaube,
daß diese Raͤder auch mit wenigeren, wenn gleich nicht so vortheilhaft
arbeiten koͤnnen. Dieselben Buchstaben bezeichnen in Fig. 12. 13. 14; insofern
aͤhnliche Theile dargestellt sind, auch in Fig. 15. 16. 17. dieselben
Gegenstaͤnde.
Meine uͤbrigen Verbesserungen, insofern sie auf Muͤhlen und Schiffe
anwendbar sind, bestehen darin, daß ich an dem Wasser Rade (entweder an meinem
verbesserten Rade oder an irgend einem unterschlaͤchtigen) einen Trog oder
eine Wasserbahn anbringe, wodurch der fallende Wasserstrom innerhalb der Breite der
Schaufeln beschraͤnkt wirdDiese Vorrichtung befindet sich hier und da an den Schiffmuͤhlen auf
der Donau, wo sie der Muͤller durch die Schiffe selbst machte, ohne
zu wissen wie oder warum. A. d. Ueb. statt daß das Ruͤkwasser durch die Centrifugal-Kraft des Rades
uͤber seine Niveau gehoben wird. Der Boden meines Troges ist dort offen, wo
das Wasser alle seine Kraft auf das Rad ausgeuͤbt hat, und der obere Theil
desselben ist, sowohl vorne wie ruͤkwaͤrts von dem, Rade, so nahe als
es naͤmlich die Umdrehung desselben gestattet, geschlossen, wodurch das
Ruͤkwasser weit
genug uͤber den Punkt abgefuͤhrt wird, wo es sich entleert, und soviel
als moͤglich hindert, daß das Wasser an dem Rade haͤngen bleiben, und
durch seine Schwere, die Kraft desselben brechen kann. Dieser Trog ist bei
Raͤdern, welche Schiffe treiben sollen, noch weit nuͤzlicher, in dem
er nicht bloß das Forttreiben des Schiffes selbst fordert, sondern auch die
Schaufeln und das Rad selbst sichert. Er muß auf Schiffe angewendet, so viel
moͤglich eine, seine Bewegung durch das Wasser beguͤnstigende Form,
die Gestalt eines Fisches, bekommen, und entweder an den Seiten des Schiffes oder an
dem Geruͤste, welches das Rad traͤgt, befestigt werden. Wenn dieser
Trog an Schiffen angebracht wird, muß er oben, hinter dem Schweife des Rades, offen
seyn, so daß das Ruͤkwasser bis zur natuͤrlichen Oberflaͤche
des Wassers an dem Hintertheile des Schiffes aufsteigen kann, und der Boden des
Troges muß, der ganzen Laͤnge derselben nach, geschlossen seyn. Es ist
offenbar, daß diese Troͤge sehr viel beitragen, das Schiff flott zu halten.
So sehr es zu wuͤnschen ist, daß das Wasser nach ruͤkwaͤrts
gegen das Hintertheil des Schiffes so freien Durchzug, als moͤglich,
erhaͤlt, so wesentlich ist es auch, daß das Wasser vorne am Kopfe des Rades
etwas aufgehalten wird, um dasselbe zum Eintritte in den Trog unter der
Oberflaͤche des Wassers zu noͤthigen, wodurch mittelst der Umdrehung
des Rades das Wasser gegen den Kopf des Rades gleichsam in den Trog eingesogen wird.
Die quer an den Enden des Troges uͤbergelegten Stangen machen nicht bloß, daß
das Wasser langsamer eintritt, sondern sickern das Rad zugleich vor der
Annaͤherung irgend eines groͤßeren Koͤrpers, der sich, wie es
bei den Raͤdern der Dampfbothe oͤfters der Fall ist, in die selben
verwikelt, oder an dieselben anschlaͤgt. Diese Troͤge, koͤnnen
aus Holz, Eisen, oder aus irgend einem schiklichen Materiale verfertigt werden. Fig. 18 zeigt
ein solches an einem
Schiffe, in einem Troge arbeitendes Wasserrad von der Seite. IJK ist eine Seiten-Ansicht eines solchen
Troges (Fig.
19) der an seinem Ende oder Kopfe offen ist. KKKK die an dem Kopfe des Troges befestigten Querstangen, wodurch sowohl
der Eintritt des Wassers gebrochen, als das Rad und der Trog selbst geschuͤzt
wird gegen jeden groͤßeren zustroͤmmenden Koͤrper. An Schiffen
ist der Trog keiner ganzen Laͤnge nach von J
uͤber O bis N
geschlossen, und oben von P bis J offen, damit das Ruͤkwasser frei entweichen kann. Fig. 20 ist ein solcher
Trog fuͤr Muͤhlenraͤder im Perspektive. Er ist bei JJ und PP
geschlossen, und am Boden von S bis O offen, um das Ruͤkwasser durchzulassen.
Uebrigens kann die Form des Troges fuͤr Muͤhlenraͤder
verschieden seyn, bei Schiffen, muß sie aber der Gestalt eines Fisches so nahe als
moͤglich kommen.