Titel: | Ueber einen tragbaren Ofen. Von Hrn. Gill. |
Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XIX., S. 172 |
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XIX.
Ueber einen tragbaren Ofen. Von Hrn. Gill.
In dessen technical Repository. Juni 1822. S. 461.
Mit Abbildungen auf Tab. III. Fig. 25 und 26.
Gill über einen tragbaren Ofen.
Dieser Ofen besteht aus zwei Staͤken Bimsstein, die
ungefaͤhr zweimal so groß als in der gegenwaͤrtigen Abbildung sind;
der untere ist halb kugelfoͤrmig ausgehoͤlt, und durch den oberen laͤuft ein
kegelfoͤrmiges koch. So klein dieser Ofen ist, so bleiben doch Holzkohlen,
wegen der geringen Waͤrmeleitungs-Kraft des Bimssteines, eine
unbestimmt lange Zeit, uͤber in demselben gluͤhend, und erzeugen, ohne
Geblaͤse, eine hinlaͤngliche Hize, um Wasser in einer
Florentiner-Flasche zum Kochen zu bringen, die darin zur Destillation
aufgehaͤngt wird. Viele Arbeiten, die man jezt mittelst der Argand'schen
Lampe verrichtet, koͤnnen mit einer hoͤchst unbedeutenden Auslage
fuͤr etwas Holzkohle in diesem Ofen verrichtet werden.
Das untere Stuͤk hat eine halbkreisfoͤrmige, an der Kante der
halbkugelfoͤrmigen Vertiefung angebrachte, Oeffnung, durch welche man
gelegentlich, wenn es noͤthig waͤre die Hize zu verstaͤrken,
einen Blasebalg einfuͤhren kann. Beide Stuͤke werden mit zwei Ringen
von Kupferdraht verbunden, und diese zum Theile in Furchen eingelassen, welche zur
Aufnahme derselben in den Stuͤken angebracht sind.
Die Kohle wird von Zeit zu Zeit durch die obere Muͤndung des Ofens eingelegt,
und faͤllt, so wie sie sich verzehrt, da die kegelfoͤrmige Oeffnung in
dem oberen Stuͤke nach Unten immer weiter wird, von selbst hinab. Will man
aber von einer weit geringeren Menge Kohlen eine weit groͤßere Wirkung haben,
und kann man sich eines Blasebalges bedienen, so kann man das obere Stuͤk
umkehren, so daß der weitere Theil oben ist, und die Flasche oder Retorte in
dasselbe einsezen: die Kohlen werden dann groͤßten Theils von dem halb
kugelfoͤrmigen Stuͤke aufgenommen. Da jener Theil der Flasche, welcher
in dem Bimssteine eingeschlossen ist, auf eben die Weise, wie ein eingemauerter
Kessel, warm erhalten wird, so reicht eine geringe Menge Kohlen hin, um die darin
enthaltene Fluͤßigkeit kochend zu erhalten.
Der untere Theil dient allem schon zu vielen kleinen Arbeiten; z.B. um geringe Mengen
von Silber und Gold zu schmelzen, welches man in Beruͤhrung mit den Kohlen bringt; der Ofen wird
hier zum Schmelztiegel. Er ist sehr bequem zum Loͤthen des Goldes und
Silbers, und wenn er mit einem kleinen sich ausdehnenden Reifen oder Ring von
Eisenblech umgeben ist, so daß man ihn zur Aufnahme einer groͤßeren oder
geringeren Menge von Kohlen brauchen kann, und mit einem Dreifuͤßchen aus
Eisenblech oder Draht, der auf dem Ringe ruht, versehen ist, um eine Retorte, Phiole
oder Schale zu tragen, so wird er ein sehr brauchbarer Digerir- und
Abrauch-Apparat, und kann noch zu vielen Zweken dienen, bei welchen eine
gelinde Waͤrme noͤthig ist.
Obschon es sehr lang hergeht, bis die Hize durch den Bimsstein dringt, in dem man
selbst etwas Kupfer in demselben schmelzen kann, ehe er so heiß wird, daß man ihn
nicht mehr in der Hand zu halten vermag, so muß man denselben doch, fuͤr den
Fall, daß die Hize durchschlagen koͤnnte, auf ein Stuͤk Ziegel oder
etwas Aehnliches stellen.
Hr. Gill bedient sich dieser Oefchen seit mehreren Jahren
mit vielem Vortheile, und ist sowohl in Hinsicht auf Bequemlichkeit, als auf
Dauerhaftigkeit sehr mit denselben zufrieden. Sie lassen sich sehr leicht
verfertigen, in dem der Bimsstein sich sehr leicht saͤgen, raspeln und auf
einem Schleifsteine abreiben laͤßt: man muß jedoch die Stuͤke ehe mit
Draht binden, als man sie aushoͤlt.
Hr. Gill wußte nicht, als er sich diese Oefchen
verfertigte, daß, wie der Praͤsident der koͤnigl. Gesellschaft ihn
spaͤter versicherte, der Bimsstein in Italien haͤufig bei dem Baue der
Oefen benuͤzt wird, zu welchen derselbe allerdings sehr tauglich ist.