Titel: Beschreibung der Renn-Chaise des königl. würtemberg. Hrn. Major's von Brecht, für welche derselbe von dem landwirthschaftlichen Vereine zu Stuttgart im Spätjahre 1820 eine Prämie von 20 Dukaten nebst der silbernen Preis-Medaille erhielt.
Fundstelle: Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XXXV., S. 273
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XXXV. Beschreibung der Renn-Chaise des königl. würtemberg. Hrn. Major's von Brecht, für welche derselbe von dem landwirthschaftlichen Vereine zu Stuttgart im Spätjahre 1820 eine Prämie von 20 Dukaten nebst der silbernen Preis-Medaille erhieltAuch dieses Jahr wurde bei dem am 28. September statt gehabten Volksfeste zu Kanstadt der von Sr. Koͤnigl. Majestaͤt von Wirtemberg zur Befoͤrderung der Industrie ausgesezte erste Preis fuͤr Mechanik, von 40 Dukaten und einer Medaille, dem Erbauer dieser Renn-Chaise Hrn. Major von Brecht, fuͤr Modelle eines Lastwagens und eines Lastkarrens zuerkannt. Das Eigenthuͤmliche des Lastwagens ist, daß man mit demselben spizige Winkel leichter und sicherer befahren kann, als es bisher mit den kuͤrzesten Wagen und niedersten Raͤdern moͤglich war; wobei dieser eine Laͤnge von 24 Schuh und die saͤmmtlichen 4 Raͤder die bedeutende Hoͤhe von 6 Schuh haben. Unter jeder Wendung bleiben die hintern Raͤder im Geleise der vordem. – Hiedurch und durch die perpendicular stehenden gleich hohen Raͤder in Rahmen ist die Fortbewegung des Wagens schon viel erleichtert, noch mehr wird es dieselbe durch die dabei angebrachte verminderte Reibung mittelst Achsen, die in der Nabe der Raͤder fest stehen, auf deren beiden Enden durch besondere Vorrichtung die Reibung vermindert, die gleichfoͤrmige Mittheilung der Wagenschmiere erreicht, diese hinlaͤnglich verwahrt, das Versehen mit Schmiere erleichtert und seltener zu widerholen bezwekt wurde. – Mittelst Abschrauben einer einzigen Mutter kann die Deichsel abgenommen und eben so am entgegengesezten Orte des Wagens befestiget, und somit der Wagen daselbst bespannt werden. Dessen Structur gewaͤhrt mehr Dauerhaftigkeit, Tragkraft u.s.w. Zum Transport langer Gegenstaͤnde ist derselbe vorzuͤglich geeignet, er duͤrfte daher fuͤr das Militaͤr-Fuhrwesen, als: zum Transporte der Schiffbruͤken etc. eine erwuͤnschte Erfindung seyn.Der Lastkarren hat 7 Schuh hohe Raͤder, deren Stellung etc. mit dem Wagen gemein. Weitere Vorzuͤge desselben sind: daß 2 Pferde zum Tragen und dirigiren derselben in doppelte Lannen gespannt werden; daß selbst bei ungleicher Groͤße der Pferde jedes derselben gleich viel tragen muß, daß seine Leitern 12 Schuh lang, die Tiefe derselben von oben bis auf den Boden der Truhe 7 Sch. somit dessen Raum-Inhalt groͤßer als der eines gewoͤhnlichen Wagens ist; daß er bis nahe an den Erdboden gehoben werden kann, dabei kein Achsstok hindernd statt hat, und das Beladen erleichtert ist; daß man denselben vom schmaͤlsten bis zum weitesten Geleise, und zwar in das weitere Geleis selbst wenn er beladen ist, leicht stellen, daß dessen Raͤder ohne anzuhalten, mit Beseitigung aller Gefahr, leicht und stark, sogar gaͤnzlich gesperrt, dieß nach Belieben vermindert und wieder gaͤnzlich aufgehoben werden kann. – Das Wesentliche seiner Construction stimmt mit der des Lastwagens uͤberein, und der Erfinder desselben behauptet, daß mit einem solchen Karren eine Last von 80 bis 100 Centner und zwar mit viel weniger Zugkraft, schnell und sicher transportirt werden koͤnne, und dieser die gewoͤhnlichen Wagen entbehrlich mache. Auch dieser verbesserte Karren duͤrfte fuͤr das Militaͤr-Fuhrwesen von großem Nuzen seyn, und sich zum Transport der Munition besser als die bisherigen unbeholfenen Wagen eignen. Selbst statt der gegenwaͤrtigen neuen Erwaͤgen haͤlt Hr. v. Brecht ein zweiraͤdriges Fuhrwerk der Art, wo die Reisenden seitwaͤrts, und mit den Fuͤßen tiefer als die Achse der Raͤder zu sizen kommen, fuͤr geeigneter.Demjenigen Staat, in welchem diese Erfindungen in's Leben treten, werden sie nicht bloß in dem Commerz nuͤzen, sondern auch fuͤr dessen Kriegswesen von großem Nuzen seyn.Unter den oben angefuͤhrten am Volksfest statt gehabten Ausstellungen vaterlaͤndischer Kunstproducte befanden sich auch sechs verschiedene Arten von Schrauben und Nagel-Schuhen, theils von Zeug, Leder, und wasserdichtem Leder, auf welche der Erfinder und Verbesserer dieser Schuhe ein ausschließliches Privilegium fuͤr die ganze oͤsterreichische Monarchie erhielt. Von großem Interesse war fuͤr das Publikum dieser an und fuͤr sich unbedeutend scheinende Gegenstand, und er fuͤhrte zur Ueberzeugung, daß Herr von Brecht diese Art Schuhe zu einem hohen Grad von Vollkommenheit brachte, und seine nun vorhabliche Ausfuͤhrung im Großen mittelst Maschinerie sollte nicht bloß ihre Verfertigung erleichtern, sondern auch zu groͤßerer Schoͤnheit und Guͤte derselben beitragen.Bei diesem Unternehmen wird sowohl der Unternehmer als auch das Publikum seine Befriedigung finden, in dem sich von der Thaͤtigkeit dieses noch jungen, mit Erfindungs-Talent begabten Mannes mit Recht viel erwarten laßt.. Mit illuminirten Abbildungen auf Tab. V. Beschreibung der v. Brecht'schen Renn-Chaise. Diese Chaise verbindet Leichtigkeit mit seltener Dauerhaftigkeit, und moͤglich hoͤchster Vollstaͤndigkeit und Bequemlichkeit sowohl fuͤr die Fahrenden, als fuͤr denjenigen, der kutschirt. Wegen der Leichtigkeit in ihrer Bewegung nannte der Herr Major dieselbe Renn-Chaise. Waͤhrend an anderen Kutschen die Reibung an so vielen Theilen derselben die Bewegung erschwert, ist sie hier nur auf jene Punkte concentrirt, wo sie durchaus unvermeidlich ist. Die Kraft der Federn ist verstaͤrkt, und so angebracht, daß die sonst gewoͤhnlichen Stoͤße, und das so vielen Personen unausstehliche Schaukeln, bei dieser Chaise gaͤnzlich verschwinden. Alles, was den Wagen nur schwerer macht, ohne ihm mehr Festigkeit und Leichtigkeit bei den Wendungen zu geben, z.B. Langwied und Schwanenhaͤlse, ist hier weggelassen. In einem weit kleineren Umfange, als bei anderen aͤhnlichen Kutschen, ist hier fuͤr 3 bis 4 Personen Raum, und alle koͤnnen, das Gesicht nach Vorwaͤrts gekehrt, und geschuͤzt gegen Regen, bequem in dieser Chaise sizen. Zehn Taschen in dem Inneren des Kastens, und eine fuͤr sich abgeschlossene Kiste in demselben mit zwei Behaͤltern unter derselben, (von welchen der eine ganz verborgen angebracht ist), gewahren hinlaͤnglichen Raum fuͤr die Bagage. Will man selbst kutschiren, so ist ein beweglicher Sattel hiezu angebracht, auf welchem man mit den uͤbrigen in der Chaise fahrenden Personen gleichen Schuz gegen die Witterung genießt, ohne daß die Leitung der Pferde dadurch gehindert oder gefaͤhrdet waͤre. Der Bediente findet seinen Plaz auf einem ruͤkwaͤrts an der Chaise angebrachten Sattelboke. Das Verdek und das Visir oder der Regenschirm laͤßt sich so zusammenlegen und zuruͤkschlagen, daß man in dieser Chaise bei schoͤnem Wetter ganz frei und offen sizt, wie Fig. I. 4 zeigt. Das eigentliche Verdek hat 6 Spriegel (Fig. II. 3) und das Visir oder der Regenschirm 6 Schuppen: Wodurch sich beide weit schoͤner und besser woͤlben und deken, als gewoͤhnlich mit 4–5 Spriegeln und mit einwaͤrts gebogenem Schirme. Durch eine neue Einrichtung ist naͤmlich hier das Gewerbe des Rahmens, Fig. II. vereint, und durch die abgekroͤpfte Stuͤze, Fig. II. Nr. 2, wird das vollkommene Zuruͤklegen moͤglich. Das am Verdeke, wie am Fußsake angebrachte Leder hat seine Fleischseite nach Außen, die Narbenseite nach Innen gekehrt: es laͤßt sich daher mit Wachs saͤttigen, und wie ein gewichster Stiefel behandeln, ohne daß dadurch das vielleicht zweimal im Jahre noͤthige Einschmieren mit Fett gehindert wuͤrde. Daß hiedurch allein, bei vollkommener Schonung der Narbenseite, die unerlaͤßliche Wasserdichtheit des Leders erhalten wird, ist offenbar. Der Sattel, welcher mit dem Hinteren Size in Verbindung steht, kann nach Belieben augenbliklich hoͤher, tiefer, vor- und ruͤkwaͤrts gestellt, oder gaͤnzlich herausgenommen werden, und wirkt, durch die unter demselben angebrachten Federn, hoͤchst wohlthaͤtig auf den Unterleib, dem er eine sanfte Erschuͤtterung mittheilt. Der an dem Schnabel dieses Sattels befindliche Ring (Fig. I. 5) dient zum Einhaͤngen des Leitseiles, welches also hier nimmermehr den Haͤnden entfallen kann. Daß man, wo man selbst kutschiren will, auf einem solchen Sattel, im Wagen sizend, anstaͤndiger als vorne auf dem Bote untergebracht ist, und daß man, weil die Arme frei bleiben, die Pferde um so leichter und sicherer leiten kann, bedarf wohl nicht erst besonders bemerkt zu werden. Auf dem Hintersize finden noͤthigen Falles 3 Personen Raum: die Kissen sind aus Zeug, welcher in elastischen Firniß getraͤnkt ist, luftdicht und mit Luft gefuͤllt: eine Einrichtung, deren Vortheile die neuesten Erfahrungen erwiesen haben. An dem Schlosse der Thuͤrchen befindet sich ein Handegriff (Fig. II. Nr. 5), bei dessen Umdrehung sich ein Riegel 3 Zoll tief in die Vordersaͤule einwindet, und wodurch das so laͤstige und haͤufige Aufspringen der Thuͤrchen vollkommen vermieden wird. Ueberdieß sind die Angeln oder Gewerbe (Scharniere) der Thuͤrchen mit einem Anschlage versehen, damit diese nicht zu weit zuruͤkfallen, und den Kasten beschaͤdigen, oder von den Raͤdern beschaͤdigt werden koͤnnen. Die Laternen Fig. 1 und 7 werden, wo man sie braucht, nach Aussen gedreht, so daß sie uͤber die Vorderraͤder zu stehen kommen, und ihr Licht mehr nach Vorwaͤrts und Aussen verbreiten koͤnnen, und nicht wie die Kutschen-Laternen bisher gewoͤhnlich thaten, den Schatten der Pferde in den Weg werfen, und diese und den Kutscher mehr blenden, als daß sie denselben leuchten. Der Kasten ist mit dem Gestelle mittelst 8 Armen so verbunden, daß die der Laͤnge nach laufenden vier Arme, Fig. I. 8, den Kasten tragen, und mit dem Vorder- und Hintergestelle vereinigen. Die vier Querarme, 9 und 10, welche auf der Kranzfelge und auf der Hinteren Querfeder zusammenlaufen, so wie die hinten damit verbundene Querfeder, Nr. 11, und die auf der vordem Achse befindliche, Nr. 12, sind bloß zum Auffangen der Seitenbewegungen (Stoͤße), und zum Schuze der Hauptfedern angebracht. Die beiden erstern helfen zugleich auch die Kranzscheibe in wagerechter Lage erhalten, zu welchem Ende auch die leztere einen Durchmesser von 2 Schuh 3 Zoll bekam, und mit 2 eisernen Reifen beschlagen ist, in deren unteren 3 staͤhlerne Haken (Krampen) eingreifen, wovon 2 zu beiden Seiten auf dem Achsstoke, der dritte aber auf den Deichsel-Armen befindlich ist, wodurch der Kranz auf seinem Ruhepunkte geschlossen bleibt, der Reibnagel gegen allen weiteren Nachtheil geschuͤzt, und das Ausheben des Vordergestelles unmoͤglich gemacht wird. Zu groͤßerer Dauerhaftigkeit sind die Deichselarme inwendig durchaus, so wie auch die Deichsel selbst an ihrem Hintertheile, zu beiden Seiten mit eisernen Spangen beschlagen. Die daran befindliche Wage ist beweglich, und kann mittelst eines Triebwerkes durch einen Schluͤssel (Fig. 1, 13) augenbliklich entweder mehr rechts oder links gestellt werden. Hiedurch wird nicht nur der Wagen in seinem geradelinigen Gange erhalten, welcher durch die feststehenden Wagen so oft gehindert wird, sondern, ha die Pferde in Folge ihres verschiedenen Temperamentes etc. selten gleich stark ziehen, eine zwekmaͤßige und gleiche Kraft-Anwendung derselben hervorgebracht. Zugleich kann auch, mittelst dieses Schluͤssels, nach der Hoͤhe der Pferde die Deichsel hoͤher und tiefer gestellt werden, und durch eine, hinten und unten an derselben angebrachte Feder, Fig. 1, 14, ist die so haͤufige Gefahr des Abspringens der Deichsel, wo die Kutsche uͤber jaͤhe abfallende Vertiefungen hin muß, leicht und sicher vermieden werden. Das Deichselblech, an welchem die Aufhaͤlter befestigt werden, hat hier seine Biegung nach Abwaͤrts, statt, wie bisher, nach Aufwaͤrts, damit es die Pferde weniger beschaͤdigt. Es schließt sich von selbst durch eine Falle, um schnell und sicher einspannen zu koͤnnen; denn man wird gestehen, daß das Einschnallen des Riemens, welcher das Abgleiten der Aufhaͤlter hindern soll, theils langweilig ist, theils von den Kutschern, zur groͤßten Gefahr der Fahrenden, nur zu oft und zu sehr vernachlaͤssigt wird. Die laͤngs der Chaise liegenden vier Federn (Fig. 1. 15) tragen den Kasten wagenrecht, und verbinden die beiden Gestelle mittelbar eben so gut, als es unmittelbar durch die Langwied geschehen kann. Obgleich diese Federn einige Aehnlichkeit mit den elliptischen englischen Federn besizen, so sind sie doch in ihrer Wirkung zwekmaͤßiger, als die rein convexen, oder aus zwei gleich großen auf einander gesezten Kreisboͤgen gebildeten Federn, in dem diese bei zu starker Belastung zu sehr auf einander dritten, wodurch dann alles freie Spiel aufhoͤrt. Diese Federn sind hier convex-concav, und schließen bei starker Beladung nur etwas von Aussen herein, nie aber, auch nicht bei der staͤrksten Beladung, vollkommen ganz, so daß. ihre Elasticitaͤt niemals gaͤnzlich aufhoͤrt. Da diese Art von Federn zwei gegen einander wirkende, durch Gewerbe oder Scharniere verbundene, Federn bilden, so koͤnnte man sie mit Recht liegende Gegenfedern, oder (wollte man in der Sprache der heutigen Philosophen sprechen,) horizontale Vertical-Federn nennen. Die Laͤnge der hintern zwei Haupt-Federn, Fig. 1, 15, betraͤgt 4 Schuh; ihr Durchmesser von einem Ruhepuncte zum anderen im Lichten 6 Zoll, und jeder Theil derselben besteht aus drei Federblaͤttern. Die vorderen zwei Haupt-Federn sind 3 Schuh, 5 Zoll lang, und haben nur 5 Zoll im Lichten, und eben so viele, jedoch schwaͤchere, Blaͤtter. Die Querfedern sind so lang, als die Entfernung der Haupt-Federn es gestattet: haben aber nur zwei, hoͤchstens drei Blaͤtter an jedem Theile, in dem sie nicht tragen, sondern nur die Haupt-Federn gegen die Seitenbewegungen schuͤzen sollen. Diese Querfedern vermindern nicht bloß die Stoͤße, sondern verwandeln dieselben in ein sanftes Spiel. Man hat zur Bewegung dieser Kutsche hohe Raͤder gewaͤhlt, die nur um Einen Schuh im Durchmesser abweichen: die Hinteren halten 4 1/2, die vorderen 3 1/2 Schuh im Durchmesser: sie hat also, wie man sagt, den ganzen Rang, und man kann die Deichsel bis an das Hintere Rad umdrehen. Das Spiel der Raͤder ist durch eine auf das Minimum verminderte Reibung erleichtert, in dem die Spindeln der Achse nicht die gewoͤhnliche, ringsumher zweklos sich reibende, walzenfoͤrmige Form besizen, sondern vierekig, und auf 1/32 ihrer Peripherie abgerundet und so befestigt sind, daß eine Eke (Fig. III.) nach Unten kommt: sie reiben sich also nur da, wo es unvermeidlich ist, und die Flaͤchen 2,2,2,2, fodern nicht nur keine Schmiere, sondern nehmen dieselbe aufDie Reibung wuͤrde noch mehr vermindert seyn, wenn die Achse nur aus einem Puncte der Buͤchse sich riebe, wie dieß jezt bei vielen englischen Kutschen der Fall ist. d. R.). Das, bei dem bisherigen Baue der Achsen und Raͤder unvermeidliche Ein- und Auswaͤrtstreiben an der Scheibe, Spindel, und auswaͤrts an der Schmier-Mutter, wo haͤufig keine, oder bloß die herausgelaufene, mit Sand und Koth gemengte Schmiere sich befindet, ist hiedurch vermieden: es hat, sowohl ein als auswaͤrts, nur innenwendig in der Nabe Statt, folglich bei gleicher Schmiere der uͤbrigen Spindeln und an einer kleineren Peripherie, indem durch den Ansaz (Fig. III. 3), und durch das an der Mutter befindliche Rohr das Rad an der Spindel gehalten, und die Schmiere, welche sich sonst durch die Flaͤchen an der lezteren, und die in der Buͤchse befindlichen, doppelten, stachen Schraubengaͤnge verlieren wuͤrde, eingeschlossen wird. Diese Schrauben-Gaͤnge sind aber nicht bloß deßwegen in der Buͤchse, um die Schmiere aufzunehmen, sondern auch um die Reibung zur Haͤlfte zu vermindern, in dem sie immer so viel Raum zwischen dem Kerne uͤbrig lassen, als dieser einnimmt. Diese Kerne bilden in den an der rechten Seite befindlichen Radbuͤchsen ein linkes, und an der linken Seite ein rechtes, flaches Gewinde, wodurch die Schmiere in dem abwaͤrts stehenden Kegel immer nach Hinten geschafft wird. Durch diese Einrichtung der Spindeln und Buͤchsen wird es nun moͤglich, mehrere Wochen ununterbrochen mit einem solchen Wagen zu reisen, ohne daß es noͤthig waͤre, denselben frisch schmieren zu lassen, in dem eine solche Buͤchse ein Viertel-Pfund Schmiere aufnimmt, und durch die aͤußerst verminderte Reibung nur wenig verzehrt; daß, bei der angebrachten Verwahrung derselben, keine verloren gehen kann, wurde bereits bemerkt. Da die Consistenz der Schmiere mit der Last der Reibung in Verhaͤltniß stehen muß, so ist ein fluͤßiges Fett selbst fuͤr leichte Fuhrwerke unbrauchbar, und es koͤnnte, wo man sich nicht der gewoͤhnlichen Wagenschmiere bedient, bei großer Hize selbst Wachs als Schmiere zu empfehlen seyn. Zu den weiteren Vortheilen dieser Art von Chaisen kommt noch, 1tens daß sie nicht so leicht wie andere umfallen, in dem hier der Schwung nicht so nachtheilig wirkt; 2tens daß, bei einer Verbindung von acht Armen, nicht so leicht ein Brechen Statt hat, und selbst im Falle, 3tens daß ein Arm bricht, darum nicht, wie bei dem Verluste eines Schwanenhalses oder der Langwied, sogleich alles weitere Fahren sein Ende hat. Man kann auch dann noch seine Fahrt sicher fortsezen, wenn eine oder die andere Feder am Blatte oder Gewerbe Schaden gelitten haben sollte. Noch verdient bemerkt zu werden, daß die Deichsel hier so hoch zu stehen kommt, daß sie an dem leibe der Pferde hinlaͤuft, und dieselben nicht, wie gewoͤhnlich, an den Hinterfuͤßen, wo sie so empfindlich sind, belaͤstigt; daß die Straͤnge, durch die gleichfalls in gehoͤriger Hoͤhe gehaltene Wage, so ziemlich in horizontaler Richtung laufen, wodurch nicht bloß die Kraft der Pferde zwekmaͤßiger angewendet, sondern auch die Gefahr des Ueberschlagens der Pferde uͤber Strange und Deichsel nicht so leicht zu befuͤrchten wird. Man wird ferner nicht laͤugnen koͤnnen, daß die hier angegebenen Achsen-Spindeln und Federn leichter puͤnktlich zu verfertigen sind, als die gewoͤhnlichen, obschon nicht in Abrede gestellt werden kann, daß alles Neue dem gewoͤhnlichen Handwerksmanne schwer faͤllt.

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Tafel Tab. V
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