Titel: | Ueber die Straßen-Lampen und Reflectoren zu Genf. Von Hrn. Gill. |
Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XXXVI., S. 282 |
Download: | XML |
XXXVI.
Ueber die Straßen-Lampen und Reflectoren zu Genf. Von Hrn. Gill.
Aus dessen technical Repository. September 1822. S. 151.
Mit Abbildungen auf Tab. V.Es steht mit unserer Straßen-Beleuchtung sowohl in der Haupt-Stadt
als in den Provincial-Staͤdten, um ein gelindes Wort zu
gebrauchen,
schlecht. So sehr dieß uͤbrigens der Nation-Ehre macht, daß man
unter ihr auch im Dunklen sicher wandelt, (was unter vielen anderen
Voͤlkern nicht der Fall ist) so große Schande ist dieß fuͤr die
Lampen-Macher dieser Nation, die nicht einmal Lampen loͤthen, viel
weniger machen koͤnnen. Im Hoftheater zu M–n regnet das Oel auf
der Buͤhne zuweilen wie ein Wolkenbruch auf die Honkuͤnstler. Dieß
zur Entschuldigung, daß wir so viel uͤber Lampen mittheilen. Am Ende wird
man doch auch bei uns, wenn nicht sehen, doch wenigstens Lampen machen lernen.
A. d. Ueb.
Gill über Straßen-Lampen.
Seit dem Jahre 1816 werden, nach Hrn. Bruguier, die Straßen zu Genf mit den hier im halben Maßstabe
vorgestellten Lampen beleuchtet.
Fig. 4 Tab. V.
zeigt die Lampe und den Reflector im Perspektive, und Fig. 5 ist ein
Durchschnitt des Oelbehaͤlters, der Klappe und der Luftroͤhre und des
Fuͤllloches zum Nachgießen des Oeles, in demselben Maßstabe, wie Fig. 4, aber
von der Seite, und in verkehrter Lage. Dieselben Buchstaben bezeichnen in beiden
Figuren dieselben Gegenstaͤnde aa, ist der
ringfoͤrmige Oelbehaͤlter, 5 1/3 Zoll im Durchmesser, und 1 Zoll 5
Lin. tief, mit einer Oeffnung von 3 Zoll im Mittelpunkte. – b, die Roͤhre, durch welche das Oel hinab steigt.
Diese Roͤhre muß innenwendig 3 1/2 Linie (franz. Maßes) im Durchmesser
halten, und lang genug seyn um abwaͤrts etwas uͤber die punktirte
Linie cc, oder uͤber das Niveau des Oeles,
in dem Brenner hinabzureichen. – dd, ist
die Luftroͤhre, um die Luft in dem Verhaͤltnisse, als das Oel
hinabsteigt, zuzufuͤhren. Diese Roͤhre muß innenwendig anderthalb
Linien im Durchmesser halten, und um eine Linie kuͤrzer seyn, als die
Roͤhre b, vom Boden des Behaͤlters an, so
daß sie naͤmlich genau bis an die punktirte Linie cc reicht: oben reicht sie aber etwas uͤber
die obere Flaͤche des Oelbehaͤlters empor, und ist mit einer
kugelfoͤrmigen Kappe bedekt, die dicht auf diese Flaͤche
aufgeloͤthet ist, wie e in Fig. 5 zeigt. – f ist ein kegelfoͤrmiger Zapfen, der das Loch in
dem Fuͤllapparate schließt, durch welches, wenn der Behaͤlter
umgekehrt wird, das Oel zur Fuͤllung eingegossen wird. Dieser Zapfen wird mittelst eines
Dekels, welcher außen an dem Fuͤllapparate sich anschraubt, in seiner Lage
erhalten. – g, ist eine kegelfoͤrmige
Klappe, deren Stamm sich in Leitungs-Loͤchern bewegt, und dessen
unteres Ende in Beruͤhrung mit dem Buͤgel h in dem Koͤrper der Lampe kommt, (siehe Fig. 4) so bald er an
seinem Orte befestigt ist, und die Klappe oͤffnet, um dem Oele freien Fluß zu
gestatten. – ii, ist ein
kreisfoͤrmiger Ring, welcher oben auf dem tellerfoͤrmigen Reflector
kk ruht, und ringsumher mit einem Ranfte
umgeben ist, damit der Behaͤlter bb darauf
ruhen kann. – l ist eine kreisfoͤrmige
Oeffnung in der Mitte des tellerfoͤrmigen Reflectors k, k. – m, m, Haken, welche an dem
Reflector befestigt sind, um denselben sammt der Lampe in der Laterne
aufzuhaͤngen. – n, n, Stifte, welche durch
Augen laufen, die an dem Koͤrper der Lampe o, o,
angebracht sind, und wodurch dieser mit dem Reflektor k,
k, verbunden wird. – o, o, der
Koͤrper der Lampe, mit zwei hohlen Seiten oder Fluͤgeln, und einem
kegelfoͤrmigen Brenner p in der Mitte derselben,
in dessen Mittelpunkte eine walzenfoͤrmige Luftroͤhre q angebracht ist, welche 6 Linien im Durchmesser
haͤlt, und durch den Boden des Brenners laͤuft. Auf dieser
Luftroͤhre und zwischen einer anderen Roͤhre schiebt sich der
walzenfoͤrmige Dochthaͤlter r, welcher
mittelst einer Handhabe s bewegt wird, auf und nieder,
und dieser Dochthaͤlter, so wie die aͤußere Roͤhre, ist so
gebaut, daß das Oel leicht zu dem Dochte gelangen kann. – t ist eine Eisenstange, die auf dem Koͤrper der
Lampe aufgeloͤthet ist, und oben bei u einen
Ring, und unten bei h einen Haken fuͤhrt, um die
Glasroͤhre, ww, in gehoͤriger Lage
zu halten, damit das Oel vollkommen verbrennen kann. Diese Glasroͤhre muß 1
1/3 Zoll im Durchmesser halten, und beinahe 5 1/2 Zoll lang seyn.
Fig. 6 zeigt
den ringfoͤrmigen Behaͤlter, a, a, im
Grundrisse und im Viertel seiner wirklichen Groͤße. Fig. 7 ist ein Grundriß des Koͤrpers der
Lampe in demselben Maßstabe. Fig. 3 ein Aufriß der
Lampe und des Reflectors in der Laterne, x, und y ist der Ring, wovon diese Lampe in dem Mittelpunkte
eines quer uͤber die Straße gespannten Seiles aufgehaͤngt wird.
Man sieht aus dieser Beschreibung, daß diese Lampe eine Argand'sche Lampe, oder eine
Lampe mit walzenfoͤrmigem Dochte, und mit doppeltem Luftzuge ist, in welcher
gemeines Oel gebrannt wird; daß sie mit einem kreis- oder
tellerfoͤrmigen Reflector versehen ist, welcher das Licht nach allen Seiten
umher zuruͤkwirft, und genau nach den von Herrn Nikol. Paul in seinen Patent-Lampen und Reflectoren (siehe polytechn.
Journ. VIII. B. S. 263) gebaut ist, und
wirklich auch jener in Fig. 7 sehr nahe kommt.
Diese Lampe ist, was besonders auffallen muß, beinahe ganz nach dem Plane gebaut,
den Dr. Alexander Tilloch im Jahr 1803 fuͤr Herrn
Paul entwarf, nur mit dem Unterschiede, daß Dr.
Tilloch's Plan auf einen Brenner des Hrn. Paul mit flachem Dochte und einem Luftzuge
zu jeder Seite angewendet wurde, waͤhrend er hier auf einen
walzenfoͤrmigen Docht angepaßt wird. Statt des kegelfoͤrmigen
Fuͤllapparates f, um den ringfoͤrmigen
Behaͤlter mit Oel zu fuͤllen, und statt der Klappe g war dort ein Sperrhahn und ein Trichter uͤber
dem Behaͤlter mit einer herabsteigenden Roͤhre und einem zweiten
daselbst zu demselben Zweke angebrachten Sperrhahne, und die Luftroͤhre war
auf der entgegengesehen Seite des Behaͤlters. Ja was noch
merkwuͤrdiger ist, ein Lampen-Fabrikant hat neulich bei uns in der
Hauptstadt (London), ohne daß er etwas von dieser Verbesserung wußte, eine
Argand'sche Lampe mit einem ringfoͤrmigen Oelbehaͤlter, mit einer
Roͤhre mit zwei Sperr-Haͤhnen auf einer Seite, und mit einer
Luftroͤhre auf der anderen Seite als Tafel-Lampe verfertigt, die sich
sehr zierlich arbeiten
laͤßt, und allgemein eingefuͤhrt zu werden verdient.
Man wird, wenn man auf Fig. 4 sieht, bemerken,
daß der aͤußere Luftzug durch die spizig zulaufende oder kegelfoͤrmige
Form, die der aͤußere Brenner p besizt, gegen die
Mitte der Flamme hin unterhalten wird, was eine bedeutende Verbesserung an dieser
Lampe bildet. Es ist ferner noch noͤthig bei z in
dem kreisfoͤrmigen Reflector eine Oeffnung anzubringen, damit die Oel-
und Luftroͤhren daselbst durchlaufen, und in den Koͤrper der Lampe
gelangen koͤnnen.
Man muß ferner noch bemerken, daß, wenn der Behaͤlter mit Oel gefuͤllt,
und der Dekel des kegelfoͤrmigen Zapfens gehoͤrig niedergeschraubt
ist, ehe man denselben umkehrt, um ihn in die Lampe zu bringen, die
kegelfoͤrmige Klappe, um dem Entweichen des Oeles vorzubeugen, noch ehe der
Stamm der Klappe mit seinem Buͤgel h im
Koͤrper der Lampe in Beruͤhrung kommt, und die Klappe dadurch
geoͤffnet wird, zuruͤk in ihre Lage gebracht werden muß.
Es verdient auch noch bemerkt zu werden, daß die beßten Gas-Brenner nach
Argand'schen Grundsaͤzen, die wir kennen gelernt haben, mit Kegeln um den
kreisfoͤrmigen Ring von Loͤchern versehen sind, durch welche das Gas
laͤuft, und zwar gerade unter demselben. Dadurch wird, ohne Zweifel, die
aͤußere Luft auf die Flammen geleitet, gerade so wie hier an der
Genfer-Lampe durch den kegelfoͤrmigen Koͤrper.