Titel: | Ueber das Glänzen oder Bräunen (Brüniren) der Flintenläufe. Von Hrn. Gill. |
Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LIV., S. 348 |
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LIV.
Ueber das Glänzen oder Bräunen (Brüniren) der Flintenläufe. Von Hrn. Gill.
Aus dessen technical Repository. VII. 1822. S. 35.
Gill über das Glänzen der Flintenläufe.
Nachdem wir in der vorigen NummerVergl. dieses polyt. Journal S. 106.
D. verschiedene verbesserte Methoden angegeben haben, geflochtene
Flinten-Laͤufe zu verfertigen, muͤßen wir auch das Verfahren
beschreiben, wodurch die schoͤnen auf solche Weise an ihrer
Oberflaͤche erzeugten Adern in ihrem vollsten Glaͤnze dargestellt
werden koͤnnen; und dieß geschieht auf folgende Weise.
Zu diesem Ende muß eine Mischung von Eisen- und Kupfer-Oxid auf der
Oberflaͤche des zu bearbeitenden Flintenlaufes befestiget werden. Man hat
hiezu eine Menge Recepte, wovon jeder Buͤchsenmacher sein eigenes fuͤr
das beßte haͤlt: wir wollen indessen hier nur die Puncte andeuten, auf welche
es wesentlich ankommt, und uͤberlassen es der Erfahrung und Beurtheilung
einzelner Individuen, dasjenige hievon anzuwenden, was die verlangte Wirkung
hervorbringt.
Zuvoͤrderst muß der kauf, nachdem er vollendet und mit der Feile
gehoͤrig geebnet wurde, von allem Fette vollkommen kommen befreit werden, und dieß
geschieht mittelst gepuͤlverten ungeloͤschten Kalkes und Wassers,
womit man den Lauf abreibt; den Kalk laͤßt man darauf troken werden,
buͤrstet ihn ab, und wiederholt dieses Verfahren, bis der Lauf ganz rein
wird. Man paßt dann hoͤlzerne Zapfen in jedes Ende des Laufes, so daß sie als
Handhabe dienen, bei welchen man sie halten kann, und zugleich jeder
Fluͤßigkeit, mit welcher man den Lauf in der Folge beizt, den Eingang in das
Innere desselben, und folglich das Rosten im Laufe, unmoͤglich machen.
Hierauf wird schwefelsaures Kupfer (Kupfer- oder blauer Vitriol) in Wasser
aufgeloͤst, und etwas von dieser Aufloͤsung mittelst einer kleinen in
dieselbe eingetauchten Leine gleichfoͤrmig uͤber die
Oberflaͤche des Laufes hingerieben. Diese Kupfer Aufloͤsung muß so
lang auf dem Laufe bleiben, bis ihre Wirkung sichtbar wird, und verschiedene
gruͤne und gelbe Fleken sich an der Oberflaͤche des Laufes zeigen,
welche zugleich die Formen der Verflechtungen und die Wirkung der Verbindung des
harten und weichen Eisens andeuten, woraus der Lauf besteht. Die durch die
Einwirkung des schwefelsauren Kupfers erzeugte Rauhheit muß von Zeit zu Zeit mit
einer steifen Buͤrste und mit etwas Wasser abgerieben werden, worauf dasselbe
dann noch weiter darauf belassen werden muß, damit die Adern noch deutlicher zum
Vorscheine kommen. Dieses Verfahren muß so lang wiederholt werden, bis man glaubt,
daß der Lauf zum Braͤunen reif ist. Sollte die Oxidation indessen zu stark
gewesen seyn, oder zu lang angehalten haben, ohne daß man gebuͤrstet hatte,
und der Rost bereits zu hart geworden seyn, um mit einer Buͤrste weggeschafft
werden zu koͤnnen; so muß man zu einer Krazbuͤrste aus Eisendraht
seine Zuflucht nehmen, und denselben mit dieser abkrazen. Waͤre die
Aufloͤsung zu schwach gewesen, so muͤßte sie oͤfters
aufgetragen werden.
Composition zum Braͤunen (Bruͤniren).
In Hinsicht auf diese weichen die Buͤchsenmacher gar
sehr von einander ab, und so lang die chemischen Praͤparate, aus welchen sie
besteht, in Hinsicht auf Staͤrke so sehr verschieden im Handel vorkommen,
waͤre es vergebene Muͤhe, die Verhaͤltniße derselben mit
Bestimmtheit angeben zu wollen: man muß sich mit einer beilaͤufigen Idee
begnuͤgen.
Man nimmt schwefelsaures Kupfer, 2 Unzen, Avoir du
poids-Gewicht.
Chlorsaures Queksilber (Sublimat) 60 Grane, Troy-GewichtNach dem Avoir du poides-Gewichte hat das
Pfund 32 Loth; nach dem Troy-Gewichte 24
Loth. Elfteres verhalt sich zu Lezterem wie 17: 14. A. d. Ueb..
Suͤßen Salpetergeist (unreinen Salpeter-Aether, 1 1/2 Unzen (dem Maße
nachLiquid ounces. Es scheinen hier
Unzenglaͤser gemeint zu seyn. A. d. Ueb.).
Stahl-Tinctur, eine Unze (dem Maße nach).
Das schwefelsaure Kupfer muß in 4 Wein-QuartEin Wein-Quart ist 0,663 Wiener Maß. A. d. Ueb.) Wasser aufgeloͤset, und der Sublimat mit dem versuͤßten
Salpeter-Geiste und der Stahl-Tinctur abgerieben werden.
Einige Buͤchsenmacher lassen den Sublimat gaͤnzlich weg, welcher auch
wirklich erst in neueren Zeiten dieser Composition zugesezt wurde, obschon derselbe
sehr stark auf den Lauf wirkt.
Diese Composition, oder eine aͤhnliche, wird auf die Oberflaͤche des
Laufes mittelst einer keine ausgestrichen, und oͤfters wiederholt; man wendet
bald die Buͤrste bald die Kraz-Buͤrste an, bis die verlangte
Wirkung erscheint, und der Lauf schoͤn licht- und dunkelbraun geadert,
oder mit schwarzen Fielen oder Streifen gezeichnet, erscheint, und doch ganz frei
von allem Roste ist. Dann muß der Wirkung dieser Composition dadurch Einhalt
geschehen, daß man in bedeutender Menge siedend heißes Wasser auf den Lauf gießt,
und, waͤhrend derselbe noch heiß ist, ihn mit Bienenwachs auf der
gebraͤunten Oberflaͤche gehoͤrig reibt: noch besser dient in
dieser Absicht Shelllak-Weingeistfirniß.
Man hat bemerkt, daß das Gelingen dieses Processes sehr viel von der Trokenheit und
Feuchtigkeit der Luft, und von der Waͤrme derselben waͤhrend der
Arbeit abhaͤngt. Feuchtes weder zu kaltes noch zu warmes Wetter dient am
beßten dazu. Da indessen diese Operation zu jeder Jahreszeit vorgenommen werden muß,
so gehoͤrt viele Geschiklichkeit und Ueberlegung und viele Erfahrung und
Uebung dazu, wenn sie gehoͤrig gelingen sollIn Deutschland wendet man zum Braͤunen der Gewehre chlorsaures Spiesglanz (dike Spiesglanzbutter)
an. D..