Titel: | Ueber den Nuzen des Salzes bei dem Akerbaue. |
Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LV., S. 350 |
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LV.
Ueber den Nuzen des Salzes bei dem Akerbaue.
Aus der Bibliotheca italiana. May 1822. S.
240.Wir haben bereits in diesem Journale Bd. 4. S.
181. eine Abhandlung uͤber die Anwendung des gemeinen Salzes im
Gartens-Baue von Hrn. Samuel Parkes mitgetheilt, und glauben auch diesen
Aufsaz um so mehr einer deutschen Uebersezung werth, als nicht bloß unsere
lieben Landsleute dadurch ein neues Mittel zur Erhoͤhung des Ertrages
ihrer Akergruͤnde kennen lernen werden, sondern selbst unserer Regierung
eine Quelle geoͤffnet wird, wodurchwowodurch der jaͤhrlich sinkende Ertrag ihrer Salinen, der durch die neu
entdekten Satzlager und Salzquellen der benachbarten Staaten noch Mehr bedroht
wird, gehoben werden kann, ohne dadurch den Buͤrger und Landmann mit
neuen Steuern zu belasten. Es ist offenbar, daß, wenn, z.B. die Regierung um
10,000 Ztr. Salz zu einem Preise = A
jaͤhrlich weniger absezt als ehemals, sie, wenn sie 10,000 Ztr.
jaͤhrlich zu einem Preise = A/10 absezen
kann, eben so viel gewinnt, als wenn sie jene 10,000 Ztr. zu dem Preise A abgesezt haͤtte. Die Wahrheit dieses im
Fabrikwesen wie im Handel allgemein guͤltigen Sazes kann
hoͤchstens durch faule, an den alten Schlendrian gewohnte,
Salinen-Beamte des stritten werden, die nicht begreifen koͤnnen,
daß ein Netto Gewinn von J. fl., der zehnmal des
Jahres wieder kehrt, eben so viel ist, als ein Netto Gewinn von 10 fl., der nur
einmal im Jahre Statt hat, und die bloß deßwegen einer so anerkannten Wahrheit
widerstreben, weil sie dabei des Jahres neunmal oͤfter in ihr schwarzes
Meer, in ihr Dintenfaß, zu tauchen haben, um Buch zu halten, oder weil sie
zehnmal 1 statt 10 schreiben muͤßen. Wuͤrde die Regierung das zum
Akerbaue bestimmte Salz um das Zehntel des Preises des zur Wuͤrze
bestimmten Salzes geben, so wuͤrde sie nothwendig zehnmal so viel davon
absezen, als sie jezt nimmermehr absezen kann, und folglich eben soviel daran
gewinnen, als sie an dem zehnfachen Preise des zur Wuͤrze bestimmten
Salzes gewinnt. Dem Einwurfe, daß die Regierung bei diesem Handel durch
Nebenverwendung des Salzes beeintraͤchtiget werden wuͤrde, glauben
wir um so welliger begegnen zu duͤrfen, als diejenigen, die einen solchen
Einwurf machen zu koͤnnen glaubten, durch den Handel, den die Regierung
mit dem sogenannten Salzsteine, der zur Leke fuͤr das Vieh bestimmt ist,
zu ihrem und zu des armen Landmannes Vortheile wirklich (acto) treibt, bereits thatsaͤchlich (facto)
widerlegt sind. Das, zum Duͤngen der Felder
bestimmte Salz, koͤnnte noch weit leichter vor jeder
Nebenverwendung gesichert werden, wenn es, an gewissen in Staͤdten und
Maͤrkten vertheilten kgl. Lagerstaͤtten so mit Erde, und
allenfalls auch mit Nebenbestandtheilen, z.B. Harn, Ofenruß u.s.w. vermischt
wuͤrde, daß selbst ein chemischer Fabrikant keinen Vortheil dabei haben
koͤnnte, dasselbe auszulaugen, und wenn noch uͤberdieß zur
hoͤchsten Sicherheit, nur Grundbesizern, und auch diesen nur soviel, als
sie fuͤr ihre Gruͤnde brauchen koͤnnten, Erdsalz auf den k.
Lagerstaͤtten verkauft werden duͤrfte. Diese
Duͤnger-Salzfabrication wuͤrde die ganze
gegenwaͤrtige Salz-Manipulation, wie
man sie zu nennen pflegt, durchaus unberuͤhrt lassen, nicht das Mindeste
in derselben andern; die Salinen koͤnnten das Salz so rein oder unrein,
wie gegenwaͤrtig, liefern; denn erst auf den k. Lagerstaͤtten
wuͤrde das Salz mit einer gewißen Menge Erde und mit einigen das
Auslaugen unmoͤglich machenden und nichts kostenden ekelhaften oder
faͤrbenden Bestandtheilen gemengt, und unter obigen
Sicherheits-Maßregeln verkauft werden. Wir hoffen, daß das Publicum eben
so wenig, als die Regierung, uns zu den Feinden des gegenwaͤrtigen hohen
Salzpreises rechnen wird; wir finden ihn, bei aller Hoͤhe, noch sehr
billig, wenn wir ihn mit jenen Preisen vergleichen, um welche ehevor, die
Regierung den Salzhandel an sich zog, die Bischoͤfe von Salzburg, die
Bischoͤfe von Passau, und sogar die kleinen Proͤpste von
Berchtesgaden uns Baiern fuͤr eine Hand voll Salz die Haut abzogen.Vergl. Hrn. R. Gemeiner's Geschichte des
Salzhandels, Schultes Reise nach dem
Glockner, Briefe uͤber das Salzkammergut, und dessen
Donaureise. Unsere edlen Churfuͤrsten, die uns vor diesen Raubvoͤgeln
unter den vaͤterlichen Schuz ihrer Hermeline nahmen, verdienten in vollem
Maße diesen kleinen Dank, so wie die noch weit wohlthaͤtigere Regierung
des Vaters seines Volkes, Max Joseph's, jede Anstrengung seiner Soͤhne
verdient, den Schatz derselben zum wahren Wohle des Vaterlandes zu mehren. A. d.
deutsch. Uebers.
Ueber den Nuzen des Salzes bei dem Akerbaue.
Mangel an Duͤnger und schlecht verstandener Gebrauch
desselben sind die Hauptursachen der Unfruchtbarkeit eines Landes.
„Vergebens“ sagt Parmentier
Sur la nature et la maniére d'agir des
engrais. Mem. d.i. Soc. Roy. d'Agricult. Trimestre du Print. 1791.
A. d. D., „gibt man sich alle Muͤhe, neue Methoden des Akerbaues zu
entdeken, die alten zu verbessern, und die Akergeraͤthe zu
vervollkommnen; so lang man die erste Quelle aller Fruchtbarkeit
vernachlaͤßigt, werden die Ernten, auch bei der beßten Witterung, immer
nur mittelmaͤßig und ungewiß seyn.“
Durch Erfahrung uͤberzeugt von diesen Wahrheiten haben die gebildetesten
Voͤlker ihre Aufmerksamkeit vorzuͤglich dahin gerichtet, sich jene
Stoffe zu verschaffen, welche am tauglichsten schienen, die verschiedenen Arten von
Boden zu bereichern, oder die auf irgend eine Weise dazu beitragen konnten, das
Gedeihen der Gewaͤchse auf denselben zu beguͤnstigen.
Die Englaͤnder, die mehr als andere Voͤlker alles beachten, was auf
Akerbau Bezug hat, riefen, um diesen eintraͤglichen Zwek desto sicherer zu
erreichen, die Chemie zu Huͤlfe, uͤberzeugt, daß sie dem Landwirthe,
der die breit getretene Bahn des alten Herkommens im Akerbaue gluͤklich
uͤberschreiten will, eben so großen Vortheil gewaͤhren muß, als die
Mathematik dem Mechaniker gewaͤhrt.
Mit Huͤlfe dieser Wissenschaft konnten sie die Kraͤfte der
verschiedenen Duͤnger-Arten ermessen, die beßte
Bereitungs-Methode derselben bestimmen, und mit Genauigkeit die Menge
angeben, die davon aufgefuͤhrt werden muß, so wie die Art derselben, die
fuͤr gewiße Boden taugt. Es mußte ihnen auffallen, daß, unter den Produkten,
welche die Natur erzeugt, noch heute zu Tage sich einige finden, welche als die
herrlichsten Duͤnger angewendet werden koͤnnten, und theils aus
Unwissenheit, theils aus eingewurzeltem Vorurtheile unbenuͤzt blieben. Unter
diese gehoͤrt vorzuͤglich das Salz.
Diese, zur Wuͤrze der Speisen fuͤr den Menschen so unentbehrliche
Substanz ist es nicht minder in vielen anderen Zweigen der Landwirthschaft,
vorzuͤglich aber als Duͤnger; denn schon in den aͤltesten
Zeiten war das Salz als eines der kraͤftigsten
Foͤrderungs-Mittel des Wachsthumes und Gedeihens der Gewaͤchse
geachtetPlinius sagt in seiner Hist. Nat. Lib. XIX. 59.
von dem Salze: „Peculiaris Medicina
raphano, betae, rutae, cunilae in salsis aquis, quae et alioqui
plurimum suavitati et fertilitati afferunt.
.
Eine aufgeklaͤrte Regierung, die uͤberzeugt seyn muß, daß jede
Entdekung, die den Akerbau foͤrdert, auch das Gluͤk und den Wohlstand
ihres Staates befestigt, wird es nie versaͤumen duͤrfen, alle Mittel
anzuwenden, dieselbe allgemein zu verbreiten.
In Erwaͤgung dieser Wahrheit hat auch die englische Regierung, sobald sie sich
durch unwidersprechliche Beweise uͤberzeugte, daß die Anwendung des
Kochsalzes dem Aker-Baue ersprießlich ist, und vorzuͤglich als
Duͤnger den Ertrag der Felder vermehrt, alsogleich befohlen, daß der Preis
des, zu diesem Gebrauche bestimmten Salzes, herabgesezt werde, damit jeder
Guͤterbesizer, Edelmann und Bauer, dieses durch so viele Versuche erwiesenen
Vortheiles gemessen moͤge.
Die geringste Aufmerksamkeit muß jeden verstaͤndigen Landwirth in jedem Lande
uͤberzeugen, daß alles, was auf Duͤnger Bezug hat, von der
hoͤchsten Wichtigkeit ist. In dieser Hinsicht glaube auch ich nicht, etwas
dem Wohle meines Vaterlandes ganz Gleichguͤltiges zu unternehmen, wenn ich das Sendschreiben
des Hrn. Professors der Chemie, Parkes, an die englische
Landwirthe
Dieses Sendschreiben befindet sich in dem Philosophical Magazine et Journal des Hrn. Tilloch; der Anhang hiezu, welcher die, auf Kosten der Regierung
gedrukten, Urkunden enthaͤlt, mußte, als einem anderen
Buchhaͤndler zugehoͤrig, in Tilloch's
Journale weggelassen werden. A. d. ital. Uebers. Unsere deutschen
Journalisten sind nicht so genau, und pluͤndern unser Journal, ohne
es zu nennen. A. d. deutsch. Uebers., in welchem er die Vortheile, die die Anwendung des Salzes bei dem Akerbaue
gewaͤhrt, und zugleich auch die Menge, deren die verschiedenen Zweige des
Feldaues hievon beduͤrfen, mit Genauigkeit entwikelt, meinen Landsleuten in
einer getreuen Uebersezung mittheile.
Man findet in diesem Sendschreiben die Urkunden aufgefuͤhrt, welche von einer
Special-Commission des Handlungs-Rathes, die einzig und allein zur
Untersuchung der Frage bestimmt wurde: ob die Anwendung des Salzes den Akerbau
wirklich foͤrdert? aufgenommen worden sind. Diese Urkunden bewiesen die
Vortheile der Anwendung des Salzes auf eine so auffallende Weise, daß Se.
großbritannische Majestaͤt sich bewogen fand, die Abgaben auf das Salz,
welches zum Akerbaue bestimmt ist, auf der Stelle so sehr herabzusezen, daß dasselbe
zu diesem heilsamen Zweke verwendet werden konnte.
Wenn dieses Beispiel der englischen Regierung auch in unserem Lande nachgeahmt
wuͤrde, konnte nicht auch unser Adel und unser Landmann denselben Vortheil
genießen? oder haben wir vielleicht Ueberfluͤß an Duͤnger,
vorzuͤglich auf den Huͤgeln und in bergigen Gegenden, und
ruͤhrt es vielleicht von diesem Ueberfluße an Duͤnger her, daß so
viele Gruͤnde jezt unbebaut da liegen, oder daß die bebauten Gruͤnde
nicht so viel ertragen, als sie ertragen koͤnnten, wenn sie gehoͤrig
geduͤngt waͤren? Koͤnnte die ungeheure Streke unserer
oͤden Gruͤnde, die die Aufmerksamkeit der Regierung mit allem Reckte
auf sich zog, durch Anwendung des Salzes nicht tragbar gemacht werden? Sollte die
Regierung nicht selbst wenigstens Versuche hieruͤber anstellen lassen?
Es wuͤrde mich nicht befremden, wenn der Rath, Salz als Duͤnger
anzuwenden, bei uns allgemeinen Widerspruch faͤnde, da von den
aͤltesten Zeiten her das Vorurtheil eingewurzelt ist, daß Salz alle
Fruchtbarkeit des Bodens zerstoͤrt.
Es ist mir auch nicht unbekannt, daß Hr. Giobert in seiner
Abhandlung: chemische und agronomische
Versuche uͤber die Duͤnger-Arten
Vergl. Memorie della r. Società agraria di
Torino. Vol. V. Part. I. Ricerche fisico-chimische sopra la vegetazione e la causa della fertilità delle
terre. A. d. ital. Uebers., die von der k. Akerbaugesellschaft zu Turin den Preis erhielt, glaubte
chemisch beweisen zu koͤnnen, daß die Salze das
Wachsthum der Pflanzen nicht nur nicht foͤrdern,
sondern daß sie sogar fuͤr die Pflanzen verderblich sind.
„Dieß war auch“ sagt er „die Ursache, warum auf
die Guͤter derjenigen, welche des Verbrechens der beleidigten
Majestaͤt schuldig befunden wurden, Salz gestreut wurde; – auch
Attila hatte, als er Salz im Paduanischen, und Friedrich der Rothbart, als er
Salz uͤber das Mailaͤndische streuen ließ, keinen anderen Grund,
als diese Laͤnder dadurch wirklich unfruchtbar zu machen.“
Mag nun Herr Giobert bei seinen chemischen Untersuchungen
sich geirrt, oder bei seinen agronomischen Versuchen etwas versehen haben, so bleibt
es immer Thatsache, daß viele Voͤlker schon seit langer Zeit sich des Salzes
als Duͤnger bedienen, und daß vorzuͤglich in England der Gebrauch des
Salzes in den lezteren Jahren beinahe allgemein wurde, weil Erfahrung bewiesen hat,
daß Salz auf eine beinahe unglaubliche Weise den Ertrag des Akerbaues
foͤrdert.
Diese uͤber allen Zweifel erhabene Thatsachen beweisen allerdings die
Richtigkeit und Wahrheit des von Herrn Giobert aufgestellten Grundsazes:
„daß Erfahrung allein in der Welt nicht der
Sclave der Meinung ist.“
Wenn es auch wahr waͤre, daß Attila und Friederich, der Rothbart, Salz streuen
ließenNoch bis auf den heutigen Tag erhielt sich, selbst in der gebildeten Welt,
das Maͤhrchen, daß Friedrich der Rothbart (Barbarossa) Salz auf die
Ruinen unserer Stadt habe streuen lassen. Graf Giulini widerlegt in seinen Memorie della
città e campagna di Milano ne' secoli bassi, wo er auf
diesen Umstand zu sprechen kommt, die hieruͤber von Meibom und Flamma
verbreiteten Unwahrheiten umstaͤndlich, und bemerkt, „daß
weder Morena, noch Sir Raul, noch irgend ein anderer gleichzeitiger und
wohlunterrichteter Schriftsteller von dieser Sonderbarkeit auch nur die
leiseste Erwaͤhnung thaten.“ (Vergl. Parte VI. a. a. D.) Pietro Verri spricht in seiner Storia di
Milano wie Graf Giulini. Man vergleiche
auch die Vicende di Milano durante la querra con
Federico I. imperadore illustrate colle
pergameni di que' tempi, compilate dai Monaci Cisterciensi
§. XX. A. d. ital. Uebers., und zwar nicht aus bloßer Formalitaͤt, und
nach damaliger Sitte, sondern um die Felder im Paduanischen und
Mailaͤndischen wirklich unfruchtbar zu machen, wie Hr. Giobert zum Beweise seiner Behauptung anfuͤhrt, so wuͤrde
dieß hoͤchstens beweisen, daß man eine unermeßliche Menge Salzes
haͤtte ausstreuen muͤssen, um den Boden dadurch unfruchtbar zu machen,
da Salz nur allein im Uebermaße schaͤdlich ist. Und wer weiß nicht, daß
selbst in der Medicin viele Arzneien Gifte werden, sobald man dieselben in zu großer
Gabe dem Kranken darreicht? Und wird nicht derselbe Duͤnger, der anerkannt
von allen Oekonomen fuͤr den beßten gehalten wird, ein Vertilgungsmittel
fuͤr alle Pflanzen, wenn man desselben zuviel auf Wiesen und Aeker
fuͤhrt? „Pflanzen beduͤrfen nicht bloß Nahrung, sondern
diese muß denselben auch gehoͤrig gereicht werden. Zuviel ist ihnen eben
so schaͤdlich, als gar nichtsMemoire de Kirwan sur les engrais. Man
vergleiche auch Olivier de Serres in einer
Anmerkung im Traité des engrais,
tirè de différens rapports faits au département
d'agriculture d'Angleterre. A. d. ital. Ueb..“
Eben dieß gilt auch vom Salze, welches, in eben dem Verhaͤltniße, als es
aͤußerst kraͤftig auf die Vegetation wirkt, nur mit aller
Aufmerksamkeit den Verschiedenheiten des Bodens angepaßt werden kann, wozu
wiederholte Versuche noͤthig sind.
Es waͤre Zeitverlust, sich hieruͤber weiter verbreiten zu wollen: der
Aufsaz des Hrn. Parkes, dessen treue Uebersezung ich hier
liefere, umfaßt in jeder Hinsicht das kleinlichste Detail mit solcher Genauigkeit,
daß dem Landmanne schwerlich hieruͤber noch eine Frage uͤbrig bleiben
kann.
Sendschreiben an alle diejenigen, welche in Groß-Britannien Akerbau oder Viehzucht treiben, worin der Nuzen der Anwendung
des Salzes auf verschiedene Zweige des Akerbaues und der Viehzucht auf einem Gute des Samuel Parkes erwiesen wird.
London den 15. Febr. 1819.
In Folge des neuerlich von der großbritannischen Regierung zu eueren Gunsten
erlassenen Gesezes, und des Antheiles, welchen ich vorlaͤufig an der
Veranlassung dieses Gesezes genommen habe, halte ich es fuͤr meine Pflicht,
euere Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu lenken, und euch hiemit
oͤffentlich folgende Beobachtungen mitzutheilen.
Die Thatsachen, welche ich euch hier vorlegen werde, sind fuͤr euer Interesse
von solcher Wichtigkeit, und die oͤffentliche Bekanntmachung derselben ist so
sehr geeignet, das Wohl des ganzen Koͤnigreiches zu foͤrdern, daß ich
von meiner Seite es fuͤr ein Vergehen halten zu muͤßen glaubte, wenn
ich es unterließe, denselben alle moͤgliche Oeffentlichkeit zu geben, oder
vernachlaͤßigte, dieselben jenes Licht zu stellen, dessen Klarheit euch in
den Stand sezen kann, dieselben zu schaͤzen und zu wuͤrdigen.
Die Vortheile, welche ihr genießen werbet, wenn ihr euere Wiesen und Aeker mit Salz
duͤngt, euren Pferden und Rindern und uͤbrigen Hausthieren dieses eben
so kraͤftige als wohlthaͤtige Mittel als Wuͤrze zu ihrem Futter
gebet, um sie dadurch gesund und stark zu erhalten, werden den Haupt-Inhalt
dieser Blaͤtter bilden: ich wuͤnsche nichts sehnlicher, als daß ihr
denselben fuͤr die Zukunft bei euerer Wirthschaft beherzigen
moͤget.
Ich bin uͤberzeugt, daß wenn ihr dieses Schreiben aufmerksam und ohne
vorgefaßte Meinung gelesen, und die im Anhange aufgefuͤhrten unwiderlegbaren
Beweise mit Genauigkeit werdet gepruͤft haben, auch ihr auf eueren Besizungen
und Gruͤnden und mit eueren Hauschieren jene Versuche anstellen werdet,
welche euch von den Vortheilen der Anwendung des Salzes bei euerer Wirtschaft
uͤberzeugen, und zu derselben bestimmen werden.
Der unsterbliche Sully, einer der groͤßten
Maͤnner, die Frankreich jemals hervorgebracht hat, wiederholte es so oft, daß
die erste Grundmaxime einer guten Staats-Verwaltung die seyn muͤße:
den Akerbau vor dem Manufacturwesen zu
foͤrdern, und lezterem immer nur den zweiten Rang in der
Staatswirthschaft zu goͤnnen. Colbert im
Gegentheile, der gleichfalls ein großer Minister war, wies dem Manufacturwesen den
ersten Rang in der Staatswirthschaft waͤhrend seiner Verwaltung an, und
schenkte den Kuͤnsten alle moͤgliche Aufmunterung, in dem er
uͤberzeugt war, daß nur dort, wo Manufacturen bluͤhen, dasjenige, was
der Boden erzeugt, gehoͤrig verwendet und benuͤzt werden kannEs unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn der große Sully zu Colbert's Zeiten gelebt hatte,
er eben so sehr fuͤr Foͤrderung, der Manufacturen gewesen seyn
muͤßte, als Colbert, haͤtte dieser
zu Sully's Zeiten gelebt, den Akerbau eben so sehr, wie Sully, gefoͤrdert haben wuͤrde:
denn nothwendig muß der Akerbau ehe vorhanden seyn, als man an Manufakturen
denken kann. Wenn man aber in einem Lande, wo man bereits im Getreide
erstikt, den Akerbau noch immer auf Kosten der Manufacturen foͤrdert,
so scheint der Finanz-Minister dieses Landes nicht zu wissen, daß man
in seinem eigenen Fette erstiken koͤnne. A. d. deutsch. Ueb.. Wahrscheinlich hat dieser beruͤhmte Staatsmann die Kuͤnste
nicht auf Kosten des Akerbaues beguͤnstigt, in dem er selbst bemerkte, daß in
jedem Lande der Hauptvortheil, den die Manufacturen dem Staate gewaͤhren aus
dem Werthe ihrer Erzeugniße und aus der Leichtigkeit des Absazes der Produkte des
Akerbaues hervorgeht.
Der große Sully pflegte, zur Behauptung seiner obigen Meinung, immer zu sagen, er
ziehe den Akerbau aus dem einfachen Grunde vor, weil die Aeker sich bei jenen
Ereignissen, auf welche, obschon sie immer Eifersucht und Rachsucht naͤhren,
die meisten Regierungen der Staaten so sehr erpicht sind, sich nicht so leicht aus
dem Lande schleppen lassen. „Großer und immer steigender Ertrag des Bodens
eines Landes sichert“ sagt er „die Freiheit des Volkes,
welches dasselbe bewohnt, waͤhrend er zugleich die uͤbrigen
benachbarten Voͤlker in eine Art von Abhaͤngigkeit von diesem
Volke versezt: fehlt es aber an Getreide, als dem ersten Beduͤrfnisse des
Lebens, so wird das Volk, dem es daran fehlt, von dem Auslande abhaͤngig,
und dieses kann demselben seinen Bedarf zukommen lassen oder
verweigern.“
„Das Ausland,“ faͤhrt er fort, „kann die
Erzeugnisse des Bodens eines Landes nicht verzehren, ohne daß die Einwohner
dieses Landes Vortheil davon haͤtten, d.h. ohne den Absaz des Getreides
vorteilhafter als den Besiz desselben zu machen; waͤhrend, im
Gegentheile, die Erzeugniße der Kuͤnste und Manufacturen durch jene eines
benachbarten rivalisirenden Volkes uͤbertreffen werden koͤnnen,
und der Handel mit denselben nach allen Welttheilen an dieses benachbarte Volk
sehr leicht ausschließlich fuͤr eine lange Zeit uͤbergehen
kann.“ Wenn diese Ansichten, wie ich glaube, gleich wahr und richtig
sind, so muß jede Verbesserung im Akerbaue und in der Landwirthschaft in England als
bedeutender Gewinn fuͤr das Wohl des britischen Volkes betrachtet werden, und
man wird mich entschuldigen, wenn ich dort keiner Apologie noͤthig zu haben
glaube, wo ich euere Aufmerksamkeit auf eine Verfahrungsweise lenke, die in England
wenig gekannt zu seyn scheint, in anderen Laͤndern aber stets mit
entschiedenem Erfolge angewendet wird.
Der Nuzen, welchen das Kochsalz in der Landwirthschaft gewaͤhrt, ist schon
seit langer Zeit in Deutschland, PohlenIn Deutschland, leider! so wie vieles andere Gute, nur auf dem Papiere. S.
Abhandlungen der Kurbaierischen Akademie der Wissenschaften. 1 B., S. 138.
u. f. In Pohlen, wo der arme Bauer nicht Salz hat, sein Brod zu salzen, nicht
einmal auf dem Papiere, weil dort nur wenige Landwirthe lesen und schreiben
koͤnnen. A. d. deutsch. Ueb., Holland, Flandern und in allen Staaten der vereinigten Provinzen Amerika's
bekannt. Es ist daher sehr zu bedauern, daß die bestehenden starken
Salz-Auflagen in EnglandDie Vortheile, welche die Anwendung des Kochsalzes, als
Duͤngungs-Mittel gewahrt, waren in England mehreren Individuen
schon seit mehr als hundert Jahren bekannt; allein die starken Abgaben auf
das Salz und andere Hindernisse machten die allgemeine Anwendung desselben
unmoͤglich. A. d. D. die Bewohner dieses Landes der mannigfaltigen Vortheile beraubten, welche
sie von diesem kostbaren inlaͤndischen Mittel haͤtten erhalten
koͤnnen. Salz ist in England im Ueberfluße, und es war ein bloßer Fehler in
der Politik, daß wir dasselbe bisher dem Auslande verkauften, waͤhrend so
viele tausend Morgen Landes, welche durch reichlichen Gebrauch des Salzes tragbar
und ergiebig haͤtten gemacht werden koͤnnen, in unserem eigenen Lande
so sehr herabgekommen sind, daß sie kaum mehr die Bebauungs-Kosten
tragen.
Da nun die Regierung so nachsichtig war, und die Salz-Abgaben fuͤr
jenes Salz, welches zum Feldbaue und zur Viehzucht bestimmt ist, um ein Bedeutendes
verminderte,Den neuesten Nachrichten aus England zu Folge soll die Salzsteuer
gaͤnzlich fuͤr die Zukunft aufgehoben werden. A. d. deutsch.
Ueb. und alles davon abhaͤngt, wie dieses kostbare Geschenk im Lande
aufgenommen wird, so war es sehr zu wuͤnschen, daß dieser
Parlaments-Acte die hoͤchste Oeffentlichkeit gegeben wuͤrde,
damit nicht nur kein Landwirth, sondern selbst kein Gaͤrtner uͤber die
Bedingungen in Unwissenheit bleiben konnte, unter welchen er sich
gegenwaͤrtig ein so treffliches Duͤngungs-Mittel, wie das Salz,
verschaffen kann.
Niemand wird mich irgend einer Privat-Absicht beschuldigen koͤnnen,
wenn ich eine einfache Darstellung meiner Ansichten uͤber diesen Gegenstand
hier vorlege, um so weniger, als ich bei der allgemeinen Annahme oder
Nicht-Annahme des von mir vorgeschlagenen Verfahrens keinen
persoͤnlichen Vortheil ziehen kann. Es scheint mir daher vielmehr nothwendig,
zu bemerken, daß meine Ansicht uͤber diesen Gegenstand auf genauer
Pruͤfung, auf einer großen Anzahl von vergleichenden Versuchen, und auf einem
Vortrage beruht, welcher, als Inbegriff aller Beweise fuͤr diese Sache, im
Jahre 1817 vor den Lords des geheimen Rathes Sr. Majestaͤt im
Handels-Departement, gehalten, und dann im Fruͤhjahre des folgenden
Jahres vor einen Ausschuß des Hauses der Gemeinen gebracht wurde, welcher sich vom 16.
Maͤrz bis zum 15. Mai mit der Pruͤfung der Zeugnisse
beschaͤftigte, und seine Antraͤge uͤber diesen so wichtigen
Gegenstand abfaßte.
Nach aufmerksamer, Pruͤfung aller dieser Belege, und nach unpartheilicher
Erwaͤgung aller Thatsachen, welche ich uͤber einen so wichtigen
Gegenstand sammeln konnte, bin ich nun entschieden der Meinung, daß das Salz,
nachdem die Abgabe desselben auf 5 Pfund Sterling fuͤr jede Tonne herabgesezt
wurdeEin Pfund Sterling ist 24 Lire italiane und eine
Tonne haͤlt 33 Kubik-Fuß, 1188 Kubik-Zoll italianischen
Maßes. A. d. ital. Ueb. Eine Tonne ist 2000 Pfund und ein Pfund Sterl. 6
Rthlr. 4 Grosch. saͤchs. Man sieht hieraus, daß Salz, auch nach
diesem Nachlasse, noch um vieles theurer in England als bei uns ist. A. d.
deutsch. Uebers., ohne allen Zweifel der wohlfeilste, der kraͤftigste und der
bequemste Duͤnger, sowohl fuͤr Aeker als fuͤr Wiesen ist.
Schon vor mehr als hundert und fuͤnfzig Jahren hat Hr. Hugo Platt, ein ausgezeichneter Schriftsteller der damaligen
Zeit, sehr entschieden von den Vortheilen gesprochen, welche man dadurch
erhaͤlt, daß man Salz aus die Aeker streut, und diese Art zu duͤngen,
nennt er die gesuͤndeste, die wohlfeilste, die philosophischste unter allen
Duͤngerarten. Er erzaͤhlt einen Fall, wo einem Manne, der am Strande
des Meeres uͤber eine Bruͤke ging, ein Sak mit Saat-Korn, den
er auf den Schultern trug, in das Wasser fiel, und den dieser Mann so lang im Wasser
liegen lassen mußte, bis die Ebbe eintrat. Der arme Mann vermochte nicht, neues
Saat-Korn zu kaufen, und mußte sich desjenigen bedienen, das so lang in
Salzwasser gelegen war. Als die Ernte herankam, fand er, daß er weit mehr erntete,
als alle seine Nachbarn. Hr. Platt bemerkt, daß man
damals schon glaubte, daß diese Saat nimmermehr so ergiebig gewesen seyn
wuͤrde, wenn sie nicht zufaͤlliger Weise in das Meer-Wasser
gefallen waͤre; und doch hat weder dieser Mann noch irgend einer seiner
Nachbarn in der Folge mehr vom Einweichen der Saat in Salzwasser Gebrauch
gemachtVernuͤnftige deutsche Landwirthe bedienen sich des Kochsalzes zum
Einquellen der unfruchtbaren Saamenkoͤrner, um sie zu beleben, und
gegen den Kornwurm bei dem Saat-Getreide. A. d. deutsch. Ueb..
Derselbe Schriftsteller erwaͤhnt eines Mannes, „der vorlanger Zeit ein Bushel SalzEin Buschel ist 1 Kubikfuß 450 Kubik-Zoll. A. d. ital. Ueb. auf eine kleine Streke unfruchtbaren Landes zu Clopham Common streute, und
der noch heutigen Tages“ (zur Zeit naͤmlich wo Hr. Platt schrieb) „frischer und schoͤner
gruͤnte, als irgend ein anderer Flek in der Nachbarschaft
umher.“
Der beruͤhmte Doctor Brownrigg, welcher um das Jahr
1743 schrieb, sagt, wo er vom Kochsalze spricht: „es findet sich in der
ganzen Natur verbreitet; es liegt verborgen im Schooße der Erde, wie in den
Tiefen des Oceans; es faͤllt mit dem Regen hernieder auf die Erde, und
befruchtet den Boden; es durchdringt die Pflanzen und gelangt mittelst dieser in
die Koͤrper der Thiere, so daß man dasselbe als die allgemeine
Wuͤrze der Natur betrachten kann, welche wohlthaͤtig auf alle
lebendige Wesen, auf Thiere sowohl, wie auf Pflanzen wirkt.“
In einigen Gegenden Englands, vorzuͤglich in der Naͤhe der Salzgruben,
kennt man den Nuzen des Salzes als Duͤngungsmittel nur zu gut, und
haͤlt demselben die gebuͤhrende Lobrede. Es wurde auch neulich in dem
Hause der Gemeinen von einem hochberuͤhmten Mitglieds desselben bis zur
Evidenz erwiesen, daß die Landwirthe in Cornwallis sosehr von dem Ruzen des Salzes,
als Duͤnger, uͤberzeugt sindMan hat in Cornwallis auch noch eine andere Methode, die Felder zu
duͤngen, naͤmlich mit See-Sand, und dieß zwar wegen des
Salzes, welches dieser Sand bei sich fuͤhrt. Man hat diese Art zu
duͤngen so vorteilhaft gefunden, daß ein Schriftsteller, der schon
vor 90 Jahren schrieb, die jaͤhrlichen Kosten der bloßen
Herbeischaffung des See-Sandes in der ganzen vereinigten Grafschaft
auf 32,000 Pfund Sterling berechnete, und diese Methode hat in den lezteren
Jahren sich so sehr verbreitet, daß Dr. Paris versichert, die jaͤhrlichen Auslagen
fuͤr bloßen Landtransport des zum Duͤngen gebrauchten Sandes
betruͤgen in Cornwallis allein wenigstens
30,000 Pfund Sterl. A. d. D., daß, wenn das Salz zum Einsalzen der Fische verkauft wird, immer ein
heftiger Streit zwischen den Landwirthen und den Fischern entsteht, und jeder mehr
Salz haben will. Dasselbe verehrliche Mitglied bemerkte dem Hause, daß auf jenen
Feldern, auf welche Salz gestreut, und dann Weizen oder auch nur jene
Ruͤbenart, die man Turnips nennt, gesaͤet wurde, elfterer jedesmal vom
Roste frei blieb, wenn gleich der Weizen auf allen benachbarten, unmittelbar
anstehenden Ackern davon bedekt war.
Die Kraft, mit welcher das Salz alles verderbliche UnkrautDieß ist etwas zu viel behauptet; denn es gibt auch Unkraut, welchem das Salz
eben so gut bekommt, wie dem Weizen. A. d. deutsch. Ueb. zerstoͤrt, und die Maulwurfsgrillen, die Wuͤrmer, die Fliegen und die
schaͤdlichen Insecten uͤberhaupt vertreibt, ist in vielen Gegenden
sehr wohl bekannt: wer hieran zweifelt, der kann sich leicht durch directe Versuche
hievon uͤberzeugen. Nimmt man z.B. nur einige Erdwuͤrmer aus dem Felde
und bestreut sie mit Salz, so wird man sehen, daß sie einige Minuten lang sich
winden, und dann sterbenDiese Kraft des Salzes, die Erdwuͤrmer zu vertilgen, verdiente
besonders von den Landwirthen, welche in den Umgebungen von Mailand,
vorzuͤglich vor der Porta orientale und
vor der Porte Tosa Wiesengruͤnde besizen,
fleißig beachtet zu werden: schon seit mehreren Jahren haben diese Insekten
die schoͤnsten Wiesen verheert, ohne daß es moͤglich gewesen
waͤre, ein Mittel gegen die Verheerungen derselben aufzufinden. A. d.
ital. Ueb. Unsere Ueber in Baiern leiden jeden Herbst mehr oder minder von
der Akerschneke, welche am sichersten mit Salz getoͤdtet werden
koͤnnte. A. d. deutsch. Ueb.. Das Salz bringt also, wenn man so sagen darf, zwei Wuͤrfe mit einem
Steine hervor: waͤhrend es das Ungeziefer und das Unkraut auf dem leeren Aker
zerstoͤrt, bereitet es den Boden zur Aufnahme des Samenkornes oder der dahin
versezten Pflanzen kraͤftig vor, und erhoͤht den Ertrag der Ernte.
Abgesehen von diesem doppelten Vortheile muͤßte schon der uͤppige
Wuchs allein und die herrliche gruͤne Farbe, welche das Salz, wo es
gehoͤrig angewendet wurde, den Gewachsen ertheilt, den Landwirth, der sich
desselben bedient, so wie seine Nachbarn von der Kraft des Salzes
uͤberzeugen: wenn nur ein oder der andere groͤßere
Guͤterbesizer in jedem Districte auch nur mit kleinen Versuchen anfangen
wollte, so muͤßte, ich bin hievon uͤberzeugt, diese Art zu
duͤngenIch finde es fuͤr nothwendig hier zu bemerken, daß man zum
Duͤngen der kuͤnstlichen Wiesen weit weniger Salz bedarf, als
zum Duͤngen der Aeker, welche mit Getreide bestellt werden sollen.
Sechs Bushels oder 336 Pfund sein gepulverten Salzes sind regelmaͤßig
uͤber das Gras hingestreut, hinreichend um ein AcreEin Acre ist 43560 Engl. □ Fuß, oder 1056 franzoͤs.
□ Toisen. A. d. ital. Ueb. kunstliches Wiesenland gehoͤrig mit Salz zu duͤngen,
waͤhrend man 16–20 Bushels auf eben so viel Brachfeld braucht,
um dasselbe vom Unkraute zu reinigen, und zur Aufnahme der Saat
vorzubereiten. Auf Wiesen koͤnnen zwei bis drei Bushels gestampften
Salzes auf jedes Acre unmittelbar nach der Heuernte gesaͤet werden,
was vorzuͤglich in heißen und trokenen Jahren sehr nuͤzlich
ist. A. d. D. sehr bald die Aufmerksamkeit aller Landleute, und selbst derjenigen auf sich
ziehen, die nur ein kleines Gaͤrtchen zu bestellen haben.
Nach den augenscheinlichen Beweisen, welche man uͤber diesen Gegenstand
bereits eingezogen hat, ist es offenbar, daß ein großer Theil der Gruͤnde
dieses Koͤnigreiches beinahe doppelten Ertrag an Heu und an Getreide liefern
wuͤrde, wenn die Wiesen und Felder gehoͤrig mit Salz bestellt
wuͤrden. Wie viel unsere Manufacturen, und das Land uͤberhaupt, auch
in anderer Hinsicht dabei gewinnen wuͤrden, das darf ich wohl nicht weiter
hier entwikeln. Außer dem, daß der Boden durch eine hinlaͤngliche Menge
Salzes Staͤrke erhalt, wirb auch die Ernte dadurch noch fruͤher zur
Reife bebrachtDer seel. Dr. Darwin
sagt, wo er vom Salze als Duͤnger spricht, „daß dasselbe,
in dem es ein Reizmittel ist, welches die Taͤtigkeit der
einsaugenden Gefaͤße der Pflanzen auf eine ungewoͤhnliche
Weise erhoͤht, auch in einem gewißen Maße das Wachsthum derselben
vermehren, und sie in den Stand sezen kann, waͤhrend einer
gegebenen Zeit mehr Nahrung zu sich zu nehmen, und ihren Kreislauf und
ihre Absonderungen zu beschleunigen.“ A. d. D.; ein Umstand, der fuͤr die noͤrdlichen Gegenden unserer Insel
von bedeutender Wichtigkeit ist, in dem daselbst ein großer Theil der
Getreide-Ernte durch die herbstlichen Regen zu Grunde geht, und weder durch
die Sonne noch durch die Winde mehr so getroknet werden kann, daß man sein Getreide
mit Sicherheit in Garben binden koͤnnte. Wenn der Landwirth bei der
Heu-Ernte gezwungen ist, wegen der Unsicherheit der Witterung sein Heu zu
fruͤhe einzufuͤhren, so wird etwas Salz auf jeden Heuschober gestreut,
diesen gegen den sogenannten Schober-Brand (mow-burned) zu schuͤzen, und dieses so mit Salz bestellte
Heu wird, wenn man es den Pferden und uͤbrigen Hausthieren aufstekt, jedem in
der beßten Jahreszeit eingefahrenen, aber nicht mit Salz gewuͤrzten Heue
vorgezogen werden.
Auch die Reinlichkeit, welche dem Salze als Duͤngungs-Mittel eigen ist,
ist ein beachtenswerther Vortheil, und in manchen Faͤllen, vorzuͤglich
dort, wo man Mastvieh haͤlt, von hoher Wichtigkeit. Man hat nur zu oft schon
bemerkt, daß, wenn eine Wiese alsogleich nach dem Maͤhen mit dem
gewoͤhnlichen Duͤnger bestellt wird, die Rinder das Gras nicht fressen
moͤgen, welches auf einer solchen Wiese waͤchst. Wenn man statt dieses
Duͤngers, gleich nach dem Maͤhen, die Wiese mit ein paar Bushel Salz
bestreuen wuͤrde, so wuͤrde diesem Nachtheile und Verluste dadurch
vorgebeugt, und man wuͤrde gleich eine reichliche Ernte von so suͤßem
Grummet erhalten, daß Pferde wie Rinder dasselbe mit der groͤßten Gierde
fressen werden.
Die Landwirthe pflegen in einigen Gegenden ihr Saat-Koͤrn in Kalkwasser
einzuweichen, und dieses Verfahren hat ohne Zweifel seinen Nuzen; ich bin aber
festiglich der Meinung, daß eine starke Salzlache aus einer Aufloͤsung von Kochsalz in Wasser noch
unendlich kraͤftiger seyn wuͤrde. Beinahe die Haͤlfte des
Welzens, den man erntet, befindet sich in einem Zustande von Krankheit, den man Brand oder RostIch empfehle hieruͤber einen vortrefflichen Aufsaz des Hrn. Joh. Sinclair
„uͤber die Weise dem Roste im Weizen
mittelst des Salzes vorzubeugen,“ welchen der
Akerbau-Rath unentgeldlich vertheilen ließ. Der Gegenstand ist zu
wichtig, als daß er nicht entscheidende Versuche verdiente. A. d. D. Man
vergleiche die 110 Anmerk. S. 359. A. d. d. Ueb. (smut or rust) nennt, und welchem diese Art von
Getreide sehr unterworfen ist; wenn aber das Saatkorn gehoͤrig mit Salz
zubereitet ist, kann dieser Unfall an demselben nimmermehr entstehen. Mehrere, an
dem allgemeinen Wohle theilnehmende, Landwirthe haben es bereits durch Versuche
erwiesen, daß man nie an jenen Kartoffeln den Krebs (scab) wahrnimmt, welche in einem Boden gebaut werden, den man mit Salz
geduͤngt hat.
In mehreren Gegenden Flanderns, vorzuͤglich aber um Lille, pflegt man den Harn
derjenigen Hausthiere, welche ihr Futter mit Salz bestreut genießen, besonders, in
eigenen Behaͤltern, aufzubewahren, und wenn man diesen Harn sodann
uͤber gewiße Gruͤnde, welche die Erfahrung ihnen als hiezu geeignet
Fennen lehrte, aussprizt, so erhaͤlt man, ohne allen anderen Duͤnger,
nicht bloß eine bedeutende, sondern in der That unglaubliche Wirkung von
demselben.
So viel mag einstweilen hinreichen, um Euch zu uͤberzeugen, daß ihr
aͤhnliche genuͤgende Resultate erhalten werdet, wo ihr euere Wiesen
und Aeker mit Salz duͤngt: in dem Anhange werdet ihr ein Verzeichniß
derjenigen Herren und Guͤterbesizer finden, welche das Salz als
Duͤnger anwendeten, und die treffliche Wirkung desselben bezeugten, unter
anderen auch ein Zeugniß eines Herren, der schon seit vielen Jahren sich des Salzes
in dieser Hinsicht auf seinem Gute bediente, und der zugleich versichert, daß man in
seiner Gegend seit mehr als 40 Jahren mit dem beßten Erfolge Salzlache auf die
Felder sprizt. Er kam aus einer entfernten Grafschaft nach London, bloß um dem
Wunsche des Ausschusses des Hauses der Gemeinen zu entsprechen, und demselben das
Resultat seiner, waͤhrend einer so langen Zeit gemachten, Erfahrungen
vorzulegen. Ihr werdet daselbst auch die Vorschlaͤge des
Akerbau-Rathes zu London, und der Gesellschaft der schottischen
Hochlaͤnder finden, deren Anweisungen euch hinlaͤnglich von den
Vortheilen der Anwendung des Salzes bei dem Feldbaue uͤberzeugen werden: sie
haben uͤberdieß noch Preise fuͤr jeden ausgeschrieben, der eine Reihe
von auserlesenen Versuchen uͤber die Anwendung dieses kostbaren Mittels auf
verschiedene Zweige des Akerbaues derselben vorlegen wirdEs ist uns aufgefallen, daß Hr. Parkes nicht auch
die allgemein bekannte Fruchtbarkeit Ungerns, Pohlens, Meklenburgs als
Beweis fuͤr die befruchtende Kraft des Salzes anfuͤhrt. Alle
diese Laͤnder gehoͤren zu denjenigen, deren Oberflaͤche
auf dem festen Lande von Europa am spaͤtesten vom Meere
entbloͤßt wurde, und deren Boden, zumal in Unstern, sehr salzig ist.
A. d. deutsch. Ueb..
Wir wollen nun zu dem zweiten Theile unseres Gegenstandes, zur Anwendung des Salzes
bei der Fuͤtterung der Rinder und Pferde, und bei der Mastung der Hausthiere
uͤberhaupt Uͤbergehen. Ich werde hier nur der mannigfaltigen Vortheile
erwaͤhnen, die aus der Erfahrung selbst hervorgingen, und bin zum Voraus von
der Wirkung uͤberzeugt, welche die Ansicht der vielen in dem Anhange
aufgefuͤhrten Beweise hervorbringen muß.
Um die Menge des Salzes, die auf jeder verschiedenen Art von Boden noͤthig
ist, mit Genauigkeit zu bestimmen, und die Vortheile genau zu ermessen, welche aus
der Anwendung desselben in allen verschiedenen, bei uns gewoͤhnlichen Arten
des Feldbaues hervorgehen, ist eine lange Reihe von Erfahrung noͤthig, wie
selbst einige dem Ausschusse des Hauses der Gemeinen vorgelegte Zeugnisse beweisen,
die nicht genuͤgend und widersprechend gewesen sind. Die Vortheile jedoch,
welche man dadurch erhalt, daß man seinen Rindern und Hausthieren Salz reicht, sind
so entschieden und fuͤr sich klar, daß kein Landwirth einen Augenblik
anstehen kann, dieselben zu benuͤzen.
Es ist allgemein bekannt, daß Salz die Verdauung bei den Pferden und Haupthieren
foͤrdert, und in denselben eine Anlage zum schnellen Fettwerden erzeugtDieß ist uͤbrigens keine Empfehlung fuͤr das Salz in einem
Pferdstalle. A. d. deutsch. Ueb.. Es ist ferner bekannt, daß, wenn man die Pferde mit geschnittenem Strohe
oder mit Haͤkerling fuͤttert, man denselben von diesem wohlfeilen
Futter mehr, als unter jeder anderen Bedingung, reichen darf, so bald es mit Salz
bestreut ist; und da es bei einem Thiere, das man maͤsten will, gar sehr
darauf ankommt, daß man demselben seinen Magen voll fuͤllt, so kann dieß, so
bald es mit einer hinlaͤnglichen Menge von Salz geschieht, sowohl zum Masten
als zum gesunden Futter fuͤr das Thier mit bloßem Strohe in der reichlichsten
Menge mit dem groͤßten Vortheile geleistet werden. So weiß auch jeder, der nur einige Erfahrung
in der Viehmast besizt, daß eine gehoͤrige Menge des gemeinsten Futters, wenn
sie von dem Thiere mit Appetit genossen wird, dasselbe, wenn man nur noch etwas
weniges von einer nahrhafteren Kost zusezt, schneller fett machen wird, als das
beßte Futter, das man nur in maͤßiger Quantitaͤt dem Thiele vorlegt.
Es gibt in der That kaum irgend ein Nahrungs-Mittel fuͤr die
Hausthiere, welches, gehoͤrig mit Salz gemengt, nicht den Appetit derselben
erhoͤhte, und sie mit groͤßerem Wohlgeschmake fressen machte: es muß
daher auch fuͤr jeden, der sich mit Viehmast beschaͤftigt, interessant
seyn, zu wissen, wie er dieses so nuͤzliche Salz auf die wohlfeilste und
leichteste Art anwenden kann.
Es wurde im vorigen Jahre vor dem Ausschuͤsse des Hauses der Gemeinen
unwiderlegbar bewiesen, daß 14 Pfunde Stroh, welches bei vollkommener Reife der
Koͤrner geschnitten (also fuͤr sich nur von geringem Werthe) dann
eingeweicht, abgebruͤht und mit vier Loch Salz gemengt wurde, 40 Pfunde
Ruͤben bei der Mastung ersezen. Diese Thatsache ist doch wahrlich fuͤr
jeden Landwirth wichtig, und sollte es moͤglich seyn, daß sie irgend einem
Landwirthe unbekannt bleiben koͤnnte?
Einer meiner Freunde reiste im Jahr 1812 in den vereinigten nordamerikanischen
Staaten von Massachusets nach dem Missisippe. Er sah, daß man auf dieser ganzen
weiten Streke die Heubuͤnde salzte, oder auch nur gerade hin das Heu mit Salz
bestreute, und zwar in dem Verhaͤltnisse von 14 Pfund Satz auf eine Tonne
Heu. Er sagt, daß man in diesem Lande allgemein dem Hornviehs und den Schafen Salz
gibt, und daß er sehr oft sah, wie die Herde eine Meile weit und noch weiter einem
Hirtenjungen folgte, der ein Stuͤk Salz in der Hand hielt, und der bloß
dadurch, daß er den Thieren das Salz zeigte, dieselben ihm nachlaufen machteEben dieß kann jeder Europaͤer auf den baierischen und
oͤsterreichischen Alpen sehen, wo die Ziegen bloß durch Salz
zusammengehalten werden koͤnnen. Und wie kirrt der Jaͤger die
Hirsche anders, als durch die Leke? Doch die Hirsche gehoͤren ja
unter die edlen Thiere, und haben das
Privilegium, allein Salz zu fressen. A. d. deutsch. Ueb.. Derselbe Freund versicherte mich, daß er seit seiner Ruͤkkehr nach
England dasselbe Verfahren auch auf seinen Guͤtern anwendet, und auf seine
Heubuͤnde und in das Gesott, das er den Pferden gibt, mit dem beßten Erfolge
Salz streuen laͤßt.
Schon die Begierde, mit welcher Pferde, Rinder und Schafe in allen Lindern, wo man
diesen Thieren Salz reichen kann, auf dasselbe erpicht sind, haͤtte uns
darauf aufmerksam machen koͤnnen, daß das Salz ihnen hoͤchst
zutraͤglich seyn muͤße. Daß dieses wirklich der Fall ist,
hieruͤber wird man in dem Anhange unwiderlegbare Beweise finden, wo auch
viele von einem sehr achtbaren Mitglieds des Hauses der Gemeinen, vorgetragene,
auffallende Thatsachen vorkommen, welche den wohlthaͤtigen Einfluß des Salzes
auf die Gesundheit dieser Thiere beweisen.
Niemand wird also zweifeln koͤnnen, daß das Salz, wenn es den Thieren
gehoͤrig dargereicht wird, die Verdauungskraͤfte derselben
staͤrkt, dieselben vor Krankheiten bewahrt, und ihren Zustand verbessert. Man
wird aus den unten angefuͤhrten Beweisen ersehen, daß die Kuͤhe,
welchen man Salz gegeben hat, nicht bloß weit reichlicher Milch und Butter
dafuͤr zuruͤk geben, sondern daß die Milch derselben auch jenen
Ruͤben-Geruch nicht mehr hat, den sie sowohl, als auch die aus
derselben bereitete Butter bei jenen Kuͤhen, welche ihre Ruͤben ohne
Salz erhielten, stets bei sich fuͤhrt. Eben so ist es erwiesen, daß das Salz
ein sicheres Mittel gegen die Wuͤrmer bei den Pferden, und ein Specificum
gegen die Lungenfaͤulniß (Rot) bei den Rindern
ist, so wie es gleichfalls gewiß ist, daß die Wolle bei jenen Schafen, welche mit
Salz gefuͤttert werden, sich wesentlich verbessert.
Es ist, wie ich glaube, unmoͤglich, die Menge von Beweisen, welche von dem
ehrenwerthen Handlungs-Rathe, wie vor dem Ausschusse des Hauses der Gemeinen
vorgelegt wurden, durchzublaͤttern, ohne sich von der Groͤße und von
der Wichtigkeit der Vortheile zu uͤberzeugen, welche die Anwendung des
Salzes, sowohl bei der Mastung als bei dem Akerbau gewaͤhrt.
Vorzuͤglich merkwuͤrdig ist das Zeugniß des Joh. Christian Curwen, des Repraͤsentanten der Stadt Carlisle im
Parlamente, der selbst Akerbau treibt, und der vor dem Ausschusse versicherte, daß
auf einem Gute, welches jaͤhrlich 1000 Pfund Sterling Rente traͤgt,
der jaͤhrlich aus reichlicher Anwendung des Salzes hervorgehende Gewinn nie
weniger als 300 Pfund betragen kann.
Wenn der Nuzen und Gewinn bei der reichlicheren Anwendung des Salzes in allen Zweigen
der Landwirtschaft bisher so vielseitig und so bedeutend war, wie kommt es, wird man
fragen koͤnnen, daß der Gebrauch einer so nuͤzlichen Sache noch bis
zur Stunde im ganzen Koͤnigreich nicht allgemein geworden ist? Daran
koͤnnen verschiedene Ursachen Antheil haben. Wir wollen hier unter anderen
nur auf die Schwierigkeit aufmerksam machen, die uͤberall unter den Landwirthen
vorzuͤglich unter jenen der unteren Klasse, sich findet, den alten von den
lieben Voreltern breit getretenen Pfad zu verlassen; auf den Mangel an Unterricht,
wie man das Salz zu den verschiedenen landwirthschaftlichen Zweken gehoͤrig
benuͤzen muͤße; auf die ungeheueren Abgaben, die auf das Salz gelegt
sind; und vielleicht verdienen die Schwierigkeiten und Formalitaͤten, die man
ehe bekaͤmpfen und besiegen mußte, als man irgend eine Verminderung dieser
Abgaben erhalten konnte, unsere Aufmerksamkeit noch mehr, als diese Abgaben
selbst.
Wir wollen nur einen Fall als Beispiel dieser laͤstigen Schwierigkeiten hier
anfuͤhren. In Folge eines Parlaments-Beschlusses, der im 57ten Jahre
der Regierung Georg III. gefaßt wurde, sollte der Landwirth, um den Rindern und
Schafen Salz unter ihr Futter streuen zu koͤnnen, das Salz um 5 Shilling im
Bushel wohlfeiler, als nach der gewoͤhnlichen Taxe, erhalten koͤnnen,
d.h. den Zentner zu 100 Pfund, das Pfund zu 32 Loch, um 10 ShillingUngefaͤhr 5 fl. U. d. deutsch. Ueb. wohlfeiler. Dieses Salz mußte aber einzig und allein zum Viehfutter, und zu
nichts anderem verwendet werden. Ehe man aber irgend eine Portion Salz erhalten
konnte, mußte man vorlaͤufig eine schriftliche Caution leisten, und eine den
Salz-Beamten gefaͤllige Buͤrgschaft stellen, unter Strafe,
sechsmal so viel zu bezahlen, als das Salz, seinem gewoͤhnlichen Preise nach,
werth ist. Nie konnte man neues Salz erhalten, und wenn das Vieh, das sich seit
langer Zeit daran gewoͤhnte, auch noch weit mehr gebraucht haͤtte, bis
man nicht vorher seine Obliegenheiten, zu welchen man sich zu der Zeit, als man das
Salz erhielt, schriftlich verbunden hat, erfuͤllte. Denn es wurde noch
uͤberdieß verordnet, daß, ehe man foͤrmlich von seinen
Verbindlichkeiten losgesprochen werden konnte, man ein Zeugniß vorlegen mußte, aus
welchem erhellte, daß die ganze Menge Salzes wirklich zum Bestreuen des Futters
fuͤr die Rinder und Schafe verbraucht und aufgezehrt, und zu keinem anderen
Zweke verwendet wurde; und auch dieses Zeugniß konnte nicht von der geleisteten
Buͤrgschaft befreien, bis nicht der Salzsteuer-Einnehmer sich von der
Wahrheit desselben selbst uͤberzeugt, und dieses Zeugniß eigenhaͤndig
unterzeichnet hatte.
Die Parliaments-Acte befahl ferner noch, daß, wenn ein solches Zeugniß nicht
binnen 13 Monaten von der geleisteten steten Buͤrgschaft an dem
Salzsteuer-Einnehmer vorgelegt, und von demselben unterzeichnet, oder in was
immer fuͤr einer Ruͤksicht falsch befunden wurde, oder wenn irgend ein
Portionchen Salz auf eine andere Weise, außer zur Fuͤtterung der Rinder und
Schafe, verbraucht wurde, die ganze als Buͤrgschaft stipulirte Summe
verfallen seyn sollte.
Unter der Androhung solcher Strafen, und unter solchen Verantwortlichkeiten ist es
nicht zu verwundern, wenn das Salz in der Landwirthschaft nicht haͤufiger
angewendet wurde; und um so weniger, wenn man noch bedenkt, daß, bei allen diesen
Nachtheilen, der Landwirth auch nicht ein einziges Bushel Salz zur Aufbewahrung
seines Heues, zum Einweichen seines Saatkornes, oder zum Duͤngen seiner
Felder verwenden konnte, und durfte, außer er wollte noch uͤberdies die
ungeheure Abgabe von 30 Pfund Sterl. fuͤr die Tonne Salz bezahlen: eine
Abgabe, die wahrlich eben so viel als ein Verbot hieß.
Mit desto groͤßerem Vergnuͤgen kann ich Euch nun dazu Gluͤk
wuͤnschen, daß am 5. Juni des vorigen Jahres eine Parliaments-Acte
durch die beiden Kammern ging, durch welche die laͤstigsten
Beschraͤnkungen in dieser Hinsicht aufgehoben, und die Abgaben auf jenes Salz
herabgesezt wurden, welches in Zukunft sowohl fuͤr den Akerbau, als zum
Futter fuͤr Rinder und Schafe verwendet werden soll.
In Folge dieser Parliaments-Acte wird nun in Zukunft das Salz um den
herabgesezten Preis von 2 Shill. 6 Pence den Bushel, oder um 5 Shill. den Zentner zu
100 PfundAn den Salinen zu Northwich kostet die Tonne Salzes nicht mehr als
8–10 Shill., und wird von da auf dem Kanale um fuͤnf Shill.
die Tonne verfahren. Wer unter den durch die Parliaments-Acte
bestimmten Bedingungen irgend eine beliebige Menge Salzes zu erhalten
wuͤnscht, darf nur an Hrn. Wilh. Horne,
Kaufmann zu Liverpool, sich wenden. Hr. Horne ist
ein sehr achtbarer, an dem Wohle des Landes thaͤtigen Antheil
nehmender Mann. Er wurde wegen des Eifers, mit welchem er sich um die
Anwendung des Salzes auf den Akerbau annahm, zum Mitglieds des
Akerbau-Rathes zu London ernannt. A. d. D. zu jedem folgenden Bedarfs zu haben seyn: naͤmlich zur Beimischung
zum Futter der Rinder und Hausthiere; zum Einweichen des Saatkornes; zum Aufbewahren
des Heues und zum Duͤngen. Caution-Leistung oder irgend eine andere
Sicherstellung, daß das Salz treulich zu diesen Zweken verwendet wurde, ist nun
nicht mehr noͤthig. Und wenn auch der Landwirth ein Zeugnis) ausstellen muß,
daß er das Salz auf obige in der Parliaments-Acte bestimmte Weise verwendet
hat, so ist der
Zeitverlust, der ehevor dadurch entstand, daß der Salzsteuer-Einnehmer die
noͤthigen Untersuchungen uͤber die Wahrheit der in dem Zeugnisse
gemachten Angaben anstellen mußte, nun nicht mehr noͤthig, sondern der
Salzsteuer-Einnehmer muß jezt dieses Zeugniß ohne weiters annehmen, so bald
ihm dasselbe vorgelegt wird, und der Landwirth hat das Recht alsogleich eine neue
Menge Salzes zu fodern und zu empfangen.
Diese wichtige Parliaments-Acte erlaubt zugleich den Landwirthen irgend eine
Menge dieses Salzes auf ein anderes Gut zu uͤbertragen, und auch einem
Nachbar zu gleicher Absicht zu verkaufen, und obschon ein betruͤgerischer
Verbrauch dieses Salzes in dieser Acte mit 40 Shill. vom Bushel verpoͤnt ist,
ja selbst, bei gewißen Personen, mit 100 Pfund Sterl., so enthaͤlt die Acte
doch noch den Zusaz, daß dieses Strafgeld von dem Friedensrichter auf ein Viertel
der obigen Summe herabgesezt werden kann.
Dieß sind die Abaͤnderungen, welche die Geseze in Hinsicht der Anwendung des
Salzes auf den Akerbau erlitten haben, und es scheint mir, daß jeder Landwirth, der
im Stande ist, sich Salz zu verschaffen, sich desselben alsogleich bedienen, und auf
seinen Feldern und mit seinen Hausthieren jene Versuche anstellen sollte, die ihm am
meisten geeignet scheinen, die Menge und den Werth seiner Erzeugnisse zu
erhoͤhen. Ich wuͤnschte sehr, daß eine große Menge von Landwirthen
sich alsogleich hiezu anschikte, in dem, wie es mir scheint, diese
Abaͤnderung in den Salz-Gesezen eine der hoͤchsten
Beguͤnstigungen ist, die die Regierung jemals zum Vortheile der
Landwirthschaft in England erließ, und alle diejenigen, welche durch diese
Beguͤnstigung verlieren, und folglich Feinde dieser Neuerung und der
Aufhebung der alten Salz-Geseze sind, wo sie sahen, daß die
Guͤterbesizer, selbst bei der außerordentlichen Anstrengung, welche der
Ausschuß der Kammer der Gemeinen zu ihren Gunsten machte, gleichguͤltig gegen
dieses Geschenk oder wohl gar abgeneigt gegen dasselbe sich zeigen wuͤrden
sich dieses Umstandes als eines Beweises gegen diejenigen bedienen wuͤrden,
welche diese Neuerung herbeifuͤhrten und beguͤnstigten, wodurch dann
die alten Salz-Geseze bald wieder in ihrer vorigen und urspruͤnglichen
Harte und Strenge hergestellt werden koͤnnten. Wenn aber im Gegentheile
allgemein im ganzen Koͤnigreiche Versuche angestellt werden, so zweifle ich
keinen Augenblik, daß die Landwirthe sich vollkommen von dem Nuzen der Anwendung des
Salzes in den verschiedenen Zweigen der Landwirthschaft uͤberzeugen
muͤßen, und dann ein allgemeines Ansuchen um gaͤnzliche Aufhebung
aller Salz-Geseze an das Parliament werden gelangen lassen. Dann werden die
Landwirthe und die Manufacturisten berechtigt seyn, das Kochsalz eben st aus der
Erde zu graben, wie sie jezt Sand und Steinkohlen graben, und die Vortheile, welche
die englische Nation hiedurch erhalten wird, werden groͤßer und zahlreicher
seyn, als man gegenwaͤrtig vielleicht glauben duͤrfteVorausgesezt, daß sie nicht in die Haͤnde von Monopolisten fallen, wie
die Salinen in Deutschland in die Haͤnde der Bischoͤfe zu
Salzburg, und der Proͤpste zu Berchtesgaden gefallen sind, die den
groͤßten Theil des suͤdlichen Deutschlandes im Mittelalter in
Hinsicht auf Salz groͤber mißhandelten, als jemals ein Volk durch
irgend eine Salzsteuer mißhandelt wurde. Der Handel mit Salz darf so wenig,
als die Gewinnung des Salzes, jemals frei gegeben werden, sondern muß
jedesmal bei der Staats-Verwaltung als Eigenthum des Staates bleiben.
Man lese, wenn man zweifeln koͤnnte, nur die Geschichte des
Salzhandels.u. d. deutsch. Ueb..
Da ich wider meine Erwartung weitlaͤuftiger geworden bin, als ich es
vermuthete, so muß ich mich nur noch auf einige Vorsichtsregeln und Anweisungen
fuͤr jene meiner Leser beschranken, welche sich zu dem im Eingange dieses
Sendschreibens empfohlenen Verfahren entschließen koͤnnten.
Zuerst muß ich bemerken, daß man keinen Boden fuͤr tragbar halten kann, der
alles Kohlenstoffes gaͤnzlich beraubt ist. Wenn es moͤglich
waͤre, daß irgend ein Boden durch wiederholte Ernten so sehr
erschoͤpft seyn koͤnnte, daß er entweder wenig oder gar keinen
Kohlenstoff mehr enthielte, koͤnnte dann nicht wahrscheinlicher Weise das
Salz allein seine unspruͤngliche Fruchtbarkeit ersezen? Um so mehr
muͤßte also, wie ich glaube, ein Boden, der noch viel Kohlenstoff
enthaͤlt, durch Anwendung des Salzes auf denselben gewinnen. Die sicherste
Weise jedoch, die ein Landwirth bei Anwendung des Salzes befolgen kann, ist diese,
so wohl bei einem Boden der ersten Art, als bei jedem Boden, das Salz nur
maͤßig anzuwenden, und in jedem Falle ein kleines Stuͤk dieses Bodens
ganz ohne Salz zu belassen, damit man die durch dasselbe hervorgebrachte Wirkung
jedesmal vergleichen, und sich von dem offenbaren und handgreiflichen Erfolge
uͤberzeugen kann.
Jeder Landwirth, der sein Feld nicht leer sehen will, muß durchaus ehe zu wenig als
zu viel Salz auf dasselbe streuen; denn zu viel Salz, als Duͤnger angewendet,
wuͤrde den Boden, wenigstens fuͤr ein Jahr, vollkommen unfruchtbar
machen. Wir lesen in der Bibel von dem Salzthale, in welchem David die Syrer schlug;
wahrscheinlich war dies irgend eine Niederung, welche durch Einwirkung des Salzwassers unfruchtbar
geworden war. In einem der ersten Baͤnde der philosophical Transactions ist von einem aͤhnlichen Thale in der
Nachbarschaft von Haleppo die Rede, wo der seel. Dr. Brownrigg von einer großen Wuͤste an der
(ehemaligen) Graͤnze Rußlands gegen die krimsche Tatarey hin spricht, welche,
wegen Ueberflusses an Salz, so durchaus unfruchtbar geworden ist, daß viele Meilen
weit keine Pflanze wachsen, kein Kraut auf derselben gruͤnen kann.
Dieß erinnert mich an einen Umstand, der fuͤr alle diejenigen wichtig seyn
muß, welche ihr Salz nach den Anordnungen der lezten Parliaments-Acte
beziehen. Diese Acte schreibt vor, daß das Salz in großen Stuͤken von 20
Pfunden und daruͤber abgegeben werden soll; es muß folglich, ehe dasselbe mit
Vortheil angewendet werden kann, zerkleint werden: denn wo immer ein
groͤberes Stuͤk Salz hinfaͤllt, da zerstoͤrt es
unvermeidlich jede Pflanze, auf welche es zu liegen kommt. Wenn daher irgend ein
Landmann unachtsam ist, und das Salz ausstreut, ohne es vorher gehoͤrig
zerkleint zu haben, so kann er dadurch, mag dieß auf dem Aker oder auf Wiesen
geschehen, nichts anderes als doppelten Schaden dabei haben. Ich rathe daher jedem
Guͤterbesizer, der sein Salz von Northwich bezieht, dasselbe, ehe er es auf
seine Gruͤnde streuen laͤßt, zerstoßen und so sein puͤlvern und
sieben zu lassen, daß es so sein wie Tafelsalz wird. Das Steinsalz ist nicht sehr
hart, und es kann so sein gepulvert werden, als man es eben noͤthig hat.
Was uͤbrigens die Menge des Salzes betrifft, die bei verschiedenen
Feldfruͤchten und auf Gruͤnden von verschiedener Guͤte
angewendet werden muß, so wird alles dieses aus den Angaben in den verschiedenen
Zeugnissen und Urkunden, welche sich in dem Anhange befinden, deutlich erhellen. Das
beßte Mittel, hieruͤber ganz in's Reine zu kommen, ist indessen dieses, daß
jeder Landwirth auf seinen Gruͤnden selbst Versuche anstellt, und die
Resultate hievon genau beachtet. Um zu diesem Zweke zu gelangen, wuͤrde ich
ihm rathen, mit jeder einzelnen Art von Feldfrucht, die er baut, so wie auch auf
seinen Wiesen, Reihen von Versuchen anzustellenDer ehrenwerthe Baronet Joh. Sinclair hat
neuerlich eine Reihe von 16 verschiedenen Versuchen bekannt gemacht, welche
er von den Landwirthen angestellt zu sehen wuͤnscht, um den Nuzen des
Salzes dei dem Akerbaue mit groͤßerer Sicherheit bestimmen zu
koͤnnen. Er hat diese kleine Schrift gratis vertheilt, sie ist bei
dem Akerbau-Rathe zu haben, und verdient die Aufmerksamkeit aller
praktischen Landwirthe. und alle, auch
die kleinsten Umstaͤnde, die bei jedem dieser Versuche Statt haben, genau
aufzuzeichnen.
Ein großer Garten in der Naͤhe des Wohnhauses wuͤrde der schiklichste
Plaz zu solchen Versuchen seynUnter der Voraussezung, daß der Boden desselben von gleicher Beschaffenheit
mit jenem der Felder ist. A. d. deutsch. Ueb.. Da dieser stets mehr unter der unmittelbaren Aufsicht des Besizers ist, und
hier die Versuche nur im Kleinen angestellt werden, so wuͤrden diese Versuche
hier wenig oder gar nichts kosten. Der Umstand, daß der Landwirth jezt das Salz,
welches er erhalten hat, unter seinen Nachbarn, welche er zu aͤhnlichen
Versuchen geneigt und geschikt glaubt, vertheilen kann, kommt bei solchen
theilweisen Versuchen sehr wohl zu Statten, und muß fuͤr diejenigen sehr
erwuͤnscht seyn, welche sich von dem Nuzen des Salzes selbst
uͤberzeugen, und doch nicht also, gleich eine große Menge Salzes zu ihrem
eigenen Gebrauche wollen kommen lassen. Und da die lezte Parliaments-Acte das
Salz sowohl auf dem Felde als im Stalle zu verbrauchen gestattet, so ist dadurch
fuͤr den Absaz desselben ein weites Feld geoͤffnet.
Nach den bereits auf einem Gute mit den Hausthieren angestellten Versuchen scheint
die hier unten angegebene Menge denselben mit vollkommener Sicherheit dargereicht
werden zu koͤnnen.
Den Ochsen und Kuͤhen taͤglich 4 Unzen (Lothe) Salz mit Stroh oder
anderem Futter, jedesmal aber im warmen Wasser geweicht: die Haͤlfte davon am
Morgen, die andere Haͤlfte den uͤbrigen Tag uͤber.
Den Pferden vier Unzen, wie oben angegeben wurde.
Dem Jungviehs zwei Unzen, wie oben, auf zweimal.
Den Kaͤlbern eine Unze den Tag uͤber in zwei Portionen.
Den Schafen jedem woͤchentlich zwei Unzen nur einmal. Das Salz muß sehr
duͤnn auf Steine oder auf Balken auf den Feldern, wo die Schafe weiden,
gestreut werden.
Ich schmeichle mir mit der Hoffnung, daß wenige Landwirthe, sie moͤgen Feldbau
oder Viehzucht treiben, diese Blaͤtter und den Anhang ohne den Wunsch lesen
werden, ihre Grundstuͤke zu verbessern, und den Werth ihrer Thiere zu
erhoͤhen: und sollte es wirklich einige geben, welche durchaus keinen Sinn
fuͤr irgend eine Verbesserung besizen, so bin ich uͤberzeugt, daß sich
auf der anderen Seite mehrere auf dem Lande wohnende Guͤterbesizer und
mehrere aufgeklaͤrte Landwirthe finden werden, welche jede Gelegenheit
ergreifen, um das National-Wohl von Großbritanien zu foͤrdern, und die
diesen Gegenstand vielleicht bloß aus reinem Patriotismus betreiben.
Aristoteles war der Meinung: „daß Cultur des Bodens die Freiheit
beguͤnstigt.“ Ein Schriftsteller neuerer Zeit bemerkt:
„daß wohl geordnete Monarchien meistens nur in fruchtbaren
Laͤndern zu finden sind.“ Es war ein Sprichwort in den
aͤlteren Zeiten: „daß Felder, mit Kornaͤhren bedekt, die
Wiegen des Sieges sind.“
„Die Bewohner Sardiniens“ sagt Montesquieu „waren
einst die reichsten Leute, und Aristeus, den seine Vorliebe fuͤr den
Verbau so beruͤhmt machte, war ihr Gesezgeber.“ Als aber die
Karthaginenser ihre Herren wurden, zerstoͤrten diese alles, was den Menschen
zu ernaͤhren vermochte, und verbothen den Feldbau bei Todesstrafe. Auf diese
Weise mußte dieser Staat zu Grunde gehen. und Jahrhunderte lang die Beute
verschiedener Eroberer werden: und noch heute zu Tage ist der groͤßte Theil
der Insel Sardinien wuͤstes unbebautes Heideland. Welchen auffallenden
Contrast mit diesem bejammernswerthen Zustande Sardiniens liefert nicht das heutige
China!
Die aͤltesten Beherrscher von China, sagt Montesquieu, waren keine Eroberer.
Das Erste, was sie fuͤr ihre Vergroͤßerung unternahmen, war zugleich
der schoͤnste Beweis ihrer Weisheit. Sie entrissen dem Meere zwei ihrer
schoͤnsten Provinzen. Diese Laͤnder verdanken ihr Daseyn dem Arme des
Menschen, und die unglaubliche Fruchtbarkeit tiefer beiden Provinzen ist es, die uns
Europaͤern unsere Ideen von der Gluͤkseligkeit dieses ungeheuren
Landes gab. Nach dem einstimmigen Zeugnisse aller Reisenden ist jeder Theil dieses
Reiches so gut bebaut und unterhalten, als die Umstaͤnde es nur immer
erlauben, waͤhrend in England und im Fuͤrstenthume Galles mehr als
sieben Millionen Acres Heideland seit Jahrhunderten wuͤst und unbebaut da
liegen, und der Nation wenig oder gar keinen Nuzen gewaͤhren.
Das groͤßte Hinderniß bei der Urbarmachung dieser Laͤnder ist der
Mangel an Duͤnger, in dem es an diesem selbst fuͤr jene Gruͤnde
noch gar sehr gebricht, die bereits mit Zaͤunen umgeben sind. Nur dann, wenn
die Anwendung des Salzes als Duͤnger allgemein wird, kann diesem Mangel,
wenigstens groͤßten Theiles, abgeholfen werden. Jeder wohlhabende
Guͤterbesizer wird dann die Mittel in seinem Bereiche finden, sein ganzes Gut
auf den moͤglich hoͤchsten Ertrag zu bringen, und es wird eine Schande
fuͤr einen Landwirth seyn, auch nur eine Ruthe Landes, das ihm angehoͤrt, unbebaut
liegen zu lassen. Dieß wird auch die Bahn zur Urbarmachung der ungeheuren
Gemeinde-Gruͤnde oͤffnen, die wir in jedem Winkel des
Koͤnigreiches treffen, und die neue Gestalt, die das ganze Land dadurch
erhalten muß, abgesehen von der Vermehrung seiner Bewohner, laͤßt sich
leichter denken, als beschreiben.
Wenn unsere Voreltern auf die Verbesserung des Akerbaues unaufmerksam geblieben
waͤren, so wuͤrde noch jezt der groͤßte Theil Großbritaniens
mit Waͤldern bedekt seyn, und eben so wuͤrden, waͤre man nicht
auf das Fortschreiten der Cultur und auf immer steigende Verbesserung bedacht
gewesen, die schoͤnsten Provinzen Frankreichs und Deutschlands noch immer von
dem hercynischen Walde beschattet seyn, der zu Caͤsars Zeiten von den
Graͤnzen Elsasses und der Schweiz uͤber den groͤßten Theil von
Deutschland, Ungern und Siebenbirgen sich hinzog, und, wie man sagte, 60 Tagreisen
lang, und neun breit war.
Akerbau, sagt der wakere Hr. Hollinshead ist die sicherste
Quelle des Reichthumes eines Landes und einer Familie. Wo man diesen in einem Lande
vernachlaͤssigt, wird Armuth und Elend in dem Inneren desselben
bruͤten, und wenn man das Gold in Scheffeln aus dem Auslande
hereintruͤge. Wandelbar war und ist das Loos des Fabrikanten und des
Handelsmannes, und wird es ewig bleiben: wo heute Tausende von Individuen in voller
Thaͤtigkeit sind, koͤnnen Morgen eben diese Tausende im Elende
schmachten. Aehnliches Schiksal kann dem den Akerbau treibenden Landmanne nie
begegnen: er wird immer die Fruͤchte seines Schweißes genießen, und, wo er
fleißig ist, stets so viel erhalten, als er zu seinem Unterhalte braucht.
Die Epoche, in welcher wir gegenwaͤrtig leben, ist, diese Bemerkungen
moͤgen uͤbrigens wahr seyn, oder nicht, jedem Fortschreiten in
Kuͤnsten und Wissenschaften wie in allem Uebrigen, Gott sey Dank!
guͤnstig. In Hinsicht auf die Fortschritte der Kuͤnste, und den im
ganzen Lande aufgeregten Untersuchungs-Geist glaube ich, daß mehr dann Ein
verstaͤndiger Landwirth auf die wichtigen Puncte aufmerksam werden wird,
uͤber welche ich hier gesprochen habe.
Man erlaube mir nur noch beizufuͤgen, daß ich es fuͤr ausgemacht
erachte, daß diejenigen, weichen der hier behandelte Gegenstand nicht ganz
gleichguͤltig ist, ihr eigenes Wohl, so wie jenes des Publicums, nicht besser
zu Rathe halten koͤnnen, als wenn sie sich sogleich der Anstellung solcher
Versuche unterziehen, die fuͤr die respective Lage und das Interesse eines jeden derselben
am meisten geeignet sind: die Resultate hievon, sie moͤgen ausfallen, wie sie
wollen, werden stets zu ihrem Vortheile und zum Vortheile der Nation gereichen. Ich
bin etc.
Samuel Parkes.