Titel: | Ueber Bronzier-Pulver. Von Hrn. Th. Gill. |
Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LXXVII., S. 471 |
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LXXVII.
Ueber Bronzier-Pulver. Von Hrn. Th. Gill.
In dessen Technical Repository 1812. November. S. 350.
Gill, über Bronzier-Pulver.
Der haͤufige Gebrauch, den man von diesem Artikel heute
zu Tage bei Verzierungen aller Art zu machen pflegt, erhebt ihn zu einem Gegenstande
von bedeutender Wichtigkeit.
Seiner Feinheit nach zu urtheilen muß dieses Pulver entweder ein metallischer
Niederschlag, oder, was noch wahrscheinlicher ist, und auch durch das Zeugniß der
angesehensten Chemiker bestaͤtiget wird, ein Praͤparat aus dem
sogenannten Musivgolde (Aurum mosaicum oder musivum) seyn.
Der seel. Hr. W. E. Sheffield, der einst Chemiker und Fabrikant war, versicherte mich
des Lezteren, wenigstens in Hinsicht auf den goldfarbenen Bronz: es gibt aber auch
orangenfarbige, gruͤne, weiße Bronze, welche auf andere Art bereitet worden
seyn muͤßen.
Auch Parkes erwaͤhnt in seinem „chemichal Cathechism“ des
Musivgoldes, dessen die Kuͤnstler sich bedienen sollen, um dem Bronze eine
schoͤne Farbe zu geben. Nach ihm ist es eine Verbindung des weißen
Zinn-Oxides mit Schwefel mittelst Queksilbers.
Dossie in seinem schaͤzbarem Werke „the Elaboratory laid oper“ lehrt die
beßte Bereitung desselben, welche folgende ist:
„Aurum Mosaicum“
„Man nimmt ein Pfund Zinn, sieben Unzen Schwefelblumen, Salmiak und
gereinigtes Queksilber von jedem 1/2 Pfund; schmilzt das Zinn und sezt demselben
das Queksilber bei: nachdem die Mischung kalt geworden ist, puͤlvert man
dieselbe, mischt sie sehr genau mit dem Salmiak und mit dem Schwefel, und
sublimirt sie in einem Kolben: unter der sublimirten Masse wird das Musivgold
und am Boden der Retorte einiger Schaum sich finden.“
Anmerkung. „Die Mengen des Queksilbers und des
Salmiaks sind, nach diesem Verfahren unseres Collegiums, um die Haͤlfte
kleiner, als in der Pharmacopoeia Edinb. und in
anderen Buͤchern; sie reichen indessen vollkommen hin, und diese
Verminderung derselben ist folglich eine wahre Verbesserung, in dem dadurch die
Auslagen bedeutend verringert werden.“
„Die Leitung dieses Prozesses ist etwas kritisch, denn er mißlingt
oͤfters, wenigstens in Hinsicht auf die Menge des erhaltenen Produktes;
nicht selten hat bloß ein kleiner Theil des Kuchens die gehoͤrige Farbe
und den gehoͤrigen Glanz.“
„Um die Ursache dieses Mißlingens soviel moͤglich zu entfernen, ist
es sehr gut, alle unreinen Theile des Salmiaks auszulesen und zu beseitigen, und
wohl Acht zu geben, daß weder das Zinn noch das Queksilber und
vorzuͤglich dieses, nicht mit Blei verunreinigt ist.“
„Die Calcination geschieht am beßten in einem beschlagenen
glaͤsernen Gefaͤße in offenem Feuer; denn man ist bei der Hize
eines Sandbades nicht sicher, daß der durch das Queksilber gebildete Zinnober
ganz aus dem Zinne aufgetrieben wird, wenn man anders die Hize nicht
laͤnger fort unterhalten will, als zum Gelingen der Operation in der
Hauptsache noͤthig ist. Das beschlagene glaͤserne Gefaͤß
muß eine sehr lange Form haben, und darf in dem Ofen selbst nicht mehr der Hize
ausgesezt seyn, als nur an dem Theile, welcher die Materialien enthaͤlt.
Wenn ein großer Theil des Gefaͤßes außer der Hize sich befindet, so kann
man allen Salmiak und alles Queksilber wieder erhalten; denn der Salmiak und ein
Theil des Schwefels sammelt sich oben an der Spize des Gefaͤßes, und das
Queksilber mit einem Theile Schwefel zu Zinnober verbunden naͤher an
jener Stelle, welche dem Feuer ausgesezt war. Der auf diese Weise ersparte
Salmiak kann zur Bereitung des Spiritus volatilis
dienen, indem der beigemischte Schwefel demselben nicht schadet. Das in Zinnober
verwandelte Queksilber kann mit anderem schlechten Zinnober oder Calomel durch
Destillation mit ungeloͤschtem Kalke und Perl-Asche wieder
hergestellt werden, so daß, man auf diese Weise bei Bereitung des Musivgoldes
die Hauptauslagen wieder hereinbekommt.“
Nachdem das Musivgold sein abgerieben wurde, werden die damit zu verzierenden
Gegenstaͤnde entweder mit Oelfarbe oder mit Firniß uͤberzogen, und in
einem zum Theile troknen Zustande wird das Bronzpulver mittelst eines feinen und
lokeren Haarpinsels aufgetragen.