Titel: | Ueber Bohr-Instrumente. Von Hrn. Gill. |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. V., S. 37 |
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V.
Ueber Bohr-Instrumente. Von Hrn. Gill.
In seinem technical Repository. November 1822. S. 335.
Mit Abbildungen auf Tab. I. und einer Anmerkung von G. Haevel.
Gill uͤber Bohr-Instrumente.
Der americanische geflochtene Central-Beisser.
Dieses treffliche Instrument wird aus einer flachen gewundenen
Stahlstange gefertigt, und ist in Fig. 28 Tab. I. vor
Vorne, in Fig. 29 von der Seite
dargestellt. Man wird aus diesen Figuren entnehmen, daß dieses Instrument doppelte
Schneiden, zu jeder Seite naͤmlich seine Fluͤgel, und zwei gerade
Schneiden zwischen denselben und der in einen spizigen Winkel auslaufenden Spize in
dem Mittelpunkte, besizt. Es ist offenbar, daß dieses Instrument schneller arbeitet,
als das englische: doch dieß ist nicht das Hauptverdienst desselben. Da er
geflochten ist, so entweichen die Spaͤne, die waͤhrend der Operation
entstehen, von selbst, ohne daß es noͤthig waͤre, dieselben
waͤhrend der Arbeit, wie bei den gewoͤhnlichen Instrumenten dieser
Art, immer aus dem Loche herauszuziehen.
Wir koͤnnen unseren Lesern den Gebrauch dieses Instrumentes, welches Hr. Jak.
Perkins mit aus America heruͤberbrachte, nicht
genug empfehlen.
Der Bohrer mit schnekenfoͤrmig gewundenen Gaͤngen.
Auch dieses Instrument (Fig. 30) gewaͤhrt,
wie der amerikanische Central-Beisser, den Vortheil, daß die Spaͤne sich
waͤhrend des Bohrens von selbst herausschieben; ein Umstand, der auf der
Drehebank von hoher Wichtigkeit ist. Dieses Instrument wird aus einem dichten
cylindrischen Stuͤke Stahles verfertigt, welches mit zwei der Laͤnge
nach schnekenfoͤrmig hinlaufenden Kanaͤlen durchzogen wird, deren
jeder sich vorne an der Spize in zwei schneiden endet, und zwar, was sehr viel zu
seiner Schaͤrfe beitraͤgt, ungefaͤhr wie der B. 2. S. 147 (B. 9. S. 303 des polytechnischen Journals)
beschriebene Bohrer aus Gußeisen. Auch dieses Instrument kam mit Hrn. Perkins aus America heruͤber, ist aber in England
nicht ganz unbekannt. Wir erinnern uns, vor mehreren Jahren an einer Maschine in
Hrn. Bramah's beruͤhmter Patent-Schloßfabrike zu
Pimlico fuͤnf Bohrer von aͤhnlicher Form gesehen zu haben, welche auf
einmal eben so viele Loͤcher in Messingtafeln bohrten; haͤtten sie
nicht die Eigenschaft besessen, sich selbst von den Bohrspaͤnen zu reinigen,
so koͤnnten sie ihrem Zweke in dieser Maschine nimmermehr entsprochen
haben.
Der americanische Zwikbohrer mit schnekenfoͤrmigen Gaͤngen.
Dieses sehr brauchbare Instrument (Fig. 31) hat, wie der so
eben beschriebene Bohrer, einen dichten Stamm mit zwei schnekenfoͤrmigen
Gaͤngen, welche sich vorne in zwei flache Schneiden enden, und in der Mitte
derselben eine kugelfoͤrmige, zweizuͤgige Schraube bilden. Die Folge
dieser Einrichtung ist, daß dieser Bohrer, wo er einmal in das Herz eindrang, das er
durchbohren soll, sich von selbst von allen Spaͤnen reinigt, und in
kuͤrzerer Zeit gerader und glatter bohrt, als irgend ein anderer Zwikbohrer.
Auch dieses Instrument, welches wir gleichfalls Hrn. Perkins verdanken, koͤnnen wir nicht genug empfehlen, und wir
hoffen, dasselbe, so wie den Central-Beisser, eben so allgemein benuͤzt zu
sehen, als den Schrauben-Bohrer, der vielleicht als Urbild bei diesen Verbesserungen
diente.
Gewundener Bohrer als Erdbohrer bei Brunnen, Bergwerken etc.
Hr. Perkins versichert uns, daß er in America Brunnen mit
gewundenen Bohrern von seiner Erfindung bohrte, die von selbst die Erde auf die
Oberflaͤche brachten, und nicht, wie gewoͤhnlich, heraufgezogen werden
mußten, um von der Erde gereinigt zu werden, wodurch Zeit und Geld verloren geht.
Hr. Gill bedauert, daß er außer Stande ist, eine genaue
Beschreibung von diesem Erdbohrer mitzutheilen.
Anmerkung: Nicht alles, was einen neuen Namen hat, ist neu. Dieser Fall ist es mit
dem amerikanischen Central-Beisser und dem Zwikbohrer. Diese Arten Bohrer sind schon
beinahe ein halbes Seculum in Augsburg unter den Namen Schneken-Bohrer bekannt, und
finden sich in den Werkstaͤtten bei den staͤdtischen Brunnenwerken
vor, wo sie haͤufig gebraucht werden. Da diese Bohrer, wenn sie gut gemacht
sind, ein schoͤnes reines Loch bohren, auch das Holz nicht spalten, und des
Ausziehens gar nicht oder bei tiefen Loͤchern doch selten beduͤrfen,
so muͤssen wir denselben das Lob der Brauchbarkeit im vollen Maaße
ertheilen.
Auch der im polytechn. Journal Band IX. Seite
301 beschriebene halbrunde Bohrer zu Eisen und Messing ist in Deutschland
schon seit vielen Jahren bekannt, und in mehreren großen Werkstaͤtten in
Gebrauch, er leistet gute Dienste, nur wird derselbe an den Enden nicht halbrund,
sondern spizig geschaͤrft, ungefaͤhr wie die Fig. 20 auf Tab. V.
zeigt, wenn er auf diese Art geschaͤrft ist, bleibt er besser im Mittel, und
verlaͤuft sich nicht so leicht wie die rund geschliffenen.
G. Haevel