Titel: | Ueber ein Löthrohr mit zwei Schnäbeln, von der Erfindung des seel. Hrn. Varley. Von Hrn. Gill. |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XXIV., S. 152 |
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XXIV.
Ueber ein Löthrohr mit zwei Schnäbeln, von der Erfindung des seel. Hrn. Varley. Von Hrn. Gill.
In dessen technical Repository. N. X. S. 245.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Varley über ein Löthrohr mit zwei Schnäbeln.
Herr Berzelius sagt in seinem Werke
uͤber das Loͤthrohr, daß, um Verkalkung zu bewirken, die Oeffnung in
dem Schnabel des Loͤthrohres weiter als gewoͤhnlich, um aber
Reducirung zu erhalten, feiner als gewoͤhnlich seyn muͤße.
Unter allen den verschiedenen Loͤthroͤhren, die in Herrn Children's Uebersezung des schaͤzbaren Werkes des
Herrn Berzelius
Vielleicht hat kein Werk noch die Ehre so vieler Uebersezungen, und so
schneller Mittheilung in den vollstaͤndigsten Auszuͤgen, man
darf beinahe sagen, Abdruͤken in allen
Journalen, vorzuͤglich in den englischen, franzoͤsischen,
erhalten, wie das Werk des Hrn. Berzelius
uͤber das Loͤthrohr. Wenn wir von diesem Werke nicht, wie die
Englaͤnder, ganze Quartale durch fortlaufende Auszuͤge in
unserem Journale mittheilen (woruͤber uns Vorwuͤrfe zu Ohren
kamen), so geschah es bloß, weil wir in unsere deutschen technischen Leser
mehr Vertrauen sezen, und der Ueberzeugung sind, daß jeder deutsche
Techniker das Werk des Hrn. Berzelius das schon
1821 in einer, von Hrn. Rose besorgten, deutschen Uebersezung in der
Schrag'schen Buchhandlung in Nuͤrnberg erschienen ist, nicht erst
jezt aus einem Journale kennen zu lernen braucht. A. d. Ueb. beschrieben sind, kommt aber nicht ein einziges vor, das diese nothwendigen
Eigenschaften besaͤße; der Arbeiter befindet sich also in der traurigen
Nothwendigkeit, entweder die Schnaͤbel seines Loͤthrohres, oder das
Loͤthrohr selbst, immerdar zu aͤndern, wo er bei seiner Arbeit
abwechselnd oxidiren und reduciren muß.
Wir schaͤzen uns gluͤklich, diesem Mangel durch Beschreibung und
Abbildung eines Loͤthrohres abhelfen zu koͤnnen, welches der seel.
geistreiche Hr. Varley schon vor einer Reihe von Jahren
erfunden, und waͤhrend einer laugen Reihe chemischer, mineralogischer und
mechanischer Arbeiten angewendet hat, weil er damit augenbliklich, bloß durch
Umkehrung des Loͤthrohres, den Schnabel wechseln und damit Wirkungen
hervorbringen konnte, die kein anderes Loͤthrohr ihm gestattete. Er machte
damit Silberloth, und loͤthete mit diesem Lothe einen Boden in einen
silbernen Becher, den er mittelst dieses Loͤthrohres rings umher
gluͤhend machte. Ein anderer wichtiger Umstand bei diesem Loͤthrohre
ist der, daß man dabei oͤfter athmen und seinen Lungen freies Spiel geben
kann.
Fig. 31, 32 und 33 Tab. V.
stellt Hrn. Varley's Loͤthrohr in
natuͤrlicher Groͤße dar, so wie wir es, von Hrn. Tuther verfertigt,
besizen. Der Koͤrper desselben besteht aus duͤnnen
zusammengeloͤtheten Messing-Roͤhren, wovon Fig. 32 auf den inneren
duͤnneren Theil von Fig. 31 genau paßt. Das
Mundstuͤk ist von Silber, und oval, wie Fig. 33 zeigt. An jedem
Ende des Querstuͤkes des Instrumentes ist ein Stuͤk Messing mit einem
Schrauben-Loche in demselben angeloͤthet: eines dieser Stuͤke ist in
a im Durchschnitte dargestellt. In diese
Loͤcher werden zwei Schnaͤbel, bb,
eingeschraubt, die von ganz verschiedenem Durchmesser sind, und Roͤhren,
welche nach Innen hervorstehen, und das Entweichen der verdichteten Daͤmpfe
durch die Schnabel hindern, enthalten.
Es ist fuͤr ein Laboratorium oder fuͤr eine Werkstaͤtte eben
nicht noͤthig, daß der Schaft des Loͤthrohres aus zwei Stuͤken
besteht: er kann aus einem und etwas laͤnger verfertigt werden. Es ist auch
nicht nothwendig, daß beide Enden Schraubenstuͤke haben; es ist genug, wenn
eines mit einer Schraube versehen ist, um einen Schnabel mit einer anderen Oeffnung
einzusezen; es
koͤnnen auch beide Enden fest, und mit einer weiteren Oeffnung versehen, und
an den Spizen kegelfoͤrmig seyn, so daß man Kegel von Platinna darauf
aufsezen kann, wie Hr. Berzelius empfiehlt.
Dieses Loͤthrohr kann auch sehr leicht aus verzinntem Eisenbleche verfertigt,
und mit messingenen Schnaͤbeln versehen werden, so daß man in Hinsicht auf
Wohlfeilheit gewiß nichts an demselben auszusezen haben wird. Und wenn man bedenkt,
wie sehr es den gewoͤhnlichen Loͤthroͤhren der Uhrmacher und
Juweliere etc. mit der duͤnn zulaufenden Spize in Hinsicht auf Leichtigkeit
in der Anwendung vorzuziehen ist, so wird man gestehen, daß es allgemein angewendet
zu werden verdient.
Herr Varley fand frischen oder ungesalzenen Spek besser
als jedes andere Brennmateriale zur Speisung der Lampe, als deren Gefaͤß er
ein irdenes Butter-Schiffchen brauchte. Der dike Wikel von Dochtgarn lag in dem
Schiffchen, und der Docht selbst in dem Schnabel desselben, uͤber dessen Ende
er hervorragte.
Der beruͤhmte Miniatur-Glasarbeiter am Strand, Herr Lorenz Finn, haͤlt Kokosnußoͤl fuͤr das
beßte Brenn-Mittel, und Herr Barbon, ein trefflicher
Barometer- und Thermometermacher hatte bloß ein ovales irdenes Naͤpfchen als
Lampe, an dessen einem Ende der Docht lagDer Uebersezer erlaubt sich zu zweifeln, ob, fuͤr den Fall, daß mit
Oxidirung und Reducirung vor der Flamme des Loͤthrohres schnell
gewechselt werden soll, durch dieses Loͤthrohr etwas gewonnen, und ob
es nicht zwekmaͤßiger ist, in dieser Hinsicht, zwei
Loͤthroͤhre von verschiedenem Kaliber neben sich liegen zu
haben, die man schneller wechseln kann, als man hier auf- und abschraubt. A.
d. Ueb..