Titel: | Ueber den Bau des weißen Mohnes. Von Herrn Box, Wundarzte zu Lavington. |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XLI., S. 239 |
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XLI.
Ueber den Bau des weißen Mohnes. Von Herrn Box, Wundarzte zu Lavington.
Aus den Letters and Papers of the Bath and West of England Society. Im Repertory of Arts, Manufactures and Agriculture. N. 241. Juni 1822. S. 33. (Im Auszuge).
Box, über den Bau des weißen Mohns.
Herr Box erhielt von der
Gesellschaft den Preis fuͤr weißen Mohn-Bau, indem er auf einem Acre Landes,
bei guter Ernte ungefaͤhr vier Saͤke,
Winchester Maß, jeden Sak zu 192 Pf. ausschlug. Im folgenden Jahre betrug seine
Ernte zwei Saͤke fuͤr jeden Acre. Er nimmt
also, als Durchschnitt, drei Saͤke fuͤr jeden Acre, und berechnet
darnach den Oel-Ertrag.
Er fand die weißen Mohn-Samen reicher an Oel, als man glauben sollte, indem er, ohne
alle Anwendung von Waͤrme, den vierten Theil des Gewichtes der Samen an Oel
gewann. Drei Saͤke weißen Mohn-Samens, der mittlere Ertrag eines Acre,
wiegen, wenn der Same gut ist, 576 Pfund, und geben 144 Pinten oder 18 Gallons Oel,
wenn nichts verloren geht, oder, da dieß unvermeidlich ist, 17 Gallons.
Nun gelten 17 Gallons
17 Pfund
– Schilling
– Den.
die Oelkuchen
3 –
10 –
– –
––––––––––––––––––––––
20 –
10 –
– –
Auslagen
15 –
10 –
– –
––––––––––––––––––––––
Gewinn
5 Pfund
– Schilling
– Den.
Herr Box rechnet hiebei die Kosten der Errichtung einer
Schrot-Muͤhle und einer Oelpresse, und gesteht selbst, daß er im Oelpressen
unerfahren ist.
Er bemerkt (wie Referent, bei der Uebersezung uͤber brittisches Opium von Young, Polytechn. Journ.
B. 1. S. 429, schon fruͤher in
einer Anmerkung sich erklaͤrte), daß das Einsammeln des Opiums aus den
Mohnkoͤpfen nichts taugt, nicht einmal die Kosten dekt, obschon, nach
Versuchen im Kleinen, der Guͤte und Menge des Oeles dadurch kein Eintrag
geschieht.
„Dr. Cogan“, sagt Herr Box,
„gibt nach van Eys im X. Bande unserer Letters etc. Resultate, die von den meinigen sehr abweichen.
Meine beßte Ernte gab nur vier Saͤke per Acre, und Herr van Eys hat auf zwei Acres 25 Saͤke und ein
Bushel Samen gebaut! Entweder muß der Sak der Brabanter kleiner als der unsere,
oder ihr Acre muß ungeheuer groß seyn. Herr van Eys
haͤtte wenigstens das Gewicht angeben sollenEs scheint indessen, daß Ersteres der Fall seyn mag; denn,
waͤhrend sein Acre viermal soviel Saͤke gab, gab er nur
zweimal soviel Oel; sein Suk gab kaum 3 Gallons Oel, und meiner gab
sechs. Er rechnet das Quart Oel zu 14 bis 16 Pence, in England gilt es 5
Schilling seine Auslagen sind, per Acre, 9 Pfund Sterling, 7 Schilling;
die meinigen 15 Pfund Sterling 10 Schilling. Ich habe 5 Pfund Sterl.
Gewinn; Herr van Eys, bei16 Pf.3 Schill.2 D. Einnahme, 9
–7 –0 – Ausgabe,––––––––––––––––––––– 7 Pf.3 Schill.2 D. Gewinn..“
„Es scheint demnach, daß in unserer Gegend, der Mohnbau, wenn man den
Ertrag desselben im Durchschnitte nach verschiedenen Jahren nimmt, und wenn
Mandel- und Oliven-Oel nicht wohlfeiler wird, als es gegenwaͤrtig ist,
nicht genug ertraͤgt. Vielleicht koͤnnte dieses Oel, da es bei
28° Fahrenheit (dem tiefsten Grade von Kaͤlte, bei dem ich
dasselbe versuchen konnte) nicht gerinnt, zu feineren mechanischen Apparaten
taugen? Die Oelkuchen sind sehr gut, und koͤnnen zu allem verwendet
werden, wozu man die der uͤbrigen Oel-Samen benuͤzt. Das Federvieh
frißt sie mit Gierde, sowohl einzeln, als gemengt mit gesottenen
Erdaͤpfeln. Koͤnnte man sie nicht, gemengt mit etwas Oel, zur
Mastung dieser Thiere benuͤzen? Die wenigen Versuche, die ich zu machen
Gelegenheit hatte, unterstuͤzen diese Hypothese sehr.“
Dr. Cogan bezeugt in einer Nachschrift zu obigem Aufsaze:
„daß das Mohn-Oel, welches Herr Box der
Gesellschaft vorlegte, sehr rein und wohlschmekend war, beinahe wie frisches
Nuß-Oel schmekte, und, zum Tischgebrauche, den meisten kaͤuflichen
Baumoͤl-Sorten weit vorzuziehen war.“ Er glaubt ferner, daß
der Mohnbau mehr Gewinn geben muͤsse, als Herr Box
annimmt; daß ein zweijaͤhriger Durchschnitt des Ertrages zweier Jahre, deren
eines gerade um die Haͤlfte weniger gab, als das andere, keine sichere Basis
geben koͤnne, auf welche man eine solche Rechnung bauen duͤrfe; er meynt, daß man den
Ertrag eines Acre, in reinem Gewinne, wenigstens zu 8 Pfund Sterling annehmen
duͤrfe; daß der Ankauf der Presse etc. fuͤr die folgenden Jahre nicht
mehr in die Rechnung gebracht werden kann; daß, wenn Herr Box heiß gepreßt haͤtte, er mehr Oel erhalten, und obschon die
Oelkuchen dadurch schlechter geworden seyn wuͤrden den Gewinn per Acre
wenigstens bis auf 10 Pfund gebracht haben koͤnnte; daß man noch nebenher
Opium gewinnen koͤnne; daß, hinsichtlich der Rechnung des Herrn van Ey, das hollaͤndische Acre beinahe noch einmal
so groß ist, als das Englische.