Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XLIII., S. 244 |
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XLIII.
Miszellen.
Miszellen
Verzeichniß der vom 26. November 1822 bis 20. Jaͤner 1823 zu London ertheilten Patente.
Dem Jos. Egg,
Buͤchsenmacher in Piccadily, Saint James, Westminster; auf gewisse
Verbesserungen im Baue der Flinten und Feuergewehre nach dem
Selbst-Aufschuͤttungs- und Detonations-Systeme. Dd. 26. November 1822.
Dem Heinr. Ibbotson,
Schirm-Fabrikant zu Scheffild in Yorkshire; auf einen Schirm, den man
verlaͤngern oder verkuͤrzen kann, so daß er fuͤr Kamine und
Oefen von verschiedener Groͤße taugt. Dd.
28. November 1822.
Dem Joh. Dixon,
Messing-Gießer zu Wolverhampton in Staffordshire; auf gewisse Verbesserungen an
Haͤhnen oder sogenannten Pipen zum Ablassen der Fluͤssigkeiten.
Dd. 28.
November 1822.
Dem Jos. Woollams,
Landagenten zu Wells in Sommersetshire; auf gewisse Verbesserungen an Wagen von
verschiedener Form, wodurch sowohl dem Umfallen derselben vorgebeugt, als auch
den an denselben vorgespannten Thieren die Arbeit erleichtert wird, und sowohl
die Personen als Guͤter, die in denselben gefahren werden oder in die
Naͤhe derselben kommen, vor Beschaͤdigung bewahrt werden. Dd. 5. December
1822.
Dem Wilh. Robson,
Druker und Buchhaͤndler in London, St.
Dunstan's-hill, Towerstreet; auf eine gewisse Methode, Betruͤgereien an
Bank, Noten, Wechselbriefen und anderen Arten Mercantiler-Correspondenz
vorzubeugen, und gegen dieselben zu schuͤzen. Dd. 10. December 1822.
Dem Jak. Perkins,
vormals zu Philadelphia in Amerika, gegenwaͤrtig
Maschinisten zu London, Fleetstreet; auf gewisse
Verbesserungen an Dampfmaschinen. Mitgetheilt von einem im Auslande wohnenden
Fremden. Dd. 10.
December 1822.
Dem Sam. Parker, d.
juͤng., Bronzirer in Westminster, Argyle-Street, St. James; auf gewisse
Verbesserungen im Baue der Lampen. Dd. 10. December 1822.
Dem Wilh. Bundy,
mathematischen Instrumenten-Macher zu Fulham, Middlesex; auf eine Maschine zum
Brechen, Reinigen, und Zurichten des Flachses und Hanfes und anderer
vegetabilischer Faserstoffe. Dd. 16. December 1822.
Dem Thom. Barnard Williamson
Dudley, Mechaniker in Westminster, St. Ann, Kingsstreet, auf eine
Methode, haͤmmerbare gegossene Hufeisen fuͤr Zug- und Reitpferde
und andere Zugthiere nach neuen und verbesserten Grundsaͤzen zu
verfertigen. Dd. 16. December 1822.
Dem Joh. Nicholson,
Maschinisten in Brookstreet, Lambeth, Surrey; auf gewisse
Verbesserungen, die Hize an gewissen Hausgeraͤthen auf eine
vortheilhaftere Weise anzubringen. Dd. 16. December 1822.
Dem Joh. Dumbell,
Kaufmanne zu Howley-House, Warrington, Lancashire; auf gewisse Verbesserungen an
Wagen sowohl in Hinsicht des Baues derselben, als beim Kutschiren und zur
Beschleunigung ihrer Bewegung uͤberhaupt. Dd.
16. December 1822.
Dem Joh. Bainbridge,
Kaufmanne zu London, Bread-Street, Cheapside, auf gewisse
Verbesserungen an sich umdrehenden Dampfmaschinen. Mitgetheilt von Amos Thayer, Mechaniker zu Albany in Amerika. Dd. 16. December
1822.
Dem Math. Wilks,
Oelpresser zu Dartford, Kent; auf eine neue Methode, das aus Samen erhaltene Oel
zu verfeinern. Dd. 20. December 1822.
Dem Thom. Linley,
Blasebalg-Macher zu Sheffield, Yorkshire; auf eine bisher
unbekannte Methode, die Staͤrke oder Gewalt der Blasebaͤlge zu
vermehren. Dd. 20.
December 1822.
Dem Jak. Jelf, Ritter
zu Oaklans bei Newnham, Gloucestershire; auf eine Verbindung von Maschinen zur
Verarbeitung und Politur des Marmors und anderer Steine zu Pfeilern,
Maͤnteln, Kamin-Einfassungen u. dgl. Dd.
20. December 1822.
Dem Joh. Isak
Hawkins, buͤrgl. Maschinisten zu Pentonville, und Sampson Mordan, tragbare
Federn-Fabrikanten in Union-Street, City-road; auf gewisse Verbesserungen an
Bleistift-Haͤltern oder Reiß-Federn und Federn zur Erleichterung des
Zeichnens und Schreibens durch Ersparung des oͤfteren Schneidens und
Spizens. Dd. 20.
December 1822.
Dem Wilh. Paß,
Faͤrber in Middlesex, Curtain-road, St. Leonard Shoreditch; auf eine
Verbesserung im Calciniren und Schmelzen verschiedener Erze. Dd. 20. December
1822.
Dem Georg Richards,
Architecten zu Truro, Cornwall; auf gewisse Verbesserungen an Rosten, Stuben-
und andern Oefen und Vorrichtungen zur Verbrennung von Brenn-Materialien und den
damit in Verbindung stehenden Zuͤgen, wodurch diese sicherer gemacht
werden und der Rauch gehindert wird, in die Raͤume zuruͤkzutreten,
in welchen sie angebracht sind; auch, auf eine verbesserte Vorrichtung zur
Reinigung derselben. Dd. 26. December 1822.
Dem Thom. Rogers,
Esqu. in Store-street, Bedford-square, Middlesex; auf eine Vorrichtung, die
Pantalons (Pumphosen) und Reithosen an Stiefeln und Schuhen zu befestigen. Dd. 26. December
1822.
Dem Jak. Neville,
buͤrgl. Maschinisten in New-walk, Shad Thames, Surey; auf eine
verbesserte Methode, Hize zu erzeugen und anzuwenden, Oefen, und andere
Waͤrmebehaͤlter zu bauen, sowohl zum Roͤsten als zum
Schmelzen der Erze, Metalle, und anderer Substanzen; zum Hizen der Pfannen und
Kessel und der darin enthaltenen Substanzen, sowohl zur Erzeugung des Dampfes
und der Destillation, als zum Brauen, Faͤrben, Zuker- und Seife-Sieden,
und uͤberhaupt zu Allem, wozu man Hize noͤthig hat; auch auf
Anwendung derselben bei den bereits erbauten Oefen, Pfannen, Kesseln u. dgl. und
Ersparung an Brenn-Materiale, bessere Verbrennung des Rauches, als bisher
geschah, und auf eine bessere Methode, als die gewoͤhnliche, alles, was
sich aus den Erzen oder anderen Substanzen waͤhrend der Hize
verfluͤchtigt, zu sammeln und aufzubewahren; auch auf Anwendung der Hize
bei dem Baken und Faͤrben in Meilern, auf Floͤzen, Herden und in
Oefen. Dd. 8.
Jaͤner 1823.
Dem Wilh. Johnson,
Gentlemann zu Great Totham, Essex; auf ein Mittel, die Kraft des Dampfes zu
Dampfmaschinen mit weniger Brenn-Materiale zu erhalten. Dd. 3. Jaͤner
1823.
Dem Wilh. Lister,
Baumwollenspinner zu Baildon, Otley, Yorkshire; auf gewisse Verbesserungen in
der Methode und an den Maschinen Wolle, Seide, Ziegenhaar (Mohair) und andere
thierische Faßern von irgend einer Qualitaͤt oder Laͤnge
zuzubereiten und zu spinnen. Dd. 16. Jaͤner 1823.
Dem Rob. Copland,
Gentleman in Wihnington-square, Clerken-well, Middlesex, auf Verbindungen von
Vorrichtungen, um Kraft zu gewinnen: als theilweise Verbesserungen eines von ihm
bereits erhaltenen Patentes auf eine neue und Verbesserte Methode, durch neue
und verbesserte Verbindungen von Vorrichtungen Kraft zu gewinnen. Dd. 16.
Jaͤner 1823.
Dem Georg Miller,
Patent-Oberst-Lieutenant in der k. Brigade, in Lincoln's Inn, Middlesex; auf
eine Methode, den Kugeln und Bomben, wo sie aus ungezogenen Roͤhren
abgefeuert werden, eine Spiral-Bewegung zu ertheilen, und Bomben, welchen auf
obige Weise die Spiral-Bewegung mitgetheilt wurde, durch einen Schlag zu
entzuͤnden. Dd. 16. Jaͤner 1823.
Dem Thom. Taylor,
Schiffer. in Raven-row, Mile End, Middlesex; auf eine neue Methode, den Kielraum
eines Kauffahrdey-Schiffes zu bauen, und die Pumpen so anzubringen, daß die
Ladung in demselben durch das eindringende Wasser keinen Schaden leidet. Dd. 16.
Jaͤner 1823.
Dem Junius Smith,
Kaufmanne zu London, Old, Broad-street; auf gewisse
Verbesserungen an einer Maschine zum Waschen, Reinigen und Bleichen der
Baumwollen-, Leinen-, Seiden- und Wollen-Kleider oder Waaren. Dd. 20.
Jaͤner 1823.
(Aus dem Repertory of Arts, Manufactures and
Agriculture. Januar. 1823 N. 248. S. 126. Februar. 1823. N. 249. S.
190).
Ueber die Eigenschaft der salzigen Materien, Gewebe und andere leicht feuerfangende Gegenstaͤnde unverbrennlich zu machen.
Der neuliche Brand des Muͤnchener Hof-Theaters veranlaßt uns, die
interessanten Versuche des Herrn Gay-Lussac, um leicht verbrennliche
Gegenstaͤnde der Theaterbuͤhne gegen Feuerfangen moͤglichst zu
schuͤzen, aus den Annales de Chimie. October
1821. S. 211 hier mitzutheilen. Er sagt: unter unverbrennlichen Geweben verstehen
wir hier nicht diejenigen, welche gegen jede Veraͤnderung durch das Feuer
geschuzt sind, sondern solche, welche entweder ihrer Natur nach, oder durch
zwekmaͤßige Bereitungen nur schwer Feuer fangen, nicht mit Flamme brennen,
von selbst ausloͤschen, und den Brand nicht weiter pflanzen
koͤnnen.
Wollen- und Seidenzeuge, und uͤberhaupt Zeuge, welche aus thierischen Stoffen
gewebt sind, sind wenig verbrennlich, waͤhrend Gewebe aus Hanf, Flachs,
Baumwolle leicht Feuer fangen, und sich mit einer ausserordentlichen Schnelligkeit
verzehren. Gewebe dieser Art muß man also vorzuͤglich trachten unverbrennbar
zu machen.
Man macht ein Gewebe unverbrennlich und beschraͤnkt die Zerstoͤrung
desselben durch die Hize auf eine bloße Verkalkung, wenn man die Oberflaͤche
desselben gegen den Zutritt der atmosphaͤrischen Luft sichert, und mit den
brennbaren Gasen, welche die Hize aus denselben entwikelt, andere nicht brennbare
Gase vermischt: denn man weiß sehr wohl, daß eine solche Mischung, in
gehoͤrigem Verhaͤltnisse getroffen, sich nicht entzuͤndet.
Die erste dieser Bedingungen ist dadurch leicht zu erfuͤllen, daß man das
Gewebe mit irgend einem unverbrennlichen Ueberzuge uͤberdekt, z.B. mit einer
erdigen Materie, mit einer salzigen Substanz. Da aber dieser Ueberzug weder die
Weichheit und Biegsamkeit des Ueberzuges aufheben, noch seine Oberflaͤche
veraͤndern darf, so ist man in der Auswahl dieser Ueberzuͤge sehr
beschraͤnkt.
Ein bloß erdiger Ueberzug, wenn er nicht in einer sehr diken Lage aufgetragen wird,
vermag den Zutritt der Luft nicht hinlaͤnglich abzuhalten wegen der vielen
Zwischenraͤume, welche die Theilchen desselben zwischen sich offen lassen,
und die Verbrennung des Gewebes macht, ungeachtet dieses Ueberzuges, noch sehr
rasche Fortschritte. Aus diesem Grunde geben alle Salze, welche durch Calcination
sich in eine erdige Masse verwandeln, wie Alaun, schwefelsaurer Zink etc., und
selbst solche, welche nur bei einer sehr erhoͤhten Temperatur schmelzen, wie
schwefelsaure Soda, schwefelsaure Potasche, keine kraͤftigen
ueberzuͤge, und hindern das Fortschreiten des Verbrennens nicht, außer wenn
man sie in sehr diken Lagen auftraͤgt. Die beßten Ueberzuͤge werden
diejenigen seyn, welche
hoͤchst schmelzbar sind; denn, da die Theile derselben bei der ersten
Einwirkung der Hize zusammenbaken, so werden sie die ganze Oberflaͤche des
Gewebes genau bedeken, und der Luft den Zutritt vollkommen verwehren. So ist es z.B.
unmoͤglich, selbst im Sauerstoffgase, eine duͤnne Lage von Borax
vollkommen zu verbrennen: denn kaum ist seine Oberflaͤche verbrannt, und in
Boraxsaͤure verwandelt, als die Verbrennung auch schon aufhoͤrt.
Unter den Koͤrpern, welche die besprochenen Eigenschaften besizen, gibt es
viele, welche ihre Eigenschaft zu zerfließen, oder zu zerstoͤren, nothwendig
ausschließen muß; dahin gehoͤren die meisten Saͤuren, Alkalien, der
saure phosphorsaure Kalk, der sonst wegen seiner großen Schmelzbarkeit sehr
brauchbar waͤre, die Aufloͤsung der Chloruͤr in Calcium, die an
der freien Luft niemals troken wird etc.
Der zweiten Bedingung, von welcher oben die Rede war, wird dadurch leicht
entsprochen, daß man die Stoffe, welche unverbrennlich werden sollen, mit
fluͤchtigen, aber unverbrennlichen, Materien traͤnkt, wie z.B. mit
hydrochlorsaurem oder schwefelsaurem Ammonium. Nicht bloß die Daͤmpfe dieser
Salze hindern das Verbrennen des damit gemengten brennbaren Gases, indem sie
dasselbe zur sehr verduͤnnen; das Verbrennen wird auch noch dadurch
gehindert, daß diese Daͤmpfe eine große Menge Hize verschlingen, bloß um in
den Zustand einer elastischen Fluͤssigkeit uͤber zu gehen, und dadurch
die Temperatur weit unter den zum Verbrennen noͤthigen Grad herabbringen.
Dieß sind die wesentlichen Bedingungen, welche man zu erfuͤllen suchen muß, um
Gewebe unverbrennlich zu machen; jede derselben kann fuͤr sich allein
hinreichen: vereint werden sie desto sicherer den gewuͤnschten Erfolg
leisten. Wir wollen jezt die Substanzen kennen lernen, welche, als Ueberzuͤge
angewendet, unserer Erwartung am meisten entsprachen.
Um den Grad der Unverbrennlichkeit, welchen eine Substanz einem Gewebe mittheilen
kann, zu wuͤrdigen, nahmen wir eine solche Menge derselben, daß stets ein und
dasselbe Gewicht einer wasserfreien Substanz (Substance
anhydre) naͤmlich 25 Gramme, darin enthalten waren, und
loͤsten dieselbe so gut auf, daß die Aufloͤsung das Volum von 250
Grammen Wasser oder das Doppelte desselben einnahm, wenn diese Menge
Fluͤssigkeit nicht hinreichte, diese Substanz vollkommen aufzuloͤsen.
Wir haben bei unseren Versuchen zwei verschiedene Arten von Geweben angewendet; das
eine Gewebe war von Hanf, und sehr grob; das andere von Leinen und viel feiner. Die
angewendeten Stuͤke wogen jedesmal 3 Gramme.
Jedes angewendete Stuͤk dieser Gewebe wurde in der Aufloͤsung
getraͤnkt, dann getroknet, und in die Flamme einer Kerze unter einem Winkel
von beilaͤufig 45° gehalten, well man glaubte, daß man in dieser Lage
am beßten uͤber den Grad der Unverbrennlichkeit wuͤrde urtheilen
koͤnnen. Wir muͤssen hier bemerken, daß dieselbe Quantitaͤt
Salzes nicht auf allen Geweben dieselbe Wirkung hervorbringt, das groͤbere
Gewebe weit eher vor dem Verbrennen schuͤzt, als das feinere. Die Ursache
hievon laͤßt sich leicht einsehen.
Versuche, in welchen jedes Stuͤk Zeuges, von 3 Grammen
im Gewichte, mit 3 kubischen Centimetern salziger Aufloͤsung
getraͤnkt wurde, und folglich 0,3 Gramme Salzes, oder 1/10 seines eigenen
Gewichtes Salz enthieltWenn diese Aufloͤsungen ein Volum von 500 Grammen Wassers einnahmen,
wurde jedes Stuͤk Gewebes in 6 kubischen Centimetern
getraͤnkt, damit jedes Stuͤk gleich viel Salz erhielt. A. d.
O..
Salzsaures und schwefelsaures Ammonium. Das
groͤbere Gewebe gab, mit einem Ende in die Flamme der Kerze gehalten, nur
eine sehr schwache Flamme, die bald erlosch, nachdem man dasselbe von der brennenden
Kerze entfernte. Das Leinengewebe wurde ganz verbrannt, brannte aber viel langsamer
als in seinem natuͤrlichen Zustande.
Boraxsaures und Phosphorsaures Ammonium. Die Flamme
erhielt sich auch ausser jener der Kerze, obschon mit geringer Staͤrke. Wir
sprechen hier nur
von dem groͤberen Gewebe, da obige allgemeine Bemerkung es
uͤberfluͤssig macht, jedesmal von dem feineren zu sprechen.
Doppelt weinsteinsaures Kali und Soda. Die Flamme erhielt
sich auch außer der Flamme der Kerze sehr gut.
Kohlensaͤure und phosphorsaure Soda. Diese beiden
Salze aͤußerten wenig Wirkung.
Salzsaures Kali und Natron. Diese beiden Salze
verminderten die Verbrennlichkeit nur wenig: eben dieß gilt vom essigsauren
Bleie.
Schwefelsaurer Zink und Braunstein; schwefelsaures Eisen;
schwefelsaure Soda. Gewebe, welche mit diesem Salze getraͤnkt
wurden, brannten beinahe mit eben der Leichtigkeit, wie im natuͤrlichen
Zustande.
Versuche, in welchen jedes Stuͤk Zeuges in einer
doppelten staͤrkeren Salz-Aufloͤsung, als in den vorigen
Versuchen, getraͤnkt wurde.
Salzsaures und schwefelsaures Ammonium. Die Verbrennung
verbreitete sich auf dem groͤberen Gewebe nicht weiter; nur die Kohle, welche
durch die Hize der Kerze bloßgestellt wurde, blieb einige Augenblike
rothgluͤhend. Leinen brannte noch mit einer Flamme, die aber wenig
Staͤrke aͤußerte und leicht verlosch.
Phosphorsaures Ammonium. Dieses Salz machte das
groͤbere Gewebe unverbrennlich, jedoch nicht so gut wie Salmiak. Leinen
brannte noch mit einer Flamme außer der Flamme der Kerze; es mußte in einem Drittel
seines Gewichtes phosphorsaurem Ammonium getraͤnkt werden, um durchaus
unverbrennbar zu werden; nur wenn Saͤure in Ueberschuß vorhanden ist, braucht
man weniger von diesem Salze. Es ist bemerkenswerth, daß die Kohle des Gewebes außer
der Flamme der Kerze nicht fortgluͤht, weil sie von Phosphorsaͤure
umhuͤllt ist; die durch die Hize entwikelten Gase unterhalten allein und
vorzuͤglich das Verbrennen.
Gemenge von gleichen Theilen Salmiak und phosphorsaurem
Ammonium. Das Gemenge dieser beiden Salze gab ein sehr guͤnstiges
Resultat; die Kohle gluͤhte nicht, wie es dann der Fall war, wenn man das
Ammonium allein anwendete, und Leinen gab selbst in der Flamme der Kerze beinahe
keine Flamme, und verlosch auf der Stelle, so bald man sie aus derselben
entfernte.
Borax. Er machte beide Gewebe unverbrennlich, die Kohle
gluͤhte aber auch noch außer der Flamme der Kerze, und konnte durch Anblasen
wieder entzuͤndet werden.
Gemenge von gleichen Theilen Borax und Salmiak. Dieses
Gemenge ist sehr kraͤftig; die beiden Gewebe zeigten außer der Flamme der
Kerze keine Spur von Verbrennung.
Boraxsaures Ammonium. Der Versuch gelang eben so gut.
Weinsteinsaures Kali und Soda. Sie hinderte nicht, daß
das groͤbere Gewebe mit einer Flamme brannte; die Verbrennung wurde selbst
noch durch die Kohle verbreitet, welche wie Staͤrkmehl brannte.
Seesalz. Das groͤbere Gewebe brannte auch außer
der Flamme der Kerze selbst dann noch, wenn dasselbe in dreimal so viel
Salzaufloͤsung, als bei den vorigen Versuchen, eingetaucht wurde. Die
uͤbrigen Salze, von welchen wir sprachen, gaben keine glaͤnzenderen
Resultate. Man braucht bedeutende Mengen derselben, um die Gewebe unverbrennlich zu
machen, außer man laͤßt sie in feuchter Luft, wo dann die Salze, in welche
sie getraͤnkt sind, zerfließen, und dann taugen sie zu nichts mehr.
Aus diesen Versuchen ergibt sich, daß das hydrochlorsaure, schwefelsaure,
phosphorsaure und boraxsaure Ammonium, der Borax und einige Mischungen dieser Salze
die tauglichsten Materialien sind, Gewebe, ohne Veraͤnderung ihrer
Eigenschaften, unverbrennbar zu machen. Mehrere andere Substanzen besizen ohne
Zweifel dieselben Eigenschaften; die von uns aufgestellte Theorie wird indessen
sowohl bei den Anwendungen, die man von denselben machen kann, als bei neueren
Untersuchungen als Wegweiser dienen koͤnnen. Es ist wohl kaum noͤthig
zu bemerken, daß Holz, da es viel schwerer sich entzuͤndet und brennt als Leinen, mit weit
weniger von diesen Stoffen getraͤnkt werden darf, um unverbrennbar zu
werden.
Die HHn. Mérat-Guillot, Vater und Sohn, Apotheker
zu Auxerre theilen in dem Journal de Pharmacie. Julius
1821. S. 333 Folgendes uͤber den phosphorsauren Kalk mit: da Hr. Gay-Lussac, dieser beruͤhmte Chemiker, der
Akademie der Wissenschaften in der am 6. November vorigen Jahres gehaltenen Sizung
anzeigte, daß Leinwand, wenn sie in eine Aufloͤsung von phosphorsaurem
Ammonium getaucht wird, unverbrennlich wird, geriethen wir hiedurch auf die Idee zu
versuchen, ob nicht auch phosphorsaurer Kalk eben diese Eigenschaft besizt, und wir
fanden wirklich, daß Leinwand, Musselin, Holz, Papier, Stroh, in eine auf
30–35° concentrirte Aufloͤsung dieses Salzes getaucht, und
hierauf getroknet, durchaus nicht anzuzuͤnden, und folglich auch nicht im
Stande ist, Feuer mitzutheilen. Diese Stoffe verkohlen sich, wenn sie einem sehr
heftigen Flammen-Feuer ausgesezt werden; allein diese Verkohlung reicht nicht
uͤber den Feuerherd hinaus, in welchem sie sich eingesezt befinden,
Schwefelhoͤlzchen oder Faden, die in dieser Aufloͤsung gebeizt sind,
vermoͤgen nicht, sich zu entzuͤnden: der Schwefel brennt allerdings,
aber das Hoͤlzchen oder der Faden brennt nicht, und selbst das Verbrennen des
Schwefels scheint dadurch langsamer vor sich zu gehen.
Firniß auf Leinwand aufgestrichen, welche in diese Aufloͤsung eingetaucht ist,
brennt nur mit Muͤhe an, und die Flamme desselben theilt sich der Leinwand
nicht mit.
Die Leichtigkeit, mit welcher man sich phosphorsauren Kalk (phosphate acide de chaux) verschaffen kann, der wohlfeile Preis desselben,
und die unendlichen Vortheile, welche seine Anwendung gewahren muß, in so fern
dadurch Feuergefahr von Schauspielhaͤusern, Schiffen etc. abgehalten werden
kann, laͤßt uns erwarten, daß man dieses Mittel guͤnstig aufnehmen und
allgemein anwenden wird.
Wuͤrde man uͤbrigens bei Theater- und andern Bauten, alles das was sich
von Stein und Eisen verfertigen laͤßt, daraus ausfuͤhren lassen, so
wuͤrden große Fenerbraͤnde nur in ganz aͤußerordentlichen
Faͤllen, und nur bei großer Anhaͤufung von Brennstoffen zum Ausbruch
kommen koͤnnen. In dem naͤchsten Hefte d. Journ. theilen wir die
Zeichnung zu einem aus Eisen zu fertigenden Dachstuhl von Hrn. Kreisbau-Inspektor
Voit mit. Bei diesem Anlaß glauben wir auch auf das
bisher noch unbekannte Mittel, mit welchem einige
Marktschreier uns beinahe jaͤhrlich unterhalten, die gluͤhendes Eisen
ergreifen etc. etc., ohne Schaden darob zu erleiden, aufmerksam machen zu
muͤßen. Wir wissen, daß sehr geschikte Chemiker, deren Namen wir zu sehr
ehren, als daß wir sie nennten, obschon sie leider nicht mehr leben, sich ganz
abscheulich verbrannten, als sie es den unverbrennbaren Zigeunern und Mauren gleich
thun wollten, uͤber deren – Kunst sie laͤchelten. Wenn es
jedoch gewiß ist, daß diese Zigeuner und Mauren gluͤhendes Eisen, ohne allen
Nachtheil fuͤr sich, ergreifen, so ist es eben so gewiß, daß sie im Besize
eines wenig kostspieligen Mittels seyn muͤßen, durch welches sie in den Stand
gesezt werden, dieses thun zu koͤnnen. Wir haben indessen noch nirgendwo
gelesen, daß irgend eine Regierung einem solchen armen Teufel, der fuͤr
einige Kreuzer seine Kunststuͤke dem geehrten Publicum zur Abendunterhaltung
vorspielt, haͤtte den Antrag machen lassen, ihr sein Geheimniß mitzutheilen.
Ein solcher wuͤrde gewiß sein Geheimniß um eine billige Entschaͤdigung
mittheilen; und es ist gewiß, das dasjenige, was die Hand des Menschen, was seine
Lippen sogar unverbrennlich macht, auch die Schindeln auf dem Dache des
Buͤrgers und das Stroh auf der Huͤtte der Bauern feuerfest zu machen
vermoͤge. Wenn Finanzraͤthe, wenn Akademien es unter ihrer
Wuͤrde hielten, sich um diese Zigeuner-Kunststuͤke zu kuͤmmern,
so haͤtten wenigstens die Mitglieder der Feuer-Assecuranz-Anstalten dieselben
ihrer Aufmerksamkeit wuͤrdigen sollen: denn diese haben in der Regel keinen
Vortheil von Brandschaden, die zu neuen eintraͤglichen Bauten fuͤhren.
Neue Analyse des See-Wassers.
Herr Alexander Marcet, Prof. zu Genf, fand in Folge der
neuesten von ihm angestellten Versuche uͤber das See-Wasser: daß dasselbe
nicht, wie Rouelle und Proust
versicherten, Queksilber oder Queksilber-Salze enthaͤlt; daß es keine
salpetersauren Verbindungen enthaͤlt, und keinen kochsalzsauren Kalk; wohl
aber Salmiak, kohlensauren Kalk, und ein dreifaches schwefelsaures Salz aus
Bittererde und Pottasche. (Vergl. Philosophical Transact. of
the roy. Lond. Soc. und Repertory of Arts,
Manufactures et Agriculture. N. CCXLIX. Februar 1823. S. 143.)
Analyse des Meerschaumes. Von Hrn. Berthier.
Da der Meerschaum so haͤufig verarbeitet, und wohl auch nachgemacht wird, so
ist es der Muͤhe werth, die Bestandtheile desselben genau zu kennen. Herr Berthier analysirte in den Annales
des Mines, VII. p. 313. (Vergl. auch Annals of Philosophy. November 1822. S. 389) folgende
Sorten:
ausKleinasien;
a. Cabanas bei Madrid;
ausCoulommiers;
a. SalinelleDepart. du Gard;
a. St. Ouenam Fuße des Montmartre.
enthaͤlt:
0,500
0,538
0,540
0,510
0,510
Kieselerde.
0,250
0,238
0,240
0,198
0,134
Bittererde.
0,250
0,200
0,200
0,220
0,182
Wasser.
– –
0,012) – )
0,014
0,044
0,170
Thonerde. Eisenoxid.
–
–
–
0,028
–
Sand.
–––––
–––––
–––––
–––––
–––––
1,000
0,988
0,994
1,000
0,996
Die mit Thonerde verbundene Kieselerde laͤßt sich nicht
so leicht bestimmen. Hr. Berthier gibt als Formel
fuͤr die Zusammensezung des Meerschaumes: 6 M S³ Aq² + Maq².
Analyse des Probirsteines.
Der beruͤhmte Chemiker Vauquelin gibt uns in den
Annales de Chimie etc. November 1822. S. 323
folgendes Resultat zweier von ihm vorgenommener Analysen des Probirsteines (pierre de touche, lapis lydius,
lapis trapezius, lapis probatorius). Das eine Stuͤk, dessen
specifische Schwere = 2,465 war, enthielt in 100 Theilen:
Feuchtigkeit
2,500,
Kieselerde
85,000,
Thonerde
2,000,
Kalk
1,000,
Kohle
2,700,
Schwefel
0,600,
Metallisches Eisen
1,700.
–––––––
95,500.
Verlust
4,500.
–––––––
100,000.
Ein anderes Stuͤk von 2,793 specifischer Schwere enthielt in 100 Theile
Kieselerde
69,
Thonerde
7,5,
Eisen
17,
Kohle
3,8,
Schwefel (Spuren)
Kalk (Spuren)
–––
–––––
97,3.
Warnung vor franzoͤsischem geblaͤuten Zuker.
Man gibt gegenwaͤrtig dem Zuker in Frankreich mit Schmalte eine
lichtblaͤuliche Farbe um die Weiße desselben zu erhoͤhen. Mehrere
traurige Faͤlle, die der Gebrauch dieses Zukers veranlaßte, haben die Aerzte
und das Publikum auf die Gefaͤhrlichkeit desselben aufmerksam gemacht. Nicht
bloß das Glas allein, sondern vielleicht auch der mit dem Kobalte noch immer
verbundene Arsenik, kann die Ursache der Schmerzen im Unterleibe seyn, die oft schon
auf geringe Dosen eines solchen Zukers entstehen. Nicht bloß zu Paris, sondern auch
zu Bordeaux vergiftet man jezt den Zuker auf diese Weise. „Die
Obrigkeit“ sagt das Journal de Pharmacie.
Jaͤner 1823. S. 18, aus welchem wir hier diese Thatsachen entlehnten,
„die Obrigkeit sollte die Erzeugung und den Verkauf eines solchen
Zukers verbiethen.“ Und die deutschen Obrigkeiten sollten die Einfuhr
des so einfaͤltig vergifteten franzoͤsischen Zukers, so bald er in
feiner Aufloͤsung ein blaͤuliches Pulver zu Boden fallen laͤßt,
durchaus nicht gestatten.
Warnung vor einem neuen Weinklaͤr-Pulver.
Es ist bekannt, daß man bisher mit Eiweiß den Wein klaͤrte. Man saͤngt
jezt an, ein Weinklaͤr-Pulver sehr theuer zu verkaufen, das rothbraun
aussieht, und das man mit eben so viel Wasser oder Wein abruͤhren soll, als
man gewoͤhnlich zum Eiweiß braucht, und dann in das Faß, auf die wohlbekannte
Weise, zu schuͤtten hat. Dieses Pulver ist nichts als getroknetes Blut, das
durch den in demselben enthaltenen Eiweiß-Stoffe wirkt, und das Eiweiß von 2 Eiern
wirkt eben so viel, als die Dosis dieses Pulvers, die man auf 200 Litres Wein
vorschreibt. Ueber dieß ist das Eiweiß nicht bloß wohlfeiler, sondern hat auch nicht
den Leim-Geschmak, den dieses Pulver bei sich fuͤhrt, und wodurch es die
feinen Weine verdirbt. Man kann auch Eiweiß zum Klaͤren des Weines
puͤlvern. (Vergl. Gay-Lussac in den Annales de Chimie etc. November 1822. S. 335.)
Untersuchung eines Pulvers gegen den Brand im Getreide (poudre anticharbonneuse et végétative). Von Herrn Francois, Apotheker zu Chalons-sur-Marne.
Dieses Pulver kommt in muͤrben zusammengehaͤuften Broͤkchen vor,
die sich unter dem Finger leicht zerdruͤken lassen. Seine Farbe ist
gruͤnlich; es hat keinen Geruch, schmekt metallisch und styptisch, und
blaͤht sich, auf Kohlen gestreut, auf welchen es schmilzt, unter Verbreitung
eines sehr deutlichen Geruches von schwefeliger Saͤure auf.
100 Gramm dieses Pulvers 5 Minuten lang in distillirtem Wasser gekocht, filtrirt, und
dann bis zum Haͤutchen abgeraucht, gaben bei dem Erkalten schwefelsaure
Kupfer-Krystalle, und 25 Gramm in siedendem Wasser unaufloͤslicher Salze.
Diese 25 Gramme wurden warmer Hydrochlor-Saͤure ausgesezt, und eine
Viertel-Stunde darauf filtrirt. Auf dem Filtrum blieb ein gelbliches Pulver
zuruͤk, das man als Schwefel erkannte, und das 9 Gramm wog. Der von der
Hydrochlorsaͤure aufgeloͤste Stoff zeigte sich als Eisen. Dieses
Pulver besteht also aus
75
Theilen
schwefelsaurem Kupfer,
09
–
Schwefel,
16
–
Eisen.
––––
100.
Es scheint daher Hrn. Francois zwekmaͤßiger,
schwefelsaures Kupfer allein anzuwenden, dessen Wirksamkeit gegen den Brand im
Getreide, der nichts als eine Art von Pilz ist, schon Hr. Bened. Prevost auf unwiderlegbare Weise erwiesen hat. Nach
zwoͤlfjaͤhriger Erfahrung dieses Gelehrten reichen 192 Gramm dieser
Substanz auf ein Hektolitre Korn zu1 Gramm ist 16 baier. Apotheker Grane. 1 Hektolitre 5470,847 Wiener Kubik
Zolle. A. d. Ueb..
Das Verfahren bei der Anwendung ist folgendes: Man gibt das Korn in eine Kufe,
schuͤttet Wasser auf, ruͤhrt um, und sezt neues Wasser zu, so daß
dieses endlich 6–8 Zoll daruͤber steht. Hierauf gießt man das,
vorlaͤufig in einigen Pinten heißen Wassers aufgeloͤste, schwefelsaure
Kupfer zu, ruͤhrt die ganze Masse eine halbe Stunde lang recht stark durch,
und nimmt mit einer Weiden-Huͤrde das Korn ab, das obenauf schwimmt. Nachdem
die ganze Masse anderthalb Stunden lang eingeweicht war, gießt man das Wasser ab,
und nach 12 Stunden ist das Korn troken genug, um ausgesaͤet werden zu
koͤnnen, ohne daß man es herausnehmen darf. Die obenauf schwimmenden
Koͤrner duͤrfen dem Gefluͤgel nicht vorgeschuͤttet
werden.
Durch dieses Verfahren vermeldet man alle Nachtheile des Kalkes, und das Korn wird
mit keinem Staube bedekt, den man, unter anderem, vorzuͤglich in den
Saͤken vermeiden muß, in welchen man das Getreide zum Baue fuͤhrt, da
er den Samen jener Pilze enthalten koͤnnte, die den Brand erzeugen. Dieses
schwefelsaure Kupfer kostet fuͤr ein ganzes Hektolitre Korn nicht 40
Centimen, waͤhrend eben so viel von obigem Pulver 1 Frank und 50 Centimen
kostet. (Aus dem Journal de Pharmacie. Jaͤner
1823. S. 7. Im Auszuge.)
Ueber Asclepias syriaca,
oder die syrische Seidenpflanze, die auch auf dem schlechtesten Boden der uns gedeiht
und auf gutem ein wahres Unkraut wird, kommt im Dictionnaire
technologique, und aus diesem in Gill's
technical Repository. November 1822. S. 849 ein kleiner
Aufsaz vor, in welchem diese Pflanze neuerdings zur Verfertigung von Huͤten,
Struͤmpfen, Maͤzen, Pluͤche, Flannell, Atlas und sehr feinem
Tuche etc. empfohlen wird. – Bei uns in Deutschland wollte die Verarbeitung
dieser Pflanze, die uͤbrigens unser Klima, so wie fast alle Giftpflanzen, so
gut vertraͤgt, daß sie Landplage werden koͤnnte, im Großen nie
gelingen. Man raͤth hier die außerordentliche feine und leichte Samenwolle,
die jeder Hauch vertraͤgt, der Einwirkung der Daͤmpfe auszusezen, und
naß zu kardetschen oder mit Baumwolle gemengt.
Ueber die Kultur der afrikanischen Gladiolen und anderer Cap-Zwiebelgewaͤchse in offenen Gartenbeeten. Von dem hochwuͤrdigen
Hrn. Wilh. Herbert.
Die Samen (Hr. Herbert spricht hier vorzuͤglich von
den Samen des Gladiolus blandus und einiger
Bastarden desselben mit Gladiolus angustus)
muͤßen alsogleich (im Fruͤhjahre) auf amerikanische Beete
gesaͤet und gut begossen werden. Anfangs Oktobers, oder so bald als die
Blaͤtter anfangen zu verwittern, muͤßen die jungen Zwiebel aus der
Erde genommen und getroknet werden: sie koͤnnen dann zu jeder Zeit wieder in
die Erde gepflanzt werden, nur muͤßen sie 8 Zoll tief unter die Erde kommen,
damit ihnen der Frost nicht schaden kann; denn starker Frost zerstoͤrt sie,
wenn er sie an der Oberflaͤche trifft. Die Saͤmlinge bluͤhen,
wenn sie gehoͤrig angetrieben werden, im naͤchsten Jahre: alte Zwiebel
bluͤhen haͤufig von Junius bis September, je nachdem sie gelegt
wurden. Wenn die Erde zu schwer und reich ist, so muß sie mit Sand gemengt werden,
damit die Zwiebel nicht den Krebs bekommen, oder faulen, wenn der Boden zu lang das
Wasser zuruͤk haͤlt.
Gladiolus tristis haͤlt sicher am meisten
aus; seine Blaͤtter widerstehen dem strengsten Froste, und selbst der
anhaltende Schnee und Frost des lezten Winters hat die Blaͤtter nur etwas
gelb gemacht, und an den Spizen verbrannt. Er bluͤht im Freien im Mai, Junius
und Julius, und ich habe 5 Jahre lang die Zwiebeln unangeruͤhrt unter der
Erde gelassen. Ich habe den Gladiolus hirsutus im
September im Freien in die Bluͤthe gebracht, er verlangt aber einen mehr
sandigen Boden, und bekommt in meinen Betten, die sehr fruchtbare verfaulte Holzerde
haben, den Krebs.
Die beßte Methode, die Gladioli, die in Toͤpfen bluͤhen sollen,
(wenigstens die im Freien bluͤhenden Sorten), zu behandeln, ist diese, daß
man die Toͤpfe, sobald die Zwiebeln in dieselben eingelegt sind,
ungefaͤhr 8 Zoll tief unter die Erde in das Gartenbeet sezt, und dann im
Fruͤhjahre, sobald die staͤrkeren Winterfroͤste voruͤber
sind, naͤher an die Oberflaͤche ruͤkt; oder daß man sie, wo man
sie gleich Anfangs hoͤher in die Erde sezt, mit Moos, BlaͤtternDie Blaͤtter der Roßkastanie, welche groß sind, und nicht leicht vom
Winde verweht werden, geben eine vortreffliche Winterdeke fuͤr die
zarten Zwiebelknospen. A. d. O. oder Saͤgespaͤnen auf dem Beete bedekt.
Sehr viele andere Cap-Gewaͤchse aus derselben Familie (Ensatae), vorzuͤglich Watsonia
Meriana, Ixia flexuosa, Trichonema roseum, gedeihen auf dieselbe Weise ohne
alle besondere Pflege. Ixia longiflora ist sehr
dauerhaft, und bluͤht schoͤn und reichlich, will aber einen mehr
sandigen Boden.
Ich bin uͤberzeugt, daß die afrikanischen Gladioli bald die Lieblinge der
Blumenfreunde werden muͤßen, sobald diese naͤmlich sie nur einmal in
ihrer Schoͤnheit bluͤhen sahen, und sich uͤberzeugten, wie
leicht sie zu ziehen sind, und wie endlos viele Varietaͤten sich aus dem
Samen derselben durch Blendung der Sorten erzeugen lassen: sie sind gewiß so
schoͤn, wie Ranunkeln und Tulpen.
Als ich vor einigen Jahren noch zu Mitcham in Surrey lebte, baute ich mehrere
Cap-Zwiebeln, und selbst die Aristeen mit faserigen Wurzeln im freien Grunde und in
demselben Boden, in welchem ich meine Hyacinthen zog, mit dem beßten Erfolge. Die
Beeten wurden Nachts und bei frostigem Wetter bis in den April hinein mit doppelten
Matten auf Steken bedekt. Die Erde wurde aus Kuhduͤnger, abgefallenen
Blaͤttern und seinem Sande gemengt. In dieser Erde trieb der Gladiolus cardinalis und die Watsonia rosea schlanke aͤstige
Staͤmme mit 70–80 Blumen, und Aristea
spiralis, so wie Aristea Melaleuca (die,
so viel ich weiß, noch nirgendwo in England bluͤhte) trieben 9–10
bluͤhende Staͤmme aus Einer Wurzel. Babiana rubro-cyanea hatte 19–20 Staͤmme aus einer kleinen
Menge im Topfe in dieselbe Erde gepflanzte Zwiebelbrut. Allein die Holzerde erzeugt
an den delicateren Sorten dieser Zwiebel, so wie an den Hyacinthen, leicht den
Krebs, der am beßten durch reinen Sand abgehalten werden kann, welcher um die
Zwiebel gelegt wird, und dadurch die Beruͤhrung der Erde abhaͤlt. Der
Sand ist den Wurzelfasern nimmermehr nachtheilig, greift aber doch, wenn er naß ist,
zuweilen die Zwiebel an. (Aus den Transactions of the London
Horticultural Society im Repertory of Arts,
Manufactures et Agriculture. December 1822. S. 38.)
Zweite Spargel-Ernte im Julius und August.
Im 25ten Bande der Memorie della R. Academia delle
Scienze 4. Torino 1824 kommt, unter
meteorologischen Bemerkungen von den Jahren 1741–46, die der beruͤhmte
Prof. Vassalli-Eandi dem damaligen Turiner Professor der
Anatomie zuschreiben zu koͤnnen glaubt, folgende sonderbare Beobachtung vor,
die uns vielleicht zu einer zweiten Spargel-Ernte helfen kann. Am 16. August 1741
schlug der Hagel zu Turin auf einem Spargel-Beete die Spargel-Staͤngel, die
so eben anfingen reifen Samen zu bringen, an der Wurzel ab. Die Spargel sproßten
hierauf von Neuem, und gaben eben so wohlschmekende Sproßen, wie im
Fruͤhjahre. Wenn es richtig ist, daß diese neue Sproßen durch das Abschlagen
der, reifende Samen tragenden, Staͤngel entstand, so duͤrfte man nur
die Staͤngel zur Zeit, wo die Samen anfangen zu reifen, abkniken, um auf
diese Weise im Julius und August wieder eßbare Spargel zu erhalten. (Vergl. Biblioteca italiana. September 1822. S. 332.)
Ueber den chinesischen Bergreiß, den man im Trokenen bauen kann.
Cavaliere Rosa zu Brescia theilt in dem neuesten Hefte der
Biblioteca italiana, December 1822. (das am 7.
Februar in Mailand erschien) S. 422 eine interessante Nachricht uͤber seinen
ersten Versuch mit dem Anbaue dieser Reißart, die viel schmakhafter und nahrhafter
als der gewoͤhnliche Wasserreiß ist, dem Publicum mit. Er erhielt aus 6
Koͤrnern, die Graf Marcantonio Fé ihm aus Wien schikte, und wovon nur
4 keimten, 2680 Koͤrner, welche er im Jahr 1821 baute, und aus welchen er so
viel erntete, daß er im vorigen Jahre einen Versuch im Großen anstellen konnte, und
bereits aus 7 1/2 Pfund (das Pfund zu 24 Loth), die er anbaute, 345 Pfund gewann,
obschon nur die Haͤlfte reif ward. Er bestellte den Aker, wie dieser bei dem
Baue des Mais bestellt werden muß, mit dreimaligem Umpfluͤgen und gleicher
Menge und Art von Duͤnger. Er legte am 25. April die Koͤrner mit dem
Sezholze 2 Zoll weit im Verbande, je zwei und zwei in Ein Loch, und uͤberzog
die Beete mit dem Rechen. Die Koͤrner wurden 12 Stunden lang geweicht, ehe
sie gelegt wurden. Am 5. Mai wurden die Beete zum erstenmale begossen, und am 18.
schoß der Reiß hervor. Am 10. Junius wurde zum erstenmale gejaͤtet, und zum
zweitenmale begossen, und beides am 28. Junius wiederholt. Am 15. Julius zeigten
sich die ersten Aehren, und am 30. stand das ganze Feld in Achren. Nun wurde zum
drittenmale gejaͤtet, und zum viertenmale begossen. Am 9. August
faͤrbten sich die Aehren. Am 27. und 31. wurde geerntet. Den Anbau in freiem
Wurfe fand Cav. Rosa nicht so vortheilhaft.
Da diese Reißart im Brescianischen nicht gleichzeitig reift, und die Haͤlfte
unreif in den Aehren zuruͤk bleibt, so wuͤrde der Anbau dieser
trefflichen Pflanze in Hopfenlaͤndern schwerlich vortheilhaft seyn; in
Weinlaͤndern jedoch, wo der Mais gedeiht, wird auch der chinesische Bergreiß
gedeihen koͤnnen, und schon dadurch unendlichen Gewinn der Menschheit in den
waͤrmeren Laͤndern bringen, daß er die, wie eine stehende Pest
wirkenden, Reiß-Suͤmpfe beseitigen wird.
Erdaͤpfel, ein Mittel die Incrustirungen in Kesseln zu verhuͤten. Von Hrn. Payen.
Bekanntlich werden die Kessel, in welchen man Brunnen-Wasser laͤngere Zeit
uͤber kochen muß, vorzuͤglich in Dampf-Maschinen, mit einer solchen
Kruste uͤberzogen, daß nicht bloß das Wasser nicht mehr gehoͤrig
leicht erwaͤrmt werden kann, und unnoͤthiger Weise Brenn-Materiale
verbrannt werden muß, sondern daß die Kessel selbst, deren Metall nicht mehr vom
Wasser bespuͤlt wird, gluͤhend werden, Risse bekommen, und zum
groͤßten Verderben der Gebaͤude und Menschen springen: des Nachtheiles
nicht zu erwaͤhnen, der an den Kesseln durch das Ausschlagen dieser Krusten
entsteht. Herr Payen fand auf seiner Reise in England (im
Jahr 1821), daß man, um allen diesen Nachtheilen vorzubeugen, ungefaͤhr 2/100
des Gewichtes des angewendeten Wassers Erdaͤpfel daselbst in die Kessel
wirft. Die Erdaͤpfel werden, sobald das Wasser die Temperatur von 100°
erreicht, aufgeloͤst, und bilden eine schleimige Fluͤßigkeit, welche
jedes Theilchen des kalkartigen Niederschlages umhuͤllt, der aus dem Wasser
niederfallt, dadurch dasselbe schluͤpfrig macht, so daß es sich nicht
anlegen, und auch nicht mit anderen Theilchen verbinden kann. Der ganze Niederschlag
wirb also schwebend erhalten, und folgt der Bewegung des Wassers waͤhrend des
Siedens.
Wie so vieles Gute, dankt man auch dieses Mittel dem Zufalle. Einige Arbeiter bei
Hrn. Watt's Maschine, die ihre Erdaͤpfel im Kessel
sieden wollten, vergaßen dieselben, und waren erstaunt, als sie 14 Tage darauf, wo
sie den Kessel auf die gewoͤhnliche muͤhsame Weise reinigen wollten,
diese herrliche Wirkung der vergessenen Erdaͤpfel sahen. Anderes Mehl in den
Kessel gethan, wirkt, nach Hrn. Hall's Versicherung,
nicht so gut, wie Erdaͤpfel. (Journal de Pharmacie.
Année 8. Nr. 10. S. 471.)
Weingeist aus den Beeren des Spargels und aus Johannis- oder Stachelbeeren.
Here Dubois, Directeur des Militaͤr-Spitales in
Val-de-Grace, bereitet, wie wir aus dem Journal de Pharmacie.
N. X. 8. Année. Seite 495 ersehen, guten
Weingeist aus den bisher zu nichts verwendeten Beeren des Spargels, und aus den
Johannis- oder StachelbeerenWir koͤnnen nicht wissen, ob der Hr. Bericht-Erstatter a. a. O. unter
groseille Johannisbeeren oder Stachelbeere
versteht, da bekanntlich das Wort groseille
beide diese Beerenfruͤchte bezeichnet. A. d. Ueb.. Sein Verfahren ist zwar am a. O. nicht angegeben; indessen wird es keinem
erfahrnen Brantweinbrenner schwer fallen koͤnnen, Weingeist aus diesen Beeren
zu bereiten, wo er dieselben wohlfeil in Menge erhalten kann.
Ueber das Fett in den Eiern
hat Hr. Planche im Journal de
Pharmacie. Jaͤner 1823, einige auch dem Techniker interessante
Thatsachen dargestellt, z.B. daß man aus 60 Eidottern, die ungefaͤhr 1
Kilogramm wiegen, nie mehr als 125 Gramm Oel durch Pressen erhalten kann,
waͤhrend sie doch, in Folge der Analyse, 180 Gramm desselben enthalten. Ein
Eidotter enthaͤlt also ungefaͤhr 3 Gr. Oel, dieses besteht aus
3 Decigramm
(5 5/8 Gran)
Stearin.
27 Decigramm
(50 3/8 Gran)
Elaïn.
––––––––––––––––––––––––––––––
30 Decigramm
= 3 Gramm
= 56 Gran.
Bekleidung der koͤnigl. baier. Armee mit inlaͤndischen Fabrikaten.
Sr. Majestaͤt unser allergnaͤdigster Koͤnig haben in
Allerhoͤchst ihrer landesvaͤterlichen Sorgfalt fuͤr
Unterstuͤzung und Foͤrderung des inlaͤndischen Gewerbfleißes
dd. 10. November 1822 zu befehlen geruht, daß zur
Bekleidung der Armee, so weit die Kosten hiezu aus dem Aerar bestritten werden, nur
inlaͤndische Fabrikate verwendet werden
sollen.
Dankbar die Weisheit und Wohlthat dieses Allerhoͤchsten Befehles anerkennend,
der von den wohlthaͤtigsten Folgen fuͤr die inlaͤndische
Industrie seyn muß, sehen wir indessen mit Schmerzen aus dem in Nr. 7. des neuen Kunst- und Gewerbs-Blattes, 15. Febr. 1823. S. 39,
hieruͤber mitgetheiltem Programme, daß auch „die koͤnigl.
Straf- oder Zwangarbeits-Anstalten,
bezuͤglich der eigenen Fabrikate mit zur Concurrenz
zugelassen werden.“
Ueber das Nachtheilige der Beschaͤftigung der Straͤflinge mit einer
Arbeit, fuͤr deren Erlaubniß sie thun zu duͤrfen, der rechtliche Buͤrger schwere Steuern und Abgaben
zahlen muß, ist nur eine Stimme im ganzen gebildeten Europa. Das Verhaͤltniß
dieser Beschaͤftigungsart wird aber bei Gelegenheit dieser Concurrenz noch
mehr in die Augen springen: denn erstens ist es natuͤrlich, daß diejenige
Fabrik, bei welcher der eigentliche Arbeitslohn nichts, oder nicht viel mehr als
nichts kostet, und welche uͤberdieß uͤber ein ungeheueres Kapital
disponiren kann, jeder andern den Vorsprung abgewinnen, und jede andere so
druͤken kann, daß diese in Gefahr kommt, sich aller Concurrenz begeben zu
muͤßen. Koͤnnte oder thaͤte jene Fabrik dieß nicht, so
muͤßte sie Vorwuͤrfe gegen die Administration gruͤnden und so
dem Staate selbst zum positivesten pecuniaͤren Nachtheile gereichen. Zweitens
wird, insofern sich Fabrikanten finden sollten, die mit jener Fabrik concurriren
wollten oder koͤnnten, in Hinsicht, daß hier wie man zu sagen pflegt, unter
dem Fabrik-Preis gearbeitet werden muß, auch nur geringe Arbeiten geliefert werden.
Drittens duͤrfte eine solide Fabrik, oder auch nur ein guter Tuchmacher mit 2
bis 3 Stuͤhlen, sich wohl huͤten mit Straͤflingen zu
concurriren, und auf solche Art die Befoͤrderung inlaͤndischer
Industrie schwerlich erreicht werden.