Titel: | Verbesserter Schmelzofen zur Vermeidung der verderblichen, Thieren und Pflanzen gefährlichen Dämpfe, welche bei Schmelzung und Calcinirung des Bleies und anderer verderblichen Mineralien aufsteigen, worauf Jos. Waß, zu Lea Wharf, Ashover, County of Derby, dd. October 1822 ein Patent erhielt. |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XLVII., S. 278 |
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XLVII.
Verbesserter Schmelzofen zur Vermeidung der verderblichen, Thieren und Pflanzen gefährlichen Dämpfe, welche bei Schmelzung
und Calcinirung des Bleies und anderer verderblichen Mineralien aufsteigen, worauf Jos. Waß, zu Lea Wharf, Ashover, County of Derby, dd. October 1822 ein Patent erhielt.
Aus dem London Journal of Science et Arts. November 1822. S. 225.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Waß's verbesserter Schmelzofen zur Vermeidung der verderblichen Dämpfe.
Diese Verbesserung besteht in einer neuen
Luͤftungs-Methode der Schornsteine und Zuͤge an den
Schmelzoͤfen, und in einer Vorrichtung zur Niederschlagung und Aufsammlung
der schwereren Theile, die waͤhrend des Schmelzens entweichen, und dem Leben
der Thiere und Pflanzen gefaͤhrlich werden, waͤhrend die leichteren so
hoch in die Luft gefuͤhrt werden, daß sie sich mit der Luft verbinden und
nicht mehr schaͤdlich werden koͤnnen.
Fig. 5 Tab.
VII. zeigt den Grundriß eines Gebaͤudes mit 4 Schmelzoͤfen A, A, A, A; in dem Mittelpuncte des Gebaͤudes
stoßen die horizontalen Zuͤge der verschiedenen Oefen zusammen, und treten in
den kreisfoͤrmigen Thurm. Fig. 6 ist ein senkrechter
Durchschnitt dieses Thurmes durch die Mitte desselben, mit 2 Oefen, deren
Zuͤge in denselben eintreten.
aa ist die Außenmauer des Thurmes, der hoch und
geraͤumig seyn muß: sein Durchmesser haͤngt von der Zahl der Oefen und
Luftzuͤge ab, die sich in denselben enden. Wenn, wie hier, die Zuͤge
von 4 Oefen in den Thurm gehen, kann der innere Durchmesser 13 Fuß seyn, und seine
Hoͤhe mag (von dem oberen Ende der gewoͤhnlichen Schornsteine, d.i. 36
Fuß vom Boden) nicht weniger als 24 Fuß betragen: je hoͤher desto besser. Die
Zuͤge koͤnnen, wie die punctirten Linien anzeigen, in jeder
Hoͤhe in den mittleren Durchgang des Ofens eintreten.
Man hat beobachtet, daß die Schmelzoͤfen gewoͤhnlich den
groͤßten Theil ihres Rauches (außer bei dem Anschuͤren), noch vor sie
zur Schmelzhize gelangen, verzehren: allein, wegen des starken Zuges werden viele
gefaͤhrliche und schaͤdliche Theile in die Luft gerissen, und
entweichen in dieselbe. Um dieß zu verhindern, wird die Kappe b uͤber den Schlund des Schornsteines c
aufgehangen, wodurch der groͤßte Theil der schwereren Theilchen an ihrem
Durchgange gehindert wird, ja nicht einmal in den Thurm hinauf gelangen kann. Diese
Kappe macht zugleich, indem sie den freien Durchgang der Daͤmpfe hindert, die
Flamme des Ofens unter der Kappe desto kraͤftiger auf dieselben wirken, die
kohligen Theile verbrennen, und die metallischen Theile niederfallen. dd ist das Lagerungs-Floͤz, auf welches die
schwereren Theilchen sich lagern koͤnnen, ohne in den Thurm hinabzufallen.
Eine senkrechte Stange e haͤlt die Kappe b aufgehangen, und reicht bis oben an den Mittelpunct
des Thurmes. Diese Stange wird von einer Art Steigbuͤgel-Eisen f getragen, welches an einem Querbalken g befestigt ist, der in den Mauern des Thurmes selbst
eingelassen ist. An dem oberen Ende dieser Stange e ist
ein Schraubenniet, um die Kappe b nach Belieben
hoͤher oder tiefer stellen zu koͤnnen. Ueber dem Schlunde des
Schornsteines c und hh
sind drei oder mehr aufrechte Stuͤzen, welche durch Loͤcher in der
Kappe laufen, die mittelst Bolzen auf denselben ruht. Da die Kappe auf diese Weise
einen festen Standpunct erhalten hat, nach welchem die Weite der Oeffnung oder des
Durchganges zwischen ihr und dem Halse des Schornsteines geregelt werden kann, so
ist an der Kappe noch ein breiter Ring oder Reifen angebracht, i, welcher durch Schrauben hoͤher oder tiefer
gestellt werden kann, so daß die Oeffnung dadurch jede beliebige Weite
erhaͤlt.
Die leichteren Theile der aufsteigenden Daͤmpfe, welche aus den Zuͤgen
durch diese Oeffnung emporsteigen, steigen in den oberen Theil des Thurmes hinan,
welcher oben mit einem flachen Dache bedekt ist, um allen verdichteten Rauch oder
Dampf, der unter der Kappe durchgegangen seyn koͤnnte,
zuruͤkzutreiben, und auch den Regen, Hagel oder Schnee von dem Schornsteine
abzuhalten. Durch dieses Dach laͤuft der Schaft einer Windfahne k, dessen Zapfen auf dem Querbalken g ruht. In der Mauer des Thurmes befinden sich oben an
demselben eine Menge Oeffnungen oder Luftloͤcher, l,
l, l, um den Rauch und die Daͤmpfe entweichen zu lassen, und den
Wind abzuhalten, der sonst den Rauch in die Zuͤge zuruͤktreiben, und
den Austritt desselben in die atmosphaͤrische Luft hindern wuͤrde:
alle Loͤcher an jener Seite, auf welcher der Wind herblaͤst, sind
naͤmlich durch den halbkreisfoͤrmigen Schieber, m, geschlossen. Dieser Schieber wird durch die Arme an dem Schafte k gehalten und bewegt, an dessen oberem und
aͤußerem Ende die Windfahne n, befestigt ist,
welche sich nach dem Winde dreht, und dadurch sowohl den Schaft als den Schieber
herumfuͤhrt, wodurch also die Luftloͤcher auf jener Seite, auf welcher
der Wind herblaͤst, geschlossen, auf der entgegengesezten aber
geoͤffnet werden, so daß jene Daͤmpfe, welche leichter sind, als die
atmosphaͤrische Luft, hinausfahren koͤnnen, und die groͤberen
und schaͤdlichen Theile auf dem Lagerungs-Floͤze
zuruͤkbleiben.
Außer dem, daß diese schaͤdlichen schwereren Theile auf diese Weise
fuͤr die Nachbarschaft unschaͤdlich werden, kommen sie zugleich dem
Inhaber der Schmelzoͤfen zu Nuzen, indem sie auf dem Lagerungs-Floͤze
gesammelt, und wieder in den Roͤstungs-Ofen zuruͤkgebracht werden
koͤnnen. Wenn der Ofen naͤmlich still steht, geht ein Arbeiter unten
bei dem Thuͤrchen in den Schornstein hinein, und steigt auf der in dem
Grundrisse angezeigten Schreken-Treppe zu dem Lagerungs-Floͤze hinauf, von
welchem des, was sich daselbst gesammelt hat, mit Schaufeln durch den Schornstein
herabgeworfen, und dann in Schubkarren zur Roͤstung gefahren wird. Jeder Zug
eines Ofens, muß noch uͤberdieß mit einem Schieber, o, o, in Fig. 2 versehen seyn, um
seine Verbindung mit dem Schornsteine, wenn er still steht, unterbrechen zu
koͤnnen. Die Baukosten dieses Thurmes wilden, wie Herr Waß sagt, schon im ersten Jahre durch die dadurch zuruͤkgehaltenen
Theile wieder hereingebracht.
Noch einen anderen Vortheil glaubt Herr Waß bei Verbindung
mehrere Oefen unter einander nach diesem Plane darin zu finden, daß die Erzeugung
von Bleiplatten, wie von Bleibloͤken, dadurch weit wohlfeiler zu stehen
kommt, wenn naͤmlich die Stihseiten der Oefen einander gegenuͤber
stehen, so daß das heiße Blei beider Oefen aus der Gußeisen-Pfanne entweder in
Bloͤk, oder in einen Behaͤlter zusammen fließt, und aus diesem in den
Model, z.B. zu dikeren Platten, die dann in die Strekmuͤhle geliefert werden
koͤnnen. Auf diese Weise kann Zeit und Arbeit und Auslage erspart werden.
Außerdem, daß die Schmelzhuͤtte bei einer solchen Einrichtung fuͤr die
Gesundheit unschaͤdlich wird, kann auch noch der Raum in den Winkeln der
Zuͤge unten am Thurme zu kleineren Probir- und Experimentir Oefen
benuͤzt werden.
Das eigentlich Neue an dieser Verbesserung ist bloß der auf den Schornstein
aufgesezte Thurm.