Titel: | Die Verfertigung des Fischleims (der Hausenblase) und des Kawiars in Rußland. Von Professor Petri in Erfurt. |
Autor: | Prof. Johann Christoph Petri [GND] |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LIII., S. 304 |
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LIII.
Die Verfertigung des Fischleims (der Hausenblase) und des Kawiars in Rußland. Von Professor Petri in Erfurt.
Petri über Verfertigung des Fischleimes in Rußland.
Die Fischerei macht in Rußland einen der wichtigsten
Gegenstaͤnde des Handels und des Gewerbsfleißes aus. Nach der Berechnung
zweier sehr geschaͤzter SchriftstellerStorch histor. statist. Gemaͤlde des russ.
Reichs, 2ter B. S. 189, und Garrmann statistische
Schilderung von Rußland, S. 456. steigt der gesammte Werth aller in einem Jahre aufgebrachten Producte der
Fischerei auf 15 Millionen Rubel. Ohne uns auf eine Rechtfertigung um den Beweis
dieser Angabe hier einzulassen, kann man doch sicher annehmen, daß sie wenigstens
nicht viel uͤbertrieben ist, wenn man den Umfang dieses Industrie-Zweiges,
die Menge und Mannigfaltigkeit seiner Gegenstaͤnde, und den ungeheueren
Verbrauch uͤberlegt, den eine Menge von mehr als 50 Millionen Menschen, bei
so vielen Fasttagen, alljaͤhrlich von diesem Naturerzeugnisse (das bei den
meisten zum Beduͤrfnisse geworden ist) macht. Was geht nicht allein von den
beiden Artikeln der Hausenblase und des Kawiars alle Jahre in's Ausland? wie viel wird davon
innerhalb des unermeßlichen Reichs selbst verbraucht? – Tausende von Menschen
haben von der Zubereitung nur allein dieser zwei Producte ihren Unterhalt. Die Hausenblase wird vorzugsweise
nur von der Wolga und dem Uralfluße, ingleichen am kaspischen Meere, gewonnen; der
Kawiar hingegen kommt auch von andern Fluͤßen aus dem Innern von Rußland. Wie
bedeutend das erste der genannten Producte fuͤr den Handel sey, beweiset
allein die Ausfuhr der Hausenblase aus St. Petersburg. Hier wurden naͤmlich
im Jahre 1801 an 6000 Pud (à 40 Pfund), 1807,
6407 Pud, 1810, 6971 Pud und 1815 beinahe 7000 Pud ausgefuͤhrt. Die
Verfertigung beider Artikel, der Hausenblase sowohl, als
des Kawiars, will ich hier theils nach der
Gewaͤhrleistung der unten genannten beiden zuverlaͤßigen
Schriftsteller, theils nach der Erzaͤhlung glaubwuͤrdiger
Maͤnner, welche mir zu der Zeit, als ich mich in Rußland aufhielt, das
Verfahren dabei mittheilten, in Kuͤrze beschreiben.
Beide Erzeugnisse, so wie ihre Zubereitung, sind Rußland beinahe allein eigen. Die
Hausenblase wird uͤberall, wo große
Stoͤrarten gefangen werden, verfertiget, also hauptsaͤchlich an der
Wolga und am Ural, doch aber auch am Don, Ob, Dnepr, Irtisch u.a.m. so wie auch noch
am kaspischen Meere. Der Fischleim von der beßten Sorte wird eigentlich aus der
Schwimmblase dieser Fischarten, besonders des Hausen
(daher der Namen Hausenblase), bereitet. Der Hausen (russisch Beluga), ist
einer der groͤßten Fische, welche in den russischen Seen und Fluͤßen
gefangen werden. Aus seinen Haͤuten, Schwingen, Flossen, Eingeweiden,
vornaͤmlich aber aus den Blasen, kommt der beßte Fischleim, womit man Holz,
Glas, Leder und viele andere Dinge uͤberaus fest zusammenleimt, das Bier, den
Broihahn, Wein u.s.f. abklaͤrt, und die sogenannten Nuͤrnberger-Horn-,
oder duͤnnen durchsichtigen Heiligen-Bilder macht. An der Wolga haͤlt
man dazu die Stoͤrblasen fuͤr die beßten und naͤchst diesen die
Hausenblasen; die Sewrjugenblase aber von einer andern Fischart, deren es
uͤberhaupt in den russischen Gewaͤssern unzaͤhlige gibt wird
mit Blasen von Stoͤren vermischt und gibt keinen so guten Leim. Man macht
auch noch aus Sterleten, Walsen, Barben und andern
Fischarten, einen, jedoch schlechtern, Fischleim. Eben so ist der aus den
Haͤuten, Schwaͤnzen, Flossen, Schwingen und Eingeweiden gekochte Leim nicht so gut, als
der reine Blasenleim. Einige halten auch den Sterletleim fuͤr sehr gut, weil
er außerordentlich zaͤhe, fest und besonders zu eingelegter Tischler- und
Ebenisten-Arbeit tauglich seyn soll. Nach der Versicherung der Kenner unter den
Eingebornen liefern die Sewrjugen den beßten Fischleim, wovon das Pud (à 40 Pfd. Leipz. oder 38 Pfd. Hamb. Gewicht) jezt
mit 50 Rubel Silb. Geld (200 Rubel in Assignationen), von den Stoͤren mit
30–40 Rubel S. M. (120–160 Rub. Assign.), von den Hausen aber nur mit
20–25 Rub. S. M. (80–100 Rub. Assign.) in Rußland selbst bezahlt
wird.
Bei der Zubereitung des Fischleims (der Hausenblase) selbst verfahren die Russen an
der Wolga, besonders bei Astrachan, folgendermaßen:
Zuerst werden die Schwimmblasen der genannten Fischarten frisch in reinem Flußwasser
eingewaͤssert, einige Zeit darin gelassen, dann aufgeschnitten und an die
Luft zum Troknen hingelegt, die aͤußere Haut unten, die silberweiße innere
Leimhaut oben. Die leztere, welche eigentlich den echten Leim gibt, laͤßt
sich leicht von der groͤberen aͤußeren Haut absondern, und muß
eigentlich allemal abgezogen werden, wenn der Leim vorzuͤglich werden soll.
Ist dieß geschehen, so legen und wikeln sie diese Haͤute in allerlei Formen
und Figuren, und troknen sie an der Luft und Sonne, oder an einem maͤßig
erwaͤrmten Orte. Die beßte Sorte pflegt man in kleine Kraͤnze zu
winden, die zweite legt man in Form eines kleinen Buchs zusammen, die dritte, als
die gemeinste, wird schlechtweg getroknet und bleibt, wie sie ist. Uebrigens ist die
naͤhere Verfahrensart dabei verschieden. Weiter unten an der Wolga z.B. macht
man auch gekochten Fischleim, der die Farbe des Bernsteins hat, durchsichtig ist,
und in kleine Tafeln gegossen wird. Die Blasen und Schwimmhaͤute werden dabei
in kleine Stuͤke geschnitten und zu einem Brei gekocht: diesen streicht oder
gießt man hernach in duͤnne Blaͤtter, troknet ihn und rollt ihn dann
in allerlei beliebige Figuren zusammen. An der Okka, wo
man nur Sterlete hat, wird die Blase derselben ganz so, wie sie ist, geklopft, zu
Leim gekocht, und dieser darauf getroknet. Die Schwimmblasen der Welse werden
gequetscht oder zerstoßen, und weil der Leim nicht ganz zergeht, durchgeseiht, das
Sahnige davon abgesondert, getroknet und in allerlei Formen gegossen, gepreßt oder
gedreht. Von jedem Pude Fischleim muß uͤbrigens der Krone 5–6 Rubel
entrichtet werden. – Hier und da hat man auch schon Versuche gemacht, aus den
Schwimmblasen der Barben Leim zu machen. Sollte man nicht auch in Deutschland am
Rhein, der Donau, Elbe u.a. dergleichen Waare verfertigen koͤnnen?
–
Außer den National-Russen verstehen auch die Kosaken sehr
gute Hausenblasen zu verfertigen, und machen jaͤhrlich derselben eine
uͤberaus große Menge. Die am Ural wohnenden wenden
hiebei folgende Verfahrensart an. Zuerst waschen sie die frischen Blasen rein ab,
und legen sie an die Luft zum Troknen hin, so daß die aͤußere Haut zu
unterst, die glaͤnzende und silberweiße innere Leimhaut aber nach Oben zu
liegen kommt. Dadurch bewirken sie, daß sich die leztere leicht absondern
laͤßt, worauf sie in ein feuchtes Tuch geschlagen, und mit den Haͤnden
tuͤchtig durchgearbeitet wird. Hierauf rollen sie eine Blase nach der andern
auf, und klemmen sie in Gestalt einer Schlange, eines Kraͤnzchens oder
Herzens zwischen drei Pfloͤkchen, deren auf einem Brete mehrere zu dem Ende
eingeschlagen sind. Sind sie in dieser Lage etwas troken geworden, so haͤngen
sie dieselben im Schatten an Faͤden auf, so lange, bis sie voͤllig
hart und duͤrre geworden sind. Man macht hier auch Leim aus der Schwimmblase
der Walse, welcher zwar schoͤn hell und weiß aussieht, aber wegen seiner
geringen Guͤte nicht mehr als 8–10 Rubel S. M. (30–40 Rub.
Banknoten) das Pud kostet. – Von dieser Fischart benuzt man noch einen Theil,
der bei allen andern Fischen ungenuͤzt bleibt, und weggeworfen wird,
naͤmlich die Haut, welche bei'm Aal sehr duͤnn und glatt ist. Man
spannt sie zum Troknen auf, und verkauft sie den Landleuten, besonders den
Orenburg'schen, Kasan'schen, Astrachan'schen und andern Tataren, welche sie wegen
ihrer hornartigen Durchsichtigkeit statt des Glases vor die Fenster spannen, wozu
sie sonst gemeiniglich die gereinigte und getroknete Nez und andere innere
Haͤute von Thieren, auch das sibirische Marienglas, nehmen. Pallas
Man sehe dessen Reisen, Theil 1. Abschn. 1. befand die Welshaut vorzuͤglich vortrefflich zur Verbindung der
Bouteillen und Glaͤser, worin man Thiere in Weingeist aufbewahrt, indem sie den Abgang und das
Verduͤnsten des Weingeistes und anderer Feuchtigkeiten weit besser, als die
gewoͤhnlichen Rinder- und Kaͤlberblasen, abhalten.
In andern Gegenden, wo Hausenblase gemacht wird, z.B. am Ob, Don, Irtisch, der
Samara, Dnepr und dem kaspischen Meere, ist die Behandlung der Schwimmblasen und die
Verfertigung des Leim's beinahe dasselbe, nur daß dort die Blase ebenfals in Riemen
geschnitten, auf Bretern oder Baumrinden ausgebreitet, und alsdann erst aufgerollt
wird. Die Ostiaken, ein noch halb rohes Volk in der
Stadthalterschaft Tobolsk in Sibirien am Ob und Irtisch, kochen, wie manche andern
schon erwaͤhnte russische Voͤlkerschaften, ihren Fischleim ebenfalls,
und zwar so lange in einem Kessel, bis er obenauf schwimmt, worauf sie ihn in
duͤnne Taͤfelchen formen und so troken werden lassen.
Alle die genannten Fischarten, die Stoͤre, Sterlete, Hausen, Sawrjugen, Welse
u.a.m. nuͤzen den Menschen, außer ihrem Fleische und dem aus ihnen bereiteten
Fischleim, auch noch auf eine andere Art, naͤmlich durch ihren Rogen, aus welchen der so beliebte Kawiar gemacht wird. Besonders ist das Geschlecht der Stoͤre hiezu sehr brauchbar. Diese 2, 4, 6, und
bisweilen 8 Ellen langen, und 2–3 Ellen diken Fische, wiegen oft uͤber
1200 Pfund, und halten sich in der Wolga, im Ural, Don, in der Samara, Donau,
Weichsel, im Irtisch, in der Ost- und Nordsee auf, und verschaffen den Bewohnern
dieser Gegenden durch ihren Rogen oder Kawiar den reichlichsten Gewinn und Unterhalt. Ihr
Fleisch ist von sehr gutem Geschmake, und sie werden haͤufig im Winter
gefroren auf Schlitten nach Moskau und St. Petersburg gebracht, und hier theils ganz
an den Hof und die Großen der beiden Residenzen, theils einzeln nach Pfunden an
Privatpersonen, das Pfund zu 12–15 Kopeken (3 bis 4 Groschen) verkauft, und
bringen den Fischhaͤndlern viel Geld einWenn man diese große Fische auf den Straßen und Maͤrkten liegen sieht,
haͤlt man sie fuͤr nichts anders, als beeiste und
zugeschneiete Bloͤke, Walzen und Balken. –. Aber noch weit geschaͤzter und beliebter als ihr Fleisch sind ihre
Eier oder der Rogen, aus welchen der so beliebte, und in Rußland besonders gern gegessene Kawiar (den man jezt auch schon haͤufig in
Deutschland, z.B. in Wien und Berlin verspeiset, und in Hamburg, Luͤbek und
Bremen in Menge kaufen kann) zubereitet wird. Dieser ist naͤmlich nichts
anders, als der von diesen und andern Fischen in ungeheurer Menge gewonnene,
gereinigte und eingesalzene Rogen. Es gibt davon weißen und schwarzen: der
leztere aber wird fuͤr weit vorzuͤglicher gehalten. Die Eier haben die
Groͤße großer Hirsenkoͤrner oder kleiner Linsen, und eingemacht oder
gesalzen bilden sie eine breiartige oder mußige, koͤrnige Masse, die man wie
Butter auf Weißbrod, oder besser auf geroͤstete Semmelscheiben streicht, und
mit Pfeffer und Zwiebeln bestreut, auch wohl mit darauf ausgedruͤktem
Zitronensaft, als einen Lekerbissen vor oder nach der Mahlzeit isset, um sich
Appetit zu erweken, oder den Magen zu staͤrken, und die Verdauung zu
befoͤrdern. Gewoͤhnlich wird er in kleinen Toͤnnchen oder
Faͤßchen verkauft. –
Fremden Ankoͤmmlingen in Rußland will Anfangs diese schwarze Speise nicht
schmeken, weil der Kawiar ein etwas ekelhaftes Ansehen hat. Allein man
gewoͤhnt sich bald daran, und lernt ihn endlich sogar, gleich den
uͤbrigen Eingebornen, als eine Delikatesse verzehren. Den beßten geben die
Stoͤrarten Sawrjugen und Assetrin, und in Absicht der guten Zubereitung des Kawiars stehen
besonders die Uralschen Kosaken (dergleichen der bekannte Rabell Pugetschew einer war) im Rufe. Die Faͤßchen, in
welchen er verschikt und zu Schiffe ausgefuͤhrt wird, halten 2, 3, 4 und mehr
Maß. Der meiste geht nach England und Italien. Es gibt Jahre, wo diese Ausfuhr
25–30,000 Pud betraͤgt. Man hat davon dreierlei Arten. Die
schlechteste ist die gemeine gepreßte (payus naja ikra). Bei diesem wird der Rogen nur obenhin
von den groͤbsten Fasern gereiniget, ohne ihn durch ein Sieb zu
druͤken, mit ungefaͤhr zwei Pfund Salz auf das Pud eingesalzen, und so
auf Matten an die Sonne zum Troknen ausgebreitet. Darauf bringt man ihn in ein
Gefaͤß, worin man ihn fleißig mit Fischfett anruͤhrt, preßt oder wohl
gar mit den Fuͤßen tritt, wobei der Treter lederne Struͤmpfe anhat,
– und druͤkt ihn dann in Toͤnnchen, in welchen er verschikt
wird. Diese schlechte gemeine Sorte kostet in Astrachan 50–60 Kopeken (12–15 Groschen) das
Pud, und ist die gewoͤhnliche Speise des großen Haufens! –
Eine bessere Sorte ist der sogenannte koͤrnige
Kawiar (Sernistaja ikra), der aber seines
vielen Salzes wegen nicht jedermann angenehm ist. Er wird so zubereitet: Ist der
Fisch ausgenommen, so sondert man den Rogen ab, und reiniget ihn, indem man ihn
durch ein Sieb laufen laͤßt, und dabei mit den Haͤnden reibt. Alsdann
schlaͤgt man ihn in Zuber, wirft in jeden ein paar Haͤnde voll Salz,
ruͤhrt alles durch einander, und sezt es an einen warmen Ort, damit der Rogen
von dem Salze uͤberall gleich durchzogen werde. So erhaͤlt man den Salzkawiar, der sich von dem marinirten bloß dadurch unterscheidet, daß zu dem leztern mehr Salz
genommen wird. Endlich druͤkt man ihn ebenfalls in kleine Faͤsser ein,
welche fest zugespundet, und dann versendet werden.
Die reinlichste, beßte und wohlschmekendste, dem Ansehen nach aus ganzen
Koͤrnern bestehende, auch nicht leicht stinkend werdende Art Kawiar ist
diejenige, welche von ihrer Zubereitung von den Russen meschechnaja ikra, gesaͤkter (oder in Saͤken gepreßter) Kawiar genannt wird.
Man macht naͤmlich zuerst eine starke Salzsole fertig, in welche man den
Rogen etwa 1/2 Stunde lang einweicht, wobei man oͤfters versuchen und Acht
haben muß, ob er, wenn man ihn zwischen den Fingern reibt, noch milchet, thut er
dieß nicht mehr, so bringt man ihn in Siebe, und laͤßt ihn abtriefen; dann
nimmt man lange schmale Saͤke von starker Leinwand, dergleichen man in den
Apotheken braucht, welche bis zur Haͤlfte mit frischem Rogen
angefuͤllt, hernach vollends bis oben an mit Salzsole und gereinigtem Rogen
voll gegossen werden. So bald die Sole durchgeseihet ist, werden diese mit dem
langen Zipfel zwischen mehrere Querstangen aufgehaͤngte Saͤke nach
einander mit den Haͤnden stark ausgerungen, und der Rogen, nachdem man ihn
noch 11–12 Stunden in den Saͤken hat abtroknen lassen, wird sodann in
die kleinen Faͤsser gestampft, die fest zugemacht und wohl betheert werden,
damit der Kawiar sich gut halte.
In Uralsk, bei Astrachan und Gurjew, laͤngs der Wolga, bereiter man auch noch
eine andere Art Kawiar, naͤmlich den sogenannten Armenischen oder Tuͤrkischen, welcher
vormals in großer Menge
von Astrachan nach der Tuͤrkei verschifft wurde. Der Rogen wird so, wie man
ihn aus den Fischen nimmt, ganz in laͤngliche Kasten, die einen
durchloͤcherten Boden haben, schichtweise gelegt, und jede Schicht dik mit
Salz bestreut, daß es den Rogen ganz bedekt, auch mit den Haͤnden
aufgedruͤkt, um desto besser durchzugreifen. Hat man solcher Gestalt einen
Kasten angefuͤllt, so wird ein mit Steinen beschwerter Dekel darauf gelegt,
damit sich durch den Druk uͤber dem Rogen Lake erzeuge. So laͤßt man
ihn 4 bis 5 Monate gleichsam poͤkeln, so daß der bei der
Fruͤhlings-Fischerei eingelegte im September, und der im Herbst eingelegte im
Mai fertig wird. Waͤhrend dieser Zeit wird der Rogen beinahe ganz troken, und
uͤberzieht sich mit einer Salzkruste. Dieß wird zu den genannten Jahreszeiten
mit Wasser abgespuͤlt, der Rogen an der Sonne auf's Neue getroknet, in
Faͤsser gebracht und verfuͤhret. Andere pflegen ihn auch auf der
Oberflaͤche mit Fischfett zu uͤbergießen, um ihn soviel als
moͤglich von Faͤulniß, Schimmel, und Verderben zu bewahren.
In den uͤbrigen Gegenden des russischen Reichs, z.B. am Irtisch, an der
Samara, am Don, an der Okka u.s.w., wo alle Jahre große allgemeine Fischereien
gehalten werden, wird der Kawiar, wenn dazu taugliche Fischarten vorhanden sind, auf
aͤhnliche Art zubereitet.
Noch muß ich mit ein paar Worten des weißen, etwas in's
Roͤthliche fallenden Kawiars (krassnaja ikra)
gedenken. Er wird aus dem Rogen des Lachses, besonders
einer Gattung desselben, des Weißlachses und des Hechtes, auf aͤhnliche Weise, wie der schwarze,
verfertiget, ist aber weder von der Guͤte, noch von dem Wohlgeschmake des
leztern, daher er auch nicht so geschaͤzt, noch so haͤufig genossen,
auch nicht in solcher Menge, als der schwarze, zubereitet wird. Der Weißlachs ist uͤbrigens, so wie der Sterlet, ein sehr lekerer und beliebter Wolgafisch;
vorzuͤglich wird der leztere wegen seines zarten Fleisches sehr
geschaͤzt, und, wenn man ihn lebendig nach St. Petersburg und Moskau bringt,
theuer bezahlt.