Titel: | Ueber den Bau der amerikanischen Heidelbeeren (Vaccinum macrocarpon) auf trokenen Beeten. Von Hrn. Robert Hallet. Esqu. etc. |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXII., S. 352 |
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LXII.
Ueber den Bau der amerikanischen Heidelbeeren (Vaccinum macrocarpon) auf trokenen Beeten. Von Hrn. Robert Hallet. Esqu. etc.
Aus den Transactions of the London Horticultural Society 1822 in Gill's technical Repository. N. X. S. 259. Im Auszuge uͤbersezt.
Hallet über den Bau der amerikanischen Heidelbeeren.
Man schaͤzt die großfruͤchtige amerikanische
Heidelbeere (vaccinium macrocarpon) in England sehr, und
benuͤzt sie zum Fuͤllen der Torten, in welcher Absicht man sie etwas
vor ihrer Ueberreife abpfluͤkt, und in trokenen, wohl geschlossenen,
Glaͤsern aufbewahrt. Man konnte sie bisher nur auf nassen Beeten in
Suͤmpfen ziehen, und der beruͤhmte Sir Joseph Banks fand es der Muͤhe werth, in dem 1 B. der Transactions der Horticultural-Society eine eigene Abhandlung uͤber die Wartung und
Pflege dieser delicaten Pflanze zu schreiben.
Herr Hallet versuchte eine einfachere Methode, und es
gelang ihm, dieses Sumpf-Gewaͤchs auch im Trokenen zu ziehen. Im April 1818
fuͤllte er, bei dem ersten Versuche, ein Duzend flache Kaͤstchen, die
bei 18 Zoll im Gevierte nur vier Zoll hoch waren, mit Torf-Moor-Erde, und pflanzte
Steklinge anderthalb Zoll weit von einander in dieselbe. Er bemerkt, daß Steklinge
von altem Holze eben so leicht Wurzel treiben und anschlagen als von neuem. Die
Kaͤstchen stellte er in sein Melonen-Beet, begoß sie fleißig, und hatte das
Vergnuͤgen, sie bald so einwurzeln und treiben zu sehen, daß er sie im
folgenden Junius in's Freie verpflanzen konnte.
Er legte nun in seinem Garten ein Beet von Moor-Erde an, die keinen Torf mehr
enthielt, und ganz so beschaffen war, wie Cushing in
seinem Exotic Gardener, 2te Ausgabe Seite 156, sie
fodert: das Beet war 4 Fuß breit und 150 Fuß lang. Um den Pflanzen
hinlaͤnglichen Raum zur Ausbreitung ihrer Wurzeln zu verschaffen, ließ er
mitten durch das ganze Beet der Laͤnge nach einen 18 Zoll weiten Graben 2 Fuß
tief ziehen, denselben 2
Zoll hoch am Boden mit Reisig belegen, und den noch uͤbrigen Theil mit
Moorerde auffuͤllen, die eingetreten wurde: die beiden uͤbrigen Seiten
des Beetes erhielten nur 6 Zoll tief Moorerde. Gegen Ende Junius pflanzte er mitten
in dieses Beet eine Reihe dieser Heidelbeere, jede Pflanze ungefaͤhr 2 Fuß
weit von einander (wenn sie auch 5–6 Fuß weit voneinander gepflanzt
wuͤrden, so wuͤrden die Auslaͤufer bald aneinander kommen) und
sie trieben so maͤchtig, daß ihre Auslaͤufer noch vor dem Winter bis
an den Rand des Beetes gelangten. Am Ende des Jahres 1819 war das ganze Beet mit
diesen Heidelbeeren bedekt, und die Auslaͤufer des vorigen Jahres trieben
eine Menge aufrechter Schoͤßlinge, von welchen er im vorigen Jahre bereits
mehrere Flaschen von Beeren von dem beßten Geschmake, und weit besser als die
gewoͤhnlich eingefuͤhrten, pfluͤkte. Im Herbste 1820 stand
alles bereits so dicht auf dem Beete, daß kein Unkraut mehr auf demselben
aufzukommen vermochte, und im Mai 1821 war alles wie uͤberschneiet mit
Bluͤthen. Herr Hallet hat das Beet mit der
gewoͤhnlichen Heidelbeere (Vaccinium Myrtillus)
eingefaßt, was wir nicht zur Nachahmung empfehlen wollen, indem dadurch leicht
Verbastardirung entstehen kann.
Wenn man sich einmal ein paar Pflanzen von dieser Heidelbeere verschafft hat, so
laͤßt sie sich sehr leicht vermehren. Es ist eben kein Treibkasten dazu
noͤthig; denn die Steklinge gedeihen auch in freier Luft in Toͤpfen
sehr wohl, und wenn sie einmal eingewurzelt sind, hat man keine weitere Plage mehr
mit denselben. Herr Hallet hielt eines der obigen
Kaͤstchen drei Jahre lang der Hize des Sommers und dem Froste des Winters
ausgesezt, ohne daß die Pflanzen in denselben dadurch gelitten haͤtten. Ja
sogar die Beeren bleiben unverdorben den ganzen Winter uͤber an den
Aesten.
Vier Fuß ist die beßte Breite fuͤr diese Beete; wenn man uͤber die
Schoͤßlinge unter der Moor-Erde durchlaufen laͤßt, so kann man leicht
Nebenbeete anlegen, die nur mehr 4–6 Fuß tief Moorerde brauchen. Die
Gaͤnge duͤrfen nicht niederer liegen, damit die Feuchtigkeit nicht
abzieht.
Man kann also nicht bloß in Suͤmpfen, sondern auch auf trokenen Plaͤzen
in Waldbruͤchen etc. diesen nuͤzlichen kleinen Strauch ziehen. Die Landjunker
im westlichen Theile von England ziehen ihn bereits sehr im Großen auf ihren Moor-
und Heidegruͤnden, um Haselhuͤhner damit herbeizuziehen, die diese
Beeren sehr gern fressen, und, da sie die Samen wieder unverdaut von sich geben,
zugleich wieder anbauen und vermehren. Ein einziger Stok verbreitet sich bald
uͤber ein weites Stuͤk Grund, wenn man demselben im Anfange nur einige
Aufmerksamkeit schenkt, die Erde umher etwas auflokert, und vom Unkraute so lang
rein haͤlt, bis die Auslaͤufer eingewurzelt sind: spaͤter ist
weder Jaͤten, und noch weniger Duͤngen noͤthig, denn jeder
thierische Duͤnger zerstoͤrt sie. Nur wo die Hasen sehr zahlreich
sind, die die Jungen Pflanzen dieser Heidelbeere sehr gern fressen, muß man sie
einige Zeit uͤber gegen die Anfaͤlle derselben zu schuͤzen
suchen. Herr Hallet bemerkt noch, daß diese Pflanze
durchaus eine sonnige und luftige Lage zu ihrem Gedeihen erfodertWie haben in Baiern, leider! nut noch zu viele nasse Moor- und trokene
Heide-Gruͤnde, um dieses schaͤzbare Gewaͤchs sowohl auf
nassem Boden nach Banks's, als auf trokenem Boden
nach Hallet's Methode mit Vortheil statt der
kleinen herben Heidelbeere anpflanzen und benuͤzen zu koͤnnen.
A. d. Ueb..