Titel: | Ueber Bereitung künstlicher Steine zur Einfassung von Kaminen etc. von Hn. Karl Wilson . |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXXXII., S. 459 |
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LXXXII.
Ueber Bereitung künstlicher Steine zur Einfassung von Kaminen etc. von Hn. Karl WilsonWir haben in unseren Bergen und Alpen in Ober-Baiern die schoͤnsten
Marmor- und Gipsbruͤche, benuͤzen aber dieselben nicht so
thaͤtig, wie unsere Nachbarn und ehemaligen Mitbuͤrger, die
Salzburger, die mit denselben, man darf beinahe sagen, einen Welthandel treiben.
Die kuͤnstlichen Steine des Hrn. Wilson lassen
sich nicht bloß zu Einfassungen an Kaminen, die bei uns nicht Sitte sind,
sondern auch zu Thuͤr- und Fenstergesimsen, Pilastern etc.
verarbeiten. .
Aus dem XXX. B. der Transactions of the Society of Arts etc. In Gill's technical Repository T. II. N. 6. S. 400.
Hr. Wilson erhielt fuͤr diese Erfindung 25 Guineen.
Wilson, über Bereitung künstlicher Steine.
Man nimmt zwei Bushels scharfen Triebsand und ein Bushel
geloͤschten und gesiebten Kalk, mengt beide mit so wenig Wasser als
moͤglich, und schlaͤgt sie drei bis vier Tage nach einander jeden
Morgen eine halbe Stunde lang tuͤchtig durch, ohne sie jedoch, nach der
ersten Mischung, jemals wieder zu befeuchten.
Zu zwei Gallonen Wasser in einem eigenen Gefaͤsse gießt man eine PinteEin Bushel ist 0,5734 Wiener-Mezen. Ein Gallon (Biermaß) 3,264 Wiener-Maß,
und eine solche Pinte = 0, 407 Wiener-Maß. erwaͤrmter einfacher Staͤrke (single
size), und loͤst hierauf ein Viertelpfund gepulverten Alaun in
warmen Wasser auf, und mischt diese Aufloͤsung mit obiger
Fluͤssigkeit.
Man nimmt nun ungefaͤhr eine Schaufel voll der ersteren Mischung, macht ein
Loch in die Mitte derselben, gießt 3/4 Pinte der Mischung von Alaun und
Staͤrke in dasselbe, und sezt 3–4 ℔ rohen Gips (course plaister of Paris) zu; schlaͤgt alles gut
durcheinander und mischt es so, daß es etwas steif wird. Die hiedurch erhaltene
Mischung gibt man in die hoͤlzernen Model, nach welchen die Steine geformt
werden sollen, und deren
obere, End- und Seitenstuͤke abgenommen werden koͤnnen.
Diese Model muͤssen vorlaͤufig mit folgender Mischung gefettet werden.
Man nimmt eine Pinte abgetropftes mildes Oel, die beilaͤufig einen Schilling
kostet, und sezt derselben eine Pinte helles Kalkwasser zu, das man sich dadurch
bereitet, daß man siedendes Wasser auf Kalkbroken in einem verschlossenen
Gefaͤße aufgießt, bis es vollkommen gesaͤttigt ist: nachdem das
Kalkwasser klar geworden ist, wird es dem Oele zugesezt, wo es dann durch
Umruͤhren, eine dike, oͤlige Mischung oder Emulsion gibt, die man auf
die Model auftragen kann.
Wenn man die Seitenstuͤke der Kamin-Einfassung verfertigt, wird der Model
zuerst mit der Mischung aus Sand, Kalk und Gips zur Haͤlfte gefuͤllt,
dann werden zwei Drahte, die mit einer duͤnnen Lage Hanf oder Bindfaden
umgeben, und beinahe so lang als das zu formende Stuͤk sind, der
Laͤnge nach parallel in diese Mischung gelegt, und der Model hierauf mit
lezterer vollends ausgefuͤllt: was von dieser allenfalls zu viel noch in
demselben uͤbrig bleiben sollte, wird mit einem flachen Brettchen
abgestrichen.
Hierauf wird der Dekel oder der obere Theil des Models aufgelegt, und alles unter
eine starke Hebel- oder Schrauben-Presse gebracht, unter welcher man es 20 oder 30
Minuten lang stehen laͤßt. Man erkennt die noͤthige Laͤnge der
Zeit, waͤhrend welcher die Mischung unter der Presse bleiben muß, um
gehoͤrig zu erhaͤrten und sich zu sezen, an einem kleinen
Probestuͤke, das man absichtlich hiezu daran stehen ließ.
Die Waͤnde des Models werden mit eisernen Klammern und Keilen
festgehalten.
Die oben erwaͤhnten Drahte dienen in doppelter Hinsicht; einmal um den
Seitenstuͤken Festigkeit zu geben, und dann um die Masse zusammenzuhalten,
wenn sie zufaͤlliger Weise Spruͤnge bekommen sollte.
Die Einfassung kann entweder glatt oder gefurcht gemacht werden, je nachdem man es
wuͤnscht. Wenn die Stuͤke aus dem Model kommen, erhalten sie ihre
Vollendung dadurch, daß man sie mit Alaun-Wasser abreibt, und mit einer Kelle und
etwas nassem Gipse ebnet.
Eine gewoͤhnliche glatte Einfassung eines Kamines kommt, aus dieser Mischung,
nur auf 7 Schillings; und eine von Stocadur (a reeded
one) 28 Schilling, wenn sie ganz aufgezogen ist.
Im Originale folgen nun die Zeugnisse fuͤr die Guͤte und
Dauerhaftigkeit dieser Steine, die wir hier fuͤglich weglassen zu
koͤnnen glauben.