Titel: | Ueber Taxes künstliche Schiefer oder über das unverbrennliche Steinpapier findet sich ein kurzer Aufsaz im Dictionnaire technologique, welchen auch Hr. Gill in seinem technical Repository N. 12. S. 421 übersetzte, und den wir hier unsern Lesern im Auszuge mittheilen wollen, nicht weil jezt, seit dem lezten Theater-Brande, Löschanstalten und Unverbrennlich-Machereien an der Tages-Ordnung sind, sondern weil diese Mittheilung unsern industriellen Papierfabrikanten bei weiter Vervollkommnung dieses Gegenstandes eine eben so große Menge als nüzliche neue Industriezweige an Handen gibt. |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXXXIII., S. 461 |
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LXXXIII.
Ueber Taxes künstliche Schiefer oder über das unverbrennliche Steinpapier findet sich ein kurzer Aufsaz im Dictionnaire technologique, welchen auch Hr. Gill in seinem technical Repository N. 12. S. 421 uͤbersetzte, und den wir hier unsern Lesern im Auszuge mittheilen wollen, nicht weil jezt, seit dem lezten Theater-Brande,
Loͤschanstalten und Unverbrennlich-Machereien an der Tages-Ordnung sind, sondern weil diese Mittheilung unsern industriellen
Papierfabrikanten bei weiter Vervollkommnung dieses Gegenstandes eine eben so große Menge als nuͤzliche neue Industriezweige
an Handen gibt.
Taxes, über künstliche Schiefer.
Als, bereits vor vielen Jahren, Hr. Alfuid Taxe zu Carlscron seine kuͤnstlichen Schiefer in
Rußland einfuͤhrte, erregten sie die Aufmerksamkeit der Akademie zu
Petersburg, welche dieses unschaͤzbare Fabrikat, das weit leichter als
Schiefer ist, das Wasser eben so wenig durchlaͤßt, und durchaus
unverbrennlich ist, durch Hrn. Georgi untersuchen ließ.
Man baute ein Haus aus Holz zu Carlscron, uͤberzog es innenwendig und
auswendig mit diesem Steinpapiere, fuͤllte es hierauf mit Brennmateriale und
zuͤndete es an, und das Haus brannte nicht nieder. Man wiederholte zu Berlin
denselben Versuch mit demselben Erfolge.
Hr. Georgi gibt folgende Bestandtheile und Verfahrungsart
zur Fabrikation dieser kuͤnstlichen Schiefer als die zwekmaͤßigste an.
1tens feine Thonerde, gleichviel ob sie weiß, roth oder braunroth ist. 2tens
ungebrannten oder kohlensauren Kalk, 3tens starken oder englischen Leim. 4tens Papierzeug.
5tens Leinoͤl.
Der Thon und der Kalk wird, jeder fuͤr sich einzeln, in einem Moͤrser
gepulvert, und durch ein seidenes Sieb gesiebt. Der Leim wird, wie
gewoͤhnlich, in Wasser aufgeloͤst. Der Papierzeug, (solcher
naͤmlich, der zu dem schlechtesten und groͤbsten Papiere, papier bulle, bestimmt ist), wird in Wasser geweicht,
und das Wasser dann mittelst einer Presse ausgepreßt. Statt dieses Zeuges
koͤnnen aber auch Abfaͤlle von weißem Papier, die Abschnizel von
Buchbindern gebraucht werden, die man 24 Stunden lang kochen laͤßt, und dann
unter der Presse auspreßt. Das Leinoͤl muß roh seyn.
Der Papierzeug wird in einem Moͤrser mit dem aufgeloͤsten Leime zu
einem Teige mit dem Thone und Kalte zusammen gemengt, und gehoͤrig
durchgestampft, worauf man von Zeit zu Zeit Leinoͤl, so schnell als es
eingesogen werden kann, zugießt. Man nimmt hierauf etwas von dieser Mischung, und
streicht es mit einem Spatel auf ein mit Randleisten versehenes Brett, das vorher
mit einem Blatte Papier bedekt wurde: die Randleisten bestimmen die Dike der
aufzutragenden Lage. Auf diese Lage kommt ein anderes Blatt Papier, und auf dieses
ein anderes Brettchen, worauf man das Ganze umkehrt, und das mit den Leisten
versehene Brettchen, so wie das zuerst aufgelegte Blatt Papier selbst, abnimmt. Man
kehrt nun dieses Steinpapier noch einmal um, und legt es
auf ein Brett, das man mittelst eines Siebes mit feinem Sande bestreut, nimmt das
zweite Brett und das zweite Blatt Papier weg, und laͤßt das Steinpapier
troknen.
Dieses Steinpapier bekommt waͤhrend des Troknens weder Risse noch
Bruͤche, es wirft sich aber und verliert die Form, und ist selten auf seiner
Oberflaͤche glatt und ohne wegstehende Lappen. Es muß daher durch die Walzen
einer Plaͤttmuͤhle, wodurch es Festigkeit und eine ebene
Oberflaͤche erhaͤlt, und hierauf einige Zeit uͤber unter die
Presse, wodurch es vollkommen gerade und eben wird. Zulezt bestreicht man es auf
beiden Seiten entweder mit gesottenem Leinoͤle, oder mit Leinoͤle, das
man mit etwas Glaͤtte troknend machte.
Folgende Mischungs-Verhaͤltnisse haben die beßten Resultate gegeben:
1. Ein Theil Papierzeug (aus Maculatur- und Buchbinder-Abschnizeln), die
Haͤlfte soviel Leim, ein Theil Kalk, zwei Theile Thon und ein Theil
Leinoͤl. Hieraus wird ein duͤnnes, hartes, sehr glattes
Steinpapier.
2. Anderthalb Theile Papierzeug, ein Theil Leim und ein Theil weiße Thonerde geben
ein sehr schoͤnes hartes und gleichfoͤrmiges Steinpapier.
3. Anderthalb Theile Papierzeug, zwei Theile Leim, zwei Theile weiße Thonerde und
ebensoviel Kalk liefern ein gleichfoͤrmiges Steinpapier so hart wie
Elfenbein.
4. Ein Theil Papierzeug, ein Theil Leim, drei Theile weiße Thonerde und ein Theil
Leinoͤl gibt ein sehr schoͤnes Steinpapier, das zugleich elastisch
ist.
5. Ein Theil Papierzeug, die Haͤlfte Leim, drei Theile weiße Thonerde, ein
Theil Kalk und anderthalb Theile Leinoͤl geben noch ein weit beßeres
Steinpapier, als N. 4, das zugleich jede gegebene Form behaͤlt. Einige Gramme
Berlinerblau faͤrben dasselbe blaͤulichgruͤn.
Statt der Thon- und Kalkerde kann man mit Vortheil den staubigen Kohlensauren Kalk anwenden, den Fabbroni in Toscana entdekteDieser staubige kohlensaure Kalk, Berg- oder Montmilch, ist auch in Baiern zu haben. A. d.
Ueb., und woraus er seine schwimmenden Ziegel verfertigte.
Dieses Steinpapier oder diese kuͤnstlichen Schieferplatten koͤnnen vier
Monate lang in kaltes Wasser eingetaucht werden, ohne sich im Mindesten zu
veraͤndern, oder auch nur am Gewichte zuzunehmen. Fuͤnf Minuten lang
der staͤrksten Hize ausgesezt aͤnderten sie ihre Form kaum merklich,
sondern wurden zu schwarzen, sehr harten Platten.
Das Materiale zu diesem Steinpapiere findet sich uͤberall uͤber der
Erde; es ist leicht zu verarbeiten und gibt ein, wegen seiner Leichtigkeit sehr
wohlfeiles, feuerfestes und wasserdichtes Material zur Bedekung der Daͤcher.
Zur Dachbedekung muͤssen die Blaͤtter groß verfertigt, mit kupfernen
Naͤgeln aufgenagelt, und die Fugen mit Moͤrtel verstrichen, sodann mit
einer Oelfarbe angestrichen werden. Der beßte Moͤrtel oder Kitt zur
Verstreichung der Fugen, die nach dem Aufnageln noch uͤbrig bleiben, ist eine
Mischung aus troknendem Leinoͤle, Bleiweiß und Kalk, innig gemengt und in
einem beinahe fluͤssigen Zustande aufgetragen, damit es desto besser in die
Zwischenraͤume eindringt, und auch die Koͤpfe der Naͤgel
dekt.
Das im J. 1819 von Hrn. Hirsch im Louvre zu Paris
ausgestellte Steinpapier ist noch bis jezt ein Geheimniß: es besizt alle
Eigenschaften der Mischung N. 4.