Titel: | Vortheilhafte Verfahrungsweise Fischthran und Lein-Oel leicht troknend zu machen; nebst einer wohlfeilen Darstellungsweise sehr nüzlicher Oel-Anstriche. Von Hrn. T. Vanherman. |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXXXIV., S. 464 |
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LXXXIV.
Vortheilhafte Verfahrungsweise Fischthran und Lein-Oel leicht troknend zu machen; nebst einer wohlfeilen Darstellungsweise
sehr nüzlicher Oel-Anstriche. Von Hrn. T. Vanherman.
Aus dem XXIII. B. der Transactions of the Society for the Encouragement of Arts in Hrn. Gill's technical Repository T. II. N. 6. S. 403.
Hr. Vanherman erhielt fuͤr diese Erfindungen die silberne Medaille und 20 Guineen.
Vanherman, Verfahrungsweise, Fischthran leicht troken zu machen.
Ich hoffe, die Gesellschaft wird die beiliegenden Muster von
Oel-Anstrichen sowohl in Hinsicht auf Wohlfeilheit als auf Dauerhaftigkeit allen
uͤbrigen vorzuziehen finden; in Hinsicht auf Schoͤnheit kommen sie
denselben gleich, und sie schaͤlen sich niemals in der Sonnenhize ab. Die
Zubereitung des Fischthranes, mit welchem sie angerieben sind, ist so einfach, daß
jeder, der eine bedeutende Flaͤche mit irgend einer Farbe angestrichen zu
haben wuͤnscht, dieselbe selbst bereiten kann. Die hier beigelegten Farben
sind so wohlfeil, daß die theuersten nur drei Stuͤber (three pence) mehrere nur zwei (two-pence) im
Pfunde kosten. Ich habe auch einen Napf Bleiweiß mit Fischthran abgerieben hier beigelegt: wenn
dieses Weiß mit Lein-Oel verduͤnnt wird, so uͤbertrifft es jedes
andere, und widersteht, ohne daß seine Farbe dabei litte, jeder Witterung.
Raffinirungs-Kosten einer Tonne Fischthran (aus Stokfischen, Wallfischen oder Seehunden), um denselben zum Anstreichen tauglich zu machen.
Eine Tonne (zu 252 Gallonen) Fischthran kostet
36 ℔,
0 Shill.
0 Den.
32 Gallonen Essig, das Gallon zu 2 Shilling.
3 –,
4 –
0 –
12 ℔ Bleiglaͤtte (glasiges Bleioxid), das ℔ zu 5 Den.
– –,
5 –
0 –
12 ℔ Zinkvitriol (schwefelsaurer Zink), das ℔ zu 6 Den.
– –,
6 –
0 –
12 Gallonen Leinoͤl, das Gallon zu 4 Shill. 16 Den.
2 –,
14 –
0 –
2 Gallonen Terpentin-Geist, zu 8 Shill. detto
0 –
16 –
0 –
–––––––––––––––––
43 ℔
5 Shill.
0 Den.
252
Gallonen
Fischthran,
12
Detto
Leinoͤl,
2
–
Terpentingeist,
32
–
Essig
––––
298
Gallonen,
wovon jede 4 Sch. 6 Den. gilt, also in Allem
67 ℔.
1 Sh.
,0 Den.
Hievon die Auslagen abgezogen zu
43 –.
5 –
,0 –
––––––––––––––––
gibt reinen Gewinn
23 ℔.
16 –
,0 –
Bereitung des Essiges fuͤr den Thran.
In ein Faß von ungefaͤhr 40 Gallonnen gießt man 32 Gallonen guten gemeinen
Essig; sezt 12 ℔ Bleiglaͤtte und 12 ℔ weißen oder Zink-Vitriol
zu; spuͤndet das Faß gut zu, und rollt es, eine Woche langBesser ist es ein solches Faß mit zwei Axen und einer Kurbe zu versehen, wo
das Schwenken oͤfters und durchschuͤttelnder geschehen kann.
D. 2 mal des Tages, gut um, wo es dann auf eine Tonne obigen Fischthrans (wovon
aber der suͤdliche besser ist, weil er eine schoͤnere Farbe und wenig
oder gar keinen Geruch hat) hinreicht. Man schuͤttelt und mischt den Thran
und diesen Essig gehoͤrig durcheinander, und laͤßt die Mischung bis
zum naͤchsten Tage sich sezen, wo man dann das klare abgießt, welches
ungefaͤhr sieben Achtel des Ganzen betragen wird. Zu diesem klaren Abgusse
sezt man 12 Gallonen Lein-Oel, und zwei Gallonen Terpentingeist zu,
schuͤttelt alles gehoͤrig durch einander, und nachdem die Mischung sich durch 2–3
Tage gesezt hat, kann man Bleiweiß und alle feine Farben damit abreiben. Abgerieben
wird man es nur durch die schoͤnere Farbe von dem mit Leinoͤl
abgeriebenen Bleiweiß unterscheiden koͤnnen.
Wo man den Thran nur zu groͤberen Farben braucht, kann das Leinoͤl und
der Terpentingeist zugleich mit dem vorbereiteten Essige hinein gethan, und, nachdem
alles gut durchgeruͤttelt wurde, alsogleich, ohne daß man die Mischung sich
sezen laͤßt, angewendet werden.
Der Essig dient zur Aufloͤsung der Glaͤtte, und der Zink-Vitriol
beschleunigt die Aufloͤsung und vermehrt die troknende Eigenschaft.
Der Ruͤkstand oder Bodensaz, wenn er sich gesezt hat, und man ihm die
Haͤlfte Leim-Wasser zusezt, gibt ein treffliches Oel zur Beimischung
fuͤr alle groͤbere Oelfarben, mit welchen man der Witterung ausgesezte
Gegenstaͤnde anstreichen will.
Anmerkung. Alle Farben, welche mit obigem Oele abgerieben
werden, und zum Anstreichen der Gegenstaͤnde innerhalb des Hauses bestimmt
sind, muͤßen mit Lein-Oel und Terpentingeist verduͤnnt werden.
Oel mit Leimwasser gemengt nenne ich verkoͤrpertes
Oel.
Bereitungsart verschiedener undurchdringlicher Anstreicherfarben und Kosten derselbenDiese Anstriche eignen sich sehr gut fuͤr Schindeldaͤcher
weil sie nicht leicht Feuer fangen, und nur bei sehr großer Hize
verkohlen. D.. Mattes Gruͤn.
Frisches Leimwasser 16 Gallonen
0 ℔.
0 Shill.
3 Den.
Straßenstaubden man im Sommer auf mit Kies unterhaltenen Landstraßen sammelt.
D.. (road-dust) fein gesiebt, 112 ℔
0 –
1 –
0 –
Kreide (Whiting) 112 ℔
0 –
2 –
4 –
Frankfurterschwarz (Blueblak) 30 ℔
0 –
2 –
6 –
Naß Blau (Wet-blue)Da wir die adaͤquaten Ausdruͤke in kleinen
Englischdeutschen Woͤrterbuche fanden, so uͤbersezten
wir hier Woͤrtlich und fuͤgten den englischen
Waaren-Namen bei, fuͤr das, was unter Naßblau verstanden
wird, kann Kalkblau genommen werden.. 20 ℔
0 –
10 –
6 –
Oelhefen (residue of oil) 3 Gallonen
0 –
6 –
0 –
Gelber Ocher in Pulver, 24 ℔
0 –
2 –
0 –
––––––––––––––––
1 ℔
4 Shill.
1 Den.
Diese Mischung betraͤgt, dem Gewichte nach, 368 Pf, folglich kommt das Pf.
kaum auf Einen Pfennig. Um obige Mischung zum Gebrauche tauglich zu machen, muß man
auf 8 Pf. derselben ein Quart verkoͤrpertes Oel zu sezen, und eben soviel
Leinoͤl. Man wird finden, daß diese Farbe in jeder Hinsicht schoͤn,
dauerhaft und wohlfeil ist, und mit dem lezteren Zusaze, nicht uͤber 2 1/2
Pfenig (Englisch, 17 3/4 Pf. saͤchs. oder 7 kr.) kostet: dieselbe Farbe mit
Kohlen-Theer bereitet kostet 6 Pfen. (Engl.)
Die Methode, diese Farbe mit diesen Ingredienzen anzumachen, ist folgende. Man gießt
zuvoͤrderst 6 Gallonen Kalkwasser in ein großes Faß, und wirft dann 112 Pf.
Kreide in dasselbe; ruͤhrt es gehoͤrig um, und laͤßt es
ungefaͤhr eine Stunde sezen, worauf es wieder umgeruͤhrt wird. Nun
traͤgt man die 112 Pf. Straßenstaub ein, sezt hierauf das Frankfurterschwarz
und dann den gelben Ocher zu, und wenn dieß Alles so ziemlich gut durchgemischt ist,
nimmt man es aus dem Fasse, und legt es auf ein großes Brett, und mengt und
bearbeitet es mit einer Kelle, wie die Maurer den Moͤrtel. Nun sezt man das
Naß-Blau zu, welches vorher mit dem verkoͤrperten Oele abgerieben werden muß,
indem es sich mit keinem anderen mischen oder arbeiten laͤßt. Nachdem dieses
der Masse zugesezt wurde, kann man anfangen dieselbe mit dem verkoͤrperten
Oele zu verduͤnnen, und zwar im Verhaͤltnisse von Einem Quart auf jede
8 Pf., und dann in demselben Verhaͤltnisse, mit Lein-Oel; und nun kann diese
Farbe in Faͤßchen zum Gebrauche aufbewahrt werden.
Blei-Farbe.
Geschlemmte Kreide 12 ℔
0 ℔
2 Shill.
4 Den.
Frankfurterschwarz 5 Pf.
0 –
1 –
8 –
Blei, mit Oel abgerieben, 28 ℔ Pf.
0 –
14 –
0 –
Straßenstaub 56 ℔ Pf.
0 –
0 –
6 –
Leimwasser, 5 Gallonen
0 –
0 –
6 –
Oelhefen 2 1/2 detto.
0 –
5 –
0 –
–––––
––––––––––––––––
Gewicht 256 Pf.
1 ℔
4 Shill.
0 Den.
Hierzu kommen noch zwei Gallonen verkoͤrperten Oeles,
und zwei Gallonen Leinoͤl zum verduͤnnen, so daß ein Pfund nicht viel
uͤber 1 1/2 Pfenning (Engl.) kostet.
Anmerkung. Das Kalkwasser, die Kreide, der Straßenstaub
und das Frankfurterschwarz muͤssen zuerst mit einander gemengt werden; dann
wird das geriebene Blei zugesezt, nachdem es vorlaͤufig mit 2 1/2 Gallonen
bereiteten Fischthran gemischt wurde, und dann wird das Ganze mit 2 Gallonen
Leinoͤl und 2 Gallonen verkoͤrperten Oeles verduͤnnt, worauf es
zum Gebrauche fertig ist. Bei Gartenthuͤren und anderen Gegenstaͤnden,
die stets gebraucht werden, kann man zu dieser Farbe, waͤhrend des Auftragens
derselben, etwas Terpentingeist zusezen, was die erwuͤnschte Wirkung haben
wird.
Hell-Gruͤn.
112 Pf. gelben Ocher gepulvert: das Pf. zu 2 Denn
0 ℔.
18 Shill.
8 Den.
168 Pf. Straßenstaub
0 –
1 –
8 –
112 Pf. Naßblau, zu 6 Den. das Pf.
2 –
16 –
0 –
10 Pf. Frankfurterschwarz zu 3 Den das Pf.
0 –
2 –
6 –
6 Gallonen Leimwasser
0 –
0 –
6 –
4 ditto zubereiteter Fischthran
0 –
12 –
0 –
7 1/2 ditto verkoͤrpertes Oel
0 –
15 –
0 –
7 1/2 ditto Leinoͤl, zu 4 Shill. 6 Den das Gallon
2 –
8 –
9 –
–––––
––––––––––––––––
591 Pf. Gewicht
7 P.
15 Shill.
1 Den.
Dieses treffliche Hellgruͤn kostet, so wie es zum Anstreichen fertig ist,
nicht uͤber 3 1/4 Pfennig (Engl.) und der Erfinder desselben wagt es,
Farbenfabrikanten oder Anstreicher aufzufordern, ihm ein solches Gruͤn
fuͤr achtzehn Pfennig (Engl.) zu verschaffen.
Man kann nach dem Anstreichen die im Topfe ruͤckstaͤndige Farbe mit
Wasser uͤbergiessen, damit sie keine Haut bekommt. Die Pinsel muͤssen
auf die bei Mahlern gewoͤhnliche Weise mit einem Spatel gepuzt und unter
Wasser gehalten werden.
Ein noch helleres Gruͤn erhaͤlt man, wenn
man das Frankfurterschwarz weglaͤßt; und ein lichteres
Gruͤn, wenn man 10 ℔ abgeriebenes Bleiweiß zusezt.
Man kann uͤbrigens eine Menge von Schattirungen
durch Abaͤnderung des Verhaͤltnisses von Blau und Gelb erhalten.
Man vergesse nicht, daß das Naßblau vorher mit dem verkoͤrperten Oele
abgerieben werden muß, ehe dasselbe mit der Masse gemengt wird.
Stein-Farbe.
Leimwasser, 4 Gallonen
0 ℔.
0 Shill.
4 Den.
Geschlemmte Kreide, 112 ℔.
0 –
2 –
4 –
Bleiweiß, abgerieben, 28 ℔, zu 6 Den. das ℔.
0 –
14 –
0 –
Strassenstaub, 56 ℔.
0 –
0 –
6 –
Bereiteter Fischthran, 2 Gallonen
0 –
6 –
0 –
Verkoͤrpertes Oel, 3 1/2 Gallonen
0 –
7 –
0 –
Leinoͤl, 3 1/2 ditto
0 –
15 –
9 –
–––––
–––––––––––––––––
293 ℔ Gewicht
2 ℔.
5 Shill.
11 Den.
Diese Steinfarbe kostet, zum Auftragen fertig, nicht gar 2 Pfennig (Engt), das
℔.
Braun-Roth.
Leimwasser, 8 Gallonen
0 ℔.
0 Shill.
8 Den.
Spanisch-Braun (Spanisch-brown) 112 ℔.
1 –
0 –
0 –
Strassenstaub 224 ℔.
0 –
2 –
0 –
Vier Gallonen Fischthran
0 –
12 –
0 –
Vier ditto verkoͤrpertes Oel
0 –
8 –
0 –
Vier ditto Leinoͤl
0 –
18 –
0 –
–––––
––––––––––––––––
501 ℔ Gewicht
3 ℔.
8 Shill.
8 Den.
Diese ausserordentlich schoͤne Farbe kostet kaum 3 1/2 Pfennig das ℔.
Das Spanisch-Braun muß gepuͤlvert seyn.
Eine gute Chocolatbraune Farbe erhaͤlt man, wenn
man gepuͤlvertes Frankfurterschwarz oder Lampenschwarz zusezt, bis die Farbe
die erwuͤnschte Schattirung erhaͤlt.
Lichtbraun erhaͤlt man daraus, wenn man in Oel
geriebenes Bleiweiß zusezt.
Gelb
wird, wenn man gelben Ocher in demselben Verhaͤltnisse,
wie das Spanisch-Braun zusezt;
Schwarz
eben so, wenn man Lampen-Schwarz oder Frankfurterschwarz in
demselben Verhaͤltnisse nimmt.
Leinoͤl zu bleichen.
Auf Ein Gallon Leinoͤl nimmt man zwei Unzen Bleiglaͤtte, und
schuͤttelt die Mischung durch 14 Tage taͤglich auf; laͤßt sie dann einen Tag oder
zwei Tage lang sich sezen, gießt die klare Fluͤßigkeit in flache Pfannen, wie
Abtraͤuf-Pfannen, ab, und sezt vorher eine halbe Pinte Terpentingeist auf
jedes Gallon zu; stellt es hierauf in die Sonne, wo es, binnen drei Tagen, so weiß
wie Nuß-Oel seyn wird. Dieses Oel ist, ehe es gebleicht wird, und vor dem Zusaze von
Terpentingeist, bei weiten besser, als das beßte ausgekochte Oel: es riecht nicht
uͤbel, und schwindet nicht so.
Thom. Vanherman.
Anmerkung. Es ist durch Erfahrung erwiesen, daß feiner
Sand nicht so, wie Strassenstaub zum Anstreichen taugt; dieser auf stark befahrnen
Chausseen gesammelte Staub, gibt, wo er fein durchgesiebt wird, einen sehr guten
Koͤrper fuͤr die Farben, der alle erfoderlichen Eigenschaften
besiztEs verdient bemerkt zu werden, daß unsere Eisengießer in London sich dieses
Strassenstaubes als Kitt bei ihren Kuppel-Oefen bedienen, und dasselbe jedem
anderen Materiale vorziehen. Der Herausgeber.
– Wir uͤbergehen die Zeugnisse, die Hr. Vanhermann fuͤr die Guͤte seiner Farben
anfuͤhrt, als uͤberfluͤssig. A. d. Ueb..
In einer Nachschrift legt Hr. Vanherman noch ein Recept zu
einer dauerhaften weissen Farbe zum Anstreichen im Inneren eines Hauses vor, die
zwar waͤhrend der Arbeit selbst nicht gut riecht, in vier Stunden aber
troknet, und allen uͤblen Geruch verliert.
Eine dauerhafte weiße Anstreicher-Farbe.
Auf Ein Gallon Terpentingeist nimmt man zwei Pfund Weihrauch, laͤßt ihn
uͤber Flammenfeuer langsam kochen, bis er ganz aufgeloͤst ist, seiht
ihn durch, und hebt ihn zum Gebrauche auf. Auf Ein Gallon meines gebleichten
Leinoͤles nimmt man Ein Quart obiger Mischung, schuͤttelt sie gut
durch, und pfropft sie gleichfalls zu. Man reibt Bleiweiß mit Terpentingeist sehr
fein ab, und sezt eine hinlaͤngliche Menge der lezteren Mischung zu, bis es
zum Auftragen fertig ist. Wenn die Farbe waͤhrend der Arbeit zu dik wird, so
muß sie mit Terpentingeist verduͤnnt werden. Dieses Weiß ist ein mattes oder
todtes Weiß.