Titel: | Bemerkungen über die Glasbedekung der Glashäuser. Von Jos. Sabine, Esq. F. R. S. |
Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. VI., S. 25 |
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VI.
Bemerkungen uͤber die Glasbedekung der
Glashäuser. Von Jos.
Sabine, Esq. F. R. S.
Aus den Transactions of the London Horticultural
Society im Repertory of Arts, Manufactures et
Agriculture. N. 251. April 1823. S. 298.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Sabine's Bemerkungen über Glasbedekung der Glashäuser.
Bald nachdem die Gesellschaft den Aufsaz uͤber die Glasbedekung der Glashaͤuser von Hrn. Jak. Rob. Gowen erhalten, und in ihren Transactions bekannt gemacht hat, theilte Hr. Joh. Taylor, zu Preston, in
Lancashire, corresp. Mitglied der Gesellschaft, derselben einen anderen Aufsaz mit,
in welchem die von Hrn. Gowen
empfohlene sogenannte kreisfoͤrmige Glasbedekung fuͤr minder
vorteilhaft erklaͤrt wird, als eine andere, welche Hr. Taylor mit scheinbar besserem Erfolge angewendet hat.
Da, waͤhrend Hrn. Taylor's Mittheilung (circulirte, ein Glashaus in dem Garren der
Gesellschaft gebaut wurde, fand man es fuͤr raͤthlich. Versuche mit
beiden Glasbedekungen anzustellen; es wurden demnach drei ganze Fenster nach Gowen's, und drei andere nach Taylor's Methode in dem Hause vorgerichtet. Die Resultate der Erfahrungen
der beiden lezten Winter (das Haus ward im November 1818 fertig) sind nicht blos in
Hinsicht auf diese beiden Methoden, sondern auf die Glasbedekung der Deke der Glashaͤuser uͤberhaupt vielleicht
der Aufmerksamkeit nicht unwerth.
Die alte, und bisher gebraͤuchlichste, Methode der Glasbedekung ist mittelst
vierekiger Glastafeln; diese Methode wollen wir die horizontale nennen. Tab. II.
Fig. 43. Die
Nachteile dieser Methode, so wie sie gewoͤhnlich ausgefuͤhrt wird,
bestehen darin, daß sie eine bedeutende Fassung brauchen, um das Eindringen der
Naͤsse zwischen den Glastafeln durch und das Abtroͤpfeln derselben auf
die darunter stehenden Pflanzen zu verhinden. Wenn aber die Fassung breit ist, so
sammelt das Wasser, in Folge der Anziehungskraft der beiden sich wechselseitig
beruͤhrenden Oberflaͤchen derselben, sich dazwischen, wird bei kalter
Witterung zu Eis, dehnt sich aus, und zersprengt eine Menge Glastafeln. Dieses
Springen und Brechen der Glastafeln geschieht weit haͤufiger, wenn die
Fenster oben an der Deke nur sehr wenig Neigung haben, so daß Glashaͤuser und
Treibkasten mit einer unter einem spizigen Winkel zulaufenden Deke
gewoͤhnlich weit weniger Schaden dadurch erleiden, als solche, die mehr stach
damit eingedekt sind. Um dem Froste besser Widerstand leisten zu koͤnnen,
wird die Fassung zuweilen mit Kitt verstrichen, was bei Haͤusern, in welchen
eine große Hize unterhalten werden muß, allerdings noͤthig ist; denn wenn die
Fassung nicht verkittet ist, so entweicht die warme Luft schnell durch dieselbe, und
es geht viel Waͤrme unnuͤz verloren; oder, wenn ein starker kalter
Wind vorne auf das Haus anblast, so wird wohl gar die kalte Luft von Aussen auf die
Pflanzen in dem Hanse hingewehet. Der Kitt beugt allerdings diesen Nachtheilen vor;
allein, der an den Glastafeln verdichtete Dampf sammelt sich an der inneren
Flaͤche derselben, laͤuft an dieser uͤberall herab, wird durch
den Kitt aufgedaͤmmt, und faͤllt dann in großen Tropfen auf die
darunter befindlichen Pflanzen herab, was, wenn es lang in Einem fort geschieht,
denselben sehr nachtheilig ist. Dieß sind die Nachtheile der horizontalen Glasbedekung, welche, in Hinsicht auf die Leichtigkeit ihrer
Verfertigung sowohl als ihrer Reparatur, unter allen sicher die wohlfeilste ist; sie
sind indessen, aus oben angegebenen Gruͤnden, geringer, wenn die Deke des
Hauses stark ablauft, oder nur ein geringer Grad von Waͤrme, und kein Kitt
nothwendig ist, in welchem Falle jedoch die Glastafeln so genau als moͤglich
auf einander passen muͤssen.
Die kreisfoͤrmige Glasbedekung, die Hr. Gowen in dem oben angefuͤhrten Aufsaze so gut
beschrieben hat, beseitigt alle Nachtheile der horizontalen; die Fassung kann beinahe ganz verkittet, und dadurch nicht
bloß die Waͤrme in dem Hause vollkommen erhalten, sondern auch jeder kalte
Wind abgehalten werden, und die kleine in der Mitte offen gelassene Oeffnung
fuͤhrt die verdichteten Daͤmpfe aussen uͤber das Glas mitten
uͤber die Glastafel in derselben Richtung ab, in welcher das Wasser
ablaͤuft. Hr Taylor hat indessen, zu Folge des
Berichtes, in welchem er die kreisfoͤrmige Glasbedekung mit seiner
Bedekungs-Methode vergleicht, nicht jene Ersparung an Glas bei dem Froste
gefunden, welche der ersteren von diesen beiden zugeschrieben wird. Er versichert,
daß in dem lezten Winter ein Fuͤnftel seiner kreisfoͤrmigen
Glastafeln, und zwar jede meistens in der Mitte, gebrochen ist. Der in dem Garten
der Gesellschaft angestellte Versuch gab indessen ein anderes Resultat. In dem
lezten Winter (1819), der vielleicht seit Mehschen Gedenken einer der
verderblichsten fuͤr die Glasbedekung der Glashaͤuser gewesen ist,
(nicht sowohl in Hinsicht auf die Staͤrke der Kaͤlte, als auf die
stete Abwechslung zwischen Frost- und Thauwetter, durch welches leztere
nothwendig Naͤsse erzeugt wurde, die dann zwischen die Fassung eindringt,
daselbst friert, und so die Glaͤser springen macht), ist von drei Reihen kreisfoͤrmig eingesezter Fenster, auch nicht eine
einzige Glastafel gesprungen. Es muß allerdings irgend eine Ursache vorhanden
gewesen seyn, warum die Resultate dieser beiden Versuche so sehr verschieden
ausgefallen sind; die Figur der Glastafeln und die Art der Verkittung waren genau
dieselben; die Fassung war aber an Hrn. Taylor's Fenstern
einen halben Zoll breit und an den Fenstern der Gesellschaft kaum etwas uͤber
ein Achtel-Zoll. Es ist also wahrscheinlich, daß die
uͤberfluͤssige Breite der Fassung an Hrn. Taylor's Fenstern Eisbildung in dem schmalen, von dem Kitte unausgefuͤllten
Raume in der Mitte der Fassung gestattete, und der Umstand, daß so viele Tafeln
gerade in der Mitte brachen, scheint die Vermuthung zu bestaͤtigen. Das
Zuschneiden der vierekigen Glastafeln zur kreisfoͤrmigen Glasbedekung geschieht auf die von Hrn. Gowen in seinem
obenerwaͤhnten Aufsaze angegebene Weise leicht und trefflich; allein, wenn
das Glas so geschnitten wird, hat man nicht uns bedeutenden Verlust an Glas und auch
noch Auslagen zu bestreiten, waͤhrend die Glasschneider zugerundete
Glastafeln von derselben Groͤße, wie die vierekigen, nur um eine Kleinigkeit
theurer verkaufen. Sie schneiden dieselben mittelst einer hoͤlzernen Patrone
aus großen ganzen Tafeln, so daß eine Seite immer die verlangte Kruͤmmung
erhaͤlt, und der concave Ausschnitt folglich genau auf den convexen paßt.
Die von Hrn. Taylor empfohlene Glasbedekung ist die
rhomboidale. Die obere und untere Seite einer jeden Tafel werden parallel gegen
einander in schiefer Richtung geschnitten. Damit sie besser aussehen, werden die
abfallenden oberen und unteren Seiten so gegen einander gelegt, daß sie reihenweise
mit ihrem oberen und unteren Ende sich beruͤhren, Die Fassung wird verkittet,
bis auf einen Zoll an dem unteren Ende eines jeden Abfalles, wo dann der verdichtete
Dampf von Innen mit Gewalt hinzieht, und mit dem Wasser aussen aus dem Glase an der
Kante der daruͤber liegenden Leiste ablaͤuft, Hrn. Taylor's Haus war abwechselnd mit Fenstern mit rhomboidalen und mit kreisfoͤrmigen Tafeln bedekt, und in jenem Winter, in welchem die
kreisfoͤrmigen Tafeln so sehr litten, zeigten
die rhomboidalen auch nicht einen Sprung, Die drei
Fenster-Reihen mit rhomboidalen Scheiben an dem Glashause der Gesellschaft
haben durch den Frost im lezten Winter nichts gelitten; man wird sich aber erinnern,
daß auch die Fenster mit kreisfoͤrmigen Scheiben nichts gelitten haben: die
Fassung an beiden betrug ein Achtels-Zoll, Hrn, Taylor's Fassung war an beiden einen halben Zoll breit, so daß es klar
ist, daß die rhomboidalen Tafeln von dem Wasser frei bleiben, welches zwischen den
kreisfoͤrmigen fror. Dieß ruͤhrt, nach Hrn. Taylor's Bemerkungen, von der Anziehung der Leisten her, welche das
Wasser, so wie es in der Fassung sich anhaͤuft, ab: leiten. Wenn diese rhomboidalen
Tafeln aus den gewoͤhnlichen vierekigen geschnitten werden sollten, so
wuͤrde hier noch mehr Verlust an Glas statt haben, als bei den
kreisfoͤrmigen; sie koͤnnen aber aus den großen Glastafeln ohne allen
Verlust geschnitten werden, und wenn dieß nach einer Patrone geschieht, so werden
alle vollkommen genau auf einander passen.
Insofern scheint also die rhomboidale Glasbedekung sehr
gut; allein man kann gegen sie denselben Einwurf machen, der, in gewisser Hinsicht,
auch die horizontale Glasbedekung trifft, und den man
durch die kreisfoͤrmige umgehen und beseitigen
will. Das stets Ablaufen des Wasser laͤngs den Kanten der Leisten muß
nothwendig zur Abloͤsung des Kittes von denselben beitragen, und ein
fruͤheres Verderben der Leisten selbst herbeifuͤhren; und wenn der
Kitt irgendwo im Mindesten los geht, so ist es hoͤchst wahrscheinlich, daß
das Wasser an dieser Stelle eindringt, und unter der Leiste auf die Pflanzen in dem
Hause hinabtroͤpfelt. Es geschieht wohl auch zuweilen, bei dieser Art von
Glasbedekung, daß, wenn die Fassung sehr schmal und der Wind von Suͤden her
sehr stark und mit Regen begleitet ist, das Wasser durch den unten an den Tafeln
offen gelassenen Raum in das Haus eindringt.
Hr. Gowen erwaͤhnt noch einer anderen Art von Glasbedekung, die er die schildfoͤrmige nennt (Shield glazing).
Sie ist eben so gut, wie die kreisfoͤrmige, aber nicht besser. Sie ist eine
Patent-Erfindung, und der Patent-Traͤger hat an einem Glashause
in dem Union-Handelsgarten (Union-Nursery)
in der Koͤnigs-Strasse (Kings-road)
bei Chelsea ein sehr artiges Probestuͤk hievon aufgefuͤhrt. Die Tafeln
sind in geraden Diagonalen gegen den Mittelpunct hin geschnitten. In der
Nachbarschaft von Birmingham sind mehrere Haͤuser nach diesem Plane
erbaut.
Alle diese vier Methoden sind auf der anliegenden Kupfer-Tafel dargestellt,
und ihre Vortheile und Nachtheile sind so auffallend, daß es
uͤberfluͤssig seyn wuͤrde, sie umstaͤndlicher unter
einander zu vergleichen. Wer sich ein Glashaus bauen will, kann die eine wie die
andere selbst beurtheilen, und darnach waͤhlen: soviel sie indessen erweisen,
daß eine breite Fassung die Ursache des Springens der Glaͤser, und somit der großen
Ausgaben bei den Glashaͤusern ist.
Der Kitt zwischen der Fassung geraͤth sehr leicht und oft in Unordnung.
Koͤnnte man Hrn. Gowen's Anleitung, die
Oberflaͤche des Glases an den Stellen, wo eine Tafel auf der anderen
aufliegt, mit Oelfarbe zu uͤberstreichen, auch auf die Fassung ausdehnen, und
einen schmalen Streifen dieser Farbe auch auf jene Theile auftragen, die den Kitt
umfassen, so wuͤrde dieser fester an denselben haften; die Farbe
wuͤrde an dem Glase und der Kitt an der Farbe haͤngen.
Hr. Stewart, ehemals Gaͤrtner bei Joh. Jul.
Augerstein, Esq. of Blackbeath, hat einen
Stellvertretter des Kittes erfunden, und ein Patent darauf erhalten; er nennt
denselben Kupfer-Fassung (cooper-lap). Diese Fassung besteht aus einem duͤnnen
Stuͤke Kupfer, welches zwischen die Fassung der Tafeln gelegt, und
uͤber die obere Kante der unteren Tafel abwaͤrts, und uͤber die
untere Kante der oberen aufwaͤrts gebogen wird. Diese Kupfer-Fassung
Fig. 47.
ist aber nur bei der geradelinigen Glasbedekung anwendbar, und kann bei der
kreisfoͤrmigen nicht gebraucht werden; sie haͤlt wohl allerdings die
aͤußere Luft und den Regen vom Hause ab, haͤlt aber auch die
Daͤmpfe in demselben zuruͤk; sie sichert allerdings die Tafeln vor dem
Springen durch Kaͤlte, wo aber zufaͤllig eine Tafel gebrochen wird,
ist es, bei dieser Fassung, sehr schwer eine andere dafuͤr einzusezen. Das
Stuͤk Kupfer leistet allerdings alles, was man vom Kitte verlangen kann; da
es aber sich weiter uͤber das Glas erstrekt, als bei dem Kitte in derselben
Fassung nicht der Fall ist, so wird das Ausschließen des Lichtes durch eine so
bedeutende Flaͤche eines undurchsichtigen Koͤrpers auf jedem Fenster
ein großer Nachtheil fuͤr die im Hause befindlichen Pflanzen. Dieser Umstand
allein waͤre, wenn man auch nicht noch mehrere andere Einwuͤrfe
dagegen machen koͤnnte, hinreichend, die breite Fassung an den Fenstern zu
verbannen; denn wenn sie auch nicht verkittet ist, so haͤuft sich sehr bald
Schmuz an derselben an, und hindert auf diese Weise das Einfallen des Lichtes in das
Haus, wodurch den Pflanzen, die so viel als moͤglich den
Sonnen-Strahlen ausgesezt seyn muͤssen, wenn sie gesund bleiben
sollen, Schaden und Nachtheil erwaͤchst.
Hr. London hat sich, mit gutem Erfolge, statt des Kupfers,
des Bleies bedient, das in Platten von der Dike des gewoͤhnlichen
Zeichenpapieres gerollt wird. Solches Blei laͤßt sich mit oder ohne Kitt an
Glastafeln von jeder Form anwenden, und wo man dasselbe braucht, kann man sowohl an
den kreisfoͤrmigen und rhomboidalen, wie an den schildfoͤrmigen,
Tafeln den zur Entweichung der verdichteten Daͤmpfe offen zu lassenden Raum
unbelegt lassen. Es ist nicht noͤthig, das Blei uͤber die obere oder
untere Flaͤche der Tafel hinzufuͤhren, sondern blos dasselbe auf der
unteren Kante der oberen Tafel hinauf, und auf der oberen Kante der unteren Tafel
abwaͤrts zu beugen, so daß diese Bleifassung mehr Licht durchlaͤßt als
die Kupfer-Fassung, obschon das Metall an beiden dieselbe Breite hat. Die
Figuren
47. und 48. zeigen deutlich den Unterschied zwischen beiden.
Die Fenster von welchen obige Zeichnungen genommen sind, befinden sich in London's Sammlung von Glasbedelungs-Mustern in
Baiswater: die Blei-Fassung ward unter seiner Leitung, die
Kupfer-Fassung von dem Kuͤnstler verfertigt, dessen der
Patenttraͤger, Hr. Stewart, sich bediente.
Das Blei, welches sehr biegsam ist, schmiegt sich leicht an, und paßt genau,
laͤßt sich leicht in jede Form schneiden und ausbessern. Wenn man Kitt
zugleich anwendet, so hilft er dasselbe festhalten, und auch wo man es fuͤr
sich allein braucht, schließt es fest genug, um Regen und Wind abzuhalten. Es
scheint alle Vortheile des Kupfers, ohne die Nachtheile desselben, zu besizen, und
braucht keinen Kitt, ausser wo die Tafeln nicht gehoͤrig auf einander
passen.
Um die Vortheile einer schmalen Fassung ganz zu sichern, muß man dafuͤr
sorgen, daß die Glastafeln genau auf einander passen, und alles an dem Rahmen
gehoͤrig gearbeitet ist. Wenn die Glastafeln gehoͤrig eingeschnitten
sind, so daß sie dicht und genau an einander liegen, so ist die Fassung, obschon sie
nicht breiter ist als ein Achtel Zoll, ohne alles Kupfer, Blei und ohne allen Kitt,
hinlaͤnglich wetterdickt fuͤr alle Haͤuser, in welchen keine
besonders hohe Temperatur nothwendig ist: vollkommen ebenes Glas ist daher das erste
Erfoderniß zu einer guten Glasbedekung. So viel ich weiß, ist unser Patent Kronglas, dessen man sich
zum Aufziehen der Kupferstiche in Rahmen bedient, und das vollkommen flach und eben
ist, in dieser Hinsicht das beßte, und jedem anderen Kronglase da es zugleich auch
nicht theuerer zustehen kommt, vorzuziehen.