Titel: | Ueber verschiedene chemische Apparate zum Verschlingen und Verdichten gasförmiger und anderer flüchtiger Stoffe . |
Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. IX., S. 44 |
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IX.
Ueber verschiedene chemische Apparate zum
Verschlingen und Verdichten gasförmiger und anderer flüchtiger StoffeEinige dieser Apparate sind zwar schon in chemischen Schriften abgebildet, aber
nirgends so zwekgemaͤß beschrieben. Die Apparate Fig. 7 und 8 sind
neuere Erfindungen, welche die Aufmerksamkeit der Chemiker und Fabrikanten in
einem hohen Grade verdienen. D. .
Aus dem Dictionnaire technologique in Gill's technical
Repository. N. 13 und Maͤrz 1823. S. 116 und S.
161.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber chemische Apparate zum Verschlingen und Verdichten
gasförmiger Stoffe.
Wenn wir irgend eine Substanz durch eine andere zersezen, und
durch Aufhebung der vorigen Verbindungen neue bilden, muß nothwendig das Materiale
und die Form der Gefaͤße, die wir dabei anwenden, den verschiedenen
Koͤrpern, die sie enthalten, und den Produkten, die sie aufnehmen sollen,
angemessen seyn. Die Gefaͤße duͤrfen nicht bloß von den
Koͤrpern, welche sie enthalten sollen, nicht angegriffen werden, sondern sie
muͤssen so vorgerichtet seyn, daß die zu erhaltenden Produkte in denselben
gesammelt oder verdichtet werden koͤnnen. In dieser Hinsicht muß
gewoͤhnlich eine gewisse Anzahl von Gefaͤßen von verschiedener Form
unter einander verbunden, und zuweilen muͤssen auch noch Maschinen an
denselben angebracht werden.
Diese Verbindung von Gefaͤßen oder Maschinen, die zu irgend einer Operation
noͤthig ist, nennt man nun, in der Chemie, Apparat, und man spricht so von einem Verdichtungs-Apparate, Destillir-Apparate, Wasser-Zersezungs-Apparate, Woulff'schen
Apparate etc. Wir werden hier von solchen Apparaten sprechen, die man bei
mehreren verschiedenen chemischen Operationen anwenden kann. Die Entdekung
elastischer Fluͤssigkeiten veranlaßte eine große Veraͤnderung in der
Einrichtung chemischer Apparate; denn bis zu dieser Epoche ging nicht bloß ein
großer Theil der zu erhaltenden Producte gaͤnzlich verloren, sondern der
Arbeiter war auch ohne Unterlaß offenbarer Gefahr ausgesezt, waͤhrend
gegenwaͤrtig durchaus nichts verloren geht, und, wenn ein Unfall sich
ereignet, dieselbe theils der Nachlaͤßigkeit, theils der Ungeschiklichkeit
allein zuzuschreiben ist. Man hatte ehemals geglaubt, daß bei chemischen
Operationen, bei welchen man Hize angewendet, eine Menge von Daͤmpfen
entwikelt wird, welche sich mehr oder minder verdichten lassen, und brachte immer an
diesen Apparaten eine Oeffnung an, damit diese nicht zu baͤndigenden
Daͤmpfe durch dieselbe entweichen koͤnnten. Diese Oeffnung ward
entweder immer offen gelassen, waͤhrend des ganzen Verlaufes der Operation,
oder von Zeit zu Zeit geschlossen, um die Daͤmpfe so lang als moͤglich
zuruͤk zu halten, und ihre Verdichtung zu bewirken. Ließ man aber diese
Oeffnung zu lang geschlossen, ohne den Daͤmpfen Ausgang zu verschaffen, so
wurde der Arbeiter durch das Zerspringen der Gefaͤße in Kenntnis seiner
Nachlaͤßigkeit gesezt, und nicht selten auf die fuͤrchterlichste Weise
dafuͤr bestraft. Sobald man aber einsehen gelernt hat, daß diese so schwer zu
baͤndigenden Daͤmpfe nichts anderes als elastische
Fluͤssigkeiten sind, welche weder unter einem hoͤheren Druke noch bei
niedriger Temperatur in einem luftfoͤrmigen Zustande verharren
koͤnnen, so begriff man auch die Nothwendigkeit, an den bisher
gebraͤuchlichen Apparaten große Veraͤnderungen zu treffen. Man fand
bald, daß unter diesen Gasen einige im Wasser aufloͤsbar sind, andere nicht.
Erstere durfte man nur mit Wasser in Beruͤhrung bringen, um sich ihrer zu
bemaͤchtigen; die anderen aber mußte man entweder in die freie Luft
entweichen lassen, oder in hinlaͤnglich weiten oder hinlaͤnglich zahlreichen
Gefaͤße aufsammeln, deren Umfang jenem der entwikelten Gasarten entsprach.
Woulff erfand einen Apparat, der allen diesen Zweken entsprach, und den wir jezt beschreiben
wollen.
Der Apparat, den man ehemals brauchte, um verschiedene Substanzen der Einwirkung der
Hize auszusezen, bestand aus einer glaͤsernen oder irdenen Retorte, einem
Vorstoße, und einer Vorlage oder einem Ballon, der an der Seite mit einer kleinen
Oeffnung versehen war. Zuweilen war dieses Loch mit einem kleinen Stoͤpsel
versehen, der nach Belieben weggenommen werden konnte, und in welchem sich ein
kleiner Canal befand, der den Daͤmpfen zum Ausgange diente. Siehe Taf. III.
Fig. 1.
Dieser Apparat konnte hinreichen, wo das Hauptprodukt der Operation eine
Fluͤssigkeit war. welche durch Hize in Dampf verwandelt und spaͤter
verdichtet wurde; man bedient sich desselben unter aͤhnlichen
Umstaͤnden auch noch heut zu Tage zuweilen, nur daß man, statt wie ehevor ein
Loch mit der Feile zu machen, Ballons anbringt, die an der Seite mit einer
Tubulirung versehen sind, in welche man, mittelst eines in der Mitte durchbohrten
Pfropfes, eine lange Roͤhre einsezt, Fig. 1, die das Gas,
welches man nicht aufsammeln will, in der Luft verbreitet.Diese Vorrichtung, welche ich bei Arbeiten im Großen zuerst angewendet und
spaͤter (1817. S. Buchners Repertorium der Pharmacie B 2 S. 15.)
beschrieben habe, ist vorzuͤglich bei Bereitung der concentrirten
Salpetersaͤure empfehlungswuͤrdig. Der Glasroͤhre ist
die Form von Fig. 2''' zu
geben D. Wenn aber das Product, das man aufsammeln muß, eine elastische
Fluͤssigkeit ist, dann wird der Woulff'sche Apparat durchaus unentbehrlich,
nur fodern verschiedene Umstaͤnde verschiedene Abaͤnderungen an
demselben. Das erzeugte Gas ist entweder aufloͤslich, oder
unaufloͤslich; es wird entweder in trokenem Zustande entwikelt, oder in
Verbindung mit Daͤmpfen, welche sich verdichten lassen, und von welchen es
abgeschieden werden muß. Wenn das Gas aufloͤslich ist, muß der Apparat aus
einem Gefaͤße bestehen, welches die zu zersezenden Stoffe aufnimmt, und aus
einer Reihe von Flaschen, welche mittelst gehoͤrig gekruͤmmter
Roͤhren unter einander in Verbindung stehen. In jede dieser Flaschen kommt eine
gewisse Menge Wassers, und zwar weniger in die erste, weil diese nur bestimmt ist,
das Gas zu waschen, und von allem Fremdartigen, was mit demselben verbunden seyn
mag, zu reinigen. Man sieht in Fig. 3, daß jede dieser
Verbindungs-Roͤhren nur an einer Seite in jenen Theil der Flasche
niedersteigt, welcher mit Gas erfuͤllt ist, waͤhrend sie an der
anderen Seite in die Fluͤssigkeit eintaucht, woraus deutlich erhellt, daß
diese Verbindungs-Roͤhren nnr darum da sind, und das
uͤberschuͤssige Gas aus einer Flasche in die andere zu leiten, und
zugleich ununterbrochen durch eine Reihe von Fluͤssigkeiten
durchzufuͤhren. Man sieht indessen beim ersten Anblike nicht sogleich, wozu
die geraden Roͤhren in der mittleren Tubulirung dienen sollen, und wozu die
erste gekruͤmmte Roͤhre an dem ersten Gefaͤße dient. Um dieses
zu begreifen, muͤssen wir vorerst sehen, was in dem Apparate Fig. 2 geschieht. Es ist
gewiß, daß solang die Gas-Erzeugung fortwaͤhrt, kein Unfall entstehen
kann. Die Aufloͤsung des Gases geschieht in der ersten Flasche. Wenn die
Fluͤssigkeit in dieser Flasche gesaͤttigt ist, so verbreitet sich
jener Theil des Gases, der nicht mehr von derselben verschlungen werden kann, in dem
oberen Theile der Flasche, welcher bereits mit atmosphaͤrischer Luft
gefuͤllt ist. Sobald neues Gas zu dem vorigen hinzukommt, nimmt die
Elasticitaͤt desselben zu, indem es sich in einem beschraͤnkten Raume
befindet: es aͤußert demnach einen groͤßern Druk auf die dasselbe
umgebenden Waͤnde des Gefaͤßes, die nicht nachzugeben
vermoͤgen; auf die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit, welche nicht
zuruͤktreten kann, indem, wie wir angenommen haben, die
Gas-Entwikelung noch fortdauert; auf die Oeffnung endlich der Roͤhre
A, die im Wasser getaucht ist. Die ganze Kraft des
Gases beschraͤnkt sich endlich auf diesen lezten Punct, und von dem
Augenblike an, als diese Kraft stark genug geworden ist, um den Widerstand zu
besiegen, den die Wassersaͤule von a bis b darbiethet, wird das Gas bei dieser Oeffnung
heraustretten. Diese Erscheinung wird, so wie sie in der ersten Flasche Statt hat,
sich in der zweiten wiederholen, so wie in allen uͤbrigen, so daß,
wuͤrde die Gas-Entwikelung immerfort anhalten, keine weitere
Vorrichtung an diesem Apparate noͤthig waͤre. Allein, es muß eine Zeit kommen, wo
wegen Erschoͤpfung des Vorrathes, die Gas-Entwikelung
aufhoͤren, und man das Feuer ausgehen lassen muß. Von diesem Augenblike an
entsteht eine Abkuͤhlung in dem ersten Gefaͤße, und dadurch eine
Verminderung der Kraft der Elasticitaͤt in demselben, die nicht langer im
Stande ist, dem Druke des Gases in der ersten Flasche zu widerstehen, einem Druke
der stark genug war, alle folgenden Druke zu uͤberwinden, und der jezt nicht
mehr im Stande ist, das Zuruͤktreten der Fluͤssigkeit, auf welche er
druͤkt, zu hindern, so daß jener Theil desselben, welcher unter den
Oeffnungen der Roͤhren sich befindet, allmaͤhlich uͤbergeht.
Wenn das Gleichgewicht im Druke auf diese Weise einmal gestoͤrt ist, so kann
es nur durch den ruͤkgaͤngigen Uebertritt der Fluͤssigkeit aus
einem Gefaͤße in das andere und endlich durch jenes der Luft bei dem offenen
Ende des Apparates wieder hergestellt werden, wodurch alle fruͤheren Arbeiten
verloren gehen. Um diese Nachtheile zu beseitigen hat Woulff gerade Zwischenroͤhren, A, B, C,
(Fig. 3.)
angebracht, welche er Sicherheits-Roͤhren
nannte, indem, wenn sie nur einige Linien tief in die in den Flaschen enthaltene
Sicherheitsroͤhre eintauchen, alsogleich der Luft in jene Flaschen Zutritt
gestatten, in welchen, aus was immer fuͤr einem Grunde, zufaͤlliger
Weise ein leerer Raum entstand, und auf diese Weise jede Vermischung der in den
Flaschen enthaltenen Produkte hindern. Wenn das Gas sich mit was immer fuͤr
einer Schnelligkeit entwikelt, so wird das Uebermaaß desselben bei seinem Uebergange
in die uͤbrigen Flaschen auf die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit
mit einer Kraft druͤken, welche mit dem Widerstande, der sich demselben
darbiethet, im Verhaͤltnisse steht, und folglich wird die Fluͤssigkeit
in jeder Sicherheitsroͤhre um so viel steigen, als die Summe eines jeden
folgenden Drukes betraͤgt. Wenn aber die Entwikelung des Gases
aufhoͤrt, oder einmal mehr als das andere mal davon verschlungen wird, oder
wenn die Temperatur vermindert wird, wird der vorige Druk gleichfalls vermindert,
und die in der Sicherheits-Roͤhre enthaltene Fluͤssigkeit auf
gleiche Hoͤhe mit jener in der Flasche befindlichen herabsinken; und, in dem
Verhaͤltnisse, als ein leerer Raum sich in dem Inneren bildet, wird die
aͤußere Luft die Fluͤssigkeit in der Roͤhre unter die Oberflaͤche der
Fluͤssigkeit in der Flasche hinabdruͤken, und, da die Roͤhre
bloß einige Linien tief in die Fluͤssigkeit eingetaucht ist, wird die Luft
bald diesen kleinen Widerstand uͤberwinden, und desto schneller in die
Flasche eindringen, als der leere Raum sich schnell erzeugt. Diese Vorrichtung
laͤßt sich jedoch nicht an dem ersten Gefaͤße anbringen, welches
gewoͤhnlich keine Fluͤssigkeit enthaͤlt: man bedient sich daher
einer gekruͤmmten Sicherheits-Roͤhre (Fig. 2), die aus einem
langen verticalen Arme und zwei anderen kuͤrzeren, mit dem laͤngeren
parallelen Armen besteht. Durch diese Vorrichtung wird eine geringe Menge
Fluͤssigkeit, die man in den ersten Arm einfuͤhrt, einen Theil des
zweiten Armes ausfuͤllen, und in beiden gleich hoch stehen. So lang ein
gleicher Druk mit der atmosphaͤrischen Luft in den Gefaͤßen vorhanden
ist, bleibt die Fluͤssigkeit in beiden Roͤhren gleich hoch; wenn aber
irgend ein Gas entwikelt wird, so erzwingt es sich einen Durchgang auf jener Seite,
wo es am mindesten Widerstand findet. Wenn dann die Hoͤhe des
laͤngeren Armes hinreicht, um eine Saͤule von Fluͤssigkeit zu
enthalten, deren Gewicht groͤßer ist als das Gewicht der Summe aller
uͤbrigen, so wird diese Fluͤssigkeit in dem ersten Arme bis auf eine
gewisse Hoͤhe hinaufgetrieben, und der Uebergang des Gases in die Flaschen
wird seinen Anfang nehmen: wenn aber eine Kuͤhlung eintritt, so hoͤrt
diese Kraft auf, und die Fluͤssigkeit wird in der Roͤhre wieder empor
steigen, weil die Luft freien Zutritt hat. Es geschieht oͤfters, daß der
laͤngere Arm in der gebogenen Sicherheits-Roͤhre zu kurz ist,
und zwar vorzuͤglich gegen das Ende der Operation, indem, in dem
Verhaͤltnisse als das Gas verschlungen wird, das Volumen, und folglich
haͤufig auch die Dichtheit der Fluͤssigkeit, zugenommen hat. Man muß
dann, statt des Wassers, in der Sicherheits-Roͤhre, eine dichtere
Fluͤssigkeit waͤhlen: concentrirte Schwefelsaure oder selbst
Queksilber; in jedem Falle muß matt aber dafuͤr sorgen, den Widerstand so zu
vermehren, daß die Luft im Falle einer Absorption, mehr Schwierigkeit findet, in die
Vorlage einzudringen, als durch die Fluͤssigkeiten der ersten Flasche
durchzudringen. Ein bedeutender Umstand hat bei den meisten Operationen dieser Art
Statt; naͤmlich dieser: daß, wenn irgend ein fremder Koͤrper, sey er
nun Saͤure, Queksilber oder auch nur Wasser, waͤhrend einer chemischen
Operation in den Apparat faͤllt, alsogleich eine Veraͤnderung in der
Temperatur, und nicht selten eine Berstung der Gefaͤße erfolgt. Diesem Uebel
muß, wo moͤglich, vorgebeugt werden, und dieß geschieht sehr leicht dadurch,
daß man in der Mitte des zweiten Armes eine Kugel anbringt, Fig. 2. Wenn nun
Absorption Statt hat, so tritt alle Fluͤssigkeit in den unteren Theil dieses
Armes und in die Kugel, und die Luft, die unter die Fluͤssigkeit kam, geht,
ihrer geringeren Schwere wegen, durch dieselbe. Dieser Roͤhre bedient man
sich auch, um was immer fuͤr eine Fluͤssigkeiten irgend einer
beliebigen Menge in das erste Gefaͤß zu bringen. Wenn man z.B. die Einwirkung
irgend einer Saͤure auf ein Salz oder auf ein Metall erneuern will, so kann
man durch diese Roͤhre die Saͤure auf einmal oder nach und nach
zusezen, ohne den Apparat oͤffnen und den Kitt abnehmen zu
muͤssen.
Welter er hatte die gluͤckliche Idee die
Verbindungs-Roͤhren so einzurichten, daß sie zugleich als
Sicherheits-Roͤhren dienen koͤnnen, und fuͤhrte diese
Idee auf eine eben so sinnreiche als elegante Weise aus. (Siehe Fig. 2'''). Die bloße
Ansicht dieser Figur reicht hin, uns in den Stand zu sezen, die Einrichtung dieser
Roͤhren, zu begreifen. Wir sehen, daß, wenn wir was immer fuͤr eine
Fluͤssigkeit durch den aufsteigenden Arm A
eingießen, diese Fluͤssigkeit in der Kugel und in dem unteren Theile des
Armes ihr Niveau finden wird, so lang naͤmlich, als ein Gleichgewicht
zwischen dem Druke der Atmosphaͤre und der in den Gefaͤßen enthaltenen
Gasarten Statt hat. Von dem Augenblike an aber, wo dieses Gleichgewicht
gestoͤrt wird, wird wenn die Kraft der Atmosphaͤre groͤßer ist,
die Fluͤssigkeit augenbliklich von dem oberen Theile der groͤßern
Roͤhre in den unteren hinabgedruͤkt, und die aͤußere Luft, die
unter die in der Kugel enthaltene Fluͤssigkeit hinabzieht, wird, Blase um
Blase, so lang durchziehen, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Wenn, im
Gegentheile der Druk der Gase in den Gefaͤßen groͤßer ist, wie in dem
Falle der Gas-Entwikelung, dann wird die Fluͤssigkeit aus der Kugel in
den senkrechten Arm getrieben, und das Niveau erleidet eine Differenz, die der Summe
aller Druke gleich ist, welche das Gas zu uͤberwaͤltigen hat, wenn die
Fluͤssigkeit durchaus dieselbe waͤre. Diese Roͤhren haben
keinen anderen Fehler, als daß sie leicht zerbrechlich und schwer zu verfertigen
sind. Deparcieux bedient sich einer einfacheren Roͤhre, die in vielen
Faͤllen dasselbe leistet. Statt die zweite Roͤhre mit dem oberen und
mittleren Theile zu verbinden, verbindet er dieselbe mit dem unteren, und nachdem er
sie einen oder zwei Zoll tief niedersteigen ließ, biegt er sie elbogenfoͤrmig
wieder senkrecht aufrecht, so daß diese leztere Roͤhre an dem horizontalen
Arme anliegt. (Siehe Fig. 2''''). In den
gebogenen Theil wird eine hinlaͤgliche Menge Queksilber gegossen, um jeden
Verlust des entwikelten Gases zu vermeiden, und der aͤußeren Luft, wenn es
nothwendig ist, Zugang zu verschaffen. Diese Roͤhre, die sich sehr leicht
verfertigen laßt, kann uͤberall angewendet werden, wo das Queksilber von den
elastischen Fluͤssigkeiten, die sich entwikeln, nicht angegriffen wird. Man
braucht indessen diese Roͤhren selten, weil sie doch immer einige besondere
Geschiklichkeit in der Behandlung vor der Lampe fodern, waͤhrend bei dem
urspruͤnglich Woulff'schen Apparate nichts anderes noͤthig ist, als
die Roͤhren uͤber einem Kohlenfeuer zu biegen, was jeder Arbeiter sehr
leicht kann. Wir wollen jedoch einige Bemerkungen fuͤr diejenigen hier
beifuͤgen, die sich nur auf die einfachsten Glas-Arbeiten verstehen,
indem es noch eine bessere Methode gibt, diese Roͤhren zu verfertigen. Wenn
die Arbeit gelingen soll, so muͤssen die Biegungen regelmaͤßig
zugerundet werden, ohne sich zu drehen oder winden, denn sonst sind sie nicht stark
genug, und man muß vor Allem dafuͤr sorgen, daß das Glas nicht zu
duͤnn ist, indem die Roͤhre sonst zu schwach wird, und bei der
mindesten Hize springt; endlich muß auch noch das Feuer stark und
gleichmaͤßig unterhalten werden. Man darf nur zu dieser Arbeit Holzkohlen in
einem tragbaren Windofen so einlegen, daß sie eine Art von Canal bilden, in welchem
man die Roͤhre bewegen kann, ohne daß das Feuer dadurch in Unordnung gebracht
wird: die Roͤhre wird mit beiden Haͤnden gehalten, und jener Theil
derselben, der gebogen werden soll, wird in der M tre dieses Canales gebracht,
hierauf zwischen den Fingern gedreht, und auch, waͤhrend sie
ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts bewegt wird, lacht gezogen. Wenn man
findet, daß sie hinlaͤnglich erweicht ist, um unter dem Ziehen nachzugeben, muß man sie aus dem
Feuer nehmen, und so sacht als moͤglich biegen, um alles Springen und jede
Unregelmaͤßigkeit zu vermeiden. Gelingt dieß nicht beim erstenmal, so bringt
man die Roͤhre wieder in das Feuer, und hizt sie mit gleicher Vorsicht, wie
das erstemal, wohl beachtend, daß sie uͤber und unter dem bereits gebogenen
Theile neuerdings erweicht wird. Wenn die Roͤhre zwei Arme haben soll, so ist
es schwieriger die zweite Beugung, als die erste, zu bilden, oder vielmehr dieselbe
so zuzurichten, daß die beiden Arme vollkommen parallel werden: es gelang uns
indessen immer so ziemlich wohl, wenn wir die Roͤhre, nachdem sie erweicht
war, so bogen, daß beide Arme gebildet wurden, und den zuerst gebogenen Arm am
weitesten entfernten und als Richtschnur fuͤr den zweiten dienen ließen. Man
weiß, daß Verbindungs-Roͤhren, deren senkrechte Arme nicht vollkommen
parallel sind, bei Anwendung derselben alsogleich brechen. Was die gebogene
Sicherheits-Roͤhre betrifft, so kann auch diese uͤber den
Kohlen gehizt werden; es ist aber außerordentlich schwer sie regelmaͤßig zu
bilden, so daß die Arme derselben vollkommen parallel werden; indessen ist dieß auch
nicht von Belang: das Wesentliche an derselben sind ihre
verhaͤltnißmaͤßigen Dimensionen, so daß die Fluͤssigkeit weder
zuruͤkkehren kann, noch zu schnell vorwaͤrts getrieben wird.Die Besizer des 2. Bd. des „neuen Journals fuͤr die
Druk-, Faͤrbe- und Bleichkunde“ finden
S. 323. u. f. in der Abhandlung „Darstellung verschiedener Arten,
das Glas und andere Gegenstaͤnde mit dem Loͤthrohre vor
der Lampe zu bearbeiten, Glas zu bohren u.s.w.“ von A. F.
Pruͤkner und Dr. Dingler, mit Abbildungen, alles hierher
Gehoͤrige deutlich beschrieben. D.
Wir finden nun noch einige praktische Beobachtungen uͤber die Weise, diese
Roͤhren in die Flaschen einzusezen und die verschiedenen Theile des Apparates
vorzurichten, hier nothwendig. Das Gelingen einer Operation haͤngt nicht
selten von der Sorgfalt ab, mit welcher die zur Verbindung der verschiedene Theile
des Apparates nothwendigen, Pfropfen angebracht und befestigt werden.
Gewoͤhnlich bedient man sich hiezu der Pfropfen aus Kork: ist dieser Kork
sehr poroͤs, so ist es, bei aller angewendeten Sorgfalt unmoͤglich, daß
die Verschließung der Tubulirung vollkommen gelinge: in dieser Hinsicht sollte also
nur der feinste Kork gebraucht werden. Ein anderer, nicht minder wesentlicher,
Umstand ist der, daß man gewoͤhnlich auf das gehoͤrige Zurunden dieser
Pfropfen ihrer ganzen Laͤnge nach, so daß sie naͤmlich beinahe
vollkommene Cylinder bilden, zu wenig Ruͤksicht nimmt; man kann sich nie auf
einen Pfropfen, so wie er aus der Hand des Korkschneiders kommt, verlassen; er muß
immer mit einer feinen Raspel oder Feile zugerundet werden, und die Durchmesser der
beiden Enden desselben muͤssen beinahe gleich seyn; denn die Haͤlse
der Flaschen, oder die Tubulirungen, sind walzenfoͤrmig, und wuͤrde
man sie mit kegelfoͤrmigen Pfropfen schließen, so wuͤrden sie nur in
einem, mehr oder minder breiten, Guͤrtel passen, und der Propfen, der, wo er
kegelfoͤrmig ist, nur einen Keil bildet, wuͤrde, in Folge der
Elasticitaͤt des Korkes, und der immer fortwirkenden Kraft, die von Außen und
von Innen auf ihn wirkt, sehr bald aus dem Halse der Flasche herausgedruͤkt
werden. Um den Pfropfen gehoͤrig zuzurunden, muß die Feile so sacht als
moͤglich uͤber den Kork gefuͤhrt, und die beiden Haͤnde,
deren eine den Kork, die andere die Feile haͤlt, muͤssen immer in
entgegesezter Richtung im Kreise umher gefuͤhrt werden. Wenn die Feile nur
eine Art von Tangente laͤngs der Oberflaͤche des Korkes bildet, so
erzeugt sie vielmehr eine vielflaͤchige, als eine gleichfoͤrmig
zugerundete Oberflaͤche. Um den Pfropfen, durch welchen eine Roͤhre
durchgezogen werden soll, zu durchbohren, nimmt man eine spizige,
rothgluͤhende Eisenstange, die man an beiden Enden des Pfropfens einsticht,
und so von einem Ende desselben nach dem anderen durchfuͤhrt. Diese
Durchbohrung muß genau in dem Mittelpuncte der beiden Endflaͤchen geschehen,
und gewoͤhnlich gelingt sie am beßten, wenn man sie auf zweimal vollendet,
einmal zur Haͤlfte von dem einen Ende aus, das anderemal zur Haͤlfte
von dem anderen. Ist die Oeffnung einmal gemacht, so muß sie die gehoͤrige
Weite erhalten, was am beßten mittest einer duͤnnen runden Feile
(Rattenschwanz-Feile) geschieht, wobei man fleißig von Zeit zu Zeit die
Einfuͤhrung der Roͤhre versuchen muß, damit diese Oeffnung nicht zu
weit ausfaͤllt.
Nachdem die Pfropfen mit aller gehoͤrigen Vorsicht zubereitet wurden, kommt es
nur mehr darauf an, den Apparat so herzurichten, daß alle Theile desselben genau in
einander passen, und damit dieß mit Leichtigkeit geschieht, muͤssen die
durchbohrten Pfropfen sowohl innenwendig wie auswendig, mit Talg bestrichen werden.
Hiedurch werden nicht bloß die Poren des Pfropfens verstopft, sondern, da die
Pfropfen beinahe luftdicht in und an das Glas passen muͤssen, diese selbst
mit groͤßerer Leichtigkeit eingebracht. Wenn ein Arbeiter in der Herstellung
eines solchen Apparates einmal eingeuͤbt ist, und genau dabei
verfaͤhrt, so reichen die Pfropfen allein zur vollkommenen Schließung des
Apparates hin; da man aber diese Arbeit gewoͤhnlich den Anfaͤngern
uͤberlaͤßt, so muß man, der groͤßeren Sicherheit wegen, die
Pfropfen mit Kitt bedeken, der auf folgende Weise angewendet werden muß. Wenn man
fetten Kitt braucht, so muß das Glas, auf welches man denselben anwendet, vorher
wohl abgetroknet werden; dann bringt oder treibt man etwas Weniges von diesem Kitte
mittelst der Spize eines Messers zwischen den Kork und das Glas, und bedekt beide
mit einer groͤßeren Masse desselben Kittes, so daß diese die Gestalt eines
regelmaͤßigen Kegels erhaͤlt, in dessen Spize die Roͤhre stekt,
und dessen Basis der Hals der Flasche bildet. (Siehe Fig. 3'.) Wenn die Spize
des Kegels etwas zugerundet oder abgestuzt ist, statt sich gehoͤrig
zuzuspizen, so geht der Kitt gewoͤhnlich los. Man muß den Kitt, um demselben
mehr Staͤrke und Widerstand zu geben, wohl zusammendruͤken, und, wenn
es ein fetter Kitt ist, die Oberflaͤche desselben mit etwas Oel ebenen: wenn
man aber Wasserkitt braucht, der entweder aus Mandel- oder
Leinsamen-Mehl des sieht, so muß man, damit er bei dem Troknen nicht
abspringt, ihn mit Papier-Streifen uͤberziehen: je duͤnner das
Papier ist, desto besser taugt es hiezu, weil es sich dann genauer anlegt. Die
Streifen muͤssen hiezu abgerissen, und nicht mit der Schere abgeschnitten
werden, indem die unebenen Enden sich genauer anschmiegen. Das aufgeklebte Papier
muß endlich vollkommen getroknet seyn, ehe man den Apparat brauchen kann. Wo man
bloß mit geringen Quantitaͤten zu thun hat, ist es leicht, alle hier
empfohlene Vorsicht anzuwenden; allein im Großen ist es beinahe unmoͤglich, so viele Sorgfalt
zu gebrauchen, und gluͤklicher Weise ist diese in solchen Faͤllen
groͤßten Theils uͤberfluͤssig, indem die aͤlteren
Chemiker hauptsaͤchlich einen hinlaͤnglichen Widerstand gegen den in
dem Innern der Gefaͤße befindlichen Druk bezwekten; dieser Druk laͤßt
sich aber uͤberall vermeiden. Wenn wir, z.B., ein Gas mit Wasser verbinden
wollen, welches in demselben aufloͤsbar ist, und diese Aufloͤsung
dichter ist, als das Wasser selbst, so ist es darob durchaus nicht noͤthig,
die Roͤhren in das Wasser selbst einzusenken, wodurch viel Druk vermieden
wird. Wir verfahren bei Erzengung der Hydrochlor-Saͤure durchaus auf
diese leztere Weise: wir begnuͤgen uns, das Gas bis auf die
Oberflaͤche des Wassers gelangen zu lassen, und so wie dieses
gesaͤttigt wird, faͤllt die Aufloͤsung zu Boden. Dieß ist aber
nicht uͤberall so moͤglich: bei Erzeugung des Ammoniums hat gerade das
Entgegengesezte Statt; und selbst die Chlorine ist so wenig aufloͤsbar, daß
wir die Beruͤhrungspunkte derselben bedeutend vermehren muͤssen, um
eine gesaͤttigte Aufloͤsung zu erhalten. Die Faͤlle, in welchen
man den Woulff'schen Apparat im Großen anwenden kann, sind also etwas selten.
Indessen ist auch das neue von Eduard Adam erfundene Destillations-Sistem
eigentlich nur eine Anwendung dieses Apparates im Großen; man sah aber gar bald, daß
der bei derselben Statt habende Druk eine ununterbrochen fortwirkende Ursache der
Zerstoͤrung der Gefaͤße war, und erst durch die Verbesserung, die
dieser Apparat gegenwaͤrtig besizt, sind alle diese Nachtheile an demselben
beseitigt.
Man glaubt allgemein, das kraͤftigste Mittel zur Foͤrderung der
Aufloͤsung des Gases waͤre ein starker Druk, den man dadurch zu
bewirken sucht, daß man es in bedeutender Tiefe durch die aufloͤsende
Fluͤssigkeit leitet, es laͤßt sich aber leicht beweisen, daß dieß
nicht nothwendig ist. Nach dem von Dalton aufgestellten Geseze steht, bei gleichem
Volumen, die Menge Gases, welche bei einem bestimmten Druke aufgeloͤst wird,
mit dem Gewichte, welche dasselbe zu ertragen hat, im Verhaͤltnisse. Sezt
man, nach diesem Geseze, die Hoͤhe der Saͤule der Fluͤssigkeit,
unter welcher das Gas wegzulaufen hat, gleich 1 M, 60, und nimmt man an, daß
waͤhrend dieses Durchganges das Gas vollkommen aufgeloͤset wird, so
ist der Druk an der Oberflaͤche = 0.
Hieraus folgt, daß der Druk gleich ist 1 M. 60/2 = 0 M,80. Nun ist aber der Druk der
Atmosphaͤre gleich dem Druke einer Wassersaͤule von 10 M, 40, der, zu
0 M, 80 addirt, einen Total-Druk von 11 M, 20 gibt. Da nun die
Aufloͤsbarkeit mit dem Gewichte im Verhaͤltnisse steht, so folgt, daß
dieser vermeinte große Druk nur 1 M, 60, oder 1/14 ist.
Aus diesem erhellt, daß der Druk, welchem ein Gas ausgesezt werden muß, wenn die
Aufloͤsung oder Verschlingung desselben gefoͤrdert werden soll, mit
einigen Schwierigkeiten verknuͤpft ist, indem es naͤmlich schwer ist,
einen Apparat aufzufinden, der demselben zu widerstehen vermag: man kann also von
dem Druke wenig Vortheil fuͤr die Vermehrung der Aufloͤsbarkeit des
Gases gewinnen. Diese Aufloͤsbarkeit haͤngt, wie wir wissen, 1tens von
dem Druke, 2tens von der Groͤße der Oberflaͤche der Beruͤhrung,
3tens von der Dauer dieser Beruͤhrung ab, so daß die Menge des verschlungenen
Gases stets mit dem Druke, mit der Oberflaͤche der Beruͤhrung und mit
der Dauer der Beruͤhrung im Verhaͤltniß steht, und folglich, wenn wir
diese 3 Factoren durch Zahlen ausdruͤken, das genaue Maß der absorbirenden
oder verschlingenden Kraft eines Apparates durch das Product dieser 3 Zahlen
ausgedruͤkt wird.
Zu Folge obiger Beobachtungen biethet der eine dieser Factoren, der Druk
naͤmlich, mehr Schwierigkeiten als Vortheile dar. Es ist daher besser, diesen
zu vermindern, und die zwei anderen zu vergroͤßern: naͤmlich die
Oberflaͤche der Beruͤhrung weiter auszudehnen und die Dauer derselben
zu verlaͤngern. In dieser Hinsicht bedient man sich mehrerer
Faͤßer-Apparate, z.B. des Ruͤhr-Fasses, des Fasses mit
der Schlangenroͤhre, auch der schiefen Flaͤche, und endlich des
neulich von Hrn. Cle'ment erfundenen Apparates, welchem
dieser geschikte Professor den Namen des chemischen Wasserfalles (cascade chimique) gegeben hat. Wir wollen nur Einiges
uͤber die beiden ersteren Verbesserungen hier bemerken. An dem Apparate mit
der Schlangenroͤhre (Fig. 7) tritt das Gas
unten an dem Boden eines großen Faßes ein, und erfaͤhrt folglich den Druk der
ganzen Hoͤhe der in diesem Fasse befindlichen Fluͤssigkeit. Statt daß
ferner das Gas in gerader Linie aufsteigt, noͤthigt man dasselbe nach und nach unter einer Menge
umgekehrter und ausgehoͤhlter Holzbloͤke durchzuziehen: jeder dieser
Bloͤke, A, B, C, hat eine Rinne quer durch an
einer Seite so tief als es die Dike desselben erlaubt, und einen Ausschnitt am Ende
(sieh Fig.
7'). Diese Bloͤke werden so uͤber einander gelegt, daß die
Ausschnitte an den Enden der Rinnen abwechselnd rechts und links zu liegen kommen.
Das Resultat dieser Einrichtung ist, daß, nachdem die Rinne in dem ersten Bloke mit
Gas gefuͤllt ist, die uͤberschuͤssige Menge desselben
aufsteigt, durch den Ausschnitt entweicht, und in die naͤchste Rinne
uͤbergeht, und so fort durch alle uͤbrigen. Auf diese Weise wird das
Gas mit einer großen Flaͤche von Fluͤssigkeit in Beruͤhrung
gebracht, und, da man die Entwikelung des Gases nach Belieben reguliren kann,
befindet dasselbe sich unter sehr guͤnstigen Umstaͤnden,
naͤmlich unter einem sehr maͤßigen Druke, unter einer großen
Ausdehnung der Oberflaͤche und unter langer Dauer der Beruͤhrung.
Beinahe dasselbe Resultat erhaͤlt man auch durch das Ruͤhrfaß, nur auf
eine minder bequeme Weise. Das Wasser wird in demselben mittelst eines
Ruͤhrers, der an einer senkrechten oder horizontalen Achse befestigt ist, und
mittelst einer Kurbel gedreht wird, bestaͤndig mit dem Gase gemengt.Bei dem Ruͤhrfaß kommt es vorzuͤglich auf eine
zwekmaͤßige Einrichtung desselben an. Ich bediene mich jezt solcher
Einrichtungen zu Bereitung meines großen Bedarfs von fluͤßigem
chlorsaurem Kalk, wo das weite Faß zu 2/3, mit fluͤßigem Kalkhydrat
gefuͤllt ist, in das die Gasleitungsroͤhre nur anderthalb
Schuh tief ragt. In der Mitte geht eine Roͤhre bis beinahe auf den
Boden des Faßes, durch die horizontal ein oben mit einer Kurbe versehener
Stab geht, der unten mit einem Querholz, das noch mit einigen aufrechten
Steften versehen ist, welches die Bewegung der Fluͤssigkeit sehr
beguͤnstigt. Die Kurbe wird durch ein Federwerk in Bewegung gesezt,
wodurch die Verbindung des Chlorgas mit der Kalkfluͤßigkeit ungemein
leicht und ohne alle persoͤnliche Unterstuͤzung vor sich geht.
D. Eine andere Form eines Fasses mit einer Schlangenroͤhre ist folgende:
die Roͤhre, welche das Gas an den Grund des Gefaͤßes leitet, ist an
einer Spiralroͤhre angebracht, welche ihrer ganzen Laͤnge nach, von
einer großen Menge kleiner Loͤcher durchbohrt ist, um das Gas uͤberall
zu verbreiten, und die Beruͤhrungs-Flaͤchen zu
vervielfaͤltigen.
Allein es ist wahrscheinlich, daß die Beruͤhrung hier nicht lang genug
dauert.
Bei dem Apparate mit der schiefen Flaͤche beseitigt man den Druk
gaͤnzlich, und die uͤbrigen Umstaͤnde sind nicht so
vortheilhaft, als bei den vorhergehenden Vorrichtungen. Bei diesem Apparate wird
eine lange Rinne von Ziegelsteinen gebaut, welcher man einen schwachen Fall gibt.
Das Gas wird an dem unteren Ende dieses Canales eingeleitet, und mittelst eines
Behaͤlters, der mit dem entgegengesezten Ende desselben in Verbindung steht,
wird ein Wasserstrom in entgegengesezter Richtung mit jener des Gases in Bewegung
gesezt: das Wasser darf nur langsam und sehr seicht fließen.
Aus Gill's
techn. Repos. Maͤrz 1823, S. 161. Hr. Cle'ment hat in dem von ihm vorgeschlagenen
Apparate, den er statt aller obigen gebraucht, alle Vortheile derselben vereinigt.
Das Gas hat in demselben nicht nur keinen Druk zu erleiden, sondern seine
Beruͤhrungs-Flaͤchen mit der Fluͤssigkeit sind
ausserordentlich vervielfaͤltigt. Die Form dieses Apparates ist in Fig. 9
dargestellt. Die große Saͤule, AB, wird mit
einer Menge kleiner Kugeln von Glas oder Porzellan gefuͤllt, deren jede
ungefaͤhr ein Centimeter im Durchmesser hat. Diese Saͤule ist in einer
andern von groͤßerem Durchmesser eingeschlossen, in welcher sich eine
Hoͤhlung C befindet, die mit dem unteren Theile
der Saͤule correspondirt, und mit zwei kleinen Roͤhren in Verbindung
steht, D und E, deren eine
zur Einfuͤhrung des Gases, und wovon die andere zur Entleerung der
Fluͤssigkeit bestimmt ist.
Aus dem Behaͤlter F geht eine Roͤhre G, welche Wasser zufuͤhrt, dessen Menge durch
einen Hahn nach Belieben bestimmt werden kann. Dieses Wasser befeuchtet auf seinem
Durchgange nach den unteren Theilen nach und nach alle diese kleinen Kugeln, und da
es von demselben waͤhrend des Niedersteigens aufgehalten wird, braucht es
eine betraͤchtlich lange Zeit bis es hinab kommt. Auf der anderen Seite wird
das eingefuͤhrte Gas, indem es alle leeren Zwischenraͤume
ausfuͤllt, beinahe bis in das Unendliche zertheilt, und da es durch die
Zwischenraͤume nur sehr langsam durchdringen kann, wird die Dauer der
Beruͤhrung verlaͤngert, und die ganze Vorrichtung zur vollkommenen
Aufloͤsung des Gases so vorteilhaft, wie moͤglich.
Hr. Clement fand bei Bestimmung der absorbirenden Kraft
dieses neuen Apparates im Vergleiche mit jener des gewoͤhnlichen Fasses von 1
M, 60 Tiefe, in welchem das Gas waͤhrend des Aufsteigens in gerader Linie
einen mittleren Druk von 0 M, 80 zu erleiden hat, bei gleicher Menge des entwikelten
Gases waͤhrend einer gegebenen Zeit, und mit Ruͤksicht auf die
Dimensionen desselben und auf die Zahl und Groͤße der Kugeln, mit einem
Worte, alle darauf einwirkenden Ursachen wohl erwogen und in beiden Faͤllen
gleich gesezt, die absorbirende Kraft dieser beiden Apparate waͤhrend
derselben Zeit in dem Verhaͤltnisse wie 1:322. Es ist zwar richtig, daß Hr.
Clement bei dieser Vergleichung den am wenigsten
vortheilhaften Fall bei dem gewoͤhnlichen Fasse angenommen hat,
naͤmlich den, wo das Gas in gerader Linie aufsteigt; es ist aber dessen
ungeachtet ein so großes Mißverhaͤltniß zwischen diesen beiden
Faͤllen, daß, selbst wenn man den aͤlteren Apparat unter den
guͤnstigsten Umstaͤnden sich denkt, immer noch Vortheil genug auf der
Seite des neuern bleibt.
An diesem so eben beschriebenen Apparate, den sein Erfinder, Hr. Clement, den verschlingenden
Wasserfall (Cascade absorbante) nannte, hat
derselbe einen zweiten den erzeugenden Wasserfall (Cascade productive) angebracht. Dieser zweite Apparat
soll eine bedeutende Zeit uͤber Gas erzeugen, und zwar auf eine bequemere und
minder kostbare Weise, als bisher moͤglich war. Wenn wir z.B. Chlorine
bereiten, fuͤllen wir ein weites Gefaͤß, H
(Fig. 8),
welches mit 4 Tubulirungen versehen ist, mit grob zerschlagenem Braunstein Oxide,
und bringen die Tubulirung, I, mit dem bleiernen
Gefaͤße, k, in Verbindung, in welchem Kochsalz
und Schwefelsaͤure enthalten ist. Durch die Tubulirug, L, laͤßt man einen sehr kleinen Strom Wasser aus dem
Behaͤlter, M, niederfallen, welcher den
Braunstein nur etwas befeuchtet, und dadurch dem Hydrochlor Gase das Angreifen und
Aufloͤsen desselben erleichtert. Die auf diese Weise gebildete Chlorine wird
durch die Roͤhre. N, in den verschlingenden
Wasserfall geleitet, waͤhrend der hydrochlorsaure Braunstein, so wie er sich
bildet, bei der unteren
Tubulirung, O, in den Behaͤlter, P, abfließt. Aus diese Weise erspart man das
Puͤlvern des Braunsteines, und die damit verbundenen Auslagen, und, da man
auf große Mengen auf einmal hier einwirken kann, so ist es nicht noͤthig, den
Apparat so oft abzunehmen, was ein neuer großer Vortheil ist.
Hr. Welter, dessen Erfindungen alle den Stempel des Genies
an sich tragen, hat einen sehr bequemen und in vielen Faͤllen ungemein
nuͤzlichen Apparat ausgedacht, um gesaͤttigte kohlensaure Verbindungen
zu bereiten, die man auch zu verschiedenen anderen Zweken anwenden kann. Wenn dieser
Apparat einmal vorgerichtet ist, so geht die Arbeit fort, ohne daß man irgend eine
andere Aufmerksamkeit auf dieselbe zu verwenden haͤtte, als zuzusehen, daß
das Material bei derselben nicht ausgeht, und der Apparat wird, ohne allen Verlust,
regelmaͤssig mit Gas versehen werden. Die Flasche E, Fig.
7, die mit drei Tubulirungen versehen ist, zwei oberen und einer unteren,
wird mit Bruchstuͤken von Marmor vollgefuͤllt, und an jeder Oeffnung
derselben werden, wie die Figur zeigt, gekruͤmmte Roͤhren angebracht.
Die Roͤhre Nr. 1 leitet das kohlensaure Gas an den Boden des Apparates, der
aus einem mit hohlen Holzbloͤken versehenen Fasse besteht, welches mit einer
gesaͤttigten Aufloͤsung von kohlensaurer Pottasche gefuͤllt
ist. Die Roͤhre N. 2 dient zur Einfuͤhrung der Saͤure, die
durch ihr schmaͤleres Ende, G, dieselbe auf den
kohlensauren Kalk fallen laͤßt. Die Roͤhre N. 3, die einen
gehoͤrigen Grad von Neigung erhalten muß, dient zur Ausleerung des
kochsalzsauren Kalkes, sobald dieser bis auf eine gewisse Hoͤhe gestiegen
ist. In eine Flasche mit zwei Haͤlsen, F, gießt
man Hydrochlorsaͤure, (Salzsaͤure) welche mit beinahe gleichen Theilen
Wasser verduͤnnt ist. Diese Vorsicht ist nothwendig, um zu hindern, daß das
Hydrochlor-Gas sich nicht mit dem kohlensauren Gase vermengt, und auf diese
Weise die gesaͤttigte kohlensaure Verbindung verdirbt. In einem Halfe dieser
Flasche, F, bringt man einen Heber, in dem anderen eine
gerade Roͤhre an. Wenn nun der Blok-Apparat in dem Fasse durch das
Zapfenholz, H, unter welchem sich in dem oberen Bloke
ein Zapfen befindet, gestuͤzt ist, bringt man in die, zur Flasche E gehoͤrige, Roͤhre N. 2 verduͤnnte
Kochsalzsaͤure.
Diese entwikelt die Kohlensaͤure, welche die Hoͤhlungen in den
Bloͤken ausfuͤllt, und macht zugleich das Niveau der Aufloͤsung
in dem Fasse in die Hoͤhe steigen. Dieses Emporsteigen des Niveaus der
Aufloͤsung muß aber beschraͤnkt werden, und darf nie uͤber das
Faß hinaus reichen, wenn alle Bloͤke mit Gas gefuͤllt sind. Wenn die
Entwikelung des kohlensauren Gases aufgehoͤrt hat, so bleibt die
Fluͤssigkeit fuͤr einen Augenblik in der Roͤhre. Wir wollen
annehmen, ihr Niveau sey bei A. Man bringt dann in die
Roͤhren N. 2 den Heber, I, dessen
duͤnneres Ende bis an den Boden der Flasche hinabgetaucht werden muß. Wenn
dann das Ende der geraden Roͤhre, D, zwischen den
Punct A, oder das Niveau der Fluͤssigkeit, und
den Punct C, oder das Ende des Hebers kommt, so
blaͤst man durch die gerade Roͤhre so lang Luft, bis der Heber voll
Saͤure ist. Das Fließen dauert, so lang als die Luft in der Flasche
zusammengedruͤkt ist, fort; sobald diese aber sich ausdehnt, hoͤrt die
Fluͤssigkeit auf zu fließen, und steigt in der geraden Roͤhre um eine
oder zwei Linien. So wie das Gas in der Roͤhre absorbirt wird, steigt das
Niveau der Fluͤssigkeit, welche sie enthaͤlt, hinab, und faͤllt
auch folglich gleicher Massen in dem großen Arme der Roͤhre N. 2. Ist das
Niveau bei B, oder gleich hoch mit D; dann wird die Luft blasenweise zuruͤkkehren;
eine neue Menge von Fluͤssigkeit fließt aus dem Heber, und diese Vermehrung
des Drukes wird wieder etwas Salzsaͤure mehr auf den Marmor einwirken lassen.
Man sieht, daß auf diese Weise, die Saͤure nur in dem Verhaͤltnisse
auf den Marmor einwirken kann, als die Kohlensaͤure von der Pottasche
verschlungen wird, und folglich nicht verloren gehen kann.
Fig. 4, 5, 6 zeigen
verschiedene Abaͤnderungen die unter verschiedenen Umstaͤnden sich
anwenden lassen.
Fig. 9 zeigt
einen Apparat, der gar keines Kittes bedarf. Eine Roͤhre von
hinlaͤnglicher Weite umschließt die Verbindungs-Roͤhre: der
Zwischenraum wird mit Queksilber ausgefuͤllt, und in dieses eine dritte von
mittlerem Durchmesser eingesezt, welche, mittelst gehoͤriger
Kruͤmmung, diese Tubulirung mit jener einer anderen Flasche verbindet. Die
Luft kann nur durch das Queksilber Eingang finden, und die
Sicherheits-Roͤhren sind bei dieser Art von Apparat
uͤberfluͤssig.