Titel: | Verbesserung in Verfertigung der Ketten, oder mathematische Ketten, worauf Georg Smart, bürgl. Baumeister in Pedlar's Acre. Lambeth, County of Surrei, sich am 4. Jul. 1822 ein Patent geben ließ. |
Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. XLVII., S. 307 |
Download: | XML |
XLVII.
Verbesserung in Verfertigung der Ketten, oder
mathematische Ketten, worauf Georg
Smart, bürgl. Baumeister in Pedlar's Acre. Lambeth, County of Surrei,
sich am 4. Jul. 1822 ein Patent geben
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Mai 1823. S.
233.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Smart's Verbesserungen in Verfertigung der Ketten.
Diese, zum Bruͤkenbaue bestimmten, Ketten bestehen aus
geraden Stangen mit Verbindungs-Bolzen, wodurch eine Vereinigung von
Winkel-Armen entsteht, die sich wechselseitig auf eine solche Weise
stuͤzen, daß sie durch kein darauf angebrachtes Gewicht bedeutend aus der
geraden Richtung gebracht werden koͤnnen. Bei dieser Vorrichtung hat also
kein Druk gegen, oder keine Spannung auf den Pfeilern Statt, wie dieß bei den
gegenwaͤrtigen Bogen- oder Ketten-Bruͤken der Fall ist;
die Pfeiler, welche eine Bruͤke von dieser neuen Bauart an ihren Enden
tragen, haben keine andere Last zu stuͤzen, als das bloße Gewicht des
Materiales, aus welchem diese Bruͤke gebaut ist, und der uͤber
dieselbe sich hinbewegenden Lasten.
Fig. 15. Tab. VII. zeigt einen Theil einer solchen
Bruͤke von der Seite oder im Aufrisse, aaa, sind
horizontale Stangen, welche die Grundlagen der Winkel bilden; bbb, sind die diagonalen Stangen, und ccc die
senkrechten: alle sind mittelst Bolzen unter einander verbunden, welche durch
Loͤcher laufen, die in den zusammengehoͤrigen Stangen durchgebohrt
sind, wodurch sie alle untereinander verbunden werden und sich wechselseitig
stuͤzen.
„Da man nur auf drei Stangen und auf einen Bolzen zu sehen hat, so braucht
es, sobald die Hoͤhe des Winkels einmal bestimmt ist, keines besondern
geschikten Arbeiters, um Tausende derselben nach dem gegebenen Muster zu verfertigen,
indem jede Stange ihren Bolzen, und umgekehrt, finden muß, und keine
Verwechslung Statt haben kann. Man kann sie im Finsteren zusammen fuͤgen.
Zwei Maͤnner reichen hin, um die schwerste Stange zu tragen, ehe sie mit
den uͤbrigen verbunden ist, oder sie kann auch flach niedergelegt, und
die Bolzen koͤnnen in der: selben befestigt werden, so daß die Basis
dadurch verstaͤrkt wird. Vier solche Ketten, jede ungefaͤhr 6 Fuß
breit und in gehoͤriger Entfernung von einander angebracht, werden eine
Bruͤke bilden, die man zu jedem Zweke brauchen kann.“
Man schlaͤgt vor, diese Ketten aus Metall zu verfertigen, sie koͤnnen
aber eben so gut aus Holz, oder aus Holz und Metall zugleich seyn. Sie scheinen
vorzuͤglich brauchbar bei Auffuͤhrung von Pfeilern und Werften, wo die
Grundlage weich, und nicht im Stande ist, das Gewicht von Steinen zu ertragen. Der
Boden der Bruͤke und die Querbalken, sie moͤgen aus Holz oder aus
Eisen seyn, koͤnnen auf dieselbe Weise, wie die Seiten, durch
Diagonal-Verschraͤnkung verfertigt werden.
„Da es einer großen Gewalt bedarf, um Holz der Laͤnge nach
abzureissen, so koͤnnen sogenannte Nothbruͤken, die nur einige
Zeit uͤber zu bestehen haben, nach diesem Plane aus
Foͤhren-Aesten oder Brettern verfertigt werden, indem die Enden
der Dreieke gesichert sind, und die Spannung oder der Druk in gerader Linie auf
die Basis der Winkel Statt hat. Wenn man diese Diagonalen auf
Haͤngebruͤken anwendet, so wird dadurch das haͤufige
Schwanken vermieden, und den Pfeilern die zitternde Bewegung
erspart.“
Diese Bruͤken aͤußern keinen Seitendruk auf ihre Pfeiler, und erfodern
keine Gegenkraft um ihre Schwere aufzuwiegen. Sie koͤnnen ohne alle
Stuͤze uͤber eine bedeutende Streke hingespannt werden, sind stark,
tragbar und leicht zu schlagen.