Titel: | Ueber die Behandlung der Pfirsiche und Nektarinen im Treibhause; von Hrn. Patrick Flanagan, F. H. S., Gärtner bei Sir Thom. Hare, Bart. F. H. S. of Ston-Hall, Norfolk. |
Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. LXXVIII., S. 490 |
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LXXVIII.
Ueber die Behandlung der Pfirsiche und Nektarinen
im Treibhause; von Hrn. Patrick
Flanagan, F. H. S., Gärtner bei Sir Thom. Hare, Bart. F. H. S. of Ston-Hall,
Norfolk.
Aus dem 1. Th. des 5. Bds. der
Transactions of the Horticultural
Society in Gill's technical Repository. Nro. 14. S. 100.
(Im Auszuge uͤbersezt).
Flanagan, über die Behandlung der Pfirsiche und
Nektarinen.
Die Erde, die ich allgemein fuͤr Pfirsiche und
Nektarinen brauche, sowohl in Haͤusern als im Freien an Mauern, ist, wo ich sie haben kann,
der obere Schaufelstich eines unfruchtbaren gelben Lehmes von der Weide her, ohne
allen weiteren Duͤnger; ist der Grund aber arm und sandig, so muß man
demselben etwas verfaulten Duͤnger zusezen, und dieses Gemenge sollte, wo es
noͤthig ist, 5-6 Monate vor der Anwendung in Haufen geschlagen, und
waͤhrend dieser Zeit zwei oder dreimal umgeschlagen werden.
Wenn das Haus hergerichtet ist, werden die Beete, sowohl innen als außen, drei Fuß
tief rein ausgegraben, gehoͤrig troken gelegt, und unten mit Schiefer oder
mit flachen Ziegeln gepflastert, damit die Wurzeln nicht in schlechten Grund
gerathen. Besser schlechter Grund, als Ziegelsteine. Ist die Unterlage sehr schlecht,
so bleiben die Wurzeln ohnedieß groͤßtentheils im besseren Grunde. A.
d. Ueb. Wenn dieß geschehen ist, wird die neue Erde in diese fuͤr das Beet
bestimmte Hoͤhlung eingefahren, und jede Schichte derselben gehoͤrig
eingetreten, bis die ganze Grube voll ist, und die Erde noch ein paar Zoll
daruͤber emporragt, weil sie sich spaͤter sezt.
Die beßte Zeit zum Sezen der Baͤume ist der Spaͤtherbst oder der Anfang
des Fruͤhlings, und die vortheilhafteste Weise, ein Haus mit Baͤumen
zu versehen, ist diese, daß man schoͤne, gut gezogene Baͤumchen, die
noch nie trugen, die in gutem festen Lehmen standen, und drei Jahre vorher schon an
einer Wand aufgebunden waren, auswaͤhlt. In diesem Alter haben sie bereits
Staͤrke genug erlangt, und sind so gut in der Erde eingewurzelt, daß man sie
mit großen Ballen, und folglich mit der groͤßten Sicherheit an jene Stellen
versezen kann, wo sie in der Folge fuͤr immer zu bleiben haben; sie werden es kaum fuͤhlen,
daß sie versezt wurden.
Ich lege immer ein Gemenge aus drei Theilen Lehmen und einem Theile verfaulten
Duͤnger unmittelbar um die Wurzeln, um die Baͤume zu reizen freudiger
in die Beete einzuwurzeln.
Das Erstemal faͤngt man an, sie in der zweiten Woche des Februar zu treiben,
wo die Fenster aufgesezt werden. Ich gebe in der jezten Woche dieses Monats zuerst
ein kleines Feuer, und steige mit der Hize allmaͤhlich, sowie der
Fruͤhling fortschreitet. Das Feuer gibt mir 53 bis 55° Fahrenh. (+ 9,3 bis 10, 2 R.), und wenn
die Sonne zugleich scheint, lasse ich die Waͤrme nie uͤber 75° F. (+ 19° R.) steigen. Des Nachts wird die Waͤrme durch ein
maͤßiges Feuer, und des Tages uͤber durch Luͤftung
gleichfoͤrmig erhalten.
Im ersten Sommer uͤber muͤssen die Baͤume oͤfters an der
Wurzel begossen, und zwei bis dreimal in der Woche mit reinem Wasser von Oben herab
mit der Sprize besprizt werden; dieß wird ihren Wachsthum befoͤrdern, und sie
zugleich von Insecten rein halten. Sollte die gruͤne Fliege (green fly; wahrscheinlich die Blattlaus Ue.) oder die
rothe Spinne (red spider; wahrscheinlich die Milbe, Acarus, U.) zum Vorscheine kommen, so werden zwei bis
drei Raͤucherungen mit Tabak und oͤfteres Abwischen mit dem Schwamme
die Baͤume bald rein machen.
Wenn die Baͤume an irgend einer Stelle, wo Tragholz fehlt, uͤppige
Schoͤsse treiben, so muͤssen diese bei dem dritten oder vierten Blatte
eingekuͤrzt werden; und wuͤchsen sie auch dann noch zu stark, so
muͤssen sie noch einmal eingekuͤrzt werden; auf diese Weise
erhaͤlt man leicht gutes Tragholz. Waͤhrend des Fruͤhlings muß
man zwei bis dreimal die Baͤume uͤbergehen, die Schoͤsslinge
mit der gehoͤrigen Vorsicht ausschneiden, und die guten, die gehoͤrig
und in regelmaͤßigen Entfernungen gestellt sind, fuͤr das
naͤchste Jahr zum Tragen stehen lassen. Das erste Ausschneiden der jungen
Schoͤsslinge sollte gerade dann geschehen, wenn die Fruͤchte eben
angesezt haben, und wenn die Schoͤsslinge acht oder zehn Zoll lang sind; sie
muͤssen dann in solche Entfernungen gebracht werden, daß die Sonne und die
Luft frei auf sie einwirken, und das Holz, welches im naͤchsten Jahre tragen
soll, gehoͤrig ausreifen kann.
Das Hauptgeschaͤft im ersten Jahre ist, das junge Holz gehoͤrig aufzusparen, den Baum
von Oben und von Unten gehoͤrig zu begießen, und bei jeder Gelegenheit so
viel freie Luft zu geben, als moͤglich. Hat man dieß beobachtet und die
Baͤume rein gehalten, so werden sie in diesem Jahre einen Ueberfluß von gutem
Tragholze fuͤr das naͤchste Jahr gebildet, und beinahe die
Haͤlfte des Gelaͤnders in dem Hause bedekt haben.
Im Winter nehme ich alle schiefen Fenster weg, und bedeke die Beete und die
Zuͤge 5-6 Zoll hoch mit leichtem Miste, damit die Kaͤlte keinen
Schaden thun kann.
Anfang des Treibens im zweiten Jahre.
In der lezten Woche des Januar seze ich die Fenster auf, reinige das ganze Haus, und
weiße die Zuͤge so gut wie moͤglich, und beschneide die Baͤume
Da beinahe jeder Gaͤrtner seinen eigenen Schnitt hat, so habe ich
daruͤber nichts sagen wollen. A. d. O. .
Ehe ich die Baͤume an das Gelaͤnder anbinde, wasche ich ihre ganzen
Staͤmme, nicht aber das Tragholz, mit einer Mischung aus einem Pfund weicher
Seife und 2 Loth Tobak nebst etwas Schwefelbluͤthe und soviel siedend heißem
Wasser, daß das Ganze die Consistenz einer Anstreicher-Farbe erhaͤlt,
und trage sie mit einem weichen Maler-Pinsel sorgfaͤltig milchwarm
auf. Dieses Waschen sollte zur Schnitt-Zeit nie vernachlaͤßigt werden,
indem die Baͤume dadurch vor der braunen Schuppe (wahrscheinlich der
Schildlaus, Coccus hesperidum Ue.) geschuͤzt
werden. Wenn die Baͤume an das Gelaͤnder angebunden werden,
muͤssen die Beete umgegraben werden, wodurch das Haus ein netteres und
reinlicheres Ansehen gewinnt.
In der ersten Woche des Februar wird das Haus jede Nacht geschlossen, und des Tages
uͤber wird reichlich Luft gegeben. Im Anfange der zweiten Woche wird
maͤßig Feuer gegeben, so daß die Temperatur zwischen 24 bis 50° (F; +5 bis + 8° R.) dadurch erhalten wird, und im
Sonnenlichte nie uͤber 70° (F;+
16,89 R.) steigt. In der dritten Woche wird die Feuer-Waͤrme
allmaͤhlich bis zu 50 und 55° (F; +
8 bis 10,2° R.) verstaͤrkt und im
Sonnenlichte darf die Temperatur nie uͤber 75° (F;+ 19° R.) steigen.
Nun werden die Baͤume anfangen zu bluͤhen. So lange sie in der
Bluͤthe sind, sprize ich weder im Hause auf, noch lasse ich einen Dampf in
dasselbe; denn es steigt in dieser Periode Feuchtigkeit, wie ich glaube, genug aus
der Erde auf. Wenn der Wind mild ist, und aus einer paffenden Gegend herkommt, gebe
ich jeden Tag reichlich Luft.
Nachdem die Blumenblaͤtter alle abgefallen sind, und die Fruͤchte sich
schoͤn angesezt haben, besprize ich die Baͤume an einem
schoͤnen Morgen ganz fein mit reinem Wasser; und wo sich die gruͤne
Fliege zeigen sollte, raͤuchere ich, wie oben bemerkt wurde, zwei bis dreimal
mit Tobak, wodurch diese Insecten gaͤnzlich vertilgt werden.
Waͤhrend dieser Periode (im Maͤrz) muß auf genaue Regulirung der
Waͤrme vorzuͤglich Acht gegegeben werden; man vermehrt sie
allmaͤhlich um einen oder zwei Grade, so wie der Fruͤhling
fortschreitet; ich lasse aber nie die oben zulezt angegebene Temperatur ehe
uͤberschreiten, bevor die Frucht den Kern vollkommen gebildet hat; dann aber
erhoͤhe ich sie des Nachts von 55°
auf 60° (F; + 10,2° R bis 12,44° R) und in der Sonne von 77 bis auf 80° (F; + 20 bis 21° R). Die mittlere Waͤrme zwischen
diesen beiden Temperaturen bleibt fuͤr die uͤbrige Jahreszeit.
Die jungen Schoͤßlinge muͤssen, wie im vorigen Jahre ausgeschnitten
werden, und zwar zum Erstenmale, wenn die Fruͤchte beinahe so groß, wie eine
Damascener-Pflaume sind, so, daß man bei dem spaͤteren Ausschneiden,
was noch zwei oder mehrmalen zu geschehen hat, Auswahl genug zum Tragholze
fuͤr eine reichliche kuͤnftige Ernte hat.
Man muß nicht vergessen, daß die gefaͤhrlichste Zeit bei der Treiberei einige
Tage vor und einige Tage nach dem Anfange der Kernbildung in der Frucht (dem
Einkernen) faͤllt. Wenn waͤhrend dieser Periode nicht alle Sorgfalt
auf die gehoͤrige Regulirung der Waͤrme und den moͤglich
freisten Zutritt der Luft verwendet wird, faͤllt ein großer Theil der
Fruͤchte ab; ich sah in dieser Periode nicht selten drei Viertel der
angesezten Fruͤchte zu Grunde gehen.
Die Beete in dem Hause muͤssen, nach dem Einkernen, gelegentlich begossen
werden, bis die Frucht ihre volle Groͤße erreicht hat, und anfaͤngt sich zu
faͤrben, wo dann alles Waͤssern, sowohl von Unten als von Oben,
aufgegeben werden muß.
Wenn die Fruͤchte anfangen zu reifen, was ungefaͤhr in der zweiten
Woche des Julius geschieht, so seze ich nach und nach an schoͤnen und
trokenen Tagen das ganze Haus der freien Luft aus, indem ich am Tage die Fenster,
soviel es die Umstaͤnde erlauben, abnehme, bei der Nacht aber wieder aufseze.
Hiedurch erhalten die Fruͤchte Farbe und Wohlgeschmak.
Auf diese Weise kann ich mit den Fruͤchten eines Hauses die Tafel von der
zweiten Woche im Julius an bis zur Mitte August versehen, wo dann die
Fruͤchte eines zweiten Hauses zu reisen beginnen, bis endlich die Pfirsiche
an der freien Wand reif werden.
Dieses Verfahren ist das Resultat der Erfahrung vieler Jahre; ich habe durch dasselbe
immer reichliche Ernten erhalten.