Titel: | Ueber Anwendung der Eichen-Blätter in Treibhäusern etc. Von Wilh. Speechly. |
Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. LXXIX., S. 495 |
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LXXIX.
Ueber Anwendung der Eichen-Blätter in
Treibhäusern etc. Von Wilh.
Speechly.
Aus dessen Werke uͤber die Cultur der Ananas (on the culture of
the Pine-apple) in Gill's technical Reposit. Jun. 1823. S.
387.
Speechly, über Anwendung der Eichenblätter in
Treibhäusern.
Es gibt, außer den Verheerungen durch Insecten, kein
groͤsseres Ungluͤk an einem Ananas-Beete, als eine zu große
Loh-Hize, wodurch alle Muͤhe und Sorgfalt, die man auf die
Pflaͤnzchen gewendet hat, in wenigen Stunden dahin ist. Eichenlaub statt Lohe
gebraucht, ist das einzige Mittel, dieses Ungluͤk mit Sicherheit zu
vermeiden.
Die Blaͤtter der Eiche scheinen dieselbe erwaͤrmende Kraft, wie die
Rinde dieses Baumes, zu besizen, und je fruͤher dieselben nach ihrem Abfallen
zusammengerecht werden, desto besser waͤrmen sie. Nachdem man sie auf Haufen
zusammengezogen hat, fuͤhrt man sie in den Garten, und laͤßt sie in
der Naͤhe des Treibhauses abliegen. Damit sie der Wind nicht uͤberall in dem Garten
umher treibt, umgibt man sie mit Kohlenhuͤrden oder aͤhnlichem
Geflechte, tritt sie in demselben ein, und begieße sie mit Wasser, falls sie troken
eingefahren worden waͤren. Sie werden 6-7 Fuß hoch aufgeschichtet, und
mit alten Matten oder aͤhnlichen Deken bedekt, damit die oberen
Blaͤtter nicht verweht werden koͤnnen. In wenigen Tagen wird der
Haufen sich stark erhizen. In den ersten beiden Jahren, wo ich diese Blaͤtter
anwendete, ließ ich sie nie laͤnger als 10-15 Tage lang im Haufen; ich
bemerkte aber, daß hiedurch der Nachtheil entstand, daß sie sich in dem warmen Hause
so sehr sezten, daß sie bald einen Nachschuß noͤthig hatten; ich lasse sie
daher jezt, durch Erfahrung eines Besseren belehrt, 5-6 Wochen lang auf einem
Haufen, waͤhrend welcher Zeit sie fuͤr das warme Haus vollkommen
brauchbar werden. Wenn sie bei dem Eintragen in die Ananas-Beete troken
scheinen, begieße ich sie wieder, und trete sie lagenweise so gut wie
moͤglich ein, bis die ganze Grube beinahe voll wird, worauf dann eine Lage
von Lohe, ungefaͤhr zwei Zoll dik, als Deke aufgetragen und eingetreten wird,
damit die Oberflaͤche ganz glatt und eben erscheint. Auf diese werden nun die
Ananas-Toͤpfe so gestellt, wie sie zu stehen kommen sollen: man
faͤngt zuerst mit der mittleren Reihe an, und fuͤllt dann den
Zwischenraum zwischen den Toͤpfen mit Lohe aus, und wiederholt eben dasselbe
bei den uͤbrigen Reihen ganz auf dieselbe Weise, wie wenn man Lohe
braucht.
Nachdem dieß geschehen ist, braucht man nun weiter nichts mehr mit den
Blaͤttern vorzunehmen, indem sie ohne alles Ruͤhren und Umkehren
zwoͤlf Monate lang eine regelmaͤßige Hize unterhalten. Ihrem Ansehen
nach sollte man, wenn man sie nach einem Jahre herausnimmt, vermuthen, daß sie ihre
Hize auch noch durch ein zweites Jahr durch behalten wuͤrden, indem sie noch
immer ganz und vollkommen sind; da man aber leicht alle Jahre so viel Eichenlaub
erhalten kann, als man braucht, so ist es kaum der Muͤhe werth einen Versuch
damit anzustellen. Da indessen in Gegenden, wo Eichenlaub selten ist, doch immer
sparsam mit demselben umgegangen werden muß, so machte ich folgende Versuche. Ein
Ananas-Beet wurde mit einem Theile alter Eichenblaͤtter und zwei
Theilen frischer ausgefuͤllt. Im folgenden Jahre fuͤllte ich ein Beet mit
gleichen Theilen alten und frischen Blaͤttern. In beiden diesen Versuchen
hatte ich das Vergnuͤgen zu sehen, daß die auf diese Art gefuͤllten
Beete ihre Hize eben so gut behielten, wie diejenigen, die ganz mit frischen
Blaͤttern angerichtet waren, und seit dieser Zeit habe ich immer alle
Blaͤtter, die noch nicht verwittert waren, mit den frischen gemengt, wieder
angewendet. Ich habe auch immer die aus dem warmen Hause herausgenommenen
Blaͤtter zu den warmen Fruͤhe-Beeten gebraucht, und immer
gesehen, daß sie ebensogut dienten, als ganz frische. Wenn man die Blaͤtter
zum Zweitenmale brauchen will, so muß man, wo man sie aus der Grube nimmt, etwas von
denjenigen, die zu oberst und an den Seiten liegen, wegwerfen, indem diese am
meisten verwittert sind.
Uebrigens ist es nicht noͤthig, die Ananas oͤfters, als zur
gewoͤhnlichen Zeit, wo sie naͤmlich versezt werden etc. zu
ruͤhren; und dann muß immer etwas Lohe zugesezt werden, um das, was sich an
dem Beete gesezt hat, aufzufuͤllen: man braucht aber nur sehr wenig, indem
die Blaͤtter, wenn sie lange Zeit uͤber gelegen sind, sich nur sehr
wenig sezen. Waͤhrend der zwei ersten Jahre meiner Versuche brauchte ich gar
keine Lohe, sondern senkte die Ananas-Toͤpfe in das Laub, und bedekte
nur die Oberflaͤche mit etwas Saͤgemehl, um dem Beete ein reinlicheres
und gefaͤlligeres Ansehen zu geben. Dieses Verfahren hatte indessen seine
Unbequemlichkeit; denn das Laub zog sich allmaͤhlig von den Toͤpfen
zuruͤk, und diese wurden dadurch der Luft ausgesezt, und die Waͤrme
des Beetes ging verloren.
Es gibt mehrere Gruͤnde, welche die Vorzuͤge des Eichenlaubes Ich glaube, daß Eichenlaub besser ist, als jedes andere, obschon ich durch
wiederholte Versuche gefunden habe, daß Buchen und Kastanien- und
Hainbuchen-Laub zu eben diesem Zweke recht gut benuͤzt werden
kann. Es scheint, daß alle Blaͤtter von hartem und festen Gewebe dazu
anwendbar sind; weiche Blaͤtter hingegen wie jene von Eschen, Ahorn,
Linden und uͤberhaupt von Obstbaͤumen taugen hiezu nicht. A.
d. O. vor der Gaͤrberlohe beweisen: Die Eichenblaͤtter haben
naͤmlich: 1tens:
immer eine regelmaͤßige Hize; denn, waͤhrend der vielen Jahre, als ich
dieselben anwende, hatte ich nie eine Ueberhizung durch sie bemerkt, die, wie alle
erfahrnen Gaͤrtner und Gartenliebhaber wissen, bei dem gewoͤhnlichen
Lohbeete so oft Statt hat, und die den Ananas mehr schadet, als jeder andere Unfall,
Insecten ausgenommen. Wenn diese Ueberhizung um die Zeit des Ansezens der Frucht
geschieht, so wird diese dadurch immer klein uns uͤbel gestaltet: man
erhaͤlt nur wenige und zuweilen gar keine Fruͤchte. Wer immer seine
Ananas mit Lohe treibt, muß dafuͤr sorgen, daß er waͤhrend der
kritischen Zeit, d.h. waͤhrend des Ansezens der Frucht, alles Ueberhizen auf
das Sorgfaͤltigste vermeidet
2tens: ist die Hize des Eichenlaubes anhaltend bestaͤndig, waͤhrend die
Gaͤrberlohe, bald, nachdem ihre wuͤthende Hize vergangen ist, kalt
wird. Der Gaͤrtner muß daher, wo er die Hize der Lohe unterhalten will,
dieselbe haͤufig umkehren. Dieses haͤufige Umkehren der Lohe hat aber,
außer den Auslagen, die es verursacht, auch noch in anderer Hinsicht die schlimmsten
Folgen; denn, da die Toͤpfe immer vorwaͤrts und
ruͤkwaͤrts geschoben werden muͤssen, werden sie abwechselnd der
groͤßten Hize und Kaͤlte ausgesezt, wodurch der Wachsthum der Pflanzen
bedeutend leidet; wo man hingegen Eichenlaub anwendet, ist es, ausser beim Versezen,
durchaus nicht noͤthig, die Toͤpfe anzuruͤhren. Und dadurch
entsteht ein neuer wesentlicher Vortheil: die Wurzeln der Pflanze dringen
naͤmlich durch die Loͤcher am Boden des Topfes durch, und gedeihen
dadurch auf eine bewundernswerthe Weise. Da die Pflanzen unter diesen
Verhaͤltnissen ausserordentlich stark sind, so ist es hoͤchst
wahrscheinlich, daß das Eichenlaub denselben eine ungewoͤhnliche und
angenehme Nahrung gewaͤhrt.
3tens: erspart man bedeutend an Auslagen, was an Oertern, wo man die
Gaͤrberlohe weit herholen muß, keine Kleinigkeit ist. Gerade dieser Umstand
war es, der mich auf die Anwendung des Eichenlaubes brachte.
Der lezte Grund endlich, warum ich Eichenlaub vorziehe, ist der Umstand, daß das
verwitterte Eichenlaub guten Duͤnger gewaͤhrt, waͤhrend
verfaulte Lohe, wie man aus Erfahrung weiß von keinem Nuzen ist. Ich habe sie oft
sowohl mit Sand als mit
Thon versucht; ich habe sie auf nassen und auf trokenen Gruͤnden angewendet,
und habe bei allen mit derselben angestellten Versuchen nie wahrgenommen, daß sie
den Namen eines Duͤngungsmittels verdient, waͤhrend verwitterte
Blaͤtter der reichste, und unter allen Duͤnger-Arten der
brauchbarste Duͤnger fuͤr einen Garten sind. Doch, dieß ist nur von
jenem Laube zu verstehen, das bereits seine Gaͤhrung ausgestanden hat, und
dadurch in wahre Pflanzen-Erde umwandelt wurde, welche, wie wir aus Erfahrung
wissen, die Nahrung fuͤr die Pflanzen enthaͤlt. Ob diese Nahrung Oel,
Schleim oder Salz ist, oder eine Verbindung von allen diesen drei Koͤrpern,
moͤgen die Philosophen entscheiden. Diese schwarze Erde ist diejenige, die
sich unter allen am schiklichsten mit dem gemengten Duͤnger (Compost)
vermischen laͤßt, und ich bediene mich derselben nicht bloß bei den Ananas,
sondern bei allen Gewaͤchsen, die ich in Toͤpfen ziehe. Fuͤr
Blumen ist sie ganz vortrefflich. Was von dieser Lauberde uͤbrig bleibt, kann
zum Duͤngen der Gartenbeete in Kuͤchengaͤrten angewendet
werden, wo sie hoͤchst nuͤzlich wird.
Laub mit Duͤnger gemengt gibt vortreffliche warme Beete, und ich finde, daß
Beete, welche auf diese Weise zugerichtet sind, ihre Hize weit laͤnger
behalten, als wenn sie bloß aus Duͤnger gemacht werden. Fuͤr jeden
Fall wird die AwendungAnwendung der Blaͤtter ein sehr beliebtes Mittel seyn, Duͤnger zu
ersparen, waͤre es auch nur, daß dadurch der haͤufige Streit zwischen
dem Oekonomie-Inspector und dem Gaͤrtner auf groͤßeren
Guͤtern beseitigt wuͤrde.