Titel: | Ueber tragbare geruchlose Abtritte. Von Hrn. Matthien. |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. IX., S. 40 |
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IX.
Ueber tragbare geruchlose Abtritte. Von Hrn.
Matthien.
Aus dem Mercure technologique. October 1823. S.
86. (Im Auszuge).
Mit Abbildungen auf Tab. III. Fig. 25. und 26.
Matthien, über tragbare geruchlose Abtritte.
Wenn auch die Abtritte des Hrn. Darcet (siehe polytechn. Journ. B. 2. S.
338) unter allen bisher bekannten unstreitig die beßten sind, indem sie
die Ursache des uͤblen Geruches entfernen, so haben sie doch den Nachtheil,
daß sie sich gewoͤhnlich nur an neuen Gebaͤuden, nicht immer aber an
aͤlteren, bereits bestehenden, anbringen lassen. Hr. Mathien ließ sich daher, um geruchlose Abtritte in jedem Hause
anzubringen, und diese zugleich tragbar zu machen, auf folgende Einrichtung
derselben im Jahre 1821 ein Patent ertheilen.
A, ist ein Gewoͤlbe oder eine Grotte von 5
Quadratfuß Grundflaͤche und 6 bis 7 Fuß Hoͤhe entweder zu ebener Erde
oder im Keller. Die Roͤhre B, nimmt den Unrath
auf. In einer Laͤnge von 18 bis 20 Zoll unter ihrem Eintritte in das
Gewoͤlbe theilt
sich diese Roͤhre in drei Aeste, um den Unrath in die zwei Faͤsser D und E zu leiten. Der
dikere Theil des Unrathes sinkt zu Boden, und der fluͤssige schwimmt oben
auf, und wenn die beiden Faͤsser D und E voll sind, laͤuft dasjenige, was zu viel
geworden ist, durch die Ueberlaufs-Roͤhren in die vorderen beiden
Faͤsser F und G. Wenn
endlich auch diese voll, oder beinahe voll sind, so nimmt man dieselben weg, und
bringt andere an ihre Stelle, was auf eine sehr leichte Weise geschieht, und ohne
allen Geruch, indem die Faͤsser hermetisch schließen. Man hat
naͤmlich, zur Erleichterung dieser Operation, bei H und II Vorstoͤße angebracht.
Das Ministerium des Inneren unterstuͤzt Hrn. Matthien bei seiner Unternehmung, zu welcher eine eigene Compagnie sich
bildete (Compagnie Mathien, deren Hauptbureau zu Paris rue
Chaume, Nro. 2., sich befindet) und welche das Publicum selbst auf alle
moͤgliche Weise foͤrdert, indem sie nicht bloß die laͤstigen
Reparationen an den Senkgruben erspart, sondern nach dem Durchsikern des Unrathes in
benachbarte Brunnen und Keller auf das kraͤftigste vorbeugt, und, wie gesagt,
vollkommen geruchlos ist. Die Kosten einer solchen Einrichtung sind nicht sehr
bedeutend, sowohl in Hinsicht auf Errichtung als Unterhaltung derselben. Die
Compagnie Matthien verlangt von den Hauseigenthuͤmern, welche sie damit
bedienen soll, jaͤhrlich nur 40 Franken Zins, welcher vierteljaͤhrig
mit 10 Franken zu entrichten kommt, und dann noch 2 Franken fuͤr die
Wegschaffung eines jeden Fasses. Der Hauseigenthuͤmer hat auf seine Kosten
dabei zu sorgen: 1tens, fuͤr Unterhaltung der Oeffnung, durch welche die
Faͤsser herausgeschafft werden; 2tens, fuͤr Fuͤhrung der
Roͤhre bis 5 Fuß uͤber dem Boden des Gewoͤlbes; 3tens,
fuͤr Pflasterung des lezteren; 4tens, fuͤr eine Leiter zur allenfalls
noͤthigen Besichtigung des Apparates und fuͤr einen Haken zur
Herausschaffung der Faͤsser, wo dieser noͤthig seyn sollte.
Diese Gewoͤlber bleiben bei dieser Vorrichtung so rein, daß Silber darin nicht
anlaͤuft; ein deutlicher Beweis, daß kein geschwefeltes Wasserstoffgas sich
in denselben entwikelt. Die Faͤsser, die der Compagnie angehoͤren,
sind nicht bloß betheert, sondern auch mit Oehlfarbe stark angestrichen. Die Abnahme
der Faͤsser
geschieht, nach dem Zeugnisse der Commissaͤre, ohne allen uͤblen
Geruch.