Titel: | Heizung der Wohnungen, öffentlicher Gebäude, Fabriken u.s.w. mittelst erwärmter Luft; nebst Vorschlägen zur weiteren Benüzung derselben. |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XVII., S. 114 |
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XVII.
Heizung der Wohnungen, öffentlicher Gebäude,
Fabriken u.s.w. mittelst erwärmter Luft; nebst Vorschlägen zur weiteren Benüzung
derselben.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Ueber Heizung mittelst erwärmter Luft.
Eine bessere Heizung mit warmer Luft verdanken wir dem
verdienstvollen Hrn. P. I.
Meißner, Professor der technischen Chemie am k. k. polytechnischen
Institute in Wien. Von ihm erschien 1821 eine Schrift
uͤber diesen Gegenstand, wovon Ende des vorigen Jahres eine zweite Auflage
erschienen ist. Sie fuͤhrt den Titel:
„Die Heizung mit erwaͤrmter Luft durch eine neue
Erfindung anwendbar gemacht, und als das wohlfeilste, bequemste, der Gesundheit
zutraͤglichste, und zugleich die Feuersgefahr am meisten entfernend
Mittel zur Erwaͤrmung groͤßerer oder mehrerer Raͤume, als:
der oͤffentlichen Gebaͤude, der Herrschafts-Wohnungen,
Fabriken etc. Mit 20 Kupfertafeln. Wien bei Gerold. 1823.“
Wir sezen voraus daß sich jeder, den das Heizen mit warmer Luft interessirt, diese
gemeinnuͤzige Schrift anschaffen wird, da wir keinen Auszug daraus geben
koͤnnen, wohl aber halten wir es fuͤr Pflicht den Lesern dieses
Journals von der weiteren Ausfuͤhrung und Anwendung dieser neuen und
zwekmaͤßigen Heizmethode insbesondere aber von Verbesserungen darinnen von
Zeit zu Zeit Nachricht zu geben.
Ein Freund, Gruͤnder und Besizer bedeutender Fabrikanstalten in Baiern theilt
uns folgende Erfahrungen uͤber diese, von ihm mit einigen Verbesserungen
eingefuͤhrte Heizmethode zur Mittheilung mit.
Sie erinnern sich noch wohl, daß ich vor zwei Jahren die Absicht hatte, eine meiner
Fabriken mit heißer Luft zu waͤrmen, und daß Sie mir auf meine damahlige
Anfrage „ob diese Methode wirklich vortheilhaft sey,“ kein aus
eigener Erfahrung hervorgeganges Resultat mittheilen konnten. Seitdem habe ich ein
Locale, was drei uͤbereinander liegende Saͤle enthaͤlt, wovon
jeder etwa 40' Breite 80' Laͤnge, und 15' Hoͤhe hat, mit einem Ofen
geheizt, und einen sehr guten Erfolg gefunden. Erst vor Kurzem ist mir das Werk von
P. J. Meißner „uͤber Heizung mit heißer
Luft“ zugekommen; ich verglich dessen Methode mit meinem
Ofen, brachte die darin angegebene leichte Einrichtung an, die kalte Luft
abzulassen, und frisch zu erhizen, wo ich nun Alles, was man nur verlangen kann,
vereinigt hatte. Seitdem habe ich die sehr einfache Theorie von Meißner genauer
gepruͤft und ich kann Sie versichern, daß sie durchaus richtig/ und
unumstoͤßlich wahr ist. Jeder Unbefangene der sich die Muͤhe gibt
diese Sache zu untersuchen, wird finden, daß sich Herr Meißner durch seine
Mittheilungen ein unberechenbares großes Verdienst um unsere Heizanstalten erworben
hat, und deßhalb allen Dank verdient. – Wie schon gesagt, ist seine Theorie
unumstoͤßlich und so einfach, daß daran wohl nie etwas geaͤndert zu
werden braucht, und ich bin sicher, daß wir in kurzer Zelt schon sehr viele dieser
neuen Heizungen entstehen sehen werden. – Herr Meißner ist von seiner
gediegenen Idee selbst uͤberzeugt, und wenn er sagt daß nur im Bau der
Oefen Abaͤnderungen-Statt finden koͤnnen, so hat er gewiß
recht, und da ich darinnen, und einigen neben Vortheilen Erfahrungen machte, die
vielleicht Manchem nuͤzen koͤnnten, so erlaube ich mir dieselben
zur Kenntniß zu bringen.“
„Mein Ofen ist bloß aus Baksteinen gebaut, und hat 60 gußeiserne 2 1/2
Schuh lange und 1 1/2 Schuh weite Roͤhren, die so uͤber einander
gelegt sind, daß allemahl uͤber dem nur 1/4 Zoll breiten Spazium zweier
Roͤhren eine andere liegt, so liegen 6 Schichten uͤber einander:
und zwar uͤber dem Feuer, wodurch also ein bestaͤndiger
schlangenfoͤrmiger Lauf durch die Roͤhren
stroͤmt.“
„Als Rost liegen ebenfalls 8 solcher Roͤhren, die aber auch wie die
uͤbrigen nicht horizontal, sondern auf ihre Lange um 15 Zoll geneigt oder
schraͤg gelegt sind. Je mehr sie schraͤg liegen, desto schneller
zieht die kalte Luft durch die erhizten Roͤhren. – An der Seite,
wo die Roͤhren hoͤher liegen, ist der Kanal zur Heizung der heißen
Luft und auf der andern Seite der Zufluß der kalten. – Das schraͤg
liegen der Rohre und des Rostes, bildet natuͤrlich ein Schuͤrloch,
wie a in Fig. 18. zeigt. Es
ward dabei nichts weiter beabsichtigt, als daß die kalte Luft
durchstroͤmen sollte, beim Gebrauch fand sich aber noch ein neuer
Vortheil, naͤmlich daß in dem Maaße als das Holz, Torf, Kohlen u. d. gl.
abbrannte, es sich von selbst durch das Herunterfallen nach der Eke a zu, von der Asche reinigte, wodurch das Feuer
Heller brannte. Sie haben also hier eine Vorrichtung, die zufaͤllig
dasselbe leistet, was Englaͤnder mit ihrem beweglichen patentisirten Rost
thun. Der hohle Rost hat noch den Vorzug, daß er aus dem Aschenraum die lezten
Theile Hize von unten aufnimmt. Legt man nun so viele Roͤhren als
noͤthig sind, die zulezt entweichende Waͤrme zu empfangen, so hat
man einen Spar-Ofen der Alles leistet, und deßhalb thut man wohl, die
oberen Roͤhren nicht aus Gußeisen sondern von Blech in der Form eines
stark gedruͤkten Ovals zu nehmen.“
„In meiner Heizanstalt lasse ich den Rauch erst horizontal unter
Eisen-Platten, die etwa in einer Laͤnge von 10 Schuh liegen,
gehen, sonach habe ich einen Heizofen. Der Rauchschlot, der durch 7
Stokhoͤhen geht, hat nur die Weite von vier starken Baksteinen, womit er
aufgefuͤhrt ist, und da ich nicht auf Schoͤnheit zu sehen
brauchte, so ließ ich ihn gleich einer Saͤule durch alle Stokwerk gehen,
wo im dritten alle Waͤrme abgegeben ist. Diese Art enger nur 6 Zoll ins Quadrat weiter,
Schloͤte ziehen ganz ausnehmend gut, sind aͤußerst wohlfeil zu
bauen, nehmen keinen großen Raum ein, und lassen sich auf die bekannte Welse
vermittelst eines Seils, das unten eine eiserne Kugel in der Mitte zwei
gegeneinander stehende Beesen hat, und von oben einfuͤhrt, wird sehr
leicht reinigen. Ich fuͤhre diese sogenannten hollaͤndischen
Schloͤte schon lange, und bin wohl damit zufrieden.“
„Bekanntlich aͤußert das Feuer seine staͤrkste Wirkung
gerade uͤber sich, oder an der Spize; hat also ein Ofen viel horizontale
Stellen, so muß er am staͤrksten heizen. Nehmen wir den Ofen Fig. 21.
Tab. III. an, dessen Rost hohl, und der oben von lauter Eisen-Platten,
die in Raͤumen von 4 Zoll weit uͤber einander liegen, und zwar so,
daß zwischen den zwei gefeuerten Platten immer ein 4 Zoll freier
Luft-Raum ist, ferner daß Rost und alle Platten nach dem heißen
Luftleitungs-Kanal hin um 1 Schuh hoͤher als vorn liegen, so haben
Sie einen Ofen, der nicht allein alles, was man wuͤnschen kann, leistet,
sondern auch von einem Material, das in jeder Eisenhandlung, jezt, wo die
vierekigen Oefen uͤberall eingehen, als alt sehr leicht zu haben ist, und
wo auch, wenn der Ofen leidet leicht ausgebessert werden kann, indem man die
Vorrichtung zum Ofen zu kommen, nur auf einer Seite noͤthig hat.
Hier die Beschreibung der auf Tab. III.
befindlichen Abbildungen.
Fig. 18
zeigt den Roͤhren-Ofen von der Seite.
Fig. 19
zeigt denselben von Vorne.
A, die Heizkammer. B,
der Ofen aus Baksteinen. C, der
Waͤrme-Kanal, a, die
Schuͤroͤffnung, b, der Aschenraum, c, der hohle Rost, ddd, die durch den Ofen gehenden eisernen Rohren, ee, das Rauchrohr, ff, Eintritt der warmen Luft in den Zimmern,
g, der Austritt der kalten Luft, welche von hier
aus wieder in die Heizkammer geleitet wird.
Fig. 20
ist der Platten-Ofen von der Seite und
Fig. 21
derselbe von Vorne.
D der aus Baksteinen gebaute Ofen, E der Waͤrmekanal, h die Schuͤroͤffnung, i der
aus Roͤhren formirte Rost, k Aschenraum, l die eisernen Platten, m die Feuerspielung, n
der von den Platten
eingeschlossene leere Raum, o das
Rauch-Rohr.“
„Die Heizung mit heisser Luft kann nicht genug empfohlen werden, da sie
Alles, was man wuͤnschen kann, leistet. Hat man in einer großen Anstalt
einen Ofen, der so wie der meinige zieht, und wo ich ungespaltenes Holz anwende,
so erspart man das Sage? und Spalter-Lohn, eben so das Tragen desselben
uͤber mehrere Stiegen. Fruͤher hatte ich durch contrairen Wind
bald hier, bald dort Rauch, jezt bin ich dieser Unannehmlichkeit ganz
uͤberhoben. Will ich frische Luft in den Ofen lassen, so lasse ich die
gebrauchte durch die Vorplaͤze und Hausstur gehen, wodurch diese noch mit
erwaͤrmt werden“
„Vorher hatte ich zwei Oefen noͤthig, um nur einen jener
Saͤle zu erwaͤrmen, oft gluͤhten die Oefen, und 6 Schritte
das von fror es, stand Jemand mit einem Wedel beim Ofen und wehte die Heisse
Luft weg, so wurde der Saal auffallend waͤrmer; was hier der Wedel that,
thut Meißners Anstalt durch bestaͤndige Circulation von selbst, und die
Zimmer sind uͤberall beinahe gleich erwaͤrmt. Was es ausmacht,
wenn die Waͤrme nicht bewegt wird, erfaͤhrt man, wenn man
beobachtet, wie lange Zeit es erfordert, ein großes Zimmer oder einen Tanzsaal
zu erhizen, ein solches Lokale wird erst warm, wenn Menschen darinnen
herumgehen, die die Luft in Bewegung bringen.“
„Daß ausserordentlich Holz erspart wird, ist gewiß; denn ich brauche jezt
kaum die Haͤlfte gegen sonst und noch dazu vom geringsten Holz. Sonst
waren die Oefen gewoͤhnlich uͤberhizt, so daß man in ihrer Nahe
schwizte und in der Ferne fror. Ich bin sicher, daß die vielen
Verkaͤltungen im Winter meist von uͤberhizten Stuben herkommen.
Wendet die Herrschaft den Ruͤken, so uͤberhizt das
Dienst-Personale die Zimmer, um sich wohl zu thun, sind Kinder dabei, so
muͤssen sich diese verkaͤlten. Große Stubenhize ist Leuten von
geringerer Classe, wie man allgemein weiß, eine Wohlchat, besonders wenn sie
dabei die Fenster oͤffnen duͤrfen. Was die Herrschaft durch
Spaaroͤfen in 2 bis 3 Zimmern erspart, wird in der Kinder- und
Gesinde-Stube verschwendet, wer also mit der neuen Methode zuerst sein
Augenwerk hierauf richtet, wird seinen Kindern und seinem Geldbeutel wohl
thun.“
„Die neue Methode gewaͤhrt sehr viele Vortheile. Jede Kammer kann
jezt zu einer Stube umgeschaffen werden; wo sonst 3 bis 4 Schloͤte waren,
ist jezt einer genug, und wo man sonst die Aufsicht uͤber 4, 6 bis 8
Oefen zu besorgen hatte, ist sie jezt nur uͤber Einen
noͤthig.“
„Bei dem Bau meiner Oefen brauche ich ein leichtes Reagens fuͤr den
Zug, das sehr bequem ist, um die Wirkung zu sehen, ob der Ofen nach Wunsch
zieht. Es ist ein brennendes Licht, haͤlt man es vor die Oeffnung, so
sieht man sogleich wie der Zug ist.“
„Wie schnell die Waͤrme sich als leichtere Luft nach Oben zu
begibt, und wie sehr dadurch die Meißner'sche Methode wirksam wird, findet man
in der Ausfuͤhrung gar leicht. Denke man ja nicht, daß sich kalte und
warme Luft ohne Bewegung in einem verschlossenen Zimmer leicht ins Gleichgewicht
sezen, es ist, um mich recht verstaͤndlich zu machen, die Waͤrme
und Kaͤlte wie Oehl und Wasser, die Waͤrme schwimmt oben
auf.“
„Dieß ist der große Gewinn bei Meißners Methode, daß Alles gemengt und ins
Gleichgewicht gesezt wird.“
„Wer noch einwerfen koͤnnte, daß diese Art nicht hoͤchst
oͤkonomisch ist, der ist mit Wenigem zu widerlegen. – Man mauert
die Heizkammer nur mit doppelten Waͤnden, sorgt fuͤr lebhaften
Zug, und man wird auch in dem aͤußern Gewoͤlbe oder Raume der
Heizkammer leine Waͤrme verspuͤren; nun mache man den Schlot, wie
ich oben sagte, 6 Zoll eng, seze ihn in einen andern 6 Zoll weiteren also 12
Zoll weiten Kanal, den man oben im dritten oder vierten Stokwerk, wo der Schlot
sicher kalt ist, verschließt, benuze aber auch diesen Schlot als heißen
Luft-Kanal separat, und man hat alle Waͤrme. – Der Rauch
ist beim Ausgang abgekuͤhlt, und die Waͤrme kann nur in den
Zimmern ausstroͤmen. Wer will mehr haben? Zugleich ist diese Art ein
gewisses Mittel, den Zug der Schornsteine zu sichern.“
„Rur noch eine Bemerkung; Herr Meißner hat ganz richtig gezeigt, daß die
kalte Luft immer unten schwebt, und so seine heberartige Wirkung angewendet,
umgekehrt ist es ganz genau so mit her Waͤrme. – Wenn man also
diese Theorie auf die Wirkung des Ofens selbst anwendet, so ist sie auf eine
neue Art hoͤchst vortheilhaft. Daß sich der Ofen an horizontalen Platten
am leichtesten,
an perpendiculaͤrenperpenticulaͤren Waͤnden am schwersten seiner Waͤrme entledigt, ist klar,
umgekehrt ist es mit der von aussen vorbeistroͤmenden kalten Luft. Sorgt
man also fuͤr schraͤgen Bau des Ofens, so ist die Wirkung gewiß am
verlaͤßlichsten. Je geschwinder der Ofen abgekuͤhlt wird, desto
langer dauert er; – so wuͤrden die vier Roͤhren, iiii, in Meißners Ofen Tafel XX. Fig. 50.
ungemein wirksamer seyn, wenn sie auf einer Seite niedriger stuͤnden,
– oder wenn das untere Theil derselben die niedrigste, mithin
kaͤlteste Luftschichte zuerst erreichte, die dann im hoͤheren
Theil heiß ausstroͤmte, waͤhrend hier bei horizontaler Lage ein
Stillstand eintritt; dasselbe ist auf alle horizontale Waͤnde anzuwenden,
wo die Luftschichten von beiden Seiten zugleich beitretten, z.B. in den Raum
uͤber und unter den 4 Roͤhren, iiii.“
Einige neuere Erfahrungen enthalten die Nummern 284 u. 285. des Hesperus, Jahrgang
1823 woraus hier das Wesentliche:
„Referent glaubt, daß er der Thatsachen genug vor sich liegen habe; um das
Urtheil faͤllen zu koͤnnen, daß unter allen
bekannten Heizmethoden die Meißnerische in jeder Hinsicht die
allervortheilhafteste, und zugleich diejenige sey, die sich am
allerleichtesten in neuen Gebaͤuden uͤberall, in aͤlteren
fast ohne Ausnahme, mit Vortheil anwenden lasse, und daß die vom Professor
Meißner aufgestellte Behauptung: „daß man ihm
den beßten Spar-Ofen geben solle, und er wuͤrde ihn
dennoch mit seinem Mantel umgeben; und dadurch erst noch besser
machen,“ vollkommen gegruͤndet und wahr sey.
Folgendes sind die Puncte, gegen welche man ehe laͤngere Erfahrung mit
dem ganzen Geschaͤft vertrauter gemacht, meistens verflossen
hatte.“
„1. Die Heizoͤfen wurden zu klein genommen. Einem Ofen, der vorher
ein Zimmer erwaͤrmte, trug man auf, 3 und 6 zu erwaͤrmen, das that
er denn auch wohl, wenn man den ganzen Tag feuerte, und obgleich dabei noch
lange nicht so viel Holz verbraucht wurde, als vorher in 4 Oefen, so war man
doch damit unzufrieden. Um nicht zu fehlen, befolge man nachstehende
Regel:“
„Man suche den kubischen Inhalt des zu
erwaͤrmenden Raumes, und baue den Ofen so, daß wenigstens auf 250
Kub. Fuß Raum, ein Quadrat-Fuß der erhizten Oberflaͤche des
eisernen Ofens komme.“
„2. Man huͤte sich sehr, die Kanaͤle und Oeffnungen, durch
welche die Waͤrme ausstroͤmt, zu klein zu machen, und mache sie
lieber zu weit, da man sie mit dem Schieber nach Belieben verengen, nicht wohl
aber erweitern kann. In keinen Fall aber lasse man sich verfuͤhren,
diesen, selbst bei kleineren Stuben, unter acht Zoll im Gevierte zu
geben.“
„3. Huͤte man sich sehr den
Waͤrme-Ausstroͤmungs-Kanal zu nahe an den, kalte
Luft zufuͤhrenden Kanal zu sezen, denn so wie sich lezterer nur im
mindesten erwaͤrmt, ist das Wechsel-Spiel des Zu- und
Abflusses gestoͤrt, und die Wirkung hoͤrt auf.“
„4. Die Sohle der Heizkammer sey stets, und waͤre es auch nur einen
Zoll, tiefer, als die Sohle der zu erwaͤrmenden Stube.“
„5 Man versaͤume ja nie Heiz- und Aschenthuͤrchen und
die Rauchroͤhre genau zu verschließen, so wie das Feuer abgebrannt ist.
Bei dieser Vorsicht sah Referent nach 17 Stunden nach dem ersten Einheizen noch
fuͤhlbare Waͤrme aus der Heizkammer
ausstroͤmen.“
„Die einzige Unannehmlichkeit, die, so wie bei allen Oefen, auch bei der
Meißnerischen Heizung ehmahls stattfand, ruͤhrte von dem
moͤglichen Rauchen der Oefen her, wenn der Kitt, mit dem die Fugen
verschmirt waren, sich abgeloͤst hatte, und der Schwierigkeit, die in
manchem Lokale lag, die Heizkammer geraͤumig genug zu machen, um den
Eingang und das frische Verschmieren zu gestatten.“
„Fuͤr jene die eine Meißnerische Heizung nachmachen wollen und nach
Willkuͤhr gußeiserne Oefen bekommen koͤnnen, soll das Geheimniß
mitgetheilt werden, wie es moͤglich sey, einen Ofen ohne allen Kitt
vollkommen gegen alles Rauchen geschuͤzt sezen zu
koͤnnen.“
„Die rauchleitenden Kaͤstchen sind aus einem Stuͤk gegossen,
die untern Verbindungsroͤhren ruhen auf den oberen in einem 2 Zoll hohen Falz, dessen
innerer Theil stets um einen halben Zoll in das Rauchkaͤstchen hinein
sieht. Dieser Falz wird beim Zusammensezen auf einen Zoll mit feiner Asche ganz
schwach eingedruͤkt und ausgefuͤllt; auf den noch uͤbrigen
leeren Raum wird feiner klarer Sand gegossen. Selbst bei gewoͤhnlichen
gußeisernen Oefen kann man auf diese Weise jede Zusammensezungsfuge in die
Unmoͤglichkeit des Rauchens versezen, wenn man sie in der
gehoͤrigen Richtung nach ihrer Lage mit einer etwa 2 Zoll breiten
Blechzange umgibt, diese (nur damit die Asche und der Sand nicht herausfalle),
wo sie auf dem Eisen aufsteht, mit irgend einem Ofenkitt verschmiert, und dann
mit Asche und Sand vollfuͤlle.“
„Zum Schluß verdient noch angefuͤhrt zu werden, daß nicht leicht
eine neue Einrichtung sich so rasch und allgemein verbreitete wie diese, ein
Beweis, wie sehr sie ins Leben wohlthaͤtig eingreift. Auf dem Lande haben
selbst Juden, die doch nicht leicht an etwas Neues gehen, diese auf ihre Kosten
bei sich eingefuͤhrt u. f. w.“
Der Unannehmlichkeit des Rauchens der Heizoͤfen, vorzuͤglich, wenn man
nicht bequem zu der Stelle kommen kann, welche raucht, kann am beßten durch
Anwendung des Eisenkitt abgeholfen werden. Vorschriften dazu sind im Bd. I. S. 282 und Bd. II. S. 432. des polytechnischen Journals
und S. 83. in diesem Heft gegeben. Da sich
Eisen-Kitt mit dem Eisen gleichsam zu einem Ganzen verbindet, so ist bei
sorgfaͤltiger Verkittung das mit und nach vorausgegangenen gutem Austroknen
desselben, (wenn anders nicht gewaltsame Erschuͤtterungen den Zusammenhang
des Ofens aufheben) das Rauchen Jahre lang unmoͤglich, Speisen, die man in
dem Heizofen vorher zum Kochen gebracht hat, werden, wenn die Kochgefaͤße in
einem blechernen Behaͤlter, der in einem erweiterten Raume der
Heizkanaͤle so angebracht ist, daß man von Außen dazu kann, auf die
schmakhafteste Art darinnen gar gekocht. Die Ausfuͤhrung wird einem
Bauverstaͤndigen keine Schwierigkeiten darbieten.
Zum Troknen des Getreides wird die warme Luft bereits in Schweden mit dem
groͤßten Vortheil benuͤzt. Wir gaben daruͤber im Bd. XI. S. 127. dieses Journals aus einem
Schreiben des Herrn Ober-Direktors Schwarz in
Stokholm Nachricht.
Andere Versuche enthaͤlt dieses polytechnische Journal im Bd. VII. S. 237. und Folgenden.
Wir wuͤnschen recht herzlich, daß unsere Finanz, Regierungen und
Rentaͤmter kuͤnftig sich mit der Methode Getreide mit erhizter Luft zu
troknen, vertraut machten, und ihr Gilt- Getreide ohne Schreiberei so
austrokneten, und es gleich von der Trokenvorrichtung weg in guten troknen Erdgruben
oder in geschlossenen Kaͤsten aufbewahrten. Da sich so getroknetes Getreide
ohne zu verderben viele Jahre aufbewahren laͤßt, so waͤre der Vorwand,
wie auch leider die oft wirkliche Ursache beseitigt, das Lastengetreide wegen
Maus- und Wurmfras zu einer Zeit um jeden Preis loszuschlagen, wo gerade der
Landmann seine entbehrlichen Gaben zur Bestreitung seiner Zins- und
Steuerpflichtigkeit zu verkaufen gezwungen ist, und bei den oft unnoͤthig
herabgedruͤkten Preisen ihn vollends zur Verarmung zu bringen.
So wichtig die erwaͤrmte Luft zum Troknen und Aufbewahren des Getreides ist,
eben so wichtig wird sie fuͤr das Austroknen des frischen Fleisches seyn.
Schon vor 42 Jahren ließ die franzoͤsische Regierung eine Aufforderung an die
Chemiker ergehen, ein Mittel zur Erhaltung des Fleisches bei
der Aufbewahrung desselben zu finden, indem alle Reisende dem Einsalzen
desselben die nachtheilige Wirkung auf die Gesundheit der Seeleute zuschrieben. Die
Société d'Encouragement sezt in der
Sizung vom 3. October 1821 einen Preis von 5000 Franken auf Austroknung des
Fleisches aus, eine Aufgabe die bis jezt nicht geloͤst wurde, und die
Gesellschaft veranlaßte, die Aufgabe wieder zu erneuern, wie die Leser weiter unten
S. 126 finden. Wir muͤssen unsere Leser ersuchen das Program daruͤber
im 7ten Bd. dieses Journals S. 247 selbst nachzulesen, weil wir nur folgende Stelle
aus diesem Program wiederhohlen koͤnnen. „Seit 10
Jahren befindet sich hier auf dem Hotel des Monnaies von Hrn. Vilaris, Apotheker zu Bordeaux, getroknetes Fleisch,
welches, ohne daß man auf dasselbe acht gegeben haͤtte, an einem Orte
lag. wo es dem Staube und dem Wechsel der Atmosphaͤre ausgesetzt war.
Indessen gab dieses Fleisch, nachdem es gewaschen und in einem irdenen Topfe
gekocht wurde, nicht nur eine ziemlich gute Suppe, sondern war selbst noch recht
gut eßbar, und hatte noch beinahe den Geschmak von frischem Fleische. Der selige Herr d'Arcet, dessen Andenken den Freunden der
Wissenschaft, der Kuͤnste und einer gesunden Philantropie so theuer ist,
war in ununterbrochenem Briefwechsel mit diesem Apotheker, der vor ihm starb. Es
scheint nicht, daß er von dem Verfahren des Hrn. Vilaris, das Fleisch zu troknen, Kenntniß hatte; er sagt bloß, daß Hr.
Vilaris, wegen des Benehmens einiger Agenten der
alten Regierung, die diese Entdekung fuͤr eine Kleinigkeit an sich
bringen wollten, dieselbe nicht bekannt gemacht hat. Hr. d'Arcet gab hieruͤber seinen Unwillen zu erkennen, weil er die
Wichtigkeit dieses Geheimnisses fuͤhlte, das mit seinem Entdeker zu Grabe
ging. – Kann aber das, was Einer gefunden hat, nicht auch ein Anderer
finden?“ u.s.f.
Wir antworten: Allerdings! Ein Versuch, der folgendermassen veranstaltet wurde, hat
uns davon uͤberzeugt. Eine 8 Schuh lange und 1 Schuh weite eiserne
Roͤhre, an welcher ein 1 1/2 weiter und 10 Schuh langer hoͤlzerner
Canal verbunden war, wurde gehizt, und in den hoͤlzernen Canal einige
Stuͤkchen frisches Rindfleisch, das mit einem Tuch vorher abgetroknet wurde,
gehaͤngt. Nach achtstuͤndigem Heizen war das Fleisch – beinahe
durch und durch troken. laͤßt man demnach das Fleisch 2 bis 3 Tage lang einem
heißen Luftstrom ausgesezt, so wird es so troken, daß man es pulvern kann wie die
Peruaner ihren Charqui (Polytechn. Journal VII.
Bd. S. 217). Es wird besser seyn, das Fleisch vorher in einem mit warmer
Luft gehizten Zimmer 3 bis 10 Stunden lang abtroknen zu lassen, und erst dann in
einem solchen hoͤlzernen Canal oder in dem Leitungscanal der erhizten Luft
vollends ganz auszutroknen. Wir wuͤnschen, daß dieser hoͤchst wichtige
Gegenstand weiter ausgefuͤhrt werde, doch nicht in der Absicht, um den darauf
gelezten Preis zu erringen, da er vielleicht dem deutschen Forscher nicht zugedacht
ist, wenigstens war es mit der Preisaufgabe: „Scharlach mit Krapp zu
faͤrben“ (Polytechn. Journ. Bd. 7. S. 118), worauf ein Preis von 6000 Franken gesezt war, so. Wir
haben dafuͤr uͤber 8 bis 10,000 Franken Aufopferung gemacht, und nach
endlich aufgefundenem Resultat sandten wir hinlaͤngliche Proben und das
Verfahren ein, worauf die Gesellschaft den Preis zuruͤk zu nehmen beliebte.
(Bulletin de la Sociéte d'Encouragem. Nro. 220) wenn wir von der Société d'Encouragement in Paris unsere schon oftmahls zuruͤk begehrten Muster mit dem
Manuscript, das das Verfahren enthaͤlt, zuruͤk erhalten, was bis heute
(27. Januar 1824) noch nicht erfolgt ist, koͤnnen wir unser Versprechen der
Mittheilung halten.
Daß Gemuͤße, Wurzeln und Vegetabilien uͤberhaupt, wenn sie in erhizter
Luft getroknet und in verschlossenen Raͤumen aufbewahrt werden, sich lange
Zeit, ohne innere Veraͤnderung erhalten lassen, wird wohl keiner weiteren
Beweisfuͤhrung beduͤrfen.
Ueber die Heizung der Trokenanstalten, in welchen nasse Waaren mit erhizter Luft
getroknet werden, wird sich unser naͤchster Bericht befassen.