Titel: | Chemische Analyse der Krappwurzel (Rubia tinctorum) Von F. Kuhlmann. |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XLVI., S. 224 |
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XLVI.
Chemische Analyse der Krappwurzel (Rubia tinctorum) Von F. Kuhlmann.
Aus den Annales de Chemie et de Physique T. XXIV.
Novbr. 1823. p. 225
Kuhlmann's Chemische Analyse der Krappwurzel.
Unter allen bekannten Farbematerialien biethet uns vielleicht
keine so viel Interesse dar, wie der Krapp. Diese Wurzel allein bildet die Basis
eines fuͤr Frankreich sehr wichtigen Fabrikates, naͤmlich, des
Adrianopelrothes; sie dient uͤbrigens auch zu vielen anderen Farben, die man
den gedrukten Zeugen geben will. Seit die Faͤrbekunst, die damahls bloß auf
einigen Recepte, welche man durch lange Erfahrung bewaͤhrt fand, beruhte, zum
Range einer der wichtigsten chemischen Kuͤnste erhoben wurde, zog daher auch
die Krappwurzel die Aufmerksamkeit mehrerer ausgezeichneter Chemiker auf sichOhne daß man mit Ausnahme des Vorschlags von Hrn. Hausmann dem Krapp beim
Farben Kreide zuzusezen, um einen Schritt weiter in der Faͤrbekunst
gekommen ist. D..
So entdekte Hr. Watt
Annales de Chemie Vol. IV. p. 104.) zwei verschiedene Faͤrbestoffe in dieser Wurzel, deren Scheidung ihm
jedoch nicht gelangBeim Faͤrben der Wolle, wenn man sie scharlachroth faͤrbt,
bleibt der gelbe Farbestoff in der Fluͤssigkeit und nur der reine
rothe Faͤrbestoff des Krapps verbindet sich mit der Wolle. Die ihres
Faͤrbestoffe entzogene Wurzelnfasern erscheinen dann gelblich weiß.
D.. Chaptal, Vitalis und Hausman beschaͤftigten sich gleichfalls sehr eifrig mit diesem
Faͤrbestoffe. Alle Versuche, welche man mit dieser Substanz anstellte, hatten
den Zwek die Krapp-Faͤrbung zu vervollkommnen und Lake von
verschiedenen Schattirungen zu bekommen; da sie aber auf keiner genauen Angabe der
Bestandtheile dieser Wurzel beruhten, so gaben sie immer nur mehr oder weniger
unbestimmte Resultate.
Es handelte sich also zur Vervollkommnung des Studiums dieses Farbemateriales darum,
den rothen Farbestoff zu trennen, und die Verbindung zu untersuchen, in welcher er
in der Wurzel enthalten
ist; kurz eine gruͤndliche Analyse der ganzen Wurzel zu machen. Da ich im
Stande war, diese Untersuchungen im Laboratorium des Hrn. Vauquelin anzustellen, so unternahm ich sie, und wenn ich mir auch nicht
schmeicheln darf, weinen Zwek vollkommen erreicht zu haben, so glaube ich doch, daß
es denjenigen, die die Faͤrbekunst ausuͤben, angenehm und
nuͤzlich seyn koͤnnte, das Resultat meiner Erfahrungen zu kennenDer Hr. Verfasser hat viele Vorliebe fuͤr feine Arbeit, aus der wir
bei widerholten, Durchlesen aber auch nicht den mindesten Vortheil absehen
koͤnnen, welcher fuͤr den Faͤrber daraus hervorgehen
kann Den Faͤrber interessiren Vortheile, die er in sein
Geschaͤft uͤbertragen kann, aber nicht Analysen, bei denen
noch gar viel zu wuͤnschen uͤbrig bleibt. Wer sich mit der
Analyse des Krapps, in der Absicht der Farbekunst zu nuͤzen, befassen
will, der muß sich mit den bisherigen Erfahrungen uͤber den Krapp in
den Faͤrbereien selbst vertraut machen; in diesen Werkstaͤtten
mit Sachkennern Beobachtungen anstellen, und dann erst zu einer Analyse
schreiten. Ohne dieses faͤhrt jeder, auch der erste Chemiker der
Welt, mit der Stange im Nebel herum. Heutzutage achtet man diejenige im
Fache, die darin reellen Nuzen schaffen, nicht die, welche die Kunst
verstehen, mit einem Schwall von unverstaͤndlichen Worten und Zahlen
sich in der Wissenschaft breit zu machen. D..
Kalter AufgußAlle diese Versuche wurden mit dem Elsasser-Krappe angestellt die
anderen Krappsorten gaben beinahe dieselben Resultate. A. d. O. (Dem ist
nicht so! D.).
Die Krappwurzel wurde 24 Stunden lang in destillirtem Wasser digerirtBei welcher Temperatur geschah dieses? der Krapp geht bekanntlich gerne in
Gaͤhrung uͤber, bei der sich nur der gelbe (falbe) Farbestoff
in Wasser loͤst, der rothe aber mit der Wurzelfaser verbunden bleibt.
D.. Hierauf wurde die Fluͤssigkeit filtrirt. Sie war merklich sauer und
suͤßlich; sie hatte eine falbe Farbe, und enthielt eine beinahe unmerkliche
Menge rothen Farbestoffes aufgeloͤst. Nun wurde solang Baryt-Wasser
hinzugegossen, bis es etwas wenig vorherrschte. In dem Verhaͤltnisse, als man
die vorherrschende Saͤure saͤttigte, bildete sich ein weißer flokiger
Niederschlag. Dieser Niederschlag wurde auf einem Filtrum gesammelt, und damit keine Spur
Baryt in der Fluͤssigkeit zuruͤkbliebe, wurden vor dem Filtriren
einige Tropfen Alkohol zugesezt.
Untersuchung des weissen Niederschlages.
Dieser Niederschlag wurde mit verduͤnnter Hydrochlorsaͤure behandelt:
er loͤste sich bis auf eine sehr geringe Menge schwefelsauren Baryt auf, was
das Daseyn von etwas Schwefel-Saͤure oder von einem
aufloͤslichen Sulphate in der Krapp-Wurzel beweist. Die saure
Fluͤssigkeit wurde mit Ammoniumgesaͤttigt, und so erhielt man einen
sehr haͤufigen weissen Niederschlag der auf einem Filtrum gesammelt wurde.
Die Fluͤssigkeit enthielt nur mehr eine geringe Menge aufloͤslicher
Pott-Asche und Kalk-Salze.
Der weisse Niederschlag wurde, nach mehreren Versuchen, als ein Gemenge von etwas
phosphorsaurem Kalke und einem in Wasser unaufloͤslichem Barytsalze, dessen
Saͤure von vegetabilischer Natur und der Aepfelsaͤure in ihren
Eigenschaften aͤhnlich ist, erkannt. Es schiene also, daß diese Saͤure
in der Krappwurzel vorherrscht, und nicht die Schwefelsaͤure, wie Hr. Bartholdi
Annales de Chemie Vol. XIII. p. 74. bemerkt zu haben glaubte: uͤbrigens beweist die Gegenwart von beinahe
10 0/0 freiem Alkali in der Asche des Krappes, wie wir spaͤter sehen werden,
hinlaͤnglich, daß diese Saͤure von organischer Natur seyn muß.
Untersuchung der zukerhaltigen Fluͤssigkeit.
Die Fluͤssigkeit, deren vorherrschende Saͤure, deren schwefelsaurer und
phosphorsaurer Kalk durch Baryt gefallt wurden, war sehr suͤß, und hatte
einen angenehmen Geschmak. Sie wurde bis zur Syrupconsistenz eingedampft, und
hierauf mit AlkoholAlkohl von 36° behandelt; dadurch wurde aller Zukerstoff im Alkohole
aufgeloͤst, und davon eine gelbliche klebrige Masse abgesondert, welche durch
Behandlung mit Salpetersaͤure viel Schleimsaͤure gab. Diese Materie
bestand also aus einem wahrhaften Gummi. Die alkoholische Aufloͤsung des
Zukers wurde zur Syrupconsistenz eingedaͤmpft, und mit thierischer Kohle
geklaͤrt. Dadurch erhielt man einen durchsichtigen Syrup, der aber schwer krystallisirte; er
hatte einen angenehmen Geschmak, der dem des Traubenzukers aͤhnlich war, und
schwer in Gaͤhrung uͤberging; 500 Gramme Krappwurzel gaben mehr als 80
Gramme Zuker, und 15–20 Gramme Gummi.
Absud.
Nachdem die Krappwurzel kalt infundirt wurde, wurde sie in Wasser gekocht, und die
Fluͤssigkeit filtrirt. Dieses Wasser enthielt mehr rochen Farbestoff, als
wenn die Wurzel vorher nicht kalt ausgewaschen worden ist. – In die
durchgeseihte Fluͤssigkeit, wurde solang SchwefelsaͤureMan kann ebensogut auch Essigsaͤure*) oder Weinsteinsaͤure
anwenden. A. d. O.*) Wir vermuthen Essigsaͤure, denn in unserem Abdruke fehlt dieß Wort.
A. d. Ueb. gegossen, bis sie merklich vorherrschte. Diese Saͤure erzeugte einen
sehr haͤufigen Niederschlag von orangegelber Farbe; die daruͤber
stehende Fluͤssigkeit klarte sich auf, nahm eine falbe Farbe an, und das
Alkali brachte beinahe keine Spuren von Roͤthe darin hervor. Der rothe
Faͤrbestoff war also in dem Niederschlage zu suchen.
Untersuchung des orangegelben Niederschlages.
Der auf einem Filtrum gesammelte Niederschlag wurde mit einigen Tropfen mit
Schwefelsaͤure gesaͤuertem Wasser ausgewaschen und dann zum Abtropfen
bei Seite gesezt. Hierauf wurde er vom Filtrum genommen, und mit Alkohol von
40° Baumé behandelt, welcher beinahe den
ganzen Niederschlag aufloͤste, und sich rein orangefarben faͤrbte. Der
in Alkohol unaufloͤsliche Theil bestand aus einer braunen Materie von
stikstoffiger Natur, welche in der Wurzel mit dem Farbestoffe verbunden zu seyn
scheint; so wie auch ein besonderer Pflanzenstoff von klebriger Beschaffenheit, der
in Wasser, besonders mit Huͤlfe eines Alkalis sehr leicht aufloͤslich,
in saͤuerlichem Wasser und Alkohol hingegen unaufloͤslich ist, und
welche auf viele Reagentien gerinnt.
Die alkoholische Aufloͤsung war noch merklich sauer; man mußte ihr also die
uͤberschuͤssige Saure, die sie enthielt, benehmen. Dazu gelangte man
dadurch, daß man sie mit etwas sehr fein gepuͤlverter basischer oder
gesaͤttigter kohlensaurer Pott-Asche behandelte. Auf diese Weise
erhielt man, da die Schwefelsaͤure von dem alkalischen Salze absorbirt wurde,
und weder die schwefelsaure noch die kohlensaure Pottasche in Alkohol
aufloͤslich ist, eine vollkommen neutrale Aufloͤsung.
Statt der kohlensauren Pottasche kann man auch etwas Aezbaryt oder kohlensauren Baryt
anwenden; er reißt aber eine bestimmte Menge Faͤrbestoff mit nieder.
Die auf diese Weise neutralisirte alkoholische Aufloͤsung hat eine
schoͤne rothe Farbe, und concentrirt scheint sie schwarz zu seyn. Diese
alkoholische Aufloͤsung ließ man an der Luft verdampfen; in dem
Verhaͤltnisse, in welchem der Alkohol davon ging, bildeten sich auf der
Oberflaͤche der Fluͤssigkeit, und an den Wanden der Kapsel, kleine, in
Gestalt von Farrenkraut-Blaͤttern krystallisirte Lagen. Nachdem aller
Alkohol verfluͤchtigt war, krystallisirte die ganze Masse verworren unter
einander. Dieses Product kann als der rothe Farbestoff des Krappes betrachtet
werden. Die Eigenschaften desselben sind.
1tens. Er ist in Alkohol sehr leicht aufloͤslich, und theilt demselben eine
schone rothe Farbe mit. Seine Aufloͤsung haͤlt sich ziemlich gut;
jedoch veraͤndert sie sich zulezt, und der rothe Faͤrbestoff
faͤllt in braunen Floken zu Boden.
2tens. Er ist ziemlich leicht in Wasser aufloͤslich; beim Concentriren der
Aufloͤsung veraͤndert sich jedoch der Faͤrbestoff und
faͤllt nieder.
3tens. Die Alkalien befoͤrdern die Aufloͤslichkeit desselben in Wasser
sehr, und veraͤndern die Schattirung desselben nicht.
4tens. Die Saͤuren schlagen diesen Faͤrbestoff aus seinen
Aufloͤsungen nieder; der Alkohol erhaͤlt ihn jedoch ziemlich gut
aufgeloͤst ungeachtet des Ueberschusses von Saͤure; seine Farbe wird
dadurch orangengelb.
Auf die geringe Aufloͤslichkeit des rothen Farbestoffes in dem
gesaͤuerten Wasser gruͤndete ich ein Verfahren, denselben rein zu
erhalten. Diese Eigenschaft hatte schon Hausmann
Annales de Chemie Vol. XLI. beobachtet. Indem er verschlug, den Faͤrbebadern etwas Kreide zuzusezen, um die
vorherrschende Saͤure zu saͤttigen. Das mit Saͤure
geschwaͤngerte Wasser loͤst jedoch eine bestimmte Menge dieses
Faͤrbestoffes auf, vorzuͤglich mit Huͤlfe einer gelinden
Waͤrme; was sich aber davon aufloͤst, faͤllt beim
Abkuͤhlen, oder wenn man einen Koͤrper, der einige Verwandtschaft mit
dem Farbestoffe hat, mit der Aufloͤsung in Beruͤhrung bringt, sehr
leicht nieder: der aufgeloͤste Theil faͤllt sich auch durch Erhizung
der Aufloͤsung bis zum Kochen; dieß geschieht bei der
Faͤrbungs-Operation, bei welcher immer eine kleine Menge Saͤure
zuruͤkbleibt, welche hinreicht, den Faͤrbestoff bei einer an den
Siede-Punct graͤnzenden Temperatur zu faͤllen. Wahrscheinlich
jedoch wuͤrde der Faͤrbestoff nicht so leicht niederfallen, wenn er
nicht durch die stikstoffige Masse mit fortgerissen wuͤrde; denn, wenn man
die trokene Krappwurzel mit der Aufloͤsung einer Saͤure oder eines
sauren Salzes behandelt, so loͤst sich mehr rother Farbe-Stoff auf,
als aufgeloͤst geblieben waͤre, wenn man eine eben so große Menge
Saͤue dem Absude dieses Krappes zugesezt haͤtte.
Diese stikstoffhaltige und die schleimige Materie scheinen die Faͤllung des
rothen Faͤrbestoffes sehr zu erleichtern; denn man kann noch eine bestimmte
Menge von diesem Farbestoffe aus einer schon durch die schwache
Schwefelsaͤure erschoͤpften Aufloͤsung erhalten, wenn man etwas
Eyweißstoff oder durch die Waͤrme geronnenes Eyweiß zusezt. Hieraus
laͤßt sich die Wirksamkeit der oͤhligen Beizen und der Zwek der
Operationen bei der Adrianopelroth-Faͤrberei begreifen, welche dahin
zielen die Baumwolle so zu sagen zu animalisiren.
Ein einfacher Absud benimmt aber der Krappwurzel nichts weniger als allen ihren
Faͤrbestoff; man machte einen zweiten und selbst einen dritten davon und
erhielt in diesen Absuͤden den rothen Farbestoff mit weit weniger falbem
Farbestoffe beladen; in dem Verhaͤltnisse aber, in welchem der Ueberschuß,
der in dem Krappe enthaltenen Saͤure durch das wiederholte Auswaschen abnahm,
in dem Verhaͤltnisse loͤste sich eine groͤßere Menge schleimige
Materie, von welcher wir gesprochen haben, in dem Wasser auf: sie ist aber sehr
leicht von dem rochen Farbe-Stoffe durch Alkohol zu trennen.
Man kann das wiederholte Absieden vermeiden, wenn man die Wurzel statt mit reinem
Wasser, mit Wasser behandelt, dem etwas Pottasche zugesezt wurde. Dieses alkalische
Wasser zieht weit leichter allen Faͤrbestoff aus, uͤbrigens
verfaͤhrt man auf die angegebene Weise.
Um schoͤnen Lak aus dem Krappe zu bekommen muß man, wie Hr. Merimé bemerkte, den Krapp vorher mit kaltem
Wasser auswaschen, und diese Wurzel dann mit einer heißen Alaunaufloͤsung
behandeln; auf diese Weise faͤllt die basische kohlensaure Pottasche oder
Soda aus diesen Aufloͤsungen einen sehr schoͤnen Lak, der, nach dem
Verhaͤltnisse des Alaunes und des Krappes, eine mehr oder weniger
gesaͤttigte Farbe besizt, und der durch wiederholtes Auswaschen viel
lebhafter wird. Jedoch sind die zulezt gefaͤllten Portionen immer viel
matter, als die ersteren; denn je mehr man den Saͤttigungspunkt
uͤberschreitet, um so mehr wird der falbe Faͤrbestoff, welcher sich in
gesaͤuertem Wasser leicht aufloͤst, von der Thonerde mitgerissen, was
am Anfange der Saͤttigung, wo der rothe Stoff allein niederzufallen strebt,
nicht Statt hatSchoͤnen Krapplak erhaͤlt man nach folgender Verfahrungsweise:
6 Pf. des feinsten hollaͤndischen, pfalzer- oder elsasser
Krapp werden in einem geraͤumigen hoͤlzernen Gefaͤß mit
8 Pf. Wasser so lange durchgearbeitet, bis alle zusammenhaͤngende
Theile zerdruͤkt sind, worauf man noch 16 Pf. Wasser, von 48 Grad
Reaumuͤr zusezt. Nun nimmt man 1/4 Pf. Sauerteig, den man mit 1 3/4
Pf. kaltem Wasser zerruͤhrt, und durch ein Sieb zur
Krappfluͤssigkeit laufen laͤßt. Das ganze wird gut
untereinander geruͤhrt, das Gefaͤß, mit Leinwand bedekt, und
48 Stunden lang an einen temperirten Orte gestellt, waͤhrend der Zeit
das Fluidum in eine weinige Gaͤhrung uͤbergeht. Man bringt
hierauf das ganze nach und nach auf einen leinenen Spizbeutel und
laͤßt die falbe Fluͤßigkeit davon laufen; den auf dem Filtrum
bleibenden rothen Krapp uͤbergießt man aber so lange mit Wasser als
es noch farbig davon laͤuft. Den Spizbeutel bringt man unter eine
Presse und trennt das Wasser moͤglichst gut von dem gewaschenen
Krapp. Nun wird der ausgepreßte Krapp mit einer heißen
Alaunaufloͤsung behandelt und die gefaͤrbte Fluͤßigkeit
durch Auspressen getrennt und wie bekannt der Krapplak durch Kali daraus
gefaͤllt. Besser erreicht man den Zwek, wenn man den nach
vorstehender Art von dem falben Farbstoff gereinigten Krapp statt mit einer
Alaunaufloͤsung mit kalischer Thonerdeloͤsung auszieht, und
den Krapplak mit Salzsaͤure oder Essigsaͤure daraus
faͤllt. D..
Bitterer Stoff, Harz.
Der bittere, obgleich suͤßliche Geschmak des Krappes und sein aromatischer
Geruch veranlaͤsten mich, die Substanz aufzusuchen, der er diese
Eigenschaften verdankt. Ein Theil dieser Wurzel wurde, (wie wenn man Quirine daraus
ausziehen wollte) mit kochendem Wasser, dem etwas Schwefelsaͤure zugesezt
war, behandelt. Der Absud wurde concentrirt und bis zur vollkommnen
Saͤttigung mit Kalkmilch versezt. Hierauf wurde er filtrirt; und das Product
auf dem Filtrum, nachdem es im Marienbade ausgetroknet worden, mit kochendem
Alkohole behandelt. Die alkoholische Aufloͤsung wurde zur Extractconsistenz
abgedampft, und dieses Extract wieder mit Wasser, das mit Schwefelsaͤure
gesaͤuert worden war, behandelt.
Ein großer Theil des Extractes loͤste sich auf, und in diesem Augenblike
selbst zeigte sich ein sehr starker Geruch, der dem des Bilsenkrautes
aͤhnlich war, und von einer schwarzen Materie harziger Natur, die auf den
Boden des Gefaͤßes siel, herruͤhrte. Der aufgeloͤste Theil
besaß einen sehr bitteren Geschmak; er wurde zur Extractconsistenz abgedampft, und
blieb. in diesem Zustande.
Untersuchung der Asche.
20 Gramme Krappwurzel wurden in einem Platinntiegel eingeaͤschert. Die
Verbrennung der Kohle war wegen der großen Menge salziger schmelzbarer Stoffe
schwierig.
Ich erhielt 1,49 Gr. Asche. Die Asche war weiß, und vollkommen geschmolzen, und gab
bei der Analyse folgende Resultate:
Basische kohlensaure Pottasche
0,118
Schwefelsaure Pottasche
0,032
Phosphorsaure Pottasche
0,037
Salzsaure Pottasche
0,703
Kohlensauren Kalk
0,467
Phosphorsauren Kalk
0,082
Kieselerde
0,020
Verlust
0,031
–––––
1,490.
Meiner Analyse zufolge sind die Bestandtheile des Krappes:
Rother Faͤrbestoff, Falber Faͤrbestoff,
Holzfaser, Pflanzensaͤure, Schleimige Materie,
Vegeto-animalische Materie, Gummi, Zuker, bitterer Stoff,
Harz, Salzige Theile der Asche.
Diese Analyse des Krappes verleitete mich ganz natuͤrlich dazu einige Versuche
in Hinsicht aus die Farbekunst anzustellen; da ich aber uͤberzeugt bin, daß
aͤhnliche Versuche nur in Faͤrbereien entsprechende Resultate geben
koͤnnen, so uͤberlasse ich es jenen, die sich mit der Ausuͤbung
dieser Kunst beschaͤftigen, gehoͤrige Schluͤsse aus meinen
Versuchen zu ziehen.