Titel: | Ueber einen neuen Dampfmaschine-Regulator. Von Hrn. J. Preuß zu Hannover, Mechaniker und ehemaligem General-Inspector der französisch kaiserl. Förste. |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LXII., S. 309 |
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LXII.
Ueber einen neuen Dampfmaschine-Regulator.
Von Hrn. J. Preuß zu
Hannover, Mechaniker und ehemaligem General-Inspector
der französisch kaiserl. Förste.
In dem Philosophical Magazine and Journal. October,
S. 297.
Mit Abbildungen auf Tab. VII. Fig. 22.
Preuß's Dampfmaschine-Regulator.
Hr. Deolittle in America hat
bereits bemerkt, daß der bekannte centrifugal Dampfmaschine-Regulator von der
Erfindung des beruͤhmten Jak. Wart ein minder vollkommener Regulator der
Geschwindigkeit derselben ist, als man wuͤnschen sollte, vorzuͤglich
dann, wenn es sich um eine große Regelmaͤssigkeit und Genauigkeit in der
Bewegung handelt, wie bei Baumwolle-Spinnmuͤhlen etc. Da die
Centrifugalkraͤfte zweier gleicher Massen, die sich in gleichen Zeiten um einen Mittelpunct
drehen, sich zu einander wie die Halbmesser der beschriebenen Kreise verhalten, so
folgt, daß, wenn zwei Kugeln sich mit einer solchen Geschwindigkeit drehen, daß ihre
Centrifugal-Kraft, die sie einander fliehen macht, genau mit ihrem Gewichte,
welches sie gegen einander treibt, im Gleichgewichte steht, sie an ihrer Stelle
bleiben werden, ohne auf dieselbe irgend einen Druk zu aͤußern.
Wenn man nun annimmt, daß ihre Geschwindigkeit um irgend eine, auch noch so
unbedeutende Groͤße zunimmt, so werden die Kugeln ausfliegen, und solang als
die Bewegung mit derselben Geschwindigkeit fortwaͤhrt, wird ihre
Centrifugal-Kraft in demselben Verhaͤltnisse zunehmen, als der
Zwischenraum, welcher sie von einander trennt, groͤßer wird.
Wenn man ferner annimmt, daß sie sich mit dem doppelten Abstande, den sie auf ihren
Plaͤzen hatten, so bewegen, daß sie dieselbe Zahl von Umdrehungen
waͤhrend einer gewissen Zeit vollenden, die sie vollbrachten, als sie auf
ihrer Stelle waren, so wird auch ihre Flugkraft doppelt seyn, und ihre
Geschwindigkeit wird um die Haͤlfte vermindert werden muͤssen, wenn
man das Gleichgewicht zwischen ihrer Centrifugal-Kraft und ihrem Gewichte
herstellen will, und es wird noch eine groͤssere Verminderung der
Geschwindigkeit nothwendig werden, wenn die Kugeln auf einander fallen sollen. Die
Geschwindigkeit muß demnach zwischen einem Maximum und Minimum schwanken,
waͤhrend, wo die Maschine eine gleichfoͤrmige Bewegung haben soll, der
Unterschied zwischen den zwei moͤglichen Extremen so klein seyn muß als
moͤglich.
Ich habe versucht eine Vorrichtung zu erfinden, welche den jezt angegebenen
Nachtheilen nicht unterworfen ist: practische Mechaniker moͤgen entscheiden,
in wiefern mir meine Arbeit gelang. Die beigefuͤgte Figur zeigt dieselbe im
Durchschnitte.
a, Fig. 22. ist eine, mit
einer kleinen Drukpumpe in Verbindung stehende, Wasserroͤhre: die Pumpe
schoͤpft das Wasser zur Speisung der Hizpfanne, aus welcher der Kessel mit
Wasser versehen wird. Das Wasser kann entweder aus dem Verdichter, oder aus einem
Brunnen gehoben werden.
b, eine kleine Cisterne, die durch die oben
erwaͤhnte Pumpe versehen wird.
c, eine mit einem Regulir-Hahne versehene
Roͤhre, aus welcher das Wasser aus dem Beken in die Pfanne mit heißem Wasser
fließt. Der Hahn kann nach dem Maßstabe des Sectors so gestellt werden, daß er die
gehoͤrige Menge Wassers in einer gegebenen Zeit ausfließen laͤßt.
d, ein Schwimmer, oder eine geschlossene Buͤchse
aus Kupfer oder lakirtem Eisen oder Zinn, die mit atmosphaͤrischer Luft
gefuͤllt ist.
e, Hebel, welcher an einer Seite mit der Stange, die
sich oben an der Buͤchse befindet, und an dem gegenuͤber stehenden
Ende mit der Stange f verbunden ist.
f, Stange, welche an dem kleinen Hebel der Drosselklappe
g befestigt ist.
g, Drosselklappe, welche mit der Roͤhre verbunden
ist, die den Dampf aus dem Kessel in den Dampf-Cylinder leitet. Diese Klappe
erweitert oder verengt, je nachdem sie auf- oder abwaͤrts gedreht
wird, den Durchgang fuͤr den Dampf, und aͤndert dadurch die
Schnelligkeit, mit welcher der Staͤmpel sich in dem Cylinder bewegt.
h, Zeiger, der an der Stuͤze des Hebels, e, angebracht ist, und an dem auf der Stange des
Schwimmers befestigten Maßstabe jene Veraͤnderungen zeigt, die allenfalls
Statt haben koͤnnen.
Aus dieser Figur erhellt, daß, wenn die Wasserpumpe, welche die Roͤhre a, versieht, so vorgerichtet ist, daß sie bei jedem Zuge
dieselbe Menge Wassers aufzieht, und der Hahn mit seinem Zuge so gestellt ist, daß
er auf eine gewisse, waͤhrend einer Minute hervorzubringende Zahl von
Stoͤßen deudet, dieser Hahn waͤhrend einer gegebenen Zeit immer
dieselbe Menge Wassers liefern wird, und wenn auch eine groͤßere oder
geringere Menge Wassers in das Beken b, gepumpt wird, so
kann doch nie mehr oder weniger Wasser aus demselben ausfließen: denn die dadurch
moͤgliche Verschiedenheit im Druke, welche durch die Verschiedenheit der
Hoͤhe des Wasserstandes in dem Beken entstehen kann, ist zu unbedeutend in
diesem Falle, als daß sie Beachtung verdiente. Wenn wir nun annehmen, daß der Hahn c, so gestellt ist, daß er auf 30 Stoͤße
waͤhrend einer Minute weiset, und daß die Maschine deren 32 machte, eine
gewiß unbedeutende Beschleunigung der Geschwindigkeit, die selbst bei einem sehr
genauen Werke kaum auffallen wuͤrde, so wuͤrde selbst diese
Unregelmaͤßigkeit kaum eine Minute lang dauern;, denn, bis diese Zeit herum
ist, wuͤrde sich ein Ueberschuß von Wasser in dem Beken erzeugt haben,
welcher dem Umfange des Wassers, das auf zwei Zuͤge gehoben wurde, gleich
kommt; dadurch wuͤrde aber der Schwimmer d, desto
mehr gehoben, je kleiner der Raum des Bekens im Verhaͤltnisse zu dem Umfange
eines Pumpenzuges ist, und diese Erhoͤhung des Schwimmers d, wuͤrde auf die Drossel-Klappe desto
staͤrker wirken, je kuͤrzer der kleine Hebel g, an der Stange eingeheftet ist, und je laͤnger der rechte
Schenkel des Haupthebels e, im Vergleiche mit dem linken
ist.