Titel: | Ueber Bereitung des Krapp-Lakes. Von dem sel. Sir H. C. Englefield, Bart. F. R. S. |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LXXVI., S. 361 |
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LXXVI.
Ueber Bereitung des Krapp-Lakes. Von dem
sel. Sir H. C.
Englefield, Bart. F. R. S.Sir Englefield erhielt fuͤr diese Mittheilung
die goldene Medaille von der Gesellschaft. A. d. O. Er hat dieser seiner
Abhandlung Muster und Zeugnisse der ersten Mahler Englands, West, Trumbull, Opie, Turner, Daniel und Hoppner beigefuͤgt, die feine Farbe als
Oehlfarbe, und die HHrn. Cotmann und Munn, die seinen Lak als Wasserfarbe sehr preisen.
Diese Erfindung ist zwar bereits 21 Jahre alt, scheint aber selbst in England
noch zu wenig bekannt. A. d. Ueb.
Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of
Arts, Manufactures and Commerce. In Gill's technical Repository. Januar
1824. S. 7.
Englefield's Bereitungs-Art des
Krapp-Lakes.
Der Mangel einer dauerhaften rothen Farbe, die die Tiefe und
Durchscheinenheit der Lake besaͤße, welche man aus Cochenille bereitet,
brachte mich zuerst auf die Idee zu versuchen, ob nicht der Krapp, welcher
bekanntlich eine Farbe liefert, die, der Luft ausgesezt, mit Ausnahme des Indigo, weit weniger
schießt als andere Pflanzen-Farben, eine solche Farbe liefern
koͤnnte.
Mehrere der ausgezeichnetesten Mahler unseres Landes bedienen sich seit einiger Zeit
des Krapp-Lakes bei ihren Oehlgemaͤhlden; die Farben, die sie aber
unter diesem Namen besassen, waren entweder ein Gelblich-Roth, beinahe wie
Ziegelmehl, oder ein blasses undurchsichtiges Incarnat, ohne alle Helle und Tiefe,
und durchaus nicht zur Malerei in Wasserfarbe zu benuͤzen, zu welcher ich
eine Farbe suchte.
Meine ersten Versuche waren Wiederholungen des von Margraf
in den Memoires de l'Academie de Berlin beschriebenen
Verfahrens: die Farbe, die ich hierdurch erhielt, war ein blasses und sehr
undeutliches Roth, obschon der vortreffliche Markgraf die durch sein Verfahren
erhaltene Farbe mit jener des entzuͤndeten Blutes (sang enflammè) vergleicht.
Man muß indessen bemerken, daß Farben, welche mit Thon verkoͤrpert sind, viel
tiefer erscheinen, wenn sie mit Oehl abgerieben werden, als wenn sie noch in ganzen
Stuͤken sind, indem das Oehl die Thonerde mehr durchscheinend macht. Dieser
Vortheil geht aber bei Wasserfarben verloren. Bei Untersuchung des
Ruͤkstandes des Krappes, welcher, nachdem ich denselben nach Markgraf's
Methode behandelte, uͤbrig blieb, fand ich denselben noch so reich an rothem
Faͤrbestoffe, daß es deutlich erhellte, daß bei weitem der groͤßte
Theil des Farbestoffes, und zwar der kraͤftigste und schoͤnste, in
demselben zuruͤk geblieben war. Um diesen auszuziehen, machte ich
verschiedene vergebene Versuche, welche hier anzufuͤhren
uͤberfluͤssig waͤre. Bei aufmerksamer Betrachtung aller
Erscheinungen, welche bei dem Aufgießen des Wassers auf den Krapp Statt hatten, fing
ich aber an zu vermuthen, daß der rothe Faͤrbestoff des Krappes im Wasser gar
nicht, oder nur sehr wenig aufloͤsbar ist; daß er dem auf die Wurzel
aufgegossenen Wasser nur mechanisch beigemengt ist, und mittelst des Schleimes
schwebend erhalten wird, an welchem diese Wurzel sehr reich ist.
Man kann also durch Aufgießen oder Abkochen nur eine sehr geringe Menge dieses
Farbestoffes erhalten, indem der groͤßte Theil auf die Wurzel
niedersinkt, oder mit derselben auf dem Siebe oder in dem Sake bleibt, durch welchen
die Abkochung oder der Aufguß der Klaͤrung wegen durchgesiehen wurde. Ich
versuchte daher, ob ich nicht durch mechanische Mittel den Faͤrbestoff von
dein faserigen Bestandtheile der Wurzel abzusondern vermoͤchte, und der
Erfolg entsprach vollkommen meiner Erwartung. Nach vielen verschiedenen Versuchen
halte ich das sogleich zu beschreibende Verfahren fuͤr das beßte, das ich
auszumitteln im Stande war.
I. Verfahren. Man binde vier Loth (Troy Gewicht) des
schoͤnsten hollaͤndischen Krappes, (der im englischen Handel unter dem
Namen Crop-madder vorkommt) in einen Sak aus
starkem und feinen Calico, der ungefaͤhr drei oder vier Mahl soviel Krapp
fassen koͤnnte. Diesen Sak lege man in einen großen marmornen oder
porzellanenen Moͤrser, und gieße ungefaͤhr eine Pinte
(ungefaͤhr eine halbe Maß) kaltes weiches Wasser auf denselben. Filtrirtes
Wasser von der Themse ist gut genug hierzu; denn, wenn es etwas oberhalb der Stadt
London genommen wird, ist es beinahe so rein, wie destillirtes Wasser. Man
druͤke nun den Sak mit einem marmornen oder porzellanenen Stoͤßel nach
allen Richtungen, und reibe und stoße denselben soviel, als es ohne Gefahr von
Beschaͤdigung fuͤr den Calico moͤglich ist. Das Wasser wird
sich bald mit dem Faͤrbestoff beladen, so daß es ganz truͤbe und
undurchsichtig werden wird. Man gieße das Wasser ab, und schuͤtte eine zweite
Pinte frischen Wassers hinzu, reibe und stoße den Sak auf die oben angegebene Weise,
und wiederhole diese Operation so lang, bis das Wasser nur wenig mehr
gefaͤrbt von der Wurzel abfließt. Fuͤnf Pinten Wassers werden, wenn
man gehoͤrig gerieben und gestoßen hat, hinreichen, um der Wurzel beinahe
ihren ganzen Faͤrbestoff zu entziehen, und wenn man den Ruͤkstand aus
dem Sake herausnimmt, und troknet, wird man finden, daß er nicht mehr als 5 Drachmen
Apotheker-Gewichtes wiegt; er wird licht nankin- oder zimmtfarben
seyn, den dem Krappe eigenen Geruch gaͤnzlich verloren haben, und nur noch
etwas schwach nach Holz riechen.
Das mit dem Faͤrbestoffe beladene Wasser wird in ein irdenes oder wohl
verzinntes kupfernes, oder, was noch besser ist, in ein silbernes Gefaͤß
gethan (denn alles Eisen muß waͤhrend des ganzen Verfahrens
sorgfaͤltig entfernt bleiben), und so erhizt, daß es eben anfaͤngt zu
kochen. Dann wird es in große, irdene oder porzellanene Gefaͤße gegossen, und
zwei Loth Alaun (Troy Gewicht) werden, in einer Pinte kochenden weichen Wassers
aufgeloͤst, demselben zugegossen, und solang umgeruͤhrt, bis alles
vollkommen mit einander gemengt ist. Hierauf werden drei Loth einer
gesaͤttigten Aufloͤsung von mildem vegetabilischen Alkali nach und
nach zugesezt, und waͤhrend des Zugießens fleißig umgeruͤhrt. Es wird
ein bedeutendes Aufbrausen Statt haben, und die Farbe wird sich auf der Stelle
niederschlagen. Man laͤßt die Mischung so lang ruhen, bis sie erkaltet ist,
und die klare gelbe Fluͤssigkeit wird dann von dem rochen Niederschlage
abgegossen. Nun wird neuerdings ein QuartDer vierte Theil eines Gallon; Einen Gallon rechnet man ungefaͤhr zu 7
1/3 Pfund Leipziger oder Berliner, und zu 6 1/4 Pfund Baierisch- und
Wienergewicht. A. d. Ueb. kochendes weiches Wasser zugegossen, und alles gehoͤrig
umgeruͤhrt. Nach dem Erkalten kann man die Farbe durch Filtriren auf die
gewoͤhnliche Weise auf dem Filtrir-Papier erhalten, wo matt dann so
lang kochendes Wasser auf das Filtrum gießt, bis dieses in licht strohgelber Farbe
durchlaͤuft, und beinahe frei von allem alkalischen Geschmake ist. Nun kann
man die Farbe langsam troknen, und wenn sie vollkommen troken ist, wird sie ein Loth
wiegen: also gerade den vierten Theil des angewendeten Krappes.
Bei der Analyse zeigt sich, daß diese Farbe mehr denn 40 per Cent. Thonerde besizt.
Nimmt man weniger als zwei Loth Alaun auf vier Loth Krapp, so wird die Farbe etwas
tiefer ausfallen, und nimmt man weniger als sechs Quentchen Alaun, so wird sich
nicht der ganze Farbestoff mit demselben verbinden. Ich halte im Ganzen genommen
zwei Loth Alaun auf vier Loth Krapp fuͤr das beßte Verhaͤltniß.
II. Verfahren. Wenn man, nachdem die
Alaun-Aufloͤsung dem mit dem Faͤrbestoffe des Krappes beladenen
Wasser zugegossen wurde, das Gemenge stehen laͤßt, ohne Alkali zuzusezen, so
wird ein bedeutender Niederschlag entstehen, der ein dunkles mattes Roch hat. Erhizt
man die ruͤkstaͤndige Fluͤssigkeit wieder, und sezt derselben
Alkali zu, so erhaͤlt man einen sehr schoͤnen rosenfarbenen Niederschlag, dem es
aber an Tiefe und Starke des Tones der Farbe fehlt.
Dieß ist das von Hrn. Watt in den Annales de Chemie
Tab. VII., in seinem Versuche uͤber den Krapp
vorgeschlagene Verfahren, und diese leztere Fache ist diejenige, die man vielleicht
eigentliche Krapp-Lak nennen koͤnnte.
Allein, obschon dieses lichtere Roth zu mehreren Zweken ganz vortrefflich seyn wag,
so halte ich doch die durch die Verbindung der beiden Faͤrbestoffe nach dem
ersten Verfahren erhaltene Farbe fuͤr weit zwekmaͤßiger zu allgemeinem
Gebrauche, indem, wo man sie duͤnn auftraͤgt, sie eine sehr
schoͤne Farbe gibt, und legt man He, entweder mit Oehl oder mit Wasser, dik
auf, so erhaͤlt sie eine Tiefe und einen Reichthum, wie keine andere Farbe
besizt.
Wenn man bloß Ein Loth Alaun auf vier Loth Krapp nimmt, so wird der erste
Niederschlag beinahe demjenigen aͤhnlich, den man erhaͤlt, wenn man
zwei Loth genommen hat; man erhalt aber weniger von dem zweiten oder
Lak-Niederschlage, und dieser hat eine tiefere und reichere Farbe. In diesem
Falle ist, wie bereits bemerkt wurde, sicher nicht der ganze Faͤrbestoff mit
der Thonerde verbunden; denn, wenn man zu der uͤbrig bleibenden Feuchtigkeit
mehr Alaun zusezt, so erhaͤlt man einen lichtrothen Niederschlag. Wenn man
bei diesem Verfahren vier Loth Krapp und zwei Loth Alaun nahm, so erhaͤlt der
erste Niederschlag beinahe 20 per Cent. Alaun-Erde, und der zweite oder
Lak-Niederschlag ungefaͤhr 53; diese Verhaͤltnisse fallen aber,
wenn man den Proceß wiederholt, oͤfters etwas verschieden aus.
III. Verfahren. Wenn der Krapp, statt daß er auf obige
Weise mit kaltem Wasser gewaschen und gerieben wird, mit siedendem Wasser genau auf
dieselbe Welse behandelt wird, so faͤllt die Farbe etwas dunkler aus, aber
nicht eben so schoͤn. Die ruͤkstaͤndige Wurzel behaͤlt,
man mag sie waschen und druͤken, wie man will, eine starke Purpurfarbe: ein
deutlicher Beweis, daß sie noch Faͤrbestoff enthaͤlt, der
wahrscheinlich durch Einwirkung der Hize in der Holzfaser befestigt wurde.
Hr. Watt bemerkt in seiner oben angefuͤhrten
trefflichen Abhandlung uͤber den Krapp, daß kaltes Wasser den
Faͤrbestoff besser auszieht, als warmes, ich habe Grund zu vermuthen, daß ein Theil seines
Faͤrbestoffes, welcher das hellrothe Pigment liefert, das ich oben mit dem
Namen Krapplak unterschied, an der Wurzel kleben bleibt, wenn man diese mit
siedendem Wasser behandelt.
IV. Verfahren. Wenn man auf vier Loth Krapp Eine Pinte
kaltes Wasser gießt, und den Aufguß auf der Wurzel drei bis vier Tage lang in einem
weithalsigen, leicht zugestoͤpselten Gefaͤße in einer Temperatur von
50 bis 60° (F., + 3 bis 12° R) stehen laͤßt, und oͤfters
schuͤttelt, so entwikelt sich eine leichte Gaͤhrung; der Aufguß
erhaͤlt einen weinigen Geruch, die schleimigen Bestandtheile der Wurzel
werden in einem hohen Grade zerstoͤrt, und die gelbe Farbe derselben wird
sehr verringert. Gibt man dann den ganzen Aufguß sammt der Wurzel in einen
Calico-Sak, druͤkt die Fluͤssigkeit aus, und behandelt die
Wurzel in dem Sake mit kaltem Wasser etc. genau auf die in dem 1. Verfahren
angegebene Weise, so wird der Faͤrbestoff die Wurzel viel leichter, als vor
der Gaͤhrung, verlassen. Man wird eben so viel von demselben, wie durch das
erste Verfahren, erhalten, das Roth wird aber lichter seyn. Dieser Unterschied in
der Farbe scheint von der Zerstoͤrung eines Theiles des Lakes durch die
Gaͤhrung herzuruͤhren; denn, wenn man die Farben aus der gegohrenen
Wurzel einzeln erhaͤlt, wie in dem Verfahren Nro. II., so wird der erste
Niederschlag nicht sehr von jenem verschieden seyn, den man von dem angegohrenen
Krappe erhaͤlt; allein der zweite, oder der Lak, wird sehr leicht incarnat
seyn. Dieses Verfahren ist also nicht zu empfehlen.
Spanischer und Smyrner Krapp.
Spanischer Krapp liefert eine Farbe von etwas tieferem Tone als der
hollaͤndische, das Roth ist aber nicht so rein, wie an dem
Zeelaͤndischen Crop-Madder.
Der Smyrner Krapp ist eine sehr schaͤzbare Wurzel. Die Farbe, welche man nach
dem 1. Verfahren daraus erhaͤlt, ist von tieferem und reicheren Tone, als ich
sie aus dem hollaͤndischen Krapp nie erhielt. Man erhaͤlt aus vier
Loth nur drei Quentchen 24 Gran, woruͤber man sich nicht wundern darf; denn, da dieser Krapp
aus ganzen Wurzelstuͤken besteht und vollkommen troken ist, der
Zeelaͤndsche Crop-Madder hingegen vorzuͤglich aus der Rinde der
Wurzel besteht, in welcher wahrscheinlich der groͤßte Theil des
Faͤrbestoffes seinen Siz hat, so hat man allen Grund anzunehmen, daß der
Smyrner Krapp wirklich mehr Faͤrbestoff besizt als der Zeelaͤndische,
wenn man auch von diesem eben so viele ganze Wurzelstuͤke nehmen
wuͤrde.
Die Producte des Verfahrens Nro. II. beweisen, daß der
Smyrner Krapp mehr Lak, und von einer reicheren Farbe liefert, als der
hollaͤndische: denn von vier Loth hollaͤndischen Krapp war der erste
Niederschlag zwei Quentchen, und der Lak zwei Quentchen und 48 Gran, waͤhrend
man aus vier Loth Smyrner Krapp ein Quentchen und 24 Gran ersten Niederschlag
erhielt. Das Verhaͤltniß des Lakes zur. Farbe ist also in dem Smyrner Krapp
viel hoͤher als in dem hollaͤndischen.
Frischer Krapp.
Man kann die Farbe auch aus frischem Krappe bereiten, und sie wird eben so gut, wo
nicht besser seyn, als aus anderen. Die Schwierigkeit, mir frischen Krapp zu
verschaffen, hat mich gehindert so viele Versuche anzustellen, als ich
wuͤnschte. Ich verschaffte mir indessen etwas Weniges von den beßten Wurzeln,
die in Holland in Moos eingepakt wurden, und folgendes Verfahren entsprach
vollkommen. Acht Unzen dieser Wurzel wurden zuerst gewaschen, und von allem Schmuze
gereinigt, dann in kleine Stuͤke gebrochen und in einem Moͤrser aus
Glokenspeise mit einem hoͤlzernen Groͤßel zu einem
gleichfoͤrmigen Teige gerieben. Dieser Teig wurde in einem Sak von Calico
gethan, und, wie in dem Verfahren Nro. 1., mit kaltem
Wasser gewaschen und gerieben. Fuͤnf Pinten schienen beinahe allen
Faͤrbestoff ausgezogen zu haben. Diesem, mit Faͤrbestoffe beladenen,
und wie oben, gesottenen Wasser wurden zwei Loth in einer Pinte siedenden Wassers
aufgeloͤster Alaun zugesezt, und dieser Mischung solang Alkali zugegossen,
bis dieselbe eben bemerkbar alkalisch schmekte. Die auf diese Weise erhaltene Farbe
war, getroknet, sehr schoͤn.
Das Gelingen dieses Versuches, welchen ich zwei Mahl mit demselben Erfolge
wiederholte, ließ mich hoffen, daß es nicht unmoͤglich seyn koͤnnte, daß die hier
beschriebene Weise die Farbe aus der frischen Wurzel zu bereiten, Vortheile von
groͤßerem Umfange gewaͤhren koͤnnte, als diejenigen waren, die
ich bei meinem ersten Versuche im Auge hatte. Wir haben viele Gegenden in unserem
Lande, die zum Anbau des Krappes eben so gut taugen, als der Boden in Holland, und
der, mehr denn ein Mahl im Großen versuchte Anbau, wurde wieder bei Seite gelegt,
vorzuͤglich wegen der Auslagen, die mit Errichtung der Darrhaͤuser und
Muͤhlen verbunden sind, und wegen der großen Ausgaben, und wegen der
Genauigkeit, die bei dem Troknen nothwendig ist. Sollte jedoch die Farbe, wenn sie
auf die eben beschriebene Weise behandelt wird, auch fuͤr
Faͤrber- und Calico-Druker taugen, so waͤre daß
Verfahren, dieselbe zu gewinnen, so leicht, und der hierzu noͤthige Apparat
so wenig kostbar, daß jeder Krappbauer die. Farbe aus der Wurzel ausziehen
koͤnnte. Man haͤtte uͤberdieß noch einen anderen großen
Vortheil. Die auf diese Weise aus der Wurzel ausgezogene Farbe laͤßt sich
eine beliebige Zeit uͤber ohne alle Gefahr der Verderbniß aufbewahren, und
die Fracht wuͤrde nur ein Viertel der Fracht der Wurzel kosten. Ich bin
uͤberdieß durch aus geneigt zu glauben, daß bei der gegenwaͤrtigen Art
die Wurzel anzuwenden ein sehr betraͤchtlicher Theil der Farbe von den
Faͤrbern in der Wurzel zuruͤk gelassen wird, und waͤre dieß der
Fall, so haͤtte man aus obigem Verfahren noch einen groͤßeren Vortheil
zu erwarten, als man bisher nicht bemerkte.
Sollte man im Großen versuchen die Farbe aus der frischen Wurzel zu erhalten, so
wuͤrde ich empfehlen, dieselbe zuerst durch Mahlen oder Stoßen soviel
moͤglich in einen gleichfoͤrmigen Brei zu verwandeln. Zu diesem Zweke
wuͤrde wahrscheinlich eine Cidermuͤhle sehr gut taugen, und ihre
außerordentliche Einfachheit waͤre eine große Empfehlung fuͤr sie. Zum
Zerreihen wuͤrden Wollen-Sake, wie man sie in Oehlmuͤhlen
braucht, wahrscheinlich eben so gut dienen, als Saͤke von Calico; sie
wuͤrden noch wohlfeiler und dauerhafter seynDiese Wollen-Saͤke muͤssen vorhero mit Krapp
gefaͤrbt werden, weil die Wolle ohne eine Vorbereitung sich mit dem
Pigmente des Krapps verbindet. D.. An großes Faß mit Stampfen wuͤrde sich leicht von einem Mechaniker
bauen lassen, und in diesem koͤnnten die Site im Wasser ausgedruͤkt
werden, und nachdem die Farbe gesotten und niedergeschlagen wurde, koͤnnten
die Zuͤge der Kessel leicht zu Darrherden verwendet werden, ohne daß man eine
besondere Ausgabe fuͤr Feuer-Material noͤthig haͤtte.
Der Theil des Verfahrens, den ich fuͤr den wichtigsten halte, und der den
Hauptvorzug meiner Methode vor allen uͤbrigen mir bekannten enthaͤlt,
ist das Reiben und Druͤken der Wurzel in Wasser: ich glaube, daß man bisher
den Faͤrbestoff dieser Wurzel bei weitem nicht fuͤr so
unaufloͤsbar gehalten hat, als ich Ursache habe denselben anzusehen.
Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß bei dem gegenwaͤrtigen so weit
fortgeschrittenen Zustande der Chemie irgend ein geschikter Chemiker die
Eigenschaften dieser aͤußerst nuͤzlichen Wurzel genau untersuchen
moͤchte: man wuͤrde vielleicht drei, wenn nicht vier, verschiedene
Faͤrbestoffe in derselben findenWir haben in der 87ten Anmerkung aus S. 230 im vorhergehenden Hefte dieses
Journals bei Kuͤhlmanns chemischer Analyse des Krapps ein Verfahren
angegeben, Krapplak darzustellen, das vor den vorstehenden Verfahrungsarten
Vorzuͤge hat. Wir muͤssen indessen offenherzig gestehen, daß
selbst unser angegebenes besseres Verfahren, um dieses interessante Pigment
darzustellen, das Product noch nicht liefert, was auf einem andern von uns
ausgemitteltem Wege gewonnen werden kann. In Beziehung der Mitteilung
muͤssen wir uns aber leider auf unsere Aeußerung, die wir S. 124 in
diesem Bande machten, beziehen, und koͤnnen hier vorlaͤufig
bloß anfuͤhren, daß, um einen brillant schoͤnen Krapplak
darzustellen, das reine rothe Pigment des Krapps vorhero an Wolle fixirt und
von dieser erst als Lakfarbe wieder abgeschieden werden muß. D..