Titel: | Ueber Erdäpfel-Bau und über Bereitung eines seinen Mehles aus denselben zu Brod, Zwiebak, Pasteten-Bäkerei etc. Von Esqu. Whately. |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LXXIX., S. 374 |
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LXXIX.
Ueber Erdäpfel-Bau und über Bereitung
eines seinen Mehles aus denselben zu Brod, Zwiebak, Pasteten-Bäkerei etc. Von
Esqu. Whately.
Im Auszuge aus dem XXXI. Bande
der Transactions of the Society for the
Encouragement of Arts, Manufactures and Commerce; in Gill's technical
Repository, October 1823. S. 278, November s. 321 December 1823. S.
383.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Whately, über Erdäpfelbau und Erdäpfelmehl.
Hr. Whately der aͤltere
beginnt diese (im J. 1812. geschriebene) Abhandlung, fuͤr welche er die
kleinere goldene Medaille erhielt, mit derselben Bemerkung, mit welcher der
unsterbliche Don Quixote de la Mancha seine Instruction an seinen
Premier-Minister, Sancho Ponsa, begann, als er denselben zu seinem
Statthalter auf der Insel Barataria einsezte: „vor Allem und
zuvoͤrderst dafuͤr zu sorgen, daß die treuen Unterthanen immer
etwas zu beissen haben.“ Squire Whately findet, daß dieß in Ireland
seit vielen Jahren nicht der Fall war, und sorgt daher, daß die Irish-Men in
Ermanglung von Weizen-Mehl Erdaͤpfel-Mehl bekommenIreland braucht in gewoͤhnlichen Jahren fuͤr 2 Millionen
℔. Sterling Weizen aus dem Auslande; in den theuren Jahren zahlte es
7 Millionen an dasselbe. A. d. O.. Er bemerkt, daß Gruͤnde, auf welchen kein Weizen gebaut werden kann,
und die hoͤchstens nur Gerste und Hafer tragen, sehr gut Erdapfel erzeugen
koͤnnen, und daß nur zwei Umstaͤnde die Cultur dieser
nuͤzlichen Frucht erschweren: der hohe Preis des Fahrlohnes in weitere
Gegenden, und die Schwierigkeit der Aufbewahrung derselben, indem sie sich nicht
leicht uͤber 6 Monate nach der Ernte halten lassen.
Diesen beiden leztern Nachtheilen glaubt Squire Whately
dadurch abzuhelfen, daß er auf seiner Maschine einen einzelnen Menschen 15–17
Zentner Erdaͤpfel zu einem weichen Breie mahlen laͤßt, welcher,
getroknet, 2 Ztr. Mehl gibt. Ein Pferd mahlt mit derselben Maschine woͤchentlich 22
Tonnen Erd-Aepfel (440 Ztr.) Das daraus bereitete Mehl laͤßt sich 17
Jahre lang (soviel weiß man bisher aus Erfahrung) aufbewahren, und laͤßt sich
netto fuͤr Three-PenceBeilaͤufig 9 kr. im 24 fl. Fuß. das Pfund bereiten, so daß der Landman und der Mehl-Fabrikant noch
einen schoͤnen Gewinn dabei hat, so lang das Weizen-Mehl fuͤnf
PenceBeilaͤufig 15 kr. kostet.
Der Sohn des Hrn. Whately fuͤgt den Bemerkungen
seines Vaters noch seine eigenen bei, und stellt als erwiesen auf, daß dasselbe
Feld, mit Erdaͤpfeln bepflanzt, mehr als die Haͤlfte mehr Mehl
liefert, als wenn es mit Weizen bestellt ist. Er fand durch Versuche, daß ein Acre
Land (1125 Wien. Klafter) mit Erdaͤpfeln bepflanzt 2619 ℔. reines
Mehl, mit Weizen bebaut aber nur 1660 ℔. Mehl gibt, und glaubt daher, daß,
wenn in England nur 25,000 Acres mit Erdaͤpfeln bestellt wurden, diese Insel
kein Koͤrnchen Getreide aus dem Auslande einzufuͤhren brauchte,
sondern noch ausfuͤhren koͤnnte.
Er legte der Gesellschaft Brod aus Erdaͤpfeln vor, zu welchem Theils nur 1/5
Mehl, theils 2/3 Mehl und gesottene Erdaͤpfel genommen wurden.
„Nimmt man“ sagt er „die Bevoͤlkerung
Englands zu 12 1/2 Million an, und nimmt man an, daß 10 Millionen hiervon
Weizen-Brod essen, und folglich ein Individuum jaͤhrlich ein
QuarterEin Quarter ist 8 Bushels oder 4 5/8 N. Oestr. Mezen. A. d. Ueb. Weizen hierdurch verzehrt, so wird eine Summe von 2 Millionen Quarter
Weizen durch Anwendung des Erdaͤpfel-Mehles erspart, und England
erhaͤlt zur Ausfuhr einen Ueberschuß von 1,500,000 Millionen, was, bei
dem gegenwaͤrtigen Ausfuhrs-Preise unter 54 Shilling das Quarter,
4 Millionen ℔ Sterling gibt.“ Das, was man hiebei an anderen
Ernten aufopfern muͤßte, wird nach des Hrn. Verfassers Ansicht reichlich
durch den hoͤheren Ertrag an Erd-Aepfeln und durch den Umstand ersezt,
daß man einen Boden mit Erdaͤpfeln bestellen kann, der zu nichts anderem
benuͤzt werben kann, und daß der Erdaͤpfelbau, wie die Erfahrung in
Ireland lehrt, ein guter Vorbau auf Weizen ist. Dem Einwurfe wegen Mangels an Duͤnger
begegnet der Hr. Verfasser dadurch, daß in vielen Fallen Kalk, Sand, Seetang der
beßte Duͤnger auf Erdaͤpfel-Aeker ist; daß das bloße Abbrennen
bisher unbebauter Gruͤnde eines der beßten Duͤngungs-Mittel der
Erdaͤpfel-Felder ist; daß Schweinsduͤnger (und Schweine
muͤssen uͤberall gehalten werden, wo man mit wahrem Vortheile Mehl aus
Erdaͤpfeln bereiten will) reichlichen Ertrag gewaͤhrt; daß
vorzuͤglich in Gegenden, die weit von allen Maͤrkten und Straffen
entfernt sind, und wo daher die Gruͤnde unbebaut oder als Weidland liegen
bleiben, die Erdaͤpfelmehl-Erzeugung wegen des leichteren Transportes
hoͤchst vortheilhaft wird, indem das Erdaͤpfelmehl nur 1/7 oder 1/8
des Gewichtes der Erdapfel betraͤgt. Wenn, meint er, ein Paͤchter sich
in solchen ab, gelegenen Gegenden niederließe, wo die Gruͤnde kaum ein
Fuͤnftel Werth besizen, und entweder die
Erdaͤpfelmehl-Fabrikanten zur Ansiedelung neben ihm einluͤde,
oder selbst Erdaͤpfelmehl-Fabrikant wuͤrde, so koͤnnte
er im ersten Jahre bloß durch Abbrennen des Gestripes die Erde hinlaͤnglich
duͤngen, und sich dadurch eine reichliche Ernte verschaffen; im zweiten Jahre
koͤnnte er Gerste und Hafer fuͤr sein Vieh bauen, und dadurch, zumahl,
wo er die noͤthige Menge Schweine haͤlt, Duͤnger gewinnen, um
noch groͤßere Streken Landes zu bebauen, so daß nun ein steter Wechsel von
Korn- und Erdaͤpfelbau fortan fuͤr ihn moͤglich wird.
Hr. Whately sieht auf diese Weise, vielleicht zu
sanguinisch, ganze Colonien durch Erdaͤpfelmehl-Fabrikanten in
Wildnissen gruͤnden.
Einen großen Vortheil an dem Erdaͤpfelmehle findet Hr. Whately darin, daß es weniger dem Verderben ausgesezt ist, als Weizenmehl,
und sich Jahre lang gut erhalten laͤßt, und daß durch Erdaͤpfelbau, wo
dieser eine weitere Ausdehnung erhaͤlt, dem Mißwachse gesteuert werden kann,
indem, wenn die Witterung dem Weizen nachtheilig ist, sie das Gedeihen der
Erdaͤpfel beguͤnstigt, und umgekehrt. Hr. Whately fand das Erdaͤpfelmehl auch sehr gut zu Schiffzwiebak in
dem Verhaͤltnisse von zwei Theilen Erdaͤpfelmehl auf drei Theile
Weizenmehl, oder selbst von drei Theilen Erdaͤpfelmehl auf vier Theile
Weizenmehl, und das Zwiebak hieraus sogar besser, als wenn es bloß aus Weizenmehl
besteht.
Hr. Whately eifert sehr gegen den auserwaͤhlten
Ausschuß zur Revision der Korngeseze, durch welchen, in so fern er aus lauter
Guͤterbesizern besteht, der hohe Kornpreis nur perpetuirlich erklaͤrt
werden kann, indem keine Weizeneinfuhr aus dem Auslaͤnde erlaubt wird, solang
der Quarter Weizen in England unter 96 Shilling steht, und er ist der Meinung, daß
diese Monopolisten, durch deren Geiz so viele Menschen in England jaͤhrlich
aus Schikung Gottes sterben, d.h., verhungern, durch Erdaͤpfelmehl am
sichersten auf das Geboth der Liebe des Naͤchsten zuruͤk
gefuͤhrt werden koͤnnen.
Folgendes sind die von Hrn. Whately angestellten
Versuche.
I. Versuch.
Gewicht Pf. Unz.
Materialien.
Preis. Den.
Betrag. Shill.
Den.
Gewicht d. Brodes
Pf. Unz.
kostet d. Pf. Den.
Bemerkungen.
N. 1.
2–8
Weizenmehl
5 1/4
1 – 1 1/8
3 – 6
3 7/8
Gutes Brod.
N. 2.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
2 – 11
3 7/8
Ebenso.
N. 3.
1–8
Weizenmehl
5 1/4
0 – 7 7/8
1–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 3
Geschmak nach
–––––
–––
––––––––
rohen Erdaͤpfeln.
2–8
0 – 10 7/8
3 – 4
3
N. 4.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
1–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 3
Ebenso.
–––––
–––
––––––––
3–0
1 – 1 1/2
3 – 13
3 1/2
N. 5.
1–8
Weizenmehl
5 1/4
0 – 7 7/8
2–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 6
Etwas Geschmak
2–0
Gesottene Erdaͤpfel
3 1/2
0 – 1
nach rohen Erdaͤpfeln.
–––––
–––
––––––––
Weiche Kruste.
5–8
1 – 2 7/8
5 – 7
2 3/4
N. 6.
1–8
Weizenmehl
5 1/4
0 – 7 7/8
Wohlschmekendes
1–0
Ges. Erdaͤpfel
5 1/2
0 – 0 1/2
Brod. Feucht.
–––––
–––
––––––––
2–8
0 – 8 3/8
2 – 9
3 1/4
N. 7.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
1–0
Ges. Erdaͤpfel
5 1/2
0 – 0 1/2
Ebenso.
–––––
–––
––––––––
3–0
0 – 11
3 – 0
3 5/8
N. 8.
1–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 5 1/4
Vortreffliches Brod.
1–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 3
Ich halte es fuͤr vollkommen so gut,
1–0
Ges. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/2
als wenn es ganz aus Weizenmehle
–––––
–––
––––––––
waͤre.
3–0
0 – 8 3/4
3 – 2
2 3/4
N. 9.
1–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 5 1/4
Schwer gebaken, aber sehr suͤßes
1–0
Ges. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/2
Brod: feucht.
–––––
–––
––––––––
2–0
0 – 5 3/4
1 – 13
318
II. Versuch.
Gewicht Pf. Unz.
Materialien.
Preis. Den.
Betrag. Shill.
Den.
Gewicht d. Brodes
Pf. Unz.
kostet d. Pf. Den.
Bemerkungen.
N. 1.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
Schwer gebaken, aber
1–0
Gesottene Erdaͤpfel
1/2
0 – 1/2
nicht unangenehm.
–––––
–––
––––––––
3–0
0 – 11
2 – 15 1/2
3 3/4
N. 2.
1–8
Weizenmehl
5 1/4
0 – 7 7/8
2–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 6
Schwer gebaken;
2–0
Ges. Erdaͤpfel
1/2
0 – 1
mittelmaͤßig.
–––––
–––
––––––––
5–8
1 – 2 7/8
5 – 6
2 3/4
N. 3.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
2–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 6
Vortreffliches Brod; wird besser,
2–0
Ges. Erdaͤpfel
1/2
0 – 1
wenn es einige Tage liegt.
–––––
–––
––––––––
Beinahe uͤberbaken.
6–0
1 – 5 1/2
6 – 0
2 7/8
N. 4.
1–8
Weizenmehl
5 1/4
0 – 7 7/8
Dieses Verhaͤltniß ist beinahe
1–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 3
besser als obiges; das Brod
1–0
Ges. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/2
ist aber bei beiden vortrefflich.
–––––
–––
––––––––
Es wird besser, wenn es einige
3–8
0 – 11 3/8
3 – 5
3 1/2
Tage aufbewahrt wird.
N. 5.
1–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 5 1/4
1–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 3
Beinahe zu naß, aber sehr suͤß
1–8
Ges. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 3/4
und gut, und wird aufbewahrt
–––––
–––
––––––––
viel besser.
2–8
0 – 9
3 – 3
2 7/8
N. 6.
1–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 5 1/4
1–0
Geriebene Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/2
Leichtes angenehmes Brod.
–––––
–––
––––––––
Die Farbe ist dunkel.
2–0
0 – 5 3/4
1 – 12
3 1/4
III. Versuch.
Gewicht Pf. Unz.
Materialien.
Preis. Den.
Betrag. Shill.
Den.
Gewicht d. Brodes
Pf. Unz.
kostet d. Pf. Den.
Bemerkungen.
N. 1.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
Schwer; mißfarbig; die Erdaͤpfel
2–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 6
waren 48 Stunden lang gerieben.
2–0
Ger. Erdaͤpfel
1/2
0 – 1
Unangenehmer Geschmak.
–––––
–––
––––––––
6–0
1 – 5 1/2
6 – 2
2 7/8
N. 2.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
2–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 6
Schwer
2–0
Ger. Erdaͤpfel
1/2
0 – 1
–––––
–––
––––––––
6–0
1 – 5 1/2
6 – 1
2 7/8
N. 3.
1–8
Weizenmehl
5 1/4
0 – 7 7/8
Etwas schwer; mißfarbig.
1–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 3
Gesortene Erdaͤpfel sind offenbar
1–0
Ger. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/2
weit besser zum Brode, als geriebene.
–––––
–––
––––––––
3–8
0 – 11 3/8
3 – 9
3 1/4
N. 4.
1–8
Weizenmehl
5 1/4
0 – 7 7/8
Gutes Brod. Roͤstet sich sehr gut am
1–0
Erdaͤpfelmehl
4
0 – 3
Feuer, wie alles aus Erdaͤpfeln
1–0
Ges. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/2
verfertigte Brod.
–––––
–––
––––––––
3–8
0 – 11 3/8
3 – 5
3 1/2
N. 5.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
Etwas schwer. Mißfarbig.
1–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 3
Kein guter Geschmak.
1–0
Ger. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/2
–––––
–––
––––––––
4–0
1 – 2
4 – 0
3 1/2
N. 6.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
Vortreffliches Brod; die Farbe besser als an N. 4,
und
1–0
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 3
etwas mehr dicht. Diese Menge Weizenmehl allein
1–0
Ges. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/2
wuͤrde, wie aus N. 7 erhellt, 2 Pf. 10 Unzen
Brod gegeben
–––––
–––
––––––––
haben; folglich ist das Verhaͤltniß des
Productes der Erdaͤpfel
4–0
1 – 2
4 – 0
3 1/2
an diesem Leibe 1 Pf. 6 Unz. oder beinahe das
Drittel.
N. 7.
2–6
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
2 – 10
4
Etwas dunkel. Das Ansehen des Leibes ließ mich
vermuthen,
daß die Hefen nicht gut waren.
N. 8.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
3 – 4
3 3/4
0–8
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 0 1/2
Vortreffliches Brod; weisser als aus Weizenmehl
allein.
–––––
–––
––––––––
Durchaus fein Erdaͤpfel-Geschmak.
2–8
1 – 0
Wurde erst nach 9 Tagen gebraucht.
N. 9.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
0–8
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 1 1/2
Kommt N. 10. nicht gleich. Ein Beweis mehr, daß
geriebene
0–8
Ger. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/4
Erdaͤpfel nicht sehr zu brauchen sind.
–––––
–––
––––––––
3–0
1 – 0 1/4
3 – 7
3 1/2
N. 10.
2–0
Weizenmehl
5 1/4
0 – 10 1/2
0–8
Erdaͤpfelmehl
3
0 – 1 1/2
Vortreffliches Brod. Geht bei dem Roͤsten auf,
und war
0–8
Ges. Erdaͤpfel
1/2
0 – 0 1/4
nach 7 Tagen noch ganz neugebaken.
–––––
–––
––––––––
3–0
1 – 0 1/4
3 – 5
3 3/4
Aus diesen Versuchen erhellt, daß es mehrere Verhaͤltnisse von
Erdaͤpfeln und Erdaͤpfelmehl zu dem Weizenmehle gibt, die ein sehr
schmakhaftes Brod liefern. Ein Fuͤnftel derselben reicht hin, um alle oben
angefuͤhrten Vortheile zu gewaͤhren.
Einige Arten von Erdaͤpfeln liefern eine weit groͤßere Menge Mehles als
andere; einige geben sogar ein Siebentel und noch mehr. Erfahrung muß uns noch erst
die, in dieser Hinsicht beßte Sorte kennen lehren, indem weniger mehlreiche Sorten
oͤfters dafuͤr desto reichlicher tragen.
Man kann beinahe das ganze Jahr uͤber Mehl aus den Erdaͤpfeln bereiten;
die Erdaͤpfel verlieren aber einen Theil ihres Mehlstoffes, wenn die
Vegetation wieder beginnt. Der Erdaͤpfel-Mehlfabrikant sollte sich
daher auch um eine Fruͤh-Sorte bekuͤmmern, damit er seine
Operationen im August anfangen und im April und Mai beschließen koͤnnte.
Erfrorne Erdaͤpfel geben beinahe ein so gutes Mehl als andere, vorausgesezt,
daß man sie mahlt, ehe sie anfangen zu verderben, und wenn auch die Erdaͤpfel
ein ganzes Jahr uͤber aufbewahrt werden muͤssen, so sind sie, wenn
gleich dadurch schlechter geworden, doch noch immer auf Mehl benuͤzbar: zwei
Vortheile, welche den Erdapfelbau sehr beguͤnstigen muͤssen, indem
bisher die erfrornen Erdaͤpfel in kurzer Zeit meistens gaͤnzlich
verderben, und die Landleute nicht mehr Erdaͤpfel bauen, als sie schnell
absezen koͤnnen, weil sie das Verderben derselben bei der Aufbewahrung
fuͤrchten muͤssen.
Vorzuͤglich tauglich ist das Erdaͤpfelmehl zu Schiffs-Zwiebak.
Zwiebak aus einem Theile Erdaͤpfel- und zwei Theilen Weizens Mehl ist
weisser und besser als das aus bloßem Weizenmehle. Da das Erdapfelmehl weniger
leicht verdirbt, als das Weizen-Mehl, so wird wahrscheinlich auch das daraus
bereitete Zwiebak sich laͤnger halten. Man hat bereits Zwiebak aus
Erdaͤpfelmehl zwoͤlf Monate lang aufbewahrt, ohne daß es die mindeste
Spur von Verderbniß zeigte. Obschon das ErdaͤpfelmehlErdaͤfelmehl mehr Feuchtigkeit enthaͤlt, so wird diese doch bei dem Baken des
Zwiebakes weggeschafft, und der Baͤker hat bei diesem Mehle noch den
Vortheil, daß er dasselbe zum Brode, wie zum Zwiebake, naß oder troken mit dem
Weizenmehle verbinden kann, so daß man in vielen Faͤllen das Troknen erspart.
Beim Zwiebake
erspart man durch Anwendung des Erdapfel, Mehles ein volles Drittel an
Weizenmehl.
Erdaͤpfelmehl wuͤrde auch uͤberdieß als gute und gesunde Kost
auf Schiffen und als Ersaz (oder Abwechslung) fuͤr Erbsen, Hafermehl und Reiß
dienen. Zwei Loth Erdaͤpfel-Mehl verdiken beinahe ein Quart Wasser
hinlaͤnglich, und geben mit Zwiebeln, Sellerie und Lauch, und Salz und
Pfeffer eine schmakhafte Wassersuppe. Aus 21 Pf. rohen Erdaͤpfeln
erhaͤlt man Mehl zur Suppe fuͤr 23 Personen, auf jeden Kopf ein ganzes
Quart gerechnet: auf die gewoͤhnliche Weise genossen wuͤrden diese
Erdapfel kaum fuͤr 10 Personen hinreichen.
Erdaͤpfelmehl gibt mit 26 Theilen Wassers (seinem Gewichte nach) einen diken
Schleim.
Wo man immer ErdaͤpfelmehlErdaͤfelmehl in eine Gallerte verwandeln will, muß dasselbe vorlaͤufig mit einem
Theile der Fluͤssigkeit kalt angeruͤhrt werden.
Ein Kaffee-Loͤffel voll Erdapfelmehl, mit etwas kalter Milch zugesezt,
in derselben umgeruͤhrt, und etwas aufgesotten, gibt ein treffliches
Nahrungsmittel.
Es scheint, daß die bei den Kraͤmern verkaͤufliche sogenannte Semolina,
die man fuͤr Kinder und kraͤnkliche Personen als Nahrungsmittel
empfiehlt, durchaus aus Erdaͤpfelmehl besteht.
Hr. Whately fuͤhrt nun aͤrztliche Zeugnisse
fuͤr die Guͤte seines Mehles und Zwiebakes an.
Beschreibung der Maschine zum
Erdaͤpfel-Mahlen.
Diese Maschine ist sehr einfach. Der bewegliche Theil derselben besteht aus einem
Cylinder, welcher mit Platten von verzinntem Eisenbleche bedekt ist, die so wie die
Riebeisen, nur mit weit groͤßeren Oeffnungen, durchgeloͤchert sind.
Dieser Cylinder laͤuft unter einem Trichter (oder unter einer Gosse), in
welchen die Erdaͤpfel geschuͤttet werden, und von wo sie in einen Trog
gelangen, worin sie an den Cylinder angedruͤkt werden, der sie, so wie er
sich dreht, zu Brei zermahlt.
Fig. 16. Tab.
VIII. zeigt die Maschine von vorne, wo man den Cylinder seiner ganzen Haͤnge
nach sieht, und Fig. 17 dieselbe im Durchschnitte durch ihren Mittelpunct, die Grosse mit
den eingeschuͤtteten Erdaͤpfeln, und die Weise, wie die Maschine wirkt. A, ist der Griff oder die Kurbel, wodurch die Maschine
in Bewegung gesezt wird. Sie ist an dem Ende der Achse des Reibecylinders, B, angebracht, an dessen gegen uͤberstehendem
Ende sich ein Flugrad, C, befindet, um der Bewegung
Gleichfoͤrmigkeit zu geben. D, ist die Gosse: die
in dieselbe eingeschuͤtteten Erdaͤpfel druͤken durch ihr
Gewicht stuf den Cylinder, und werden schon dadurch zum Theile abgerieben. An einer
Seite des unteren Endes der Gosse ist eine Oeffnung, die man mittelst eines
Schiebers, E, nach Belieben verengern und erweitern
kann, wodurch das Einfallen der Erdaͤpfel aus der Gosse, D, in den Trog, F, geregelt
werden kann. Dieser Trog ist solang als des Cylinder, und ein concaves Brett ist in
demselben so eingepaßt, daß es mittelst der Hebel, aa, welche an der Achse, H, befestigt sind,
die quer uͤber das Gestell der Maschine laͤuft, vorwaͤrts und
ruͤkwaͤrts geschoben werden kann, K, ist
ein Hebel, welcher auf der Mitte dieser Achse befestigt ist, und sich in einen Haken
endet, an welchem das Gewicht, L, aufgehaͤngt
wird. Dieses Gewicht wirkt auf das Brett, G, mittelst
der Hebel, k und aa,
und der Stangen, b, und treibt oder druͤkt die in
dem Troge enthaltenen Erdaͤpfel vorwaͤrts gegen den Cylinder, damit
sie ganz zu Brei zerrieben werden.
An dem Ende des Hebels, K, ist eine Schnur befestigt, die
uͤber eine Rosse, d, laͤuft, und so weit
herabhaͤngt, daß der Arbeiter, der die Maschine dreht, sie leicht mit seiner
Hand erreichen kann. Wenn diese Schnur, b, gezogen wird,
wird das Gewicht an dem Ende des Hebels, k, in die
Hoͤhe gehoben, und durch die Stangen, b, wird das
Brett, G, an das Ende des Troges gezogen, so daß ein
neuer Vorrath von Erdaͤpfeln durch die Oeffnung, E, aus der Gosse in den Trog fallen kann, Laͤßt man dann die Schnur
aus, so druͤkt das Gewicht, L, das Brett gegen
die Erdaͤpfel, und treibt diese gegen den Cylinder, welcher durch seine
Umdrehung dieselben sehr schnell wegreibt; der Brei laͤuft durch den
Zwischenraum zwischen der Kante des unteren Brettes, F
und dem Cylinder, welcher Zwischenraum eine so enge Spalte bildet, daß nichts als
der zerriebene Brei durchfallen kann, der in ein unten bei M, an dem Gestelle angebrachtes Gefaͤß rinnt. Das Brett, G, ist mit einer Menge großer kreisfoͤrmiger
Loͤcher versehen, welche eine unebene Oberflaͤche bilden, wodurch die
Erdaͤpfel, waͤhrend der Cylinder an der gegenuͤberstehenden
Seite in sie eingreift, fester gehalten werden.
Das verzinnte Eisenblech ist von innen nach aussen durchloͤchert, und die
Erhabenheit oder der scharfe Rand, der um jedes Loth entsteht, bildet fuͤr
Koͤrper, wie die Erdaͤpfel, ein treffliches Reibinstrument. Das
Gestell der Maschine braucht leine weitere Erklaͤrung: es ist vierekig,
haͤlt die Gosse und den Cylinder, und steht auf 4 Fuͤßen, wovon zwei
hoch genug sind, um die Zapfen der Achse, H, zu tragen.
Die Fuͤße sind in vier Grundschaͤmel eingezapft, die eine Kiste oder
Lade aufnehmen koͤnnen, in welche der Brei faͤllt, oder ein
Gefaͤß, das man besonders darunter stellt.
Der erhaltene Brei wird in Wasser eingetaucht, und gehoͤrig umgeruͤhrt,
wodurch die Abscheidung des Mehles, welches zu Boden faͤllt, bald geschehen
wird. Die faserigen und unbrauchbaren Theile werden zuerst weggeschafft, und das
Mehl wiederholt solang gewaschen, bis es dem Wasser nicht die mindeste Farbe mehr
mittheilt: dann kommt es auf die Darre oder Trokenstube, wird daselbst in Laden
gethan und getroknet. Man muß dafuͤr sorgen, daß es nicht zu schnell troknet.
Mo die Mehlbereitung im Großen geschieht, muß man eine Maschine zum Waschen der
ErdaͤpfelDer Modellen-Saal der Gesellschaft besizt die Modelle zweier solcher
Maschinen. A. d. Ueb. vorrichten, die zugleich von derselben Kraft in Bewegung gesezt werden kann,
welche die Mahl-Maschine bewegt. Die Gefaͤße, welche den Brei
enthalten, muͤssen so eingerichtet seyn, daß man immer Wasser durch dieselben
kann durchstroͤmen lassen. Der Brei enthaͤlt, nach der ersten
Ausscheidung des Mehles, noch immer eine Menge mehlartiger Stoffe; es ist aber
besser denselben gesotten, mit einigen gesottenen ErdaͤpfelnErdaͤfeln, an Schweine zu verfuͤttern, als noch einmahl Mehl daraus erhalten
zu wollen. Der Ertrag der Schweinemast entschaͤdigt beinahe fuͤr alle
Kosten der Mehl-Erzeugung.
Diese Maschine dient auch sehr gut zum Zerreiben der Aepfel, wenn man Most (Cider)
aus denselben bereiten will sie arbeitet sehr schnell und kraͤftig.