Titel: | Ueber das zu London neu zu errichtende Institut für Mechanik (London Mechanic's Institute). |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LXXXII. LXXXI. , S. 393 |
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LXXXII.
LXXXI.
Ueber das zu London neu zu errichtende Institut
für Mechanik (London Mechanic's Institute).
Aus dem London Journal of Arts and Science, Nro. 36.
S. 309. An den Herausgeber desselben. Von G. D. B. zu Cambridge. (Im
Auszuge)Man fuͤhlt endlich auch in Alt-England, was man in Frankreich unter
dem großen Kaiser bereits um 30 Jahre fruͤher gefuͤhlt, und in
Deutschland
(wenigstens in Oesterreich; Preußen, Baiern) nachgefuͤhlt hat daß der
Unterricht, den die, nicht zum gelehrten Stande bestimmte Jugend auf den
bisherigen Lehr-Anstalten, genannt Gymnasien, Lyceen und
Universitaͤten, erhaͤlt zur Bildung derselben fuͤr das
buͤrgerliche Leben, zur Bildung von Handwerkern, Kuͤnstlern und
Fabrikanten, die mit den Fortschritten der Kuͤnste gleichen Gang Halten
sollen, nichts, oder weniger als nichts, taugt daß die arbeitende Classe, als
die weit zahlreichere und Mehr in das Leben eingreifende Classe, eben so gut
einer zwekmaͤßigen Ausbildung bedarf, als die weit magerere Kaste der
Gelehrten. Man hat in Deutschland schon seit Jahren diesem Mangel des
oͤffentlichen Unterrichtes sowohl durch Privat-Erziehungs-
und Unterrichts-Anstalten als durch oͤffentliche
Bergwerks-Forst-Oekonomie Handlungs-Institute etc.
abgeholfen, und es sind aus diesen Instituten Maͤnner hervorgegangen, die
dem Staate ebensoviel Nuzen, als der Wissenschaft, die sie foͤrderten
(ohne uͤber die Schwelle eines Ghimnasiums, Lyceums, oder einer
Universitaͤt getreten zu seyn) Ehre gebracht haben. Man sah sich
gezwungen, polytechnische Institute zu errichten und so sehr auch diese eine
revolutionaͤre Ausgeburt schienen, hielten sie sich nicht bloß in
konstitutionellen Staaten, sondern selbst in den absolutesten Monarchien. Die
Universitaͤten, oder vielmehr die
Universitaͤts-Professoren, die sich durch Errichtung dieser
Institute beeintraͤchtigt und getraͤnkt fuͤhlten, eiferten
heimlich und oͤffentlich gegen dieselben; denn sie hatten vergessen, daß
Universitaͤten nur eine Fruͤhgeburt des Mittelalters waren,
wodurch die Hierarchie einen zweiten Status in Statu sich zu bilden
bemuͤhte, und das Wichtigste was es fuͤr seine Existenz erhalten
konnte; den Unterricht und die Bildung der Jugend nach ihren, nicht nach des
Staates Zweken, an sich riß. Heute zu Tage sind diese Universitaͤten, die
von selbst wieder in Schulen zerfallen werden, den Staaten nicht bloß
uͤberfluͤssig, sondern laͤstig und gefaͤhrlich
geworden. Sobald wir aus der Barbarei des Mittelalters, die uns noch hier und da
anklebt, und in deren Abgruͤnde man uns neuerdings hinabzustuͤrzen
bemuͤht, zu jener Stufe von Cultur Hinangestiegen seyn werden, auf
welcher einst Griechenland und Italien glaͤnze werden wir so wenig als
Athen und Rom in den Zeiten seiner Bluͤthe, eine Universitaͤt,
dafuͤr aber Schulen erhalten, aus welchen Kuͤnstler und Gelehrte
hervortreten werden, welche die Nachwelt laͤnger mit Ehrfurcht nennen
wird, als die Universitaͤten. A. d. Ueb.
Neue Institut der Mechanik zu London.
„Mit den aufrichtigsten Wuͤnschen fuͤr das Gedeihen und
Emporkommen eines so nuͤzlichen Institutes ersuche ich Sie, folgende Winke bei der
endlichen Abfassung des Planes zu beruͤksichtigen:
1. Unterricht fuͤr die arbeitende Classe der
Mechaniker in allen Zweigen ihrer Kuͤnste und Wissenschaften
2. Erleichterung fuͤr die Lehrlinge der nicht militaͤrischen
MechanikEs ist doch wahrlich sonderbar, daß man den Nuzen der Ingenieurs
Artillerie- und Cadetten-Schulen uͤberall schon
seit Jahrhunderten erkannte, und den Nuzen der Schulen fuͤr
Handverker und mechanische Kuͤnstler nicht uͤberall
einsehen will. Man ertheilt seit Jahrhunderten dem gemeinen Volke
(Artilleristen, Mineurs, Sappeurs etc.) Unterricht in der Kunst Menschen
und Staͤdte zu zerstoͤren, und will es nicht lernen lassen
seine Staͤdte und Haͤuser wieder besser aufzubauen. Das
ist doch wirklich sonderbar! A. d. Ueb.. der Baukunst etc.; wenigstens groͤßere Erleichterung, als ihnen
gegenwaͤrtig nicht zu Gebothe steht sich theoretische Kenntnisse der
Anfangsgruͤnde und Grundsaͤze jener Kuͤnste und
Wissenschaften zu verschaffen, die sie einst praktisch ausuͤben werden,
so daß sie ihre Geschaͤfte mit Auszeichnung verfolgen, und sich einst Ruhm und Ehre
in denselben verschaffen koͤnnen.
3. Jeden nuͤzlichen Vorschlag, dem der sinnreiche Erfinder desselben
entweder aus Mangel an den hierzu noͤthigen mechanischen Kenntnissen,
oder aus Mangel an Geld nicht die gehoͤrige Vollendung geben kann, in
Ausfuͤhrung bringen zu suchen.
4. Alle Werke uͤber Gegenstaͤnde, die die Zweke des Institutes
betreffen, druken zu lassen, damit sie nicht, entweder weil der Verfasser
derselben nicht Ruf oder Geld genug hierzu besizt, oder ans anderen
Gruͤnden, verloren gehen.
5. Versuche uͤber Theorien anzustellen, die bisher noch nicht genug
beleuchtet oder erwiesen sind, und wodurch kuͤnftige Theorien verbessert
und weiter ausgedehnt werden koͤnnen.
6. Verbreitung praktischer Kenntnisse durch die gehoͤrigen Reizmittel zur
Nacheiferung, und treue Ueberlieferung an die Nachkommen uͤber jedes
unternommene Verfahren, damit diese sich vor den begangenen Fehlern
huͤten moͤgen, dieselbe verbessern lernen, und die Bahn zur
Wahrheit ihnen lichter wird.“ –
– „Den ersteren dieser Zweke verfolgen bereits unsere wetteifernden
Bruͤder im Norden“ (zu Edinburgh. Siehe Polytechn. Journ. B. 7. S. 382). Der Nuzen, den sie hierdurch
gewaͤhren, ist nicht zu berechnen. Verbindung der Theorie mit der Praxis, das
war es, worauf der unsterbliche Bacon so kraͤftig gedrungen hat, worauf man
durch alle auf ihn folgende Menschenalter hingearbeitet hat, und worauf man bisher
in unsern Schulen gar nicht gedacht hat. Da es so viele Maͤnner gibt, die ein
solches Institut leiten koͤnnen, und, wenn auch der Unterricht beinahe
unentgeldlich gegeben werden muß, werden leiten wollen, so waͤre es
uͤberfluͤssig uͤber die Leitung derselben zu sprechen. An dem
Nuzen desselben wird kaum der Vollendeste Skeptiker zu zweifeln
vermoͤgen.
Eine Schule fuͤr Baumeister muß eine Wohlthat fuͤr die ganze Nation
werden: gegenwaͤrtig sind die Huͤlfsmittel und die Aufmunterungen zur
Bildung in der Baukunst erbaͤrmlich wenig bei uns. Studirt der
kuͤnftige Baumeister seine Wissenschaft auf Universitaͤten, so muß er
sich uͤber Gegenstaͤnde pruͤfen lassen, die dem Zweke, dem er
fein Leben widmen will, ganz fremd sind, und Zeit und Aufmerksamkeit und Geld an
Dinge verschwenden, die er nimmermehr wird brauchen koͤnnen. Es ist
natuͤrlich, daß er dasjenige vernachlaͤßigt, was ihm keine Ehre
bringt, und dasjenige eifrig verfolgt, was ihn seinen Freunden angenehm macht, und
Glanz uͤber ihn verbreitet, Lernt er unter einem Privat-Meister, d.i.,
unter einem Individuum seiner kuͤnftigen Profession, so findet er keinen
Reiz, der ihn anspornen koͤnnte, sich auszuzeichnen; seine Ehre oder seine
Unehre wird nicht oͤffentlich bekannt; er gilt in der Welt nach dem Rufe
seines Meisters, und einem Jungen, der sich wenig um die Zukunft kuͤmmert,
ist es gleichguͤltig, ob er seiner Kunst Aufmerksamkeit schenkt, oder nicht. Wenn er nicht
mit einer natuͤrlichen Neigung fuͤr seine Kunst ausgestattet ist, so
wird ihm die noͤthige Aufmerksamkeit nur zu leicht zur quaͤlenden
Last, und da er keine Pruͤfung zu fuͤrchten hat, in welcher er
beschaͤmt werden koͤnnte, fuͤr ihn also weder Ehre zu gewinnen
noch zu verlieren ist, so vernachlaͤßigt er das Lernen auf eine
schaͤndliche WeiseEs geht auf mancher Universitaͤt, aus welcher man fuͤr
Lernfreiheit so kraͤftig kaͤmpft, mit den kuͤnftigen
Doctoren um kein Haar besser als mit den kuͤnstigen Handwerkern. A.
d. Ueb.. Wie ganz anders wuͤrde er sich benehmen, wenn er sich durch Aussicht
auf Ehrenbezeugungen, die ihn der ganzen Welt ruͤhmlich bekannt machen, zur
Nacheiferung angespornt fuͤhlte; wenn er sich einer Pruͤfung
unterziehen muͤßte, durch welche seine gerechten Anspruͤche auf
Vollkommenheit in seiner Kunst der Welt bekannt wuͤrden! Wie unendlich besser
waͤre es fuͤr die Nation, wie fuͤr jedes einzelne lernende
Individuum aus der Classe der mechanischen Kuͤnstler, wenn lezteres seine
Aufmerksamkeit lediglich auf jene Gegenstaͤnde beschraͤnken
koͤnnte, die unmittelbar zu seinem Zweke gehoͤren. Jeder Keim von
Genie wurde dann gewekt und genaͤhrt werden mit der ihm entsprechenden
Naͤhrung; jeder Funke desselben wuͤrde mit dem freudigen Hauche der
Nacheiferung zur Flamme angewehet werden. Ehrgeiz ist die kraͤftigste und die
vorherrschendste unter allen menschlichen Leidenschaften; wir sehen taͤglich
Beispiele seiner Verbreitung, und nur zu oft auch seinen verderblichen Einfluß auf
den menschlichen Geiste Wahrlich, wenn man eine solche Kraft auf den besseren Weg zu
leiten versteht, kann man etwas Ausserordentliches erwarten!
Der dritte Zwek ist, nuͤzliche Verbesserungen vor der Vergessenheit zu
bewahren, und die Taͤuschung eitler Entwuͤrfe zu enthuͤllen,
die nur zu oft den nachdenkenden, aber unausgebildeten Mechaniker in das Verderben
fuͤhren. Wir haben Beispiele von verdrehten Genien, die Zeit und Arbeit an
Hirngespinste verschwendeten, um mit nuzlosen Patenten zu enden und es ist keine
seltene Erscheinung, daß manches wahre Genie in der unteren Classe, gefesselt durch
Armuth oder durch theoretische Schwierigkeiten, unbemerkt verschmachten oder
unbelohnt fortleben muß. Der praktische mechanische Kuͤnstler, der nur zu oft
mit den ersten Grundsaͤzen seiner Kunst nicht gehoͤrig vertraut ist,
muß auf eine Menge von Schwierigkeiten stossen, die ihn verwirren die er weder
aufzuloͤsen noch zu beseitigen vermag. Er befolgt Mechanisch gewisse,
fuͤr seine Arbeit vorgeschriebene Regeln, ohne dieselben im Mindesten zu
begreifen, und die geringste Abweichung von denselben bringt ihn nothwendig in die
groͤßte Verwirrung. Daher kommt es, daß die Classe der Handwerker und
mechanischen Kuͤnstler alle neuen Verbesserungen so uͤbel aufnimmt; denn diese
Leute sind nicht im Stande eine Neuerung anders, als nach ihrer Wirkung, zu
beurtheilen, und nehmen dieselbe daher natuͤrlicher Weise so lang nicht auf,
bis sie nicht bereits der Gegenstand beinahe allgemeiner Erfahrung geworden ist. Wie
oft sehen wir nicht eine sehr kostspielige Maschine, die angeblich nach den beßten
Grundsaͤzen erbaut ist nur die Haͤlfte von dem leisten, was sie
haͤtte leisten sollen; und woher kommt dieß anders, als weil ihr Erbauer
blindlings einem falschen Pfade folgte. Aus Mangel an Kenntniß einiger wenigen
Hauptgrundsaͤze seiner Kunst wird das Werk seiner Haͤnde, und wenn die
Arbeit an demselben auch noch so ausgesucht waͤre, beinahe oder ganz
unbrauchbar seyn: der Tadel faͤllt dann auf die Maschine, und nicht auf
denjenigen, der sie baute, und so gerathen oft die schoͤnsten Erfindungen in
uͤblen Ruf.
Wie oft muͤssen dem arbeitenden Mechaniker im Verlaufe seiner Arbeiten
Erscheinungen aufstossen, die dem Physiker in seinem Studir-Zimmer nie unter
die Augen kommen koͤnnen, und die jener entweder gar nicht zu beobachten im
Stande ist, oder uͤber welche er nicht mir dem gehoͤrigen Grade von
Klarheit das Resultat seiner Beobachtungen auszudruͤken vermag; und wenn er
auch mit Muͤhe eine solche Beobachtung zu Staude braͤchte, so
wuͤrde sie, weil sie so niedrigen Herkommens ist, vernachlaͤßigt oder
unbeachtet bleiben. Auf diese Art gehen mehrere kostbare Winke fuͤr die
Wissenschaft verloren, und daher sehen wir, selbst in dem gegenwaͤrtigen
erleuchteten Zeitalter, Theorie und Praxis so wenig mit einander
uͤbereinstimmen. Wuͤrde das Institut solche Beobachtungen
unterstuͤzen und bekannt machen, so wuͤrde dasselbe zugleich dem
Publicum und dem Beobachter selbst einen wichtigen Dienst erweisen.
Experimentale Physik, obschon sie von einem Menschenalter zu dem anderen immer mehr
und mehr vervollkommnet wurde, wurde bisher immer nur von einzelnen Individuen
betrieben; es hat sich noch keine Gesellschaft von Maͤnnern gebildet, die
ihre Talente auf einen Zwek hin vereinigt haͤtten, und es laͤßt sich
doch vernuͤnftiger Weise erwarten, daß ein solcher Verein weit mehr
Nuͤzliches hervorbringen wuͤrde, als die Anstrengungen eines einzelnen
Kopfes. Wir haben die erstaunlichen Resultate gesehen, die ein einzelnes Individuum
hervorzubringen vermochte, wenn es seine Ideen dem Pruͤfsteine der Erfahrung
unterzog, ehe es wagte dieselben oͤffentlich bekannt zu machen; und wir sahen
auch, wie die groͤßten Geister sich taͤuschten, wenn sie sich dieses
Ruders des Verstandes begeben hatten: ihr Genie verlor sich in den eitlen Spiele
grundloser Theorieen. Nur einige Ueberlegung, und man wird sich von dem Werthe einer
Gesellschaft hochsinniger Maͤnner, die sich zur Verfolgung einer Untersuchung
vereinigten, uͤberzeugen. Wie verhaͤltnißmaͤßig schnell
muͤßten die Kenntnisse vorwaͤrtsschreiten, wenn solche Maͤnner
sich zu gewissen Zeiten zur Vollendung der gegenwaͤrtigen halbverdauten
Theorieen verbinden; der
Theorien, die haͤufig ein halbes Jahrhundert lang unverdaut blieben, und dann
vielleicht von der schwachen Hand eines einzigen Individuums allein wieder
aufgegriffen wurden. – Es scheint mir, daß die Ausfuͤhrung der wenigen
hier gegebenen Winke, vereint mit der Mitwirkung der bereits bestehenden
Gesellschaften, ein Institut hervorrufen muͤßte, das mehr wahren praktischen
Nuzen gewaͤhrt, als irgend ein anderes gegenwaͤrtig vorhandenes; denn,
wenn man diese gegenwaͤrtig bestehenden Gesellschaften nur
oberflaͤchlich betrachtet, so wird man finden, daß die Verbesserungen in
ihrem Inneren nicht gleichen Gang mit den schnellen Fortschritten der Kenntnisse
hielten, die sie Anfangs so maͤchtig foͤrderten.
Ich habe mich bisher auf die bloßen Grundsaͤze des im Entwuͤrfe
stehenden Institutes beschraͤnkt: uͤber die innere Einrichtung
desselben bin ich nicht im Stande Bemerkungen mitzutheilen; denn ich fuͤhle,
daß eine Theorie am Schreibtische, ohne praktische Erfahrung, nur selten etwas
taugt. Es scheint mir indessen, daß die beiden Hauptzuͤge des Planes,
Erziehungs-Anstallt (College) und Schule, Quellen
eines reichen Ertrages fuͤr das Institut werden koͤnnten. In ersterer
koͤnnten die Lehrlinge, wie an den Universitaͤten, fuͤr Dach
und Fach bezahlen und dann auch etwas fuͤr den Unterricht beitragen.
Fuͤr die zweite koͤnnte man eine gewisse Anzahl Subscribenten
beitreten lassen, die bei der allgemeinen Jahres-Versammlung, an der
Bibliothek und bei den Vorlesungen Zutritt haͤtten, und ihre Stimme, im
Verhaͤltnisse der unterzeichneten Summe, sowohl fuͤr die
Angelegenheiten der Erziehungs-Anstalt als fuͤr jene der Schule
abgeben duͤrften. Ausser den gewoͤhnlichen Amts-Mitgliedern
koͤnnte man einen Ausschuß von Richtern bilden welche uͤber den Werth
der Plane, Entwuͤrfe etc., die der Gesellschaft zur Gutheißung oder
Verbesserung vorgelegt werden, zu entscheiden haͤtten. Dieser Ausschuß sollte
jaͤhrlich, wie bei der koͤnigl. Gesellschaft, von den Mitgliedern
erwaͤhlt werden, so daß naͤmlich immer die Haͤlfte fuͤr
das naͤchste Jahr zu bleiben haͤtte, und die andere Haͤlfte nu
erwaͤhlt wuͤrde, u.s.f.
Ich habe vorhin bemerkt, daß die Zoͤglinge des Institutes sich vor ihrer
Aufnahme in dasselbe einer Pruͤfung zu unterziehen haben: dieß kann offenbar
Anfangs nicht geschehen; das Institut muß vorher einige Staͤrke und einen
gewissen Einfluß erhalten haben. Die jaͤhrliche Vertheilung der Preise
koͤnnte gewisser Massen nach dem Plane der Society of
Arts geschehen, nur mit dem Unterschiede, daß die Modelle, welche den Preis
erhielten, und so wie diejenigen, welche denselben nicht erhielten,
oͤffentlich ausgestellt wuͤrden: die Preiswerber, welche Geld zur
Unterstuͤzung bekommen, koͤnnten eine Medaille von geringerem Werthe
als bleibendes Andenken, daß sie den Preis errangen, erhalten. Der
Modellen-Saal des Institutes' sollte mit allen europaͤischen
Uͤberseeischen Erfindungen ausgestattet, diese aber von jenen der Gesellschaft
abgesondert aufgestellt werden. Die Erfindungen der Gesellschaft sollen eben das
Recht auf Preise besizen, wie andere. Diese Erfindungen sollen, wo es immer ohne
Nachtheil des Erfinders geschehen kann, keinen Anspruch auf die Rechte eines
Patentes erlangen koͤnnen, und wo dieses durchaus in Anspruch genommen wird,
muͤssest der Gesellschaft die Kosten der Verbesserung oder
Veraͤnderung zuruͤk bezahlt, und ein mit der Wichtigkeit der Sache in
Verhaͤltniß stehendes Praͤmium an die Casse des Institutes entrichtet
werden: uͤberhaupt muß wenigstens ein Theil der Auslagen erstattet werden,
indem sonst entweder unermeßliche Capitalien erfordert wuͤrden, oder die
Gesellschaft außer Stand gesezt wuͤrde nuͤzliche Erfindungen zu
foͤrdern, und auf der Stelle zu Grunde geben muͤßte. Die Mitglieder
des Institutes unterliegen einer Geldbuße, wenn sie bei den monatlichen
Versammlungen nicht erscheinen, es sey denn, die Anzahl derselben wuͤrde so
groß, als es fuͤr das Wohl des Institutes zu wuͤnschen ist, wo diese
Maßregel dann unausfuͤhrbar waͤre. Es waͤre dann vielleicht
besser, einen Unterschied zwischen denselben zu machen, und einige derselben
(ungefaͤhr ein Drittel) wirkliche Mitglieder (Fellows) die anderen bloß Ehrenmitglieder (Members) zu nennen: erstere
muͤßten bei jeder Sizung, leztere (ausser wenn sie auf dem Lande wohnten) nur
bei der Jahresversammlung erscheinen.
Ein Institut nach diesem Plane, welches erst in mehreren Jahren zur Vollkommenheit
gedeihen koͤnnte, wuͤrde mehrere Attribute erfordern: eine doppelte
Bibliothek; die eine zunaͤchst fuͤr die Erziehungs-Anstalt und
die Gesellschaft, die andere Nach einem weiteren Umfange fuͤr die
Subscribenten; ein Laboratorium mit Allem, was zu Versuchen aller Art nothwendig
ist, reichlich ausgeruͤstet; einen Modellen-Saal, ein
Sizungs-Zimmer etc. etc. Da man, fuͤr den gegenwaͤrtigen
Augenblik, nicht alle Zweige der Wissenschaft umfassen kann, so waͤre es gut,
wenn man sich auf Mechanik allein beschraͤnkte: hierzu koͤnnte man
wahrscheinlich die noͤthigen Capitalien leicht auf? bringen. Die erste
Ausgabe wuͤrde ein zu diesem Zweke eins gerichtetes Gebaͤude seyn: die
Gesellschaft wuͤrde dadurch mehr Einfluß und materiellen Vortheil erhalten.
Es ist sehr zu bedauern, daß so wenige unserer Gesellschaften bisher Gebaͤude
zu ihrem eigenen Gebrauche aufgefuͤhrt haben. Wenn ein Fremdes von unserer
koͤniglichen Gesellschaft (Royal Society)
hoͤrt, so fragt er: wo ist sie? Wo hat sie ihr Gebaͤude? Die Antwort
auf diese Frage muß eiskalten Schauder uͤber den Ruͤken des Fragenden
gießen, wenn er hoͤrt: D! die koͤnigliche
Gesellschaft besizt kein eigenes Haus: ihre Bibliothek ist in jener Gasse, und sie
haͤlt ihre Sizungen in dieser. Das ist doch eben soviel, als wenn man sagte:
sie hat ihren Kopf dort, und ihre Fuͤße da. Fuͤr den Anfang
wuͤrde ein kleines Gebaͤude hinreichen, mit der Zeit ließe sich dasselbe, so wie die
Umstaͤnde es erlauben und die Absichten es erfordern, vergroͤßern.
Ich habe vergessen zu bemerken, daß die ordentlichen Mitglieder der Gesellschaft bei
Strafe gehalten seyn sollen, jaͤhrlich zum
Vortheile des Institutes ein Werk heraus zu geben. Eine Drukerei und Kupferdrukerei
sind ein unerlaͤßliches Erforderniß, und wuͤrden sich durch den Druk
der Abhandlungen etc. abzahlen; auch koͤnnten die außerordentlichen
Mitglieder etc. sich derselben, unter gewissen Einschraͤnkungen, zu jedem
Werke bedienen, welches Gegenstaͤnde der Gesellschaft betrifft. Die
Gesellschaft muß ferner durch eine koͤnigliche Urkunde ihre
Bestaͤtigung, und einen Protector erhalten: wahrscheinlich wuͤrde der
Herzog von Gloucester an diesem Institute lebhaften Antheil nehmen, indem er in
allen jenen Gegenstaͤnden, welche die Gesellschaft umfaßt, wohl bewandert
ist.
Wenn diese Winke auf irgend eine Weise benuͤzt werden koͤnnen, so wird
es mich sehr freuen, der (ich darf wohl ohne Furcht vor Widerspruch sagen) wichtigsten Classe unserer Bevoͤlkerung gedient zu
haben.
Dagegen bemerkt ein Herr T. H. in demselben Journale S. 320: „daß er nie
mehr Ekel empfunden habe, als bei der ersten Sizung dieses neu zu errichtenden
Institutes in der Krone und Anker-Taverne, obschon der Praͤsident
Dr. Birkbeck sich mit aller Wuͤrde benommen
hat;“ daß der Apfel der Eris schon bei dem ersten Entstehen unter die
Mitglieder des Institutes geworfen wurde; „daß, in so fern dieses Institut
den Kuͤnstlern und Gewerbsleuten selbst in die Haͤnde gegeben
wurde, es solang fortdauern wird, als es den Reiz der Neuheit besizt, und dann
auf ein Mahl zusammen stuͤrzen muß, daß es am nervus rerum gerendarum bald wird gebrechen muͤssen; daß
„Halbwissen gefaͤhrlich Ding ist;“
„daß Gesellschaften als Gesellschaften nie etwas Wichtiges in den
Kuͤnsten geleistet haben, keine Erfindung aus denselben hervor
gegangen ist, und keine verbessert wurde; etc. etc.
Und selbst der Verfasser des obigen Aufsazes (J. D. B. zu Cambridge) findet in seinen
nachtraͤglichen Bemerkungen im Januarhefte des Londoner Journales S. 27 „sich
in seinen Erwartungen uͤber dieses Institut gaͤnzlich
getaͤuscht.“
„Die Bildung einer neuen Gesellschaft zur Foͤrderung von Kunst und
Wissenschaft sagt er „scheint mir von so hoher Wichtigkeit, daß
sie die gespannteste Aufmerksamkeit eines jeden Einzelnen verdient, der an dem
Wohle seines Landes Antheil nimmt, und das Recht besizt seiner Meinung alle
Oeffentlichkeit zu geben. Wenn man bedenkt, welche hohe Sorgfalt bei Errichtung
irgend einer Gesellschaft, welcher das Wohl der am Herzen liegt nothwendig ist,
so kann man nur mit Bedauern sehen, wie die schwere Verantwortlichkeit des guten
Erfolges mit kalter
Gleichguͤltigkeit auf ein einzelnes Individuum hingewaͤlzt wurde.
Eine ein Mahl errichtete Gesellschaft, die ihre Verheissungen nicht
erfuͤllt, und das nicht ist, was sie seyn soll, ist, wie nur zu viele
Beispiele deutlich genug erweisen, fuͤr jede Verbesserung fuͤr
immer verloren. Ihre Schoͤpfer sind, ganz natuͤrlich, in ihr
eigenes Werk vernarrt, und blind vor lauter Liebe; selbst wenn eine freundliche
Hand ihnen die Augen oͤffnet, gelangen sie selten zu dem Bewußtsein, daß
ihr Wert nichts taugt, und noch seltener wird ihr Stolz es ihnen erlauben durch
irgend eine nothwendige Verbesserung oͤffentliches Gestaͤndniß
ihres begangenen Fehlers abzulegen. Je groͤßer daher der Einfluß einer
solchen Gesellschaft, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, daß jemahls
eine wahre Verbesserung an derselben vorgenommen werden kann, und desto
groͤßer wird das Unheil, das sie erzeugt: denn
die Neigung und die Beihuͤlfe derjenigen, die wirklich einen
wohlthaͤtigen Zwek foͤrdern wollen, werden hier auf Abwege
geleitet, und durch die Verderbliche Verkehrtheit einiger Wenigen werden
Institute, welche urspruͤnglich in der beßten Absicht errichtet wurden,
in einem weit hoͤheren Grade schaͤdlich als nuͤzlich. Da
diese Institute dem Namen nach als nuͤzlich gelten, so fragen wenige, ob
sie wirklich nuͤzlich sind, und die Stimme dieser Wenigen verhallt vor
einem von Vorurtheilen eingenommenen Publicum. Was allgemein anerkannt ist, gilt
fuͤr unlaͤugbar richtig, und wer wird so kuͤhn seyn, und
die Richtigkeit eines Schlusses, in Anspruch nehmen, der allgemein
genuͤgend ist. Es ist vielleicht nicht uͤberfluͤssig,
fuͤr kuͤnftige Gruͤnder aͤhnlicher Institute zu
bemerken, daß sie sich ehe um die noͤthige Unterstuͤzung umsehen
sollen, ehe sie ihr Werk in Ausfuͤhrung bringen wollen, indem sie sicher
seyn koͤnnen, daß, nachdem sie einst auf ihre Faust angefangen haben, sie
auf dieselbe Weise fortfahren und vollenden koͤnnen: denn die
Thuͤre der Huͤlfe wird fortan fuͤr sie verschlossen
bleiben. Die gegenwaͤrtige Form des neuen Institutes ist so
beschraͤnkt in ihrem Plane, daß wir kaum vermuthen koͤnnen, daß
wirklich ein bedeutender Nuzen aus demselben hervor zu gehen vermag, Es gibt
Leute, die es laͤcherlich finden, daß man die arbeitende Classe
unterrichten will, und die uns bei dieser Gelegenheit an die Fabel von der Sau
und der Perle erinnern: ich bin weit entfernt unter diese Leute zu
gehoͤren, muß aber gestehen, daß ich, bei dem gegenwaͤrtigen Lehrplane an diesem Institute, ganz mit demjenigen
uͤbereinstimme, welches sagte, daß „Halbwissen
gefaͤhrlich Ding„A little learning is a dangerous
thing“. Ein bekannter Vers aus Pope'sEssay on Criticism ist. Es ist offenbar, daß ein Mensch, der um sein taͤgliches
Brod arbeiten muß, und wenn er noch so viele Neigung zum lernen hat, es
nicht hoch uͤber das Halbwissen hinaufbringen kann, und wenn er
hinsichtlich der Anwendung dieser Halbmisserei, noch
uͤberdieß seinem Eigenduͤnkel uͤberlassen ist,
so kann man 1000 gegen 1 wetten, daß er dieselbe falsch anwenden wird; denn
es ist nur zu gewoͤhnlich, daß ein Mensch seine Geschiklichkeit nach
seiner eigenen Rechnung zehn Mahl hoͤher anschlagt, als sie in der
Rechnung eines anderen nie angesezt werden wird, und wir haben die Fehler
dieses Irrthumes nur zu oft zu beklagen, als daß wir sie nicht auch in dem
gegenwaͤrtigen Falle zu befuͤrchten haben sollten. Es scheint
mir, daß nur noch zwei Wege uͤbrig sind, durch welche dieses Institut
wesentliche Vortheile gewahren kann; allein keiner von diesen beiden
leuchtete aus dem Plane desselben hervor; man muͤßte entweder die
Arbeiter zu Physikern machen, oder die Physiker zu Huͤlfe rufen.
Ersteres ist unmoͤglich, indem es zuvorderst an der gelehrten
Erziehung, und endlich an den fortgesezten Studien fehlt, die hier
unerlaͤßlich, und bei der arbeitenden Classe unmoͤglich sind.
Lezteres bildet die Basis meiner fruͤheren Bemerkungen; und scheine
mir das einzige moͤgliche Mittel, Theorie mit Praxis gehoͤrig
zu verbinden. Durch diese Vereinigung wuͤrde der Physiker und der
Mechaniker wechselseitig gewinnen: Erster durch die Beobachtungen des
Lezteren, und Lezterer durch Erlangung und
gehoͤrige Anwendung jener Kenntnisse, welche es dem Institute
moͤglich wird ihm einzuschaͤrfen. Mag der Handwerker
auch jeden Augenblik seiner Muse auf Erlernung theoretischer Kenntnisse
verwenden, so wird er doch niemahls, außer es waͤren ihm herkulische
Kraͤfte zu Theile geworden, sich soviel davon erwerben
koͤnnen, daß er im Stande waͤre die meisten Dunkelheiten, die
ihm aufstoßen, zu durchbliken. Was er an Kenntnissen erlangt, wird gerade
hinreichen, seine Verwirrung zu vermehren; eitle Speculationen werden immer
mehr Reiz fuͤr ihn bekommen, und er wird noch ehe als Opfer
tauschender Speculationen fallen: denn wahrlich in der Mechanik ist
„Halbwisserei ein gefaͤhrlich Ding.“ Diese
Bemerkungen gelten unter der Voraussezung, daß die Anwendung seiner
erworbenen Kenntnisse gaͤnzlich seinem Eigenduͤnkel
uͤberlassen ist. Stuͤnden ihm aber erfahrne Rathgeber zur
Seite, welchen er seine Plane vorlegen koͤnnte, die ihn in der
Auswahl der anzustellenden Versuche leiteten, so wuͤrden diese von
unaussprechlichem Nuzen fuͤr ihn werden, und er koͤnnte seine
Zeit und sein Geld zu nuͤzlicheren Zweken sparen: denn wo seine Ideen
wirklich Grund haben, wuͤrde er an diesen Maͤnnern Leute
finden, die dieselben zu ordnen und auszufuͤhren verstehen. Ich hatte
einige Muͤhe, den Plan dieses Institutes fuͤr Mechanik
einzusehen: die „Regeln und
Anordnungen“ desselben liefern ein so aͤrmliches
Verzeichniß seiner Absichten, daß ich nichts anderes als Verbreitung von
„Halbwisserei“ unter der arbeitenden Classe daran
zu erkennen vertag. Wenn man dabei auf die Mitwirkung unserer Londoner Institute
rechnet, so fuͤrchte ich sehr, daß man an diesen nur eine
eingebildete Stuͤze finden wird. Waͤre es abgesonderten
Gesellschaften moͤglich, die Wirkung ihrer verschiedenen Zweke
vereint in Einer Verbindung, so wie unsere Gesellschaften jezt gestaltet
sind, hervor zu bringen, so waͤre ihr Beistand nur ein leerer Name.
– „Die Society of Arts fordert,
soviel ich weiß, (denn ich urtheile bloß nach denjenigen, die ich als
Mitglieder kenne) von ihren Mitgliedern kein anderes Talent, als daß sie
ihre Subscription bezahlen koͤnnen: und so besizt sie eine ganze
Heerde von Wesen, deren Nuzen und Geschaͤft bloß darin besteht,
daß sie ihres Gleichen waͤhlen. Diese Gesellschaft kann ihren
Zwek allerdings ohne alle Wissenschaft erreichen, und ich halte sie
fuͤr die nuͤzlichste dieser Art, die wir zu London
besizen: daß sie aber noch nuͤzlicher werden kann, erhellt aus
den fuͤr das naͤchste Jahr von ihr aufgegebenen Preisen.
Man biethet daselbst 50 oder 100 Guineen fuͤr Erfindungen und
Entdekungen aus, worauf die meisten, hie sie machten, sich ein Patent
wuͤrden geben lassen; Uͤberdieß muͤssen Modelle und
Zeugnisse der Brauchbarkeit beigebracht werden; diese Erfindungen
muͤssen also vollendet und vollkommen
anwendbar geworden seyn. Das ist allerdings sehr weise. Wer
wird aber dem armen Mechaniker beistehen, um seine Erfindung zur
Vollendung zu bringen? Schwerlich wird irgend jemand, der eine wichtige
Entdekung machte, um den Preis der Gesellschaft unter diesen Bedingungen
werben. Das Modell mancher Maschinen wuͤrde mehr kosten, als der
hoͤchste Preis betraͤgt, und nur diejenigen, die mit ihrem
Genie Gluͤk machen wollen, werden eine solche Ausgabe wagen.
Daher sieht man auch in manchem Jahre die hoͤchsten Preise auf
verhaͤltnißmaͤßig unnuͤze Gegenstaͤnde
verschwenden.
Die uͤbrigen gelehrten Gesellschaften der Hauptstaͤdte sind alle
der Meinung, daß sie irgend jemanden eine Ehre erweisen, wenn sie ihn zum
Mitglieds ernennen. Ob dieß auch jedes Mahl wirtlich der Fall ist, will ich
nicht wagen zu entscheiden; denn eigensinnige schwarze Kugeln sind nur zu oft
die gelehrten Waͤhler. Das Institut in Albemarle-Street ist,
soviel ich weiß, das einzige, das Experimental-Physik zum Zweke hat: ich
bin aber nicht mit den Resultaten der Arbeiten desselben bekannt.“
„Nur Versuche mit dem gehoͤrigen Eifer zur Foͤrderung der
Wissenschaft angestellt, lassen einen wohlthaͤtigen Erfolg erwarten, den
einzigen Lohn vollendeter Erfindungen; nicht aber Vorlesungen von
Aufsaͤzen uͤber Knochen und Truͤmmer, die vor der
Suͤndfluth verschuͤttet wurden, (man findet solche hier und da in
den Transactions unserer ersten gelehrten
Gesellschaft, die der Stolz unseres Landes ist). Moͤchten diejenigen, aufmerksam um sich
her bliken, und die Werke und Thaten, nicht den bloßen Ruf, der bereits vorhandenen Gesellschaften
pruͤfen, und durch sorgfaͤltige Beobachtungen sich bemuͤhen
jene Untiefen zu vermeiden, die bisher so verderblich geworden sind.
Moͤchten sie untersuchen, warum Institute dieser Art vor einem halben
Jahrhunderte so ausgebreiteten Nuzen gewahrten, und sehen ob dieselben Ursachen
heute zu Tage nicht mehr auf unsere Zeitbeduͤrfnisse passen; vor allem
aber auf das sorgfaͤltigste auf Verbannung alles
ehrgeizigen Monopoles mit Verdienst und alles eifersuͤchtigen
Streites und Zwistes Bedacht nehmen, denn Einmuͤthigkeit ist die
Hauptquelle alles Nuͤzlichen
Die hier aufgestellten Grundsaͤze enthalten soviel Wahres, daß sie
von denen, welche uͤber unsere vaterlaͤndischen Institute
ein Wort zu sprechen haben, Beherzigung verdienen, weßhalb wir sie, in
einem gedraͤnkten Auszug uͤbersezt, mittheilen. Mit der
Gruͤndung einer polytechnischen Lehranstalt ist es nicht allein
gethan, es muß wesentlich vorausgesezt werden, was darinnen geleistet
werden muß, und was geleistet werden kann. Wir kennen ein Institut das
mit einem außerordentlichen Kostenaufwand nach einem zwekmaͤßigen
und umfassenden Plan gegruͤndet wurde, das aber dem
beabsichtigten Zweke nicht ganz entspricht, weil es nicht
durchgaͤngig mit solchen Lehrern besezt ist, die vor ihrer
Anstellung die Schule vielseitiger Erfahrung durchgegangen haben, und
unter den Lehrern selbst die unumgaͤngliche noͤthige
Uebereinstimmung nicht besteht. Ein juͤngeres Institut dieser Art
wird dem beabsichtigenden Zweke vollkommen entsprechen, weil diese
unerlaͤßliche Bedingnisse vorhanden sind. Daß die Wahl des Ortes
auf das Gedeihen einer solchen Anstalt den groͤßten Einfluß hat,
und daß dazu nur Staͤdte, in denen Fabriken, Manufacturen und
Gewerbe aller Art vorhanden sind, gewaͤhlt werden sollen, dieß
wird keiner naͤhern Eroͤrterung beduͤrfen daher
koͤnnen wir von einer zur Gruͤndung im Antrag stehenden
polytechnischen Lehranstalt, wenn sie in jener Stadt etablirt werden
sollte, kein Gedeihen hoffen, weil es dieser Stadt, die uͤbrigens
die bluͤhendsten Institute anderer Art in ihrer Mitte hat, an
allem dem gebricht was zum erfeulichen Gedeihen einer polytechnischen
Lehranstalt gehoͤrt, hie vereinst wohlthaͤtig fuͤr
die Emporbringung der verschiedenen vaterlaͤndischen
Fabrik-Manufaktur und Gewerbszweige wirken soll. Mit
schoͤnen Gebaͤuden, Herbeischaffung kostspieliger fremder
Maschinen, Modelle so wie mit glaͤnzenden Berichten ist es nicht
gethan, sondern es muß auch mit Lust und Lied gewirkt werden, von
Maͤnnern, denen es nicht bloß um reichliche Besoldungen, sondern
einzig und allein um das allgemeine Beßte zu thun ist, und wo dieses
sich nicht vereint findet da ist jeder Kreuzer der darauf verwendet wird
deren Verlust. A. h. R.“