Titel: | Bemerkungen über das Hängen der Hänge-Brüken; nebst einer verbesserten Methode in Bildung der Hänge-Ketten oder Trag-Stangen: mit Abbildungen auf Tab. IX. Von Hrn. J. Seaward. |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LXXXIV. LXXXIII. , S. 417 |
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LXXXIV.
LXXXIII.
Bemerkungen über das Hängen der
Hänge-BrükenIn B. 10. S. 264. 397 uͤ. Bd. 11. S. 257. findet man die
verschieden constructive Haͤngebruͤken beschrieben und abgebildet.
D.; nebst einer verbesserten Methode in Bildung der Hänge-Ketten oder
Trag-Stangen: mit Abbildungen auf Tab. IX. Von
Hrn. J.
Seaward.
Aus dem Philosophical Magazine and Journal. N. 308 S.
425.
Seaward. über das Hängen der Hänge-Brüken.
Da ich mich vor einiger Zeit mit Pruͤfung der Platte
zur Errichtung einer Haͤnge-Bruͤke in einem abgelegenen Theile
Englands beschaͤftigen mußte, so fiel mir der große Kraft-Aufwand aus,
den man nach der gewoͤhnlichen Methode bei den Haͤnge Ketten macht.
Ich entwarf daher einen Plan, der auf ganz anderen Grundsaͤzen beruht, und
der, bei gleicher Menge von Materialien, mehr Staͤrke und Dauerhaftigkeit
gewaͤhrt: allein, Mangel an Zutrauen hindert die Annahme desselben. Meine
Ansichten bleiben indessen unerschuͤtterlich dieselben, und ich bin
uͤberzeugt, daß, wo mein Grundsaz verstanden wird, er auch geneigte Aufnahme
finden muß. Da man gegenwaͤrtig so viele Haͤngebruͤken
errichtet, so ist dieß ein Gegenstand von Wichtigkeit, der nimmermehr zu genau
untersucht werden kann. Ich habe in vorliegendem Aufsaze beide Plaͤne, den
gegenwaͤrtig gewoͤhnlichen und den meinigen, deutlich entwikelt, so
daß man die Vorzuͤge eines jeden derselben vergleichen kann.
Ich muß hier billig bemerken, daß ich bei meinem Plane kein Recht auf
Originalitaͤt besize; denn ich habe, obschon erst lang darnach, als ich
folgende Beschreibung niedergeschrieben hatte, erfahren, daß ein Hr. Anderson bereits vor einigen Jahren eine Bruͤke
nach demselben Grundsaze vorgeschlagen hat, und daß Hr. Loudon eine aͤhnliche entwarf.
Die ersten Haͤngebruͤken waren wahrscheinlich nichts anderes, als zwei
oder drei Seile oder Ketten, die man von zwei gegenuͤberstehenden
erhoͤhten Puncten uͤber einen Fluß spannte, und mit Brettern belegte,
um auf denselben daruͤber gehen zu koͤnnen. So waren die
Bruͤken der Peruaner und anderer Voͤlker in ihrer Kindheit.
Als diese Haͤngebruͤken die Aufmerksamkeit gebildeterer Voͤlker
auf sich zogen, sah man sehr bald die Nachtheile, auf den Ketten selbst zu gehen,
ein, und man hing die Ketten an Thuͤrmen am Ende der Bruͤke, und diese
an den Ketten in gerader horizontaler Linie auf. So wurde die Bruͤke
uͤber den Tweed erbaut, und so soll die Bruͤke uͤber den Menai
erbaut werden. Fig.
5 ist ein Aufriß einer Haͤngebruͤke dieser Art. ABC stellt die Kette in Form einer
Ketten-Krummen gekruͤmmt dar: der horizontale Bruͤkenweg, EF, wird durch verticale Stangen getragen, welche
von der Stange herabhaͤngen. Aller dieser Veraͤnderungen ungeachtet,
die an den urspruͤnglichen Haͤnge-Bruͤken angebracht
wurden, blieb die urspruͤngliche Form der Kette doch noch immer dieselbe,
ohne daß man einsehen kann, warum sie beibehalten wurde.
Fig. 6 ist der
Aufriß einer Haͤngebruͤke, an welcher die Ketten-Krumme
beseitigt wurde: der Bruͤkenweg wird hier durch gerade
Diagonal-Stangen gehalten, die oben an den beiden Thuͤrmen befestigt
sind. Auf diese Weise kann eine Haͤngebruͤke mit demselben Materiale
doppelt so stark gebaut werden, wie aus Folgendem erhellen wird.
Es ist bekannt, daß die Spannung oder die Last an der Kette an den beiden Puncten A und B, (Fig. 5), beide gleich hoch
angenommen, sich verhalt, wie die Cosecante des Winkels CBH, der von der Richtung der Kette an ihrem Aufhaͤngepuncte und
der Horizontalen BH gebildet wird, zu dem Radius,
oder zu dem halben Gewichte der ganzen Bruͤke mit allen Ketten und
zufaͤlliger Last. Da es nun von hoher Wichtigkeit ist, die Hoͤhe der
Thuͤrme soviel, moͤglich zu verringern, so geschieht ei meistens, daß
der Winkel, CBH, sehr klein, und folglich die
Cosecante, verhaͤltnißmaͤßig zu dem Radius, sehr groß wird, wodurch in
vielen Faͤllen die Spannung oder der Zug der Kette an ihren Aufhaͤngepuncten
um 3 bis 4 Mahl groͤßer wird als das absolute Gewicht der ganzen
Bruͤke.
Was aber noch besonders bemerkt zu werden verdient, ist der Umstand, daß es nicht der
mittlere Theil des Bruͤkenweges allein ist, der unter diesem kleinen
unvortheilhaften Winkel, CBH, getragen werden muß,
sondern der ganze Bruͤkenweg von einem Ende zu dem anderen, von E bis F. Wenn aber, statt
daß man die Ketten-Krumme anwendet, der ganze Bruͤkenweg mittelst
einer Menge geraden diagonalen Stangen, aB, bB, cB
u.s.f. Fig. 6
aufgehaͤngt wird, und jede Stange eine gleich große Last traͤgt, so
ist es offenbar, daß die Spannung oder der Zug an den Stangen sehr ungleich
ausfallen muß; denn, obschon der Zug an aB, bB
etc. (wo der Winket, aBH, bBH etc. sehr klein ist)
immer sehr groß seyn wird, so wird er doch an den Stangen, kB, bB, etc. beinahe auf ein Viertel von jenem von
aB, bB, etc. herabkommen, was hoͤchst
wichtig ist.
Und wenn man ferner annimmt, (was aber nicht wahr ist), daß der Zug aller
Diagonal-Stangen bei B, (Fig. 6) zusammengenommen
gleich waͤre dem Zuge der Ketten-Krummen bei B (Fig.
5), so wuͤrde schon dadurch, daß die Stangen, kB, iB etc. viel kuͤrzer als die
uͤbrigen sind, unter der Voraussezung, daß sie alle gleiche Last tragen,
Vieles erspart. Bringt man aber die Verminderung des Zuges an den kuͤrzeren
Stangen in Anschlag, und bedenkt man, daß die senkrechten Stangen gaͤnzlich
wegfallen, so muß es, bei einiger Aufmerksamkeit, jedem einleuchten, daß in Hinsicht
auf Staͤrke, der Vorzug gaͤnzlich auf die Haͤngebruͤken
nach dem neuen Plane faͤllt.
Um dieß durch ein praktisches Beispiel noch einleuchtender zu machen, will ich, in
Kuͤrze, eine in einem entlegenen Theile Englands nach der
Ketten-Krummen zu erbauenden Haͤngebruͤke beschreiben und mit
einer, mit denselben Materialien, nach dem neuen Plane zu erbauenden
Haͤngebruͤke vergleichen, woraus die Vorzuͤge der lezteren
erhellen werden.
Die vorgeschlagene Bruͤke soll zwischen den Aufhaͤngepuncten, A und B, (Fig. 5), 400 Fuß lang
werden. Die Hoͤhe der Aufhaͤngepuncte von B
nach F betraͤgt 33 Fuß. Der Sinus Versus oder die
Einbiegung der Krummen von H bis C, ist 27 Fuß. Von dem Scheitel der Krummen bis zu dem Bruͤten,
Wege, von C bis D, sind 6
Fuß, und die Laͤnge des Bruͤken-Weges von E bis F, betraͤgt 392
Fuß. Das Gewicht des Holzes des Bruͤkenweges, der Balken und Bretter, des
Gelaͤnders, der senkrechten Stangen, der Ketten zwischen den
Aufhaͤngepuncten ist auf 150 Tonnen angeschlagen, und die Last, welche die
Bruͤke in ausserordentlichen Faͤllen zu tragen hat, wenn z.B. ein
Regiment daruͤber marschirt, oder eine Herde Vieh daruͤber getrieben
wird, wurde wieder zu 150 Tonnen gerechnet, so daß die Staͤrke der Ketten
fuͤr eine Last von 300 Tonnen berechnet wurde.
Die Kette soll aus 16, 1 3/4 Zoll im Umfange haltenden, und in Laͤngen von 9
Fuß durch Stifte und Augen zusammengesezten Stangen gebildet werden: die Stangen,
welche den Bruͤkenweg tragen, sollen 1 Zoll im Umfang halten.
Nun bildet eine Kette von gleichfoͤrmigem Gewichte, welche an zwei, 400 Fuß
von einander entfernten, Puncten aufgehaͤngt ist, und frei in einer
Kruͤmmung von 27 Fuß herabhaͤngt, nach den Schriftstellern
uͤber die Ketten-Krumme, den Winkel, CBH, zu beinahe 15°12'' und die Laͤnge derselben wird
404,316 Fuß betragen. Wenn man nun die ganze Last zu 300 Tonnen annimmt, so ist die
Spannung oder der Zug an jedem Aufhaͤngepuncte = 572,105 Tonnen.
Dieß gibt fuͤr jeden Quadrat-Zoll der
Durchschnitts-Flaͤche in den 16 Ketten 14,365 Tonnen, oder beinahe 15
Tonnen, und die Menge Metalles an den Ketten etc., 16 × 404,816 Fuß ×
1 3/4 Zoll
im Umfange = 186950 Kubikzoll
22,525 Tonnen.
Hierzu ein Drittel fuͤr die
Zusammenfuͤgungen
7,508
–
Hierzu fuͤr die Trag- oder
senkrechten Stangen
9,500
–
––––––––––
39, 1/2 Tonne.
Nehmen wir nun eine andere Bruͤke von derselben Laͤnge, und lassen wir
an derselben, statt durch die Ketten-Krumme, den Bruͤkenweg durch 20
gerade diagonale Stangen, wie in
Fig. 6,
tragen, und das Gewicht des lezteren, so wie der Ketten, der Last etc. noch immer
300 Tonnen betragen. Wenn man nun den Bruͤkenweg von E bis F, in 21 gleiche Theile, wie ab, bc, cd etc. theilt, und die Stangen aB, bB, cB etc. an den Puncten a, b, c etc. angebracht sind, so wird jede Stange den
zwanzigsten Theil der 300 Tonnen, oder 15 Tonnen senkrechten Drukes tragen.
Die Spannung oder der Zug an jeder Diagonal-Stange aB, bB etc. verhaͤlt sich aber zu dem
senkrechten Druke oder dem absoluten Gewichte von 15 Tonnen wie die Cosecante der
Winkel aBH, bBH, etc. zu dem Halbmesser. Nun
verhaͤlt sich aber die Cosecante des Winkels aBH wie die Hypothenus caB des
rechtwinkeligen Dreiekes an B. Es ist also offenbar, daß
die Spannung oder der Zug an jeder der geraden diagonalen Stangen sich gerade wie
die Laͤnge der Stange selbst verhaͤlt, da der Radius Bn immer 33 Fuß ist, Da nun die gleichen Theile
ab, bc, etc. jeder = 18 Fuß 8 Zoll, und Fn = 4 Fuß, st wird die Laͤnge der Stangen
aB, bB etc., und folglich die Spannung oder
der Zug einer jeden derselben leicht gefunden, So ist die Laͤnge von aB = 193,46 Fuß. Und wie der Radius (33 Fuß) : 15
Tonnen :: Cosec. < aBH (193,46 Fuß) : 87,93
Tonnen; der Spannung oder dem Zuge an dieser Stange. Wenn wir nun nur 7 Tonnen
Spannung oder Zug auf jeden Quadrattzoll der Durchschnitts-Flaͤche der
Diagonal-Stange annehmen, so erhalten wir hieraus die erforderliche
Staͤrke Stange, welche, fuͤr aB =
12,56 Quadratzoll Durchschnitts-Flaͤche seyn wird. Multiplicirt man
die Laͤnge der Stange aB mit dieser
Durchschnitts-Flaͤche, so erhaͤlt man die Metallmasse derselben
= 29,153 Kubikzoll.
Folgende Tabelle zeigt Laͤnge, Durchschnitts-Flaͤche, und
Metallmasse einer jeden der uͤbrigen Stangen bB,
cB.
Laͤnge der
Stange,
Fuß
Zug oder Spannung,
Tonnen
Durchschnittsflaͤche
in Quadratzollen, bei 7 Tonnen
Zug auf den □ Zoll.
□
Zoll.
Metallmasse
jeder Stange
in Kubikzollen
N.
1
Stange
aB –
193,46 –
87,93 –
12,56
–
29,158
2
–
bB –
175,13 –
79,12 –
11,30
–
23,747
3
–
cB –
156,82 –
71,28 –
10,18
–
19,157
4
–
dB –
138,61 –
63,00 –
9,
–
14,969
5
–
eB –
120,55 –
54,79 –
7,82
–
11,312
6
–
fB –
102,75 –
46,70 –
6,67
–
8,224
7
–
gB –
85,27 –
38,75 –
5,53
–
5,658
8
–
hB –
68,48 –
31,13 –
4,45
–
3,656
9
–
iB –
52,87 –
24,03 –
3,43
–
2,176
10
–
kB –
40,03 –
18,19 –
2,60
–
1,249
–––––––
119,306
Für die
beiden
Enden der Brüke
– – – 2
–––––––
238,306.
= 28,8 Tonnen.
Ein Drittel besonders, fuͤr die
Zusammenfuͤgung:
9,6
–
NB. Da die Stangen nicht aus mehreren
kleinen Stuͤken zusammen gesezt werden muͤssen, wie
bei der Kette, so ist dieses Drittel fuͤr die
Zusammenfuͤgung uͤberfluͤssig; man wollte dieß
jedoch hier fuͤr die Einbolzung am Bruͤkenwege gelten
lassen.
Fuͤr die
Stuͤzen lc, le, li etc. um die
Stangen gerade zu halten:
1,1
–––––––––
39 1/2 Tonne.
Dieß ist nun gerade eben so viel Metall fuͤr die Stangen, als fuͤr die
Kette, nur mit dem Unterschiede, daß bei den Ketten-Krummen die Spannung oder
der Zug auf den Quadratzoll Durchschnittsflaͤche = 15 Tonnen, auf den
Quadratzoll der Diagonal-Stangen hingegen nur 7 Tonnen betraͤgt,
folglich nach dem neuen Plane mit demselben Materials eine
Haͤngebruͤke mehr als noch ein Mahl so stark als mit der
Ketten-Krummen gebaut werden kann.
Man muß indessen billig bemerken, daß dieser neue Plan nicht frei von allen
Einwuͤrfen ist. Man hat deren mehrere vorgebracht, unter weichen aber
folgender der einzige ist, der besondere Aufmerksamkeit zu verdienen scheint:
„angenommen, daß es vollkommen wahr sey, daß durch Anwendung der
Diagonal-Stangen bei einer Haͤngebruͤke der Zug oder die
Spannung um die Haͤlfte vermindert und die Last gleichfoͤrmig
uͤber die
Bruͤke vertheilt wird, so ist es doch moͤglich, daß eine solche
Anhaͤufung von Last an irgend einem Puncte derselben Statt hat, daß
dadurch eine groͤßere Spannung entsteht, als bei der
Ketten-Krummen nie der Fall ist, indem unter diesen Umstaͤnden die
ganze Last nur von einem Stangen-Paare oder von einer Reihe von Stangen
getragen werden muß, waͤhrend bei der Ketten-Krummen jeder Theil
der Kette in Mitwirkung gezogen, und folglich die Spannung oder der Zug an
derselben viel geringer seyn wird.“
Um diesen Einwurf zu beantworten, wird man bemerken muͤssen, daß die
groͤßte Anhaͤufung von Last, die an seiner Bruͤke nach diesem
neuen Plane moͤglich ist, wahrscheinlich nur dann entsteht, wenn zwei schwer
beladene Wagen auf derselben einander in entgegen gesezter Richtung voruͤber
fahren, indem man in diesem Falle annehmen kann, daß die ganze Schwere der Wagen nur
von einem Stangenpaare allein getragen werden muß.
Nun kann aber (nach Parliaments-Acte) das Gewicht zweier großen Lastwagen mit
ihrer Ladung nicht mehr als 13 Tonnen betragen; wir wollen aber dasselbe,
fuͤr zufaͤllige Ueberladung, zu 15 Tonnen annehmen. Es wird demnach,
da das Gewicht an jedem Theile des Bruͤkenweges ab, bc, cd etc. ungefaͤhr 7 1/2 Tonne betraͤgt, 22 1/2 Tonne
unter obiger Voraussezung auf ein Stangenpaar kommen.
Nun wurde aber bereits gezeigt, daß eine Last von 15 Tonnen, die senkrecht
uͤber die Bruͤte rollt, eine Spannung oder einen Zug von 7 Tonnen auf
den Quadratzoll Durchschnitts-Flaͤche der Diagonal-Stangen
hervor bringt. Folglich wird ein Gewicht von 22 1/2 Tonne die Spannung oder den Zug
nur um 10 1/2 Tonne auf den Quadratzoll vermehren, woraus erhellt, daß
Umstaͤnde eintreten koͤnnen, unter welchen die Stangen eine Spannung
oder einen Zug von 3 1/2 Tonne mehr auf den Quadratzoll
Durchschnitts-Flaͤche zu ertragen haben, als sie wirklich
haͤtten aushalten wollen, was die in Anspruch genommenen Vorzuͤge des
neuen Planes bedeutend vermindert.
Wir wollen indessen annehmen, daß diese Schluͤsse richtig waͤren, und
muͤssen dann nur hinsichtlich auf die Ketten Krumme bemerken, daß es ebenso
wahrscheinlich ist, daß diese eine Spannung oder einen Zug von 15 Tonnen auf den Quadratzoll
zu erleiden hat, als daß, nach obigen Gruͤnden, bei den
Diagonal-Stangen ein Zug von 10 1/2 Tonne auf den Quadratzoll kommt. Wenn man
also auch dem Einwurfe seine volle Staͤrke belaͤßt, so bleibt doch
noch immer der Vortheil auf der Seite der Bruͤke nach dem neuen Plane.
Wenn man aber die Sache etwas genauer betrachtet, so wird man finden, daß obiger
Einwurf auf zwei durchaus unzulaͤssigen Annahmen beruht. Man nimmt erstens
an, daß die ganze Last der beiden Wagen notwendig auf einen Punct der Bruͤke
faͤllt, und folglich nur durch Ein Stangenpaar getragen wird. Allein, die
Last der beiden Wagen ruht nie auf einem Puncte, indem die Hinteren Raͤder
immer 7 Fuß von den vorderen entfernt sind, folglich, wenn die Vorderraͤder
uͤber einem Stangenpaare zu stehen kommen, nicht die ganze last auf dasselbe
allein druͤken, sondern mit einem betraͤchtlichen Theile derselben
noch auf dem naͤchsten Paare ruhen wird: in jeder anderen Lage des Wagens
wird dieß derselbe Fall seyn.
Ferner nimmt man an, daß der Bruͤkenweg aus einem so biegsamen Materials
verfertigt ist, daß, wenn irgend eine Last auf irgend einen besonderen Punct
druͤkt, dieser Punct nothwendig niedergedruͤckt werden muß, ohne seine
Bewegung irgend einem benachbarten Theile mitzutheilen, so daß die ganze Last nur
auf einem Stangenpaare allein zu ruhen kommt. Dieß ist aber bei dem Zimmerwerke des
Bruͤkenweges der Haͤngebruͤken durchaus nicht der Fall; denn
dieses wird so fest und so wenig nachgiebig gebaut, daß kein Punct desselben
niedergedruͤkt werden kann, ohne zugleich auf eine bedeutende Streke des
Bruͤkenweges vorwaͤrts und ruͤkwaͤrts mitzuwirken.
Der Bruͤkenweg der vorgeschlagenen Bruͤke besteht aus einer drei bis
vier Zoll diken Laͤngen-Zimmerung, die in zehn Zoll tiefe und sechs
Zoll dike Querbalken eingelassen ist, welche von vier Laͤngenbalken getragen
werden, deren jeder 17 Zoll tief und 8 1/2 Zoll dik ist, und die von einem Ende der
Bruͤke an das andereanderere reichen. Alles wird mit Bolzen gehoͤrig unter einander befestigt,
und bildet ein starkes Gefuͤge von einer 27 Zoll tiefen und 22 Fuß breiten
Zimmerung. Wenn ein 37 Fuß langes Stuͤk einer solchen Zimmerung auf seinen beiden Enden
ruhte, und sonst nirgendwo gestuͤzt wuͤrde, so muͤßte es eine
Ladung von 15 Tonnen uͤber sich hinrollen lassen koͤnnen, ohne in der
Mitte im Mindesten einzusinken.
Es ist also offenbar, daß die ganze Last der Wagen nie auf einem Stangenpaare allein
zu ruhen kommt, sondern hoͤchstens nur die Haͤlfte derselben. Die
halbe Last ist aber 1 1/2 Tonne, welche, mit den 7 1/2 Tonnen, dem Gewichte einer
Abtheilung des Bruͤkenweges, einen senkrechten Druk von 15 Tonnen gibt,
wodurch nur eine Spannung oder ein Zug von 7 Tonnen auf den Quadratzoll der
Durchschnitts-Flaͤche der Diagonal-Stangen entsteht.
Man koͤnnte eben so leicht beweisen, daß dieser Einwurf, wenn er
gegruͤndet waͤre, auch gegen die Haͤngebruͤke mit der
Ketten-Krummen gemacht werden koͤnnte.
Es ist also gewiß, daß einer Seits die Haͤngebruͤke mit her
Ketten-Krummen bei ihrem Gewichte (ohne Beladung) eine Spannung oder einen
Zug von 7 1/2 Tonnen auf den Quadratzoll der Haͤngekette hervor bringt, und
daß dieser Zug mit hoher Wahrscheinlichkeit bis auf 15 Tonnen vermehrt werden kann,
waͤhrend, auf der anderen Seite, durch die diagonalen Stangen, das Gewicht
des Bruͤkenweges nur eine Spannung oder einen Zug von 3 1/2 Tonnen auf den
Quadratzoll hervor bringt, und diese Spannung nie uͤber 7 Tonnen auf den
Quadratzoll steigen kann. Mit einem Worte, der Zug nach dem neuen Plane wird, unter
gleichen Umstaͤnden, immer um die Haͤlfte kleiner seyn, als nach dem
alten.