Titel: | Ueber den Werth der sogenannten Kaffee-Wike (Astragalus baeticus L.) als Ersazmittel für den Kaffee. |
Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. XXV., S. 109 |
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XXV.
Ueber den Werth der sogenannten
Kaffee-Wike (Astragalus baeticus L.) als Ersazmittel
für den Kaffee.
Vorgelesen in der oͤffentlichen Versammlung
der mathematisch. physikalischen Klasse der koͤnigl. baierischen
Academie der Wissenschaften den 8. Mai
1824.
Von Dr. A. Vogel.
Vogel über den Werth der sogenannten
Kaffee-Wike.
Seit einiger Zeit ist in oͤffentlichen Blattern und
periodischen Schriften oft die Rede davon gewesen, daß eine Wiken-Art (Astragalus baeticus) ganz vorzuͤglich dazu
geeignet sey, den Gebrauch des Kaffees zu vermindern, und ihn sogar fuͤr die
Zukunft vielleicht gaͤnzlich zu ersezen.
Die erste Kunde davon erschien in den Annalen der schwedischen Akademie des Akerbaues
und wurde bei uns durch einen Auszug davon im allgemeinen Anzeiger der Deutschen
bekanntS. Jahrgang 1821. N. 293..
Die Akademie des Akerbaues zu Stokholm erhielt naͤmlich von Koͤnig von
Schweden 80 ℔ jener Wiken, um sie unter die saͤmmtlichen
oͤkonomischen Gesellschaften des Reiches vertheilen zu lassen.
Es ging aus den hieruͤber angestellten Versuchen hervor, daß der Vortheil,
welchen der Gebrauch der Wiken zur Verminderung des indischen Kaffeebedarfs
gewaͤhre, den Akerbau mehr, als hinreichend belohne, indem man in Schweden
damit ungefaͤhr 4/5 Theile des indischen Kaffees zu ersezen im Stande
waͤre.
Obgleich jene Zeiten der europaͤischen Continental-Sperre langst
voruͤber sind, wo man fuͤr Indigo, Cochenille, fuͤr Zuker,
Kaffee, und fast fuͤr alle Colonial-Waaren, Surrogate aufzusuchen, auf
das Thaͤtigste bemuͤht war, so ist doch das Bestreben, Ersazmittel
ausfindig zu machen, noch nicht ganz verloschen, wenn gleich die vorigen
Handelsverhaͤltnisse zwischen der alten und neuen Welt wieder ins
Gleichgewicht gesezt worden sind.
Daß der Ausdruk Surrogat im Allgemeinen beinahe verdaͤchtig geworden ist, darf
wohl nur den mannigfaltigen, mißlungenen Versuchen verschiedener Art zugeschrieben
werden, und es laͤßt sich allerdings nicht laͤugnen, daß die
Ankuͤndigung eines Surrogats fast immer ein gewißes Mißtrauen erregt. Allein,
wenn wir unsere Blike auf die gegenwaͤrtigen
statisti-Verhaͤltnisse unsers Vaterlandes und der meisten
Nachbarstaaten wenden, so wird eine unparteiische Erwaͤgung derselben uns
sicher zu der Ueberzeugung fuͤhren, daß wir gegenwaͤrtig, troz der
Herstellung der vorigen Handelsverhaͤltnisse, die Surrogate noch keineswegs
entbehren koͤnnen, im Gegentheile, daß es den gesammten deutschen Staaten,
vielleicht jezt mehr, als je geziemt, auf Ersaz- oder
Ersparungs-Mittel zu denken; und daß es Pflicht ist, darnach zu streben, sich
selbst genug zu seyn, jede innere Kraft zu entwikeln, oder zu benuzen, und alle
fremden Artikel, so viel es nur immer seyn kann, von uns entfernt zu halten, oder
wenigstens ihren Gebrauch nach Moͤglichkeit zu beschraͤnken.
In den oben erwaͤhnten periodischen Schriften wird nicht allein bekannt
gemacht, daß die Wike schon bei vielen Familien als Ersaz des Kaffees ohne Zusaz
eingefuͤhrt sey, sondern daß sie wohl in der Folge den auslaͤndischen
Kaffee ganz verdraͤngen koͤnnte.
In wie fern dieser lezte Saz uͤbertrieben ist, und nur als der Ausdruk einer
zu lebhaften Phantasie betrachtet werden kann, werden wir weiter unten zu sehen
Gelegenheit haben.
Durch ein Mitglied des landwirthschaftlichen Vereins Hrn. v. Utzschneider wurde ich
veranlaßt, die von ihm selbst gezogenen Wiken einer naͤheren Pruͤfung
zu unterwerfen, um zu sehen, ob, und in welchem Grade sie als Kaffeezusaz von Nuzen
seyn koͤnnten.
Als Ersaz- oder Ersparungsmittel und Zusaͤze fuͤr Kaffee wurden
bisher mancherlei Substanzen vorgeschlagen, welche den beabsichteten Zwek mehr oder
weniger entsprachen, als Cichorien, Bohnen, Erbsen, Luzinen, Runkelruͤben,
gelbe Ruͤben, Erdmandeln von Cyperus esculentus
L. und Bunium bulbocastanum L., Wachholderbeeren,
Kastanien etc.Bohnen, Erbsen und Linsen gehoͤrig geroͤstet, habe ich als
Zusaͤze zum Kaffee nicht genuͤgend gefunden.
Bekanntlich hat sich der Gebrauch des geroͤsteten Kaffees als Aufguß oder
Absud zum Getraͤnke, wegen seiner belebenden und reizenden Kraft fast
uͤber die ganze Erde verbreitet.
Von den Ufern des rothen Meeres kam er zuerst nach Medina, Mekka, und in das ganze
von den Muhamedanern bewohnte Gebiet.
Der urspruͤngliche Gebrauch der Kaffeebohne wird dem Umstande zugeschrieben,
daß verschiedene Thiere nach dem Genuße der Fruͤchte des Kaffeebaumes
lebhafter und munterer wurden.
Hierauf versuchte der Superior eines Klosters in Arabien dasselbe Mittel, um die
Moͤnche waͤhrend des naͤchtlichen Gottesdienstes munter zu
erhalten.
Soliman Aga, Gesandter der Pforte, fuͤhrte im Jahre 1669 den Kaffee in
Frankreich ein, und bald darauf wurde in Paris das erste Kaffeehaus nach
orientalischen Geschmake eroͤffnet.
Zu den Zeiten Voltairs und Piron's wurde in Paris ein sehr elegant eingerichtetes
Kaffeehaus erbaut; von Frankreich aus verbreitete sich dann der Gebrauch des
Kaffee's uͤber die uͤbrigen Theile von ganz Europa.
Ich zweifle sehr, daß sich in der Natur eine Pflanze findet, welche ganz den
eigenthuͤmlichen aromatischen Geschmak der Kaffeebohne hat. Es laͤßt
sich daher wohl nichts weiter thun, als verschieden geroͤstete Substanzen zu
untersuchen, welche mit dem Kaffee mehr oder weniger Aehnlichkeit haben; wenn diese
auch wirklich den Geschmak des Kaffee-Absuds nicht merklich
veraͤndern, so koͤnnen sie doch nicht als vollkommene
Ersaz-Mittel, sondern nur als Ersparungsmittel desselben betrachtet
werden.
Bei Untersuchung der Ersparungsmittel fuͤr Kaffee ist also im Wesentlichen nur
darauf zu sehen; daß 1) das Ersazmittel einige chemische Eigenschaften mit den
Kaffeebohnen gemein habe, und daß 2) es vorzuͤglich im Geschmake mit ihm mehr
oder weniger uͤbereinkomme.
Was den ersten Punct betrifft, so ist derselbe nur durch eine vergleichende chemische
Pruͤfung zwischen dem vorgeschlagenen Ersazmittel und den Kaffeebohnen selbst
auszumitteln. Die Beurtheilung des Geschmakes aber, als etwas Relatives,
Individuelles, kann nur
von dem gebrauchmachenden Publicum selbst entschieden werden.
Der chemische Haupt-Charakter, welcher den Kaffeebohnen ausschließlich
angehoͤrt, und welcher meines Wissens bis jetzt an keinem anderen
Pflanzen-Koͤrper, auch nicht an der Wike wahrgenommen wurde, ist, daß
sie der verduͤnnten Aufloͤsung von kohlensauerem Kali oder Natrum nach
einigen Tagen eine smaragdgruͤne Farben ertheilen.
Das Kalkwasser und Barytwasser werden von den Kaffeebohnen nur orangengelb
gefaͤrbt. Mit einem Worte, die Kaffeebohnen enthalten eine an Stikstoff
reiche Basis, (ein Alkaloid, Coffein), welche bisher in
der Natur sonst noch nicht angetroffen wurde.
Schon laͤngst bekannt war es, daß Eyweiß, welches mit rohen Kaffeebohnen in
Beruͤhrung ist, davon eine smaragdgruͤne
Farbe annimmt, und dieß hat seinen Grund wohl nur darin, daß in dem Eyweiß etwas
kohlensaures Natrum vorhanden ist, welches hier mit der Kaffeesubstanz eine smaragdgruͤne Verbindung eingeht.
Wenn man z.B. 12 Kaffeebohnen mit dem Weißen von einem Eye uͤbergießt und
damit 6 bis 8 Tage an einem kuͤhlen Orte stehen laͤßt, so nimmt das
Eyweiß eine sehr schoͤne gruͤne Farbe an; dieß gruͤne Eyweiß
kann wegen seiner Unschaͤdlichkeit und Schoͤnheit sehr gut auf Bakwerk
und zu eßbaren Tafelaufsaͤzen verwendet werden, nur darf solches Bakwerk
keinen Citronensaft enthalten, und uͤberhaupt nicht sauerer Natur seyn, weil
die gruͤne Farbe durch eine Saͤure ins Rothe uͤbergeht.
Wirkung des Wassers.
Aus den rohen Kaffeebohnen, welche eine halbe Stunde mit Wasser gekocht werden,
brechen ploͤzlich Keime hervor; die Bohnen springen aber nicht auf und
entschaͤlen sich nicht; durch ein anhaltendes Kochen verlieren sie etwas von
ihrer hornartigen Konsistenz, und nehmen in diesem erweichten Zustande den Geschmak
eines suͤßen Nußkerns an.
Die Wiken, welche lange im Wasser kochen, springen auf, die Huͤlse
verlaͤßt den weißen Kern; das Wasser nimmt davon eine gallertartige
Consistenz an, und stellt einen durchsichtigen Schleim dar, welcher dem aus
Quittenkernen, oder dem aus der Salep sehr aͤhnlich ist. Durch dieses starke
Aufquellen nehmen die Wiken wenigstens 20 Mahl an ihrem Volumen zu.
Die Decocte der Erbsen, Linsen und Bohnen zeigen durch die Jodine etwas
Staͤrke an, was mit den Decocten aus den Kaffeebohnen und Wiken nicht der
Fall ist.
Das Decoct der Kaffeebohnen ertheilt dem Eisensalze eine gruͤne Farbe, dieß
findet mit dem der Wiken aber nicht Statt.
Wirkung des Aethers und Alkohols.
Werden die Wiken, so wie die Kaffeebohnen, vorzuͤglich das Pulver der beiden
Substanzen mit Aether erwaͤrmt, so loͤst dieser aus beiden ein fettes
Oehl auf, welches jedoch bei den Kaffeebohnen etwas fester und butterartiger ist,
als bei den Wiken.
Auch der absolute Alkohol nimmt aus den Wiken und Kaffeebohnen eine fette wachsartige
Substanz auf. Der geistige Auszug aus den Kaffeebohnen hat die Eigenschaft die
Eisensalze dunkelgruͤn zu faͤrben. Der Auszug aus den Wiken hingegen
faͤrbt sie nur schwach hellgruͤn beinahe gelblich.
Roͤsten der Wiken und Kaffeebohnen.
Die Kaffeebohnen nehmen bekanntlich durch das Roͤsten oder Brennen an Gewicht
ab, aber an Volumen betraͤchtlich zu; die rohen oder nicht gebrannten
Kaffeebohnen sind spezifisch schwerer als Wasser, und gehen darin zu Boden, die
gebrannten Bohnen aber sind spezifisch leichter als Wasser, und schwimmen daher auf
dieser Fluͤßigkeit; eben so verhaͤlt es sich mit den Wiken; wenn sie
gebrannt sind, schwimmen sie auch groͤßtentheils auf dem Wasser, wenigstens
Anfangs, ehe sie vom Wasser ganz durchdrungen sind.
Bei den Wiken ist es nothwendig, daß sie ein wenig stark gebrannt, aber nicht lange
mit Wasser gekocht werden, damit der Schleim, welcher beim Brennen nicht
zerstoͤrt wurde, sich nicht im Wasser aufloͤst, wodurch dem
Wikenkaffee eine dikliche Consistenz ertheilet wuͤrde.
Weder in den rohen Kaffeebohnen, noch in den Wiken befindet sich eine auffallend
bittere Substanz, denn das abgetauchte Decoct der rohen Kaffeebohnen ist nur
unbedeutend bitter, und das der Wiken hat nur einen faden, aber doch keinen bitteren
Geschmak. Das Bitter bildet sich vorzuͤglich erst waͤhrend des
Brennens auf Kosten eines anderen Stoffes: dieser ist in den Kaffeebohnen ohne Zweifel die hornartige
Substanz, welche urspruͤnglich in der unreifen Saamen wohl nur schleimartiger
Natur war, und welche in der heißen Zone erst die hornartige Consistenz angenommen
zu haben scheint.
In der Wike ist der bitter werdende Stoff unstreitig der Schleim, welcher in unseren
Klimaten nicht so hart und hornartig werden kann, als er in der Kaffeebohne ist.
Dieser Schleim, welcher an sich nicht bitter ist, hat die Eigenschaft, durch das
Roͤsten seine Natur so sehr zu veraͤndern, daß er nicht allein einen
bittern zusammenziehenden Geschmak annimmt, sondern auch dadurch seine gallertartige
Gestalt verliert, und in Wasser leichter aufloͤslich wird.
Die Kaffeebohnen verlieren durch das Brennen die Eigenschaft dem Eyweiß, so wie den
kohlensauren Alkalien eine gruͤne Farbe mitzutheilen, behalten aber die
Eigenschaft, die Eisensalze gruͤn zu faͤrben.
Da das kochende Wasser aus den ungebrannten Kaffeebohnen nur sehr wenig
aufloͤset, da im Gegentheile aus den gebrannten Kaffeebohnen eine bei weitem
groͤßere Menge im Wasser aufgeloͤst wird, so geht hieraus ebenfalls
hervor, daß ein an sich wenig aufloͤslicher Stoff durch das Brennen in eine
bittere sehr aufloͤsliche Substanz verwandelt wird.
Um die beim Brennen vorkommenden Phaͤnomene naͤher kennen zu lernen,
wurden 8 Loch Wiken in einem neuen Cylinder von Eisenblech gebrannt; es blieben nach
dem Brennen 8 Loch zuruͤk, bei diesem Gewichtsverluste waren die Wiken
indessen etwas zu stark gebrannt, und hatten einen zu bitteren Geschmak
angenommen.
Bei einem anderen Versuche uͤberzeugte ich mich, daß wenn 8 Loth Wiken
hoͤchstens nur 6 Quentchen an Gewicht verlieren, sie viel angenehmer und
weniger bitter sind; dieß waͤre von einem Pfunde Wiken ein Gewichtsverlust
von 6 Loth4 ℔ Kaffeebohnen verlieren durch das Brennen 28 Loth von ihrem
Gewichte, also beinahe den 4ten Theil..
Ein blechernes mit rohen Wiken angefuͤlltes Maß enthielt so viel, daß das
Gewicht derselben 100 Quentchen betrug; von gebrannten Wiken faßte das Maß nur 83
Quentchen.
Wurde obiges Maß mit rohen Kaffeebohnen angefuͤllt, so war das Gewicht
derselben 82 Quentchen, und mit gebrannten Kaffeebohnen angefuͤllt, faßte es
nur 38 Quentchen. Wenn man daher 1 Maͤßchen gebrannte Kaffeebohnen und 1
Maͤßchen gebrannte Wiken in der Kaffeemuͤhle zusammen mahlt, so ist
dieß ungefaͤhr so gut in den Verhaͤltnissen, als wenn man dem Gewichte
nach 1 Th. Kaffeebohnen und 2 Th. Wiken anwendet.
Durch das Mahlen nimmt der gebrannte Kaffee noch etwas an seinem Volumen zu; eben so
ist es mit den Wiken, woher sich auch die gegenseitigen Verhaͤltnisse immer
wieder ausgleichen, man mag nun die gebrannten Bohnen und die gebrannten Wiken im
gemahlenen oder im ungemahlenen Zustande abmessen.
Das Volumen der rohen Kaffeebohnen nimmt durch das Brennen so sehr zu, daß 100
Gemaͤß der rohen Bohnen nach dem Brennen ein Volumen von 170 Gemaͤßen
darstellen, oder mit anderen Worten: ein Maß rohe Kaffeebohnen gemessen, geben nach
dem Brennen beinahe 1 3/4 Maß.
Ich habe es versucht, die rohen Kaffeebohnen und die rohen Wiken, von jedem 1 Maß
zusammen vermengt, zu brennen, kann aber diese Art nicht empfehlen, weil die Wiken
ihren gehoͤrigen Roͤstepunct etwas fruͤher erreichen, als die
Kaffeebohnen, woher es dann kommt, daß, wenn die Kaffeebohnen ihren geeigneten Grad
erreicht haben, die Wiken schon zu weit gediehen und zum Theile verbrannt sind, und
alsdann dem Getraͤnke einen zu bitteren empyreumatischen Geschmak
ertheilen.
Da nun die Wiken den erforderlichen Grad der Roͤstung nicht zu gleicher Zeit
mit den Kaffeebohnen erreichen, so halte ich es fuͤr rathsam, die Wiken und
die Kaffeebohnen, jede besonders zu brennen, und sie dann nur zusammen zu
mahlen.
Bei diesen Verhaͤltnissen von 1 Maschen gebrannten Wiken, und 1
Maͤschen gebrannten Kaffeebohnen, was, wie schon gesagt wurde, am Gewichte
beinahe 2 Theile Wiken und 1 Th. Kaffeebohnen betraͤgt, sollte man aber
stehen bleiben und nicht noch weniger Kaffeebohnen nehmen, oder sie gar weglassen
wollen, wie dieß schon von einigen Enthusiasten vorgeschlagen wurde. Durch solche eifrige
Anpreisungen wird der Sache gewiß mehr geschadet als genuzt, und ich glaube, wir
koͤnnten sehr zufrieden damit seyn, eine Substanz zu besizen, vermittelst
welcher die Haͤlfte des jaͤhrlich zu verbrauchenden Kaffee's erspart
werden kann.
Wenn man aber den Kaffee ganz wegzulassen empfiehlt, so waͤre dieses so viel
gesagt, als wenn die Wiken eben so gut waͤren, als der Kaffee selbst, oder
daß sie ein vollkommenes Surrogat desselben darstellen koͤnnten, was aber
keineswegs der Fall ist.
Man muß gleich von vorne herein der Wahrheit dieß Gestaͤndniß bringen; denn
nach einem uͤbertriebenen Lobe ist das Vorurtheil bei Einfuͤhrung
einer neuen Sache fuͤr die Zukunft noch viel schwieriger zu
uͤberwinden.
Man kann das Gemenge aus den gemahlenen Kaffeebohnen und Wiken entweder einmal
aufkochen, oder auch mit kochendem Wasser uͤbergießen, und dann auf die
gewoͤhnliche Weise durch ein Saͤkchen filtriren. Im lezten Falle ist
es aber etwas weniger gefaͤrbt, als wenn es mit Wasser aufgekocht ist.
Diesen Kaffee kann ich im Allgemeinen aus voller Ueberzeugung empfehlen, nur
fuͤr die feineren Gaumen, oder fuͤr dies jenigen, welche nach dem
Mahle eine Tasse schwarzen Kaffee trinken, moͤchte diese Empfehlung nicht
ganz gelten, weil diese Kenner vielleicht einen geringen Unterschied bemerken
wuͤrden; trinkt man ihn aber mit Milch, wie es am haͤufigsten im
gemeinen Leben geschieht, so halte ich ihn ganz geeignet, in den oben angegeben
Verhaͤltnissen angewendet, den reinen Kasse vollkommen zu ersezen.
Er enthaͤlt uͤberdieß nicht das mindeste Schaͤdliche fuͤr
die Gesundheit, und hat mit dem Colonial-Kaffee die wesentlichsten jener
Eigenschaften gemein, die diesen zu einen angenehmen, die Verdauung
befoͤrdernden Getraͤnke fuͤr uns gemacht haben. Was nun den
Anbau der Wike in unseren Gegenden betrifft, st findet man hieruͤber schon
sehr schaͤzbare Nachrichten in verschiedenen deutschen Blaͤttern, da
ich aber daruͤber selbst keine Erfahrung gemacht habe, so enthalte ich wich
jedes Urtheils in dieser Hinsicht.
Es laͤßt sich indessen mit Sicherheit erwarten, daß der landwirthschaftliche
Verein, welcher das Gute zu foͤrdern, stets so thaͤtig bemuͤht
ist, diesem Gegenstande seine Aufmerksamkeit schenken, und eine Instruction
fuͤr die Cultur dieser Wike entwerfen wird; alsdann koͤnnte es wohl
nicht fehlen, daß wir dieses nuͤzliche Schoten-Gewaͤchs bald
auf den vaterlaͤndischen Fluren gedeihen sehen, und dadurch in den Stand
gesezt wuͤrden, einen der vorzuͤglichsten Artikel, durch den wir
bisher dem Auslands zinsbar waͤren, bedeutend zu vermindern; und der Nuzen
der daraus fuͤr unseren Nationalwohlstand hervorgehen wuͤrde, ist zu
groß und einleuchtend, als daß ich ihn naͤher zu eroͤrtern fuͤr
noͤthig hielte.