Titel: | Beschreibung einer neuen Verbesserung, welche Hr. Favreau an seinem Strumpfwirkerstuhle, mit welchem er auf beiden Seiten glatt wirkt, angebracht hat. Von Hrn. Hoyau. |
Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. XXXVI., S. 164 |
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XXXVI.
Beschreibung einer neuen Verbesserung, welche Hr.
Favreau an seinem
Strumpfwirkerstuhle, mit welchem er auf beiden Seiten glatt wirkt, angebracht hat. Von
Hrn. Hoyau.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement
pour l'industrie nationale. N. 234. 1824. S. 3.
Mit Abbildungen auf Tab.
V. (Im Auszuge.)
Hoyau's Beschreibung einer neuen Verbesserung am
Strumpfwirkerstuhle.
In N. 189 dieses Bulletin's (und
in Bd. X. S. 14. dieses Journals) findet
sich die Beschreibung und Abbildung des Strumpfwirkerstuhles des Hrn. Favreau, welcher auf beiden Seiten glatt wirkt, und an
welchem er die gegenwaͤrtigen Verbesserungen angebracht hat, wofuͤr
er, unter der Bedingung die noͤthigen Erlaͤuterungen zur
oͤffentlichen Bekanntmachung derselben mitzutheilen, von dem Ministerium des
Innern 500 Franken erhielt.
Um die gegenwaͤrtige Beschreibung verstaͤndlicher zu machen,
muͤssen wir den Leser erinnern, daß, wenn auf beiden Seiten glatt gewirkt
wird, der Faden abwechselnd von einer Seite auf die andere gebracht werden muß. Um
dieß zu bewirken, hatte Hr. Favreau an seinem ersten
Stuhle zwei Spiele von Nadeln, welche an zwei Rahmen mit doppelter Bewegung
befestigt waͤren, so daß die Reihen der Maschen abwechselnd auf zwei Spielen
gebildet werden, welche in entgegengesezter Richtung aufgestellt waren. Man mußte demnach, bei jeder
Reihe, die Arbeit von einem Spiele auf das andere bringen, und dazu
gehoͤrten: 1. laͤngere Nadeln, welche folglich auch weniger stark
waren; 2tens mußte man die Fassung verlaͤngern, damit sie die Enden der Haken
des anderen Geraͤthes aufnehmen kann; und uͤberdieß waͤren noch
anders Bewegungen noͤthig, um die Arbeit von einem Sisteme des Stuhles auf
das andere zu uͤbertragen. Um diesen Unbequemlichkeiten abzuhelfen, hat Hr.
Favreau an seinen fruͤheren Stuͤhlen
folgende Veraͤnderungen angebracht. Er bedient sich 1tens, jezt nur mehr
eines einzigen Nadel-Sistemes: die Nadeln haben aber jezt statt eines Hakens
oder Schnabels, wie an dem fruͤheren Stuhle, deren zwei: an jedem Ende einen.
(Siehe Fig. 1,
3. 4. Tab.
256.)
2tens. Die Nadeln sind nicht mehr in Gießzapfen eingesezt oder gekuppelt, sondern
nakt, und zeigen nur zwei Spizen, tt, an welchen
sie so abgeplattet seyn muͤssen, daß ihre beiden flachen Seiten senkrecht
stehen.
3tens. Die Arbeit haͤngt immer an denselben Nadeln, und geht nur von einem
Ende derselben auf das andere uͤber.
4tens. Das Spiel der Nadeln wird nach und nach von zwei Sistemen ergriffen, durch
welche dasselbe abwechselnd jedes Ende der Nadeln dem Getriebe des Stuhles
darbiethet.
Dieß ist im Allgemeinen die Theorie des neuen Mechanismus des Hrn. Favreau, welcher durch folgende Nebentheile in
Thaͤtigkeit gesezt wird.
Der ganze Mechanismus ruht auf einem Querstuͤke, welches zu dem Stuhle selbst
gehoͤrt, und besteht aus einem Balken, a, Fig. 1, Tab.
256, auf welchem ein anderer kupferner, zahnfoͤrmig ausgeschnittener, Balken,
b, befestigt ist: zwischen die Zahne desselben
lagern sich die Nadeln. Da der Zwischenraum zwischen den Zaͤhnen kleiner ist
als der Durchmesser, so kann in demselben nur der abgeplattete Theil dieser Nadeln
aufgenommen werden. Auf diese Weise sind dieselben ihrer Laͤnge nach
befestigt, und koͤnnen waͤhrend der Arbeit nicht los werden: um sie
jedoch noch vollkommener zu befestigen, hat man in einer Entfernung von
ungefaͤhr 4 Millimetern einen zweiten Zahnstok, c, parallel mit dem vorigen und demselben aͤhnlich, angebracht, und durch die
Stange, d, davon getrennt. Die Zwischenraͤume
dieses Zahnstokes sind eben so weit als der Durchmesser der Nadel, und so tief, daß
diese horizontal zu liegen kommt. Um sie endlich noch mehr unbeweglich zu machen,
hat man daruͤber eine schmale Stange, e,
angebracht, die mit Leder uͤberzogen ist, und die sich auf den Theil zwischen
den beiden Stuͤzpuncten stuͤzt. Dieser Druk einer biegsamen Materie,
welche die Ungleichheiten in der Dike der Nadeln, verschwinden macht, wird durch
einen Schnellbalken, f, hervorgebracht, auf welchem die
Stange, f, befestigt ist, und der sich um g, als Mittelpunct seiner Bewegung, dreht. Dieser
Schnellbalken ist rechtwinklig gebogen, und traͤgt an seinem unteren Ende
eine schiefe Flaͤche, h, gegen welche das untere
Ende der Stange, i, wirkt. Diese ist auf der Achse, k, aufgezogen, welche sich um die Zapfen, l und m, dreht. Auf dieser
Achse, k, ist auch noch der Arm eines Hebels, n, befestigt, mittelst welchen man die Bewegung
bestimmt, welche die Stange i auf die schiefe
Flaͤche wirken laͤßt.
Durch diese Einrichtung werden die Nadeln festgehalten. Es ist aber offenbar, daß
man, mittelst des Hebels, n, auf einem Schlage alle
Nadeln los machen, und aus ihrer Stellung bringen kann.
Ein dem obigen vollkommen aͤhnlicher Mechanismus ist vor demselben und an
jener Seite angebracht, wo die Nadeln die Arbeit tragen; nur ist er auf einem
vertikalen Gestelle, o, befestigt, welches mit einem
anderen horizontalen Gestelle, o, eine doppelte Bewegung
bildet, wodurch dieser Mechanismus in eine solche Lage gebracht werden kann, daß er
den Arbeiter nicht hindert an dem ersteren zu arbeiten, welcher befestigt ist.
Man begreift hieraus daß die Nadeln nach und nach auf beiden Sistemen befestigt
werden, und daß die Arbeit von einem Ende der Nadeln auf das andere
uͤbergeht.
Wir wollen annehmen, daß die Arbeit sich auf dem feststehenden Geraͤthe
befindet. Der Arbeiter wird nun das Getriebe des Stuhles in Thaͤtigkeit
sezen, und die Maschen werden sich auf die im Bulletin, Maͤrz, 1820, S. 58
beschriebene Art bilden. Nun schiebt der Arbeiter die Arbeit gegen die Mitte der
Nadel zuruͤk, wodurch ihr Schnabel und der abgeplattete Theil bloß wird. Nachdem er
hierauf das bewegliche Geraͤth herbeigefuͤhrt hat, laͤßt er die
Nadeln in dasselbe eintreten. Die Lage dieses Geraͤthes wird durch einen
Haͤlter. g, auf dem Stuͤke r bestimmt, den er an die Stange a anstoßen macht: auf diese Weise koͤnnen die Nadeln von demselben
aufgenommen werden. Um diese darin zu befestigen, darf er nur den Hebel, n', wirken lassen, der die Achse k' drehen, und die Stange i' zwingen wird auf
die schiefe Flaͤche zu stoßen: durch diese Bewegung wird das Aufsteigen des
Schnellbalkens f' und das Niederfallen der mit Leder
umhuͤllten Stange é bestimmt, wodurch die
Nadeln in die zur Aufnahme derselben bestimmten Einschnitte fallen. In diesem
Augenblike befinden sich mm die Nadeln auf beiden Geraͤthen zugleich, und die
Arbeit haͤngt in dem Zwischenraume der lezteren. Nun laͤßt aber der
Arbeiter den Hebel, n, des ersten Geraͤthes
wirken, macht dadurch die Stange, e, aufsteigen, und die
Nadeln aus den Einschnitten heraustreten. Zieht man nun den beweglichen Rahmen o so weit, bis der Haͤlter die Stange a beruͤhrt, so befinden sich die Nadeln in der
Lage die Wirkung des Geraͤthes zu empfangen, wodurch die zweite Reihe der
Maschen gebildet wird, und da die Nadeln den entgegengesezten Schnabel darbiethen,
so bilden diese Maschen sich in entgegengesezter Richtung gegen jene der
vorhergehende.
Hierdurch werden drei Bewegungen, die der Arbeiter bei dem vorigen Stuhle machen
mußte, erspart: naͤmlich diejenige, wodurch die Vereinigung der beiden
Nadelspiele geschieht; die, wodurch die Arbeit von einem Nadelspiele auf das andere
uͤbergeht; und endlich das Ausheben des Nadelspieles, von welchem man die
Arbeit abgenommen hat. Durch Ersparung dieser drei Bewegungen gewinnt man folglich,
da bisher 12 derselben bei Bildung jeder Reihe von Maschen nothwendig waren, 25 der
Cent an Arbeit. Ueberdieß mußten ehevor die Maschen, um von einem Nadelspiele auf
das andere uͤbergehen zu koͤnnen, weiter angelegt werden, und jezt
kann man sie so eng anlegen, als man will; und da ferner der Schnabel der Nadeln
nicht mehr in die Fassung einer anderen Nadel darf, kann man denselben
laͤnger und die Fassung selbst kurzer machen, wodurch die Nadeln nicht bloß
an Dauerhaftigkeit gewinnen, und dadurch wohlfeiler werden, sondern auch die Arbeit
schneller aus der Hand geht. Wo ehe 5 Nadeln waͤhrend der Arbeit brachen,
bricht jezt kaum sine. Endlich duͤrfen auch die Nadeln nicht mehr in Zinn
eingelassen werden, und man erspart das Zinn sowohl als das Gießen. Ein solcher
verbesserter Strumpfwirker-Stuhl kommt um Nichts hoͤher, als ein
gemeiner, zu stehen.
Erklaͤrung der Figuren1bis6auf Tab. V.
Fig. 1.
Seiten-Aufriß des neuen Mechanismus, wie er an einem Strumpfwirkerstuhle
angebracht werden kann.
Fig. 2. Der
Stuhl von vorne; das vordere Geraͤth ist abgenommen.
Fig. 3 und
4. Nadeln
in natuͤrlicher Groͤße.
Fig. 5. Der
erste Zahnstok in natuͤrlicher Groͤße: die Zwischenraͤume der
Zahne nehmen den abgeplatteten Theil der Nadeln auf, und sind deßwegen am Grunde
vierekig.
Fig. 6. Der
zweite Zahnstok in derselben Groͤße: die Eins schnitte zur Aufnahme des
Koͤrpers der Nadeln sind am Grunde zugerundet.
Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in allen diesen
Figuren, und die accentirten Buchstaben dieselben Gegenstaͤnde an den
beweglichen Theile des Stuhles, wie die anderen an dem feststehenden.
a, Querstuͤk, auf welchem die Zahnstoͤke
aufgezogen sind, welche die Nadeln tragen. b, erster
Zahnstok; c, zweiter Zahnstok; d, Stange, welche die beiden Zahnstoͤke von einander entfernt
haͤlt; e, flache, mit Leder uͤberzogene,
Leiste, welche auf die Nadeln druͤkt um sie in den Einschnitten zu
befestigen; f, Schnellbalken, welcher das Stuͤk
e druͤkt; g,
Mittelpunct der Bewegung des Schnellbalkens; h, schiefe
Flaͤche, welche den Schnellbalken in Bewegung sezt; i, Stange, welche sich aus der schiefen Flaͤche h reibt: k, Achse der
Bewegung der Stange i; l, m,
Mittelpuncte, um welche sich die Achse k dreht; n, Arm des Hebels, welcher die Achse k in Thaͤtigkeit sezt; o, Rahmen, welcher das zweite Sistem der Zahnstoͤke traͤgt;
p, horizontaler Rahmen, welcher den vorigen
aufnimmt; q, Haͤlter oder Sperre, welcher die
genaue Lage des beweglichen Sistemes der Zahnstoͤke bestimmt, so daß die Nadeln in
demselben so zu liegen kommen, daß sie ergriffen und befestigt werden
koͤnnen; r, das Stuͤk, welches den
Haͤlter traͤgt: es ist zum Theile punctirt, um die uͤbrigen
Theile der Maschine nicht zu verfielen; s, zweiter
Haͤlter, wodurch die Lage des zweiten Sistemes bestimmt wird, nachdem die
Nadeln sich in demselben eingesezt befinden; t,
abgeplatteter Theil der Nadel, der in den ersten Zahnstok b paßt; uu, Lage der Nadeln in dem
Stuhle.