Titel: | Mill, über Verzierung des Stahles mit Gold und Platinna. |
Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. XLV., S. 182 |
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XLV.
Mill, über Verzierung
des Stahles mit Gold und Platinna.
Aus Gill's technical Repository. Februar. 1824. S.
92. (Im Auszuge.)
Mill, über Verzierung des Stahles mit Gold und
Platinna.
„Die in den meisten chemischen Lehrbuͤchern gegebenen Anweisungen
uͤber Vergoldung mittelst Aufloͤsung des Goldes in Aether sind
entweder unrichtig, oder nicht deutlich genug; und dieser Ursache laͤßt
sich das haͤufige Mißlingen dieser Arbeit zuschreiben.“
„Folgendes ist das Verfahren, dessen ich mich bediente, welches bei Gold,
wie bei Platinna, gleich anwendbar ist.“
„Man loͤse eine beliebige Menge Gold oder Platinna in einer
Mischung von Salpeter- und Kochsalzsaͤure
(Koͤnigs-Wasser, aqua regia) so lang
auf, bis, bei angewendeter Hize, kein ferneres Aufbrausen mehr entsteht. Die auf
diese Art erhaltene Gold- oder Platinna-Aufloͤsung dampfe
man bei gelinder Waͤrme bis zur Trokenheit ab, wo sie dann, was hier so
wesentlich ist, von aller uͤberschuͤssigen Saͤure
vollkommen frei seyn wird, und loͤse die trokene Masse in so wenig Wasser
als moͤglich auf. Man nehme hierauf ein sogenanntes
Tropf-Glaͤschen, oder einen sogenannten Scheide-Trichter
(ein Instrument von birnfoͤrmiger Gestalt, das in eine sehr feine Spize
zulaͤuft, und dessen Hals mir dem Finger oder mit einem Stuͤk Kork
verschlossen werden kann), der ungefaͤhr eine Unze oder so etwas fassen
kann, und fuͤlle denselben bis zu einem Viertel mit obiger
Fluͤßigkeit: die anderen drei Viertel muͤssen mit dem besten
Schwefel-Aether gefuͤllt werden. Wenn dieses Fuͤllen
gehoͤrig geschieht, so werden die beiden Fluͤßigkeiten sich nicht
mit einander vermengen. Hierauf bringe man die Roͤhre in eine horizontale
tage, und drehe sie sacht zwischen dem Finger und Daumen um. Der Aether wird
sich sehr bald, wie man aus der veraͤnderten Farbe desselben ersehen
wird, mit der Platinna oder mit dem Golde verbinden. Nun bringe man die
Roͤhre, nachdem man die obere Oeffnung vorlaͤufig mit einem Korke
zugestopselt hat, in eine senkrechte Lage, und lasse sie in derselben 24 Stunden lang ruhen. Die
Fluͤßigkeit wird sich dann in zwei Theile abgeschieden haben, und der
unterste Theil wird am dunkelsten gefaͤrbt seyn. Um diese
Fluͤßigkeiten von einander zu scheiden, zieht man den Korkstoͤpsel
heraus, und laͤßt die dunkle Fluͤßigkeit ausfließen; sobald diese
ausgeflossen ist, stoͤpselt man die Roͤhre augenbliklich zu, und
was in derselben zuruͤkbleibt, dient zum Gebrauche, und mag die
Vergoldungs-Fluͤßigkeit heißen. Man gießt sie in eine Flasche, und
stoͤpselt diese leicht zu. Wenn man irgend einen Gegenstand vergolden
will, so nimmt man ein Glas oder ein unglasirtes Gefaͤß von
hinlaͤnglicher Groͤße, um denselben fassen zu koͤnnen, und
fuͤllt es mit der Vergoldungs-Fluͤßigkeit beinahe bis oben.
Der Stahl muß sehr rein und glatt polirt werden, und
von allem Roste und Fette befreit seyn. Man stellt
sich ein Beken mit reinem hellen Wasser gefuͤllt zur Seite. Der zu
vergoldende Gegenstand wird in die Vergoldungs-Fluͤßigkeit
getaucht, und darin so kurze Zeit, als
moͤglich, gelassen, hierauf herausgenommen, schnell in das
Wasser getaucht, und darin gehoͤrig abgewaschen, sodann mit
Loͤschpapier getroknet, und in einer Temperatur von 150° Fahrenh.
(+ 52, 44 R.) ausgesezt, bis er vollkommen durchgehizt ist; endlich mit
sogenanntem Rouge und weichem Leder polirt, oder was besser ist,
geglaͤttet.“
„Man muß bemerken, daß das kochsalzsaure Gold oder die kochsalzsaure
Platinna, die durch Digestion dieser Metalle in Koͤnigswasser erhalten
wird, vollkommen von aller uͤberschuͤssigen Saͤure befreit
seyn muß, indem es sonst zu stark auf den Stahl wirken und ein Abschaͤlen
des Goldes veranlassen wuͤrde. Man muß reines Gold anwenden. Der Aether
muß nicht, wie es in den chemischen Handbuͤchern heißt, mit dem
kochsalzsauren Golde geschuͤttelt werden; denn sonst wird er sicher auch
Saͤure anziehen und halten. Die Verwandtschaft zwischen Aether und Gold
ist so groß, daß, wenn die beiden Fluͤßigkeiten auf obige Weise stets in
Beruͤhrung gehalten werden, die Wirkung der Schwere uͤberwunden
werden, und der Aether das Gold aufgeloͤst erhalten wird. Auch die
Aether-Aufloͤsung kann durch Verdampfung concentrirt werden. Man
muß sich
huͤten, den Stahl vor Einwirkung der Hize abzuwischen. Diese Vergoldung
ist nicht bloß Verzierung, sondern auch ein kraͤftiges Mittel gegen den
Rost.“