Titel: | Beschreibung seines Sauer-Wasserstoff-Löthrohres. Von Goldsworthy Gurney, Esqu. Wundarzte. |
Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LXXI., S. 285 |
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LXXI.
Beschreibung seines
Sauer-Wasserstoff-Löthrohres. Von Goldsworthy Gurney, Esqu.
Wundarzte.
Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of
Arts, Manufactures, and Commerce; im Repertory of Arts, Manufactures and
Agriculture. Junius. 1824. S. 22.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII. (Im Auszuge.)Nicht bloß weil unsere deutschen Chemiker so, wie die americanischen und
englischen, in Versuchung gerathen koͤnnen, aus Kohlen und Bleistiften
mit einem
Knallluft- oder Sauer-Wasserstoff-Loͤthrohre Demante
zu fabriciren, sondern weil diese Art von Loͤthroͤhren
uͤberhaupt sehr gefahrvoll sind, zumahl in der Hand von Unerfahrnen, die
dadurch ihre bloß technischen Arbeiten erleichtern wollen, theilen wir die
gegenwaͤrtige Verbesserung desselben mit, weit entfernt, sie fuͤr
ganz sicher und gefahrlos zu halten. Hr. Gurney
erhielt fuͤr diese Verbesserung die goldene Isis-Medaille. Er
erzaͤhlt in der Einleitung zur Beschreibung der gegenwaͤrtigen
Verbesserung die vielen mißlungenen Versuche, dir er anstellte, ehe er die
gegenwaͤrtige Vorrichtung zu Stande brachte. Wir uͤbergehen
dieselben hier, und beschraͤnken uns bloß auf das, was er als die
brauchbarste Abhuͤlfe der bisherigen Maͤngel hier vorlegte.A. d. Ueb.
Gurney's Beschreibung seines
Sauer-Wasserstoff-Löthrohres.
a, Fig. 1, Tab. VII ist der
Behaͤlter oder das Gasometer, bestehend aus einer kleinen Blase, welche auf
einem Tische, b, ruht, und mit einem duͤnnen Brette, c, belegt ist, welches durch die Rippen, dd, verstaͤrkt wird, und durch
duͤnne Schnuͤre an den vier Draͤhten, e,
e, e, e, befestigt ist, welche frei durch die Loͤcher in dem Tische
laufen, und an ihrem unteren Ende an dem unteren Brette, ff, dem Tretbrette, befestigt sind. Dieses Brett
ist in der Mitte durchbohrt, und durch diese Oeffnung laͤuft eine aufrechte
Stange, welche dasselbe bei seinem Auf- und Niedersteigen leitet. Auf dieses
Brett legt der Arbeiter seine Hand um das Gasometer zusammen zu druͤken, und
das Gas bei dem Roͤhrchen l, ausstroͤmen
zu lassen. Die Art, wie dieses Roͤhrchen in Verbindung mit dem Gasometer in
Verbindung steht, ist in Fig. 2 im Durchschnitte
dargestellt. Hier ist a der unterste Theil des
Gasometers, der an einem meßingenen Halse in der Kappe uͤber der
cylindrischen Kammer, l, befestigt ist, wovon Fig. 3 im
groͤßeren Maßstabe den horizontalen Durchschnitt zeigt. Diese Kammer ist,
zugleich mit den Roͤhren zu jeder Seite derselben, bis zu den Buchstaben zz, in dem Tische b
verborgen, welcher in der Mitte etwas ausgehoͤhlt ist, damit die Blase, wenn
sie gedruͤkt wird, desto sicherer liegen kann. Das Gas wird in der Richtung
der Pfeile getrieben, bis es in die gekruͤmmte Roͤhre, I, gelangt, welche in das cylindrische
Wassergefaͤß, m, eingesenkt ist, wo es durch das
Wasser in Blasen aufsteigt. Das Wassergefaͤß wird mittelst eines Korkes, n, geschlossen, der so eingepaßt ist, daß er, im Falle
daß hier eine Explosion Statt haben sollte, hinausgeschlaͤudert werden kann.
Eine andere gekruͤmmte Roͤhre, oo,
laͤuft in den Kork, n, hinauf, welchen man,
fuͤr den Augenblik, als nicht vorhanden annehmen kann, so daß das Gas seinen
Weg unmittelbar von der Oberflaͤche des Wassers in die Kammer, p, finden kann. Hier laͤuft es durch
ungefaͤhr sechzig Lagen von Drahtgeweben, q, (die
8 Maschen im Zolle haben), und kommt dann in die Kammer r, von wo es durch beilaͤufig zwanzig Lagen aͤhnlicher
Drathgewebe, s, in die Kammer t gelangt, und zulezt bei der Roͤhre h
ausstroͤmt, wo es angezuͤndet wird.
Nachdem die fortschreitende Bewegung des Gases aus dem Gasometer bis zur
Roͤhre h auf obige Weise beschrieben ist, wird
sich die hier angegebene Vorrichtung als Schuz gegen jeden Unfall durch eine
Explosion am deutlichsten dadurch erklaͤren lassen, daß man zeigt, welche
Wirkung eine solche Explosion nach ruͤkwaͤrts auf das Gasometer haben
kann. Sobald der Druk auf dieses leztere hinlaͤnglich vermindert wird, tritt
die Flamme in der Roͤhre zuruͤk, und entzuͤndet das Gas in der
Kammer t; die Explosion in derselben ist nicht so stark,
daß die Flamme durch die Drahtgewebe s weiter
zuruͤk treten kann. Wenn dieß aber auch geschaͤhe, und eine zweite
Explosion in der Kammer r Statt haͤtte, so werden
die Drahtgewebe q den weiteren Ruͤktritt der
Flamme hindern, und diese loͤschen; und sollte auch dieß mißlingen, so wird
sich die Explosion bis zu dem Gase uͤber dem Wasser fortsezen, und der Kork
oder Pfropfen wird auf die oben angebene Weise hinausgeschlaͤudert. Das Brett
c oben auf dem Gasometer und die Rippen desselben,
dd, wodurch es verstaͤrkt ist, sind von
so duͤnnem Holze, daß, in dem Falle einer Explosion im Gasometer, der
Widerstand der Luft selbst hinreichen wuͤrde, ein hoͤheres Aufsteigen
derselben in die Luft zu hindern, und Brett und Rippen wuͤrden ohne allen
Schaden niederfallen.
Das Gasometer kann, nach Belieben, mittelst der tragbaren Blase, u, Fig. 1, welche mit der
cylindrischen Kammer, k, in Verbindung steht, wie Fig. 2 zeigt,
gefuͤllt werden. Diese Verbindung wird durch die Spiralfeder, welche gegen
die Klappe v druͤkt, Fig. 3, abgesperrt, sobald
der Druk aufhoͤrt. Ueberdieß unterbrechen die Sperrhaͤhne, ww, noͤthigen Falles alle Verbindung
zwischen den verschiedenen Theilen des Apparates. Der Zwek der gekruͤmmten
Roͤhre, oo, ist folgender. Man fand, daß
das Wasser in dem Gefaͤße, n, zuweilen so heftig
durch den raschen
Durchgang des Gases erschuͤttert wurde, daß es die Sicherheits-Kammer
r und t
Man hat eine andere Methode vorgeschlagen, das Einfließen des Wassers in die
Sicherheit-Kammer zu hindern; naͤmlich, die Cisterne mit Oehl,
statt mit Wasser, zu fuͤllen; dieß ist aber hoͤchst
tadelnswerth, sowohl in Hinsicht auf die Brennbarkeit des Oehles, als in
Hinsicht der klebrigen Consistenz desselben, welcher zu Folge, wenn ein
Gas-Strom durch dasselbe fahrt, die Gasblasen beinahe aneinander
haͤngend werden, und, wenn eine Explosion in dem oberen Theile der
Cisterne Statt haben wuͤrde, dieselbe sich durch das Oehl auch der
Blase oder dem Behaͤlter mitteilen koͤnnte.A. d. O. fuͤllte; um dieses zu verhindern, brachte man die gekruͤmmte
Roͤhre, oo, an, und machte eine tiefe und
etwas weitere Hoͤhlung in den Kork, als die Roͤhre selbst ist. Die
untere Oberflaͤche des Korkes wird mit einem Stuͤke Leder bedekt,
welches die Roͤhre dicht umgibt, und sowohl das Wasser als das Gas hindert
unmittelbar in die Hoͤhlung des Korkes zu gelangen. Damit jedoch das Gas
seinen Weg in die Hoͤhlung des Korkes finden kann, steigt der Kork nicht ganz
bis auf die Schultern des Wasser-Gefaͤßes nieder, und ist an seiner
unteren Flaͤche mit zwei Canaͤlen, xx, Fig.
4, versehen, welche vor der Bedekung desselben mit Leder gebildet werden.
Die unteren Kanten des Korkes werden zugerundet oder schief abgestuzt, wodurch das
Gas freien Zutritt in die Canaͤle erhaͤlt, und von da in die
Hoͤhlung des Korkes und in die Roͤhre gelangt. In Fig. 2 ist eine Schraube,
durch welche das Wasser in dem Wassergefaͤße in beliebige Hoͤhe
gestellt werden kann.
Fig. 5 stellt
eine Roͤhre dar, welche an ihrem Winkel ein Drehegelenk hat, wodurch die
Flamme aufwaͤrts, abwaͤrts und seitwaͤrts unter jedem
beliebigen Winkel gebracht werden kann. Diese Roͤhre wird unmittelbar an das
Wassergefaͤß angeschraubt, und die Sicherheitskammern sind so nahe als
moͤglich an der Ausgangs-Roͤhre. Dieß ist, wenn Explosion
vermieden werden soll, hoͤchst nothwendig; denn, wenn die
Sicherheits-Kammern an dem in der Nahe des Wassergefaͤßes befindlichen
Ende angebracht waͤren, wuͤrde beinahe die ganze Hoͤhlung der
Roͤhre vorne an der ersten Sicherheit-Kammer liegen, und die Folge
hiervon waͤre, daß, wenn eine Explosion in dieser Kammer Statt haͤtte, der ausgedehnte
Dampf sich so frei vorwaͤrts bewegen wuͤrde, daß er unmoͤglich
mit der zur Loͤschung der Flamme noͤthigen Schnelligkeit sich in
entgegengesezter Richtung bewegen koͤnnte.
Die dunklen Theile in der Zeichnung zwischen den an einander stossenden Schultern an
allen Schraubengefuͤgen stellen Halsbaͤnder von Leder dar. Die
Ausgangsroͤhren sind von verschiedener Laͤnge und Staͤrke nach
den verschiedenen Zweken: immer muͤssen aber, die Sicherheit-Kammern
so nahe als moͤglich an der Muͤndung derselben gelegen seyn.
Fig. 6 ist ein
einfacher Apparat zur Aufsammlung der waͤhrend der Zersezung irgend eines
Koͤrpers vor dem Loͤthrohre erhaltenen Producte. A ist ein Stuͤk Kalk, welches in der Mitte
ausgehoͤhlt ist, und zur Aufnahme des Koͤrpers dient, auf welchen man
wirken will. Die Ausgangsroͤhre ist so vorgerichtet, daß sie die Flamme
schief abwaͤrts durch die Seite des Kalkes zuleitet, und zugleich mir den
Sicherheits-Kammern, mittelst einer biegsamen Roͤhre, BB, mit dem Wasser-Gefaͤße in
Verbindung sieht. Das Stuͤk Kalk wird an seiner oberen Flaͤche
abgeschliffen, um einen Glassturz aufzunehmen, der mit einer meßingenen Kappe, mit
einem Sperrhahne und mit einer Blase versehen ist, um die Producte der Zersezung
aufzusammeln.