Titel: | Hrn. Biard's zu Rouen neu erfundener Weberstuhl, worauf derselbe sich am 13ten März 1804 auf 10 Jahre ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. XCIII., S. 403 |
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XCIII.
Hrn. Biard's zu Rouen neu erfundener Weberstuhl,
worauf derselbe sich am 13ten März 1804 auf 10
Jahre ein Patent ertheilen ließ.
Aus der Description des
Brevetes d'Invention im Repertory of Arts, Manufactures and
Agriculture. Julius. 1824. S. 117.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX.
Biard's neu erfundener Weberstuhl.
Fig. 25 auf
Tab. IX. zeigt den ganzen Stuhl im Perspektive.
A sind die aufrechten Pfosten des Gestelles.
B die Querbalken,
C die aufrechten Pfosten der Lade,A bis C fehlen im
Originale.A. d. Ueb.
D der Hut oder das Querstuͤk der Lade, welches
das Rietblatt in seiner Laͤnge aufnimmt, und zugleich auf dasselbe
druͤkt.
E, Hebel der Lade.
F, Gehaͤuse zur Aufnahme der Schuͤze;
innerhalb eines jeden dieser Gehaͤuse befindet sich ein kleiner eiserner
Schneller, der sich in Furchen schieben laͤßt, und zum Werfen der
Schuͤze dient.
G, kleine Drukfedern, welche die Schuͤze vor dem
Zuruͤkspringen sichern.
H, eine aus Gefuͤgen bestehende Vorrichtung,
welche die Schneller in Bewegung sezt.
I, der große Hebel, welcher die Lade bewegt. Er ist in
der Mitte des Holzstuͤkes eingezapft, welches die Hebel E der Lade fuͤhrt.
K, zwei an dem Baume I,
befestigte Schneken, um die Federn L auf ein Mahl los zu
lassen. Durch diese Vorrichtung wird die Schuͤze abwechselnd links und rechts
geschnellt.
M, zwei excentrische auf dem Baume I aufgezogene Raͤder, wodurch abwechselnd die
Tretschaͤmel N, die Gegenschaͤmel O, und die Blaͤtter P
bewegt werden.
Q ist ein doppelter Zahn oder Zapfen auf dem Baume I, um die Lade waͤhrend des Durchganges der
Schuͤze aufzuhalten.
R, eine Schraube ohne Ende, die das Rad S bewegt, welches, mittelst der Achse T und der Schraube ohne Ende U, die Cylinder V, X, in Bewegung sezt.
Y, eine Schnur, welche die Kette auf dem Garnbaume
aufgerollt und gespannt erhaͤlt. Sie ist so lang als die Kette, und windet
sich auf die Cylinder v und b, welche etwas kegelfoͤrmig sind, auf und ab.
a, ist der Tuchbaum, welcher das Gewebe aufnimmt, st
bald es fertig geworden ist.
c, ein bewegliches, am Ende der Achse I befestigtes Rad, mit einem an der Seite der Maschine
befindlichen Hebel. Dieses Rad greift nach Belieben in das Kreuz, e, ein, und sezt den Stuhl in Bewegung oder stellt
denselben in Ruhe.
I. Certificat von Zusaͤzen und
Verbesserungen.
An dem oben beschriebenen Stuhle erhaͤlt die Schuͤze ihre Bewegung
durch eine vertikale Feder, welche durch ein Zapfen-Rad in Bewegung gesezt
wird, und mittelst eines rechtwinkeligen Hebels dem Hammer, welcher die
Schuͤze treibt, die Bewegung mittheilt.
Die Verbesserung besteht im Folgenden. An den am Wellbaume angebrachten
Raͤdern, welche die Federn in Thaͤtigkeit sezen sollen, sind die
Furchen oder Einschnitte, welche vormahls vertical gewesen sind, jezt horizontal,
und bilden einen Hebel der ersten Art, welcher in einem Drittel seiner Laͤnge
von einer Schnur ergriffen wird, die an jeder Seite in derselben Richtung gewunden
ist.
Nachdem die Schnur so gewunden ist, wird der Hebel eine hinlaͤngliche
Feder.
An dem oberen Theile des Hebels, an der Seite des laͤngesten Armes, wird eine
Schnur befestigt, welche an dem Hammer, der die Schuͤze treiben soll,
angemacht ist, und dieser Hammer schiebt sich auf einem Arme, der sich uͤber
dem Gehaͤuse der Schuͤze befindet; er wird von einem eisernen Blatte
gefangen, das sich beinahe unter dem Gehaͤuse dreht, und biethet sein unteres
Ende gerade der Schnur dar, welche diesen Schweif des Hammers mit dem laͤngsten
Arme des elastischen Hebels verbindet. Wenn die Schuͤze ankommt,
stoͤßt sie dann den Hammer zuruͤk.
Die Vorrichtung, wodurch die Schuͤze den Hammer bei ihrem Kommen von selbst
zuruͤkstoͤßt, damit der Stuhl von selbst still steht, wenn die
Schuͤze in ihrem Laufe haͤlt, ist folgende: Fig. 26 ist ein
bewegliches Rad auf seinem Baume mit einem Streifriemen von der Triebvorrichtung
her. Dieses Rad fuͤhrt zwei Stifte B, welche in
das Kreuz eingreifen, und dadurch das große Rad D der
Maschine mittelst des Raͤderwerkes EF in
Bewegung sezen.
Der Hebel g, dessen Zapfen bei H ist, nimmt in seinem oberen Theile, der die Form einer Gabel hat, die
Roͤhre des Rades A auf, so daß die Bewegung
dieses Hebels bald rechts bald links, die Zapfen B in
das Kreuz C eingreifen, oder dieselben daraus los macht,
wodurch dann die Bewegung des Stuhles fortgesezt oder unterbrochen wird.
Das untere Ende I des Hebels G wird von der Schnur K gehalten, welche an
dem Hammer der Schuͤze befestigt ist. Sie folgt der Bewegung desselben, und
faͤllt wieder auf das Rad D, wenn der
Haͤmmer faͤllt und die Schnur nachlaͤßt. Der Hebel trifft dann
auf den Vorsprung L, welcher dagegen stoͤßt, und
unterbricht die Bewegung.
Ein zweiter Vorsprung, M, der dem vorigen, L, diametraliter gegenuͤber steht, dient zu
demselben Zweke. Diese beiden Vorspruͤnge oder Haken sind deßhalb
noͤthig, weil die Schuͤzwaͤhrend einer Umdrehung des Rades zwei
Mahl hin und der laͤuft.
II. Certificat von Zusaͤzen und
Verbesserungen.
Die oben beschriebenen Verbesserungen dienen zur Erleichterung der Hanf- und
Flachs-Weberei.
Um ein starkes Tuch von guter Qualitaͤt zu erhalten, muß die Lade zwei Mahl
anschlagen; das erste Mahl unmittelbar nach dem Durchgange der Schuͤze, und
waͤhrend die Kette noch offen steht; das andere Mahl, nachdem der Weber die
Kette uͤber den Faden des Eintrages kreuzte. Dieß geschieht dadurch, daß man
an der Maschine 1tens die excentrischen kreisfoͤrmigen Raͤder anbringt, welche
mittelst der zwei Stuͤke von besonderer Form auf die Tretschaͤmel
druͤken, wie Fig. 27 zeigt, wo sie auf dem Baume gleichfalls in entgegen gesezter
Richtung angebracht sind; 2tens, das Stuͤk, welches den Fall der Lade
bestimmt, und dieselbe mittelst eines anderen hebt, Fig. 23, wodurch die Lade
zwei Mahl waͤhrend einer halben Umdrehung faͤllt: ein Mahl bei dem
Puncte A, das andere Mahl bei dem Puncte B.
Der erste Fall oder Schlag muß waͤhrend der Oeffnung der Kette geschehen, der
zweite bei der Kreuzung muß also waͤhrend der Zeit geschehen, als der Raum
der Entfernung AB durch laͤuft.
Bei dem Abschießen der Schuͤze wird die Lade von dem Puncte C gehoben, der sich in einer auf eine der Seiten der
vierekigen Achse senkrechten Linie befindet; und der Punct D. Fig.
27, druͤkt gleichfalls senkrecht auf den Schaͤmet. Der Bogen
AC, Fig. 28, und der Bogen
DE, Fig. 27 sind gleich. Der
Eine derselben dient um die Lade zu tragen, wenn sie gleichfoͤrmig gehoben
ist, und der andere um die Kette gleichfoͤrmig offen zu halten,
waͤhrend die Schuͤze durchfahrt.
Der erste Schlag der Lade geschieht bei dem Puncte A,
Fig. 23,
und der Druk auf den Schaͤmet geschieht an dem Puncte E, Fig.
27.
Der Zahn B hebt die Lade, und laͤßt sie zum
zweiten Mahle bei dem Puncte F fallen. Bei dem zweiten
Schlage der Lade ist der Schaͤmel an den Puncte H, Fig.
27, welcher der Achse am naͤchsten liegt, gekommen: zu gleicher
Zeit aber, als dieser erste Schaͤmel der Achse sich naͤhert, indem er
uͤber 90 Grade von E bis H hinlaͤuft, ist das zweite Stuͤk, welches dem vorigen
aͤhnlich ist, Fig. 26, uͤber den
Bogen GI gelaufen, und hat die Kreuzung der Kette
bewirkt, indem es bei dem Puncte G auf den anderen
Schaͤmet g druͤkte in dem Augenblike, wo
der zweite Schlag der Lade bei dem Puncte F
geschieht.
Die Lade wird hierauf von dem Puncte K gehoben, und die
zweite Umdrehung beginnt und wirkt, wie die erste.
Um ein gehoͤrig verfertigtes Gewebe zu erhalten, muß der Faden des Eintrages
gehoͤrig gestrekt werden, und um dieß zu erzielen, muß man der Gegenwirkung
der Schuͤze vorbeugen, was mittelst des Hebels, Fig. 29, geschieht, der
vier Linien dik, und dessen Flaͤche horizontal und parallel mit der
Schuͤze gestellt ist. Er dreht sich um den Punct L.
Der Hammer, welcher die Schuͤze schlaͤgt, laͤuft uͤber
die Entfernung mn. Wenn die Schuͤze
ankommt, ist der Hammer auf dem Puncte M, und die
Schuͤze stoͤßt ihn auf N; sobald er aber
auf diesen Punct angekommen ist, druͤkt er den Hebel, Fig. 29,
seitwaͤrts von dem Puncte N, und noͤthigt
ihn die Schuͤze gegen den Punct M zu
druͤken, welche dem Hammer folgt und ihn druͤkt.
Der Hebel, Fig.
29, ist in O gespalten, so daß man einen
kleinen hoͤlzernen Keil einschieben kann, wodurch der Druk auf die
Schuͤze nach Belieben regulirt werden kann.