Titel: | Ueber die beleuchtende Kraft des Kohlen- und Oehl-Gases. Von Andr. Fyfe, M. Dr. F. R. S. E. Vorleser über Chemie zu Edinburgh. |
Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. XXVIII., S. 84 |
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XXVIII.
Ueber die beleuchtende Kraft des Kohlen- und
Oehl-Gases. Von Andr.
Fyfe, M. Dr. F. R. S. E. Vorleser über Chemie zu Edinburgh.
Aus dem Edinburgh Philosophical Journal. Octob. N. 22.
S. 367. (auch im Repertory of Arts and Manufactures. Nov. 1824.
S. 356) (Im Auszuge.)
Fyfe, über die beleuchtende Kraft des Kohlen- und
Oehlgases.
In meinem lezten Aufsaze im vorigen Hefte des Edinb. Philos. Journ. (Polytechn. Journ. B. XV. S. 107.) habe ich die Chlorine als
Mittel zur Bestimmung der Beleuchtungs-Kraft der Gase nach der Zersezung der Kohle
und des Oehles vorgeschlagen: ich war damahls, wegen der geringen Anzahl von
Versuchen, in Hinsicht auf die hoͤchste Genauigkeit noch nicht ganz beruhigt.
Die zeither angestellten Versuche haben mich uͤberzeugt, daß diese Methode
nicht bloß die genaueste, sondern auch die leichteste ist. Ich habe bereits
angegeben, daß Oehl- und Kohlengas, wenn sie gehoͤrig gereinigt sind,
dieselben Bestandtheile zeigen: Wasserstoff, Kohlenstoff-Oxid, gekohlstofftes
Wasserstoffgas und Oehl erzeugendes Gas: lezteres ist beinahe die einzige Quelle des
Lichtes, und, je nachdem es in groͤßerer oder geringerer Menge vorkommt, ist auch die beleuchtende
Kraft staͤrker oder schwaͤcher. Wenn diese Ansicht richtig ist, so
laͤßt sich das oͤhlerzeugende Gas, und somit auch die
Beleuchtungskraft, leicht finden.
Die von mir beschriebene Methode, diese zu bestimmen, ist sehr einfach. Ein in Grade
abgetheiltes Gefaͤß wird umgekehrt uͤber einen Wassertrog gestellt,
und bis auf 50 Grade mit Chlorine gefuͤllt, und hierauf werden 50 Masse des
zu untersuchenden Gases in dasselbe gelassen. In ungefaͤhr 10 Minuten ist die
Verdichtung vollendet. Da Chlorine und oͤhlerzeugendes Gas sich in gleichen
Umfaͤngen verbinden, so zeigt die, durch das aufsteigende Wasser angedeutete,
Verminderung die Menge des lezteren in 100 Theilen.
Vergleichende Versuche, nach dieser Methode angestellt, gaben bei dem Kohlengase aus
dem Edinburgher Coal-Gas-Works, 17 p. C. oͤhlerzeugendes Gas; bei dem
Oehlgase aus Milne's Gaswerke 32 p. C. Oehl erzeugendes Gas; also Beleuchtungs-Kraft
: : 17 : 32; : : 1 : 1,8.
Optische Versuche beim Brennen beider Gase gaben ein Verhaͤltniß : : 1 :
1,9.
Wiederholte Versuche durch Zersezung gaben 1: 1,8; durch Verbrennen, oder optische
Versuche, 1: 1,6; und eine Reihe aͤhnlicher Versuche gab zwischen den
Versuchen durch Verbrennung und durch Zersezung nur 0,1 Unterschied.
Gestuͤzt aus die Genauigkeit dieser Resultate untersuchte Hr. Dr. Fyfe verschiedene Gas-Arten, und fand jenes der
Edinburgh Coal-Gas-Works im Durchschnitte auf 15 oͤhlerzeugen, des Gas; jenes
der Oehlgas-Anstalt zu Leith zwischen 16–17 oͤhlerzeugendes Gas; jenes
der Oehlgas-Anstalt des Hrn. Milne zwischen 25 und
32.
Hr. Milne fand, daß das Licht, welches ein Brenner gibt,
der Einen Kubikfuß Oehlgas in einer Stunde verzehrt, gleich ist dem lichte von 8
Kerzen (kurzen Sechsern: short sixes).
Die Antwort auf die Frage: „ob Oehlgas es mit dem Kohlengase aufzunehmen
vermag?“ bleibe, nach diesen wiederholten Versuchen, dieselbe, wie
ich sie fruͤher gegeben habe. Kohlengas kostet hier „(zu
Edinburgh)“ pr. 1000 Kubikfuß 12 Shillings; der niedrigste Preis, fuͤr welchen man
eben so viel Oehlgas haben kann, ist 40 Shillings. Nimmt man die Beleuchtungskraft,
wie 1 : 2, d.h., daß Ein Fuß des lezteren so weit reicht, als zwei des ersteren (und
dieß ist mehr als im Großen in Oehlgas-Fabriken wirklich Statt hat), so kostet
dasselbe Licht aus Oehlgas 40 Shilling, welches man aus Kohlen-Gas um 24 Shill.,
oder eigentlich, nach dem Verhaͤltnisse wie 1 : 1,7, um etwas mehr als 20
Shill. haben kann. Wenn also das Oehlgas nicht wohlfeiler, als bisher geliefert
werden kann, kann es mit dem Kohlengase nicht Concurrenz halten; wenigstens nicht zu
Edinburgh, und nicht jezt; vielleicht in der Zukunft; denn ich erhielt
oͤfters Oehlgas, welches drei Mahlmehr Beleuchtungskraft besaß, als.
Kohlengas. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß man bei den Oehlgas- wie
bei dem Kohlen-Gas-Fabriken das Gas, welches zulezt uͤbergeht, und sehr arm
an oͤhlerzeugendem Gase, also auch an Beleuchtungskraft ist, gaͤnzlich
auslassen koͤnnte, indem dadurch die Beleuchtungskraft des fruͤher
erhaltenen Gases nur geschwaͤcht wird.
Die Versuche uͤber die Beleuchtungskraft der Gase, die ich mit Hrn. Milne anstellte, leiteten uns auf die wichtige Frage:
welche Methode ist die beste, diese Gasarten zu verbrauchen, so daß man von einer
gewissen Menge derselben die groͤßte Menge lichtes erhaͤlt?
N. 1. Ein Argand-Brenner, mit 5 Loͤchern,
verbrauchte 2,25 Fuß Kohlengas in einer Stunde, und gab fuͤr jeden
verbrauchten Fuß ein Licht von 3,84 Kerzen. N. 2, mit
der doppelten Anzahl von Loͤchern, verbrauchte 3 Fuß, und gab, fuͤr
jeden Fuß, ein Licht von 6,6 Kerzen.
Bei einem anderen Versuche verzehrte N. 1. 1,79 Fuß, und
gab, fuͤr jeden Fuß, ein Licht von 4,02 Kerzen, waͤhrend N. 2. 3 Fuß verzehrte, und, fuͤr jeden Fuß, ein
Licht von 4,33 gab.
Aehnliche Resultate gab auch das Oehlgas.
N. 1, ein Argand-Brenner mit 10 Loͤchern,
verbrauchte 1 Fuß, und gab ein Licht von 6,78 Kerzen. N.
1 (von Glasgow), mit derselben Anzahl von Loͤchern, aber mit einem weiteren
Cylinder, verbrauchte dieselbe Menge, gab aber ein Licht von 7,21 Kerzen;
waͤhrend der Brenner N. 2, mit 14
Loͤchern, 1,95 Fuß
verzehrte, und fuͤr jeden Fuß, ein Licht von 7,8 Kerzen gab.
Bei einem anderen Versuche verbrauchte N. 1 1,46 Fuß, und
gab ein Licht von 4,24 Kerzen fuͤr jeden Fuß; N.
1 (von Glasgow) verbrauchte 1,36 Fuß, und gab ein Licht von 5,95 Kerzen; N. 2 verzehrte 2 Fuß, und gab ein Licht von 5,64
Kerzen.
Es scheint also, daß das, bei dem Verbrennen gleicher Mengen von Gas entwikelte Licht
sehr von der Groͤße und Gestalt des Brenners abhaͤngt. Die Brenner N. 2 scheinen besser, als jene N. 1. Hieruͤber muͤssen noch Reihe von Versuchen angestellt
werden, ehe man zu entscheidenden Resultaten kommen kann, welche der Aufmerksamkeit
der Gas-Beleuchtungs-Anstalten allerdings wuͤrdig sind.
Professor Leslie fand bei seinen Versuchen das
Verhaͤltniß der beleuchtenden Kraft des Oehlgases zu jener des Kohlen-Gases:
: 1,5 : 1.