Titel: | Unterricht über die Blizableiter, abgefaßt in Auftrag des Ministeriums des Inneren in Frankreich von einer Commission, bestehend aus den HHrn. Poisson, Lefèvre-Gineau, Girard, Dulong, Fresnel und Gay-Lussac, als Berichterstatter, und von der Académie royale des Sciences den 23 ten April 1823 gutgeheißen. |
Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. XXXVII., S. 146 |
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XXXVII.
Unterricht über die Blizableiter, abgefaßt in
Auftrag des Ministeriums des Inneren in Frankreich von einer Commission, bestehend aus
den HHrn. Poisson,
Lefèvre-Gineau, Girard, Dulong, Fresnel und Gay-Lussac, als Berichterstatter, und von der
Académie royale des Sciences den 23 ten April 1823
gutgeheißen.
Aus den Annales de Chemie et de Physique. Julius-Heft.
1824. S. 258.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Unterricht über die Blizableiter.
Die Ungluͤksfaͤlle, welche vergangenes Jahr der
Bliz, indem er mehrere Kirchen traf, herbeifuͤhrte, bestimmten S. C. den
Minister des Inneren, den schon seit langer Zeit gemachten Vorschlag, diese
Gebaͤude durch Blizableiter zu schuͤzen, ausfuͤhren zu lassen,
und veranlaßte ihn die koͤnigl. Akademie der Wissenschaften einzuladen, einen
Unterricht abzufassen, dessen Hauptzwek darin bestuͤnde, die Arbeiter bei dem
Baue und dem Sezen der Blizableiter zu leiten. Die Akademie beauftragte die Section
der Physik mit der Abfassung dieses Unterrichtes, welchen leztere jezt der Akademie
zur Gutheißung vorlegt.
Indem wir den Absichten Sr. Exc., so viel wir koͤnnen, zu entsprechen suchen,
glauben wir vorher in Kuͤrze an die Grundsaͤze erinnern zu
muͤssen, auf welchen die ganze Einrichtung der Blizableiter beruht, theils um
diejenigen, denen die Aufsicht daruͤber ertheilt werden wird,
hieruͤber aufzuklaͤren, theils um diese Grundsaͤze selbst, weil
sie nicht bekannt genug, und doch sehr nuͤzlich sind, zu verbreiten. Der
Unterricht besteht daher aus zwei Theilen, aus einem theoretischen, und aus eitlem
praktischen, welche jedoch Heide von einander getrennt sind, und wovon man sich in jedem einzeln
unterrichten kann.
Theoretischer Theil.
Grundsaͤze in Hinsicht auf die Wirkung des Blizes
oder der elektrischen Materie und der Blizableiter.
Der Bliz ist eine ploͤzliche
Ausstroͤmung der elektrischen Materie, womit eine Gewitterwolke beladen
war, quer durch die Luft, in der Gestalt eines großen Lichtstreifens.
Die Schnelligkeit der Bewegung der elektrischen Materie ist ungeheuer; sie
uͤbertrifft weit jene einer Kanonenkugel, welche, wie man weiß, bei ihrem
Austritte aus der Kanone, beilaͤufig 600 Meter (1,800 Fuß) in einer
Secunde betraͤgt.
Die elektrische Materie durchdringt die Koͤrper, und bewegt sich mit sehr
ungleicher Schnelligkeit durch die Substanz derselben.
Den Namen Leiter (Conducteur) legt man jenen Koͤrpern bei, welche die elektrische
Materie leiten, oder durch die Theilchen, woraus sie bestehen, schnell in ihr
Inneres eindringen lassen: dergleichen sind die calcinirte Kohle, das Wasser,
die Pflanzen, die Thiere, die Erde, je nachdem sie mehr oder weniger
Feuchtigkeit enthaͤlt, die Salzaufloͤsungen, und
vorzuͤglich die Metalle, welche in dieser Hinsicht alle uͤbrigen
Koͤrper uͤbertreffen. Ein Cylinder aus Eisen, z.B. leitet, in
derselben Zeit, wenigstens 100 Millionen Mahl mehr elektrische Materie, als ein
gleicher Cylinder aus reinem Wasser; und dieser beilaͤufig 1000 Mahl
mehr, als ein mit Meersalz gesaͤttigtes Wasser.
Jene Koͤrper, welche die elektrische Materie nur schwer in ihre Theilchen
eindringen lassen, und in welchen sich dieselbe nicht mit Leichtigkeit bewegen
kann, werden Nicht-Leiter (non-conducteurs) oder isolirende Koͤrper genannt; dergleichen sind
das Glas, der Schwefel, die Harze, die Oehle, die Erde, die Steine, die Ziegel,
wenn sie troken sind, die Luft und die luftfoͤrmigen
Fluͤßigkeiten.
Unter den Leitern der Elektricitaͤt befindet sich jedoch keiner, der der
Bewegung der elektrischen Materie nicht einigen Widerstand entgegensezte. Dieser
Widerstand, welcher sich in jedem Theile des Leiters wiederholt, nimmt mit der
Lange desselben zu, und kann daher groͤßer werden, als jener eines
schlechteren, aber kuͤrzeren, Leiters.
Die elektrische Materie erleidet auch mehr Widerstand in einem Leiter von kleinem
Durchmesser, als in einem von einem groͤßeren: man kann die
Unvollkommenheit der Leitungsfaͤhigkeit in den Leitern dadurch ersezen,
daß man den Durchmesser derselben gehoͤrig vergroͤßert, die
Laͤnge aber verkuͤrzt. Der beste Leiter fuͤr die
elektrische Materie ist jener, welcher derselben, im Ganzen, weniger Widerstand
leistet, und welchen sie mit der groͤßten Schnelligkeit
durchlaͤuft.
Die Grundtheilchen der elektrischen Materie besizen eine zuruͤkstoßende
Kraft, welcher zu Folge sie einander zu fliehen, und sich in dem Raume zu
verbreiten streben. Sie haben gar keine Verwandtschaft zu den Koͤrpern;
sie werfen sich ganz auf die Oberflaͤche derselben, wo sie eine sehr
duͤnne Schichte bilden, welche nach außen durch die Oberflaͤche
der Koͤrper selbst begraͤnzt ist; sie werden nur durch den Druk
der Luft auf der Oberflaͤche der Koͤrper zuruͤkgehalten,
und uͤben gegen diesen ebenfalls einen Druk aus, welcher an jedem Puncte
mit dem Quadrate ihrer Zahl im Verhaͤltnisse sieht. Wird dieser leztere
Druk groͤßer, als der erste, so entweicht die elektrische Materie in die
Luft, entweder als ein unsichtbarer Strom oder in der Form eines Lichtstreifens,
welchen man elektrischen Funken nennt.
Die unter der Oberflaͤche eines Leiters gebildete Schichte elektrischer
Materie enthaͤlt nicht an jedem Puncte der Oberflaͤche dieselbe
Zahl von Grundtheilchen, oder ist nicht gleichmaͤßig dicht, ausgenommen
an der Kugel; an einer Umdrehungs-Ellipsoide ist diese Dichtheit an dem Ende der
großen Achse groͤßer, als an dem Aequator, und zwar im
Verhaͤltnisse der großen Achse zur kleinen; an der Spize eines Kegels ist
sie unendlich. Im Allgemeinen ist, an jedem Koͤrper von irgend einer
bestimmten Form, die Dichtheit der elektrischen Materie, oder ihr Druk auf die
Luft an den spizigen, oder sehr gekruͤmmten Theilen groͤßer, als
an den flachen und wenig gerundeten.
Die elektrische Materie trachtet immer sich in den Leitern zu verbreiten, und
sich in denselben in's Gleichgewicht zu sezen; sie vertheilt sich unter
dieselben nach ihrer Form, und vorzuͤglich nach der Groͤße ihrer
Oberflaͤche. Daraus erhellt, daß, wenn man einen mit derselben beladenen
Koͤrper mit der ungeheuren Oberflaͤche der Erde in Verbindung
bringt, derselbe einen kaum merklichen Theil davon an sich behalten wird. Ei ist
also, um einen Leiter seiner elektrischen Materie zu berauben, hinreichend, wenn
man denselben mit einem feuchten Boden in Verbindung sezt.
Wenn man, um die elektrische Materie eines Koͤrpers in die Erde zu leiten,
derselben verschiedene Leiter darbiethet, von welchen der eine vollkommner ist,
als der andere, so wird sie immer den ersteren vorziehen; sind die Leiter aber
nicht sehr verschieden, so theilt sie sich unter alle, und zwar in dem
Verhaͤltnisse, als sie mehr oder weniger davon aufzunehmen im Stande
sind.
Ein Blizableiter ist ein Leiter, welchen die elektrische Materie des Blizes allen
ihn umgebenden Theilen vorzieht, um sich auf die Erde zu begeben, und sich in
derselben zu verbreiten; gewoͤhnlich besteht er aus einer Eisenstange,
welche auf den Gebaͤuden, die er schuͤzen soll, errichtet wird,
und sich, ohne irgend eine Unterbrechung, bis in das Wasser oder in den feuchten
Boden fortpflanzt. Diese aͤußerst innige Verbindung des Blizableiters mit
dem Boden ist unumgaͤnglich nothwendig, wenn er die elektrische Materie
des Blizes in demselben Verhaͤltnisse an den Boden abgeben soll, in
welchem er sie erhaͤlt, und wenn er die ihn umgebenden Gegenstande vor
den Angriffen des Blizes schuͤzen soll. Es ist bekannt, daß der auf die
Oberflaͤche der Erde gelangte Bliz daselbst keinen hinlaͤnglichen
Leiter findet, und daß er solange in dieselbe eindringt, bis er eine
hinlaͤngliche große Unzahl von Canaͤlen gefunden hat, um ganz zu
verlaufen. Er laͤßt sogar oͤfters auf mehr als Meter (30 Fuß)
Tiefe sichtbare Spuren seines Durchganges. Es geschieht auch, daß, wenn der
Blizableiter in seiner Continuitaͤt irgendwo unterbrochen ist, oder wenn
er nicht vollkommen genau mit einem feuchten Boden in Verbindung steht, der
Bliz, nachdem er denselben getroffen hat, ihn verlaͤßt, um auf einen
anderen benachbarten Koͤrper uͤberzugehen, oder daß er sich
wenigstens zertheilt, um schneller in den Boden zu gelangen.
Der erste Umstand ereignete sich vor einigen Jahren in der Umgegend von Paris. Es
bildete sich zufaͤllig in dem Leiter eines Blizableiters eines Hauses ein
Zwischenraum von beilaͤufig 55 Centimeter (20 Zoll), und der Bliz
durchdrang, nachdem er die Stange des Blizableiters getroffen hatte, das Dach,
und begab sich auf eine Rinne von Eisenblech.
Die HHrn. Rittenhouse und Hopkinson erzaͤhlen im 4ten Bande der American Philosophical transactions ein
merkwuͤrdiges Beispiel fuͤr den zweiten Fall, oder den Nachtheil,
welcher daraus entsteht, daß man keine vollkommene Communication zwischen dem
Blizableiter und dem Boden herstellt. Der Bliz hatte einen Blizableiter
getroffen, denn die Spize desselben war tief geschmolzen, und es war, der
Besichtigung des Bodens zu Folge, erwiesen, daß ein Theil vermittelst des
Leiters bis in den Boden drang; allein der andere Theil, welcher nicht schnell
genug auf demselben Wege auf den Boden gelangen konnte, zerstoͤrte das
Dach, und begab sich von der Stange des Blizableiters auf eine kupferne
Dachrinne, deren Lauf er verfolgte, und welche, da sie eben voll Wasser war, das
Ausstroͤmen desselben auf den Boden sehr beguͤnstigte.
Ehe der Bliz ausbricht, bringt die Gewitterwolke, durch Ihren Einfluß, alle,
unter ihr, auf der Oberflaͤche der Erde befindlichen Gegenstaͤnde
aus ihrem natuͤrlichen Zustande; sie zieht auf den aͤußeren Theil
derselben die ihrer Natur entgegengesezte Elektricitaͤt heraus, und
stoͤßt die von gleicher Natur in das Innere des Bodens zuruͤk.
Jeder Koͤrper befindet sich also in einem Zustande von elektrischer
Anschwellung, und wird, von seiner Seite, wieder ein Mittelpunkt der Anziehung,
zu welchem der Bliz zu gelangen sucht; durch diesen Mittelpunkt geht das
Resultat dieser besonderen Anziehungen, welches er schlaͤgt, wenn er
faͤllt.
Damit nun aber die elektrische Materie, welche durch den Einfluß der elektrischen
Materie einer Gewitterwolke auf einem Koͤrper hervorgebracht wird, und
damit folglich auch ihre Anziehungskraft schnell auf den hoͤchsten Grad
gebracht wird, ist es unumgaͤnglich nothwendig, daß dieser Koͤrper
ein guter Leiter, und vollkommen mit einem feuchten Boden in Verbindung sey.
Die in den, auf der Oberflaͤche der Erde befindlichen Koͤrpern,
durch den Einfluß der Gewitterwolke entwikelte elektrische Materie haͤuft
sich nach und nach in denselben an, und zwar in dem Verhaͤltnisse, als
sich die Wolke ihrem Zenithe naͤhert, und vermindert sich ebenfalls in
dem Verhaͤltnisse, als sie sich davon entfernt. Ein Mensch, welcher z.B.
einer dieser Koͤrper waͤre, wuͤrde, bei dieser
allmaͤhligen Veraͤnderung der elektrischen Materie, keine
besondere Empfindung wahrnehmen, obgleich er stark elektrisirt seyn
koͤnnte; wenn sich aber die Wolke augenbliklich entladen wuͤrde,
so koͤnnte er, ohne vom Blize getroffen zu werden, durch den
ploͤzlichen Ruͤktritt seiner elektrischen Materie in den Boden,
eine sehr lebhafte Erschuͤtterung erleiden, welche vielleicht stark genug
waͤre, um ihn zu toͤdten.
In dem Augenblike, wo ein Gegenstand auf dem Puncte steht, vom Blize geschlagen
zu werden, ist er, wenn er in vollkommner Verbindung mit einem feuchten Boden
steht, so sehr elektrisirt, daß feine elektrische Materie jener der Wolke
entgegeneilen, und einen Theil des Weges zwischen der Wolke und dem Gegenstande
machen kann. Dieß veranlaßte wahrscheinlich einige Leute, welche diese
Beobachtungen gemacht zu haben glauben, zu der Meinung, daß der Bliz, statt vom
Himmel auf die Erde herab zu fallen, sich zuweilen von der Erde gegen den Himmel
erhebe. Was nun immer an dieser Meinung, welche uͤbrigens nicht
eroͤrtert zu werden verdient, seyn mag, so bleibt die Theorie, und die
Wirksamkeit der Blizableiter in jedem Falle doch dieselbe.
An einem Blizableiter, welcher vollkommen mit dem Boden in Verbindung steht, und
sich, statt zugerundet zu seyn, in eine sehr spizige Spize endet, kann sich an
der Spize die elektrische Materie, unter dem Einfluße einer Gewitterwolke, so
anhaͤufen, daß sie durch den Druk der tust nicht mehr daselbst
zuruͤfgehalten werden kann, und daher in einem bestaͤndigen Strome
entweicht, welcher in der Dunkelheit zuweilen durch einen, an der Spize
befindlichen, leuchtenden Buͤschel sichtbar wird, und welcher gewiß
einen Theil der elektrischen Materie der Gewitterwolke neutralisiren muß.Diese elektrischen Feuer zeigen sich auch an anderen Koͤrpern,
nicht bloß an Blizableitern. Sie erscheinen auf dem Meere auf den
Schiffen haͤufiger, als auf der Erde, und sind dort unter dem
Namen St. Elme's-Feuer, Castor und Pollux
etc. bekannt. Bei sehr heftigen Gewittern, sah man sie zuweilen an einem
Ende der großen Rahstange, in Gestalt einer feurigen Junge, die stark
knisterte, und von Zeit zu Zeit Schlaͤge, wie Petarden,
hoͤren ließ.
Die Anziehung, welche die elektrische Materie, die in einem, in eine Spize sich
endenden, Blizableiter enthalten ist, auf jene der Wolke ausuͤbt, wird
jedoch nicht groͤßer seyn, als wenn derselbe an seinem Ende zugerundet
waͤre; sie wird sogar ehe schwaͤcher seyn; wenn aber das
Ausstroͤmen der elektrischen Materie an der Spize sehr schnell werden
kann, so wird der Bliz ehe zwischen der Gewitterwolke und dem Blizableiter
ausfahren, und zwar in einer groͤßeren Entfernung, als wenn dieser an
seinem Ende zugerundet waͤre; zu diesem Schluße fuͤhren wenigstens
die elektrischen Erfahrungen.
Die vortheilhafteste Form fuͤr einen Blizableiter scheint also offenbar
die eines sehr spizigen Kegels zu seyn. Unter uͤbrigens ganz gleichen
Umstaͤnden ist die Wirksamkeit eines Blizableiters um so groͤßer,
je hoͤher er sich in die Luft erhebt.
Bei den beruͤhmten Versuchen des Hrn. de Romas,
Praͤsidial-Assessors zu Nèrac, und bei den neueren Versuchen des
Hrn. Charles, welche darin bestanden, unter einer
Gewittere Wolke einen Drachen 2–300 Meter hoch steigen zu lassen, brachte
die Schnur des Drachens, in welche ein Metalldraht eingesponnen war, und welche
sich in. eine Seidenschnur endigte, einen so betraͤchtlichen Strom von
elektrischer Materie auf die Oberflaͤche der Erde, daß er daruͤber
erschrak, und daß es unklug gewesen waͤre, sich denselben auszusezenDer Versuch des Hrn. de Romas, ist so wunderbar, und so interessant in
Hinsicht auf den Beweis der Wirksamkeit der Blizableiter, daß wir ihn
erzaͤhlen zu muͤssen glauben.„Der Drache war 7 1/2 Fuß hoch und 3 Fuß breit. Die Schnur war
ein Bindfaden von Hanf, in welchem ein Eisendraht eingesponnen war;
an diese Schnur befestigte Hr. de Romas
eine trokene Seidenschnur, und sezte durch eine
besondere Zurichtung seines Apparates den Beobachter in den Stand,
alle Versuche, die er zwekmaͤßig fand, ohne irgend eine
Gefahr fuͤr seine Person, anstellen zu koͤnnen.Mittelst dieses Drachen zog er den 7ten Junius, 1753, gegen 1 Uhr
Nachmittags, nachdem sich derselbe an einer Schnur von 780 Fuß
Laͤnge, unter einem Winkel von beilaͤufig 45 Graden mit
dem Horizonte, 550 Fuß hoch uͤber die Erde erhoben hatte, aus
seinem Leiter Funken von 3 Zoll Laͤnge und 3 Zoll Dike, deren
Knistern man bei 200 Schritte weit hoͤrte. Beim Ausziehen dieser
Funken hatte er die Empfindung, wie wenn Spinnengewebe uͤber
seinem Gesichte waͤren, obwohl er uͤber 3 Fuß weit von der
Schnur des Drachen entfernt war; er glaubte daher, daß er nicht mehr mit
Sicherheit so nahe bleiben koͤnnte, und hieß alle, die sich in
der Naͤhe befanden, sich zuruͤkzuziehen, und entfernte
sich selbst beilaͤufig um 2 Fuß.„Da er sich nun in Sicherheit glaubte, und Niemanden mehr um
sich hatte, so richtete er seine Aufmerksamkeit auf das, was in den
Wolken vorging, die sich unmittelbar uͤber dem Drachen
befanden; allein er bemerkte nirgendwo Blize, und auch nicht das
geringste Geraͤusch von Donner; es fiel auch gar kein Regen.
Der Wind, der aus Westen blies, und ziemlich stark war, erhob den
Drachen wenigstens um 100 Fuß hoͤher, als er vorher
stand.“„Als Hr. de Romas hierauf die Augen auf die, 3 Fuß
uͤber der Erde an die Schnur des Drachen befestigte
Roͤhre von Eisenblech richtete, sah er 3 Strohhalme, von
welchen einer beilaͤufig einen Fuß, der zweite 4–5
Zoll, und der dritte 3–4 Zoll lang war, sich ganz
gerade in die Hohe erheben, und, wie Marionnetten,
keilfoͤrmig unter der Roͤhre von Eisenblech
herumtanzen, ohne sich untereinander zu beruͤhren. Dieses
kleine Schauspiel, welches mehrere Personen der Gesellschaft sehr
ergoͤzte, dauerte beinahe 1/4 Stunde, worauf dann ewige
Tropfen Regen fielen; er hatte uͤbrigens noch immer die
Empfindung von Spinnengewebe auf dem Gesichte, und vernahm zugleich
ein bestaͤndiges Geraͤusche, welches dem eines kleinen
Schmiede-Blasbalges aͤhnlich war. Dreß war ein neuer Beweis
von der Zunahme der Elektricitaͤt, und gleich im ersten
Augenblicke, wo Hr. de Romas die
Strohhalme huͤpfen sah, wagte er, bei allen seinen
Vorsichtsmaßregeln, nicht mehr Funken auszuziehen, und bath die
Zuschauer neuerdings sich etwas zu entfernen.“„Gleich darauf erfolgte die dritte Scene, welche Hrn. de Romas, wie er versicherte, zittern
machte. Der laͤngste der Strohhalme wurde von der
Roͤhre aus Eisenblech angezogen, worauf drei
Explosionenfolgten, deren Geraͤusch jenem des Donners sehr
aͤhnlich war. Einer aus der Gesellschaft verglich es mit der
Explosion der Raketen, andere mit dem Schmettern eines großen
irdenen Topfes, der sich aus dem Pflaster zerschlaͤgt. Gewiß
hoͤrte man es mitten in dir Stadt, ungeachtet des
Laͤrmes, der dort immer Statt hat.“„Das Feuer, welches man bei der Explosion bemerkte, hatte die
Gestalt einer Rakete von 8 Zoll Laͤnge und 5 Linien im
Durchmesser; der sonderbarste und unterhaltendste Umstand aber war,
daß der Strohhalm, welcher die Explosion verursacht hatte, die
Schnur des Drachen erfolgte. Jemand aus der Gesellschaft sah ihn, in
der Entfernung von 45–50 Faden, abwechselnd angezogen und
abgestoßen werden, mit dem besonderen Umstande,
daß man jedes Mahl, so oft er von der Schnur angezogen wurde,
Feuerblize sah, und ein Krachen hoͤrte, welche beide jedoch
viel schwaͤcher waren, als bei der ersten
Explosion.“„Es ist zu bemerken, daß man von dieser Explosion an, bis au
das Ende der Versuche, gar keinen Bliz sah, und kaum Donnern
hoͤrte. Man roch Schwefelgeruch, welcher dem der elektrischen
Feuer-Stroͤme, die von dem Ende einer elektrisirten
Metallstange ausgehen, sehr nahe kam. Um die Schnur bemerkte man
einen leuchtenden Cylinder von 3–4 Zoll im Durchmesser; und
da dieß am Tage war, so zweifelte Hr. von Romas nicht, daß, bei der Nacht, diese elektrische Materie
4–5 Fuß im Durchmesser gehabt haben wuͤrde. Nach
Beendigung der Versuche entdekte man in dem Boden, genau unter der
Roͤhre von Eisenblech, ein Loch von großer Tiefe, und 1/2
Zoll Breite, welches wahrscheinlich von den heftigen
Schlaͤgen herruͤhrte, die die Explosionen
begleiteten.“„Diese merkwuͤrdigen Versuche endigten mit dem
Herabfallen des Drachen, indem der Wind ploͤzlich von Osten
kam, und ein heftiger, mit Hagel gemischter, Regen fiel. Als der
Drache herabfiel, blieb die Schnur an einem Balken haͤngen,
und wurde kaum losgebracht, als der, der sie hielt, einen solchen
Schlag in seinen Haͤnden, und eine solche
Erschuͤtterung in seinem ganzen Koͤrper empfand, daß
er dieselbe auslassen mußte; die Schnur gab, indem sie auf die
Fuͤße mehrerer anderer Personen fiel, auch diesen einen,
jedoch viel schwaͤcheren Schlag.Die
Menge elektrischer Materie, welche dieser Drache bei einem anderen
Versuche aus der Luft angezogen hat, ist wirklich erstaunlich. Den 28
ten August 1756 sah man Feuerstroͤme von Einem Zoll in der Dike,
und 10 Fuß Laͤnge aus demselben fahren. Dieser ungeheure Schlag,
der vielleicht eben so große Verheerungen angerichtet haben
wuͤrde, als irgend einer, von welchem man in der Geschichte liest
wurde mit Sicherheit an der Schnur dieses Drachen auf einen nahe daran
angebrachten Leiter abgeleitet, und der dadurch erzeugte Knall glich
jenem einer Pistole: „Hist.
de l'Electricité p. Priestley. Franzoͤs.
Uebersez. 11. Bd. S. 205.
Charles, der aͤhnliche Versuche, wie de Romas, anstellte, nur weit
zahlreicher, erhielt zuweilen noch außerordentlichere Wirkungen, und er
zweifelte, wie er sagte, nicht, daß er die ganze Gewitterwolke
entlud.Es laͤßt sich, nach diesen Beobachtungen, nicht zweifeln, daß
Wetterableiter, auf sehr hohen Thuͤrmen, wie auf dem 437 Fuß
hohen Thurme zu Straßburg, angebracht, eine große Menge elektrischer
Materie den Gewitterwolken entziehen, und selbst den
Donnerschlaͤgen vorbeugen muͤßten. Ja es ist selbst
erlaubt zu glauben, daß, wenn die Wetterableiter uͤber der
Oberflaͤche Frankreichs sehr vervielfaͤltigt
wuͤrden, sie der Bildung des Hagels vorbeugen koͤnnten,
welcher, nach Volta, ein wahres elektrisches Phaͤnomen zu seyn
scheintVergleiche polytechn. Journ. Bd. XIII. S. 329, wo der sel. Hofrath v. Froidvaux zu Wien als der erste
Physiker aufgefuͤhrt ist, welcher Blizableiter gegen den
Hagel empfahl, und unsere Litteratur der Paragrandini. A. d. Ueb.. A. d. O.: da nun die Wirkung eines Blizableiters auf die elektrische Materie einer Gewitterwolke,
bis auf die Starke, dieselbe ist, wie jene eines Drachen, so wird seine
Wirksamkeit, nicht bloß um die ihn umgebenden Gegenstaͤnde vor dem Bilze
zu schuͤzen, sondern auch um die elektrische Materie aus der
Gewitterwolke zu ziehen, und sie zu paralisiren, um so groͤßer seyn, je
hoͤher er sich in die Luft erheben wird.
Die Entfernung, auf welche ein Blizableiter seine Wirkung mit Kraft ausdehnt, ist
nicht bekannt, und haͤngt uͤbrigens auch von vielen
Umstaͤnden ab, welche schwer zu wuͤrdigen sind; allein, seitdem
man Gebaͤude mit denselben bewaffnet hat, haben uns mehrere Beobachtungen
gelehrt, daß Theile dieser Gebaͤude, welche mehr als 3–4 Mahl
soweit von der Stange des Blizableiters entfernt waren, als diese lang warf, vom Blize getroffen
wurden. Man glaubt, und dieß war auch die Meinung des Herrn Charles, der sich
viel mit diesem Gegenstande beschaͤftigte, daß naͤmlich ein
Wetterableiter einen Raum, der mit einem Durchmesser, welcher der doppelten
Hoͤhe desselben gleich ist, beschrieben wird, gegen allen Blizschaden
sicher vertheidigen kann. Nach dieser Regel richtet man auch die Blizableitet
auf.
Wenn die elektrische Materie von einem Koͤrper auf den anderen
uͤber, und durch einen hinlaͤnglichen Leiter durchgeht, so gibt
sie diesen Durchgang durch kein auffallendes Zeichen zu erkennen; wenn sie aber
durch die Luft faͤhrt, oder durch irgend einen anderen nicht leitenden
Koͤrper, so trennt sie die Theile von einander, und zerreißt sie; sie
erscheint dann als Lichtstrahl, und laͤßt ein mehr oder minder
bedeutendes Geraͤusch hoͤren. Da der leere Raum, welchen sie bildet,
indem sie die Luft aus einander treibt, sich nicht mit eben jener grossen
Geschwindigkeit schließt, mit welcher die elektrische Materie sich bewegt, so
hat diese Zeit die entferntesten Theile der Leiter zu verlassen, um sich in
diesen Raum zu stuͤrzen, der selbst ein Leiter ist, und durch denselben
zu entweichen. Aus diesem Grunde entladet ein Leiter sich durch die Luft eben so
gut, wenn es einen Funken gibt, als durch die augenblikliche Beruͤhrung
eines Leiters in Beruͤhrung mit dem Boden.
Ein elektrischer Strom, mit oder ohne Licht-Entbindung, ist immer mit
Waͤrme verbunden, deren Intensitaͤt von jener des Stromes
abhaͤngt. Diese Hize reicht hin, um einen hinlaͤnglich
duͤnnen Metall-Draht gluͤhen, oder schmelzen zu machen, und
denselben zu zerstaͤuben; sie erhoͤht aber kaum die Temperatur
einer Metall-Stange, weil die Masse derselben zu groß ist. Durch die dem
elektrischen Strome eigene Hize, so wie durch jene, welche sich aus der von dem
Blize aus ihrer Stelle vertriebenen Luft entwikelt, sezt der Bliz so oft die von
ihm getroffenen Gebaͤude in Brand.
Man hat noch kein Beispiel, daß der Bliz eine Eisenstange von 13 bis 14
Millimeter (6 Linien) im Gevierte, oder einen Cylinder von diesem Durchmesser,
geschmolzen, oder auch nur rothgluͤhend gemacht haͤtteWir haben mehrere Stangen an Blizableitern gesehen, die vom Blize
getroffen wurden, und deren Ende bis aus eine Tiefe von 3 bis 4
Millimeter geschmolzen war (bis lauf 1,3 bis 1,8 Linie). Indessen kann
die Schmelzung auch noch weiter eindringen, und Franklin fuͤhrt
in einem Schreiben an Landriani ein Beispiel an, das um so
merkwuͤrdiger ist, als es sich an seinem eigenen Hause zutrug.
„Ich fand“, schreibt Franklin, „bei
meinet Ruͤkkehr nach Philadelphia, die Zahl der
Wetterableiter sehr vermehrt, indem sich die Nuͤzlichkeit
derselben als Schuzmittel der Gebaͤude gegen den Bliz durch
mehrere Proben erwiesen hat. Unter anderen ward auch mein eigenes
Haus von einem sehr starken Blizschlage getroffen. Als die Nachbarn
dieses gewahr wurden, liefen sie auf der Stelle herbei, um
Huͤlfe zu leisten; der Bliz hat aber durchaus keinen Schaden
angerichtet, und sie fanden nur meine Familie uͤber die
Heftigkeit der Erschuͤtterung sehr erschroken.Als man im vorigen Jahre das Gebaͤude um etwas
vergroͤßerte, mußte man den Blizableiter abnehmen. Bei der
Untersuchung desselben fand sich, daß die kupferne Spize, welche,
als man ihn aufsezte, 9 Zoll Laͤnge, und an ihrer
staͤrksten Dike ungefaͤhr ein Drittel Zoll im
Durchmesser hatte, beinahe ganz geschmolzen, und nur wenig mehr
davon an der Stange uͤbrig war. Die Zeit hat also dem
Erfinder selbst einigen Nuzen von seiner Erfindung gebracht, und das
Vergnuͤgen erhoͤht, anderen nuͤzlich geworden
zu seyn.“ A. d. O.. Um einen Wetterableiter zu errichten, wird es also hinreichen, eine
Eisenstange von diesem Durchmesser zu nehmen. Da aber die Stange desselben sich
auf eine
Hoͤhe von 5 bis 10 Meter (15 bis 30 Fuß) in die Luft erheben muß, so
wuͤrde sie bei einer solchen Dike nicht Staͤrke genug an ihrer
Basis besizen, um dem Winde zu widerstehen, und man muß derselben an dieser
Stelle eine weit groͤssere Dike geben.
Was den Leiter an dem Blizableiter betrifft, so ist eine Eisenstange von 16 bis
20 Millimeter (7 bis 9 Linien) im Gevierte hinreichend. Man kann denselben sogar
duͤnner nehmen, und sich bloß eines Metall-Drahtes bedienen, wenn
derselbe nur dort, wo er auf die Oberflaͤche der Erde gelangt, mit einer
Metall-Stange von 10 bis 13 Millimeter (5 bis 6 Linien) im Gevierte, die in
Wasser oder in einen feuchten Boden eintaucht, in Verbindung gebracht ist. Der
Draht selbst wuͤrde allerdings sicher vom Blize zerstaͤubt werden;
allein er wuͤrde demselben seine Richtung bis in die Erde angewiesen und
ihn gehindert haben, sich uͤber die in der Naͤhe befindlichen
Koͤrper zu verbreiten. Es ist uͤbrigens immer besser, dem Leiter
eine solche Dike zu geben, daß er von dem Blize nimmermehr zerstoͤrt
werden kann, und wir schlugen nur deßwegen einen Metall-Draht zu demselben vor,
um die Kosten bei Errichtung der Blizableiter zu vermindern, und dieselben
selbst fuͤr minder Bemittelte anwendbar zu machen.
Das Krachen des Blizes verursacht gewoͤhnlich großen Schreken, und doch
ist die Gefahr bereits voruͤber, wenn man dasselbe hoͤrt; selbst
dann ist die Gefahr, getroffen zu werden, schon voruͤber, wann man den
Bliz gesehen hat; denn derjenige, der vom Blize getroffen werden mußte,
hoͤrte und sah nichts mehr von dem Schlage, der ihn traf. Das Krachen
(oder Donnern) folgt immer erst auf den Bliz, und zwischen dem Erscheinen des
Blizes und dem darauf folgenden Donner verlaufen soviele Secunden, als der Ort,
wo der Bliz geschlagen hat, von dem Orte, wo man sich befindet, vielmahl 340
Meter (174,5 Tolsen) weit entfernt ist.
Der Bliz schluͤgt oͤfters auf einzeln stehende Baͤume, indem
diese sich auf eine bedeutende Hoͤhe in die Luft erheben, und mit ihren
Wurzeln tief in die Erde eindringen, also wahre Blizableiter sind: allein ihr
Schuz ist denjenigen, die ihn unter denselben suchten, so oft schon
toͤdtlich geworden. Denn die Baͤume lassen den Bliz nicht schnell
genug durch sich in die Erde fahren, und sie sind schlechtere Leiter als
Menschen und ThiereEin Beweis, daß der Bliz an den Baͤumen nicht Ableitung genug in
die Erde bekommt, ist, daß er dieselben abschlaͤgt, oder beinahe
immer gaͤnzlich zersplittert: was nie geschehen wuͤrde,
wenn sie bessere Leiter waͤren. Der Bliz laͤuft
gewoͤhnlich zwischen der Rinde und dem Splinte, weil hier die
meiste Feuchtigkeit und zugleich der mindeste Widerstand sich findet. A.
d. O.. Wenn der Bliz durch sie bis zu ihren Wurzeln gelangt, vertheilt er sich
daselbst unter die Leiter, die er findet, oder uͤberspringt auch in der
Eile seines Ausstroͤmens einige derselben. Man sah ihn oͤfters
alle Thiere toͤdten, die sich unter einen Baum gefluͤchtet hatten,
und zuweilen auch nur eines derselbenEines traurigen Falles dieser Art, der vor wenigen Jahren am Einflusse
der Isar in die Donau Statt hatte, erinnert sich der Uebersezer. Ein
armer Landbader sah bei einem Hochgewitter einen Bauer mit seinen
Pferden unter einige Baͤume gefluͤchtet. Er ging von der
Straße weg, um den Bauer vor der Gefahr zu warnen, in welcher sich
begeben hatte, und in dem Augenblike, wo er ein Pferd am Zaume ergriff,
um es von dem Baume hervorzuziehen, fiel der Bliz, und schlug den
wohlmeinenden Rothgeber-todt. A. d. Ueb.. Auch das Wasser ist ein schlechterer Leiter, als die Thiere,
wahrscheinlich im Verhaͤltnisse der Salze, welche die thierischen Saͤfte in sich
fuͤhren, und man kann Thiere unter Wasser vom Blize erschlagen
lassen.
Ein Blizableiter hingegen ist, wo er anders mir der Erde in vollkommener
Verbindung steht, ein sicherer Schuz gegen den Bliz; der Bliz wird denselben nie
verlassen, um einen in der Naͤhe desselben befindlichen Menschen zu
schlagen: indessen ist es, bei der Gefahr, daß eine Unterbrechung an demselben,
oder die Verbindung mit der Erde nicht vollkommen seyn koͤnnte,
kluͤger, sich von demselben entfernt zu halten.
Auf dem Lande und selbst in den Staͤdten laͤutet man bei
Annaͤherung des Gewitters oͤfters die Gloken, um, wie man sagt,
das Gewitter zu zertheilen; man sucht sich selbst in Kirchen und Thuͤrmen
vor dem Blize zu retten: allein diese Gewohnheit hat, wie man aus Erfahrung
weiß, oͤfters die traurigsten Folgen. Es ist gewiß, daß der Bliz
oͤfters in jene Thuͤrme schlaͤgt, in welchen man
laͤutet, als in jene, in welche man nicht laͤutetEs scheint selbst, daß der Bliz haͤufiger auf jene Thuͤrme
faͤllt, in welchen man laͤutet, als auf jene, in welchen
man nicht laͤutet. Im Jahre 1718 meldete Hr. Deslandes der Académie roy. des Sciences,
daß, in der Nacht vom 14 ten auf den 15 ten April dieses Jahres, der
Bliz auf der Streke von Landerneau bis St. Pol-de Leon in Bretagne in 24
Kirchenthuͤrme schlug; daß diese Kirchenthuͤrme gerade
diejenigen waren, in welchen man laͤutete, und daß der Bliz
diejenigen verschonte, in welchen man nicht laͤutete; daß in der
Kirche zu Guesnon, die ganz zerstoͤrt
wurde, der Bliz zwei Personen unter vier, die laͤuteten,
erschlagen hat. (Histoire de l'Acad. roy des Sciences, 1719.) A. d. Orig. (Und
doch konnte einer der Abgeordneten an dem lezten baierischen Landtage,
(freilich einer derjenigen, denen das Wetterlaͤuten Geld
traͤgt) mit der Idee sich befassen, das Wetterlaͤuten in
Baiern wieder einfuͤhren zu wollen.) A. d. Ueb., und in dem ersteren Falle sind vorzuͤglich die Menschen, welche
laͤuten, der groͤßten Gefahr ausgesezt, von dem Blize getroffen zu
werden, wegen der Seile, die sie in den Haͤnden halten, und die den Bliz
auf sie hin leiten koͤnnen. Auch die Kirchen sind ein nicht viel sicherer
Zufluchtsort, als die Thuͤrme, theils weil diese, nachdem sie den Bliz
wegen ihrer Hoͤhe auf sich hergeleitet haben, denselben nicht immer in
die Erde leiten koͤnnen, und daher die Kirchen selbst der Wirkung desselben
bloß stellen, theils weil viele in der Kirche versammelte Leute einen starken
Leiter bilden, auf welchen der Bliz sich lieber, als auf andere
Gegenstaͤnde, wirft. Die Klugheit befiehlt demnach, so lange
Thuͤrme und Kirchen nicht durch Blizableiter geschuͤzt sind, sich
waͤhrend eines Gewitters nicht in denselben zu versammeln, und, um nur
ein auffallendes Beispiel der Gefahr anzufuͤhren, welche bei
Versammlungen in Kirchen waͤhrend eines Hochgewitters Statt hat, wollen
wir unsere Leser an den Bericht der Ungluͤksfaͤlle erinnern,
welche den 11 ten Julius 1819 zu Chateauneuf-les
Moustiers sich durch das Einschlagen des Blizes ereigneten, und die Hr.
Frencalye, General-Vicar zu Digne, der Academie roy des
Sciences in einem Schreiben erzaͤhlte. Dieser Bericht findet
sich in den Annales, T. XII. p. 354
Ein anderes Beispiel ist dem Uebersezer seit mehr dann 40 Jahren bekannt,
wo der Bliz um 11 Uhr am Stephans-Tage in die Stephans-Kirche zu Wien
waͤhrend des großen Festes einschlug, als eben die Kirche mit
Leuten vollgepfropft war. A. d. Ueb..
Man weiß, daß, wenn der Bliz in ein Haus faͤhrt, er sich
vorzuͤglich auf die Schornsteine zu werfen pflegt, theils weil diese
gewoͤhnlich die hoͤchsten Theile an einem Hause sind, theils weil
sie mit Ruß ausgekleidet sind, welcher ein besserer Leiter ist, als das trokene
Holz, und Bau- oder Baksteine. Die Nachbarschaft eines Schornsteines ist
folglich in irgend einer Abtheilung des Gebaͤudes am wenigsten sicher vor
dem Blize; es ist besser sich in einer den Fenstern gegenuͤber
befindlichen Eke, entfernt von allem bedeutenden Eisengeraͤthe,
aufzuhalten.
Die Wirkungen des Blizes gehoͤren unter die mannigfaltigsten und, dem
Anscheine nach, sonderbarsten; sie lassen sich jedoch alle leicht durch gewisse
allgemeine Thatsachen erklaͤren, deren Zusammenstellung hier von einigem
Nuzen seyn kann.
Der Bliz, oder, was dasselbe ist, die elektrische Materie besizt, in Folge der
Zuruͤkstossungskraft ihrer Grundtheilchen, eine mechanische Kraft, welche
stark genug ist, dieselbe den Widerstand der atmosphaͤrischen Luft und
der Fluͤßigkeiten uͤberwinden zu lassen, und die nicht leitenden
festen Koͤrper zu spalten oder zu zertruͤmmern.
Der Bliz waͤhlt immer den besten Leiter, wo die elektrische Materie leicht
ausstroͤmen kann, z.B., durch eine Metall-Stange, bringt sie keine
merkliche Veraͤnderung an dem Leiter hervor. Wenn der Leiter nicht
Leitungskraft genug besizt, wie z.B. ein Metalldraht, so zerstaͤubt sie
denselben in Dampfform, zerplazt in der Luft, und bildet sich einen leeren Raum,
den sie mit Leichtigkeit durchlaͤuft. Wenn der vom Blize getroffene
Koͤrper kein Leiter, oder nur ein unvollkommener Leiter ist, oder wenn er
der Trennung seiner Theile einen bedeutenden Widerstand entgegensezt, so
schlaͤgt der Bliz zwischen der Luft und der Oberflaͤche dieses
Koͤrpers, welche er auf seinem Durchgange mehr oder minder tief
beschaͤdigen wird. Man sieht daher oͤfters Leute vom Blize
getroffen, ohne daß sie davon getoͤdtet wurden, weil der Bliz auf ihren
Koͤrpern hingleitet, ohne tief in denselben einzudringenEine wahre Schinderei, die der Bliz an einigen Individuen neulich sich
erlaubte, findet sich in Schweigger's Journal
Bd. IX. S. 129, und aus diesem auch im Edinburgh
phil. Journal. Octob. 1824. S. 305
von Hrn. Dr. Tilesius zu Muͤhlhausen
beschrieben. A. d. Ueb.. Einige bleiben durch Bedekung ihres Koͤrpers mit Seide, wodurch
sie vollkommen isolirt werden, und die elektrische Materie von dem Eindringen
abgehalten wird, vor dem Blize vollkommen gesichert.
Wenn der Bliz aus der Luft auf ein Metall schlagt, und umgekehrt aus dem Metalle
auf die Luft, so wird dadurch oͤfters eine Schmelzung des Metalles ander
Stelle, wo der Bliz eintrat, oder heraustrat, veranlaßt, indem die Wirkung
daselbst, da die elektrische Materie durch den Druk der Luft angehaͤuft
wird, verstaͤrkt wird. Aus diesem Grunde bemerkt man zuweilen Spuren von
Schmelzung an den Kanten, Grathen, und selbst an den Flaͤchen diker
metallischer Leiter an jenen Stellen, wo der Leiter unterbrochen ist, und wo der
Bliz schlaͤgt.
Wenn der Bliz von einem Leiter dort, wo dieser aufhoͤrt Leiter zu seyn,
abfaͤhrt, und in einen nicht leitenden Koͤrper dringt, so
zerschmettert er gewoͤhnlich den lezteren, und bereitet sich einen leeren
Raum, durch welchen er mit Leichtigkeit faͤhrt. Auf diese Weise fallen
die in einer Mauer eingemauerten Metall-Stuͤke heraus, nachdem der Bliz sie
ihrer Stuͤze beraubte, und werden von der Luft, die den leeren Raum
ausfuͤllt, den er zuruͤkließ, und die dadurch in Bewegung
geraͤth, hinausgeschlaͤudert.
Wenn Theile der metallischen Leiter durch ein, wenig oder gar nicht leitendes,
Mittel unterbrochen werden, besucht der Bliz nach und nach alle diese Theile,
die auf seinem Wege liegen, und die seinem Ausstroͤmen den mindesten
Widerstand in den Weg sezen, indem er, nach und nach, von jedem dieser Theile
angezogen wird. Er ist unsichtbar an den Theilen der metallischen Leiter, wird
aber sichtbar, insofern er von dem einen auf den anderen schlaͤgt, und
bildet einen Lichtstreifen, der ununterbrochen scheinen wird, wenn die
Unterbrechungen der Leiter sich in einem gehoͤrigen Verhaͤltnisse
gegen ihre Laͤngen befinden.
Der Bliz ist immer mit Waͤrme verbunden; er macht metallische Leiter von
kleinem Durchmesser gluͤhend, schmilzt sie, und verfluͤchtigt sie;
Metall-Stangen von 12–20 Millimeter (5 bis 9 Linien) im Gevierte haben
aber nichts Aehnliches zu befahren. Es waͤre also unklug, sich sehr
duͤnner Leiter zu bedienen, wenn man den Bliz durch entzuͤndbare
Koͤrper leiten wollte; man muß sich vielmehr hinlaͤnglich diker
Leiter bedienen, damit sie sich nicht stark erwaͤrmen.
Durch die Waͤrme, die dem Blize eigen ist, und durch die Waͤrme,
die sich aus der Luft entwikelt, oder aus den Koͤrpern, welche er
durchfaͤhrt, indem er die Theilchen derselben
zuruͤkschlaͤgt, entzuͤndet er alle Koͤrper, welche
einer schnellen Entzuͤndung faͤhig sind, wie Heu, Stroh, Baumwolle
etc. Seltener werden dichtere Koͤrper von demselben entzuͤndet,
wie Holz, außer wenn dieses wurmstichig ist, er mag nun dieselben zerreißen,
oder uͤber ihre Oberflaͤche hingleiten, weil die Wirkung desselben
zu augenbliklich ist. Aus diesem Grunde laͤßt es sich begreifen, warum
der Bliz leichte Kleider entzuͤndet, die Haare absengt, und doch auf dem
Koͤrper desjenigen, uͤber dessen Oberflaͤche er
weggleitete, oft nicht die geringste Spur oder Empfindung einer Verbrennung
zuruͤklaͤßt. Aus einer aͤhnlichen Ursache verdampft er
oͤfters die Vergoldung an einem vergoldeten Holzgeraͤthe, ohne das
Holz selbst anzuzuͤnden.
Der Bliz toͤdtet die Thiere, theils indem er die Organe und das
Gefaͤß-System verlezt, theils indem er das Nerven-System laͤhmt;
die Faͤulniß geht an Thieren, welche vom Blize getroffen sind, sehr
schnell von Statten: uͤbrigens aber so, wie an allen eines
ploͤzlichen Todes gestorbenen Thieren. Das Gerinnen der MilchUnd das Sauerwerden des Bieres, das schon die Brauer des Mittelalters bei
Gewittern bemerkten, und daher Eisenstangen uͤber die Braupfannen
legten. A. d. Ueb. und das Verderben des Fleisches, welches zur Zeit, wo Gewitter am Himmel
stehen, weit leichter geschieht, als zu anderen, scheint eines Theiles der
hoͤheren Temperatur zuzuschreiben zu seyn, die dann herrscht, und anderen
Theiles den elektrischen Stroͤmungen, welchen die Koͤrper
ausgesezt sind, die, wie man weiß, die Zersezungen sehr beguͤnstigen.
Praktischer Theil.
Detail bei der Aufrichtung der Bliz-Ableiter.
Ein Blizableiter ist eine Metall-Stange, ABCDEF, (Tab. III. Fig. 1.), die, sich
uͤber ein Gebaͤude erhebt, und von demselben, ohne irgend eine
Unterbrechung, bis in das Wasser eines Brunnens, oder in eine feuchte Erde
herabsteigt. Den senkrechten Theil, BA,
welcher sich uͤber das Dach in die Luft erhebt, nennt man Stange; und jenen Theil, BCDEF, welcher von dem unteren Theile, B,
derselben bis auf die Erde herabsteigt, den Leiter.
Von der Stange.
Die Stange ist eine vierekige Eisenstange, BA,
welche sich an ihrer Spize verduͤnnt, und eine Pyramide bildet. Auf eine
Hoͤhe von 7 bis 9 Meter (21 bis 27 Fuß), die gewoͤhnliche
Hoͤhe einer solchen Stange auf einem großen Gebaͤude, rechnet man
54 bis 60 Millimeter (24 bis 26 Linien) im Gevierte fuͤr die Basis
derselben. Man wuͤrde ihr daselbst 63 Millimeter (28 Linien) Dike geben, wenn
sie sich auf 10 Meter (30 Fuß) erheben muͤßte.Die vortheilhafteste Weise eine pyramidenfoͤrmige Stange zu
verfertigen, ist, Eisenstuͤke an einander zu schweißen, deren
jedes ungefaͤhr 80 Centimeter (2 1/2 Fuß) lange ist, und die
gegen ein Ende hin immerdar abnehmen. A. d. Ueb.
Da das Eisen, der Luft und dem Wasser ausgesezt, sehr leicht rostig wird, so
wuͤrde die Spize sich sehr bald abstumpfen. Um diesem Nachtheile
abzuhelfen, schneidet man von dem Ende der Stange, AB, (Fig. 2) eine Laͤnge, AH, von ungefaͤhr 55 Centimeter (20
Zoll) ab, und bringt an der Stelle derselben eine kleine, kegelfoͤrmige,
messingene Stange an, die an ihrem Ende vergoldet ist, oder sich in eine kleine
Platinna-Nadel, AG von 5 Centimetern (2 Zoll)
Laͤnge endetStatt der Platinna-Nadel kann man auch eine Nadel aus dem
gewoͤhnlichen Muͤnzsilber nehmen, welches aus Einem Theile
Kupfer un- 10 Thelen Silber besteht. A. d. Ueb.. Die Platinna-Nadel wird, mit gewoͤhnlichem Silberlothe auf die
Messingstange aufgeloͤthet, und, damit sie nicht von derselben los werden
kann, was zuweilen ungeachtet aller Loͤthung geschieht, verstaͤrkt
man die Befestigung mittelst eines kleinen kupfernen Stiefels, wie Fig. 3
denselben zeigt. Die kupferne Stange vereinigt sich mit der eisernen mittelst
einer Doppelschraube, eines Schraubenzapfens, der sich in beide einschraubt;
dieser Zapfen wird zuerst in der kupfernen Stange mittelst zweier unter einem
rechten Winkel eingelassener Nieten befestigt, und dann in die eiserne Stange
eingeschraubt, in welcher er wieder mittelst eines Nietes befestigt wird (Siehe
C in Fig. 4). Man kann ohne
allen Nachtheil die Platinna weglassen, und statt derselben sich mit der
kegelfoͤrmigen, messingenen Stange begnuͤgen, und, wenn es
allenfalls die Orts-Verhaͤltnisse nicht erlaubten, so braucht auch diese
nicht vergoldet zu seyn. Das Kupfer wird durch die Luft nicht tief unter seiner
Oberflaͤche veraͤndert, und, wenn man auch annimmt, daß seine
Spize nach und nach stumpfer wird, so verliert der Ableiter darum doch nichts an
seiner Wirksamkeit.
Da eine Stange von der oben angegebenen Groͤße schwer von einem Orte auf
den anderen zu bringen ist, so schneidet man sie in zwei Theile, AI, und, IB, (Fig. 2)
ungefaͤhr bei einem Drittel oder zwei Fuͤnfteln ihrer
Laͤnge, von der Basis an gerechnet, ab. Der obere Theil, AD, (Fig. 4) fielt sich
genau, mittelst eines pyramidenfoͤrmigen Zapfens, DF, von 19–20 Centimeter (7 bis 8 Zoll)
in den unteren Theil, EB, ein, und ein Niet
hindert das Auseinanderweichen dieser beiden Theile. Man muß indessen so viel
moͤglich trachten die Stange nur aus einem Stuͤke zu verfertigen,
indem sie dann desto staͤrker istMan verfertigt den hohlen Theil, EG,
(Fig. 4), welcher den pyranmidalen Zapfen, DE, aufnimmt, auf folgende Weise. Man
rollt ein starkes Eisenblech zu einem Cylinder auf, und schweißt diesen
bei G, mit der Stange, BG, zusammen: hierauf kann man
mittelst einer Doke von der Form, welche der Zapfen erhalten soll, und
wiederholten Hizens denselben leicht an seinen Raͤndern
vereinigen, und ihm sowohl innerlich als aͤußerlich die verlangte
pyramidenfoͤrmige Form geben. A. d. Ueb..
An der Basis der Stange, ungefaͤhr 8 Centimeter (3 Zoll) vom Dache, ist
ein Aufsaz, (MN), Fig. 4 auf dem
Koͤrper der Stange selbst aufgeschweißt; er dient das Regenwasser,
welches laͤngs der Stange herabrinnt, abzuleiten, und zu hindern, daß es
nicht in das Innere des Gebaͤudes einsikert, und das Holz des Daches
faulen machtUm den gehoͤrigen Aufsaz zu bilden, loͤthet man auf die
Stange einen eisernen Ring auf, und haͤmmert ihn dann auf dem
Ambosse kreisfoͤrmig aus, indem man die Raͤnder desselben
so nach abwaͤrts neigt, daß man einen sehr abgeplatteten
abgestuzten Kegel erhaͤlt. A. d. Ueb..
Unmittelbar uͤber diesem Aufsaze wird die Stange auf eine Streke von
ungefaͤhr 5 Centimeter (2 Zoll) rund, um ein Halsband, welches sich
mittelst eines Gewindes oͤffnet, O,
aufzunehmen. Dieses Halsband ist mit zwei Ohren versehen, zwischen welchen man
das eine Ende des Leiters des Blizableiters mittelst eines Bolzens einspannt,
P, unter der Stange, zeigt dieses Halsband im
Grundrisse. Statt dieses Halsbandes kann man auch einen vierekigen
Buͤgel, Q, anbringen, der die Stange dicht
umschließt, und den Fig. 5, Q, im senkrechten Aufrisse, Fig. 6, R, im Grundrisse darstellt, zugleich mit der Art,
wie er mit dem Leiter verbunden ist. Man kann auch noch, zur Ersparung der Arbeit, einen
Zapfen, T, (Fig. 7), statt des
Halsbandes anschweißen, dabei aber Acht geben, daß die Stange an diesem Theile,
wo sie am meisten Widerstand zu leisten hat, nicht geschwaͤcht wird: das
Halsband oder der Buͤgel ist daher vorzuziehen.
Die Stange des Leiters wird auf dem Dache nach Umstaͤnden angebracht. Wenn
sie auf einem Schlußbalken, B, Fig. 7 und 8,
befestigt werden soll, bohrt man ein Loch in das Holz, in welches man den
unteren Theil der Stange einsezt, und mittelst mehrerer Zaͤume an
demselben, wie die Figur zeigt, befestigt. Diese Art, die Stange einzusezen, ist
sehr dauerhaft, und muß, wo es die Ortsverhaͤltnisse erlauben, jeder
anderen vorgezogen werden.
Wenn man die Stange auf dem Balten in A aufsezen muß
(Fig.
8), so macht man ein vierekiges Loch in demselben von der
Groͤße des unteren Theiles der Stange, und befestigt oben und unten mit
vier Bolzen, oder mit zwei gebolzten Buͤgeln, welche den Balken umfassen
und schnuͤren, zwei Eisenplatten, die ungefaͤhr 2 Centimer (9
Linien) dik sind, und deren jede ein Loch hat, welches mit dem in dem Holze
angebrachten Loche correspondirt. Die Stange stuͤzt sich mittelst eines
kleinen Aufsazes auf die obere Platte, gegen welche man sie mittelst einer
Schraubenmutter, die sich auf dem Ende der Stange gegen die untere Platte
aufschraubt, druͤkt: Fig. 9 zeigt eine
dieser Platten im Grundrisse. Koͤnnte man sich aber auf den
Verbindungs-Balken, CD, stuͤzen (Fig. 8), so
muͤßte man an die Stange zwei Ohren anschweißen, welche die oberen und
die Seitenflaͤchen des Hauptbalkens umfassen, und bis zu dem
Verbindungs-Balken herabsteigen, auf welchem man sie mittelst des Bolzens, E, befestigt.
Muͤßte der Blizableiter auf einem Gewoͤlbe aufgestellt werden, so
koͤnnte man denselben in drei oder vier Fuͤße oder
Gegenhaͤlter auslaufen lassen, die man, wie gewoͤhnlich, mit Blei
in das Mauerwerk einlaͤßt.
Von dem Leiter des Blizableiters.
Der Leiter des Blizableiters ist, wie gesagt, eine eiserne Stange, BCDEF, (Fig. 1) oder B'C'D'E'F', welche von dem Fuße der Stange
auslaͤuft, und sich in die Erde begibt. Man gibt dieser Stange 15 bis 20
Millimeter (7 bis 8 Linien) im Gevierte; 15 Millimeter (7 Linien) sind aber
wirklich hinreichend. Man verbindet diesen Leiter mit der Stange
gehoͤrig, indem man ihn mittelst des Bolzens zwischen den Ohren des
Halsbandes, O, Fig. 4, einspannt;
oder man laͤßt ihn in eine Gabel, M, (Fig. 6)
sich enden, welche das Schwanzstuͤk, N, des
Buͤgels umfaßt, und bolzt dann die beiden Stuͤke zusammen.
Da der Leiter nicht aus einem einzigen Stuͤke bestehen kann, so verbindet
man mehrere Stangen an ihren Enden mit einander. Die beste Weise, wie dieses
geschehen kann, ist in Fig. 10 dargestellt.
Er wird mittelst gabelfoͤrmiger Stuͤzen 12 bis 15 Centimeter (5
bis 6 Zoll) hoch uͤber dem Dache, parallel mit demselben, getragen, und
damit das Wasser nicht an dem unteren Ende dieser Stuͤzen in das
Gebaͤude eindringt, gibt man denselben folgende Gestalt.
Statt sich in eine Spize zu enden, sind sie mit einem Fuße versehen, Fig. 11.
12,
welcher von einer duͤnnen, 25 Centimeter langen und 4 breiten, Platte, an
deren Ende die Stange der gabelfoͤrmigen Stuͤze unter einem
rechten Winkel mit der Platte aufsteigt (Fig. 11), oder unter
einem Winkel, welchen das Dach mit der Senkrechten bildet (Fig. 12). Der Fuß
schiebt sich unter die Dachziegel oder Schieferplatten ein; zu groͤßerer
Sicherheit nimmt man aber auch, statt des Dachziegels oder statt der
Schieferplatte, auf welche der Fuß zu liegen kaͤme, eine Bleiplatte, und
nagelt diese und den Fuß der Stuͤze auf eine Unterlage auf. Der Leiter
selbst wird mittelst eines eingenieteten Stiftes in jeder Gabel fest gehalten,
und diese Gabelstuͤzen stehen ungefaͤhr 3 Meter weit von
einander.
Nachdem der Leiter sich unter das Gesimse des Gebaͤudes (Fig. 1) hereingebogen
hat, ohne dasselbe zu beruͤhren, legt er sich an die Mauer, an welcher er
bis in die Erde hinabsteigen muß, und woran er mittelst Haken fest gehalten
wird, die man zwischen den Steinen befestigt oder eingelassen hat. Nachdem der
Leiter bis auf D oder D'
auf die Erde herabgekommen ist, biegt er sich in derselben, 50 bis 55 Centimeter
(18 bis 20 Zoll)
unter der Oberflaͤche, in einer auf die Mauer senkrechten Richtung DE oder D'E', und
verlaͤngert sich in dieser neuen. Richtung 4 bis 5 Meter weit (12 bis 15
Fuß), und senkt sich dann in einen Brunnen, EF, oder in eine Grube, E'F', die 4 bis 5
Meter (12 bis 15 Fuß) tief (wenn man nicht fruͤher auf Wasser kommt, wo
man dann nicht so tief graben duͤrfte) in die Erde gegraben ist.
Das in die Erde eingegrabene Eisen, welches mit Erde und Feuchtigkeit in
Beruͤhrung kommt, bedekt sich mit Rost, welcher nach und nach bis in die
Mitte desselben eindringt, und es endlich zerstoͤrt. Man vermeidet dieses
Verderbniß, indem man den Leiter in einer Rinne, DE, und, D'E', laufen laͤßt, die
mit Kohlen ausgefuͤllt, und in Fig. 13 in
groͤßerem Maßstabe vorgestellt ist. Man baut diese Rinne auf folgende
Weise.
Nachdem man in die Erde einen Graben von 55 bis 60 Centimeter Tiefe gezogen hat,
legt man eine Reihe von Ziegeln flach auf den Boden desselben, und stellt an den
Raͤndern dieser Ziegel zu beiden Seiten eine Reihe anderer Ziegel auf
ihren Kanten auf. Auf die auf dem Boden dieses Grabens flach gelegten Ziegel
schuͤttet man eine Lage Kohlen (Baͤker-Loͤsch, braise de boulanger) 3 bis 4 Centimeter (1 bis 1 1/2
Zoll) hoch auf, legt den Leiter DE auf
dieselbe, und fuͤllt die Rinne weiter mit Kohle aus, worauf man sie mit
einer Reihe flach gelegter Ziegel schließt. Man kann diese Rinne auch aus
Dachziegeln, Steinen oder aus Holz verfertigen. Man weiß aus Erfahrung, daß
Eisen, auf diese Weise von Kohlen umgeben, dreißig Jahre lang sich gut
erhaͤlt. Die Kohle gewaͤhrt aber nicht bloß den Vortheil, das
Eisen unter der Erde vor Rost zu bewahren, sondern sie erleichtert auch,
insofern sie, nachdem sie ausgegluͤht wurde (weßwegen man
Baͤker-Loͤsch empfahl) die elektrische Materie sehr gut leitet,
das Ausstroͤmen des Blizes in die Erde.
Der Leiter dringt, wie er aus der Rinne heraustritt, durch die Mauer des
Brunnens, in welchen er hinabsteigen muß, und senkt sich in das Wasser
wenigstens 65 Centimeter (2 Fuß) tief bei dem niedrigsten Wasserstande. Um das
Ausstroͤmen der elektrischen Materie aus dem Leiter in das Wasser zu
beguͤnstigen, laͤßt man das Ende desselben gewoͤhnlich in
zwei bis drei Wurzeln auslaufen. Wenn der Brunnen sich innerhalb des Gebaͤudes befindet,
so durchbohrt man das Gemaͤuer des lezteren unter der Erde, und leitet
durch diese angebrachtete Oeffnung den Leiter nach dem Brunnen durch.
Wo kein Brunnen, in welchen man den Leiter des Wetter-Ableiters hinableiten
koͤnnte, vorhanden ist, graͤbt man mit einem Erdbohrer von 13 bis
16 Centimeter (5 bis 6 Zoll) im Durchmesser ein 3 bis 5 Meter (9 bis 15 Fuß)
tiefes Loch, und laͤßt den Leiter in dasselbe mit der Vorsicht hinab, daß
er uͤberall von der Wand dieses Loches, welches man mit obigem
Baͤkerloͤsch rings um die Stange ausfuͤllt, gleich weit
entfernt ist: man druͤkt die Loͤschkohlen so fest, als
moͤglich, ein. Wenn man aber bei Errichtung eines Blizableiters keine
Kosten scheut, so rathen wir eine weitere Grube, E'F', Fig. 1, wenigstens 5 Meter tief auszugraben: es sey dann, man
traͤfe fruͤher auf Wasser; das Ende des Leiters in mehrere Wurzeln
auslaufen zu lassen; dieselben, wenn sie nicht in Wasser tauchen, mit Kohlen zu
umhuͤllen, und selbst den Leiter mittelst eines hoͤlzernen
Gehaͤuses mit Kohlen zu umgeben.
In einem trokenen Boden, wie z.B. in einem Felsen, gibt man dem Spalte, der zur
Aufnahme des Leiters bestimmt ist, wenigstens zwei Mahl so viel Laͤnge
als in gewoͤhnlichem Boden, und selbst noch mehr, wenn es moͤglich
waͤre dadurch in einen feuchten Grund zu gelangen. Wenn die
Ortsverhaͤltnisse es nicht gestatten, dem Spalte mehr Laͤnge zu
geben, so bringt man Querspalte an, wie in A (Fig. 17.
18
auf Tab. II.), und legt in diese kleine, mit Kohlen umgebene, Eisenstangen ein,
die man mit dem Leiter in Verbindung sezt. In jedem Falle muß das Ende des
lezteren in ein weites Loch sich senken, sich daselbst in mehrere Wurzeln
vertheilen, und mit Loͤsch oder mit ausgegluͤhter Kohle bedekt
werden.
Ueberhaupt muß man auch in dem feuchtesten Orte um das Gebaͤude Graben
fuͤr die Leiter der Blizableiter ziehen, dieselben daher an den
niedrigsten Orten anbringen, und nach denjenigen Stellen leiten, wo das
Regenwasser Pfuͤzen bildet; damit sie immer feucht bleiben. Man kann
nicht sorgfaͤltig genug seyn, um dem Blize ein leichtes
Ausstroͤmen in die Erde zu verschaffen; denn davon haͤngt die
Wirksamkeit der Bliz-Ableiter vorzuͤglich ab.
Da die Eisenstangen, welche den Leiter bilden, wegen ihrer Steifheit einige
Schwierigkeit darbiethen, wenn sie den Umrissen des Gebaͤudes sich
anschmiegen sollen, so gerieth man auf die Idee, sie durch Metall-Strike zu
ersezen, welche, abgesehen von ihrer Biegsamkeit, auch noch den Vortheil
besizen, die Absaͤze zu vermeiden, und dadurch die Moͤglichkeit
einer Aufhebung der Staͤtigkeit zu vermindern. Man vereinigt 15
Eisendrahte zu einer Lize, und bildet aus vier solchen Lizen den Strik, welcher
dann 16 bis 13 Millimeter (7 bis 8 Linien) im Durchschnitte erhaͤlt.
Damit der Strik nicht durch Luft und Naͤsse leidet, wird jede Lize
einzeln getheert, und der hieraus gebildete Strik eben so sorgfaͤltig mit
Theer uͤberzogenWelcher aber durch oͤfteres Waschen mit Wasser sorgfaͤltig
von aller Holzsaͤure befreit worden seyn muß. A. d. Ueb.. Man befestigt den Strik an der Stange des Blizableiters auf dieselbe
Weise, wie der Leiter, als Stange, an derselben befestigt wird; d.h. man kneipt
den Strik mittelst eines Bolzens stark zwischen den Ohren des Halsbandes, B, (Fig. 15) ein, welche
etwas hohl und innenwendig mit einigen Spizen versehen sind, um den Strik besser
umfassen und halten zu koͤnnen. Die Stuͤzen auf dem Dache, welche
diesen metallenen Strik tragen, enden sich, statt in eine Gabel, in einen Ring,
O, Fig. 12, durch
welchen dieser Strik laͤuft. Nachdem er bis auf zwei Meter (6 Fuß)
uͤber der Erde herabgekommen ist, verbindet man denselben mit einer
Eisenstange von 15 bis 25 Millimeter (6 bis 9 Linien) im Gevierte, welche das
Ende dieses Leiters bildet, wie man an C, (Fig. 16)
sieht; denn dieser Strik wuͤrde in der Erde bald durch Rost
zerstoͤrt seyn. Man versichert, daß Metallstrike, welche ans obige Weise
gebildet wurden, waͤhrend dreißig Jahren keine Veraͤnderung
erlitten haben. Da es indessen unbestreitbar ist, daß gehoͤrig verbundene
Eisenstangen weit weniger zerstoͤrbar sind, so rathen wir, wo es nur
immer moͤglich ist, dieselben den Metall-Striken vorzuziehen. Sollten
Ortsverhaͤltnisse die lezteren durchaus nothwendig machen, so
koͤnnte man Kupfer- oder Messingdraht hierzu verwenden, der weit weniger
zerstoͤrbar ist, und der, da er zugleich ein besserer Leiter ist, nur
Strike von 16 Millimetern (16 Linien) im Durchmesser noͤthig machen wuͤrde.
Vorzuͤglich auf Thuͤrmen sind Metall-Strike sehr brauchbar, weil
sie sich leicht anbringen lassen.
Wenn ein Gebaͤude, auf welches man Blizableiter sezt, etwas bedeutendere
Metall-Massen in oder auf sich fuͤhrt, z.B. Bleiplatten, welche das
Dachwerk bedeken, metallene Dachrinnen, lange eiserne Stangen zur
groͤßeren Befestigung irgend eines Theiles des Gebaͤudes, so wird
es noͤthig seyn, alle diese Theile mit dem Leiter des Blizableiters zu
verbinden: es reichen aber in diesem Falle Eisenstangen von 8 Millimeter (3
Linien) im Gevierte zu, oder ein Eisendraht von demselben Durchmesser. Wenn
diese Verbindung der Metalle nicht Statt haͤtte, und der Leiter dadurch
einige Unterbrechung erlitte, oder nicht freie Verbindung mit der Erde
haͤtte, so waͤre es moͤglich, daß der Bliz den Blizableiter
niederschmetterte, und sich auf die Metall-Massen wuͤrfe. Mehrere
Unfaͤlle haben bereits aus dieser Ursache Statt gehabt, und wir haben im
Anfange dieses Unterrichtes zwei Beispiele hiervon ausgefuͤhrtWir verdanken Hrn. Mérot, einem sehr
geschikten Blizableiter-Verfertiger, mehrere Details uͤber die
Errichtung der Blizableiter: er hat uns auf unser Ersuchen die Resultate
seiner Erfahrung auf eine zuvorkommende Weise mitgetheilt. A. d. O..
Blizableiter auf Kirchen.
Der Blizableiter, uͤber dessen Errichtung wir hier im Detail gesprochen
haben, und den man als Vorbild hier aufgestellt hat, laͤßt sich auf alle
Arten von Gebaͤuden, auf Thuͤrme, Kuppeln, Kirchenthuͤrme
und Kirchen mit sehr leichten Abaͤnderungen anwenden.
Auf einem Thurme muß die Stange des Blizableiters 5–8 Meter (15 bis 24
Fuß), nach dem Umfange der PlatformDie franzoͤsischen Thuͤrme enden sich meistens in eine
Plateforme, und man sieht nur wenig so spizige Thuͤrme in
Frankreich, deren man in Deutschland so viele trifft. Es wird nicht bloß
in aͤsthetischer, sondern auch in staatswirthschaftlicher,
Hinsicht wuͤnschenswerth, daß diese Thuͤrme einmahl
abgeworfen wuͤrden, indem die jaͤhrliche Unterhaltung
dieser ekelhaften Zahnstocher aller 4 Winde, die oft die
schoͤnste Landschaft und den niedlichsten Fleken entstellen, in
Baiern allein dem Lande zwischen 8–10000 fl. jaͤhrlich
kostet. Moͤchten doch alle Blize in diese Zahnstocher fahren,
wenn unser Bau-Geschmak unedel genug bleiben kann, sie nicht bloß zu
dulden, sondern sogar zu erhalten. A. d. Ueb., hoch seyn: 5 Meter sind fuͤr die kleinsten, 8 fuͤr die
groͤßten hinreichend.
Da die Kuppeln und die Kirchtuͤrme gewoͤhnlich hoch uͤber
die, benachbarten Gegenstaͤnde emporragen, so hat ein Blizableiter auf
ihrer Spize einen großen Vortheil voraus, und zieht weit her den Bliz an, darf
daher auch, um sie zu schuͤzen, nicht so hoch seyn, als auf niedrigen
Gebaͤuden, die ein sehr weit ausgedehntes Dach haben. Ueberdieß ist es
auf der anderen Seite unmoͤglich, Stangen von 7 bis 8 Meter (21 bis 24
Fuß) auf Kirchtuͤrmen und Kuppeln ohne sehr bedeutende Ausgaben
gehoͤrig zu befestigen, und man muß schon aus diesem Grunde allein hier
Verzicht auf Stangen von dieser Laͤnge thun. Wir rathen demnach auf diese
Gebaͤude, vorzuͤglich auf solche, deren Spize sehr schwer
zugaͤngig ist, nur sehr duͤnne Stangen von 1 bis 2 Meter (3 bis 6
Fuß) uͤber dem Kreuze, in welches sie sich gewoͤhnlich enden,
anzubringen. Da diese Stangen dann sehr leicht sind, so wird es auch leicht, sie
an der Spize des Kreuzes gehoͤrig zu befestigen, ohne daß die Figur des
lezteren dabei litte, und ohne daß die Bewegung der Windfahne, die das Kreuz
gewoͤhnlich darstellt, dadurch erschwert wuͤrde.
Es scheint uns selbst, daß, sobald man nur einige Schwierigkeiten bei Errichtung
dieser Stangen auf einer Kuppel oder auf einem Kirchthurme finden sollte, man
die Stangen gaͤnzlich weglassen kann. Es ist, um diese Gebaͤude
vor dem Blize zu schuͤzen, genug, wenn man, wie in dem Falle, wo man eine
Stange an dem Kreuze anbringen koͤnnte, eine innige Verbindung zwischen
dem Fuße des Kreuzes und der Erde veranstaltet. Diese Vorrichtung, die sehr
wenig kostet, und doch zugleich die groͤßte Sicherheit gewaͤhrt,
wird immer fuͤr die Thuͤrme kleiner Pfarrgemeinden auf dem Lande
sehr vortheilhaft seyn. Fig. 23 stellt einen
Kirchthurm mit einem Blizableiter ohne Stange vor, dessen Kreuz mittelst eines
von dem Fuße
desselben auslaufenden Leiters in Verbindung mit der Erde sieht. Fig. 24 zeigt einen
Kirchthurm mit einer Stange auf dem Kreuze.
Wenn eine Kirche durch ihren Blizableiter am Thurme nicht geschuͤzt ist.
so wird es noͤthig seyn, sie mit Stangen von 5 bis 8 Meter (15 bis 24
Fuß) Hoͤhe zu versehen, so wie wir dieselben fuͤr abgeplattete
Gebaͤude angegeben habenFig.
25. Tab. III. zeigt die Stange eines mit Luxus verfertigten
Blizableiters, dergleichen man zuweilen auf Gebaͤuden sieht. Er
traͤgt eine Windfahne in Form eines Pfeiles, die sich auf Kugeln
dreht, um die Bewegung so leicht wie moͤglich zu machen, und die
Richtung des Windes nach feststehenden, gegen N,
S, O und W, gerichteten, Linien
anzuzeigen: an ihrer Basis befindet sich ein Aufsaz von beliebiger Form.
A. d. O..
Blizableiter fuͤr Pulver-Magazine und
Pulver-Muͤhlen.
Die Einrichtung der Blizableiter fuͤr Pulver-Magazine und fuͤr
Pulver-Muͤhlen weicht nicht wesentlich von derjenigen ab, die wir als
Vorbild eines Blizableiters fuͤr jedes Gebaͤude gegeben haben; nur
muß man hier die Aufmerksamkeit verdoppeln, um auch die mindeste Unterbrechung
des Leiters zu vermeiden, und keine Kosten sparen, um zwischen der Stange des
Wetterableiters und der Erde die vollkommenste Verbindung herzustellen. Da jede
Unterbrechung des Zusammenhanges einen Funken gibt, so wuͤrde der
Pulverstaub, der uͤberall herumfliegt, und sich uͤberall, sowohl
innen, als außen an dem Gebaͤude absezt, sich leicht entzuͤnden,
und seine Flamme dem Pulver selbst mittheilen koͤnnen. Aus diesem Grunde
ist es daher sehr klug gethan, wenn man die Stangen nicht unmittelbar auf den
Gebaͤuden selbst anbringt, sondern auf Masten, die 2 bis 3 Meter weit
davon entfernt sind (Fig. 26. Tab. II.).
Es ist genug, wenn man der Stange selbst 2 Meter Lange gibt; die Maste
muͤssen aber hoch seyn, um mit ihrer Stange wenigstens 4 bis 5 Meter
uͤber das Gebaͤude emporzuragen. Man wird auch sehr gut thun, wenn
man die Blizableiter hier mehr als irgend anderswo vermehrt: denn hier sind
Ungluͤksfaͤlle am verderblichsten. Wenn das Pulver-Magazin sehr
hoch, z.B. ein Thurm waͤre, so wuͤrden sich nicht leicht Maste
anbringen lassen, und zu kostbar werden, wenn man sie fest genug machen soll. Man muß in diesem
Falle sich begnuͤgen, das Gebaͤude mit einem doppelten Leiter, ABC, (Fig. 27) ohne Stange
zu versehen, und man kann denselben aus Kupfer verfertigen. Dieser Leiter,
dessen Einfluß sich nicht uͤber das Gebaͤude hinaus erstrekt, kann
den Bliz nicht aus der Ferne herziehen, gewaͤhrt aber doch den Vortheil,
das Gebaͤude vor den Verheerungen desselben zu schuͤzen, wenn es
davon getroffen wird, so daß selbst diejenigen, welche die Blizableiter
verwerfen, weil sie glauben, daß diese es sind, welche den Bliz in ein Haus
einschlagen machen, in das er sonst nie geschlagen haͤtte, keinen
gegruͤndeten Einwurf gegen die hier getroffene Vorkehrung zu machen im
Stande sind. Auf dieselbe Weise kann man auch ein gewoͤhnliches Magazin,
oder irgend ein anderes Gebaͤude mit Blizableitern versehen (Fig. 28).
In Ermanglung von Blizableitern schuͤzen hohe Baͤume, in einer
Entfernung von 5 bis 6 Meter von den Waͤnden der Gebaͤude
gepflanzt, dieselben hinlaͤnglich gegen das Einschlagen des Blizes.
Blizableiter fuͤr Schiffe.
Auf einem Schiffe (Fig. 29) ist die
Stange des Blizableiters bloß ein Stuͤk Kupfer, AC, (Fig. 4. Tab. 1), wie
dasselbe dort an dem Vorbilde eines Blizableiters beschrieben wurde. Diese
Stange ist auf einer runden Eisenstange, CB,
(Fig.
30) aufgeschraubt, welche in das Ende, I,
der Spize des Topmastes eingezapft ist, und eine Windfahne traͤgt. Eine
an dem untersten Theile dieser Stange mit ihr verbundene Eisenstange, MQ, laͤuft laͤngst der Spize des
Mastes herab, und endet sich in einen Haken oder in einen Ring, Q, an, oder in welchem der Leiter des
Wetterableiters befestigt ist, der hier ein Metall-Strik ist. Dieser wird
stellenweise an einem Tauwerke, gg, (Fig. 29)
festgehalten, und nachdem er in einem Ringe, b,
welcher an der Ruste, (dem Segel-Spanner, parte-hauban) befestigt ist, durchgelaufen ist, vereinigt er sich mit
einer Metall-Stange, oder mit einer Metall-Platte, welche mit dem
Kupferbeschlage des Schiffes in Verbindung steht. Auf Fahrzeugen, die nicht sehr
lange sind, bringt man gewoͤhnlich nur einen Blizableiter auf dem
hoͤchsten Maste an; auf anderen errichtet man gewoͤhnlich einen zweiten
auf dem hintersten Maste (Fockmaste, Misaine). Fig. 29
stellt den einen wie den anderen dieser Maste dar; indem der Blizableiter auf
beiden auf dieselbe Weise angebracht sind.
Allgemeine Anordnung der Blizableiter auf einem
Gebäude.
Man nimmt, allen Erfahrungen zu Folge, an, daß die Stange eines Blizableiters
einen Umfang um sich her, welcher mit einem Halbmesser von der doppelten
Laͤnge derselben beschrieben ist, hinlaͤnglich zu
beschuͤzen vermag. Nach dieser Regel wuͤrde demnach ein
Gebaͤude von 20 Meter (60 Fuß) Laͤnge oder Gevierte, um
geschuͤzt zu seyn, nur eine einzige Stange von 5–6 Meter (15 bis
18 Fuß) Hoͤhe noͤthig haben, wenn diese in der Mitte desselben
(Fig.
14 und 17) errichtet ist. In
Fig.
17 ist der Leiter ein Metall-Strik.
Nach derselben Regel wuͤrde ein Gebaͤude von 40 Meter (120 Fuß)
durch eine Stange von 10 Meter (30 Fuß) hinlaͤnglich geschuͤzt
seyn, und man errichtet wirklich solche Bliz-Ableiter. Es waͤre indessen
besser, statt einer einzigen Stange zwei derselben von 5 bis 6 Meter (15 bis 18
Fuß), zu errichten, und diese so zu stellen, daß der Raum um sie her
uͤberall gleich vertheilt ist. Dieß koͤnnte dadurch geschehen, daß
man jede 10 Meter (30 Fuß) weit von dem Ende des Gebaͤudes errichtet, und
folglich jede 20 Meter (60 Fuß) weit von der anderen (Fig. 18). Eben diese
Regel befolgt man bei drei und bei noch mehreren Blizableitern.
Die Blizableiter auf Thuͤrmen und Kirchtuͤrmen muͤssen
allerdings, wegen ihrer bedeutenden Erhoͤhung, eine groͤßere
Wirkungs-Sphaͤre besizen, und mehr in die Ferne wirken, als wenn sie
minder erhoͤht stuͤnden: allein, erstrekt sich diese Wirkung, wie
man dieß bei Stangen von 5 bis 10 Metern angenommen hat, auch auf eine
Entfernung, die der doppelten Hoͤhe ihrer Spize uͤber den
Gegenstaͤnden, uͤber welche sie emporragen, gleich ist? Es ist
moͤglich, daß sie sich selbst noch weiter erstrekt; allein, da wir
hieruͤber durch die Erfahrung bisher nichts wissen, so erfordert es die
Klugheit, auch die Kirchen mit Blizableitern auszustatten, und anzunehmen, daß
der Blizableiter auf dem Thurme nicht im Stande ist, einen Umfang hinlaͤnglich
zu beschuͤzen, der als Kreis mit einem Halbmesser, welcher der doppelten
Hoͤhe des Thurmes uͤber dem Dache der Kirche gleich ist,
beschrieben wird. Wenn also der Blizableiter eines Kirchthurmes sich 30 Meter
uͤber das Dach einer Kirche erhebt, so wird er dasselbe nicht 30 Meter
weit von seiner Achse zu schuͤzen vermoͤgen; und waͤre das
Dach noch laͤnger, so wuͤrde es nothwendig, Blizableiter auf
demselben so anzubringen, wie wir es fuͤr weniger erhoͤhte
Gebaͤude angeordnet haben.
Allgemeine Anordnung der Leiter der Wetterableiter.
Obschon wir bereits viel uͤber die Nothwendigkeit der Bedingung, eine
ununterbrochene Verbindung zwischen der Stange des Wetterableiters und der Erde
herzustellen, gesprochen haben, so zwingt uns die Wichtigkeit derselben hier
noch ein Mahl daran zu erinnern. Sie ist in der That von der Art, daß, wenn man
sie vernachlaͤßigte, die Blizableiter nicht nur viel von ihrer
Wirksamkeit verlieren, sondern selbst gefaͤhrlich werden koͤnnten,
indem sie den Bliz an sich zoͤgen, und doch nicht im Stande
waͤren, ihn in die Erde zu leiten. Die uͤbrigen Bedingungen, von
welchen wir hier noch sprechen muͤssen, sind allerdings weniger
wesentlich als diese leztere; sie verdienen aber nicht minder
beruͤksichtigt zu werden.
Man muß immer den Bliz von der Stange des Blizableiters auf dem kuͤrzesten
Wege nach der Erde gelangen lassen.
Nach diesem Grundsaze wird man, wo man zwei Blizableiter auf einem
Gebaͤude errichtet, welche nur einen gemeinschaftlichen Leiter erhalten,
was in der That zureichend ist, die beiden Theile dieses Leiters, welche noch
jeder einzelnen Stange besonders angehoͤren, oben an dem Dache in einem
Puncte sich vereinigen lassen, welcher von jeder dieser Stangen gleich weit
entfernt ist. Von diesem Puncte aus wird dann eine eiserne Stange von derselben
Dimension, wie bei einem einzelnen Bliz-Ableiter, hinreichen, und beiden als
gemeinschaftlicher Leiter dienen. (Siehe Fig. 13 und 19.)
Wenn drei Blizableiter auf einem Gebaͤude stehen, so ist es
kluͤger, denselben zwei Leiter zu geben. (Fig. 20). Ueberhaupt
fordert jedes Paar Blizableiter seinen besonderen Leiter.
Die Zahl der Blizableiter auf einem Gebaͤude mag, was immer fuͤr
eine seyn, so kann man sie alle wechselseitig dadurch fuͤr einander
haften machen, daß man zwischen dem untersten Theile der Stange eines jeden
mittelst Eisenstangen von gleichem Durchmesser mit ihren Leitern eine
vollkommene Verbindung herstellt. (Siehe Fig. 20, 21, 22.)
Wenn die Ortsverhaͤltnisse es gestatten, so wird man die Leiter der
Blizableiter auf jener Seite eines Gebaͤudes anbringen, von welcher die
Gewitter an diesem Orte am haͤufigsten herzukommen pflegen. Diese Seite
wird dann auch am meisten vom Regen durchnaͤßt, und dadurch ein, wenn
gleich unvollkommner Leiter, und zwar in dem Verhaͤltnisse der nassen
Wasser-Schichte, die sie bedekt. Wenn der Leiter des Blizableiters nicht in der
innigsten Verbindung mit der Erde stuͤnde, so waͤre es
moͤglich, daß der Bliz denselben verließe, und sich auf die
durchnaͤßte Wand wuͤrfe. Ein anderer Grund hierfuͤr ist
auch noch dieser, daß die Richtung des Blizes durch jenen des Regens bestimmt
werden kann, und daß noch uͤberdieß die nasse Wand, als Leiter, den Bliz
vorzugsweise vor dem Blizableiter auf sich hinfuͤhren kann. Diese
Bemerkung ist vorzuͤglich bei Kirchtuͤrmen wichtig, und muß hier
nothwendig beruͤksichtigt werden.
Beobachtungen uͤber die Wirksamkeit der
Blizableiter.
Eine fuͤnfzigjaͤhrige Erfahrung uͤber die Wirksamkeit der
Blizableiter beweiset, daß, wenn sie mit der gehoͤrigen Sorgfalt
aufgerichtet wurden, sie die Gebaͤude, auf welchen sie sich befinden,
gegen den Bliz schuͤzen. In den vereinigten Staaten von Nord-Amerika, wo
die Gewitter viel haͤufiger und viel schreklicher sind, als bei uns, ist
der Gebrauch derselben allgemein und Nationalsitte geworden; eine ungeheure
Menge von Gebaͤuden wurde dort vom Blize getroffen, und man weiß kaum
zwei, die dadurch nicht vollkommen gegen die Verheerungen desselben
geschuͤzt worden waͤren. Die ganze Welt weiß, daß jene Theile
eines Gebaͤudes, welche von Metall sind, vorzuͤglich vom Blize
getroffen werden, und diese Thatsache allein schon beweiset die Wirksamkeit der
Blizableiter, welche nichts anderes als Metall-Stangen sind, die nach unseren
bisherigen theoretischen und praktischen Kenntnissen uͤber
Elektricitaͤt; auf die vortheilhafteste Weise vorgerichtet werden. Die
Furcht, daß der Bliz auf Gebaͤude, welche mit Blizableitern versehen
sind, haͤufiger faͤllt, ist nicht gegruͤndet; denn die
Wirksamkeit derselben erstrekt sich auf eine zu geringe Entfernung, als daß man
glauben koͤnnte, sie wuͤrden den Bliz einer Wolke bestimmen, sich
dorthin zu wenden, wo sie aufgestellt sind. Es scheint vielmehr, in Folge der
Beobachtung, gewiß, daß Gebaͤude, welche mit Blizableitern versehen sind,
nicht oͤfter, als vorher, vom Blize getroffen werden, wo sie deren noch
keine hatten. Ueberdieß wuͤrde die Eigenschaft eines Blizableiters, den
Bliz haͤufiger anzuziehen, auch die Eigenschaft in demselben voraussezen,
den Bliz der Erde mit Leichtigkeit mitzutheilen, und dann wuͤrde,
hierdurch, durchaus kein Nachtheil fuͤr die Sicherheit der
Gebaͤude entstehen.
Wir haben den Gebrauch spiziger Enden an den Blizableitern empfohlen, indem sie
vor den an ihren Enden zugerundeten Blizableitern den Vortheil voraus haben,
unter dem Einfluße der Gewitterwolke, ununterbrochen einen Strom elektrischer
Materie von entgegengesezter Beschaffenheit im Vergleiche mit derjenigen, die in
der Wolke enthalten ist, in die Luft auszustroͤmen. Dieser Strom muß
hoͤchst wahrscheinlich nach der Wolke hin sich richten, und diese zum
Theile neutralisiren. Dieser Vortheil ist durchaus nicht zu
vernachlaͤßigen; denn man braucht nur das Vermoͤgen der Spizen,
und die Versuche von Charles und de Romas mit einem fliegenden Drachen unter
einer Gewitterwolke zu kennen, um sich zu uͤberzeugen, daß Blizableiter
mit einer Spize, wenn sie mehr vervielfaͤltigt und auf hoͤher
gelegenen Orten angebracht waͤren, die elektrische Materie in den Wolken
und das haͤufige Niederschlagen der Blize auf die Oberflaͤche der
Erde wesentlich vermindern muͤßten.
Wenn indessen auch die Spize eines Blizableiters durch den Bliz, oder aus was
immer fuͤr einer Ursache abgestumpft worden waͤre, muß man nicht
glauben, daß derselbe, darob, auch seine Kraft das Gebaͤude zu
schuͤzen, auf welchem er sich befindet, und das er sichern soll,
verloren hat. Dr. Rittenhouse erzaͤhlt, daß,
nachdem er oͤfters mit einem trefflichen Reflexions-Teleskope die Spizen
der Blizableiter zu Philadelphia, (wo Blizableiter sehr haͤufig sind)
untersuchte, und nach denselben sah, er viele getroffen hat, die
gaͤnzlich geschmolzen sind, obschon er nie gehoͤrt hat, daß die
Haͤuser, auf welchen sie sich befinden, seit der Schmelzung derselben vom
Blize getroffen wurden. Dieß wuͤrde aber bei einigen derselben,
wenigstens waͤhrend einer gewissen Zeit gewiß geschehen seyn, wenn ihre
Blizableiter aufgehoͤrt haͤtten, ihre Schuldigkeit zu thun; denn
man weiß aus einer Menge von Beobachtungen, daß, wenn der Bliz einmahl an irgend
einem Orte eingeschlagen hat, er nicht selten wieder an demselben Orte
einschlaͤgt.
Um den Nuzen, den man von Errichtung der Blizableiter ziehen kann, so viel
moͤglich zu vervielfaͤltigen, und die Erfahrung, die man an
einzelnen Orten machen kann, fuͤr das allgemeine Beste zu
benuͤzen, wuͤnschen wir, daß Se. Exc. der Minister des Inneren,
nachdem sie die Ausfuͤhrung einer schon lange geforderten Maßregel
befohlen hat, deren Nuͤzlichkeit sie selbst fuͤhlt, die Orts.
Obrigkeiten einladet, ihr treulich alle Aufklaͤrungen uͤber
Blizschlaͤge auf Gebaͤude, welche mit Bliz-Ableitern versehen
sind, zu verschaffen. Diese Berichte koͤnnen die Quelle wichtiger
Verbesserungen werden, und dazu beitragen, daß, indem sie die Vortheile eines so
einfachen und sicheren Vorbeugungs-Mittels bekannt machen, dasselbe auch mehr
allgemein eingefuͤhrt wirdWir finden so eben diese interessante Abhandlung auch schon in den Annals of Philosophie Dezbr. 1824. S. 427 in
das Englische uͤbersezt. A. d. Ueb.