Titel: | Beschreibung eines Apparates zum Hizen des Wassers und anderer Flüßigkeiten, wodurch zugleich immer derselbe Grad von Wärme unterhalten wird. Von Hrn. Bonnemain, Ingenieur physicien, rue des Deux-Portes-Saint-Jean, N. 6, à Paris. |
Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. LXIII., S. 285 |
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LXIII.
Beschreibung eines Apparates zum Hizen des
Wassers und anderer Flüßigkeiten, wodurch zugleich immer derselbe Grad von Wärme
unterhalten wird. Von Hrn. Bonnemain, Ingenieur physicien, rue des
Deux-Portes-Saint-Jean, N. 6, à
Paris.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement
pour l'Industrie nationale. N. 242. S. 238.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Bonnemain's, Beschreibung eines Apparates zum Hizen des Wassers und
anderer Flüßigkeiten.
Herr Bonnemain, der sich seit langer Zeit mit
physikalischen Untersuchungen beschaͤftigt, ist durch mehrere sinnreiche
Erfindungen vortheilhaft bekannt – welche in den Kuͤnsten mit Nuzen
angewendet wurden, wovon aber ungluͤklicher Weise er selbst keinen Vortheil
ziehen konnte. Dieser schaͤzbare, und in seinem Alter schon weit
vorgeruͤkte Kuͤnstler, erhielt von dem Minister des Inneren eine
Aufmunterung im Gelde unter der Bedingung, daß er bei der Société de l'Encouragement die Zeichnungen und
Beschreibungen seiner Apparate zur Herausgabe derselben in dem Bulletin niederlegen
wolle. Diese Verbindlichkeit ist nun erfuͤllt, und wir werden 1tens, seinen
Apparat zur Heizung der Baͤder und Fluͤßigkeiten, 2tens, seinen Ofen
zum Ausbruͤten der Huͤhner, 3tens, seinen Ofen zum Heizen der
Glashaͤuser beschreiben.
Die Erfindung des Hrn. Bonnemain beruhen auf zwei
Grundsaͤzen: naͤmlich, Mittheilung der Waͤrme durch Umlauf von
heißem Wasser, und Regulierung der Intensitaͤt derselben auf staͤtige
und gleichfoͤrmige Weise, ohne daß die Heizer hierauf zu achten haben,
wodurch eine bedeutende Ersparung entsteht.
Diese beiden Erfindungen finden sich hier in einem walzenfoͤrmigen kupfernen
Ofen vereinigt, der in Wasser eingetaucht ist, und mittelst zweier Roͤhren
mit einem oben befindlichen Behaͤlter in Verbindung sieht, in welchem man die
Fluͤßigkeit erhizen will. Dieser Apparat ist auf Tafel VI. im Grundrisse,
Aufrisse und Durchschnitte dargestellt, und kann entweder mit Wolle oder mit irgend
einem anderen schlechten Leiter umhuͤllt werden. In dem Inneren befinden
sich, außer dem Herde und dem Roste, 5 Roͤhren, in welchen der Rauch umher
zieht, dessen Hize sich der Fluͤßigkeit mittheilt, welche sie umgibt, und der
beinahe kalt aus dem Schornstein entweicht. Um diesen Apparat anzuwenden,
faͤngt man damit an, daß man den Dekel abnimmt, und, in Fig. 1, und in den Ofen
soviel Brenn-Material wirft, als man zur Unterhaltung des Feuers fuͤr eine
gewisse Zeit uͤber fuͤr nothwendig erachtet. Das Brenn-Material ist
gewoͤhnlich Steinkohle; es kann aber auch Holzkohle seyn. Nachdem man den
Dekel wieder aufsezte, zieht man den Stoͤpsel, m,
heraus, und fuͤhrt durch die Oeffnung desselben einige gluͤhende
Kohlen ein, um das Brenn-Material anzuzuͤnden. Man stekt hierauf den
Stoͤpsel wieder ein, und oͤffnet das Thuͤrchen des
Aschenherdes, d, so lange, bis der Umlauf der Luft
hergestellt ist: dann werden alle Ausgaͤnge geschlossen. Der Rauch, der sich
auf dem Herde entwikelt, dringt durch die Oeffnung, f, in die beiden
aufsteigenden Roͤhren, ee: von hier steigt
er durch die Roͤhren, gg, nieder und geht
quer durch die Kniee, ii, in die große
Roͤhre, h, aus welcher er in den Schornstein
entweicht. Man sieht ein, wie durch diesen Umlauf der Rauch alle Hize verliert, und
diese auf seinem Umlaufe durch die Waͤnde der Roͤhren dem Wasser, in
welches sie eingetaucht sind, mittheilt. Wenn nun das Wasser den verlangten Grad der
Waͤrme erreicht hat, oͤffnet man den Hahn, r, das Wasser steigt aus der oben angebrachten Kufe, p, nieder in den Ofen, mengt sich in demselben mit dem
bereits erhizten Wasser, und steigt in die Roͤhre, q, in die Hoͤhe, um wieder in der Kufe sein voriges Niveau zu
erreichen. Nun faͤngt in den Roͤhren, o,
und, q, eine ununterbrochene Circulation an, die so
lange anhaͤlt, bis die Temperatur des Wassers in der Kufe im Gleichgewichte
mit jener des Wassers in dem Ofen ist. Auf diese Weise kann der Waͤrmestoff
in eine weite Entfernung von dem Herde geleitet werden, wenn man die
gehoͤrige Anzahl von Roͤhren anbringt. Wenn diese mit heißem Wasser
angefuͤllten Roͤhren durch Bruͤt-Oefen, Glashaͤuser,
Krankenhaͤuser etc. laufen, so verbreiten sie in denselben immer eine gleiche
Waͤrme.
Um die Staͤrke des Feuers zu reguliren, hat Hr. Bonnemain an seinem Ofen ein Instrument angebracht, welches er
Feuer-Regulator nennt, und welches auf Fig. 6 besonders
dargestellt ist: seine Einrichtung beruht auf dem Grundsaze, daß Waͤrme die
Metalle ausdehnt. Dieses Instrument besteht aus einer Eisenstange, x, welche an ihrem unteren Ende in eine Schraubenspindel
sich endet, die in einen kupfernen Stiefel, y,
eingreift, welcher sich in einer Buͤchse aus Zink oder Blei befindet, die von
einem anderen Stuͤke Kupfer, z, hermetisch
geschlossen wird. Diese Roͤhre ist in das Wasser des Ofens neben der
Roͤhre, q, eingetaucht. Sobald die Hize einen
hoͤheren Grad, als den verlangten, erreicht, verlaͤngert sich die
Stange, und die Scheibe, 5, welche dann die Ferse, a',
des gekruͤmmten Hebels, b', trifft, der sich
außen am Ofen befindet, macht das vordere Ende dieses Hebels, d', niedersteigen. Dieser Hebel stuͤzt sich aber auf einem anderen
Hebel, e', welcher, dadurch niedergedruͤkt, das
Staͤngelchen, v, niedersteigen macht, welches an
der Klappe, s, befestigt ist, die sich um eine Achse, u, dreht. Die Klappe schließt sich dann, und hindert den
Zutritt der tust. Wenn das Feuer nicht mehr Staͤrke genug hat, so zieht sich
die Stange, z, zusammen, der gekruͤmmte Hebel,
d', hebt sich, der Hebel, e', kommt in die durch die punctirten Linien angezeigte Lage, und zieht
das Staͤngelchen, v, welches die Klappe
oͤffnet. Auf diese Weise regulirt sich die Staͤrke des Feuers von
selbst ohne alle weitere Aufsicht Die Grade der Hize sind auf einer Platte, h', angezeigt, und werden mittelst eines Zeigers, i', angedeutet, der auf dem vierekigen Ende der Stange,
x, aufgezogen ist. Der kupferne Stiefel, y, befindet sich naͤmlich naͤher an dem
Feuer-Herde, verlaͤngert sich durch Einwirkung der Hize, und macht, daß
dadurch die Schraube der Stange, x, in ihrer
Schrauben-Mutter sich dreht, und ihre Bewegung dem Zeiger mittheilt.
Nach dieser Einrichtung ist die Klappe, so lange das Wasser in diesem
Waͤrm-Apparate die Temperatur der Atmosphaͤre besizt, durchaus offen,
indem die Metall-Stange dann zusammengezogen ist: sobald aber die Hize die Poren
dieser Stange erweitert, wird dieselbe ausgedehnt, die Hebel gerathen in
Thaͤtigkeit, und die Klappe verschließt die Oeffnung immer mehr und mehr,
durch welche die aͤußere Luft ihren Zutritt findet. Nur in dem Augenblike, wo
das Wasser den hoͤchsten Grad von Hize erreicht hat, muß man auf das Spiel
der Klappe einige Aufmerksamkeit wenden Sie liegt dann so, daß man sie fuͤr
ganz geschlossen halten wuͤrde; man muß aber wohl bemerken, daß, obschon der
Raum, durch welchen die Luft, insofern es der Regulator erlaubt, eintritt, sehr
klein ist, das Feuer doch sehr thaͤtig seyn, und hinreichen kann, um das
Wasser auf einen Grad von Siedehize und daruͤber zu bringen, wenn es
noͤthig waͤre.
Der Regulator des Hrn. Bonnemain vereint in sich den doppelten Vortheil,
Brenn-Material und Aufsicht zugleich zu ersparen; es ist nichts anderes
noͤthig, als das Brenn-Material zu gehoͤriger Zeit
nachzuschuͤtten. Da hier das Feuer allein wirkt, so ist der Zeitpunct, wo die
Luft zugefuͤhrt werden soll, so wie die Menge derselben, einer unwandelbaren
Ursache untergeordnet.
Dieser nuͤzliche Apparat wurde mit dem besten Erfolge zum Zerlassen des
Unschlittes, zum Heizen der Glashaͤuser und zu anderen Zweken, die wir in der
Folge anfuͤhren werden, angewendet. Man kann sie bei dem Wasserbade wie bei
dem Flammenfeuer, anwenden, indem man bei dieser Vorrichtung dem Feuer die
Geschwindigkeit befehlen kann, mit welcher es brennen soll.
Erklaͤrung der Figuren auf Tafel VI
.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Gegenstaͤnde.
Fig. 1.
Aeußerer Aufriß des Ofens (Calorifère) zur
Erwaͤrmung des Wassers oder jeder anderem Fluͤßigkeit in der oben
befindlichen Kufe, und Unterhaltung eines staͤtigen und gleichmaͤßigen
Grades von Waͤrme.
Fig. 2.
Grundriß des oberen Theiles dieses Apparates mit abgehobenem Dekel.
Fig. 3.
Senkrechter Durchschnitt des Ofens und der daruͤber befindlichen Wasserkufe.
Man sieht hier die Anordnung der Roͤhren zur Circulation des Rauches.
Fig. 4.
Grundriß auf der Hoͤhe des Rostes.
Fig. 5.
Durchschnitt des Ofens und der Roͤhre, durch welche der Rauch aufsteigt.
Fig. 6.
Seitenaufriß des Regulators und Durchschnitt der Roͤhre, in welcher die
Metallstange eingeschlossen ist.
Fig. 7. Die
Grad-Platte und die Hebel des Regulators von oben herab gesehen.
Fig. 8. Die
Klappe, die den Zutritt der Luft auf den Herd regulirt, von vorne.
Fig. 9.
Durchschnitt derselben Klappe.
Die 4 lezten Figuren sind in drei Mahl groͤßerem Maßstabe gezeichnet, als die
5 ersteren.
a, Ofen; b, Rost; c, Aschenherd; d,
Thuͤre zum Aschenherde; ee, Roͤhren,
durch welche der Rauch bei seinem Aus tritte aus der Muͤndung, f, des Ofens aufsteigt; gg, andere
Roͤhren, in welchen der Rauch bei seinem Austritte aus den Roͤhren,
ee, niedersteigt, die mittelst eines
Kniestuͤkes an dem oberen Theile derselben befestigt sind; h, weite Roͤhre, durch welche der Rauch austritt,
der in dieselbe durch die zwei Seitenroͤhren, ii, bei seinem Austritte aus den Roͤhren, gg, gelangt; l,
aͤußere Huͤlle des Ofens (Calorifere); der
Raum zwischen dieser Huͤlle und dem Ofen und den Roͤhren ist mit
Wasser gefuͤllt, m, Stoͤpsel, durch dessen
Oeffnung man das Feuer einbringt; um das Brennmaterial zu entzuͤnden, und
durch welche man den Rost reinigt; n, Dekel des Ofens;
o, Roͤhre, welche mit einer oben befindlichen
Kufe, p, in Verbindungsteht, welche mit Wasser oder mit
irgend einer anderen zu hizenden Fluͤßigkeit gefuͤllt ist. Durch diese
Roͤhre steigt das Wasser in den Ofen (Calorifere)
nieder; sie ist mit einem Hahne, r, versehen, durch
welchen die Kufe sich ausleert; q, eine andere
Roͤhre, durch welche das in dem Apparate erwaͤrmte Wasser wieder in
die Kufe aufsteigt; s, Klappe, durch welche die Luft in
den Ofen eindringt: sie befindet sich in einem vierekigen Gehaͤuse, t, das nach außen an dem Apparate hervorspringt. Diese
Klappe ist auf einer Achse, u, beweglich, und wird von
dem eisernen Staͤngelchen, v, gefuͤhrt.
x, der Regulator besteht aus einer eisernen Stange,
deren unteres Ende in eine Schraube auslaͤuft, und, links sich drehend, in
eine kupferne Schraubenmutter paßt, y, welche sich am
Boden einer Roͤhre aus Zink oder Blei befindet. Das obere Ende dieser
Roͤhre ist mit einer kupfernen Scheibe, z,
versehen, auf welcher die Ferse, a', eines krummen
Hebels, b', ansteht, der sich um den Punct, c', dreht, und dessen vorderes Ende, d', in einen Einbug eines Hebels der zweiten Art, e', eingreift, der sich um die Achse, f', dreht, und ein Gegengewicht, g', traͤgt. An dem Ende dieses Hebels befindet sich das
Staͤngelchen, v, welches die Klappe
oͤffnet und schließt; h', die Grad-Platte,
aufgezogen auf der eisernen Stange, x, und mittelst der
Nadel, i', die Grade der Hize anzeigend. Dieser ganze
obere Theil des Regulators befindet sich außen an dem Apparate.