Titel: | Verbesserter Apparat zum leichteren Troknen der Calicos, Musline, Leinwand und anderer Stoffe, worauf Wilh. Southworth, Bleicher zu Sharples, Lancastershire, sich am 19. April 1823 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 16, Jahrgang 1825, Nr. CII., S. 474 |
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CII.
Verbesserter Apparat zum leichteren Troknen der
Calicos, Musline, Leinwand und anderer Stoffe, worauf Wilh. Southworth, Bleicher zu
Sharples, Lancastershire, sich am 19. April 1823 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts and Sciences. N. 48. S.
298.
Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
Southworth's, verbesserter Apparat zum Troknen der Calicos, Musline
etc.
Dieser Apparat besteht in einer Maschinerie zum
Aufhaͤngen nasser Zeuge in einer Trokenstube, die in Fig. 1, im Durchs schnitte
dargestellt ist. a, ist der Ofen mit einem Kessel zur
Dampfbildung. In der Roͤhre, b, ist oben an dem
Kessel eine Sicherheits-Klappe angebracht, und aus dieser Roͤhre steigt die
Hauptdampf-Roͤhre, c, herab auf den Floͤz
des unteren Stokwerkes, wo eine Reihe von Dampfroͤhren, dd, sich uͤber die ganze Flaͤche
verbreitet, und Hize ausstrahlt, um das Trokenhaus zu waͤrmen.
Mitten durch das Gebaͤude laͤuft ein starker Balken, ee, welcher von Pfeilern aus Gußeisen getragen wird. Von
diesem Balken laufen auf Lager-Balken an den Seitenwaͤnden Reihen von Latten
die Quere hin, uͤber welche die Stuͤk Zeuge blattweise
aufgehaͤngt werden. Der Dampf oder die Ausduͤnstungen, die durch das
Troknen entstehen, gehen oben durch die Oeffnungen oder Ventilatoren in der Deke
davon.
Die Art, wie die Stuͤke Zeuge auf die Latten gebracht werden, wird durch
Erklaͤrung des Aufhaͤnge-Wagens am besten verstanden werden, der mit
seinen Walzen in Fig. 2, zum Theile im Durchschnitte und in einem groͤßeren Maßstabe dargestellt
ist.
Das nasse Stuͤk Zeug wird zuvoͤrderst auf einer Walze aufgerollt, und
dann auf den Wagen bei f, so aufgelegt, daß die Zapfen
dieser Walze auf einer schiefen Flaͤche zu liegen kommen. Der Wagen wird auf
die Bahn gestellt, die auf dem mittleren Balken und auch auf Seitenbalken den
Lagerballen an den Seitenwaͤnden parallel und in einer Ebene mit jener auf
dem Mittelbalken hinlaͤuft. Der Wagen wird mittelst eines Bandes ohne Ende in
Bewegung gesezt, das uͤber zwei Laͤufer laͤuft, g und h, Fig. 1, und uͤber
Rollen, und ein Band-Rad an dem Wagen, wie wir weiter unten erklaͤren werden.
Der Laͤufer, g, welcher dieses Band ohne Ende
bewegt, wird durch ein Schienen-Raͤderwerk in Bewegung gesezt, bei i, in Fig. 1, welches
durch einen Triebstok am Ende der sich drehenden Achse von einer Dampfmaschine aus
in Umtrieb gebracht wird.
In Fig. 2, ist,
kk, das Band ohne Ende, das uͤber die
Rolle, l, laͤuft, unter dem Bandrade, m, und uͤber die Rolle, n, hinzieht, und durch diesen seinen Lauf die Rollen, wie das Rad, sich
drehen macht. Auf der Achse des Bandrades, m, ist eine
Trommel, o, gegen welche die Rolle, f, welche das aufgewundene Stuͤk nassen Zeuges
bildet, druͤkt, und so wie diese Trommel sich dreht, wird die Rolle nassen
Zeuges durch die Reibung an derselben in entgegengesezter Richtung gedreht, und
laͤßt den nassen Zeug auf den Umfang der Trommel, o, fallen, von wo derselbe uͤber die Walze, p, laͤuft, und auf die Latten hinabfaͤllt. Auf dem Ende der
Achse des Bandrades, m, ist ein Triebstok, der in die
Zahne des großen Ras des, q, eingreift, und auf der
Achse dieses großen Rades ist ein Triebstok, der das Mittelrad, r, treibt, welches ein anderes Zahn-Rad, s, treibt. Dieses Zahnrad, greift in die Zaͤhne
der Seitenbahn, und so wird, wie das Raͤderwerk fortfaͤhrt zu spielen,
der Wagen, auf welchem dasselbe angebracht ist, langsam fortbewegt.
Sobald die Raͤder anfangen, sich zu bewegen, und der Wagen beginnt sich
vorwaͤrts zu schieben, faͤngt auch das Stuͤk Zeug an sich
abzurollen, und uͤber die Walze, p,
niederzufallen. Eine kleine an dem Wagen angebrachte Walze, v, haͤlt, so wie der Wagen nach und nach uͤber die Latten
hinlaͤuft, den Zeug eine kurze Zeit uͤber gegen jede Latte, und
hindert denselben hinabzufallen, wodurch derselbe dann blattweise zwischen den
Latten hinabsteigt, und so Reihen von Blaͤttern bildet, wie beide Figuren
zeigen.
Es ist klar, daß, da die Zapfen der Zeugwalze, f, auf
einer schiefen Flaͤche ruhen, diese Walze immer in dem Maße abwaͤrts
gleiten wird, als der aufgerollte Zeug am Umfange abnimmt, und immer in
Beruͤhrung mit der Trommel, o, bleiben wird, so
daß immer Zeug von der Walze, p, auf die Latten
abfaͤllt.
Um den Wagen in seinem Laufe an irgend einer Stelle zu halten, oder irgend ein Blatt
in Ordnung zu bringen, tritt ein Mann auf die Buͤhne, u, und faͤhrt mit demselben: er hat den Wagen dann ganz in seiner
Gewalt. Eben diese Vorrichtung kann man auch benuͤzen, wenn der Zeug
getroknet ist, um ihn von den Latten abzunehmen. In diesem Falle muß der Wagen
ruͤkwaͤrts fahren, und, nachdem zuerst das Ende des Zeuges auf die
Walze, f, aufgerollt wurde, und die Raͤder in
ruͤkgaͤngige Bewegung gebracht wurden, wird der Zeug auf der Walze,
f, allmaͤhlich eben so aufgerollt, wie er
abgerollt worden istVon der Nuͤzlichkeit dieser Maschine hat uns bereits der um Preussens
Fabriken, Manufakturen und Gewerbe hoch verdiente Geheime Finanzrath Beuth
in seinem interessanten Berichte uͤber die Fabrikstadt Glasgow in den
Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in
Preussen im October-Hefte 1824, S. 200 Nachricht gegeben. Er sagt:
„die chemischen und mechanischen Hilfsmittel fuͤr das
Bleichen, die Einrichtungen der Kessel, die Art, den Chlorkalk
anzuwenden, die Ringemaschinen, die Waschmaschinen, die hydraulischen
Pressen, eben so fuͤr die Appretur, die Cylinder-Trokenmaschinen,
Staͤrke und Klozmaschinen, die Vorrichtungen zum Sengen, zum
heißen und kalten Kalandern, mit und ohne Papierwalzen etc. sind bei uns
keineswegs unbekannt. Waͤhrend aber bei uns eine geringe Zahl
unterrichteter Fabrikunternehmer diese Huͤlfsmittel kennt, und
sich ihrer bedient, sind sie in England allgemeines Eigenthum, und in
der kleinsten Anlage sucht ein jeder Handarbeit zu ersparen, und sie so
einzurichten, daß er mit wenig Haͤnden viel gleichfoͤrmig
gute Arbeit liefere. Als ein Beweis, wie man dort rechnet, wag dienen,
daß man eine neue Einrichtung eines Haͤngehauses fuͤr eine
der wichtigsten Verbesserungen ansah. Die Dampfmaschine des Werkes
haͤngt durch diese Maschine 5,460 Yards 3/4 breite
Baumwollenzeuge in 25 Minuten auf, mit keiner anderen Huͤlfe, als
der eines Burschen, der 10 Schl. Lohn die Woche erhalt, waͤhrend
sonst 2 Arbeiter 2 1/2 Stunde brauchten, diese Arbeit zu verrichten,
wovor. Jeder 30 Schl. woͤchentlich erhielt. Fuͤr die
Mittheilung dieser Einrichtung zahlte ein Fabrikant dem Erfinder 800 Pf.
Sterling, und außerdem kostete die Maschinerie 500 Pf.“ Diese
gehaltvolle Abhandlung empfehlen wir jedem, der an der Industrie Interesse
hat. Gerne wuͤrden wir sie in diesem Journale zur Kenntniß
fuͤr das groͤßere Publikum gebracht haben, wenn nicht die
Verlagshandlung der Gewerbsverhandlungen, Dunker
und Humblot, in einem Schreiben an die
Verlagshandlung dieses Journals sich die Uebertragung ihrer Abhandlungen,
selbst bei Quellenangabe, in unser Journal nachdruͤklichst verbeten
haͤtte. D..