Titel: | Bemerkungen über Gyps-Model und Abgüsse. |
Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. IV., S. 15 |
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IV.
Bemerkungen uͤber Gyps-Model und
Abguͤsse.
Aus Gill's technical Repository. Mai 1825. S. 313.
Jun. S. 344. (großen Theils Auszug aus Pole's, Anatomical Instructor).
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Bemerkungen uͤber Gyps-Model und
Abguͤsse.
Gyps („Plaster of Paris“ oder
„calcined Alabaster“) wird
zu London in sehr verschiedener Guͤte und zu verschiedenen Preisen,
gewoͤhnlich in Saͤken von 14 Pfund, zu 9 Pence, 1 Shilling, 1 Shilling
6 Pence, 2 Shillings (d.i. 27 kr., 36 kr., 54 kr., 1 fl. 12 kr.) der Sak, nach
verschiedener Qualitaͤt verkauft. Gyps vom Mittelpreise wird zu Modeln, die
feineren Sorten werden zu Abguͤssen, jedoch so, gebraucht, daß, nachdem sie,
gehoͤrig zubereitet, in die Model gegossen werden, und daselbst eine Lage,
ungefaͤhr 1/2 Zoll dik, mehr oder minder, nach Umstaͤnden gebildet
haben, die groͤberen Sorten nachgegossen werden, so daß der Abguß durch diese
groͤberen Sorten seine gehoͤrige Dike erhaͤlt.
Gyps ist eine sehr vergaͤngliche Waare, und sollte daher aus den
Gypsbrennereien immer frisch zum Bedarfs erhalten werden koͤnnen. Die
besondere Eigenschaft, die er besizt, und die ihn so bequem macht, die
Eindruͤke harter und weicher Koͤrper gleich neu und gut aufzunehmen,
ist diese, daß er, in Pulver-Form mit Wasser zur Consistenz eines Rahmes gemengt,
das Wasser in wenigen Minuten verschlingt, und damit zur festen dichten Masse wird,
ohne seinen Umfang zu vermindern, und folglich ohne Risse zu bekommen. Wenn der Gyps
gut ist, so muß er in ungefaͤhr 5 bis 10 Minuten, nachdem er mit Wasser
gemischt wurde, bedeutend haͤrter und staͤrker, als Kalk, werden, und
vollkommen rein und hell weiß bleiben. Wenn er schlecht ist, so braucht er
laͤnger, um zu erhaͤrten, und fuͤhlt sich lang, weich und
teigig an; selbst dann, wenn er durch Verduͤnstung des Wassers endlich
vollkommen geworden ist,
laͤßt er sich in diesem lezteren Falle zwischen dem Daumen und Zeigefinger
leicht zerreiben, weil er Feuchtigkeit aus der Atmosphaͤre einsaugt. Wenn man
daher den Gyps eine lange Zeit vor dem Gebrauche aufbewahren muß, muß man denselben
an einem trokenen Orte halten, wo er bestaͤndig vom Feuer erwaͤrmt
werden kann: dann wird er sich 5 bis 6 Monate lang gut erhalten lassen.
Gyps laͤßt sich beinahe mit jeder Farbe faͤrben, wenn man ihm dieselbe
in Pulver-Gestalt zusezt: die Mischung muß aber in einer porzellanenen Schale so
innig als moͤglich, unmittelbar vor dem Zusezen des Wassers, geschehen.
Man muß vorzuͤglich darauf Acht geben, daß man den Gyps nicht anfangs zu dik
anruͤhrt, damit er sich nicht zu schnell sezt (wie
man zu sagen pflegt); denn, wenn man ihn spaͤter mit Wasser verduͤnnen
will, bildet er immer eine schlechte, bruͤchige Masse, so daß man sich wohl
huͤten muß, anfangs zuviel Gyps dem Wasser zuzusezen.Das gewoͤhnliche Verfahren ist, Wasser in ein Beken, z. B. in ein
gewoͤhnliches Handbeken zu geben, nach der Menge naͤmlich, die
man braucht, um den Gyps in der Mitte desselben in Form eines Kegels mit den
Fingern solang einzutragen, bis dieser Kegel etwas uͤber die
Oberflaͤche des Wassers reicht, wo er dann alsogleich mit einem
Messer oder einem Spatel umgeruͤhrt, und, wenn er so dik, wie Nahm,
geworden ist, angewendet werden muß. Das Beken darf keinen flachen Boden
haben, indem man dann zuviel Gyps brauchen wuͤrde, sondern muß die
gewoͤhnliche rundliche Form haben, und mehr breit als tief seyn. Gill. (Wir liefern diesen Aufsaz hier, weil die
kleine Kunst, in Gyps abzugießen, bei uns in Baiern unter die tausend
Kuͤnste gehoͤrt, die die mysterioͤse Moͤnche,
unter welchen Baiern mehr dann 1000 Jahre seufzte, ihren Schaͤflein,
so wie viele andere, vorenthielten. In Italien kann sie bei nahe jeder
Tagloͤhner, und die Italiaͤner schleppen aus Deutschland keine
geringe Summe fuͤr die Gyps-Abguͤsse, welche sie uns
verkaufen. Baiern besizt den herrlichsten Gyps in seinen Gebirgen in einer
Menge, die vielleicht fuͤr den Bedarf von halb Europa zureichen
koͤnnte; allein, man versteht die Kunst denselben zu brennen und zu
raffiniren so wenig, daß man in mancher großen Stadt dieses Landes in
Verlegenheit ist, auch nur ein halbes Pfund guten Gyps zum Abgusse von ein
Paar Medaillen zu erhalten. Wenn man noch uͤberdieß die obigen Preise
des Gypses in England mit den Preisen desselben bei uns vergleicht, so
ergeben sich Resultate, uͤber welche man wahrlich mit Unwillen
erfuͤllt werden muß. Wann werden wir das benuͤzen lernen, was
wir besizen!
Man kann die Staͤrke und Haͤrte des mit Wasser gemengten Gypses dadurch
vermehren, daß man demselben etwas gemeine Staͤrke zusezt.
Die Kunst, in Gyps abzugießen, d.h. Model und Abguͤsse aus Gyps zu
verfertigen, ist ebenso unterhaltend als nuͤzlich, und kann auf mannigfaltige
Weise sowohl von den des
Alterthumes und der Natur, als von Kuͤnstlern und Anatomen benuͤzt
werden.
Der Vortheil, den man bei Benuͤzung des Gypses vor anderen Materialien zu
aͤhnlichem Zweke voraus hat, ist dieser, daß, obschon man den rohen Gyps oder
Alabaster durch leichtes Brennen in einen leicht zu puͤlvernden
Koͤrper verwandeln kann, derselbe durch Beimischung des Wassers wieder leicht
in einen zaͤhen und harten Koͤrper umgewandelt wird, und daher naß,
eine convexe oder concave Form als Model, annehmen, und, wenn er wieder troken wird,
auch behalten, und folglich zugleich zu Modeln und zu Abguͤsse dienen
kann.
Die Art, Model zu bilden, haͤngt von der Form des Gegenstandes ab, den man
modelliren will. Wenn die Theile nur wenig erhaben sind, ist das Verfahren leicht
und einfach. Eben dieß ist auch dann der Fall, wenn sie einen rechten oder irgend
einen groͤßeren Winkel mit der Hauptoberflaͤche bilden, von welcher
sie emporragen: wann aber diese Winkel spiziger sind, oder Linien bilden, die sich
gegen die Hauptoberflaͤche hinabneigen, ist dieß schwieriger. Dieß gilt
indessen nur von harten und unbiegsamen Koͤrpern: bei weichen, nachgiebigen
Koͤrpern, wie die weichen Theile des thierischen Koͤrpers sind,
verhaͤlt sich die Sache anders. Wenn man, um dieselben abzuformen,
fluͤßiges Gyps auf sie gießt, so kann man sie oͤfters aus dem Model
auch dann noch herausbringen wann diese Theile unter spizigen Winkeln aus denselben
hervorragen: wenn aber der Guß in solchen Modeln geschieht, muß der Model entweder
sorgfaͤltig stuͤkweise abgehoben, oder behutsam auf dem Abgusse
zerbrochen werden, indem der Abguß nicht, wie das Original, biegsam ist.
Die Model muͤssen, nach der verschiedenen Groͤße der in denselben zu
machenden Abguͤsse, verschiedene Staͤrke erhalten: kleinere
Gegenstaͤnde verlangen kaum mehr, als einen halben Zoll Dike. Groͤßere
fordern einen Zoll, und sehr große auch anderthalb Zoll; indem große Model sowohl
durch ihre eigene Groͤße, als durch das Gewicht der darin befindlichen
Abguͤsse, und nicht selten auch durch die Schwierigkeit bei dem Ausnehmen
dieser lezteren aus denselben, mehr Zufaͤlligkeiten ausgesezt sind. Wenn eine
bedeutende Menge von Abguͤssen aus einem Model gemacht werden muß, wird es
vorzuͤglich noͤthig, den Model sehr stark und genau, und so
gleichfoͤrmig dik, als moͤglich zu machen.
Wenn das Original, welches in Gyps modellirt werden soll, weich und biegsam ist, wie
z.B. Eingeweide des menschlichen Koͤrpers, so ist das Verfahren um so
leichter und einfacher, als man das Original aus dem Model selbst bei einer
kleineren Oeffnung herauszuziehen vermag.
Das Erste, was bei dem Abformen zu geschehen hat, ist, daß man die Oberflaͤche
des Originales mit Oehl uͤberstreicht, damit der Gyps nicht daran
haͤngen bleibt: man braucht in dieser Hinsicht bloß Baumoͤhl mit einem
Pinsel aufzutragen, wenn aber das Original schon fuͤr sich schluͤpfrig
ist, ist dieß unnoͤthig. Das Original wird dann auf einen Tisch hingelegt,
oder auf irgend eine ebene Flaͤche, und, nachdem es mit Oehl
uͤberstrichen oder zuweilen auch mit einem Tuche belegt wurde, wird es mit
Thon oder Glaser-Kitt in solcher Entfernung umlegt, daß der Gyps auf dem Tische oder
auf dem Brette rings um das Original ungefaͤhr einen Zoll breit aufliegen
kann, oder uͤberhaupt so weit, daß der Model stark genug wird. Eine
hinlaͤngliche Menge fluͤßigen Gypses wird dann so
gleichfoͤrmig, als moͤglich, uͤber die ganze Oberflaͤche
des Gegenstandes, welcher abgeformt werden soll, ausgegossen, oder mit der Hand oder mittelst
eines Spatels aufgetragen, und zwar in solcher Dike, daß der Model stark genug wird.
Man laͤßt den Gyps ruhig so lang auf dem abzuformenden Gegenstande liegen,
bis er erhaͤrtet, worauf man den Rand von Thon oder Glaser-Kitt wegnimmt, und
den Model aufhebt. Nachdem der Model vollkommen troken geworden ist, was allenfalls
durch kuͤnstliche Hize beschleunigt werden kann, wird er reichlich mit
gekochten Leinoͤhle uͤberstrichen, das durch fein abgeriebene Glatte
noch mehr troknend gemacht werden kann,Was aber ganz uͤberfluͤßig, und sogar in mancher Hinsicht
schaͤdlich ist. A. d. Ueb. oder durch weißen Vitriol oder durch Bleizuker. Die innere Flaͤche
und die Gefuͤge des Models muͤssen vorzuͤglich gut
geoͤhlt werden: die aͤußere darf, wenn er groß ist, nicht
geoͤhlt werden. Sehr kleine Model werden zuweilen in Oehl gesotten, wodurch
der Gyps noch mehr hart wird. Wenn der Model hinlaͤnglich geoͤhlt ist,
wird er bei Seite gelegt, bis er vollkommen troken ist.
Um aus diesen Modeln zu gießen, wird die ganze Hoͤhlung derselben
vorlaͤufig mit Oehl und Spek, die zu gleichen Theilen zusammengeschmolzen
werden, mittelst eines feinen Mahler-Pinsels uͤberstrichen;Das Oehl muß so aufgetragen werden, daß keine Blaͤschen auf dem Model
bleiben. A. d. Ueb. dann mit feinem fluͤßigen Gypse ausgefuͤllt. Wenn eine starke
Basis oder Stuͤze fuͤr den Guß noͤthig ist, so wird die
Flaͤche des Models, die durch die Lage desselben auf dem Tische entsteht, in
hinlaͤnglicher Dike mit grobem Gypse belegt werden.
Der auf diese Weise in den Model gegossene Gyps muß so lang in demselben bleiben, bis
er den hoͤchsten Grad von Haͤrte erhalten hat, wo dann der Model von
demselben abgenommen wird, was, nach Umstaͤnden, seine Schwierigkeiten hat.
Wenn die hervorstehenden Theile rechte oder große Winkel mit der Flaͤche der
Basis oder den Hauptflaͤchen bilden, kann der Model abgenommen werden, ohne
daß man denselben bricht; wenn sie aber unter spizigen Winkeln aufsteigen, oder
krumme Linien bilden, die sich gegen die Oberflaͤche neigen so wird dieß schwieriger, und
gefaͤhrdet den Guß; denn in diesem Falle muß der Model mittelst kleiner
Haͤmmer und Meißel weggebrochen werden.
Sollte irgend ein Stuͤk des Abgusses abgebrochen seyn, so kann man dasselbe
ankitten, indem man die beiden Bruchflaͤchen recht naß macht, und nachdem man
etwas frisch angemachten Gyps darauf legt, fest aneinander haͤlt. Nachdem der
Gyps vollkommen troken geworden ist, kann man die Zusammenfuͤgung ebenen,
indem man den rauhen Gyps, der sich bei dem Zusammenkitten hervorgedraͤngt
hat, wegpuzt. Sollten zufaͤllig durch den Meißel einige Loͤcher in den
Abguß gekommen seyn, so muß man sie mit Wasser durch und durch durchnezen, dann mit
frisch angemachtem Gypse ausfuͤllen, und mit einem Messer abgleichen. Nachdem
der Abguß troken geworden ist, kann er, noͤthigen Falles, auch bemahlen
werden.
Das Abformen harter Koͤrper in Gyps geschieht, wenn die hervorstehenden Theile
an denselben keine spizigen Winkel bilden, sehr leicht. Der abzuformende Gegenstand
wird vorlaͤufig mit Oehl und Spek uͤberstrichen, und der
angeruͤhrte Gyps uͤber die ganze Oberflaͤche auf ein Mahl in
gehoͤriger Dike aufgetragen oder gegossen, und, nachdem er vollkommen
erhaͤrtete, in einem Stuͤke abgenommen, indem man ihn entweder mit den
Fingern davon lostrennt, oder sorgfaͤltig die Klinge eines Messers zwischen
dem Abgusse und dem Originale einschiebt, worauf man den Model wieder troknet und
mit gekochtem Leinoͤhl uͤberstreicht, wie oben gesagt wurde, was nach
jedem Abgusse wiederholt werden muß.
Wenn der abzuformende Gegenstand, oder die Patrone eine unregelmaͤßige Figur,
voll Hervorragungen und Vertiefungen, voll krummer Linien und Eken ist, wird die
Arbeit etwas schwieriger in Hinsicht auf Bildung des Models, nicht aber was den
Abguß betrifft. Um den Model gehoͤrig zu bilden, wird es nothwendig den
abzuformenden Gegenstand genau zu betrachten, um den Weg aufzufinden, nach welchem
der Model aus den moͤglich wenigsten Stuͤken verfertigt werden kann,
d.h., jedes Stuͤke des Models muß soviel, als moͤglich, von dem
abzuformenden Stuͤke bedeken, ohne jedoch solche Theile zu um fassen, oder in solche
Loͤcher zu laufen, daß man, wenn der Gyps erhaͤrtet ist, denselben
nicht ohne Zerbrechen abnehmen kann. Dieß ist z.B. der Fall mit dem Kopfe des
Oberschenkel-Knochens, wenn er ganz in hartem Gypse eingeschlossen ist; denn da der
Hals desselben duͤnner ist, als der Kopf, so kann dieser nicht heraus. Kein
einzelner Theil eines Gyps-Models soll von kugeligen Enden an einem
schmaͤleren Cylinder mehr als die Haͤlfte der Kugel enthalten.
Eben diese Schwierigkeit hat auch Statt, wenn der Gyps in Hoͤhlungen rinnt,
deren aͤußere oder obere Oeffnung einen kleineren Durchmesser besizt, als der
innere. (Siehe Fig. 10.) So einfache Koͤrper, wie Kugeln oder eyfoͤrmigen
Gestalten, koͤnnen nur in drei Theilen abgeformt werden; um eine
Schenkelknochen abzuformen, wird man aber zehn bis zwoͤlf Stuͤke
noͤthig haben, und die Zusammenfuͤgungen dieser verschiedenen
Stuͤke muͤssen an den hervorragendsten Theilen des abzuformenden
Knochens hinlaufen, damit man sie leichter abnehmen kann, und der Abguß desto fester
wird: denn diese hervorstehenden Theile sind am meisten den Beschaͤdigungen
ausgesezt, um so mehr, da, wenn die Zusammenfuͤgung durch dieselben
laͤuft, jeder Theil nur die Haͤlfte der Dike und Staͤrke
besizt.
Wenn solche Stuͤke hart und troken an ihrer Oberflaͤche sind, so
muͤssen sie vorlaͤufig mit Oehl und Spek uͤberfettet werden;
dann werden jene Vertiefungen, welche besondere Model-Stuͤke fordern, mit
einer hinlaͤnglichen Menge fluͤßigen Gypses ausgefuͤllt, und
waͤhrend der Gyps noch weich ist, wird jedes Stuͤk mit einem Auge aus
Messing-Draht, wie C in Fig. 10. versehen. Um
dieses Auge wird der Gyps etwas pyramidalisch angehaͤuft, und nachdem er
troken geworden ist, mit einem Messer eben zugeschaben. Man mache ferner mit dem
Messer zwei- oder dreiekige Einschnitte in dasselbe, oder bohrt mit der Spize des
Messers kegelfoͤrmige Hoͤhlen in dasselbe, damit sie in der Folge
desto fester an dem aͤußeren Theile des Models, der spaͤter darauf
angebracht wird, halten. Damit aber dieser nicht auf demselben kleben bleibt, muß
seine aͤußere Oberflaͤche gehoͤrig mit Fett
uͤberstrichen werden. Das Auge aus Draht, welches man hervorstehen
laͤßt, wird dann
mit etwas Glaser-Kitt oder Thon bedekt, ehe man das zweite Stuͤk
auftraͤgt, wodurch jeder Nachtheil, der durch das Anhaͤngen des
zweiten Stuͤkes an dem Auge entstehen koͤnnte, beseitigt, und zugleich
eine Hoͤhlung fuͤr die Schnur, von welcher wir unten sprechen werden,
erhalten wird. Das aͤußere Stuͤk wird nun mit frisch
angeruͤhrtem Gypse in der gehoͤrigen Groͤße und Dike
verfertigt: man traͤgt den Gyps in jenem Zustande auf, in welchem er eben
anfaͤngt sich zu verdiken, und nicht mehr frei von der Flaͤche
abfließt, und streicht ihn uͤber das innere Stuͤk oder uͤber
die inneren Stuͤke so weit auf, daß man nicht mehr von demselben, oder von
denselben bedekt, als man mit aller Sicherheit herauszubringen im Stande ist. So wie
der Gyps zaͤher wird, traͤgt man immer mehr und mehr Gyps bis zur
gehoͤrigen Dike auf, haͤlt jedoch die Kanten soviel moͤglich,
wie an einem Brette, eben und im Gevierte. Ein Mahler-Spatel, jedoch weniger
biegsam, ist das beste Instrument zum Auftragen des Gypses. Nachdem das
aͤußere Stuͤk hart geworden ist, werden die Kanten desselben
vollkommen geebnet, und mit einem kleinen spizigen Messer in's Gevierte gebracht.
Mit der Spize des Messers werden in die Kantenstaͤchen kleine
kegelfoͤrmige Loͤcher gebohrt, die einen Zoll oder noch mehr von
einander entfernt sind, je nachdem das Stuͤk groß ist. Diese Loͤcher
nehmen den fluͤßigen Gyps auf, durch welchen die Stuͤke in der Folge
zusammengefuͤgt werden, und der kegelfoͤrmige Spizen bildet, um die
Theile in ihrer Lage zu erhalten. Das dritte Stuͤk wird auf dieselbe Weise,
wie das zweite gebildet, u.s.f., bis endlich das abzuformende Stuͤk ganz im
Gypse eingeschlossen ist. Dann wird, wenn abgegossen werden soll, an einer
schiklichen Stelle ein Loch in den Model gegossen, bei welchem man den Gyps in den
Model einschuͤttet. Den Augen gegenuͤber, die in den inneren
Stuͤken aus Draht eingesezt sind, werden gleichfalls kleine Loͤcher
zur Aufnahme der Schnuͤre gebohrt, die man durch die Augen fuͤhrt, um
diese Theile waͤhrend des Gußes in ihrer gehoͤrigen Lage zu
erhalten.
Erklaͤrung der Figur.
Fig. 10.
Tab. II. ist der Durchschnitt eines Models mit inneren Stuͤken, wenn das abzuformende Stuͤk
oder der Abguß nicht anders aus dem Model gebracht werden kann.
AA, ist das abzuformende Stuͤk.
BBB, das aͤußere Stuͤk des
Models.
C, ein inneres Stuͤk, welches eine tiefe
Hoͤhlung ausfuͤllt, die in schiefer Richtung laͤuft. Ohne daß
man ein eigenes Stuͤk bildet, ist es nicht wahrscheinlich, daß man den Model
ohne Zerbrechen davon herabbringt, indem das Stuͤk nur in der Richtung seiner
Schiefheit herausgeht. An dem oberen Theile dieses Stuͤkes ist ein Auge aus
Messingdraht, dessen Spizen unten ausgebogen sind, damit sie fester in dem Gypse
halten. Das Auge ragt uͤber die obere Flaͤche hervor, und ist mit Thon
oder Glaser-Kitt umgeben, damit der Gyps bei Verfertigung des aͤußeren
Stuͤkes nicht daran kleben bleibt.
DD, ist die obere Oberflaͤche des inneren
Stuͤkes.
EE, sind zwei Linien, welche den hohlen Raum um
das Draht-Auge bezeichnen, und das Loch, welches durch das aͤußere
Stuͤk zur Aufnahme der Schnur gebohrt ist, die durch das Auge laͤuft,
und auf die aͤußere Oberflaͤche des Models gefuͤhrt wird, wo
sie an einem kurzen Staͤbchen, F,
angeknuͤpft wird. Wenn diese Schnur mittelst des Staͤbchens, welches
man dreht, angezogen wird, wird das innere Stuͤk gleichfalls fest
heraufgezogen, und dadurch an dem aͤußeren Stuͤke befestigt, was
waͤhrend des Gusses aus diesem Model nothwendig ist. Wenn der Gyps hart
geworden ist, und der Model abgenommen wird, laͤßt man die Schnur nach, indem
man den Knoten aufknuͤpft, und das Staͤbchen in entgegengesezter
Richtung dreht, und das aͤußere Stuͤk wird von dem inneren leicht
abgehen. Das Auge und die Schnur gestatten auch das Ausziehen des Stuͤkes
mittelst derselben.
G, H, I, sind drei innere Stuͤke, die zuweilen
auf diese Weise angebracht werden muͤssen, wenn die Hoͤhlung nach zwei
entgegengesezten Seiten sich hin erstrekt, oder von groͤßerem Durchmesser
ist, als ihr Eingang. Diese beiden Stuͤke, G und
H, haben ihre Draht-Augen in ihrem Inneren
befestigt. Die daran befestigten Schnuͤre laufen durch zwei Loͤcher in
dem Mittelstuͤke, I, schief nach dem Mittelpunkte
der oberen Oberflaͤche desselben, und werden zugleich durch die Außenseite des Models
ausgefuͤhrt, und an einem Staͤbchen befestigt, wie oben angegeben
wurde. Das Stuͤk, I, dient als Schluͤssel
fuͤr die beiden uͤbrigen, und wenn es, nachdem das aͤußere
Modelstuͤk abgenommen wurde, herausgezogen wird, folgen die beiden
anderen.
KKKKKK, sind kegelfoͤrmige Loͤcher
mit den correspondirenden Spizen, um die Stuͤke fest und in gehoͤriger
Lage auf einander zu halten.
Fig. 6. Tab.
II, stellt einen Laͤngendurchschnitt des Models eines kranken
Schenkelknochens dar, um die Art zu zeigen, wie die Theile vereint werden.
AA, ist der kranke Schenkel in seiner
unregelmaͤßigen Figur.
BBBBBB, sind die verschiedenen aͤußeren
Stuͤke des Models, die den kranken Knochen einschließen.
CC, sind die beiden inneren Stuͤke zum
Ausfuͤllen jener Hoͤhlungen, die den Model hindern wuͤrden von
dem Knochen ohne Brechen loszugehen. Sie sind mit den aͤußeren Stuͤken
des Models mittelst Ringen und Schnuͤren verbunden, auf dieselbe Weise, wie
bereits oben beschrieben wurde.
DDDDDD, die verschiedenen Querverbindungen des
Models, die so eingerichtet sind, daß jedes Stuͤk sich leicht von den Knochen
trennen laͤßt, so wie auch von dem Abgusse desselben, der spaͤter in
dem Model gebildet wird. Diese Verbindungen muͤssen auf den am meisten
hervorragenden Theilen des Originales oder des Musters angebracht werden. Der Bruch
oder der Winkel, der in der Mitte einer jeden Verbindung sich zeigt, zeigt wie die
kegelfoͤrmigen Loͤcher und Spizen in einander passen, um die
verschiedenen Theile des Models so fest, wie oben angegeben wurde,
zusammenzuhalten.
E, eine kreisfoͤrmige kegelfoͤrmige
Oeffnung, durch welche der fluͤßige Gyps eingegossen wird. Diese Oeffnung muß
immer in einem der Verbindungsstuͤke so angebracht seyn, daß das
hervorstehende Stuͤk Gyps in der Oeffnung aus dem Model ohne Brechen
herausgenommen werden kann. Es sollte, wo moͤglich, irgend einem flachen
hervorstehenden Theile des Originales gegenuͤber angebracht werden, der leicht mit dem Messer
zugeschnitten werden kann, wenn das uͤberfluͤßige Stuͤk aus dem
Gusse genommen wird.
Fig. 7, 8, 9. sind Model
eines kugelfoͤrmigen Koͤrpers in drei gleiche Theile getheilt, so daß
man sicher seyn kann, den Abguß ohne alle Muͤhe und ohne alle Gefahr des
Zerbrechens herausnehmen zu koͤnnen, sobald das Original in demselben
gehoͤrig eingeschlossen war, so daß jeder Theil abgeformt werden konnte.
AAA, sind die inneren concaven Flaͤchen des
Models, die mit dem Originale waͤhrend der Bildung des Models in
unmittelbarer Beruͤhrung standen, und genauen Abdruk der Oberflaͤche
desselben aufnahmen, waͤhrend der Gyps noch fluͤssig war.
BBB, in Fig. 7. sind drei
kegelfoͤrmige Loͤcher, die in dem Rande des ersten Stuͤkes mit
der Spize eines Messers eingebohrt wurden, nachdem dieses Stuͤk
vorlaͤufig zum Model zugerichtet wurde. Nachdem diese Loͤcher
gehoͤrig mit Oehl ausgefettet worden sind, fuͤllt man sie mit
fluͤßigem Gypse, waͤhrend man das zweite Stuͤk, Fig. 8. bildet, wo dieser
Gyps dann bei seinem Erhaͤrten die kegelfoͤrmigen Hervorragungen, CCC, hervorbringt. Da diese Hervorragungen in die
correspondirenden Loͤcher des Models, Fig. 7. passen, so werden
die Raͤnder dieser Model dadurch fest aneinander gehalten. Auf eine
aͤhnliche Weise nehmen die Loͤcher, DDDD, in Fig. 8. die Hervorragungen, EEEE, in
Fig. 9.
auf, so wie die Loͤcher, FFF, in Fig. 7. die
Hervorragungen, GGG, in Fig. 9. aufnehmen. Wenn
diese drei Theile des Models gehoͤrig an einander befestigt sind, so bilden
sie eine vollkommen kugelfoͤrmige Hoͤhlung in ihrem Inneren. An dem
oberen Ende eines jeden dieser Modelstuͤke ist ein kegelfoͤrmiger
Ausschnitt, III, angebracht, welcher, wenn alle diese Stuͤke vereint sind,
eine Oeffnung bildet, die sich gegen die aͤußere Oberflaͤche
erweitert. Durch diese Oeffnung wird der fluͤßige Gyps eingegossen, wenn der
Guß geschehen soll. Ehe dieß aber geschehen kann, muß der Model mit troknendem Oehle
uͤberstrichen, und
das Innere desselben gehoͤrig gefettet werden. Die einzelnen Theile
muͤssen ferner gehoͤrig befestigt und mit einer Schnur fest gebunden
werden, die in eine Furche, welche außen kreuzweise uͤber jedes Stuͤk
gezogen ist, zu liegen kommt; denn sonst wuͤrden die Stuͤke von
einander weichen, und den Gyps durchlaufen lassen.
Eine Art, Model aus drei Stuͤken zu verfertigen, und aͤhnliche
Koͤrper in denselben zu gießen, sieht man in Fig. 10. A, ist die walzenfoͤrmige Basis des Models, und
B, C, sind die zwei anderen Theile, die sich quer in
zwei Haͤlften theilen. Das kegelfoͤrmige Loch zum Eingießen des
fluͤßigen Gypses ist in dem Mittelpuncte oben auf dem Model. Aehnliche
kegelfoͤrmige Loͤcher, wie jene in Fig. 7, 8, 9. sind an der flachen
Oberflaͤche der Basis, A, ringsumher auf obige
Weise mittelst des Messers angebracht; der Gyps fließt in dieselben, und bildet
kegelfoͤrmige hervorragende Spizen. Ein Drittel des Koͤrpers, welcher
abgeformt werden soll, befindet sich in der Basis, waͤhrend der Gyps, welcher
dasselbe abformt, noch weich ist; nachdem dieser erhaͤrtet ist, kann ein
anderes Drittel abgeformt werden, indem man fluͤßigen Gyps auf dasselbe und
auf die Haͤlfte der Basis auftraͤgt. Nachdem auch dieses hart geworden
ist, kann er von der Basis abgenommen werden, so wie der abzuformende
Koͤrper: die Loͤcher werden wieder, nachdem die Kante abgeebnet wurde,
mit dem Messer eingebohrt, wie an der Basis. Der abzuformende Koͤrper kommt
dann wieder hinein, und das lezte Drittel des Models wird vollendet, indem man die
andere Haͤlfte der Basis dekt, und das uͤbrige Drittel des
Koͤrpers mit fluͤßigem Gypse belegt. Wenn auch dieser lezte Theil hart
geworden ist, wird die Außenseite des Models zugepuzt, oben ein
kegelfoͤrmiges Loch in demselben angebracht, durch welches man den Gyps
eingießt, und eine Schulter oder eine Vertiefung gebildet zur Aufnahme einer Schnur
oder eines Bindfadens, dessen eines Ende zu einer Schlinge geknuͤpft, und
dessen anderes durch dieselbe durch, und dann fest angezogen wird, um die beiden
oberen Theile zusammenzubinden. Hierauf wird die Schnur unter dem unteren Theile des
Models hingefuͤhrt (Einschnitte sind zu beiden Seiten zur Aufnahme derselben angebracht),
oben zwischen der Schnur und dem Model durchgezogen, und dann wieder
hinabgefuͤhrt, oder um die beiden Theile herumgewunden, und in eine Schleife
gezogen.
Wenn man statt des Gypses Wachs zum Gusse nimmt, so darf der Gyps-Model nicht
geoͤhlt werden, sondern, nachdem der Gyps des Models erhaͤrtet ist,
muß er in Wasser gelegt werden, bis der Gyps das Wasser eingesogen hat, und dasselbe
innenwendig befeuchtet, aber nicht naß macht. Dann wird
das Wachs eingegossen, und uͤber denselben durch Neigung, laufen gelassen,
und das Ueberfluͤßige ausgegossen. So gießt man Fruͤchte und andere
Gegenstaͤnde in Wachs. Der Gyps-Model darf nicht mit Wasser
uͤbergossen, sondern muß in dasselbe in ein flaches Gefaͤß gelegt
werden, damit er nur Wasser einsaugt, und die innere Flaͤche davon feucht
wird.