Titel: | Neue Maschine zur Verfertigung aller Arten von Schuhen, Pantoffeln, Kappen und Hüten, Patron-Taschen und Scheiden für Säbel, Bajonette und Messer, aus Einem Stüke Leder und ohne alle Naht, worauf Joh. Heinr. Petelpierre, Mechaniker, Charton-street, Somers-Town, Parish of St. Pancras, Middlesex, sich am 20. März 1824 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XII., S. 64 |
Download: | XML |
XII.
Neue Maschine zur Verfertigung aller Arten von
Schuhen, Pantoffeln, Kappen und Huͤten, Patron-Taschen und Scheiden fuͤr
Saͤbel, Bajonette und Messer, aus Einem Stuͤke Leder und ohne alle Naht,
worauf Joh. Heinr. Petelpierre,
Mechaniker, Charton-street, Somers-Town, Parish of St. Pancras, Middlesex, sich am 20. Maͤrz 1824 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts and Sciences. Junius
1825. S. 344.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Petelpierre's, Methode zur Verfertigung aller Arten von Schuhen
etc.
Der Patent-Traͤger schlaͤgt vor, Stuͤke diken Leders so zu
spalten, daß sie geoͤffnet und uͤber einen Blok gespannt werden
koͤnnen, so daß sie auf demselben die Form des verlangten Gegenstandes
anzunehmen vermoͤgen, ohne an den Kanten gemaͤht werden zu
duͤrfen. Die Maschine hierzu ist auf Tab. II. dargestellt.
Man seze, der verlangte Artikel sey ein Schuh oder Pantoffel. Der
Patent-Traͤger schlaͤgt vor, ein Stuͤk schweres Sohlenleder zu
nehmen, und dasselbe nach der Form in Fig. 13. zu schneiden,
was entweder mittelst eines Messers, oder mittelst eines schneidenden Werkzeuges,
das mit einer Schraubenpresse durch das Leder durchgedruͤkt wird, geschehen
kann. Hierauf wird eine Furche quer durch das Leder, wie bei aa, auf die halbe Lederdike gezogen, und nachdem
dieß geschehen ist, kommt das Stuͤk auf das Brett der Maschine, auf welchem
das Modell der Sohle liegt, und mit Schrauben-Klammern festgehalten wird. Fig. 14.
stellt diese Maschine von der Seite, und Figur 15. von oben dar.
Das Ende dieses Brettes bewegt sich in Angeln, damit es unter einem beliebigen
Winkel, wie es naͤmlich zur Arbeit bequem ist, gegen den Horizont geneigt
Werden kann, was mittelst einer Schraube und eines unter demselben angebrachten
Untersazes geschieht. Man bringt hierauf das Instrument, welches das spaltende
Messer enthaͤlt, auf dieses Brett, und faͤngt an zu spalten.
Dieses Instrument ist in Fig. 16. von der Seite,
in Fig. 17.
von oben dargestellt. Es besteht aus einem langen Stuͤke Metall, c, mit einer Rippe, d, auf
der unteren Flaͤche, durch welche es in horizontaler Lage erhalten wird, und
mit einem Stifte, e, welcher sich in der langen Spalte,
f, des Brettes, b,
bewegt, die als Leiter dient, und aus zwei Armen, gg, welche sich auf dem Brette hinschieben, und das Instrument eben
erhalten. Bei, h, ist das Messer angebracht, und, i, ist
ein Leiter, durch welchen die Wirkung des Messers beschraͤnkt wird, welches
sich durch Schrauben stellen laͤßt. Das ganze Instrument wird mittelst des
Griffes, k, gefuͤhrt.
Das Stuͤk Leder, aus welchem der Schuh gebildet werden soll, sammt dem Modelle
der Sohle, j, auf demselben, wird auf dem Brette
befestigt, wie oben gesagt, und in Fig. 15. dargestellt
wurde. Hierauf wird das Schneide-Instrument auf das Brett so gebracht, daß sein
Stift, e, in dem Spalte, f,
laͤuft. Der Griff, k, wird nun hin- und
hergeschoben, so daß das Messer bis in die Haͤlfte der Dike des Leders
eindringt, welches es so lange spaltet, bis der Leiter, i, gegen die Kante des Models der Sohle, j,
kommt, und so das weitere Vordringen des Messers hindert. Das Stuͤk Leder
wird, sammt dem Modelle, umgekehrt, und wieder auf dem Brette befestigt, und die
andere Kante durch eine aͤhnliche Bewegung des Messers gespalten, so daß der
mittlere Theil des Leders fest und etwas großer, als die Form des Models bleibt.
Das Stuͤk Leder kommt nun in einen Schraubstok an dem entgegengesezten Ende
der Arbeits-Bank, Fig. 14. um dasselbe bei der Furche, a,
zuruͤkbeugen zu koͤnnen, wo es so lange niedergeklopft werden muß, bis
es sich unter einem rechten Winkel niederbeugt. Um den Schuh zu vollenden, muß das
bewegliche Brett, b, das man anfangs brauchte, entfernt,
und ein anderes aͤhnliches, wie in Fig. 18. angewendet
werden, welches gleichfalls mittelst Angeln befestigt wird. Die Haͤlfte des
Stuͤkes Leder, welches den Vorfuß bildet, wird nun auf dieses Brett gelegt,
das Fersenstuͤk laͤßt man zwischen dem Angelstuͤke
hinabhaͤngen, sperrt es daselbst mittelst Schrauben ein, und bedient sich nun eines
anderen Schneidewerkzeuges mit einem anders gebildeten Leiter: der Leiter soll
naͤmlich gegen die innere Seite der Krummen, nn, wirken, die auf dem Brette, statt auf dem oben beschriebenen Model,
befestigt ist.
Nachdem das Schneidewerkzeug gehoͤrig gestellt, und, wie ehevor, auf dem
Brette befestigt wurde, wird das Stuͤk Leder durch eine aͤhnliche
Operation von innen heraus getrennt, das ist, von der Furche, a, aus gegen die Zehen hin, wodurch ein Theil der dichten Sohle, und auch
der Theil desjenigen Leders getrennt wird, der vorlaͤufig weggeschnitten
wurde. Nachdem dieß geschehen ist, wird dieses Stuͤk weggenommen, und ein
anderes Brett mit einer Furche zur Aufnahme des Fersentheiles befestigt, wo nun das
andere Ende des Lederstuͤkes eingesperrt, und dann auf aͤhnliche Weise
von der Furche gegen die Ferse hin gespalten wird.
Nachdem das Leder nun in seiner Dike gespalten ist, wie Fig. 19. zeigt, kann es
aufgestoßen und uͤber einen Leisten gespalten werden, wo es durch Nezen und
Reiben die Form des Fußes annehmen wird, und, nachdem es getroknet wurde,
koͤnnen die Kanten niedergeschaben, und alles uͤberfluͤßige
Leder kann weggepuzt werden, so daß ein Schuh, wie Fig. 20. daraus
hervorgeht. Hierauf kann dieser Schuh zugerichtet und weiter aufgepuzt werden, ohne
daß es einer Naht beduͤrfte.
Auf eine aͤhnliche Weise koͤnnen Handschuhe, Kappen, Huͤte,
Patrontaschen, Degen, und Saͤbelscheiden ohne alle Naht verfertigt werden,
wenn man das Leder erst gehoͤrig zuschneidet, und dann spaltet.