Titel: | Oekonomische Verwaltung der Maulbeerbaum-Blätter bei der Seidenraupenzucht. Eine Abhandlung von Dr. Jgn. Lomeni, mit einem auf die Maulbeerbäume und die Seidenraupen bezüglichen Anhange. 8. Mailand 1824, bei J. Silvestri. 96 S. – Aus der Bibliotheca italiana No. CX. Febr. 1825. p. 201 – von J. B. Fischer, M. C. |
Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XV., S. 74 |
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XV.
Oekonomische Verwaltung der
Maulbeerbaum-Blaͤtter bei der Seidenraupenzucht. Eine Abhandlung von Dr. Jgn.
Lomeni, mit einem auf die
Maulbeerbaͤume und die Seidenraupen bezuͤglichen Anhange. 8.
Mailand 1824, bei J. Silvestri. 96 S.Amministrazione economica della foglia de'gelsi nella
coltivazione de'bachi da seta. Memoria del Dottore Ign. Lomeni, con
appendice relativa ai gelsi ed ai bachi. 8 Milano, 1824. p. G. Silvestri. 96
S. – Aus der Bibliotheca italiana No. CX. Febr. 1825. p. 201 – von
J. B. Fischer, M.
C.
Lomeni's, oͤkonomische Verwaltung der
Maulbeerbaum-Blaͤtter bei der Seidenraupenzucht.
Die Zucht der Seidenraupen und der Maulbeerbaͤume ist gegenwaͤrtig ein
Gegenstand von so großer Wichtigkeit, daß man keinen der Rachschlaͤge
uͤbergehen oder vernachlaͤssigen darf, welche auf Vervollkommnung und
Oekonomie eines so nuͤzlichen Erzeugnisses abzielen, das allein jezt alle
Sorgfalt der Landwirthe verdient. Herr Lomeni ist in
Darstellung seiner Ideen etwas weitschweifig, und dieses Werkchen von 96 Seiten
enthaͤlt wenigstens 2 Drittheile Unnuͤzes, wenn man in demselben
dasjenige aussucht, was Hn. Lomeni angehoͤrt, und was sich auf den Titel
seiner Abhandlung „oͤkonomische Berwaltung
der Maulbeerbaum-Blaͤtter“ bezieht. Wir wollen
unseren Lesern den ganzen Kern desselben liefern, und ihnen alle Vorreden,
Wiederholungen und Declamationen gegen die fast allgemeinen Mißbraͤuche in
Verwendung der Blaͤtter ersparen. Erst S. 38 geht Hr. Lomeni zu seinem
Gegenstande uͤber. Es ist ausgemachte Wahrheit, daß der Werth der Cocons
fuͤr den Eigenthuͤmer sich nach dem Verhaͤltnisse der
Quantitaͤt der Blaͤtter berechnet, die bei der Seidenraupenzucht
verzehrt wurde, und daß derjenige mehr gewinnt, der mehr Cocons bei moͤglich
geringstem Verbrauche der Blaͤtter erntete. Aus Erfahrungen und Berechnungen
wissen wir, daß man von einer Unze Seidenraupeneyer bei guter Pflege, und bei einem
Verbrauche von 903 Pfunden gereinigter Blaͤtter, 70–80 Pfund Cocons
erhaͤlt.Alles Gewicht, von dem in diesem Artikel die Rede ist, ist mailaͤndisches, wo auf das Pfund 28 Unzen
gehen (Anmerkung des Verfassers.) Auf Ein Pfund Cocons kommen also ungefaͤhr 13 Pfunde gereinigter
Blaͤtter. Von diesem Saze geht der Verfasser in seinen folgenden Berechnungen
aus, in welchen wir uͤbrigens von den von ihm angedeuteten kleinen
Modifikationen, die uns nicht unumgaͤnglich zu unserm Zweke noͤthig
scheinen, Umgang nehmen wollen. Hier also die Angaben des Hn. Lomeni.
Der Eigenthuͤmer laͤßt, nachdem er die Raupen hat auskriechen lassen,
von dazu bestimmten Leuten taͤglich die verhaͤltnißmaͤßige
Menge Blaͤtter sammeln, die ihm fuͤr morgen, oder auch fuͤr die
folgenden 2 oder 3 Tage noͤthig seyn moͤchte, je nachdem es die
Jahreszeit und die Entfernung der Maulbeerbaͤume von seinem Hause erheischt.
Alle gesammelten Blaͤtter werden in sein Haus gebracht, wo sie an
kuͤhlen und trokenen Orten niedergelegt werden, indem man sie
vorlaͤufig wiegt, und den Betrag in ein Magazinbuch eintraͤgt, in
welchem man dann von Tag zu Tage den Abgang bemerkt.
Die Kosten fuͤr das Sammeln der Blaͤtter fallen den einzelnen Bauern
zur Last nach dem Verhaͤltnisse der ihnen verabreichten ganzen
Quantitaͤt der Blaͤtter.
Die Bauern muͤssen waͤhrend der ganzen Dauer der Seidenraupen-Zucht
sich taͤglich zu einer bestimmten Stunde im Hause des Eigenthuͤmers
einfinden, um dort die Quantitaͤt von Blaͤttern in Empfang zu nehmen,
deren sie in den folgenden 24 Stunden zur Nahrung der von ihnen gehaltenen Raupen
beduͤrfen.
Die Bauern koͤnnen die ihnen verabreichten Blaͤtter zu keinem anderen
Gebrauche verwenden, als zur Fuͤtterung der ihnen von dem Herrn anvertrauten
Raupen, unter Strafe, den Schaden verguͤten zu muͤssen, der
fuͤr diesen entspringt, wenn sie diesem Vertrage zuwider handeln.
Der Eigenthuͤmer oder sein Geschaͤftsfuͤhrer macht sich bei
Gelegenheit der Vertheilung oder Uebergabe der Raupen an seine Bauern eine bestimmte
Note, in welcher er mittelst Annaͤherung aus dem Gewichte der Eyer die Quantitaͤt der Raupen
bestimmt, die er jedem Bauern anvertraut. Ueber diese Note sehe man Tabelle, A.Da die Quantitaͤt der ausgekrochenen Seidenwuͤrmer, die man an
die Bauern vertheilt, den Punct bildet, von welchem alle weitere Berechnung
ausgehen muß, so werden unsere Leser begreifen, wie schwierig und wichtig
dieser erste Schritt ist, und wie sehr er auf eine Art geschehen muß, die
Vertrauen einstoͤßt, statt Mißtrauen zu befoͤrdern. Die Worte
„Annaͤherung und Annaͤherungsweise,“ die der
Verfasser hier braucht, genuͤgen uns daher nicht sehr; auch scheint
uns, man uͤberlasse die Sache zu sehr der Gewissenhaftigkeit des
Eigenthuͤmers oder des Geschaͤftsfuͤhrers. Nach unserer
Meinung waͤre es noͤthig, daß die Bauern, die sich den
Bedingungen, die der Verfasser festsezt, und die wir in der Folge angeben
werden, unterwerfen, das Recht haͤtten, bei dem Auskriechen jenes
Theiles der Eyer, der ihnen bestimmt ist, ein wachsames Auge zu haben und
zugegen seyn zu duͤrfen, und dieses eben deswegen, um sich von der
bestimmten (nicht approximativen) Quantitaͤt der Eyer zu versichern,
die ihnen zur Aufziehung und Fuͤtterung bis zu jener Epoche zu Theil
wird, wo sich die Raupen zur Arbeit anschiken; denn wenn die erste Grundlage
auf diese Weist gesichert waͤre, wuͤrden alle uͤbrigen
Berechnungen, die davon abhaͤngen, weniger Schwierigkeiten und
Einwendungen finden. (Anmerk. des Hn. Acerbi.) Mit Huͤlfe dieser Bemerkungen und nach den Anzeigen, die in Tabelle,
B, ausgedruͤkt sind, wird es ihm leicht seyn,
das Verhaͤltniß oder Miß-Verhaͤltniß der relativen Forderung an
Blaͤttern bei der taͤglichen Verabreichung zu beurtheilen, um so,
noͤthigen Falles, unmaͤßige Forderungen zurecht weisen zu
koͤnnen.
Die Blaͤtter, die man so vertheilt, werden unter den Augen des Bauern selbst,
der sie empfaͤngt, genau gewogen, und jedes Mahl in seiner Gegenwart in das
beigelegte Buch eingetragen, in welchem eben so viele getrennte Abtheilungen mit den
Bescheinigungen der einzelnen Bauern ausgesezt sind, wie in dem Formulare, C.Der Landmann ist in jedem Lande sehr mißtrauisch, und man kann ihn daher nie
genug von der Unmoͤglichkeit, ihn zu betruͤgen,
uͤberzeugen. Es genuͤgt daher, nach unserer Meinung, nicht,
daß der Eigenthuͤmer oder Geschaͤftsfuͤhrer in dem
beigelegten Buche in Gegenwart des Bauern die Quantitaͤt der ihn jedes Mahl
verabreichten Blaͤtter bemerkt, sondern es wird besser seyn, daß der
Bauer selbst ein Buͤchlein mit sich fuͤhrt, in welches der
Eigenthuͤmer die taͤgliche Verabreichung eintraͤgt. Der
Bauer kann sich auf solche Weise auch die Genugthuung verschaffen, in seiner
Wohnung sich vom Gewichte der Quantitaͤt der Blaͤtter zu
uͤberzeugen, und alles dieses wird dazu dienen, ihn fuͤr die
Bedingungen, Lasten und Preise, die wir spaͤter angeben werden, im
Voraus geneigt zu machen. (Anmerk. des Hn. Acerbi.)
Wenn die theilweisen Verabreichungen der Blaͤtter vollendet sind, und wenn
einem jeden Theile der Antheil hinzugefuͤgt ist, der sich auf den Abzug vom
MagazineDer Abgang im Magazin wird sich bei Vergleichung der Einnahme und Ausgabe
leicht ergeben, die im Magazinbuche eingetragen sind, wodurch, wenn der
Betrag dieses Abganges im Verhaͤltnisse von 100 Pfunden berechnet
ist, sich der schuldige Antheil hiervon fuͤr jeden Bauern im
Verhaͤltnisse der Quantitaͤt Blaͤtter ergeben wird, die
ihm verabreicht wurde; die Summe der gelieferten Blaͤtter und des
Betrages des Abganges im Magazine stellt sofort das Ganze der respective
verzehrten Blaͤtter dar, die als so eben vom Baume gepfluͤkt
betrachtet werden; die in der Tabelle, D,
eingetragenen Berechnungen beziehen sich demnach auf so eben gesammelte
Blaͤtter. (Anmerk. des Verfassers.) bezieht, so wird jeder Antheil der Bauern den Gesammtbetrag der an rohen,
d.i. so eben vom Baume gepfluͤkten, Blaͤttern einem jeden
verabreichten Menge darstellen: die Summe dieser Gesammtbetrage an ihren Plaz in der
Tabelle, A, eingetragen, wird die wahre Menge aller
gebrauchten Blaͤtter anzeigen, und dieses dient dazu, 1. die wahrscheinliche
Ernte an Cocons im Gewichte zu berechnen; 2. durch Annaͤherung den
urspruͤnglichen Preis eines jeden Pfundes Cocons zu bestimmen, und 3. eine
genaue Kenntniß uͤber die Quantitaͤt der von den Guͤtern der
Besizung gesammelten Blaͤtter festzustellen.
Hinsichtlich der Jahreszeiten und der Einfluͤsse der Witterung geben die
naͤhmlichen Blaͤtter nicht jedes Jahr das naͤhmliche Resultat,
weder in Bezug auf die naͤhrenden Eigenschaften, noch in Bezug auf die Reife,
wodurch die Zeit der Beschaͤftigung mit der Seidenraupenzucht waͤhrend
des ganzen Laufes unbestimmt bleibt. Es muß daher von dem Eigenthuͤmer oder von
dem Geschaͤftsfuͤhrer das vermuthliche Ziel des Verbrauches, oder die
im Durchschnitte nothwendige Menge Blaͤtter, um in jenem Jahre ein Pfund
Cocons zu erhalten, festgesezt werden. Um zur genauen Bestimmung dieses Zieles zu
gelangen, zeigt der Verfasser drei Mittel oder Versuche an, die man mit Sorgfalt im
Verlaufe der Dauer der Blaͤttereinsammlung anstellen muß; einen
naͤhmlich am Ende des ersten Alters der Raupen, den zweiten am Anfange ihres
vierten Alters, den dritten in der Haͤlfte ungefaͤhr des
fuͤnften Alters. Diese Versuche muͤssen darin bestehen, daß man 100
Pfunde Blaͤtter jedes Mahl einer genauen Reinigung unterwirft,Die Reinigung der Blaͤtter bei den Versuchen muß nach dem Alter der
Raupen verschieden seyn; folglich scheidet man bei dem ersten Versuche
aufmerksam alle Fruͤchte und kleinen Aestchen aus, so daß nur die
reinen Blaͤtter mit ihren Blattstielen zuruͤkbleiben; bei dem
zweiten nimmt man nur die Fruͤchte und groͤßeren Zweige oder
Reiser, und bei dem dritten nichts als die Reiser und zahlreichen Gruppen
von Fruͤchten weg, indem man sie so in den Zustand versezt, in
welchem sie angewendet werden, weil das Maximum der 908 Pfunde, die, wie wir
sagten, zur Fuͤtterung Einer Unze Raupen noͤthig sind, eben
auf gereinigte Blaͤtter gegruͤndet ist, nach dem
gewoͤhnlichen Gebrauche. (Anmerk. des
Verf.) um daraus den Verlust zu ersehen, welchen die Blaͤtter bei den
Reinigungen erleiden: die Summe der drei Resultate des Verlustes getheilt durch
drei, wird den jaͤhrlichen Durchschnitt fuͤr den Abgang bei den
Reinigungen geben, und dieser Durchschnitt wird die wahre Wurzel zur Auffindung des
gesuchten Maßes oder Zieles seyn, wozu die Tabelle, D,
dient, in welcher jedem Durchschnitte des Abganges die nothwendige Quantitaͤt
roher Blaͤtter sowohl fuͤr die Raupen, die aus Einer Unze Eyer kommen,
als auch um von diesen Raupen je ein Pfund Cocons zu erhalten, gegenuͤber
gestellt ist. Dieses berichtigte Maß schreibt man dann an seiner Stelle in der
Tabelle, A, und im Buche, C,
ein.
Wenn die Cocons gesammelt sind, und die ganze Lieferung eines jeden Bauern berichtigt
ist, so traͤgt man sie in ihre Abtheilung und im Buche, C, ein, so wie in der beigesezten Columne in der Tabelle, A. Indem man so zu Werke geht, werden die Abtheilungen
des Buches eben so viele Spiegel, welche die Quantitaͤt der Eyer, das Gewicht
der gebrauchten Blaͤtter, die relative Ernte an Cocons, und folglich die
Quantitaͤt der von jedem Bauer gebrauchten Blaͤtter zur Erhaltung
Eines Pfundes Cocons zu gewinnen, darstellen. Die Tabelle, A, biethet dann eine
Vergleichung zwischen dem groͤßeren oder kleineren Verbrauche der
Blaͤtter dar, und zeigt auf dem ersten Blike, welcher unter den Bauern der
erfahrenste, der braveste und wirthschaftlichste war, so wie sie zu gleichet Zeit
den nachlaͤssigsten und ungeschiktesten bezeichnet.
Der Verfasser zieht den Fall eines Hagels in Betrachtung, und sagt, daß, wenn dieser
verheerend ist, er den Eigenthuͤmer verbinde, entweder die Raupen
wegzuwerfen, oder Vorrath von neuen Blaͤttern herzuschaffen, und in diesem
Falle verdient er nicht in Betrachtung gezogen zu werden; wenn er aber nur zum
Theile das Gewebe der Blaͤtter veraͤnderte, muß man, im
Verhaͤltnisse des Schadens zum Durchschnitte des Verbrauches ein, zwei oder
mehrere Pfunde Blaͤtter, nach Umstaͤnden, und vorzuͤglich nach
der Epoche, in welcher sich der Ungluͤksfall ereignet hat, zugeben, um zu
bestimmen, wie viel vertroknete Blaͤtter durch die zerrissenen Baͤnder
der Blaͤtter entstanden seyn koͤnnen; eben dieß hat auch Statt, wenn
die Blaͤtter von Fleken gelitten haben.Wer, statt durch Reduction jedes Jahr mittelst Versuche den Verlust der
Blaͤtter bei der Reinigung zu berichtigen, um daraus den
vermuthlichen Durchschnitt des Verbrauches festzusezen, und den
Schwierigkeiten und Veraͤnderungen, die durch Hagel, Duͤrre,
Flekung etc. herbeigefuͤhrt werden, sich zu entziehen, lieber einen
bestaͤndigen Durchschnitt auf 9 Jahre berechnete, koͤnnte das
sehr wohl thun, und unser Verfasser glaubt, daß 17 oder hoͤchstens 18
Pfunde roher Blaͤtter auf Ein Pfund Cocons im Durchschnitte
fuͤglich hinreichen. (Anmerk. d. Hn. Acerbi.)
Wenn, mit den oben angegebenen Mitteln, die Vergleichung zwischen dem Durchschnitte
des vermuthlichen Verbrauches und dem wirklichen angestellt worden ist, so
faͤllt jedem Bauer die Quantitaͤt Blaͤtter zur Schuld, die er
unnuͤzer Weise verbraucht hat, weil ein solcher uͤbermaͤßiger Verbrauch nur auf
Rechnung der Nachlaͤssigkeit und der schlechten Anwendung der guten Methoden
bei der Raupenzucht, oder auch einer tadelnswerthen Sorglosigkeit im Gebrauche der
Blaͤtter, oder auch Betruͤgereien, die man sich hinsichtlich dieser
oder der Cocons erlaubte, zugeschrieben werden kann. Der Werth des Ersazes richtet
sich nach dem bestehenden Handelspreise der Blaͤtter an seinem Orte.
Um hingegen die Bauern zu genauer Beobachtung der Geseze einer guten Raupenzucht und
zu einer weisen Wirthschaft mit den Blaͤttern aufzumuntern, soll jeder
Eigenthuͤmer nach Verhaͤltniß seines Vermoͤgens und der
Groͤße seiner Guͤter jaͤhrlich die Vertheilung von zwei
Geldpreisen festsezen, deren erster das Doppelte des zweiten betraͤgt.
Auf den groͤßeren Preis sollen jene Bauern Anspruch haben, denen es gelungen
ist, das Pfund Cocons mit einem geringeren Verbrauche von Blaͤttern zu
erzeugen, als im Durchschnitte des Verbrauches bestimmt ist, und unter diesen wird
derjenige vorgezogen, der im Vergleiche mit seinen Mitbewerbern am wenigsten
gebraucht hat. Um den zweiten Preis koͤnnen alle anderen Bauern werben, und
er gehoͤrt demjenigen, der das Pfund Cocons mit einem geringeren
Blaͤtterverbrauche erzeugt hat, als alle uͤbrigen. Im Falle der
Gleichheit, sowohl fuͤr den ersten als zweiten Preis, entscheidet das Loos.
Die verschiedenen Grade des Rechtes oder der Gleichheit ersieht man aus den in
Tabelle, A, eingetragenen Resultaten. Die Vertheilung
der zuerkannten Preise findet an einem bestimmten Tage, und zwar nicht
spaͤter als 10 Tage nach der Cocons-Ernte Statt. Au diesem Tage ruft man alle
Bauern in das herrschaftliche Haus zusammen, und liest ihnen laut die in der
Tabelle, A, eingetragenen Resultate vor, und vertheilt
die treffenden Preise, indem man den versprochenen Betrag auszahlt. Der zweite
Preistraͤger wird auch von dem Ersaze der mehr verbrauchten Quantitaͤt
von Blaͤttern befreit, doch so, daß der Betrag von diesem und dem zuerkannten
Preise zusammen nicht den ganzen ersten ausmacht; denn in diesem Falle waͤre
er nur von der Haͤlfte jenes Ersazes ausgenommen.
Der Verfasser betrachtet den Fall einiger Betruͤgereien von Seite der Bauern,
als z.B. heimliche Unterschiebung von anderen Eyern oder Unterschlag von Cocons, und
sezt unter der Form und Natur eines Vertrages Strafen und Ersazleistungen fest, ohne
zu den Gerichtshoͤfen Zuflucht nehmen zu muͤssen. Diese Sache sezt in
Wahrheit eine Gelehrigkeit und Sanftmuth von Seite der Bauern voraus, die mehr
theoretisch, als praktisch ist; und wir halten vor Allem den Beweis des Betruges
fuͤr schwierig; fuͤr schwierig auch das Eingestaͤndniß des
Uebertreters, und am schwierigsten scheint uns die Widersezlichkeit desselben, sich
der Strafe zu unterziehen. Nichts destoweniger findet es der Verfasser sehr leicht
ausfuͤhrbar, so wie er es naͤhmlich vorschlaͤgt.
Der Verfasser geht hierauf zu einer Lobrede seines Verwaltungs-Systems uͤber,
indem er die guten Wirkungen davon zeigt, und, was wichtiger ist, sagt er, als er
seine Ideen gewissen Herren Conti mitgetheilt hatte,
haben diese dieselben auf einem ihnen gehoͤrigen Gute in der Gemeinde Arluno
verwirklicht. Er gibt dann die Resultate ihrer Erfahrungen in einer nach seinem
Systeme ausgefuͤhrten Tabelle an, die einen hohen Grad von
Glaubwuͤrdigkeit und Wichtigkeit besizt, da die in derselben eingetragenen
Daten nicht hypothetisch sind, sondern factisch. Hier also die Versuche des Herrn J.
D. Conti, wie Dr. Lomeni sie
darlegt, die unter Aufsicht seines Vetters, Carl Beretta,
eines jungen Mannes, wie er sagt, von Eifer, Geschiklichkeit und Geduld
ausgefuͤhrt wurden.
Nachdem die Raupen, sagt er, alle ausgekrochen waren, wurden sie in dreizehn Theile
getheilt, von denen 12 an eben so viele Bauern vertheilt wurden, waͤhrend den
dreizehnten Herr C. Beretta selbst im herrschaftlichen
Hause erzog. Dieser Theil, welchen man mit der genauesten Kunst behandelte, und
fuͤr den man gewissenhaft das Verwaltungs-System des Verfassers befolgte, war
als Kriterium fuͤr die anderen Aufzieher der Raupen bestimmt, und konnte
daher von ihnen zu jeder Stunde des Tages besichtigt werden.
Die End-Resultate dieser Zucht sind in folgender Tabelle verzeichnet.
Ueberblik der Antheile der Bauern,
bezuͤglich auf die Seidenraupenzucht in der Besizung der Herren
Gebruͤder Conti, in der Gemeinde Arluno im Jahre 1824.
Textabbildung Bd. 18, S. 82-83
Zunamen und Namen; Herrschaftliches
Haus; Saleri Joh.; Bottini Paul; Cassani Joseph; Nebulone Joh.; Morazzoni Vinc.;
Cassani Carl; Cattaneo Franz; Barate' Carl; Barate' Anton; Antonino Joseph;
Cassani Peter; Rosa Carl; Raupen in Verhaͤltniß der Eyer; Verabreichte
Maulbeerbaum-Blaͤter; Geerntete Cocons; Wahrer Verbrauch an
Blaͤttern fuͤr jedes Pfund Cocons; Durchschnitte des Verbrauches
aus dem Versucher; Angemessene Quantitaͤt von Blaͤttern im
Verhaͤltnisse der Ernte an Cocons; Mehr verbrauchte Blaͤtter und
zu ersezen; Bemerkungen; Aus dieser Tabelle geht erstens hervor, daß Saleri und
Bottini mehr als die uͤbrigen Bauern die Regeln einer guten Verwaltung
und wirthschaftlichen Verwendung der Blaͤtter beobachtet haben, und daß,
im Fall der Zuerkennung des Preises, dem Saleri der zweite Preis
gebuͤhre, da im gegenwaͤrtigen Jahre die Zuerkennung des ersten
nicht Statt finden kann, indem der herrschaftliche Theil keine Concurenz mehr
gestattet. Zweitens, daß C. Cassani und Fr. Cattaneo zwar in der That mehr
Blaͤtter, als noͤthig war, verbraucht haben; aber wenn man
erwaͤgt, daß sie wegen drohender Spaͤrlichkeit der Blaͤtter
ungefaͤhr 1/24 ihrer Raupen am Ende des vierten Alters wegwerfen mußten,
und daß Nebulone unter seinen Raupen einige Gialdoni beobachtete, so ist ihr
Verbrauch nicht sehr uͤbermaͤßig; dasselbe gilt auch bei A.
Barate', J. Antonino und C. Rosa, die ungefaͤhr 1/16 ihrer Raupen
weggeworfen haben, so daß sich ihr Verbrauch merklich einem
verhaͤltnißmaͤßigeren Maaße naͤhert. Indessen
muͤssen sie in Zukunft vorsichtig seyn, und im naͤchsten Jahre
mehr Wachsamkeit anwenden. Peter Cassani, der keine Raupen weggeworfen hat,
verdient wegen des uͤbermaͤßigen Verbrauches am meisten Tadel, und
muß mehr als alle andere in Zukunft sich in Acht nehmen, und im Zaume gehalten
werden; Einige wollten ihren Verbrauch unter dem Vorwande entschuldigen, daß sie
kalte Wohnungen haͤtten, und im lezten Alter der Raupen in der Mitte
Junius kalte und windige Tage gehabt haͤtten. Allein, diese
Entschuldigung hat keinen Grund, da ein guter Pfleger, welcher weiß, daß die
Raupen bei niedriger Temperatur nicht sehr gefraͤßig sind, vorsichtiger
und wirthschaftlicher in der Quantitaͤt der Blaͤtter ist, die er
fuͤr die jedesmalige Fuͤtterung bestimmt; wo dann nicht große
Reste von nicht ausgezehrten Blaͤttern uͤbrig bleiben, die das
Volumen der Betten vermehren, und die Zucht großen Gefahren aussezen; Die ganze
Ernte an Cocons steht hier im Verhaͤltnisse von 58 Pfunden und 14 Unzen
auf je eine Unze Eyer, sie wird daher spaͤrlich scheinen, was sie auch in
der That ist; allein zu dieser Kaͤrglichkeit trug sehr viel bei, daß man
die Raupen ungefaͤhr 15 Tage, von denen die lezten windig waren, auf dem
Holze halten mußte, wo sie so ausnehmend austrokneten, daß im Durchschnitte 420
Cocons auf Ein Pfund von 28 Unzen erforderlich waren.
In dem vorausgeschikten Ueberblike steht man, daß der Verlust bei Reinigung der
Maulbeerbaum-Blaͤtter, der sich dem Herrn Beretta
ergab, 13 Pfunde und 12 Unzen ungefaͤhr auf den Zentner betrug, nach welchem
sich im Durchschnitte fuͤr den Verbrauch 15 Pfunde und 9 Unzen roher
Blaͤtter fuͤr jedes Pfund Cocons herauswerfen.
Im herrschaftlichen Hause erhielt man das Pfund Cocons mit nur 13 Pfunden, und 13
2/100 Unzen Blaͤtter, und bei den Paͤchtern Saleri und Bottini, welche die gescheidesten
und wirthschaftlichsten waren, uͤberstieg der wirkliche Verbrauch nur um
wenige Unzen den festgesezten Durchschnitt. Wir muͤssen einen Umstand
bedauern, der diesen Berechnungen etwas an ihrer Glaubwuͤrdigkeit und
Genauigkeit benimmt, und der auch in den Bemerkungen in der Tabelle angedeutet
wurde, naͤmlich diesen, daß von einigen Bauern Raupen wegen drohender
Spaͤrlichkeit der Blaͤtter weggeworfen wurden; daher man die Resultate
einiger Parteien nur als approximativ betrachten kann. Nichts destoweniger muß man
eingestehen, daß diese Tabelle eine nuͤzliche Aufklaͤrung hinsichtlich
der uͤbrigen Theile, die nicht solchem Ungemache ausgesezt waren, verbreitet,
und vorzuͤglich in Bezug auf jenen Theil, der von dem sorgfaͤltigen
und erfahrnen Herrn Beretta gewartet wurde; dieser hat
mit 15 Unzen und 12 Den. Eyern bei einem Verbrauche von 15,544 Pfunden und 15 Unzen
Blaͤttern 906 Pfunde und 14 Unzen Cocons gewonnen, von denen 420 auf Ein
Pfund gehen. Er hat also ungefaͤhr 1002 Pfunde und 24 Unzen Blaͤtter
auf die Unze Eyer gegen eine Ernte von 58 Pfunden und 14 Unzen Cocons, von denen
jedes Pfund im Minimum, etwas mehr als 17 Pfunde und 4 Unzen roher Blaͤtter
kostete. Wenn von seinen Cocons 360 auf das Pfund gegangen waͤren (wie es bei
den besseren der Fall ist), wuͤrde er die Genugthuung gehabt haben, mit der
naͤmlichen Anzahl Raupen 68 Pfunde und 7 Unzen Cocons auf die Unze Eyer zu
ernten, und es waͤre ihm dann das Pfund Cocons nur auf ungefaͤhr 14
Pfunde und 20 Unzen Blaͤtter zu stehen gekommen.Wir machen hier unseren Verfasser darauf aufmerksam, daß, wenn die Cocons des Hrn.
Beretta mehr Seide, und also mehr Gewicht,
gehabt haͤtten, die Raupen wahrscheinlich auch eine groͤßere
Quantitaͤt Blaͤtter gefressen, und so einen Unterschied in
seiner hypothetischen Berechnung gemacht haben wuͤrden; weil, um
allgemein zu sprechen, der Cocon, wenn er hart, consistent und reich an
Seidenstoff ist, es immer im Verhaͤltnisse der Gesundheit der Raupe,
und der von ihr verzehrten Quantitaͤt der Blaͤtter ist.
(Anmerk. d. Hrn. Acerbi.)
Wenn sich daher aus dem wirklichen Verbrauche der Blaͤtter, der sich auf 17
Pfunde und 4 Unzen fuͤr jedes Pfund Cocons auswarf, fuͤglich die
Quantitaͤt der Blaͤtter berechnen laͤßt, welche von dem
weggeworfenen Raupen unnuͤzer Weise verzehrt wurde, und wenn man die Anzahl
Raupen, die ein Pfund Cocons arbeiten und liefern mußten, in Betracht ziehet, wird
man sehen, sagt der Verfasser, daß die praktischen Resultate dieser Cultur sich
hinlaͤnglich den in der vorgeschlagenen Verwaltungs-Methode dargelegten
Maximen annaͤhern, und daß man daher diese nicht als Ideal, sondern als durch
die Erfahrung gerechtfertigt, ansehen koͤnne.
Der Unterschied endlich, der sich zwischen dem wahren Verbrauche von Saleri und Bottini und dem der
drei lezten, Antonino, Cassani und Rosa findet, druͤkt der Bestaͤtigung der Nuͤzlichkeit
des Systemes des Verfassers das Siegel auf. Die von Saleri und Bottini gesammelten Cocons kamen
zwischen 15 Pfunden 15 Unzen, und 15 Pfunden 21 Unzen Blaͤtter zu stehen,
waͤhrend die anderen uͤber 20 Pfunde 17 Unzen, und 21 Pfunde 9 Unzen
hinaus kamen, also um gute 5 1/2 Pfunde Blaͤtter mehr. Wenn der Durchschnitt
des Verbrauches nicht uͤbereinstimmend gewesen waͤre, wie
haͤtten sich die beiden ersten demselben so sehr annaͤhern
koͤnnen? Und wenn diese Ein Pfund Cocons mit dem angedeuteten Verbrauche
liefern konnten, warum konnten und mußten es nicht auch die anderen, welche bei der
taͤglichen Verabreichung Blaͤtter von derselben Qualitaͤt
erhielten, wie ihre Mitgenossen?
Wir liefern hier die Tabellen, von denen in diesem Artikel gesprochen wurde, indem
wir sie lassen, wie sie sind, so wie auch die Erlaͤuterungen des
Verfassers.
A
Jahr 182....
Uebersicht der Antheile der Bauern, in Hinsicht auf die
Seidenraupenzuchtin der Besizung........ in der Gemeinde von.....
Textabbildung Bd. 18, S. 86
Tauf- und Familien-Name der Bauern;
Gariboldi Paul; Rodolfi Antonio Maria; Buonalana Jos.; Raupen im
Verhaͤltnisse der Eyer; Verabreichte Maulbeerbaum-Blaͤtter;
Geerntete Cocons; Wahrer Verbrauch an Blaͤttern fuͤr jedes Pfund
Cocons; Durchschnitt des Verbrauches nach den Versuchen; Angemessene
Quantitaͤt von Blaͤttern im Verhaͤltnisse der Cocons-Ernte;
Blaͤtter mehr verbraucht, und zu ersezen; Preis eines Zentners
Blaͤtter im Handel, in mailaͤnd. Muͤnze; Bemerkungen; Aus
den erhaltenen oben angegebenen, Resultaten geht hervor, daß N.N. und N.N. auf
den ersten Preis Anspruch haben, aber, da N.N. noch eine geringere
Quantitaͤt, als N.N. zur Gewinnung je eines Pfundes Cocons gebraucht hat,
wird er des ersten Preises fuͤr wuͤrdig erklaͤrt: der
zweite faͤllt dem N.N. zu; Im Falle, daß der erste Preis nicht zuerkannt
wird; Da nach den oben angegebenen Resultaten Niemand Anspruch auf den ersten
Preis hat, so wird der zweite dem N.N. zuerkannt, (oder auch), man wird ihn
durch das Loos zwischen N.N., N.N. und N.N., die gleichviel verbrauchten,
vertheilen.
B
Tabelle, welche den approximativen taͤglichen
Verbrauch an rohen Blaͤttern fuͤr die Fuͤtterung der aus Einer
Unze Eyer ausgekrochenen Raupen im Verlaufe ihrer fuͤnf Alter anzeigt, wenn
der Verlust bei der Reinigung 15 auf 100 betraͤgt.
Textabbildung Bd. 18, S. 87
Erstes Alter; Zweites Alter;
Drittes Alter; Viertes Alter; Fuͤnftes Alter; Tag; Blaͤtter
Uebersicht.
Erstes
Alter
Pfund
7
Unz.
14.
Zweites
–
–
18
–
14.
Drittes
–
–
56
–
–
Viertes
–
–
168
–
–
Fuͤnftes
–
–
800
–
–
–––––
–––––
–––––
–––
im Ganzen
Pfd.
1050
Unz.
–
Gegenwaͤrtige Tabelle ist mit wenigen Veraͤnderungen nach Anleitung des
unsterblichen Werkes des Hrn. Grafen Dandolo:Dell arte di governare i bachi.
„Von der Kunst die Seidenraupen zu
ziehen“ bearbeitet, der mit dem groͤßten Scharfsinne die
Naturgeschichte dieser so nuͤzlichen Raupen geschrieben und dargestellt hat.
Es gibt keine Erscheinung, die sich auf ihre Lebensweise bezoͤge, die er
nicht mit großer Genauigkeit beobachtet und beschrieben haͤtte. Dandolo war ein Genie in verschiedenen Zweigen der
Landwirthschaft, und insbesondere in diesem: seine Werke, wenn sie ihm auch nicht
bei seinen Lebzeiten die Achtung und den verdienten Dank seiner Mitbuͤrger
verschafften, werden vielleicht bei den Nachkommen ein verehrteres Grabmahl werden:
dieses Loos ist uͤber die meisten lebenden Schriftsteller verhaͤngt,
und um so mehr uͤber jene, die im kuͤhnen Fluge die Graͤnze der
Mittelmaͤßigkeit uͤberschreiten: ich bin diesen kleinen Tribut meines
zaͤrtlichen Andenkens an ihn der Freundschaft und Guͤte schuldig,
womit mich der beruͤhmte Verstorbene beehrte. (A. d. O.)
C
Textabbildung Bd. 18, S. 88
Geben; Gariboldi Paul Miethmann;
Uebergebene Raupen im Verhaͤltnisse der Eyer; Unzen; Im Ganzen
verabreichte Blaͤtter Pfunde 1259. 21; Rechtmaͤßig zukommende
Blaͤtter Pfunde; Haben; 182... Geerntete und eingelieferte Cocons; Pfund
65; Da sich der Durchschnitt des Verbrauches im laufenden Jahre, gemaͤß
den Versuchen, zu Pfund 15 Unz. 22 an Bla ttern fuͤr jedes Pfund
Cocons ergab, so gebuͤhren, gemaͤß der Ernte von 65 Pfunden
D
Tabelle, welche den Verbrauch an rohen Blaͤttern
zur Nahrung der Raupen aus Einer Unze Eyer, mit Erzielung von nur 70 Pfunden Cocons
anzeigt, um zu finden, wie viel man, annaͤherungsweise, fuͤr jedes
Pfund Cocons nach den verschiedenen Verhaͤltnissen des Abganges verbrauchen
duͤrfe, welchen die rohen Blaͤtter bei der Reinigung erleiden.
Abgang bei Reinigung eines jeden
Zentners roher
Blaͤtter.
Rohe Blaͤtter, die fuͤr die Raupen aus
Einer Unze Eyer erforderlich
sind.
Erforderliche Quantitaͤtvon Blaͤttern fuͤr
jedes Pfund
Cocons.
Pfunde 5 auf 100
Pfunde 955 75/95
Pfunde 13 Unz. 18
– 6
– 965 90/94
– 13 – 22
– 7
– 976 32/93
– 13 – 26
– 8
– 986 88/92
– 14 – 02
– 9
– 997 73/91
– 14 – 07
– 10
– 1008 80/90
– 14 – 11
– 11
– 1020 20/89
– 14 – 16
– 12
– 1031 72/88
– 14 – 20
– 13
– 1043 59/87
– 14 – 25
– 14
– 1055 70/86
– 15 – 02
– 15
– 1068 20/85
– 15 – 07
– 16
– 1080 80/84
– 15 – 12
– 17
– 1093 81/83
– 15 – 17
– 18
– 1107 16/82
– 15 – 22
– 19
– 1120 80/81
– 16 – –
– 20
– 1135 – –
– 16 – 06
– 21
– 1149 27/79
– 16 – 11
– 22
– 1164 8/78
– 16 – 17
– 23
– 1179 17/77
– 16 – 23
– 24
– 1196 4/76
– 17 – 02
– 25
– 1210 50/75
– 17 – 08
– 26
– 1227 2/74
– 17 – 14
– 27
– 1243 61/73
– 17 – 21
– 28
– 1261 8/70
– 18 – –
– 29
– 1278 62/71
– 18 – 07
– 30
– 1297 10/70
– 18 – 14
– 31
– 1315 65/69
– 18 – 22
– 32
– 1335 20/63
– 19 – 02
– 33
– 1355 15/67
– 19 – 10
– 34
– 1375 50/66
– 19 – 18
– 35
– 1396 60/65
– 19 – 26
– 36
– 1418 48/64
– 20 – 07
– 37
– 1441 17/63
– 20 – 16
– 38
– 1464 32/62
– 20 – 25
– 39
– 1488 32/61
– 21 – 07
– 40
– 1513 20/60
– 21 – 17
Es ist hier der Verlust bei der Reinigung nur in ganzen Zahlen berechnet,
naͤmlich von Pfunden zu Pfunden, um die Rechnung mit allen
Mittel-Bruͤchen zu vermeiden, weil dieß, statt großen Vortheil zu bringen,
wenig nuͤzen wuͤrde. Doch muß man es nicht ganz
vernachlaͤßigen, und es wird daher genuͤgen, die Rechnung nur alsdann
in so weit zu fuͤhren, daß die Zahl der Unzen ein, zwei oder drei Viertheile
Eines Pfundes betraͤgt, wo dann die Berechnung auch sehr leicht seyn wird:
Wir wollen hier einen dieser Faͤlle aufstellen, und zeigen, wie man den
gesuchten Quotienten zu finden habe. Man schreibt naͤmlich die Unzentheile,
die einer jeden Zahl zukommen, zwischen denen der Bruch liegt, einen unter den
andern, und merkt sich die Differenz an, die zwischen ihnen Statt findet. Von dieser
Differenz fuͤgt man nun ein Viertheil, die Haͤlfte oder drei
Viertheile dem der kleineren ganzen Zahl gehoͤrigen Theile bei, und
erhaͤlt so das gesuchte Ganze wie im folgenden
Beispiele.
Man habe den auf den Verlust von 15 1/2 auf 100 bezuͤglichen Theil zu finden:
die zwei ganzen Zahlen, zwischen denen der Bruch liegt, sind hier 15 und 16.
Dem Verluste 15
entspricht der Theil von
Pfd.
15. 7
Dem Verluste 16
–
–
–
–
–
15. 12
––––––
Differenz
Pfd.
– 5
ich muß also die Haͤlfte von 5 Unzen, naͤmlich 2
1/2 Unzen zu den 15 Pfunden und 7 Unzen hinzufuͤgen, und finde so, daß der
auf den Verlust von 15 1/2 Pfund bezuͤgliche Theil 15 Pfund und 9 1/2 Unzen
ist.
Die Ziffer der ersten Columne, welche den Verlust bei der Reinigung eines jeden
Zentners Blaͤtter anzeigen, stellen die Scala der Durchschnitte dar. Wenn nun
jedes Jahr durch die drei vorgeschriebenen Versuche der gehoͤrige
Durchschnitt bestimmt ist, so findet man sogleich in der dritten Columne den
entsprechenden Theil von rohen Blaͤttern fuͤr jedes Pfund Cocons.
Die Ganzen, welche in der zweiten Columne an rohen, oder eben vom Baume
gepfluͤkten Blaͤttern ausgesezt sind, beziehen sich alle auf 908
Pfunde gereinigter Blaͤtter.
In der dritten Columne sind bei Bestimmung des fuͤr Ein Pfund Cocons
erforderlichen Theiles an rohen Blaͤttern die Bruͤche der Unzen
vernachlaͤßigt, da ihre Berechnung zu unbedeutenden Resultaten
fuͤhrt.
Der Verfasser beschließt dieses Werkchen mit einem Anhange, der sich auf zwei
wichtige Gegenstaͤnde bezieht, von denen wir unseren Lesern genaue Nachricht
geben wollen. Er nennt naͤmlich den bei den fleißigsten Pflanzern der
Maulbeerbaͤume gegenwaͤrtig allgemeinen Gebrauch, den Stamm derselben
mit Schilf, Stroh oder anderem dergleichen einzubinden, irrig, und mit
unnuͤzen Kosten verbunden, indem er sagt, daß der Maulbeerbaum eine
auslaͤndische Pflanze ist, die aus China stamme, mithin aus einem Klima, wo
die Sonne weit brennender sey, und daß er daher die heißen Strahlen derselben wohl
besser vertragen koͤnne und muͤsse, als den Schatten des Einbindens.
Der Verfasser verhehlt die Vortheile nicht, welche von den Anhaͤngern dieses
Verfahrens herausgehoben und angenommen werden, widerspricht ihnen aber allen, und
behauptet, daß die Schmarozer-Pflanzen, welche auf dem Stamme der
Maulbeerbaͤume, die man unbedekt laͤßt, wachsen, die Wirkung der
schlechten Pflege seyen, naͤmlich der unmaͤßigen und
uͤbertriebenen Abpfluͤkung der Blaͤtter, so wie der Verlezungen
durch unvorsichtige Verdrehung ihrer Zweige, durch Wunden, die man dem unteren
Theile des Stammes beibringt, durch die geringe Sorgfalt bei der Pflanzung, indem
man die Wurzeln beschaͤdigt, oder die Maulbeerbaͤume in ein
unfruchtbares oder ihrem Gedeihen unguͤnstiges Erdreich sezt etc. Da sich
diese Meinung einem Gebrauche entgegenstellt, welcher seit langer Zeit als
nuͤzlich angenommen ist, und von vielen Landwirthen als ein wesentliches
Kennzeichen einer sorgfaͤltigen Pflanzung betrachtet wird, so haͤtten
wir gewuͤnscht, daß der Verfasser derselben durch eine Reihe von Erfahrungen
und durch viele eigene Thatbeweise Staͤrke geliehen haͤtte; allein,
wir muͤssen gestehen, daß seine Abhandlung in dieser Ruͤksicht nicht
besonders ausgestattet ist. Es ist wahr, daß er Seite 82 sagt: „Seit vielen
Jahren habe ich zahlreiche Anpflanzungen von Maulbeerbaͤumen gemacht, die
ich, ohne alle Einhuͤllung, aufzog, und habe solche Belege
gegenwaͤrtig auf meinen wenigen Guͤtern und in jenen der
angraͤnzenden Besizer, hartnaͤkigsten welche auch die
hartnaͤkigsten Gegner uͤberweisen wuͤrden, daß die zu
emsige Entlaubung der jungen Pflanzungen zugleich mit den vielen anderen
Mißhandlungen, von welchen sie begleitet ist, vielleicht die einzige und wahre
Ursache der verzoͤgerten Entwickelung der jungen Stamme ist, so wie der
Verkuͤmmerung derselben, und des Wucherns von Flechten und Moosen auf
ihrer Rinde, wodurch sie ganz duͤrr, vor der Zeit veraltet, und als
fruͤhe Beute der Flammen erscheinen, und dieß sogar troz aller
Einhuͤllung, die man jedes Jahr mit einem unnuͤzen und wahrhaft
weggeworfenem Aufwande erneuern, oder ausbessern muß.“
„Der Maulbeerbaum einer neuen Pflanzung, sezt er hinzu, dem
man mit kluger Hand, jaͤhrlich, entweder im Herbste oder im
Fruͤhlinge die Aeste beschneidet, ihn jedoch von Jahr zu Jahr reicher
laͤßt, bis man ihm eine bequeme, symmetrische und genuͤgende
Haltung gegeben hat, was man im Verlaufe von sechs bis sieben Jahren erreicht,
vergroͤßert ungemein rasch seinen Stamm, und gewinnt ein Ansehen von
Staͤrke und Starrheit zugleich, welches sich dem Angriffe der Flechten
widersezt, und auf eine erstaunenswerthe Weise den Einfluͤssen der
Jahreszeiten widersteht, ohne den Eigenthuͤmer zu besonderen Kosten
fuͤr seine Einhuͤllung zu verbinden: in dieser Altersepoche (sechs
oder sieben Jahre nach der Anpflanzung), und bei froͤhlichem Gedeihen
kann man ihn ohne Schaden entlauben, wenn man ihm nur periodisch ein Ruhejahr
goͤnnt.“
Wir wuͤnschten indessen, der Verfasser haͤtte diese Thatbeweise etwas
umstaͤndlicher beschrieben, und uns gesagt z.B. „ob er an irgend
einem Hundert Maulbeerbaͤumen, die in gleichem Erdreiche, in gleicher
Lage und unter gleichen Verhaͤltnissen standen, es versucht habe, die
einen eingehuͤllt, die anderen dagegen ohne Huͤlle zu lassen, und
ob sich aus dieser Vergleichung die Wahrheit seiner Behauptung bestaͤtigt habe. Wir haben
jedoch, da wir auf keine Weise sowohl die Behauptung des Verfassers, als auch
die Gruͤnde, die er zu ihrer Unterstuͤzung anfuͤhrt,
verachten, auf unseren Gruͤnden von diesem Jahre an (1825) einen solchen
Versuch angeordnet, und werden davon zu seiner Zeit Rechenschaft ablegen. Weil
man uns von dem Nuzen, die Maulbeerbaͤume einzubinden uͤberredete,
uͤbten wir diesen Gebrauch mit Eifer und vielen Kosten, und es
wuͤrde uns lieb seyn, ihn irrig und nuzlos zu finden.“
Wenn ein Tramontano einem hoͤchst achtbaren Italiaͤner, der,
wie man sieht, rein dem Verstande, und nicht dem Irrlichte (genannt Vernunft
bei den Philosophen) folgt, und Erfahrung jeder Theorie vorzieht, feine
Erfahrung mittheilen darf, so ist es diese, daß in unserem
noͤrdlichen Klima der Maulbeerbaum weniger den Flechten und Moosen
ausgesezt ist, als andere Obst- und Waldbaume, (so wie er auch von keinem
Insecte bei uns heimgesucht ist), obschon wir ihn nie einbinden. Wir
wuͤnschten dagegen die Frage von ihm gelost zu sehen, ob es besser
ist die Blaͤtter am Baume abzustreifen, oder, gehoͤrig, die
Zweige abzuschneiden, und die Blaͤtter bei Hause abzustreifen? Uns
scheint die leztere Verfahrungsweise vortheilhafter. Ein Leser.
Den zweiten Gegenstand dieses Anhanges veranlaßte eine Anmerkung des Prof. Giobert zu Turin, welche der Elementar-Anleitung zur Landwirthschaft von Fabbroni
Istruzioni elementari d'agricoltura de Fabbroni
. beigefuͤgt ist, in welcher er, von den Seidenraupen sprechend, sich
Seite 280 (in der Ausgabe von Silvestre in Mailand) folgender Massen
ausdruͤkt: „Es ist hier nicht uͤberfluͤßig zu
bemerken, daß, wenn die Seidenraupen nach der vierten Haͤutung nur zwei
oder drei Tage gefressen haben, und folglich zu dem vom Verfasser angezeigten
Zweke nicht reif sind, und wann zu dieser Zeit Mangel an
Maulbeerbaum-Blaͤttern eintritt, oder der Preis derselben ausnehmend hoch
ist, es ein Irrthum ist, dieselben wegzuwerfen; sie schließen sich
sorgfaͤltig in Gewebe ein, und verfertigen und arbeiten ihre Cocons ohne
weitere Nahrung. Diese Thatsache wurde bei uns in diesen lezten Jahren durch
unzaͤhlige Erfahrungen bestaͤtigt.“
Unser Verfasser wurde bei Lesung dieser Glosse betroffen, schenkte ihr keinen
Glauben, und wollte sich durch Versuche von ihrer Wahrheit uͤberzeugen. Aber
auch in diesem seinem Versuche beguͤnstigen nicht alle Umstaͤnde die
vollkommene kritische Glaubwuͤrdigkeit, die man zur Loͤsung einer
Sache wuͤnscht, bei der sich zwei verschiedene Meinungen widerstreiten. Der
Verfasser waͤhlte 24 Raupen unter den besseren; allein die Auswahl wurde
unter Raupen getroffen, die im Allgemeinen nicht sehr munter und stark waren wegen
fruͤherer ungenauer Pflege. Dem sey, wie ihm wolle, er sezte diese 24 Raupen
in ein Koͤrbchen, und fuͤtterte sie, taͤglich fuͤnf
Mahl, mit den besten Blaͤttern in den auf die lezte Haͤutung folgenden
drei Tagen; er sezte 2 Mahlzeiten mehr hinzu, als im groͤßten Maße von Prof.
Giobert angezeigt sind, befestigte dann im Umkreise
des Koͤrbchens ein leichtes Buschwerk von Gras, schloß den Dekel, und nahm
alles in Verwahrung, damit sie nichts stoͤren konnte. Am siebenten Tage bewog
die Stille im Koͤrbchen den Verfasser, dasselbe zu oͤffnen, um zu
sehen, ob sie daher kaͤme, daß die Raupen ihre Cocons befestigt
haͤtten, oder ob es Todesstille sey; er fand sie entkraͤftet, mager,
sterbend, und vier Tage hernach waren sie alle Leichen.
Zwoͤlf anderen Raupen, die zu dem naͤmlichen Versuche bestimmt waren,
reichte er das gewoͤhnliche Futter nicht nur waͤhrend der drei Tage,
sondern auch sechs Tage nach der vierten Haͤutung. Als er am achten Tage nach
der Einschließung oder Einsperrung das Koͤrbchen oͤffnete, fand er nur
zwei Raupen todt, und zehn kleine Cocons, zwei unter diesen unvollkommen, und acht
von sehr schwachen Gewebe, aber dennoch von besseren, als die anderen zwei. Andere
zwoͤlf Raupen wurden sieben volle Tage nach der Fuͤtterung, wie oben
eingeschlossen, und diese lieferten etwas groͤßere Cocons, die ein merklich
dichteres Gewebe hatten, als die der oben erwaͤhnten.
Alle uͤbrigen Geschwister-Raupen wurden bis zur regelmaͤßigen Frist des fuͤnften
Alters gefuͤttert; sie kletterten gesund auf ihre Buͤsche, und
lieferten Cocons von mittelmaͤßigem Gewebe, die theils blaßgelb, theils mehr
gruͤn, oder wenig dunkler, und der Rest weiß waren. Es ist hier
noͤthig zu bemerken, was der Verfasser schon anfangs meldet, und wir
ausgelassen haben, daß die Eyer aus Spanien stammten, und man sie zog, um die
Qualitaͤt davon zu sehen. Der Verfasser war nicht zufrieden damit, und sagt,
solche Raupen haͤtten kein anderes Verdienst, als ihre fremde Abstammung. Man
vergesse jedoch hierbei nicht, daß ihre Wartung im Anfange einiger Unordnung und
Vernachlaͤßigung unterlag, worin auch der Grund der zerruͤtteten
Gesundheit der Raupen und der schlechteren Qualitaͤt ihres Erzeugnisses
liegen mochte.Der obige Leser hatte vor wenigen Tagen Gelegenheit Hrn. Giobert's Bemerkungen vollkommen
bestaͤtigt zu sehen. Die Cocons fielen aber allerdings schlecht
aus. Der Verfasser gibt hierauf einen speciellen Bericht uͤber das Gewicht
der Cocons, die in seinen Versuchen erzeugt wurden; allein, wir halten es
fuͤr unnuͤz, in solche kleinliche Umstaͤnde einzugehen, und
begnuͤgen uns mit dem Zweke der Resultate, die der Behauptung des Turiner
Professors eben nicht guͤnstig sind. In Wahrheit ereignete sich es auch bei
uns einige Mahle, daß die Raupen bei aͤußerstem Mangel an Blaͤttern
fuͤr die lezten drei oder vier Fuͤtterungen nuͤchtern in ihr
Buschwerk sich begeben mußten; aber je mehr Fuͤtterungen ihnen versagt
wurden, desto schwacher und leichter waren immer die Cocons, und wenn die
Fuͤtterung mehr als vier oder fuͤnf Mahle unterblieb, war die Ernte so
gut, wie keine.