Titel: | Ueber Verfertigung der Schrauben. |
Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XXVII., S. 143 |
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XXVII.
Ueber Verfertigung der Schrauben.
Von Hrn. Gill in dessen technical Repository. Jul. 1825. S.
34.
Mit Abbildungen auf Tab.
III. (Im Auszuge.)
Gill, uͤber Verfertigung der Schrauben.
Ueber den Schrauben-Schneidestok.
Die Erfordernisse eines guten Schrauben-Schneidestokes sind Einfachheit im Baue,
Leichtigkeit die Formen in denselben einzubringen, und vollkommen
gleichfoͤrmige Bewegung dieser lezteren in denselben. Ohne diese beiden
lezteren Bedingungen wird die beste Schrauben-Form verdorben.
Unter der großen Menge Arten von Schneidestoͤken und Formen ist folgende, die
noch zu wenig bekannt ist, die beste. Der sel. Hr. Samuel Barley lernte sie von einem seiner Arbeiter, Namens Phillips, kennen; wußte aber nicht, ob dieser der Erfinder ist. Ich fand
sie auch in der Verlassenschaft eines geschikten Uhrmachers.
Hr. Rob. Gibson, ein geschikter Uhrmacher zu Hampstead,
erfand die Stellschraube und den Zeiger, die wir hier anbrachten.
Fig. 7. zeigt
den Schrauben-Schneidestok, die Formen, die Stellschraube, den Zeiger, die Keile in
ihrer natuͤrlichen Groͤße, so wie ich sie zu eigenem Gebrauche besize.
Das Gestell, aa, der Kopf der Stellschraube, b, sind aus Stuͤkgut. Die Kugel, c, am Ende des Griffes dient als Gegengewicht der
Stellschraube. Fig.
3. zeigt alle diese Theile, mit Ausnahme des Griffes und der Kugel, von
der Seite, und Figur
9. zeigt sie im Durchschnitte von der punctirten Linie, de, in Fig. 7. Dieselben
Buchstaben bezeichnen in allen diesen Figuren dieselben Theile. Das Gestell, aa, hat eine lange Oeffnung, ffff, die mitten durch dasselbe laͤuft,
deren Seiten parallel sind, und senkrecht auf die Flaͤchen des Gestelles
stehen. Eine flache Stahlplatte, gg, in Fig. 8. ist
fest an die Untenseite des Gestelles angenietet, und hat gleichfalls eine Oeffnung,
hh, die aber nicht so lang als die Oeffnung
f, ist, und auch nicht so weit. Die Seiten derselben
ragen etwas vor, wie der Durchschnitt, Fig. 9. bei ii, und die punctirten Linien in Fig. 7. zeigen. Auf diesen
hervorstehenden Seiten, ii, ruht die befestigte
Form, j, und die bewegliche Form, k, und beide werden unten gestuͤzt: ihre Seiten stehen in
Beruͤhrung mit den parallelen Seiten des Gestelles. Die Formen, jj und kk,
werden in dem Gestelle durch die gehaͤrteten und temperirten schmal
zulaufenden Stahl-Stangen oder Keile, I und m, M niedergehalten, welche in die
schwalbenschweiffoͤrmigen Ausschnitte, no,
Fig. 8.
eingelassen sind, die in der oberen Flaͤche des Gestelles zur Aufnahme
derselben angebracht wurden. Diese Keile lagern in den Eindruͤken, pp, die quer durch die Formen zur Aufnahme
derselben hinlaufen, wie Fig. 10 und 11. zeigt, wo die Form k, von oben und von der Seite angezeigt ist. Die
Eindruͤke, pq, in den Formen sind etwas
rundlich, wie Fig.
9. („noch deutlicher Fig. 10.“)
zeigt, damit die Keile immer auf die Mitte einer jeden Form druͤken. Auf
diese Weise werden sie in dem Gestelle immer festgehalten, indem sie auf den unten
vorspringenden Leisten, ii, ruhen, die genau auf
die Seiten passen. Und da sie verhaͤltnißmaͤßig gegen ihre Breite viel
laͤnger sind, als die Formen gewoͤhnlicher Art, so koͤnnen sie
sich in dem Gestelle nicht anders, als schiebend, bewegen, was fuͤr sie
nothwendig ist. Die Form, j, kann unbeweglich indem
Gestelle mittelst des Drukes des Keiles, m, befestigt
werden, waͤhrend man die andere, k, sich mehr
oder minder frei kann schieben lassen, je nachdem der Keil, l, mehr oder minder fest darauf angezogen wird. Man kann sie augenbliklich
herausnehmen, wenn man die Keile aus dem Stoke schlaͤgt. Man sieht, daß die
feste Form, j, nicht so lang ist, als die bewegliche k. Die Dike der Formen muß von der Art seyn, daß ihre
Enden, in welche die Theile der weiblichen Schraube eingesenkt sind, etwas
uͤber die Keile sich erheben, wie Fig. 8 u. 9. zeigt, so daß eine
Schraube dicht auf ihre Schulter aufgesezt werden kann. Mittelst der Stellschraube,
r, wird die bewegliche Form gegen die feste
gedruͤkt. Die Stellschraube wirkt in einer weiblichen Schraube, oben an dem
Gestelle; die Spize derselben wird in einem Loche aufgenommen, das zum Theile durch
einen Eisenblok, v, laͤuft, welcher an dem oberen
Ende der Oeffnung s, liegt, und die Form k, gegen alle Verlezung von Seite der Schraube
schuͤzt. Der Kopf b, der Stell-Schraube r, ist cylindrisch, und mit einer darauf aufgezeichneten
Spiral-Linie versehen, wie die Schraube. Diese Linie wird durch ein spiziges
Werkzeug gezeichnet, welches man an den Schraubenkopf anhaͤlt,
waͤhrend derselbe umgedreht wird, wobei die Schraube selbst als Leiter zur
Bildung der Spirale dient. Der Schraubenkopf hat ferner 10 gerade Eintheilungen auf
seinem Umfange umher, die mit fortlaufenden Zahlen von 1 bis 10 bezeichnet sind. Ein
Zeiger, v, der an dem Gestelle des Stokes befestigt ist,
entweder mittelst eines schwalbenschweiffoͤrmigen Schiebers, oder mittelst
Schrauben, zeigt mit aller Genauigkeit die verlangte Stellung der Schraube r. Wenn man daher eine maͤnnliche Schraube
schneiden will, und der Cylinder, der geschnitten werden soll, zwischen die Formen
gebracht ist, wird die Stell-Schraube so lang gedreht, bis die Formen an den
Cylinder anschließen, und man bemerkt die gerade Eintheilung zunaͤchst an der
Seite des Zeigers, und zugleich die Zahl der Spiral-Abtheilungen uͤber dem
Ende des Zeigers. Man hat dann hierauf nur den Cylinder, der die Schraube bilden
soll, mittelst der Formen zu schneiden, und die Stell-Schraube so lang zu drehen,
bis die Einteilungen auf derselben wieder mit den vorher bemerkten
uͤbereinstimmen, wo dann die Schraube sicher mit einem Mahle in die weibliche
Schraube, in welcher sie arbeiten soll, passen wird, ohne daß es noͤthig
waͤre, sie wiederholt aus den Formen zu nehmen, und lang zu probiren, bis sie
paßt, wie dieß gewoͤhnlich geschieht.
Die Formen in diesem Schneide-Stoke lassen sich leicht aus einem Stuͤke Stahl
von gehoͤriger Breite und Dike vor fertigen, wie man aus Fig. 12. ersieht, und
fordern nicht mehr, als die Genauigkeit, die man von jedem mittelmaͤßig guten
Arbeiter erwarten kann. Die Enden der Formen koͤnnen die Einzaͤhnungen
von ein Paar Schraubengaͤngen aufnehmen, wie die Figuren zeigen, wenn vorher,
ehe der schneidende Cylinder eingesenkt wird, Einschnitte in die Quere eingefeilt
sind, und die Stell-Schraube, so wie die Arbeit fortschreitet, von Zeit zu Zeit
gedreht wird, zugleich mit dem Cylinder in den Formen. Auf diese Art werden sie die
Schrauben-Eindruͤke bald aufnehmen, und brauchen dann nur die
gehoͤrigen Einschnitte zu erhalten, und gehaͤrtet und temperirt zu
werden.
Ueber Schrauben-Patronen.
Gewoͤhnlich bestehen diese bloß aus kurzen walze unfoͤrmigen Schrauben,
die in einer Drehebank eingesezt, und, waͤhrend sie die Formen bilden, in
derselben gedreht werden. Dadurch wird die Gefahr, daß sie unregelmaͤßig
(oder wie es, technisch in England heißt, trunken) werden, bedeutend vermindert. Wo
es immer geschehen kann, ist es besser die Schrauben in der Lade selbst mittelst der
Formen zu schneiden, indem dadurch diese Unregelmaͤßigkeiten nicht nur oͤfters
vermieden, sondern auch deutlich sichtbar werden.
Diese Schrauben-Patronen haben Furchen oder Einschnitte, die sich der Laͤnge
nach und schief an denselben herabziehen, wie Fig. 13, 14 und 15. zeigen, damit sie die
Formen schneiden koͤnnen, und werden bloß hart gelassen, nicht temperirt.
Obschon eigentlich keine Formen andere Schrauben schneiden sollten, als solche,
fuͤr welche sie urspruͤnglich gemacht sind, so ist es doch
oͤfters wuͤnschenswerth, dieselben unter verschiedenen Durchmessern
anwenden zu koͤnnen. Alles, was in diesem Falle durch Formen geschehen kann,
ist, daß wir die Abtheilungen der Schraubenfaden erhalten, indem die Schrauben durch
die Kreuzung der Formen mehr oder minder stumpf werden: die Faden muͤssen
daher spaͤter in der Drehbank vertieft werden. Dieß geschieht mittelst einer
Art von Feile aus einem Stuͤke harten Stahles, die ungefaͤhr wie Fig. 16 und
17.
gebildet ist, an welcher die Ekseiten mittelst einer groben Feile schief gerauht
sind. Wenn man diese Art von Feile aufrecht in gehoͤriger Richtung zwischen
den Faden der Schraube haͤlt, waͤhrend diese sich in der Drehebank
dreht, und wiederholt zwischen denselben durchlaufen laͤßt, so werden die
Faden vertieft, und wenn die Schneide waͤhrend des Gebrauches auch etwas
schartig wuͤrde, so wuͤrde dieß die Arbeit beschleunigen.