Titel: | Verbesserungen im Baue der Wagen und anderer Maschinen, die durch mechanische Mittel fortgeschafft werden sollen, worauf David Gordon, Esqu., Basinghall-Street, London, am 18. December 1824 sich ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XXIX., S. 152 |
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XXIX.
Verbesserungen im Baue der Wagen und anderer
Maschinen, die durch mechanische Mittel fortgeschafft werden sollen, worauf David Gordon, Esqu.,
Basinghall-Street, London, am 18. December 1824 sich ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent Inventions. N. 1. S.
28.
Mit Abbildungen auf Tab.
III. (Im Auszuge.)
Gordon's, Verbesserungen im Baue der Wagen und anderer
Maschinen.
Die hier patentirte Erfindung soll Wagen auf Eisenbahnen und gewoͤhnlichen
Wegen, und eben so Pfluͤge, Eggen, und andere Akerbau-Maschinen, treiben, und zwar mittelst einer
gewissen Anzahl von Stangen, die an dem einen Ende mit eben so viel Kurbeln auf
einer gemeinschaftlichen Achse quer unter dem Wagen in der Naͤhe des Hinteren
Endes desselben befestigt, an dem anderen Ende aber so gebildet sind, daß sie tief
genug in den Boden eingreifen, um den Wagen oder das Akergeraͤth
vorwaͤrts treiben zu koͤnnen, indem sie zugleich mittelst Stangen oder
Schnuͤren mit den Enden gewisser Hebel verbunden sind, auf welche eine
gleiche Anzahl excentrischer Raͤder wirkt, die alle auf einer
gemeinschaftlichen Achse befestigt sind, welche durch ein Paar gleiche
Zapfenraͤder von einer Haupt-Kurbelachse bewegt werden. Auf diese Weise
werden, da die Kurbelachse und die excentrischen Raͤder mit gleichen
Geschwindigkeiten bei irgend einer angemessen auf sie wirkenden Kraft sich bewegen,
die Stangen oder Treiber nach ruͤkwaͤrts ausgeworfen (oder in der der
Bewegung des Wagens entgegengesezten Richtung), und durch die Form der excentrischen
Raͤder werden die aͤußersten Enden der Stangen nur dann mit dem Boden
in Beruͤhrung bleiben, wann sie sich mit der groͤßten Geschwindigkeit
bewegen, sonst werden sie immer, durch eben diese Raͤder, uͤber dem
Boden erhoben seyn. So wird dann ununterbrochen der Wagen oder irgend ein
Akergeraͤth vorwaͤrts getrieben.
In Fig. 35.
ist ein nach diesem Plane, und nach jenem, worauf der Patent-Traͤger schon im
Jahre 1821 am 14. August sich ein Patent ertheilen ließ, erbauter Wagen dargestellt.
Dieser Wagen hat nur 3 Raͤder, und laßt sich daher mit der groͤßten
Leichtigkeit leiten. Er hat uͤberdieß unter seinem Kasten einen weiten
ununterbrochenen Raum zur Aufnahme der Dampfmaschine und der uͤbrigen
noͤthigen Maschinerie. Der Raum, AAAA, ist
hierzu, und der Raum, BBBB, zur Aufnahme des
Gepaͤkes bestimmt. Der Vorderraum, CCCC,
faßt vier Personen, die in dem Wagen (inside
Passengers), und der Raum, DDDD,
zwoͤlf Personen, die außen auf dem Wagen fahren (outside Passengers). E, ist der Siz
fuͤr den Kutscher oder Leiter, vorne an dem Wagen. Dieser fuͤhrt die
Controle uͤber die ganze Maschine; zu ihm laufen von allen Theilen derselben, die besondere
Aufmerksamkeit verdienen, die noͤthigen Stangen und Schnuͤre her.
Maschine und Alles an diesem Wagen ruht auf Federn auf jenem Theile desselben, an
welchem die Raͤder angebracht sind. Fig. 36 und 37.
erlaͤutern den Mechanismus, durch welchen der Wagen sowohl auf Eisenbahnen,
als auf gewoͤhnlichen Wegen, vorwaͤrts getrieben wird. F, stellt die Haupt-Kurbelachse dar, aus welcher, in der
Zeichnung hier, acht andere Kurbeln sich entwikeln an deren jeder eine Triebstange
in der Form von G, angebracht ist. Diese Triebstangen
sind aus Metall und hohl, in der Form von Roͤhren, und halten in ihrem
Inneren eine hoͤlzerne Stange. Das aͤußerste Ende der Triebstangen ist
an bogenfoͤrmig gebauten Metall-Stuͤken oder Fuͤßen, g, befestigt. Der Bogen derselben ist ein Theil eines
Kreises, dessen Halbmesser ungefaͤhr jenem der Kurbeln F, gleich ist. Der untere Theil dieser Fuͤße ist beschlagen, und
zwar, nach des Patent-Traͤgers Verbesserung, mit Stuͤken von Kork,
kurzem Haare, Fischbein und anderen schiklichen Stoffen, die am Rande wie kurze
steife Buͤrsten angebracht sind, und etwas uͤber die daselbst
befindlichen eisernen Naͤgeln hervorragen, so daß, wenn diese biegsamen
Materialien etwas nachgeben, die Spizen der Naͤgel in den Boden eingreifen,
und den Wagen vorwaͤrts treiben.
Im Winter, wo der Boden mit Schnee und hartem Eise bedekt ist, versieht er diese
Fuͤße unten mit staͤhlernen hervorstehenden Spizen, die in den Boden
eingreifen. Die obersten Theile dieser Fuͤße sind mit Blei, oder mit irgend
einem anderen schweren Materiale, belegt, damit sie hinlaͤnglich beschwert
werden, um gehoͤrig auf den Boden zu wirken. Das aͤußerste Ende der
Treibstangen ist an seiner oberen Oberflaͤche mit einem Gelenke oder
Knoͤchel, h, versehen, an welche leichte
Metallstangen, H, eingelenkt sind, die aufwaͤrts
steigen, und an den Enden einer Anzahl Arme oder Hebel, I, befestigt sind, welche sich bei K, um einen
feststehenden Mittelpunct bewegen. Diese Hebel, I,
werden in ihren Seitenbewegungen durch Oeffnungen oder Einschnitte geleitet, welche
in einer Art von gekruͤmmtem Roste, Im,
angebracht sind, und sind mit einer kleinen Walze, n, versehen, die in einer
Furche oder Vertiefung an einem unter jedem Hebel hervorstehenden Stuͤke
spielt. Diese kleinen Walzen, n, sind so eingerichtet,
daß sie auf die obere Oberflaͤche der excentrischen Raͤder, L, druͤken, die auf einer Achse, M, aufgezogen sind, welche in Lagern laͤuft, die
auf dem Gestelle des Wagens aufgeschraubt sind. Die Haupt-Kurbelachse, F, ist mit einem Schienen-Rade, f, an jedem ihrer Enden versehen, wie ff, in Fig.
37. zeigt. Eines dieser Raͤder ist in Fig. 3. nur durch einen
punctirten Kreis, f, angedeutet. Dieses Rad theilt einem
anderen aͤhnlichen von gleichem Durchmesser und von gleicher Zahl der
Zaͤhne, an dem Ende der Achse der excentrischen Raͤder, M, seine Bewegung mit. Auf diese Weise drehen sich diese
beiden Schaͤfte mit gleichen Geschwindigkeiten um, und die excentrischen
Raͤder sind so gelagert, daß die Hebel I, mit
Beihuͤlfe der Stangen H, die untere
Flaͤche jeder Treibstange g, auf dem Boden
lassen, waͤhrend der Bewegung der Kurbel von N. 1
bis N. 8. und dann die Fuͤße, g, mittelst des excentrischen Rades L, heben von N. 8. durch N. 7. bis N. 6, so daß jeder
Fuß von der Erde gehoben ist, von N. 6 bis N. 2. und dann von 2 bis 1 niedersteigt. Da nun 8
Kurbeln in den Fig.
36 und 37. vorhanden sind, so sind auch 8 Triebstangen G, und 8 Stangen, H, mit ihren Hebeln I, und ihren excentrischen Raͤdern L, da, welche, in gehoͤriger Aufeinanderfolge
wirkend, den Wagen in anhaltender und gleichfoͤrmiger Bewegung
vorwaͤrts treiben, indem die Kurbeln gegen die Triebstangen so gestellt sind,
daß diese zuerst auf der einen Seite der Central-Linie des Wagens, und dann auf der
gegenuͤberstehenden, auf die Erde kommen, wodurch jede Seitenbewegung der
Kutsche auf dem Boden vermieden wird. Um die Kurbeln hinlaͤnglich steif zu
machen, schlaͤgt der Patent-Traͤger ein Halsband zwischen jedem
Kurbel-Paare vor, wie die Theile qq, in Fig. 37.
zeigen. Jede Triebstange, G, wird in ihrer Bewegung
seitwaͤrts dadurch geleitet, daß sie in einer Furche oder in einem Spalte
arbeitet, die an dem unteren Theile des Wagens ruͤkwaͤrts angebracht
ist, wie op, in Fig. 36. zeigt. Jede
derselben ist mit einer Leine versehen, die uͤber Rollen zu dem Kutscher hinlaͤuft,
damit er das Spiel derselben nach dem Wege einrichtet, und nach der Richtung, die
der Wagen zu nehmen hat. Wenn die vorderen Raͤder z.B. um eine Eke gelenkt
werden sollen, muͤssen die Triebstangen zum Theile aufgehoben werden. Er
empfiehlt ferner jedes Rad mit einer Sperre zu versehen, deren Griff in der Gewalt
des Kutschers ist, so daß man ohne Gefahr bergab fahren kann. Wo der Weg bergan
geht, findet er es gut, wenn Querhoͤlzer oder andere harte Materialien
uͤber den Weg quer gelegt sind zwischen den Geleisen der Eisenbahnen, und
zwar 5 bis 6 Zoll weit von einander, je nachdem man es fuͤr die Fuͤße
der Maschine noͤthig erachtet. Ebendieß gilt auch bei Pfluͤgen, Eggen
u. d. gl., wo aber die Fuͤße groͤßer seyn muͤssen, weil es hier
uͤber unebenen und weichen Grund geht. Der Patent-Traͤger spricht am
Ende, wo er seine Rechte recapitulirt, von einer „gekruͤmmten Form
der unteren Flaͤche der Fuͤße, die ungefaͤhr denselben
Halbmesser haben soll, wie die Kurbel, die ihn bewegt, damit sie sich leichter
drehen koͤnnen.“ In der Zeichnung, Fig. 36. ist aber die
obere Flaͤche der Fuͤße gewoͤlbt.
Bemerkungen des Patent-Traͤgers.
Der Patent-Traͤger schlaͤgt eine Dampf-Maschine mit hohem Druke und mit
2 Cylindern vor, so daß man kein Flugrad noͤthig hat. Er empfiehlt Kessel
nach americanischer Art, aus vervielfaͤltigten Windungen kleiner kupferner
Roͤhren, um auf diese Weise in einem kleinen Raͤume dem Feuer eine
große Oberflaͤche darzubiethen, und alle Gefahr einer Berstung zu vermeiden.
Das Wasser soll in einer Roͤhre laͤngs dem Zuge niedergedruͤkt
werden, und der Dampf unten heraus kommen bei dem heißesten Theile der
Roͤhre. Man soll nur Regenwasser anwenden, und um dieses und zugleich auch
das Feuer soviel moͤglich zu sparen, soll die Ausgangs-Roͤhre der
Dampfmaschine 6 bis 8 Zoll in die Wasser-Cisterne tauchen, und das Ende der
Roͤhre wie die Brause an einem Sprizkruge gebildet seyn, nur daß die
Gasmengen klein, einen oder zwei Zoll lange Roͤhren, sind, deren
Muͤndungs-Flaͤchen der Flaͤche der Ausgangs-Roͤhre gleich seyn
muͤssen. Auf diese Weise wird nur wenig Wasser verloren gehen, und es kann so
lang wieder in den Kessel, zuruͤkgepumpt werden, als das Wasser in der
Cisterne unter dem Siedepuncte des Wassers im leeren Raͤume gehalten werden
kann. Diese Art von Kessel und Cisterne empfiehlt der Patent-Traͤger
fuͤr Dampfboote auf langen Reisen, wo die Cisterne mittelst einer Lage von
See-Wasser, die sie von allen Seiten umgibt, immer in der erforderlichen niedrigen
Temperatur gehalten werden kann. Die Cisterne kann an einem Wagen mittelst eines
Luftstromes kalt gehalten werden. Durch diese Vorrichtung wuͤrde die Maschine
zugleich auch eins Verdichtungs-Maschine, und der Druk auf den ausgehenden Dampf
wird nie ein bedeutendes Hinderniß erzeugen. Auf Eisen, bahnen und uͤber Eis
und Schnee wird dieser Wagen, wie der Patent-Traͤger meynt, mit ungeheurer
Schnelligkeit laufen. Er meint die Eisenbahn sollte nur aus Holz angelegt, und der
Theil, auf welchem die Raͤder laufen, mit duͤnnem Eisenbleche
beschlagen werden: solche Bahnen wuͤrden, wie er meynt, in einigen Gegenden
Europas, Rußlands und Americas nicht hoͤher zu stehen kommen, als gute
Heerstraßen. Er glaubt mit diesen Wagen uͤbrigens auf allen Wegen, selbst
durch heiße Sandwuͤsten, und, mittelst Eisschuhen, uͤber Schnee und
Eis fahren zu koͤnnen, und meynt diese Wagen selbst im Kriege anwenden zu
koͤnnen, und die Soldaten darin gegen Gewehrfeuer zu schuͤzen
etc.Daß der Hr. Patent-Traͤger diese Ideen umsonst oder fuͤr baar
Geld dem Publicum mittheilen wollte, laͤßt sich begreifen; wie er
aber 1200 Gulden dafuͤr bezahlen kann, um diese Ideen dem Publicum
mittheilen zu duͤrfen, dieß ist fuͤrwahr unbegreiflich.A. d. Ueb.