Titel: Neue Taucher-Maschine.
Autor: Dr. Julius Hermann Schultes [GND]
Fundstelle: Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XXXVI., S. 176
Download: XML
XXXVI. Neue Taucher-Maschine. Schreiben des Hrn. Hofrathes, M. Dr. und Prof. J. A. Schultes, an den Herausgeber. Mit Abbildungen auf Tab. V. Neue Taucher-Maschine. Euer Wohlgebohrnen habe ich die Ehre hier einen Beitrag zu Ihrem trefflichen Journale zu senden; wenn Sie denselben als Luͤkenbuͤßer brauchen koͤnnen, wird es sehr angenehm seyn fuͤr Ihren, Sie verehrenden Landshut, den 23. Sept. 1825. J. A. Schultes, M. Dr. u. Prof. –––––––– Ich fand gestern im Mechanic's Magazine, N. 96. Juni, 25, 1825. S. 185. folgenden Artikel: Neue Taucher-Maschine. „Mein Herr! Da ich mir schon oͤfters dachte, daß man eine wohlfeile und einfache Methode erfinden koͤnne, mittelst welcher man bis in bestimmte Tiefen unter Wasser tauchen kann, ohne der kostbaren Tauchergloke zu beduͤrfen; so nehme ich mir die Freiheit, Ihnen eine Beschreibung eines Verfahrens zuzumitteln, durch welches dieses geschehen kann. Sie werden mich sehr verbinden, wenn Sie dieselbe in Ihr weit verbreitetes Blatt einruͤken.“ „Verdichtung der Luft in einen engeren Raum, als sie im natuͤrlichen Zustande einnimmt, kann auf die einfachste Weise geschehen, und laͤßt sich leicht zu mehreren Zweken benuͤzen, als bisher noch nicht geschehen ist. Auf ihr beruht auch gegenwaͤrtiger Plan. Wenn ein Taucher oder irgend Jemand, der sich unter die Oberflaͤche des Wassers auf eine bedeutende Zeit hinablaͤßt, unter derselben Luft von eben derselben Dichtigkeit, wie uͤber dem Wasser, athmen kann, und wenn ein Mittel ausgefunden wird, diese Luft hinlaͤnglich rein und zum Athemholen tauglich zu erhalten, so kann dieses Individuum so lange unter Wasser bleiben, als diese Wirkung anhaͤlt.“ „Folgende Beschreibung eines Apparates, der einen Vorrath von Luft enthalten, und zugleich rein erhalten kann, wird, wie ich glaube, Ihren Lesern nicht ganz uninteressant seyn.“ „Ich bin, m. H.! Ihr gehorsamster Diener, Leicester. T. B. N. B. Im Durchschnitte braucht ein Mensch bei einem Athemzuge ungefaͤhr 40 Kubikzoll Luft; das gibt 800 Kubik-Zoll in Einer Minute, wenn er alle drei Secunden athmet, und folglich 48,000 Kubikzoll in Einer Stunde. Anderthalb Kubikfuß Luft, oder 2592 Kubikzoll lassen sich in einem Gefaͤße von ungefaͤhr 17 Zoll im Durchmesser zusammenfassen, und, wenn diese Luft zwanzig Mahl verdichtet wird, so wird dieses Gefaͤß mehr als 50,000 Kubikzoll halten, so daß ein Mann Eine Stunde lang athmen kann, und dann wird das Gleichgewicht kaum hergestellt seyn. Die Weite der Oeffnungen laͤßt sich genau nach demselben Grundsaze bestimmen, wie bei den Argand'schen Gas-Lampen.“ Beschreibung. A, ist ein kugelfoͤrmiger Helm von starkem Kupfer, und weit genug, daß man mit Kopf und Hals in denselben hinein, und sich darin frei bewegen kann.“ BB, sind zwei starke Glaslinsen, damit der Taucher Form und Lage der Gegenstaͤnde wahrnehmen kann.“ C, ist das Halsstuͤk des Helmes.“ D, ist ein an dem Halsstuͤke C, befindliches Leder, welches luftdicht uͤber Brust und Ruͤken gezogen wird, und mit Aermeln versehen ist, die dicht an dem Handgelenke anschliessen, und gegen alles Wasser schuͤzen, so wie gegen alle Verlezung an Felsen etc. Dieser Anzug muß uͤberfirnißt seyn, um alle Feuchtigkeit abzuhalten.“ E, ist eine starke Kugel aus Kupfer, die der Taucher an irgend einer Stelle seines Anzuges, wo es am bequemsten fuͤr ihn ist, so wie an dem Sperrhahne, E, mittelst einer Schraube und einer biegsamen Roͤhre befestigen kann. In dieser Kugel werden nun mittelst eines Drukwerkes, 10, 15 bis 20 Atmosphaͤren gemeiner Luft eingepumpt. Die Kugel kann, als einzelner Theil, nach Belieben abgenommen, und Kugeln von verschiedener Groͤße koͤnnen dafuͤr angeschraubt werden, je nachdem man naͤmlich langer oder kuͤrzer unter Wasser bleiben will.“ F, ist ein Sperrhahn mit einem Kopfe, in welchem eine Menge sehr kleiner, mit einer Klappe bedekter, Loͤcher angebracht sind.“ „Wenn man sich dieses Apparates bedienen will, ist nichts weiter noͤthig, als den Helm A, mit seinem Halsstuͤke C, aufzusezen, und den Taucherrok, D, anzuziehen; die Kugel E, zu laden, und auf dem Sperrhahne, E, an dem unteren Theile des Helmes aufzuschrauben; die Sperrhaͤhne, E und F, zu drehen; und es ist alles geschehen, was noͤthig ist, um ohne alle Gefahr unter Wasser zu tauchen. Der Taucher kann, mittelst angehaͤngter Gewichte, sich in jede Tiefe hinablassen, und mittelst eines Seiles sich wieder in das Boot hinaufziehen lassen. Der ununterbrochene Strom frischer Luft aus der kleinen Oeffnung des Hahnes E, wird ihn in den Stand sezen, frei zu athmen, waͤhrend die verdorbene Luft immer bei dem Sperrhahne, F, ausgetrieben, und seine Atmosphaͤre folglich rein und athembar erhalten wird. Wenn er bemerken sollte, daß der Luftstrom aus dem Hahne, E, schwaͤcher wird, so weiß er, daß er das Gleichgewicht beinahe hergestellt hat, und aufsteigen muß, waͤhrend die Klappe uͤber den Oeffnungen in F, dem Wasser den Eintritt verwehrt.“ Ich sezte mich alsogleich, und schrieb an den Herausgeber des Mechanic's Magazine folgenden Brief: Mein Herr! Erlauben Sie mir, in Ihrem sehr achtbaren Journale ein altes franzoͤsisches Sprichwort zu commentiren: Les beaux esprits se rencontrent toujours.“ Die Zeichnung einer neuen Taucher-Maschine in N. 96. S. 185. Ihres Mechanic's Magazine sieht der Skizze einer Taucher-Maschine, die ich im Jahre 1792 ausdachte, und mehreren meiner Freunde, mit welchen ich von derselben sprach, auf einem Stuͤkchen Papier verkrizelte, so sehr aͤhnlich, daß Ihr verehrter Correspondent zu Leicester gewiß eben so sehr erstaunen wuͤrde, wenn er dieselbe saͤhe, als ich erstaunte, da ich seine Zeichnung sah. In der That, wenn meine Freunde diese Zeichnung, die Hr. T. B. mitgetheilt hat, sehen werden, werden sie glauben, daß ich, ihr alter Freund, sie demselben zugesendet habe. Es ist ein wahres Fac Simile. Die Frage ist nun, wenn anders Geschichte der Erfindungen zu etwas dienen soll: ob Hr. T. B. oder meine Wenigkeit die hoͤchst einfache Idee dieser neuen Taucher-Maschine zuerst hatte. Hr. T. B. hat allerdings das Verdienst, dieselbe zuerst (am 25. Junius 1825) oͤffentlich bekannt gemacht zu haben. Ich hatte aber dieselbe schon im Jahre 1792, und schrieb im December 1796 aus Arau in der Schweiz einen Brief uͤber dieselbe an den sel. Grafen Fourcroy zu Paris. Wenn der Graf meinen Brief (er war in franzoͤsischer Sprache), der Aufbewahrung werth fand, so wird meine Handschrift sowohl, als die Abschrift, die ich noch von diesem Briefe besize, die Wahrheit meiner Behauptung beurkunden. Erlauben Sie mir. Ihnen hier einen Auszug aus diesem Schreiben mitzutheilen: „Die Theorie der Taucherkunst haͤngt nicht bloß von Hydrostatik und Hydraulik, sondern auch von der Theorie des Athemholens und der gasfoͤrmigen Fluͤßigkeiten ab. Das Licht, welches die neuere Chemie uͤber die gasfoͤrmigen Fluͤßigkeiten, so wie uͤber die Theorie des Athencholens verbreitete, wird vielleicht die Dunkelheit, die bisher eine fuͤr den Handel und den Seekrieg so wichtige Kunst noch umhuͤllte, aufzuhellen vermoͤgen. Der Plan meiner Maschine beruht auf folgenden Versuchen: I. Borelli fand in seinen Versuchen, daß man zu Einem Athemzuge 15 Kubikzoll Luft bedarf, und 1200 Mahl in Einer Stunde athmet. Man braucht demnach nach ihm 18,000 Kubikzoll in Einer Stunde; oder, im Gewichte, 1 Pfund, 5 Quent, 34 Gr. II. Sales, (Haemast. Exp. 6.) sagt, daß er in 2 1/2 Minute 522 Kubikzoll Luft, also in Einer Stunde 12,528 Kubikzoll brauchte: dem Gewichte nach 8 Unzen, 6 Quent, 41 Gr. III. Derselbe (Veget. Stat. Exp. 108) brauchte in Einer Minute 148 Kubikzoll, wobei er jedoch etwas schwer athmete. Hiernach kommen auf eine Stunde 6 Unzen, 2 Quent, 6 Gr. IV. Halley (Phil. Trans.) lebte Eine ganze Stunde in einer Tauchergloke, die eine Tonne Wasser hielt, und haͤtte noch langer darin athmen koͤnnen. Wenn man nun die absolute Schwere des Kubikfußes Wasser zu 88 Pfund, und die eines Kubikfußes Luft zu 585 Gran nimmt; so brauchte er in Einer Stunde 39,273 Kubikzoll, oder, dem Gewichte nach, 1 Pfd. 3 Unzen, 5 Quent, 35 Gran. V. Désaguliers (Phys. exp.) behauptet, daß man in den gewoͤhnlichen Taucher-Maschinen Ein Gallon Luft auf Eine Minute rechnet, und einen Scheffel (muid) auf Eine Stunde. Dieß gaͤbe, nach Gallons berechnet, 6 Unzen, 5 Quent, auf eine Stunde. VI. Nach desselben Berechnung im Scheffel, 7 Unzen, 2 Quent., 12 Gran. VII. Fontana (Phil Trans. V. 69. N. 4.) athmete 40 Mahl an 350 Kubikzoll Luft, die sich in einer Blase befanden. Er athmete also 3 Minuten an dieser Luft, wenn man nach Goodwyn, 14 Mahl in Einer Minute athmet. Er brauchte folglich in Einer Stunde 4 Unzen, 7 Quent., 20 Gr. VIII. Lavoisier (Mém. de l'Acad. d. Sc. 1780. p. 404. et Annal. d. Chimie T. VII. §. 10 und 32.) behauptet, daß ein Mensch in Einer Stunde 5 Kubikfuß Luft verzehrt. Dieß gibt 6 Unzen, 45 Gran. IX. Goodwyn (verband tusschen leven en ademhaling 1790.) rechnet 14 Athemzuͤge auf Eine Minute, und 14 Kubikzoll Luft auf Einen Athemzug. Es kommen folglich 196 Kubikzoll auf Eine Minute, oder 8 Unzen 2 Quent. auf Eine Stunde. X. Menzies (Tent. physiol. inaug. de respirat. Edinb. 1790 extr. par Adet Ann. de Chim T. VIII. p. 211.) fordert 720 Kubikzoll fuͤr die Minute, wovon aber nach ihm nur 194 Kubikzoll durch das Athemholen zersezt werden. Dieß gibt 11,640 Kubikzoll fuͤr Eine Stunde, oder, dem Gewichte nach, 8 Unzen, 5 Quent. XI. Einer meiner Freunde, Hr. Handschky, J. U. D. zu Wien, brauchte bei einem Versuche, den wir im Bade mit einander anstellten, unter einem pneumatischen Apparate, 157 Kubikzoll in Einer Minute; folglichfolzlich 6 Unzen 5 Quent. in Einer Stunde. Nach diesen XI Versuchen ergibt sich demnach im Durchschnitte fuͤr Eine Stunde der Bedarf an Luft zum Athemholen = 8 Unzen, 2 Quent. 32,1 Gran. Ich haͤtte mich zwar mit dem Resultate meiner in Baͤdern oft wiederholten Versuche begnuͤgen koͤnnen, um so mehr, als sie so ziemlich genau mit jenen der angesehensten Physiker (Hals, Désaguliers, Lavoisier) stimmten; ich beruͤksichtigte jedoch auch die Versuche anderer, um jedem Einwurfe zu begegnen. Man seze nun, ein Taucher befinde sich in dem gewoͤhnlichen Taucher-Panzer, oder in dem Taucher-Faße, in welchem man einst in England tauchte, oder unter der Taucher-Gloke, oder unter was immer fuͤr einer Vorrichtung, die Laune oder Erfahrung fuͤr die bequemste halten lehrte. Man seze ferner, daß diese Vorrichtung durchaus in keiner Verbindung mit der aͤußeren atmosphaͤrischen Luft sich befinde. Es ist dann offenbar, daß er nur eine gegebene Zeit, solang naͤmlich, als die athembare Luft in der Vorrichtung zureicht, in derselben wird leben und athmen koͤnnen. Wenn wir nun an dieser Maschine 6 bis 12 Luft-Magazine, ungefaͤhr wie jene an einer Windbuͤchse, anbringen, wovon jedes nur 2 Unzen Luft haͤlt, und diese Magazine so vorrichten, daß der in der Maschine eingesperrte Taucher, nachdem er die durch das Athemholen verdorbene Luft durch den an Taucher-Maschinen gewoͤhnlichen Hahn entweichen ließ, neue Luft aus seinen Vorrathskammern mittelst eines Feder-Drukes herbeistroͤmen lassen kann; so wird er mit diesen 12 bis 24 Unzen eine Stunde oder zwei Stunden lang, und noch laͤnger leben koͤnnen, wenn einige dieser Magazine mit Lebenslust gefuͤllt sind, und wenn die Luft in seiner Maschine sehr zusammengedruͤkt ist. Es ist ferner klar, daß, wenn der Taucher mit einer Tauchergloke tauchen will, er soviel von diesen Luft-Magazinen mitnehmen kann, als er als Ballast braucht, und damit solang unter Wasser aushalten kann, als er will; ja er koͤnnte sogar, wie man sagt, daß Drebbel es that, mit solchen Luft-Magazinen versehen, unter Wasser in einem Boote eine Reise von Calais nach Dover machen. Ich uͤbergehe die Beschreibung der gewoͤhnlichen Taucher-Maschinen; ich habe selbst nie getaucht, und besize keine Erfahrung in der Taucher-Kunst: Taucher von Profession werden die beste unter den bisher bekannten Taucher-Maschinen zu waͤhlen wissen, und an dieser meine Vorrichtung leicht anbringen koͤnnen. Die Taucher-Gloke mit den Verbesserungen des gelehrten schwedischen Tauchers, Teichmeyer, scheint mir, auf einem Kahne angebracht, zu einer Fahrt unter Wasser am einfachsten. Solche Boote konnten im Seekriege so wichtig werden, wie die Luftballons es im Landkriege bereits geworden sind. Die Unbequemlichkeiten eines hoͤheren Drukes von der uͤber dem Taucher befindlichen Wassermasse werden hier, außer man taucht muͤßig unter, so ziemlich dieselben bleiben. Wenn jedoch dieser Druk nicht so groß ist, daß der Taucher dadurch gehindert wird, unter Wasser zu gehen und zu arbeiten, so wird ein Helm aus verzinntem Eisenbleche oder Kupfer, in welchen der Taucher Kopf und Hals stekt, und der mit einer hinlaͤnglichen Menge von Luft-Magazinen aus: geruͤstet ist, besser seyn, als die kleine Taucher-Gloke, die man gewoͤhnlich uͤber dem Kopfe hat, wann man sich von der großen Taucher-Gloke entfernt. Dieser Helm wird mittelst gut geoͤhlten Leders auf dem Kopfe festgehalten, und das Leder mittelst Riemen am Leibe gehoͤrig befestigt. Man seze dieser Helm halte einen Kubikfuß Luft oder 585 Gran; so wird der Taucher wenigstens 10 Minuten lang dann leben koͤnnen. Man seze, daß er 6 Luft-Magazine, jedes zu 2 Unzen Luft, fuͤr seinen Helm habe; so wird er bequem damit eine ganze Stunde ausreichen, und noch 6 Mahl laͤnger, wenn diese Luft Lebenslust ist, und noch laͤnger, wenn die Luft in dem Helme mehr verdichtet ist. Boyle fand naͤmlich in seinen Versuchen, daß eine Maus in einer Luft, die nur um das Doppelte dichter ist, 15 Mahl laͤnger lebt: sie muß demnach in einer 7 bis 8 Mahl verdichteten Luft nothwendig noch weit laͤnger leben koͤnnen. Indessen scheint eine Verdichtung um das Sieben- bis Achtfache das Maximum der bequemen Respirabilitaͤt der Luft zu seyn, obschon Halley in einer zehn Mahl dichteren Luft, als die atmosphaͤrische, noch gut athmen konnte. In einer 20 Mahl dichteren Luft, als die atmosphaͤrische, sterben die Thiere. Wenn man nun annimmt, daß die durch die Dichtigkeit der Luft verlaͤngerte Dauer des Athemholens nur im fuͤnffachen Verhaͤltnisse zur Verdichtung steht, so wird man in einer 5 Mahl dichteren Luft wenigstens 25 Mahl langer leben, als in der gewoͤhnlichen atmosphaͤrischen. Ingenhouß, Priestley, Fontana haben oͤfters ohne Nachtheil bedeutende Mengen Sauerstoffgas geathmet; Lavoisier, Bucquet, Fourcroy, Chaptal behaupten indessen, daß das Einathmen dieses Gases in dem thierischen Koͤrper, wenn es lang fortgesezt wird, ein Entzuͤndungsfieber erzeugen wuͤrde. Allein, dieses Sauerstoffgas wird, wo es in die bereits verdorbene Luft zustroͤmt, nicht lang in seiner urspruͤnglichen, der thierischen Oekonomie schaͤdlichen, Reinheit bleiben; es wird zersezt werden, indem es sich mit der irrespirablen Luft verbindet, und waͤhrend es diese verbessert, wird es seine verderblichen Eigenschaften verlieren. Die Einrichtung der Luft-Magazine an Windbuͤchsen ist allgemein bekannt. Man kann sie an dem Helme mittelst sehr genau passender Schrauben befestigen. Die Federn, die sie entladen, muͤssen sowohl gegen den wandelbaren Druk des Wassers in verschiedenen Tiefen geschuͤzt, als nach dem Druke der verdichteten Luft in dem Helme selbst berechnet seyn. Man kann ferner diese Magazine so anbringen, daß das unterste zuerst geleert wird, und dann zur Aufnahme des Wassers dient, welches waͤhrend des Athemholens gebildet wird, und welches man auf ungefaͤhr 4 Gran in Einer Minute, oder 245 Gran in Einer Stunde berechnet hat. Die erwaͤrmte und verdorbene Luft muß ehe ausgelassen werden, als man neue Luft nachstroͤmen laͤßt; denn sonst verliert man von lezterer zuviel, was um so leichter geschehen kann, als das Stikstoffgas immer oben in dem Helme seyn wird. Es scheint mir, daß man, nach einer Reihe von Erfahrungen, eine solche Vorrichtung an dieser neuen Taucher-Maschine anbringen kann, daß die Luft-Magazine, wie durch ein Uhrwerk, sich von selbst entladen, und der Helm zu gehoͤriger Zeit geluͤftet wird, ohne daß der Taucher darauf Acht zu geben braucht. Da ich weder Blech- noch Kupferschmid bin, so konnte ich diese Maschine nicht verfertigen, und auch nicht verfertigen lassen, da ich keinen Arbeiter hierzu bei uns fand. –––––––– Der selige Graf Fourcroy ließ mir durch meinen Freund, Hrn. J. Beer, der ihm diesen Brief uͤberreichte, schreiben, daß er die Idee gut faͤnde, und Versuche wird anstellen lassen; ich habe aber, als ich im Jahre 1811 zu Paris war, nichts von angestellten Versuchen erfahren. Ich habe vielmehr das Vergnuͤgen gehabt, zu sehen, daß verschiedene Personen, die ich daruͤber sprach, mich auslachten. Ob Hr. T. B. gleiches Schiksal mit mir haben wird, wird die Zeit lehren. Wir koͤnnen uns beide damit troͤsten, daß wir mordo jactamur eodem. In einem Zeitraume von 30 Jahren hat man indessen, wenn man auch noch so beschaͤftigt ist, Muße uͤber einen Lieblings-Gegenstand nachzudenken, und Sie werden Sich vorstellen, daß ich zeither vieles zu berichtigen und zu verbessern fand, was ich im Jahre 1796 schrieb. Da ich bei meinem kurzen Aufenthalte zu London, Anfangs Septembers des vorigen Jahres, Baron H. Davy nicht zu Hause fand, schrieb ich ihm von hier aus, ob es ihm nicht gefaͤllig waͤre, eine Abhandlung uͤber Taucher-Kunst und Schiff-Fahrt unter Wasser ohne Verbindung mit der aͤußeren Atmosphaͤre durchsehen und pruͤfen, und die nothwendigen Versuche anstellen zu lassen; ich erhielt aber keine Antwort. Ich habe ferner Hrn. Church, der fuͤr den großen Foͤrderer der deutschen Industrie und Cultur, Baron von Cotta, Dampfbote erbaute, zu Versuchen eingeladen, die ich aus Mangel an Arbeitern (den Niemand weiß bei uns einen Cylinder zu verfertigen, aus welchem stark zusammengedruͤkte Luft wie bei den Cylindern der Portable-Gas-Company, still und langsam ausstroͤmen kann), an dem Orte meines Aufenthaltes nicht anstellen konnte; er ließ mir aber sagen, daß man in America lang schon gelernt habe, eine beliebige Zeit uͤber unter Wasser zu bleiben. Ich habe daher an den Hrn. W. H. James, Coburg Place, Winson-Green, near Birmingham, der am 31. May 1825 ein Patent auf gewisse Verbesserungen im Tauchen, die auch zu anderen Zweken taugen, genommen hat, vor einigen Wochen die Mittheilung meiner Verbesserungen angebothen, um dieselben in Ausfuͤhrung gebracht zu sehen, und erwarte seine Antwort. Ich nahm mir die Freiheit, Ihnen gegenwaͤrtige Notiz nur deßwegen zu uͤbersenden, damit Sie im Stande sind, uͤber die Prioritaͤt der Erfindung zwischen Ihrem verehrten Correspondenten, Hrn. T. B. zu Leicester, und mir zu urtheilen. Wenn Hr. T. B. auch das Verdienst der oͤffentlichen Bekanntmachung vor mir voraus hat, so hatte ich doch schon 30 Jahre fruͤher daruͤber geschrieben; so sprach er doch nichts von Anwendung des Sauerstoffgases und der verdichteten Luft an und fuͤr sich als Verlaͤngerungsmittel des Athemholens in einem gegebenen geschlossenen Raume, und nichts von der Anwendung dieser Vorrichtung auf Fahrzeuge unter Wasser. Er wird Ihnen sagen koͤnnen, wie und wann er zuerst zu dieser Idee kam. Wenn Hr. James nicht antworten sollte, und Sie koͤnnten meine Abhandlung uͤber Taucher-Kunst mittelst einer neuen Vorrichtung brauchen, so steht sie Ihnen unter der Bedingung zu Diensten, daß Sie die noͤthigen Versuche, die zu London kaum einige Pfunde kosten koͤnnen, mir aber an meinem Aufenthaltsorte durchaus unmoͤglich sind, anstellen lassen. Man kann in der Mechanik, wie in der Medicin, uͤber nichts mit Sicherheit urtheilen, außer nach wiederholten Erfahrungen; der Mechaniker hat aber vor dem Arzte das voraus, daß er uͤberall Versuche anstellen kann und muß, waͤhrend der Arzt dieß nicht immer darf. Also, um mit Ihrem Landsmanns Milton zu schließen: „Let us try advent'rous work.“ Ich habe die Ehre mit aller Hochachtung zu seyn. Ihr gehorsamster Diener, J. A. Schultes, M. Dr. u. Prof.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    V
Tab. V