Titel: Beschreibung einer Schiffs-Laffette, und eines mit einem Gelenke versehenen Wischers. Von Hrn. Pringle-Green, Lieutenant auf der k. Flotte.
Fundstelle: Band 18, Jahrgang 1825, Nr. XXXVIII., S. 189
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XXXVIII. Beschreibung einer Schiffs-Laffette, und eines mit einem Gelenke versehenen Wischers. Von Hrn. Pringle-Green, Lieutenant auf der k. Flotte. Aus dem XLII. B. der Transactions of the Society of Arts. Im Repertory of Patent-Inventions. N. 1. S. 46. Mit Abbildungen auf Tab. III. (Im Auszuge.Hr. Green erhielt dafuͤr die große silberne Medaille. A. d. Ueb.) Pringle-Green's, Beschreibung einer Schiffs-Laffette und eines mit einem Gelenke versehenen Wischers. Bei der gegenwaͤrtigen an die Kanonen auf einem Schiffe zu bedienen, hat man zwei Seiten-Seile, um die Kanone nach dem Abfeuern zuruͤckzuziehen und wieder zu laden, ein Zugseil, einen Wischer mit einem Schwaͤmme, einen Wischer mit einem Zieher, einen Wischer mit einem Seile und Schwaͤmme, einen eisernen Hebel und einen Griff; bei vier Kanonen ist ferner noch ein Loͤffel zum Ausziehen der Ladung, wenn die Kanone wegen Nasse oder Unreinigkeit nicht abbrannte. Diese Geraͤthe nehmen vielen Raum auf dem Verdeke weg, und, nach dem verschiedenen Kaliber, braucht man 7, 9, auch 13 Leute zur Bedienung einer einzigen Kanone. Daher koͤnnen Kauffahrden-Schiffe im Gefechte nie eine volle Ladung geben, oder schwere Kanonen fuͤhren, wodurch sie sich retten sonnten, wenn Jagd auf sie gemacht wird, oder wodurch sie auch, wenn mehrere derselben bei einander sind, eine Batterie bilden koͤnnten, die sie gegen die Angriffe der Kaper und Ruderschiffe sichern muͤßte. Das Wischen und Laden mit den gegenwaͤrtigen langen Wischern ist eben so gefaͤhrlich, als muͤhevoll, indem der Artillerist sich bei dem Schießloche hinaus beugen muß, um den Wischer handhaben zu koͤnnen. Es ist ferner sehr schwer eine Kanone auf einem niedrigen Schiffe auf der Seite, die unter dem Winde ist, oder selbst auf dem unteren Verdeke eines Linien-Schiffes waͤhrend des Gefechtes zu laden; denn wenn das Schiff auf diese Seite rollt, waͤhrend der Wischer in der Kanone stekt, kommt der Schwamm allzeit in die See, und es ist nicht selten eine gefaͤhrliche Sache, mit einem nassen Schwamme zu wischen; die Wischer brechen nicht selten, wenn sie auf die See aufgeschlagen werden, oder werden dem Manne aus der Hand gerissen. Selten wird es moͤglich die Kanone so vor das Schießkoch zu bringen, daß sie gerade auf ihren Gegenstand hinzielt, weil die Leute an den Seiten-Seilen selten mit gleicher Kraft ziehen, und das Schiff schaukelt, wenn die Kanone vor das Schießloch gezogen wird: man muß dann zu dem eisernen Hebel und zu dem Griffe seine Zuflucht nehmen, wodurch Zeit und sehr oft der Augenblik zum Schusse verloren geht. Das Aufwinden der Seiten-Seile, das so viele Genauigkeit fordert, damit waͤhrend des Abfeuerns der Kanone die Fuͤße nicht darin sich fangen oder die Wischer, ist hoͤchst langweilig. Nach der hier angegebenen verbesserten Methode sind, nach dem Kaliber, nur 2 bis 4 Mann noͤthig, um die Kanone vor das Schießloch zu bringen; im Nothfalle kann dieß, auf kleinen Schiffen, auch ein einzelner Mann. Der Mann, der die Zugleine haͤlt, richtet, mittelst des Griffes, oder eines anderen Hebels, die Kanone vor dem Schießloche alsogleich auf den Gegenstand und feuert sie augenbliklich ab, ohne die Zeit mit dem Aufwinden der Seile zu verlieren. Die Zaͤumung haͤlt die Kanone bei ihrem Zuruͤklaufen auf, ohne daß der Achse oder dem Seile Gewalt geschieht, und, um alle Zufaͤlligkeiten bei dem Abfeuern, durch welche diese Vorrichtung beschaͤdiget werden koͤnnte, zu beseitigen, ist diese leztere so beschaffen, daß sie fuͤr diesen Augenblik außer Umtrieb gebracht werden kann. Sollte sie weggeschossen oder gebrochen werden, so kann jeder mit einem Hammer (da Achsen und Raͤder vorraͤthig sind), das Ganze wieder herstellen. Ein solcher Unfall kann aber nur dann Statt haben, wann der Schuß durch die Boͤschung des Schießloches und das Brust-Stuͤk der Laffete fuhr; allein durch einen solchen Schuß werden auch die jezigen Laffeten unbrauchbar werden. Der Wischer mit dem Gelenke dient statt der vier anderen. Der zum Versuche an einem langen Neunpfuͤnder verfertigte war eine fuͤnf Achtel runde Eisenstange, wovon 9 Fuß 9 Pfund wogen. Diese Staͤrke, obschon die Stange gegen die beiden Enden hin verduͤnnt zulaͤuft, reicht fuͤr einen Zwei und dreißig Pfaͤnder hin. Durch die Verduͤnnung gegen die Enden hin koͤnnen zwei Pfund erspart werden, und die Glieder koͤnnen von dem Gelenke an hohl seyn. Wenn aber auch das Gewicht doppelt so schwer waͤre, als an den gewoͤhnlichen, so ist doch dadurch vieles gewonnen, daß er sich leichter pakt. Dieser Wischer ist in seiner Mitte mit einem Gelenke und an seinen Enden mit Schrauben versehen, um den Schwamm, den Zieher, die Ladschaufel darauf aufzuschrauben. Auf diese Weise hat jeder Mann alles, was er braucht, und hat nicht noͤthig das Verdek voll zu kramen; darf nicht auf die Bequemlichkeit eines anderen warten, und wenn an der Seite unter dem Winde auf einem niedrigen Schiffe, oder auf dem unteren Verdeke geladen werden muß, kann er das Ende, an welchem der Schwamm sich befindet, aufwaͤrts biegen, damit der Schwamm nicht in die See taucht, die Stange nicht gebrochen, oder ihm aus der Hand geschlagen wird. Sollte der Schwamm naß geworden seyn, so kann leicht ein anderer aufgesezt werden. Wenn die Stange des Wischers von Holz seyn soll, so kann hier jedes Stuͤk Holz dazu verwendet, und folglich viel erspart werden. Die Patrone ist gegenwaͤrtig von Flanell, und wenn sie auch von Papier ist; so ist doch der Boden von Flanell, und man braucht folglich den Zieher oder Raͤumer nicht so oft; sollte man jedoch das Raͤumen durchaus so oft, als bisher, noͤthig finden, so kann man vorne in dem Schwamme einen Feder-Ladhaken anbringen, und damit so oft raͤumen, als man ladet. Es ist, bei diesen Wischern, nicht noͤthig, daß der Mann mit seinem Leibe sich vor das Schieß-Loch hinauslegt, und sich der Gefahr der Verwundung aussezt, indem er mit Einer Hand die ganze Arbeit verrichten kann. Da der Wischer um so vieles kuͤrzer ist, als die gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen, so kann er leicht sowohl außen vor dem Schießloche, als innen unter dem Verdeke gehandhabt, und so leicht am Schießloche aus und ein gebracht werden, als einer von Seil. Man wird also beinahe um die Haͤlfte schneller laden koͤnnen. Ein solcher Wischer erspart folglich die vier anderen, und man braucht nur einige derselben im Vorrache fuͤr jedes Verdek. Erklaͤrung der Abbildungen. Fig. 29. Ein Seiten-Aufriß der Kanone auf ihrer Laffete. Fig. 30. ein Aufriß derselben von vorne. Fig. 31. ein Durchschnitt derselben. Fig. 32. die Laffete im Vogelperspektive, (von oben), die Kanone von derselben abgehoben. a, in Fig. 29. die Kanone. b, das Schießloch. ccc, die Zaͤumung, die an dem einen Ende in einem starken Augenbolzen an der Schiffswand befestigt ist, dann durch eine Schleife in dem Brustseile, d, durch den Ring, e, an der Seite der Laffete und durch das Auge, f, an die Kappe der Kanone laͤuft, von wo sie auf der anderen Seite der Kanone durch den anderen Ring an der Laffete, und durch die andere Schleife an dem Brustfeile laͤuft, und vorne wieder an einem Augenbolzen befestigt ist an der anderen Seite des Schießloches. g, ein Augenbolzen, in welchen das Seil, h, Fig. 29, 30, 31, 32, eingehaͤkelt ist, welches um die Achse, i, laͤuft, Fig. 30, 31, 32. Die Achse ist an beiden Enden gezaͤhnt, wie Fig. 33. noch deutlicher zeigt. ll, in Fig. 33. sind zwei Triebstoͤke auf der Achse, m, die in die Zaͤhne der Achse, i, eingreifen, und mittelst eines Mannes oder zweier an den Kurbeln, nn, Fig. 29 und 33, und 32, das Seil, h, aufwinden, und so vor das Schießloch bringen. Nachdem dieß geschehen ist, wird die Achse, m, dadurch außer Umtrieb gebracht, daß sie von dem Boden des gekruͤmmten Loches, m, in Fig. 2931. auf das obere Ende desselben gehoben wird, und die Kurbeln abgenommen werden. Wenn die Kanone festgestellt ist, windet sie bei ihrem Zuruͤklaufen das Seil, i, ab, und wird endlich durch den Widerstand der Zaͤumung aufgehalten. Dann werden die Kurbeln wieder auf die Achse, m, aufgesezt, und diese in Umtrieb gebracht, um die Kanone, sobald sie geladen ist, wieder vor das Schießloch zu stellen. Fig. 34. ist ein mit einem Gelenke versehener Wischer, aus Holz oder Eisen, der auch hohl seyn kann. Die Enden, o und q, koͤnnen abgeschraubt, und die Schraube, t, wie auch die Ladschaufel, p, dafuͤr aufgeschraubt werden.

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